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Liebe Mitläufer und Spirituosen-Hipster: Hörts mir auf mit euren Trends!
Lieber Schreiber-Kollege: Kürzlich hast du dich ja ganz schön verstiegen. Ganz schön in die Nesseln gesetzt. Du wolltest vermutlich provozieren. Du hast aber letzten Endes nur deine Ahnungslosigkeit zur Schau gestellt als du den Tiroler Schnaps als „verstaubt“ und als ein Getränk für alte Männer, Schützen und Alkoholiker dargestellt hast. Du irrst dich nämlich ganz gewaltig! Kommen wir zuerst einmal zur Sache an sich, die du ja bei deinem Text geflissentlich völlig ausblendest: Zum Schnapsbrennen als jahrhundertelange Kulturtechnik. Vor allem bei den Bauernhöfen in Tirol wird das Schnapsbrennen seit Jahrhunderten gepflegt. Die „Geheimnisse“ und die Tricks und Kniffe werden von Generation zu Generation weitergegeben. Was früher eher Obstverwertung war ist heute Obstverfeinerung. Über die Jahrhunderte ist ein enorm wertvolles Wissen angewachsen. Die aktuelle Generation hat sich dabei stets darum bemüht, noch feiner, besser und differenzierter zu brennen. Die Technik hat sich entwickelt. Das Sortiment wurde stets erweitert. Die Aufmachung ist mittlerweile professionell, die Vermarktung braucht sich nicht hinter deinem so heiß geliebten Whisky oder Gin zu verstecken. Die Qualität ist meist sogar höher. Tiroler Schnaps: Da steckt das Wissen der Jahrhunderte drin! (Bild: Stiegenhaushof) Damit kommen wir zu des Pudels Kern. Du schreibst viel darüber, dass Schnaps in deinem Freundeskreis stets verpönt war. Dass man, wennschondennschon, zu Tequila oder Ramazotti griff. Das zeigt vor allem, dass du das Image über die Sache an sich stellst. Ausgang sollte die Qualität eines Produktes sein. Der Rest ist Marketing, Überredungskunst und Werbung. Du machst den Fehler, den viele junge Menschen machen: Sie lassen sich blenden. Von guten Erzählungen, von Mythen, von Halbwahrheiten und Marketingstricks. Solche Leute nennt man am besten Spirituosen-Hipster. Es geht ihnen primär darum, dass das jeweilige Getränk schwer angesagt ist, der richtige Markenname draufsteht und erst kürzlich diese super-coole Werbung im Fernsehen gelaufen ist. Tiroler Schnaps: Hier hat überhaupt niemand geschlafen! Es geht somit gar nicht darum, was cooler und lässiger ist. Es geht darum endlich zu bemerken, dass wir hier in Tirol eine uralte und bestens ausdifferenzierte Kulturtechnik haben, die wir leichtfertig aufgeben und bereitwilligen den Bach hinuntergehen lassen. Wegen den trendaffinen und völlig unreflektierten Spirituosen-Hipstern, die jedem Trend hinterherhecheln anstatt einen Blick auf das Eigene, auf die Heimat, auf die eigenen Wurzeln zu werfen. Beim Tiroler Schnaps weiß man noch, woher das Obst ist! (Bild: Kuenz-Naturbrennerei) Die Folgen sind fatal: Regionale Besonderheiten gehen verloren, wir wissen nicht mehr welche Früchte und/oder welche Zutaten in unseren Spirituosen landen. Denn statt danach zu fragen reden wir am liebsten darüber, wer den cooleren Werbespot hat und wer das bessere Logo auf die Flasche gepappt hat. Natürlich darf man die von dir angedeuteten Fragen stellen. Man sollte sie aber ins Positive kehren. Wie kann man dazu beitragen, dass der Tiroler Schnaps verstärkt auch von jungen Menschen wahrgenommen wird? Wie kann es endlich dazu kommen, dass auch die eigene Tradition und die heimische, unendlich wertvolle Kulturtechnik des Schnapsbrennens als ähnlich „cool“ und mythenumrankt wahrgenommen wird wie die von Gin oder Whiksy? Eine mögliche Antwort ist dabei leicht formuliert: Wir müssen uns erst einmal überhaupt neutral und vorurteilsfrei mit dem Tiroler Schnaps beschäftigen. Wir müssen endlich aufhören wie Lemmingen dem neusten Trend hinterher zu laufen und Schein über Sein und Stil über Substanz zu stellen. Es ist gut möglich, dass wir einen Tiroler Schnaps entdecken, der uns ernsthaft begeistert. Unser Blick auf das Eigene, auf unsre Heimat darf und soll kritisch sein. Er sollte sich aber nicht mit A-Priori-Urteilen begnügen. Nicht alles, was aus unserer Heimat kommt und mit Tradition und Kontinuität zu tun hat ist automatisch schlecht und abzulehnen. Im Gegenteil: Es ist gut möglich, dass wir einen Tiroler Schnaps entdecken, der uns ernsthaft begeistert. Bei dem wir wissen, dass die Früchte vor dem Hof direkt wachsen und wir mit dem Produzenten auf Du und Du sind. Das mag „uncool“ sein. Das ist aber ein Zukunftsprojekt. Dank unserer Coolness basteln wir fleißig an einer nivellierenden Globalisierung. Wir helfen fleißig dabei mit, dass kleine Produzenten von großen Konzernen ausgebootet werden. Es geht also nicht darum, das coolste und trendigste Getränk zu saufen. Es geht um unsere Zukunft. Wie soll diese aussehen? Gleich wie überall sonst auch? Wollen wir bald nicht mehr wissen, ob wir in den Bars in Tirol oder in London sind? Ich denke nicht. Mein Appell ist deutlich: Liebe Mitläufer und Spirituosen-Hipster: Trinkt mehr Tiroler Schnaps! Begebt euch zum Beispiel auf die Tiroler Schnapsroute, einem wunderbaren Projekt der Agrarmarketing Tirol. Er wird euch, wenn ihr erst einmal ehre Coolness ablegt, ganz famos schmecken. Und Schluck für Schluck tragt ihr dazu bei, dass es auch in Zukunft Tiroler Schnaps geben wird und die Besonderheiten im heiligen Land Tirol erhalten bleiben. Prost! Titelbild: (c) tirolwest.at
Ich esse, weil ich mich liebe
Die Schokokekse mit Schokoladenstücken, die Tiefkühlpizza mit doppeltem Boden, der Herrenkuchen mit neuer Rezeptur und, ja stimmt, die Wellness Flocken, die brauche ich auch noch. Die gäbe es auch in light. Zum Trinken? Da nehme ich den doppelten Liter Eistee. Für Zwischendurch? Der Fertigmilchreis. Drei davon. So kaufte ich früher ein. Die Zuckerbomben in ihren bunten Verpackungen lachten mir aus den Regalen im Supermarkt entgegen. Mit solidem Griff landeten sie in meinem Einkaufswagen, Kühlschrank und Körper. Woche für Woche. Warum wurde mir nach der Salamipizza schlecht? Zum Glück bin ich Sportler und merkte, dass Leistungsfähigkeit und Ernährung zusammenhängen. Ich fing an die Zutaten der industriell gefertigten Lebensmittel, die mein tägliches Brot waren, zu hinterfragen. Warum wurde mir nach der Salamipizza schlecht? Warum hatte ich nach dem Frühstücksmüsli einen unruhigen Magen? Ich entdeckte kreative Namen wie Maltodextrin, Dextrose und Aspartam: nur einige wenige versteckte Zucker und Süßungsmittel. Ich stellte meine Ernährung um und verzichtete sogar sechs Monate auf industriell gefertigten Zucker. Das Ergebnis: Minus zehn Kilo. Seither esse ich bewusst gesund und wann immer möglich Lebensmittel aus der Region. Warum ich Produkte aus meiner Heimat konsumiere? Warum ich Produkte aus meiner Heimat konsumiere? Würzige Käse in heimischer Qualität gibt es auch Weil es tatsächlich möglich ist. Bei uns gibt es hunderte von Unternehmen, die sprudelnde sprudelnde Limonaden, eingelegtes Gemüse, fruchtige Liköre, feine Pasteten, köstliche Knödel, würzige Käse und vieles mehr produzieren sowie verkaufen. Sie holen sowohl traditionelle als auch delikate Gaumenfreuden vor den Vorhang: nach handverlesenen Zutaten wie zu Omas Zeiten. Nur Regionales ist Wahres Ich mag es, wenn der saftige Apfel eine kleine Macke hat Ich bin, besonders bei Lebensmitteln, ein Fan von heimischer Produktion und guter Qualität. Ich mag es, wenn der saftige Apfel eine kleine Macke hat oder bei der Tomate an der Rispe Erde klebt. Ich will kein glattpoliertes, nach Schablone geformtes, hochgezüchtetes Obst und Gemüse, das aus überdimensionierten Plantagen jenseits meines Wohnortes stammt. Abgesehen vom Irrsinn des globalen Fußabdruckes exotisch produzierter heimischer Lebensmittel, trennt sich beim Geschmack die entfernte Spreu von unserem Weizen. Warum sind die Tiroler Haushalte voll mit heimischen Tiefkühlprodukten? Warum sind die Tiroler Haushalte voll mit heimischen Tiefkühlprodukten? Der Klassiker, besonders beliebt in studentischen und jungen Haushalten, die Tiefkühlpizza. Der Grund: weil es so praktisch ist und die Kochkünste durch mangelnde Praxis generell zurück gehen. Ich muss gestehen: Auch ich habe nicht immer die Zeit frisch zu kochen. Und Tiefkühlpizza für den einen oder anderen Abend, an dem es schnell gehen soll, finde ich akzeptabel. Die Frage ist: welche Tiefkühlpizza konsumieren? Wenn es doch schon hin und wieder sein muss, dann verzichte ich auf irgendwelche billig Import-Produkte und wähle lieber Regionalität. In meiner Recherche bin ich so auf Tiroler Hersteller für Tiefkühlprodukte gestoßen, die mich nun an stressigen Tagen also nicht nur mit Pizza, sondern auch mit Knödeln und Schlutzkrapfen in gewohnt guter Qualität versorgen. [gallery link="file" columns="2" size="medium" ids="16943,16919"] Die Plastikfolie kommt nicht auf den Tisch In Plastik eingepackte Produkte brauche ich nicht. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Saftige Almwiesen, fruchtbare Felder, grüne Hänge, klare Bäche. Die heimische Umwelt liegt uns zu Füßen. In ihr entsteht und wächst das Leben. Ich trinke frisches Quellwasser, brocke Himbeeren, trinke Heumilch. All das und viel mehr schenkt mir meine Umgebung in ihrer natürlichsten Form. Oft höre ich, dass es bei uns ja wirklich überall schön ist. Damit es so bleibt, leiste ich in meinem kleinen Mikrokosmos einen Beitrag und konsumiere Lebensmittel aus der Region, nichts, das in Plastikfolie eingepackt ist. Für mich fühlt es sich richtig gut an. Noch besser fühlt es sich an, weil ich weiß, dass andere auch so drauf sind wie ich. Warum sind die Ballaststoffe im heimischen Frühstücksmüsli besonders gesund? Warum sind die Ballaststoffe im heimischen Frühstücksmüsli besonders gesund? Weil die Ballaststoffe frei von Ballast in Form von Umweltgiften sind. Die Zutaten für das Müsli werden alle in Tirol verarbeitet. In der Herstellung wird ein Urkorn von heimischen Feldern verwendet, gleichsam Gluten arm und proteinreich. Mein Körper freut sich und startet vital in den Tag. Qualität zahlt sich eben aus. Warum gibt es in Tirol keine E-LKWs? Warum gibt es in Tirol keine E-LKWs? Weil es bei uns weder E-LKWs noch LKW braucht. Denn Produkte können bei uns im Umkreis gekauft werden: entweder direkt beim Erzeuger oder beim Laden um die Ecke. Heimische Produkte rollen nicht weite Strecken über Autobahnen und Landstraßen. Diese Frische sieht, riecht und schmeckt man. Leben wie in China? Habe ich Angst vor der Globalisierung? Nein, denn wir leben nun mal in einer globalen, vernetzten Welt. Vernichtet die Globalisierung Arbeitsplätze hier bei uns? Nein! Auch nicht, denn gerade der freie Handel schafft in unserer Exportökonomie Jobs. Im Sinne einer nachhaltigen Denke, bin ich aber auch ein Fan von regionaler Wertschöpfung: Lebensmittel dort konsumieren, wo sie produziert werden. Damit bleiben die Kreisläufe in Bewegung und Arbeitsplätze werden vor Ort geschaffen. Warum macht heimischer Wein keine Kopfschmerzen? Warum macht heimischer Wein keine Kopfschmerzen? Weil die Weinpioniere in Tirol mit ihrem Idealismus für Weinproduktion Arbeitsplätze schaffen. Dass die Weine nebenbei auch unter den Österreichischen Qualitätsweinen zu finden sind, ist dem Zusammenspiel von Boden, Hangneigung, Höhenlage, Sonnenausrichtung, Sonnenscheindauer und Durchschnittstemperatur geschuldet. Derzeit sind circa 50 leidenschaftliche heimische Winzer tätig. Sie erschließen damit einen Markt, der wiederum regionale Arbeitsplätze schafft. Warum spritzt man Schnaps nicht mit Cola auf? Warum spritzt man Schnaps nicht mit Cola auf? Weil sich das niemand traut. Zu herausragend ist die Qualität des heimischen Schnaps: von Meisterwurz über Krautinger und Enzian bis hin zu Pregler. Tirol hat eine großartige Tradition in der Herstellung von hochwertigen Edelbränden. Das beweisen die zahlreichen nationalen und internationalen Prämierungen der Tiroler Brenner. Die heimische Destillierkunst ist ein Kulturgut, das unterstreichen die über 4000 Brennlizenzen in Tirol. Ich esse, weil ich mich liebe Du bist, was du isst. So sagt man. Ja es stimmt. Ich bin, was ich esse. Vor allem bestimme ich selbst, was ich esse und was nicht. Ich habe das Privileg zu bestimmen, was ich esse, weil die Auswahl an verfügbaren Lebensmittel in unseren Breitengraden schier unbegrenzt ist. Umso entscheidender ist aber, dass ich auch die Qualität der Nahrung, die in meinem Körper gelangt, bestimmen kann. Ich kann den industriell produzierten Lebensmitteln den Rücken kehren und heimische Produkte konsumieren. Da weiß ich, welche Zutaten drin sind und wie sie hergestellt werden. Davon kann ich mich persönlich bei den Produktveredlern überzeugen. Über hunderte heimische Unternehmen bieten quasi Nahrung zum Anfassen mit allen ihren Vorteilen: mehr Wohlfühlfaktor geht nicht.
