Skiurlaub in Ischgl: Die Russen kommen!

Ich habe da ein ganz bestimmtes Bild im Kopf, wenn es um Russen und vor allem auch um russische Frauen geht. Vor allem, wenn wir von einer gewissen sozialen Schicht sprechen, der man den Reichtum schon von weitem ansieht. Keine Frage: Der Russe und die Russin zeigt, dass sie reich ist und betont dies schon mal mit teurem Schmuck, Pelzmäntel & Co. Und im Winter geht es natürlich nicht irgendwo hin, sondern bevorzugt in die Hot-Spots der Alpen, wie zum Beispiel Ischgl.

Interessant dabei ist: Eigentlich ist protzen und Reichtum zeigen ja out. Zumindest im Westen und bei den meisten Leuten. Die reichsten Männer der Welt zeigen sich bewusst schlecht oder zumindest nachlässig gekleidet. Ganz so, als könnten sie sich keine besseren Klamotten leisten. Auch ostentativ zur Schau gestellter Schmuck oder teure Uhren sind eigentlich fast kein Thema mehr. Wenn dann gilt es, sich in Understatement zu üben und vielleicht mal in einem Nebensatz fallen zu lassen, dass man diese oder jene Marke bei der Kleidung bevorzugt.

Besonders betonen und damit angeben ist aber etwas, das zumeist nicht ankommt. Die Oberschicht versteht sich ja ohnehin mit subtilen Codes. Das geschulte Auge weiß, dass der andere teure Kleidung trägt, die aber für den Laien gar nicht teuer oder gar exklusiv aussieht. Es ist ein in sich geschlossenes System, dem es eher darum geht, dass die Codes immanent erkannt werden. Weniger darum, sich mit Reichtum und protzigem Gehabe von den weniger betuchten abzuheben.

Bei Russen ist das, und bitte verzeiht mir mein etwas klischeehaftes Bild, etwas anders. Es geht eben bewusst darum zu zeigen, was man hat. Warum das so ist? Nun, ich habe eine Vermutung: In Russland ist man ja von der Monarchie in den Kommunismus übergegangen. Und erst dann seit einiger Zeit in die Phase des Kapitalismus. Die Russinnen und Russen hatten also gar nicht die Zeit sich mit den subtilen Codes und Feinheiten des Kapitalismus und des Reich-Seins zu beschäftigen.

Ischgl und die Russen: Das passt offenbar hervorragend zusammen…

Sie haben die Zeichen interpretiert, aber grobschlächtig, unsubtil und eben ganz so, wie es in Europa vor einiger Zeit auch noch üblich gewesen ist: Ostenstativ, protzig, selbstdarstellerisch. Reichtum eignet sich auch zur Differenzierung von anderen Leuten, die diesen Reichtum nicht erfahren haben. Russland ist ein Land der Ungleichheit und des sehr ungleich verteilten Reichtums. Diejenigen, die in den letzten Jahren zu Geld gekommen sind, zeigen es auch. Sie kleckern nicht, sie klotzen. Und Zurückhaltung in dieser Hinsicht ist ein komplexes Zeichensystem, das noch nicht alle Russinnen und Russen ausreichend beherrschen.

Folglich sind es auch die Luxushotels, die im Winter besonders gut von den Russen angenommen werden und die am wenigsten von Rubelabwertung und EU-Sanktionen betroffen sind. Die Russen kommen dennoch nach Ischgl und das nicht zu knapp. Und sie wissen, dass sie reich sind und verstehen es auch, ihr Geld auszugeben. Und ihren Reichtum nicht vor den anderen Gästen zu verbergen. In obigem Link wird ja auch thematisiert, dass auch im Jänner noch jede Mengen Russen gekommen sind. Vor allem in die „besseren“ Häuser, an denen ja Ischgl nun wirklich nicht arm ist. Luxus und Ischgl, das verträgt sich offensichtlich gut.

Ihr sagt, dass mein Text nur so vor Klischees strotzt? Und dass Russinnen und Russen, die Geld haben, eigentlich ganz anders sind? Mag sein. Denn auch ich komme ins Zweifeln, wenn die reichen Gäste in den Luxus-Häusern in Ischgl absteigen wie z.B. dem Trofana Royal. Das sind doch alles Orte, an denen nicht das Protzige zuhause ist, sondern auch das Feine und Subtile. Vor allem auch das gute Essen. Können Menschen, die in solchen Häusern ihren Urlaub in Ischgl verbringen wirklich das sein, was ich weiter oben ein wenig skizziert habe?

Oder haben die Russinnen und Russen in Ischgl auch schon verstanden, was man mit Geld sonst noch anfangen kann außer zu protzen? Haben sie es nicht doch verstanden, das gute Leben zu leben, es sich gut gehen lassen und ganz einfach auf Qualität zu setzen? Ein Luxushotel ist für mich immer ein System mit ganz vielen verschiedenen Zeichen. Ein gutes Luxushotel bietet Qualität, protzt aber nicht damit, dass es den einen oder anderen Euro kosten mag, dort abzusteigen.

Ich lasse mich also gerne eines Besseren belehren. Und werde es auch andenken, demnächst zu Feldstudien-Zwecken nach Ischgl zu fahren. Denn am besten überprüft man seine Bilder anhand der Realität. Und sieht sich dann bestätigt oder verwirft sie dann wieder.

Gerne dürft auch ihr mir auf die Sprünge helfen: Wie waren eure Erfahrungen mit Russen und Russinnen bisher? Wie nehmt ihr sie wahr, vor allem in alpinen Hot-Spots wie Ischgl & Co.?

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Von in Tirol