Edelbrände aus Tirol: Warum wir diese Tradition unbedingt erhalten müssen!
Am Anfang war der Schnaps. In Tirol brannte Gott und die Welt Schnäpse. Vornehmlich um minderwertiges Obst loszuwerden. Das hat sich die letzten Jahrzehnte entscheidend geändert. Im Heute wird nur mehr das beste Obst gebrannt. Schnäpse heißen jetzt Edelbrände. Damit wurde in Tirol eine Qualitätsoffensive gesetzt, die um jeden Preis erhalten werden muss. Heute wird nur mehr das beste Obst gebrannt Dazu muss etwas vorausgeschickt werden: Wenn wir von einem Edelbrand reden, dann reden wir in Tirol nicht von einem Marketing-Gag. Und schon gar nicht davon, dass über Nacht beschlossen wurde, statt von Schnäpsen von Edelbränden zu sprechen. Es verhält sich genau umgekehrt: Weil die Edelbrände aus Tirol nur mehr wenig mit der uneinheitlichen und teils qualitativ nicht gerade berauschenden Praxis des Schnapsbrennens zu tun hatte, musste eine neue Bezeichnung her. Seither steht der Begriff „Edelbrand“ dafür, dass die Edelbrände ohne Zucker und künstliche Aromen auskommen und zu 100 % aus Obstmaische gebrannt werden. Edelbrände aus Tirol: Qualität Hoch Drei! Die Qualität der Tiroler Edelbrände spricht für sich. Weltweit gesehen ist der Markt für Edelbrände aus Obst eine Mini-Nische. In Tirol wird diese aber, zu Recht, hochgehalten. Warum sollten wir nicht in veredelter Form das trinken, was rund um uns herum wächst? Wir bekommen quasi in destillierter und somit komprimierter Form Obst in unser Glas. Wir schmecken sozusagen das, was Tirol so ausmacht. Eine wunderschöne Sache und ein Musterbeispiel, wie Regionalität auf der Qualitätsebene zu verstehen ist. https://www.youtube.com/watch?v=-pItE49-G3Y Die Qualität ist auch dadurch bedingt, dass hier, der Tradition und den zum Teil ellenlangen Familiengeschichten sei Dank, nicht jedem Trend hinterher gehechelt wird. Statt oberflächlichem Zeitgeist regieren hier die Beständigkeit und das Handwerk. Um das zu belegen muss man sich, die Auswahl erfolgte nach persönlicher Präferenz, einige dieser Betriebe ansehen, aus deren Schnapskesseln feinste Edelbrände aus Tirol kommen. Edelbrände aus Tirol: Diese Brennereien müsst ihr kennen! Eine lange Familiengeschichte hat die Familie Kuenz aus Dölsach in Osttirol vorzuweisen. Seit über 450 Jahren steht der Hof bereits im Besitz der Familie. Das macht ihn zum Erbhof. Bereits Maria Theresia verlieh den damaligen Besitzern das Brennrecht. Hermann und Martina Kuenz sind die 11. Generationen hier am Hof. Unter ihrer Hand haben sich die Obstanlagen rings um den Hof gehörig erweitert. Auch das Sortiment hat sich deutlich vergrößert. Stolze 38 Edelbrände sind erhältlich. Das Sortiment der "Naturbrennerei Kuenz" wurde über die Jahre konstant erweitert (Bild: www.kuenz-schnaps.at) Aushängeschild ist der Pregler. Dabei handelt es sich um einen hochwertigen Obst-Edelbrand, in den verschiedene Birnen und Äpfel kommen. Mittlerweile ist der Pregler, nicht nur aus dem Hause Kuenz, so etwas wie der offizielle Repräsentant, wenn es um Edelbrand-Kultur in und aus Osttirol geht. Geschmacklich differenziert und reichhaltig ist dieser Edelbrand so weit entfernt von dem Fusel, den man leider noch zum Teil auf der einen oder anderen Skihütte in Tirol vorgesetzt bekommt, wie nur irgendwie möglich. Doch nicht nur in Osttirol, sondern auch im ebenso schönen Zillertal werden hochwertige Edelbrände aus Tirol gebrannt. Allem voran möchte ich hier den „Stiegenhaushof“ in Schwendau bei Mayrhofen nennen. Sieht man sich die Schaubrennerei an, dann kommen einem schnell drei Worte in den Sinn: Echt, authentisch, hochwertig und bodenständig. Hier wurde nicht aus einem Zeitgeistdenken auf hochwertige Edelbrände gesetzt, sondern aus der Tradition heraus. Edelbrände vom "Stiegenhaushof": Tradition trifft Gegenwart (Bild: Markus Stegmayr) Kein Wunder, denn auch hier haben wir es mit einem Hof zu tun, dem schon im 18. Jahrhundert das Maria Theresianische Brennrecht verliehen wurde. Damit wurde die gute, alte Kulturtechnik des Schnapsbrennens über die Generationen weitergegeben. Martin Fankhauser und seine Frau Kathrin wissen somit bestens, was sie tun. Man hat es außerdem nicht verabsäumt, die Qualität über die Jahrzehnte sogar noch sukzessive zu erhöhen und das Sortiment konstant zu erweitern. In der Tradition verhaftet zu sein bedeutet nämlich keineswegs, nur an der vermeintlich guten alten Zeit festzuhalten, sondern sich auch mit den Qualitätsstandards im Hier und Jetzt auseinanderzusetzen. Auch hier wird auf Zuckerzusatz und Aromastoffe bei den Edelbränden absolut verzichtet. Ein Blick ins Tiroler Oberland, nach Rietz, legt offen was die Edelbrände aus Tirol so besonders macht: Die Qualität des Obstes und der Früchte! Hier ist Nomen jedenfalls Omen: Auch in „Mair´s Beergarten“ bekommt man hervorragende Edelbrände. Hergestellt, no na net, aus den hauseigenen Früchten. Das heißt natürlich auch, dass sich der Fokus ein wenig verschiebt und man Edelbrände bekommt, die sonst schwer zu haben sind. Heidelbeere und Johannisbeere stehen am Programm. Auf die obligatorische Marille und diverse Apfel-Edelbrände muss man zum Glück dennoch nicht verzichten. Hochdekoriert: Die Edelbrennerei Franz Kostenzer am Achensee (Bild: www.schnaps-achensee.at) Ebenso hochdekoriert in Sachen Auszeichnungen wie die hier genannten Brenner-Kollegen ist die Edelbrennerei Franz Kostenzer. Gelegen im schönen Maurach am Achensee wird dort ebenfalls auf Edelbrände und höchstes Niveau gesetzt. Ein Dogma findet sich auch am Achensee wieder: 100 % Fruchtdestillat-Anteil. Keine zusätzlichen Aromastoffe. Die Aromen werden rein aus Gärung gewonnen. Die Frucht ist genug. Das reicht auch, denn wenn die verwendeten Früchte hochwertig sind ist es schon erstaunlich, was geschmacklich und olfaktorisch so alles möglich ist. Die Steinobst- und Kernobstbrände gehören zum qualitativ Besten, was es in Tirol so gibt. Eines ist also klar: Wir haben hier einen echten Kulinarik-Schatz in Tirol, der sich in dieser Form weltweit sonst nicht finden lässt. Nichts gegen den Zeitgeist. Nichts gegen Gin & Co. Auch hier lässt sich mit Qualität und Handwerk viel Gutes erzeugen. Aber vergessen wir nicht auf unsere Edelbrände aus Tirol, die mit bestem und handverlesenem Obst in aufwändigen Brennverfahren erzeugt werden! Ein wesentlicher Teil unserer kulturellen Identität würden fehlen, wenn es diese nicht mehr gäbe. Titelbild: www.kuenz-schnaps.at
Tourismus in Innsbruck: kein Zwischenstopp!!
Man sieht im Sommer jeden Tag hunderte Touristen, die durch die Maria-Theresien Straße laufen oder sich vor dem Goldenen Dachl fotografieren. Diese Touristen düsen auch noch zum Swarovski-Shop in Wattens und danach heißt es ab nach Italien oder in die Schweiz. Drei indische Freunde von mir wollten seit Ewigkeiten nach Innsbruck kommen. Wir haben ausgemacht, dass sie Privat kommen, in Innsbruck für fünf Nächte bleiben und danach können sie fahren, wohin sie noch wollen. Kein indisches Essen Wir haben uns hausgemachte Käsespätzle gegönnt Endlich war der Tag da und meine Freunde Varun, Nitin und Sumeet sind in Innsbruck angekommen. Wir hatten alle Hunger, ich habe ihnen aber gleich gesagt, dass es die nächsten fünf Tage kein indisches Essen geben wird, sondern tirolerisch gegessen wird! Ich habe sie zum Stiftskeller (eines der besten und traditionellen Restaurants Innsbrucks) gebracht und wir haben uns hausgemachte Käsespätzle gegönnt. Sie waren sehr begeistert vom Essen. Daher haben wir vereinbart, dass wir nun jeden Tag im Stiftskeller essen und andere köstlichen tirolerischen bzw. österreichischen Gerichte ausprobieren werden. Die Innsbruck Card Am nächsten Tag holte ich sie ab und wir sind direkt zur Innsbruck- Information gegangen. Wir haben uns die Innsbruck Card für 48 Stunden geholt.Man spart wirklich viel Geld mit dieser Karte. Natürlich haben wir Fotos vor dem Goldenen Dachl gemacht. Das gehört dazu! Wir haben unseren Tag mit dem Besuch in der Hofburg begonnen. Danach haben wir eine Runde zu Fuß durch die Altstadt spaziert. Natürlich haben wir Fotos vor dem Goldenen Dachl gemacht. Das gehört dazu! Die öffentlichen Verkehrsmittel sind bei dieser Karte auch dabei, weshalb wir einfach so mit der Straßenbahn herumgefahren sind, um uns einen Überblick zu verschaffen (zudem sind solche Straßenbahnen in Indien nicht so häufig zu finden und meine Freunde fanden es total cool). Da das Wetter wirklich super war, haben wir beschlossen, als nächstes auf die Nordkette zu fahren. Die Aussicht von Oben war herausragend. Am Abend waren wir alle fix und fertig, daher ging es früh ins Bett. Am nächsten Tag haben wir uns wieder um 9 Uhr getroffen, aber wir konnten uns leider nicht einigen, was wir machen sollten. Auf einmal hat Varun uns gefragt - “Wie wäre es mit etwas Abenteuerlichen?” Wir alle haben seinen Vorschlag spannend gefunden und waren bereit für diese Idee. Aber was sollten wir machen? Die Innsbruck Card hatte die Antwort, denn man bekommt -15% bei der AREA 47! Wir haben unsere Turnschuhe und Badehose eingepackt und uns auf den Weg in die AREA 47 gemacht. Die AREA 47 Das erste Wort, das uns nach unserer Ankunft in AREA 47 in den Sinn gekommen ist, war Wow! Wir waren jetzt echt aufgeregt, aber wir wussten nicht, welche Erlebnisse uns erwarteten. Nach einer langen Diskussion, haben wir uns für drei Abenteuer entschieden- Flying Fox, Hochseilgarten und slip and slide. Hochseilgarten [metaslider id=16802] Slip and Slide [metaslider id=16794] Innerhalb von ein paar Sekunden war ich zuerst in der Luft und gleich wieder im Wasser. Dieses Gefühl war eine Mischung aus Überwindung und Spaß. Wir haben diese Rutsche mehrmals gemacht und bei jedem Mal hat es mehr Spaß gemacht. Flying Fox Der Weg zum Flying Fox war selbst ein Abenteuer - die schmale und wackelnde Brücke war alleine schon eine Herausforderung. Als wir mit dem Flying Fox über das AREA 47- Areal geflogen sind, war es ein unbeschreibliches Gefühl. Es war ein Tag, den wir nie in unserem Leben vergessen werden! Einkaufen Meine Freunde wollten am nächsten Tag noch einkaufen gehen. Ich habe sie zum Kaufhaus Tyrol gebracht. Das Kaufhaus Tyrol bietet eine große Auswahl an Geschäfte und jeder geht Zufrieden nach Hause. Dort haben sie Geschenke für ihre Verwandten gekauft Touristen sollten länger als einen Tag in Innsbruck bleiben. Innsbruck ist keine Stadt für einen Tag! Meine Freunde waren auch dieser Meinung, dass die Touristen länger als einen Tag in Innsbruck bleiben sollten. Sie sind jetzt zurück in Indien, aber sie kommen wieder, denn es gibt noch vieles Schönes in Tirol zu sehen! Leider ist Innsbruck für viele Touristenbusse nur ein Zwischenstopp. Wenn sie mehrere Tage in Innsbruck bleiben würden, würden auch mehrere Nächte im Hotel gebucht werden - die Wirtschaft profitiert davon! Die Innsbruck Cardist natürlich nicht nur für die Touristen gedacht. Auch Einheimische sollten sie für sich nutzen. Es gibt wirklich viele Angebote. Erkläre deinen Verwandten oder Freunde im Ausland, dass sie nie für nur einen Tag nach Innsbruck kommen sollten, denn sie würden Vieles verpassen! Man kann von Innsbruck aus viele schöne Orte und Sehenswürdigkeiten innerhalb von einer halber Stunde oder noch ein bisschen länger erreichen - und die Berglandschaft ist ein Traum!
Killerkühe haben keine Chance- Almranger schützen die Bevölkerung
(Achtung! Dieser Artikel ist ein Spaß) "Zwei Tote in zwei Tagen: Killerkühe in Österreich", "Stier spießt Bauer auf" und "700-Kilo-Kühe trampeln Urlauberin tot", so lauteten die Horror-News, die mittlerweile regelmäßig durch die Medien gehen. Auf den Bergen ist es nicht mehr sicher. Seit Jahren schon nicht mehr. Dies ist nicht nur eine Gefahr für die Menschen, sondern für den gesamten Tourismus. Doch die Lösung ist nahe. In diesem Jahr gibt es in Tirol Bergen erstmals extra ausgebildete, dschungel- und savannengeprüfte Ranger, die die Urlauber schützen sollen. Tirol wehrt sich. Endlich. Großer Imageschaden für Tirol Die Mutterkuhhaltung und die (naiv gedachten) Freilauf-Gehege für Kühe haben dazu geführt: Es gibt immer mehr Tote durch Kühe. Auf den schönen Bergen Tirols ist man nicht mehr sicher. Während es früher kaum etwas Schöneres gab, als auf den Berg zu gehen, die Höhenluft und die Sonne zu genießen, wird eine solche Wanderung heute schnell zum Alptraum. Nach den Horrormeldungen von wild gewordenen, mörderischen Kühen, haben in den vergangenen Jahren tausende Urlauber ihre Buchungen wieder storniert und sind lieber ans Meer, als in die Berge gefahren. Neben dem Imageschaden, entstand dadurch auch ein erheblicher volkswirtschaftlicher Schaden. Dem will man nun entgegenwirken. Wegen den wilden Kühen sind schöne Wanderungen heute zum Alptraum geworden Taskforce "Aggro-Kühe" "Wir haben aus der Vergangenheit gelernt und entsprechend reagiert. Leider hat die Politik hier lange nur tatenlos zugeschaut und unser Flehen missachtet. Doch nun sind wir gut aufgestellt. Insgesamt werden in diesem Sommer 50 Ranger der Taskforce "Aggro Kühe" im Einsatz sein und die Gäste sicher durch die Berge führen", erklärt Andreas Ofer, Obmann des Vereins Sichere Berge für Tirol und seine Freunde. Die 49 jungen Männer und die eine Frau wurden dabei nicht nur von Tiroler Jägern und Schützen fachlich bestens geschult. Auch zwei Wildlife-Trainingslager in der afrikanischen Savanne und im südamerikanischen Urwald mussten von den zukünftigen Rangern absolviert werden. https://www.youtube.com/watch?v=uBftFjh9DiU Ausbildung in Afrika und Südamerika "Uns war besonders wichtig, dass die Ranger nicht nur inhaltlich gut aufgestellt sind, sondern, dass sie ihr Können in der Praxis lernen und umsetzten können. Besonders freut uns der rege Austausch mit unseren afrikanischen und südamerikanischen Kollegen, die uns in diesem Sommer auch besuchen werden. Der Wissensausstausch über den Umgang mit gefährlichen wilden Tieren steht dabei im Vordergrund", so Ofer. Auf die kommenden Ranger-Generationen wartet zusätzlich noch ein Höhentrainingslager im Himalaja. Angeblich nutzen Älpler spezielles schwarzes Lammfell zum Abschrecken der Kühe. Verhandlungen über die Finanzierung und die nötigen Visa stehen noch aus. Alm-Safaris als lukrative Einnahmequelle Der Umgang mit gefährlichen wilden Tieren steht im Vordergrund Tiroler UND Touristen können nun also aufatmen. Endlich hat die Politik reagiert und stellt den Touristikern 50 hochqualifizierte, bestens ausgebildete Ranger zur Verfügung. Diese werden einerseits regelmäßig auf den beliebtesten Wanderrouten und Hotspots patrouillieren, um den Killerkühen Herr zu werden, aber auch extra gebuchte Touren begleiten. Bei den "Alm-Safaris" kommen mutige Wanderer richtig nahe an die Mutterkühe und ihre Kälber heran. Jedoch immer unter dem schützenden Auge der Tiroler Almranger. Die ersten Buchungen sind bereits eingetroffen. Nicht auszuschließen, dass daraus ein eigener, lukrativer Tourismuszweig entsteht. Den Alm-Rangern sei Dank. Dieser Artikel ist ein Spaß ;) Danke an Johanna Falkner für das Video!
Sportartikel: online oder offline kaufen?
Mein Verschleiß ist hoch – an Tennisschuhen. Je nach Trainingsintensität und Tennisliga-Einsätzen brauche ich circa drei neue Paare pro Jahr. Ich lebe in Innsbruck, der Sporthauptstadt Österreichs, dem gefühlten Olymp des Sporthandels. Werde ich hier Tennisschuhe finden? Online ist schon da und Multichannel kommt Wo gibt's ein passendes Fahrrad? Ich klappere sie ab, die Goliaths des Sporthandels in Innsbruck und antworte: „Nein.“ So kurz und prägnant verläuft meine stationäre Odyssee nicht. Doch Tennisschuhe meiner Marke finde ich in keinem Sportgeschäft. Daher bestelle ich online bei unserem Nachbarn, dem Nischenprofi von tennis-point.de zu fairem Preis, bei schneller Lieferung. Das taugt mir. Meine Freundin Michaela ärgert sich. Ihr Rad ist weg: offenbar gestohlen. Gerade recherchiert sie im Internet nach einem Drahtesel, der zu ihr passt. Damit ist sie nicht allein. Denn laut Gallup Branchenmonitor 2015 liegt im Sporthandel der Anteil der Online Käufer bei sieben Prozent. Tendenz steigend. Michaela landet in der Welt von Hervis Sports Multichannel, nennt Österreichs größter Sportfachhändler seine innovative Strategie: Und die Verknüpfung von Online mit Offline funktioniert. Michaela entscheidet sich für 21 Gänge und die Farbe Weiß. Drei Tage später holt sie ihr City Bike in der Hervis Filiale vor Ort ab und ist glücklich. Der Laden ums Eck – der David kann viel Ich mag den stationären Handel, den kleinen und feinen Händler ums Eck. Beim Laufen gibt mir das Fachgeschäft Rückenwind seinen Namen. Dort komme ich hinein, gehe aufs Laufband, spreche über meine Ambitionen, die zwischen Joggen und leichten Trails liegen, und trage 20 Minuten später meine neuen Lieblingsschuhe zu Füßen. Warum? Dank Videoanalyse meines Laufstils am Laufband empfehlt mir der Verkäufer, selbst Läufer, einen neutralen Laufschuh. Seither läuft es beim Laufen. Wenn's beim laufen läuft ... Mein Freund Richard kauft nie die Katze im Sack. Er ist der haptische Typ. Er will seine potentielle Sportausrüstung angreifen und probieren. Da haben sich Sport Bartl und er gefunden. Nach sportlichen Gesprächen auf hohem Niveau entscheidet sich Richard für einen breiten Tourenschi mit flacher Schaufel: Der nächste Pulverschnee kommt. Bei der Bindung bevorzugt er die leistungsstarke Allrounderin. Das Skibootfitting macht Richard und seinen Knicksenkfüßen richtig Spaß. Die Tourenschuhe mit vier Schnallen sind der neoorange Hingucker und mit den thermodynamisch angepassten Innenschuhen steht einem 24 Stunden Rennen auf das Hoadl-Haus in der Axamer Lizum nichts mehr im Wege. Plötzlich versagen meine Scheibenbremsen auf der Innsbrucker Unibrücke. Spontan gehen meine Mountainbiker-Montur, mein Bike und ich ins Sport Spezial, denn ein Radler auf der Höttinger Alm wartet schon. Es ist kurz vor Ladenschluss. Trotzdem tauscht der freundliche Mechaniker meine Bremsbacken in null Komma nix. Ich darf sogar beim Reparieren zuschauen und lernen. Seitdem wechsle ich diese Verschleißteile selbst. Was machen die Goliaths? Die Goliaths fahren auf mit Riesen Sortiment. Beim Schlendern durch die Sporttempel finde ich oft gute Angebote. Von Sportsocken im Multipack über einen zusammenklappbaren Camping-Gasherd mit zwei Platten bis hin zu einem Alpinhelm im Winter-Sale. Ob der großen Verkaufsfläche schreiben sie hier Beratung klein. Erst an der Kassa spricht das Verkaufspersonal. Wenn ich in den Warenbergen Qualität finde, dann brauche ich viel Muße beim Suchen und Glück, dass die eigenen Größen noch da sind. Die Ausnahmen unter den Goliaths bilden bekannte Marken mit Ihren David Niederlassungen. Mein robustes drei Saisonen Zelt finde ich beim North Face Store in Innsbruck: ein Leichtgewicht für anspruchsvolle Übernachtungen in Frühling, Sommer und Herbst. Ebenso leicht demonstriert mir der Verkäufer live im Shop Auf- und Abbau. Da im Lieferumfang Heringe fehlen, erhalte ich beim nächsten Besuch zehn Carbon-Heringe gratis: noch Fragen? Gute Ausrüstung ist die halbe Miete In Guatemala besteige ich den Acatenango, einen inaktiven Vulkan. Aktiv und sicher bewegen sich meine Bergschuhe vom Sportler mit mir zwischen Vulkanasche über Stock und Stein. Serienmäßig neben der Vielzahl an Top Marken leben beim Sportler kompetente Experten ihres Sportfachs. Ein Einkauf hier ist wie ein Schnellseminar der Lieblingssportart: auch diesmal. Wenn ich jetzt auf den Berg gehe, binde ich meine Schuhe so wie der Verkäufer seine bindet: Blutstau exklusive. Fazit Wer auf Qualität und gute Beratung steht, der besucht das kleine aber feine Sportfachgeschäft ums Eck. Meistens kennt dort einer einen, den einer kennt. Dann bekommt man neben einem super Produkt auch noch einen Rabatt. Wer seine Lieblingsmarke hat, wie beispielsweise Tennisschuhe, die immer passen, und einen Online Händler, der verlässlich liefert, dann empfehle ich, dort Kunde zu bleiben: getreu dem Motto: Never change a running system. Wer auf viel Auswahl steht und gerne Schnäppchen jagt, der wird auch bei größeren Anbietern glücklich. Die Zukunft des Sporthandels sind hybride Konzepte, die Online und Offline miteinander verknüpfen. Ich bestelle meinen Artikel günstig online und erlebe ihn offline in der Filiale. Wenn er mir nicht gefällt, dann kaufe ich ihn nicht und spare mir den Aufwand des Zurücksendens. Danke für den Text an Hartmut Müller.
Die Top 7 Skigebiete Österreichs: Was Skifans nicht verpassen sollten!
In Österreich ist die Winterzeit die beste Jahreszeit überhaupt. Kein Wunder, da mit der Kälte der Hauptfokus auf Sport und weitere Winteraktivitäten gesetzt wird. Die Freizeit-Möglichkeiten sind unendlich. Mit so vielen Angeboten kann es auch passieren, dass man den Überblick verliert. Wir helfen Ihnen dabei, Ihren perfekten Urlaub zu gestalten! Wo kann man am besten Skiurlaub in Österreich machen, wenn man noch nicht so oft in der Alpenrepublik gewesen ist? Skirennen, Snowboard-Contests, Langlauf-Wettbewerbe, Skitouren … Statt sich vom Reisebüro beraten lassen, folgen Sie lieber dem Rat derjenigen, die sich gut mit den Skigebieten in Österreich auskennen! Hier finden Sie unsere Auswahl. 1. Skigebiet Obertauern (Salzburg) In Obertauern ist das „weißes Gold“ von November bis Mai garantiert Nach dem Motto „Wo der Schnee zu Hause ist“ garantiert Obertauern „weißes Gold“ von November bis Mai. Auf ca. 1.700 Höhenmetern gelegen, verspricht der Salzburger Skiort den Gästen ein perfektes Urlaubserlebnis. Obertauern ist DER Ort für Wintersport-Fanatiker: Skifahren und Snowboarden auf über 100 Pistenkilometer, Langlaufen, Rodeln, Schneeschuhwandern oder modernere Sportrichtungen wie Snowkiten - Alles findet sein Platz in diesem Bergparadies. Wer Party sucht, ist hier ebenfalls richtig, denn das Nachtleben Obertauerns ist genauso berühmt wir das Skigebiet: die Après-Ski Meile verfügt über 25 Hütten und damit ist der Spaß beim Einkehren gewährleistet. Unterkunftsmöglichkeiten gibt es sehr viele: hier findet ihr einen Überblick. 2. Skigebiet Silvretta Arena Ischgl-Samnaun (Tirol) Eines der Highlights in Ischgl sind die schnellen Bergbahnen und Liftanlagen. Die Sesselbahnen sind hochmodern und es gibt sogar eine Seilbahn mit Doppelstockkabinen – Dank der brandneuen Technik muss man keine Wartezeiten in den Anlagen in Anspruch nehmen. Die Skigebiete verfügen über 200 Pistenkilometer, also gibt es Platz sowohl für Anfänger als auch für Profis – inklusive Freerider! Zudem ist der Skiort Ischgl zum Lifesyle-Ort in den Alpen geworden und dort sammeln sich einige der besten Skihotels Österreichs, wie z.B. das 5* Sterne Superior Trofana Royal. Party, Glamour und Style sind Teil des Alltages – vielleicht nicht für jedes Budget geeignet, aber, wenn man es sich leisten kann, muss man das unbedingt gesehen haben! 3. SkiWelt Wilder Kaiser/Brixental (Tirol) Einer der größten Skigebiete Österreichs, mitten in den Alpen und mit einem Panoramaausblick von ca. 70 Dreitausendern. Mehr als 280 Pistenkilometer, 90 Skilifte und über 70 Restaurants und Hütten, die die wildesten Partys und die leckersten Schmankerln garantieren. In der SkiWelt Wilder Kaiser befinden sich 4 Funparks und beleuchtete Rodelbahnen für Nachtrodler. Skifahrer werden das Nachtwedeln ebenfalls genießen. Dieses Skigebiet ist nah an München (ca. 1 Stunde Autofahrt entfernt) und verfügt über mehrere charmante Orte, in denen man überachten kann, wie z.B. Scheffau oder Brixen im Thale. Der Ort Scheffau am Wilden Kaiser bietet Entspannung nach dem Sport an - zauberhaft! 4. Skigebiet Sölden (Tirol) Drei Dreitausender, zwei Gletscher, internationales Publikum: Welcome to Sölden! Viele Events und Veranstaltungen machen aus dem Ort ein Genuss für die Wintersportler. Von Oktober bis Mai ist der Powderspaß zwischen 1.350 und 3.340 m in Sölden garantiert, insbesondere in den Gletschergebieten Rettenbach- und Tiefenbachgletscher. Hier findet man außerdem die längste Skiabfahrt mit 15 km und 2.000 Höhenmeterunterschied: von der BIG3-Plattform „Schwarze Schneide“ bis runter zum Tal. Außer unzählige Unterkunftsmöglichkeiten finden die Urlauber top Ski-Leih Geschäfte für die beste Sportausstattung. 5. Region Osttirol (Tirol) In Osttirol ist man abseits des Massentourismus und mitten in der Natur Osttirol ist nicht nur ein Naturpark, sondern es verfügt über 1.500 Quadratkilometer mit 266 Dreitausendern – darunter der Großglockner und der Großvenediger. Diese urige Region ist perfekt für diejenigen, die es etwas ruhiger mögen, statt „Mainstream-Winterurlaub“ mit tausenden von Touristen zu machen. Insgesamt gibt es in Osttirol 7 Skigebiete, die gemeinsam ca. 150 Pistenkilometer umfassen – das Eldorado des Skiurlaubes für die (un)Erfahrenen Genießer. Außerdem kann man sanft Langlaufen, Rodeln und Skitourengehen betreiben – an Angebote mangelt es nicht! Hier finden Sie mehr Informationen. 6. Skigebiet Obergurgl-Hochgurgl (Tirol) Der Skiort Gurgl in Obergurgl: Pistenparadies für Anfänger, Kenner und Könner! Obergurgl oder „Top Quality Skiing“ – alles, was das Herz begehrt, wenn es sich um Winterurlaub handelt. Das Skigebiet wird als „Diamant der Alpen“ gekennzeichnet und bietet eine faszinierende Natur, die Anfänger, Kenner und Könner zu nutzen wissen. In den breiten und bequemen Pisten ist die Schneesicherheit garantiert und jeder kann sein Spaß haben: Snowboarden, Freestylen, Freeriden, Powdern, Carven … alles dabei! Unterkunftsmöglichkeiten sind reichlich vorhanden, in Obergurgl kann man sich in den besten Hotels entspannen und sich nach dem Sport eine Wellness-Pause gönnen, zum Beispiel im erstklassigen Hotel Hochfirst. 7. Skigebiet Tux (Tirol) Der Hintertuxer Gletscher ist das einzige Gebiet Österreichs, das das ganze Jahr offen hat, daher ist diese Region so speziell. Er bietet Wintersportlern eine atemberaubende Naturlandschaft und leckere Hüttengastronomie auf 3.250 Höhenmetern an. Ein Erlebnis, dass sich Skifans lieber nicht entgehen lassen sollten. Zudem bietet das Gebiet Tux-Finkenberg zahlreiche Unterhaltungsmöglichkeiten an, was das Ambiente noch lässiger macht. Zusätzlich zum traditionellen Winterprogramm gibt es eine Lange Liste an Ausflugszielen in dieser Region. Ein einzigartiges Paradies für Bergliebhaber. Wir hoffen, dass Ihnen nach dem Lesen dieser Listedie Qual der Wahl etwas leichter fällt und dass sie bald eines dieser fantastischen Skigebiete besuchen. Wir haben das gemacht und es lohnt sich auf alle Fälle!
Halloween in den Bergen: Die Geister, die wir nie gerufen haben
Am 31. Oktober ist Halloween. Der Hype um die “gruseligste Nacht des Jahres” wird häufig als kommerzieller Blödsinn aus den USA abgetan. Was steckt dahinter? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten. Schon gewusst? In Innsbruck gibt es Zombies. Momentan besonders viele. Ein kurzer Spaziergang durch die Innenstadt und ein Ausflug in einen städtischen Konsumtempel reichen dieser Tage aus, um sich wie am Set von “The Walking Dead” zu fühlen. Fast an jeder Ecke lauern maskierte Fratzen, geschnitzte Kürbisse, abgehackte Plastikkörperteile und in Szene gesetzte Hexenbesen. Halloween steht vor der Tür und die Alpenmetropole macht mit. Oder anders gesagt: Der Tiroler Handel feiert noch schnell eine kleine Umsatzboom-Party vor dem großen Jahresfinale, dem Weihnachtsgeschäft. Und die Konsumenten freuen sich, dass sie eine weitere Gelegenheit zum Feiern haben. Friede, Freude, Eierkuchen. Oder? Natürlich nicht, denn Kommerz ruft immer Kritiker auf den Plan. Und ein vermeintlich heidnischer Brauch aus dem bösen Amerika sowieso. Da nutzt auch der tollste Blog-Beitrag mit ausgeklügelten Dekotipps und Menüvorschlägen für die Halloween-Party nichts. Irgendwer ist immer dagegen. Dabei weiß eigentlich kaum jemand, was es mit der mittlerweile hippen Zombie-Nacht am 31. Oktober auf sich hat. Schade eigentlich. Ich habe mir mal die Fakten angesehen. Was genau ist Halloween? Die Erklärung fängt schon beim Namen an: “Halloween” entstand aus dem Wort “Hallowe’en”, das wiederum vom “All Hallows’ Eve” (dem Abend vor Allerheiligen) abstammt. (Allerheiligen ist ein christlicher Feiertag, an dem der Heiligen gedacht wird. Erst am 2. November ist dann Allerseelen, der Gedenktag für die Verstorbenen, an dem sich die Angehörigen an die Gräber stellen. Aus logistischen und zeitlichen Gründen findet die Gräberweihung vielerorts schon zu Allerheiligen statt) Jedenfalls kommt Halloween nicht, wie man vermuten könnte, aus den USA. Der Brauch stammt aus dem katholischen Irland bzw. wurde dort wahrscheinlich von den Kelten übernommen. Alte Tradition eben. Die Kelten glaubten, dass am Sommerende neben dem Vieh auch die Seelen der Toten nach Hause zurückkehren. Deswegen gab es Freudenfeuer und manchmal verkleideten sich die Menschen, um böse Geister zu vertreiben. Ganz einig sind sich die Historiker über den Ursprung nicht. Die katholischen Iren fanden jedenfalls Gefallen an dem Brauch und führten ihn fort. Irische Einwanderer brachten die Tradition dann in die USA und nach Kanada, wo ein beliebtes Volksfest daraus wurde. Die Amerikanisierung nahm ihren Lauf. In den 1990er-Jahren passierte dann das, was eigentlich mit allen “Trends” aus dem amerikanischen Raum passiert: Halloween in seiner amerikanischen Form schwappte wieder nach Europa rüber, wurde sozusagen re-importiert. Warum der Kürbis? Natürlich habe ich mich gefragt, warum alle Welt an Halloween im Kürbiswahn ist. Bei meiner Recherche stieß ich auf interessante Erkenntnisse. Was es mit dem Kürbis auf sich hat und wie man einen Halloween-Kürbis schnitzen kann, findet ihr in unserem Artikel "Kürbis schnitzen leicht gemacht". So viel kann ich an dieser Stelle aber verraten: Es muss nicht immer ein Kürbis sein. Gemütliche und vor allem passende Stimmung zu Halloween und Allerheiligen lässt sich auch mit anderen Accessoires verbreiten. Es muss nicht immer ein Kürbis sein Warum verkleidet man sich? Bei den Kelten verkleidete man sich in der Nacht auf 1. November möglichst furchteinflößend, um böse Geister zu vertreiben (siehe oben). Die heutige Kostüm-Kultur hat freilich wenig mit der Ursprungsidee zu tun. Ich bezweifle, dass sich böse Geister von Hashtag- oder Minion-Kostümen abschrecken lassen. Beliebt sind sie dennoch. Business Punk hat den Hashtag sogar zum Halloween-Kostüm des Jahres gewählt. https://youtu.be/Bia9Yppa0B4 Es lebe der Kommerz So schön, so gut. Halloween ist also ein uralter Brauch aus dem katholischen Irland, der irgendwann in Nordamerika landete, weiterentwickelt wurde und nach Europa zurückimportiert wurde. Womit wir wieder am Anfang und beim Kommerz wären. Vor allem Kostüm- und Dekoartikel-Verkäufer (und auch sonst ALLE Verkäufer) profitieren. Die Kritiker bemängeln, dass bei den Konsumenten in der Zeit vor Halloween Bedürfnisse geweckt werden, die gar nicht vorhanden sind. Und natürlich, dass die eigentliche Idee hinter dem Halloween-Brauch so gut wie gar keine Beachtung mehr findet. Und: Dass Allerheiligen in den Hintergrund rückt. Das stimmt natürlich. Aber das ist genau so wie zu Weihnachten. Nur, dass es zu Halloween nicht um Geschenke, sondern um das verrückteste Kostüm und die beste Party geht. Man kann niemandem böse sein Aber ganz ehrlich: Kann man den Verkäufern böse sein? Sie wären ja schön blöd, würden sie nicht auf den Zug aufspringen. So funktioniert die Wirtschaft nunmal. Auch in Tirol. Niemand wird gezwungen, Ekel-Kekse und Zombie-Lutscher zu kaufen und gruseliges Deko-Zeugs aufzustellen. Niemand wird gezwungen, bei Halloween mitzumachen Den Menschen, die Halloween feiern, obwohl ihnen die Hintergründe egal sind, kann man aber auch nicht böse sein. Sie machen das eben, weil es ihnen Spaß macht. Dass sie Opfer des Handels und der Kommerzialisierung sind, ist kein Argument. Schließlich handelt es sich um mündige Bürger. Niemand von ihnen wird gezwungen, auf eine der zahlreichen Halloween-Partys zu gehen. Vermutlich freuen sie sich einfach über einen weiteren Anlass zum Feiern, oder über eine Alternative zum verstaubten Allerheiligen-Fest. Wer das nicht gut findet, sollte einfach daheim bleiben und die Schimpftiraden seinem Kopfkissen erzählen.
Uni-Start in Innsbruck: eine Bedienungsanleitung für Erstsemestrige
Für die meisten Erstsemestrigen gleicht der Studienbeginn an der Uni Innsbruck einer Reise in eine ferne Galaxie – Kulturschock inklusive. Wie du es schaffst, die ersten Monate im neuen Lebensabschnitt ohne Nervenzusammenbruch zu überstehen, liest du hier! Neue Stadt, neue Wohnung, neue Gesichter: Wenn du dich für ein Studium an der Uni Innsbruck entschieden hast, musst du definitiv mit Veränderungen umgehen können. Fremdorganisation, Bequemlichkeit und elterliche Fürsorge sind Schnee von gestern. Ab sofort spielen Eigenverantwortung, Spaghetti mit Ketchup und überflüssige Bürokratie die Hauptrollen in deinem Leben. 1. Das unterschätzte Eigenleben der Bürokratie Zunächst einmal müssen wir dir gratulieren: Du hast es geschafft, dich in einem unübersichtlichen Wirrwarr von Formularen, Bestätigungen und Zugangsdaten zumindest so weit zurecht zu finden, dass du deine Inskription auf die Reihe bekommen hast. Das ist schon die halbe Miete, ehrlich! Sei stolz auf dich, nicht alle schaffen das. Vermutlich hast du im Vorfeld bereits viele Stunden am PC (oder am Mac) verbracht, dich eingelesen und am Telefon Bekanntschaft mit den sympathischsten Sekretärinnen der Stadt machen dürfen. Mach dir keine Illusionen. Das Bürokratie-Chaos ist damit nicht vorbei. Viel schlimmer: Es entwickelt noch vor dem ersten Vorlesungsbesuch ein Eigenleben und wird dich bis zu deinem Abschluss erbarmungslos verfolgen. Gemeinsam ist man weniger verloren 2. Die Sache mit dem Ernst Nächster Schritt: Der Ernst des Lebens. Spätestens jetzt bekommst du das Erwachsensein am eigenen Leib zu spüren. Du bist für dich und alles, was du tust, verantwortlich (das inkludiert auch den Umgang mit der Snooze-Taste deines Weckers und die Bedienung der Klobürste). Falls du nicht längst eine überteuerte Wohnung bzw. ein fast nicht leistbares WG-Zimmer in der Alpenmetropole bezogen hast, ist es jetzt an der Zeit dafür. Keine Panik! Du wirst lernen, mit der neu gewonnenen Freiheit und mit deiner finanziellen Eingeschränktheit umzugehen. Außerdem solltest du anfangen, deine Mitbewohner (Silberfische zählen nicht) als „Familienersatz“ zu betrachten (Mami und Papi wirst du zunehmend seltener zu Gesicht bekommen). Halt dich also an die Spielregeln eurer WG, sonst bist du unten durch. 3. Der erste Tag Wie fühlt sich nun so ein erster Tag an der Uni an? Naja. Wenn du generell zu Nervosität neigst, wirst du auch am ersten Tag am Campus ein Kribbeln im Bauch spüren. Aber das ist das kleinste Problem. Deine größte Sorge ist nämlich, ob bei deiner Kursanmeldung alles richtig gemacht hast und im System bist. Dann wirst du gefühlte 300 Mal nachsehen, ob du im richtigen Gebäude, Raum bzw. Kurs sitzt. Deine Unsicherheit wird spätestens dann auf die Spitze getrieben, wenn der oder die Vortragende 15 Minuten zu spät antanzt. So lernst du, was die berühmte „akademische Viertelstunde“ ist. Gemeinsam ist man weniger verloren: Eine gute Gelegenheit, um erste Bekanntschaften zu schließen. 4. Die erste Nacht Der Beginn des neuen Lebensabschnittes muss gefeiert werden Wenn du den ersten Tag/die erste Woche überstanden hast, ist es an der Zeit, den Beginn des neuen Lebensabschnittes zu feiern. Dazu bietet dir Innsbruck unzählige Möglichkeiten. Wenn du eher schüchtern bist und Anschluss suchst (oder wenn du einfach voll abfeiern willst), raten wir dir zu einer Erstsemestrigenparty, z.B. zur Student Welcome Party am SOWI-Campus am 7. Oktober, zum ÖH Erstsemestrigenfest am 15. Oktober oder zum Semester Kick Off am 6. Oktober im Hofgarten. Generell gut feiern lässt es sich auch im Blue Chip (Campus Club jeden Donnerstag) und in den zahlreichen Lokalen der berühmt berüchtigten Bögenmeile. Wer es lieber individueller oder gemütlicher angeht, kommt in Innsbruck auch voll auf seine Kosten. Lokale wie das Treibhaus und der Weekender-Club (Students Night am Montag) bieten regelmäßig eher große Konzerte an. Kleinere Shows mit einem unverwechselbaren Wohnzimmer-Flair gibt’s hingegen in der stets gut besuchten Bäckerei. Einfach mal gemütlich etwas trinken gehen ist auch im Hofgarten-Cafè, im Prometheus, im Moustache, im Domcafé und im Sixty Twenty (mit Karaoke) möglich. 5. Der erste Tag nach der ersten Nacht Du hast mitten in der Woche gefeiert und musst am nächsten Tag auf die Uni? Du hast mitten in der Woche gefeiert und musst am nächsten Tag auf die Uni? Kein Problem bzw. dein Problem: In Vorlesungen herrscht keine Anwesenheitspflicht. Außerdem interessiert sich genau niemand für deinen Kater. Leider ist genau das für viele ein Problem: Du musst selbst organisieren, wann du wo welche Lehrveranstaltung besuchst, wie oft du fehlst und wie du dir den verpassten Stoff aneignest. Mitleid wirst du da vergeblich suchen. Was du verpasst, musst du in Eigenregie nachholen. Und das kann mitunter sehr viel sein. Wer da nicht auf ausgeklügelte Techniken im Zeitmanagement zurückgreifen kann, ist hoffnungslos verloren. 6. Es wird besser Möglicherweise nervt dich das Studieren schon nach wenigen Wochen. Aber hey, es hat ja auch niemand behauptet, dass das ein Zuckerschlecken wird. Nur keine Panik! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und irgendwann wird das Studium zur Gewohnheit. Die Organisation wird dir jedes Semester ein bisschen leichter fallen. Bald hast du deinen eigenen Rhythmus raus und findest die perfekte Balance zwischen Studieren und Party. Gib dem Ganzen ein bisschen Zeit – aber nicht zu lange.
Setzt doch einfach auf den Bauernhof-Effekt!
Haben Sie schon mal von einer Allergie gegen Kuhmist gehört? Ich auch nicht. Dass Ihnen Begriffe wie Asthma, Neurodermitis oder Heuschnupfen etwas sagen, davon gehe ich hingegen aus. Selbst wenn Sie niemanden kennen, der unmittelbar davon betroffen ist: Ich bin mir sicher, dass auch Sie schon einmal über einen Beitrag im Fernsehen übers Immunsystem gestolpert sind, in der das Landleben als Wundermittel gegen die modernen Zivilisationskrankheiten angepriesen wurde. Ein bisschen Dreck ist gesund Schon oft wurde in den Medien groß darüber berichtet, dass Kinder vom Land weniger anfällig für Allergien seien. Dass ein bisschen Dreck gut fürs Immunsystem sei und ein Aufwachsen mit Tieren Krankheiten vorbeugen könne. Es gibt zu dem Thema sogar eine umfangreiche Studie, an der die Uni Innsbruck für Österreich teilnimmt. Auch darüber wurde berichtet. Aber hat eigentlich jemals jemand die betroffenen Kinder gefragt, ob das Landleben wirklich etwas bringt? Mich hat jedenfalls niemand gefragt. Und ich bin eines dieser Kinder. Heute bin ich 28 Jahre alt und stehe mit beiden Beinen fest im Leben. Das ist nicht so selbstverständlich wie es klingt. Oh, du mein Inhalator Angefangen hat alles als ich fünf Jahre alt war. Ich kann mich dunkel an jenen Herbsttag am Spielplatz erinnern, an dem mir wieder mal die Luft wegblieb. Meine Mutter brachte mir den blauen Inhalator, den ich ein paar Wochen vorher vom Kinderarzt bekommen hatte. Die Diagnose lautete damals “Chronische Bronchitis”. Als kleines Mädchen, das erst kürzlich vom Tiroler Unterland in die Berliner Großstadt gezogen war, konnte ich damit logischerweise nichts anfangen. Ist ein bisschen Dreck wirklich gesund? Toll fand ich das ständige Gehuste zwar nicht, aber es war nunmal da. Der Inhalator wurde Teil meiner Grundausstattung und ich nahm irgendwann einfach hin, dass ich im Sportunterricht nicht rennen durfte. Ich mochte das Stadtleben, freute mich aber trotzdem jedesmal, wenn meine Oma aus Österreich mich in Berlin abholen kam und mit mir in meine geliebte Heimat Tirol fuhr. Mehrere Wochen im Jahr verbrachte ich dort - meist die gesamten Sommer- und Weihnachtsferien. Ich wurde zur Gartenforscherin, Schneckenantreiberin, Baumexpertin, Blumenpflückerin und Schneeballoptimiererin. Mit Heidi durch Wald und Wiesen Ob alle Stadtkinder überhaupt noch wissen, wie eine Kuh aussieht? Am meisten Spaß hatte ich auf dem Bauernhof meiner Großeltern zwischen Hunden, Katzen, Ziegen, Gänsen und Hühnern. Mit meiner Lieblingshenne Heidi und meinen Cousinen und Cousins erkundete ich Wald und Wiesen, um anschließend in der Bauernküche mit Holzofen die kulinarischen Köstlichkeiten meiner Großmutter mit der ganzen Familie zu genießen. Unser Großvater nahm uns nach dem Essen mit in den Stall, wo wir Kinder die Ziegen und Hühner füttern durften. An kalten Winterabenden machten wir es uns vorm Kachelofen in der Stube gemütlich und spielten Playmobil. Es ist die Unbeschwertheit dieser Zeit, an die ich mich auch heute noch gerne erinnere. Der Inhalator, den ich im Berliner Stadtleben immerzu dabei haben musste, kommt in meinen Erinnerungen an die Sommer und Winter in Tirol nie vor. Regionale Köstlichkeiten gab's schon zum Frühstück Neustart für die Bronchien Erst etwa 20 Jahre später fand heraus, warum ich mich nicht daran erinnern kann: Ich brauchte ihn schlichtweg nicht! Die Tiroler Bergluft tat meinen Lungen so gut, dass ich ganz ohne zu husten durch die Ferien kam. Danach konnte ich auch immer monatelang problemlos am Sportunterricht teilnehmen. Es war, als hätten meine Bronchien einen Neustart verpasst bekommen. Lange habe ich gebraucht, um zu verstehen, dass meine häufigen Tirol-Besuche nicht bloß eine Laune meiner Mutter waren. Sie waren Teil meiner Therapie. Ärzte hatten ihr empfohlen, mich so oft wie möglich aufs Land zu schicken, um meiner chronischen Bronchitis den Gar auszumachen. “Urlaub am Bauernhof bringt das Immunsystem in Schwung” sagten sie damals. Meine Mutter folgte dem Rat - zum Glück, denn meine Bronchitis verschwand vollständig. Der Kampf gegen das Immunsystem Ob Sommer oder Winter: Ich durfte meine Ferien am Bauernhof verbringen Das änderte nichts daran, dass ich auch weiterhin die Sommer- und Winterferien bei meinen Großeltern am Hof verbringen durfte. Heute bin ich sehr froh darüber, denn ich erfreue mich bester Gesundheit. Die Landluft ist nach wie vor mein Geheimrezept. Meinen Berliner Freunden geht es da ganz anders. Sie kamen nicht in den Genuss von Landaufenthalten und Bauernhofleben. Fast alle kämpfen heute gegen ihr eigenes Immunsystem. Ich kenne kaum jemanden, der weder von Neurodermitis noch von Heuschnupfen geplagt ist. Ich bin mir sicher: Sie sind einfach nichts gewohnt! Wie denn auch? Viele von ihnen sitzen Tag für Tag in einem von der Außenwelt abgeschotteten Glashaus, sind Manager, leitende Angestellte, Architekten und Bürohengste. Das geht an die Substanz! Wenn Sie es durch den abgasverseuchten Großstadtdschungel heim geschafft haben, erwarten Sie neben ihrer Familie immer auch der Lärm, das Gehämmere, Getose und Rumoren der Metropole - das lässt sich nicht aussperren. Sie bemerken die Geräusche von Presslufthammern, Hupen und Flugzeugstarts vielleicht gar nicht mehr - aber sie sind trotzdem da. Und sie gehen irgendwann an die Substanz. Zur Erholung verschanzen sich dann viele in einem teuren Luxushotel, um es sich in einem ebenfalls abgeschotteten und sterilen Wellnessbereich “gutgehen” zu lassen. Ohne Kinder versteht sich - denn die nerven, weil sie nichts zu tun haben. Ich verbrachte die Winterferien weiterhin bei meinen Großeltern am Hof Hätten meine Freunde doch bloß die Gelegenheit bekommen, in ihrer Kindheit mehr in der Natur zu sein - so wie ich. Dann wüssten sie heute, wie flauschig das Fell einer jungen Ziege ist, wie frisch gemähtes Gras an den nackten Füßen stupft, wie Heu riecht, wie selbstgebackenes Brot schmeckt, wie wohltuend es ist, nach einem heißen Sommertag das Wasser aus einer eiskalten Quelle über seine Handgelenke rinnen zu lassen. Dann wüssten sie, wie gut der Besuch auf dem Land der Seele, dem Familienleben und vor allem dem Immunsystem tut. Es kann nur besser werden! Etwas Positives hat das alles: Einige meiner Freunde haben sich von meinen Erzählungen inspirieren lassen und wissen mittlerweile, wie gut ihnen Urlaub am Bauernhof in ihrer Kindheit getan hätte. Um wenigstens ihren eigenen Kindern eine allergiefreie Zukunft zu ermöglichen, machen sie mit ihren Sprösslingen mindestens einmal im Jahr auf einem der 350 Tiroler Betriebe Urlaub, die einen Einblick ins Landleben ermöglichen. Ich habe mir sagen lassen, dass weder die kleinen, noch die großen Gäste bisher ihr Smartphone oder iPad vermisst haben. Ich finde, dieses Video fasst die Geschichte meiner Kindheit gut zusammen: https://www.youtube.com/watch?v=DN3N2O8CJ68
Darwins natürliche Auslese und das Wunderland des furchterregenden Riesen
In den Kristallwelten von Swarovski Wattens finden Groß und Klein eine spannende und glitzernde Welt zum Staunen. Kaiser Uddin Ahmed aus Indien hat sich in das Wunderland des furchterregenden Riesen gewagt und erzählt von seinen Eindrücken. Der britische Geologe Charles Robert Darwin ging im 19. Jahrhundert auf eine fünfjährige Seereise mit der HMS Beagle. Der junge Mann war fasziniert von den ungewöhnlichen und bedeutungsvollen Dingen, die er dabei entdeckte. Als Erfinder der Evolutionstheorie, nach der der Mensch vom Affen abstammt, wäre selbst Darwin überrascht, wohin das alles geführt hat. Er würde staunen, würde er das Wunderland des furchterregenden Riesen in Wattens besuchen - die Swarovski Kristallwelten, die Daniel Swartz zu Ehren des Forschers in der kleinen Tiroler Stadt Wattens gegründet hat. Multimedia-Künstler Andre Heller designte 1995 das Innere der Kristallwelten. Der wunderbare Riese (auch ‚Selfie-buddy‘ genannt) am Eingang speit kontinuierlich einem Strom an Wasser und ist dabei jedes Jahr selbst das Ziel von Millionen von Besuchern aus der ganzen Welt. Außen hui - Innen..? Erst, wenn ein Reisender das Innere des Riesen betritt, wird das Ausmaß des menschlichen Genies sichtbar. Schön designte Kristalle sind spielende Zaubereien, die mit ihren Reflexionen eine fast psychedelische Umgebung erschaffen. Der verblüffende Kristalldom, eine Kreation von Sir Richard Buckminster, ist mit 595 Glasstücken verziert - sie hypnotisieren jeden. Oh, wie glücklich bist du in der Mitte der unzähligen Spiegelungen! Jeder ist damit beschäftigt, Fotos zu schießen. Die Wunderwelt zwingt dich regelrecht in einen langsamen Modus, wenn du jedes Stück der Kunst betrachten willst. Weihnachtsbaum im Swarovski-Look Taj Mahal im Inneren des Riesen Die Wunderwelt zeigt die Kopie eines Weihnachtsbaumes, das TajMahal, Pyramiden, Krähen und vieles mehr! Die feine Arbeit schüchtert einen fast ein. Beobachte die größte Form der von Menschen geschaffenen Kreativität im Inneren des Riesen und du wirst in dich gehen und deine Ursprünge finden. Die Schöne & das Biest in einem Die kleinen Familienmitglieder suchen wahrscheinlich schon Inspiration, um großartig zu werden und wollen selbst die Zukunft der Kunst verändern und mitgestalten. Am Ende der Straße durch die Kristallwelten kommt ein Shop, in dem man eine Erinnerung bekommt. Die Swarovski Kristallwelten mit ihrer Adelsherrschaft passen vermutlich für jede Reisegruppe: Kinder, Romantiker, Liebende, Ältere und Familien. Am Ende des Museums gibt bestimmt jeder den dauernden Bitten seiner Frau und Kinder nach und kauft eine der kostspieligen Erinnerungen, die das ganze Leben über den Wert nicht verlieren. „Schatz, wie hübsch ist diese Halskette!“ oder „Papi, ich möchte einen Tiger“ müssen die am häufigsten gesagten Sätze im Shop sein! Reisen macht einen reich an Erfahrungen und HUNGRIG. Daniels' Café, rechts beim Ausgang des Museums, schmückt sich mit durchsichtigen Kristallen und bietet internationale, nationale und regionale Küche an. Für Kinder haben sie sogar eigenes Gebäck. Museum - ABGEHAKT, Essen – ABGEHAKT. Es erwartet einen noch der traumhafte Garten, der sich über die gesamte Kristallwelt erstreckt. Auf dem speziell gebauten Spielturm können die Kinder klettern, springen, rutschen und sich an etwas Neuem erquicken. Gibt es in Wattens nur Swarovski? NEIN! Aber, es ist so wie mit Bayern und dem Oktoberfest; synonym! Wattens ist von den Alpen umgeben, weiße Gipfel und grüne Nadelwälder, das ist der Mensch in der Natur. Die weißen Wolken verdecken die Kiefern am Morgen und die Kristallwolke verdeckt den Swarovski Himmel den ganzen Tag über, das ganze Jahr lang! Die Kristallwolke ist ein mystisches Meisterwerk der Swarovski Handwerker, in der 800.000 handgemachte Kristalle über eine 1400 m² großen Oberfläche verbunden sind. Wie Wunderbar! Hattest du eine schöne Zeit in Swarovski? Von der kulturellen Pilgerschaft der ganzen Welt der Kristalle. Von diesem kulturellen Reiseort der Welt der Kristalle kann sich der Reisende (inklusive Familie) auf die verschiedensten Wandertouren in Wattens begeben. Im Aktivpark Vögelsberg ist für jeden etwas dabei. Im 200 Jahre alten Gasthof Vögelsberg lässt sich fantastisch die Nacht verbringen. Hier kann man auch die enormen Möglichkeiten für den nächsten Tag besprechen. Bei einer Wanderung auf den vernetzen Wegen inklusive Peipmatzweg, Zirbenweg, Naturrodelbahn und Panoramaaussicht ist für alle Familienmitglieder das Richtige dabei. LICHT. KRISTALL. ACTION! Angefangen vom mit menschlicher Hand elegant geschmückten Bauch des Riesens bis hin zu den Alpen, endet die kulturelle Reise in Wattens; der Reisende findet sich selbst auf einer Kreuzung wieder. In einer Richtung ist die Stadt Innsbruck mit seinem goldenen Dachl und in der anderen Richtung der Wilde Kaiser. Der Reisende entscheidet sich für den nächsten Schritt. … Bis dann, Wattens Vielen Dank an Kaiser Uddin Ahmed für die Erfassung des Textes und für die Bilder!
Zirbenkissen sollen das Schlafen im EU-Parlament erleichtern
Damit sie die Flüchtlingsdebatte bequemer verschlafen können, werden den 751 Abgeordneten des EU-Parlaments nun Zirbenkissen aus Tirol als “Büromaterial” zur Verfügung gestellt. “Wir hoffen, dass die Zeit so schneller vergeht”, sagt ein Abgeordneter. In der Flüchtlingsdebatte gehen die Meinungen der EU-Bürger weit auseinander. Was viele nicht wissen: Gerade deswegen rumort es auch in der EU als Arbeitgeber gewaltig. Weil die EU-Kommission und der europäische Rat seit Monaten keine Anstalten machen, dem EU-Parlament Gesetze zum Absegnen vorzulegen, haben die Abgeordneten in Straßburg nichts zu tun. Die Aufforderung von oben, “einfach zu schlafen” und “nicht aufzufallen”, “weil das bestimmt noch länger dauern wird”, stieß auf Unverständnis bei den Abgeordneten. Sie beschwerten sich bei ihrem Präsidenten Martin Schulz darüber, dass die Tische im Parlament in Straßburg viel zu unbequem bzw. zu hart zum Schlafen seien und sie der Anweisung der Kommission deswegen nicht Folge leisten können. Außerdem fühle man sich “nicht wertgeschätzt”. Schulz gab dieses Feedback wiederum an die Kollegen bei der EU-Kommission zurück. Faltenfreien Arbeitsalltag ermöglichen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker höchstpersönlich war es, der bestürzt auf die Kritik reagierte und Verständnis für die Kollegen im Parlament zeigte. Als Zeichen der Wiedergutmachung bestellte Juncker nun im Namen der EU-Kommission 751 Zirbenkissen für alle Mitglieder des Parlaments. Mit den Kissen wolle man den Parlamentariern wenigstens ermöglichen, den Arbeitsalltag faltenfrei und ohne Haltungsschäden zu überstehen. 751 Zirbenkissen sollen demnächst ins EU-Parlament einziehen. Die Bestellung der Kissen gab Juncker selbst in Auftrag. Als er von den Beschwerden wegen der harten Tische hörte, ließ er einem Vertrauten zufolge alles stehen und liegen. “Die” Idee für die Zirbenkissen kam ihm, als er im Juli davon hörte, dass Angela Merkels Stuhl bei den Festspielen in Bayreuth zusammengebrochen war. Er dachte sich: Wäre sie doch auf einem Kissen gelandet.” Da sei ihm sein Zirbenkissen eingefallen, dass er 2014 bei einem Aufenthalt in Tirol am Wilden Kaiser mitgenommen hatte. Tirolbesuch zum “Probeschlafen” Juncker soll dieses Jahr sogar extra noch einmal nach Tirol gekommen sein, um die Kissen persönlich zu testen. “Um sicher zu gehen, dass die Abgeordneten auch wirklich gut schlafen”, so der Vertraute. Wie eine Mitarbeiterin des Landes Tirol verriet, soll er sich im August ganze zwei Tage lang im Landtag einquartiert haben, um dort auf den Tischen “probe zu schlafen”. Warum die Öffentlichkeit nicht über den bekannten Besucher informiert wurde, erklärt die Frau so: “Er hat um Stillschweigen gebeten und gesagt, er will nicht den Anschein erwecken, dass ihm womöglich andere Menschen als Politiker am Herzen liegen könnten.” Dass er die Kissen nur kauft, um bei den Abgeordneten gut dazustehen, glaubt die Frau jedoch nicht: “Er ist so ein ehrlicher Mensch.” An den Abenden nach dem Probeschlafen war Juncker angeblich so erholt, dass er sich selbst hinters Steuer setzte und mit dem Auto von Innsbruck nach Kitzbühel fuhr, um Stanglwirt Balthasar Hauser zum Abendessen zu treffen. Aus Stammtisch-Kreisen ist zu hören, dass auch Hausers guter Freund Hansi Hinterseer beim Essen dabei war. Parlamentarischer "Häkelausschuss" Im EU-Parlament wurde bereits ein "Häkelausschuss" gegründet. So oder so wird Juncker für seinen Vorschlag bei den EU-Parlamentariern bejubelt. “Wir freuen uns und hoffen, dass jetzt die Zeit schneller vorbei geht”, sagte ein Abgeordneter, der anonym bleiben will. “Wir haben sogar schon einen parlamentarischen Häkelausschuss gegründet, um Bezüge in den Parteifarben für die Zirbenkissen anzufertigen. Nur, falls wir irgendwann nicht mehr schlafen können.” Für EU-Parlamentspräsident Martin Schulz bestellte Juncker von vornherein ein besonderes Kissen. Es soll die Widmung “Just have a litte patience” (“Hab’ einfach ein bisschen Geduld”) tragen. Verbucht werden die Kissen übrigens als “Büromaterial”.
Statistiklüge Jahrhundertsommer 2015
Mit Superlativen wie "Jahrhundertsommer" überschlagen sich Medien wie Touristiker angesichts des traumhaften Sommerwetters. Aber spätestens seit der Schule kennen wir die Schwalbe, die „noch keinen Sommer“ macht. Und auch wenn sich das Wetter wochenlang von seiner ungewöhnlich schönen Seite gezeigt hat: Es ist ein Sommer wie früher und wie er immer wieder mal sein wird. Die Sommerfrische ist zu einer Jagd nach immer neuen Rekorden verkommen. In einem Gastkommentar im Wirtschaftsblatt geht der Geschäftsführer der Conos GmbH, Martin Schumacher, touristischer Schönmalerei und dem Jahrhundertsommer näher auf den Grund. Wir bringen weitere Argumente. Hauptsache volles Haus Vermutlich können Sie sich noch an ihre Kindheit erinnern, als ihre Mutter für die Familienferien Zimmer mit Frühstück im „Gästehaus Waldesruh“ reserviert hat, oder? Brieflich oder telefonisch. Mobiltelefon und Telefax waren spanische Dörfer, von Email oder Buchungsplattformen ganz zu schweigen. Kaffee und Kuchen gab’s in Cafes und Konditoreien, zu Abend gegessen wurde in örtlichen Gasthäusern. Danach standen Disco- oder Barbesuch am Programm. Alles zu einem gut kalkulierten Preis. Und heute? Programmpunkte rund um die Uhrsollen den Gast im eigenen Haus halten und konsumieren lassen. Daher sind Kaffeehäuser Mangelware (denn nur einheimische Besucher sind zu wenig), Wirtshäuser und Restaurants werden weniger und à la Carte kann oft nur noch „gegen Voranmeldung“ gegessen werden. Billigangebote für ähnlich hohe Auslastung wie im Winter Freuten sich damals neben Vermietern auch andere (etwa Vereine bei Dorffesten - Stichwort "Umwegrentabilität") über ein willkommenes Zubrot, dann sind es jetzt vermehrt Buchungsportale. Sie "schneiden" bei jeder Buchung mit. Ob die oft zitierte "Wertschöpfung" überhaupt erreichbar ist, wenn Betriebe ihre Dienstleistungen - speziell im Sommer - oft zu Niedrigstpreisen anbieten, weil sich das Konsumverhalten der Gäste geändert hat und eine Aufenthaltsdauer von einer Woche heutzutage eine Seltenheit ist? Intelligent investieren und gewinnbringend vermieten wird bei Preisen von 35 Euro pro Person und Nacht mit Halbpension und Nachmittagsjause im Hotel zunehmend schwieriger (manchmal gibt's sogar noch ein Paar Wanderschuhe obendrauf). Privatvermieter dürften bereits Überlegungen angestellt haben, den Sommer über selbst ins Hotel zu übersiedeln und sich dort verwöhnen zu lassen. Gesteigerte Besucherzahlen oder volle Betten mögen zwar gut klingen, beim Vergleich der Preispolitik von Sommer und Winter ist der Begirff „Jahrhundertsommer“ allerdings ungerechtfertigt. Spezialisierung muss authentisch sein Gäste der Zukunft (c) Hintertuxerhof Erfreulicherweise gibt es aber immer wieder Lichtblicke in der heimischen Hotellerie, die sich der „Geiz ist g...“ Mentalität entziehen und ihr eigenes Süppchen kochen. Beliebt für den sehr großzügig angelegten Kinderspielplatz, hat sich etwa der „Hintertuxerhof“ 2011 ein Facelifting der anderen Art verpasst. Aus einem ***Hotel wurde ein ***S Kinder- und Familienhotel. Das äußere Erscheinungsbild ist unverändert geblieben, ebenso die Anzahl der Gäste. Diese fühlen sich jetzt in geräumigeren Zimmern noch wohler. „Eines vorweg. Alle müssen sich spezialisieren. Ob auf Golf, Wandern, Familien oder was auch immer. Es genügt nicht mehr, jedes Zimmer möglichst oft zu verkaufen. Dafür ist dieses Produkt zu sehr austauschbar“, so Christian Kofler, der mit Frau Agnes, Sohn Christian und engagierten Mitarbeitern das Hotel als Kinder- und Gletscherhotel führt. „Kinder sind die Gäste der Zukunft. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich schon in jungen Jahren im Urlaub mit den Eltern wie daheim zu fühlen. Menschen denken meist an die schönen Zeiten des Lebens“. Unter Wohlfühlen (engl. Wellness) verstehen die Gastgeber neben Sauna, Dampfbad, Massagen und Fitnessraum auch Geborgenheit oder Kinderbetreuung, die täglich von 9 bis 21 Uhr angeboten werde. „Dafür wird auch gerne mehr bezahlt“. Positiv schlägt sich diese Philosophie auch bei den Nächtigungszahlen nieder (die bei Tourismusorganisationen, Statistikern oder Banken nach wie vor als Erfolgsindikatoren Nummer eins gelten): Viele bleiben über einen längeren Zeitraum und kommen wieder. Denselben Anspruch wie für die Urlauber erhebt der Chef auch für das Personal, „denn nur zufriedene und gut bezahlte Mitarbeiter bringen auch glückliche Gäste, die sich wohlfühlen. Dieses Qualitätsniveau wollen wir unbedingt halten“. Regulierungswut erschwert Kreativität und Investitionen Weitblick mit Perspektive (c) Grandhotel Lienz Gastgeber aus Leidenschaft ist auch Hugo Westreicher. Ob seine Kinder die Arbeit im Grandhotel Lienz und im Hotel Cervosa in Serfaus eines Tages weiterführen werden, ist allerdings ungewiss. (Über-)Regulierungen und die Steuerpolitik der Bundesregierung würden der kommenden Generation ein Weiterführen von Betrieben erschweren, wie er in einem offenen Brief an Bundeskanzler Faymann und Wirtschaftsminister Mitterlehner auf einer Internet-Plattform besorgt zum Ausdruck gebracht hat. Darin spricht er von „bisher schon schlechten wirtschaftlichen, sowie bürokratischen Rahmenbedingungen“, zu denen nun „wieder neue und erschwerte Rahmenbedingungen“ hinzukommen. Westreichers’ Bauchschmerzen werden beim Gedanken an die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 13 Prozent, eine neue Grunderwerbssteuer oder die Verlängerung der AFA nicht gerade besser. Zu verdanken sei dies der Europäischen Union, aber auch dem österreichischen Nationalrat und der Tiroler Landesregierung. Lifestyle in traditonaller Umgebung (c) Grandhotel Lienz „Seit fünf Jahren herrscht eine regelrechte Regulierungswut. Immer neue Auflagen werden erteilt und Verordnungen erlassen. Der Gesetzgeber stellt die Betriebe vor vollendete Tatsachen. Diese haben sich danach zu richten. Sinnhaftigkeit und Finanzierung spielen in den Überlegungen dazu offenbar gar keine Rolle“, so Westreicher in einem Telefoninterview. Eine völlig verwirrende Nicht-Rauchergesetzgebung - ein Jahr gilt dies, ein Jahr gilt jenes, 2018 wird dann sowieso weider alles anders - oder auch die europäische Allergenverordnung (Menschen mit Allergien haben im Normalfall von sich aus Küchenchef oder Kellner informiert, und zwar ohne Vorgabe aus Brüssel) sind für den Schreiber dieser Zeilen Überregulierungen mit bürokratischem Aufwand. Spürbar auf das Portemonnaie wirken sie sich höchstens bei findigen Rechtsanwälten aus, die jeden noch so winzigen "Verstoß" wohl umgehend auf dem Klagsweg in bare Münze umwandeln wollen. Amerika lässt grüßen! Abbau von Blockaden In den Statistiken der heimischen Touristiker sind Ankünfte oder Nächtigungen schwarz auf weiß zu lesen. Speziell Steuerberater und Banken sprechen aber lieber von "Wertschöpfung" und meinen damit eigentlich "Kostenwahrheit". Aufgrund unserer Schilderungen machen sich allerdings Nächtigungszahlen sehr viel besser. Gute Einfälle engagierter Unternehmer scheitern aber oft an fehlender Risikofreude. Dabei wären unkonventionelle Konzepte dringend gefragt. Ideen abseits von Tiroler Abend oder Almabtrieb. Genau da beisst sich die Katze in den Schwanz. Erst wenn Hürden abgebaut und beispielsweise auch Lohnnebenkosten gesenkt werden – damit Mitarbeiter und Gästen wieder mehr Geld zum Konsumieren haben – dann sind Erfolgsmeldungen wie jene über so genannte "Jahrhundertsommer" auch tatsächlich gerechtfertigt.
Elefanten im Ötztal – Hannibal jetzt auch im Sommer?
Mehrere afrikanische Elefanten wurden in der Gegend zwischen Längenfeld und Sölden gesichtet. Wie die Elefanten ins Ötztal gekommen sind ist noch unklar. Bei der Frage, warum die Tiere aus der afrikanischen Steppe nach Tirol gewandert sind, haben Forscher aber eine Erklärung. Vermutet wird, dass die extrem heißen Temperaturen im Juli und August in Afrika den Tieren zu schaffen gemacht haben. Die Auswirkungen des globalen Klimawandels nehmen auch in Afrika immer bedrohlichere Ausmaße an. Ihre natürliche Umgebung wurde den Elefanten zu heiß, so kamen sie ins klimatisch angenehme Ötztal. Für uns eindeutig viel zu heiß, kommt die extreme Hitze im Juli und August in Tirol den afrikanischen Elefanten jedoch sehr entgegen. „Elefanten sind die Hitze Afrikas gewohnt und empfinden Tirol als klimatisch sehr angenehm", sagt ein Zoologe. "Hier ist es zwar heiß, aber bei Weitem nicht so heiß wie in ihrer Heimat. Landschaftlich gefällt es den Tieren in Tirol ebenfalls sehr gut", so der Experte. Was trieb die Elefanten aber ausgerechnet ins Ötztal? Auch dafür haben die Forscher eine Erklärung, und diese scheint auch plausibel zu sein. Gab es seit Hannibals Alpenüberquerung im Jahre 218 v. Chr. in Europa keine Elefanten mehr, scheint genau das der Grund dafür zu sein. Forscher vermuten nämlich, dass die Tiere auf der Suche nach ihren Vorfahren sind - den Elefanten von Hannibal. https://www.youtube.com/watch?v=tdupgyiWEmI Die Polizei warnt: Elefanten sind nicht immer friedlich! Es wurden aber auch Elefanten in der Gegend um die AREA 47 gesichtet. Vermutlich haben sich die Tiere auf der Suche nach ihren Urahnen verlaufen. Wiederholt gehen Anrufe besorgter Anwohner bei der Polizeiinspektion Ötz ein. "Die Menschen im Ötztal sind in Sorge und wir müssen teilweise mehrmals täglich ausrücken", sagt der Leiter der Polizeidienstelle in Ötz. Die Lage wird als "ernst" eingestuft, da das Verhalten der Tiere von Beobachtern als teilweise aggressiv beschrieben wird. So wurde im Sommerfreizeitareal AREA 47 ein deutsches Urlauberpaar von zwei Baby-Elefanten attackiert. Ob die beiden Jungtiere nur spielen wollten oder in böser Absicht gehandelt haben ist unklar. Das Paar wanderte am 10. August 2015 im Bereich der AREA 47 auf der Gemeindestraße entlang, als es plötzlich von den Baby-Elefanten angegriffen wurde. Die beiden Tiere rannten mit hoher Geschwindigkeit auf die beiden Wanderer zu und drängten sie dabei von der Straße ab. Die beiden Urlauber konnten zum Glück einen Sturz vermeiden und kamen mit dem Schrecken davon. Auch in der AREA 47 gefällt es den Elefanten aus Afrika sehr gut. Die Baby-Elefanten wollten sicher nur spielen. © AREA 47 Die Polizei gibt eine Warnmitteilung aus: Elefanten sind die gefährlichsten Säugetiere der Welt und gehören zu den 10 gefährlichsten Killern der Natur. Jedes Jahr töten ausgewachsene Dickhäuter weltweit 500 Menschen - dagegen ist der Weiße Hai ein zahmer Fisch. Waidmannsheil - Abschussgenehmigung für Elefanten? Erinnerungen kommen auf an JJ1 oder besser bekannt als "Bruno", der im Frühsommer 2006 aus der italienischen Provinz Trentino in Richtung Norden wanderte und sich längere Zeit im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet aufhielt. Bruno wurde als "Problembär" eingestuft, gejagt und erlegt. Heute ist Bruno im Münchner Museum Mensch und Natur ausgestellt. Gleich wie im Fall "Bruno", sollen die Elefanten im Ötztal als "Problemelefanten" eingestuft, gejagt und getötet werden. Eine Diskussion über den Erlass einer Abschussgenehmigung ruft allerdings Tierschutzorganisationen vehement auf den Plan. Der Österreichische Tierschutzverein ÖTV will versuchen, den Abschuss der Elefanten mit allen Mitteln zu verhindern. Auch Peta Deutschland sowie der Verein WWF Österreich haben in einer offiziellen Stellungnahme Maßnahmen gegen den Abschuss der Elefanten angekündigt. Wildern ist im Trend - Wie der Jäger zum Sammler wird Der Homo Sapiens ist seit Menschengedenken Jäger und Sammler. Daran hat sich nichts geändert. Warum auch? Was gejagt wird, wird auch gesammelt, und ein Blick in das Haus eines passionierten Jägers offenbart die Sammelleidenschaft. Geschmückt sind die Wände mit Jagdtrophäen, die stolz die Qualitäten des Jägers symbolisieren: Spürsinn, Geduld und Treffsicherheit. Tierschützer befürchten, dass Wilderer bald Jagd auf die Elefanten machen werden. Was in der stolzen Sammlung noch fehlt, um den Anblick perfekt zu machen, ist der Kopf eines Elefanten, mit seinen wertvollen Stoßzähnen aus Elfenbein. Im Ötztal bietet sich die Gelegenheit dazu. Ein prächtiger Elefantenkopf ohne dafür nach Afrika reisen zu müssen. Alles praktisch vor der Haustür. Jetzt heißt es nur schnell sein, sonst hängt die Trophäe nämlich woanders. Wildern ist scheinbar im Trend und Wilderer sind bereit Unsummen für eine Trophäe zu bezahlen. So hat ein US-amerikanischer Zahnarzt am 01. Juli 2015 in Simbabwe einen Löwen namens "Cecil" getötet. Der 13 Jahre alte Löwe (mit seiner markant schwarzen Mähne) galt als ein Wahrzeichen des Hwange-Nationalparks im Nordwesten des Landes. Der Wilderer ließ sich den Kopf des Löwen stolze 45.000 Euro kosten - wer hat, der kann. Die Elefanten sollen leben! Zu unserer Unterhaltung Es herrscht aber nicht nur Besorgnis, sondern auch findige Geschäftsideen machen die Runde. Der Alpenzoo Innsbruck möchte die Elefanten um jeden Preis nach Innsbruck holen, um dadurch den Alpenzoo um eine Attraktion reicher zu machen. Wenn man schon "Bruno" nicht hat, dann müssen eben die Elefanten aus dem Ötztal her. In dem Fall aber nicht tot, sondern um jeden Preis lebendig. Da sind die Ötztaler aber entschieden dagegen. Obwohl weiter unklar ist wo die Tiere herkommen, plädieren die Verantwortlichen des Ötztal Tourismus darauf, dass die Elefanten im Ötztal bleiben. Die neue Heimat der Elefanten. Am Wasser gefällt es den Elefanten sehr gut, so wie am Peerlersee in Sölden. © Ötztal Tourismus Wer letztlich Profit aus den Elefanten schlagen kann, oder ob sie Jägern oder Wilderern zum Opfer fallen, bleibt abzuwarten. Man kann nur hoffen, dass die Elefanten am Leben bleiben. Denn so hat man bald die Möglichkeit, das Hannibal Schauspiel in Sölden künftig auch im Sommer zu erleben. Titelbild: © Ötztal Tourismus / Isidor Nösig
Flüchtlinge wider Willen – oder wie Tirol (aus)verkauft wurde
„Mit 66 Jahren da fängt das Leben an“, singt Udo Jürgens. Das hat sich auch Herbert gedacht, als er Abschied nahm von seiner geliebten Alm. Natürlich wurde ein neues Skigebiet erschlossen, gegen die Bergbahnen ist er ohnehin nur einer von vielen kleinen Flüchtlingen, der ihnen im Weg steht. Wohin also? In die Stadt. Wenn dann schon richtig. „Alles raus, alles neu“, wie es so schön heißt. Zusammen mit seinen Ziegen überlegt er sich einen Businessplan. Was mit Tourismus, zieht immer in den Bergen. Hotel? Reiseführer? Wirt? Wirt! Wirt soll es werden! Ein schön rustikales Gasthaus in der Stadt. Da unten haben sie doch schon längst vergessen, was rustikal ist. Mit all dem digitalen "Schnickschnack" und designeten Kloschüsseln ist der Tiroler untergegangen. Aber er, er weiß noch wie es geht. Er ist ja von der alten Schule. Innovativer Tourismus in Tirol – Ganz-Jahres-Sale Ähnlich wie der Ischgler Hotelier Günther Aloys fragt er sich "Warum mit dem Verkauf der Tiroler Natur aufhören?" Wie man gemeinhin weiß, zählt Nachhaltigkeit in Bezug auf Tourismus eh nicht. Unterhaltung und Alkohol ist das Leitmotiv. „Alles raus, alles neu“ eben. Schneekanonen können auch bei +30° Grad noch schneien. Den betrunkenen Après-Ski-Urlaubern ist das sowieso egal, solange der nächste Jägermeister eisgekühlt kommt. Aber das sind die Pläne für später. Erst mal heißt es Fuß fassen, Flüchtlinge vom Berg haben es nicht leicht. Wirt soll es werden! Wirtshaus soll es also sein. Nach ein wenig Herumstöbern hat er bald ein Lokal plus Lieferanten gefunden. Dank seinem Leben auf der Alm hat er sich ein wenig zusammen sparen können und das wird auch gleich ins Wirtshaus gesteckt. Neuer Boden, alte Vertäfelung, urige Hirschgeweihe sowie ein paar nostalgische Bilder vom Secondhand-Shop. Zufrieden sieht er sich um und sagt: „So isch richtig. Des schaut guad aus.“ Beispiele für fortschrittliches Denken gibt es in Tirol zur Genüge, das hat er sogar auf seiner Alm mitbekommen. In St. Johann in Tirol wird dank zweier ehemaliger Skiasse ein Fertigbau-Hotel eröffnet, das großteils maschinell betrieben wird. Unter dem Motto "Skispoan" wird Check-In und Check-Out von Automaten übernommen. Insgesamt übernehmen nur acht Mitarbeiter die noch notwendigen menschlichen Arbeiten – so lange, bis endlich richtige Roboter das machen können. Geht eben nichts über Effizienz. Mit wenig zu viel Erfolg – Dinner in the Dark braucht nicht viel Nach der Eröffnung sieht er sich die Bilanz des ersten Monats an und stellt ernüchternd fest, dass fast nur die "Stammsäufer" ihren Beitrag leisten und das große Geld ausbleibt. Änderungen müssen also her. Ideen bleiben aber aus, irgendwie gibt es ja schon alles. Zum Wanderführer fehlt ihm die Kondition und außerdem braucht man da seit neuestem einen Schein. "Vitamin B" fehlt ihm auch, was also heißt: selber machen. Könnte sich mit einem bekannten Reiseführer zusammentun und "Dinner in the Dark for 2" anbieten. Er spart sich den Strom, und die Leute kommen gerne und sehen es als was ganz Besonderes. Alternative: Neger schauen Was hätte ich gerne? Was habe ich früher gern gemacht? Während er in Erinnerungen dahintuckert, kommt ihm eine Idee. Früher, als er noch ein Kind war, sind sie immer Neger schauen gegangen ins nächste Dorf. Sieht man ja nicht alle Tage, so einen Schwarzen. Das war immer der Höhepunkt des Sommers gewesen, sonst gab es ja nicht viel. Was habe ich früher gern gemacht? Aber wo sind die heute? In Traiskirchen gibt’s so ein Lager, hat er mal gelesen, für Flüchtlinge. Viele aus Afrika, ergo Schwarze. Gerade hat er in der Zeitung gelesen, dass es so etwas auch in Südafrika gibt. Rein ins Ghetto, Armut bestaunen, ein bisschen Mitleid haben und danach erzählen, man ist in einer wahnsinnig gefährlichen Gegend unterwegs gewesen. Busunternehmen ist schnell gefunden. Auch wenn es nicht genau versteht, was der Wirt beim Flüchtlingslager will, aber Kunde ist Kunde. Und in Zeiten wie diesen kann man um jeden Auftrag froh sein. Sollte das auch nichts werden, gibt’s ja immer noch die Russen. Die wollen nach ihrer Vertreibung aus Kitzbühel im restlichen Tirol zuschlagen, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gibt.
Almabtrieb statt Stierkampf: Hola, Tirol!
Wenn man als Ausländer in einem neuen Ort anfängt, ist zu Beginn alles anders. Man muss lernen, sich zu adaptieren und in der fremden Umgebung zurecht zu kommen. Erfahrungsgemäß kann ich, gebürtige Spanierin – und Südländerin im Herzen – sagen, dass viele Schwierigkeiten auftauchen. Zum Beispiel, die Sprache lernen: der Tiroler Dialekt, den man hier hört, hat nicht viel gemeinsam mit dem schönen Hochdeutsch, den man in den Büchern des Fremdsprachkurses fleißig übt! Oder auch mit neuen Leuten zu kommunizieren, sich an das Wetter anzupassen, sich bei Behörden durchzukämpfen… die Liste der Herausforderungen findet manchmal kein Ende. Beim Auswandern geht es nicht nur um das Offensichtliche, wie die Strand- und Meereslandschaft durch Berge zu ersetzen, sondern auch neue Traditionen zu erforschen und somit den eigenen Horizont zu erweitern. Das Tiroler Volk ist sehr anders als das Spanische, aber trotzdem kann man Ähnlichkeiten finden und diese mit den eigenen Erfahrungen in Verbindung bringen. Tiroler verehren ihre lokalen Bräuche In meinen Augen haben die Tiroler eine große Liebe für lokale Traditionen, etwas was auch die Spanier zutrifft. Die Tiroler sind sehr kulturbewusst, was Gastronomie, Geschichte, typische Bräuche oder sonstige ortsnahen Sitten angeht. Einer dieser Traditionen, die mich am meisten beeindruckt haben, ist der sogenannte Almauftrieb, der im frühen Sommer anfängt. ...und daraus sind viele Feste und Zeremonien entstanden.Tiroler sind seit Jahrhunderten in engem Kontakt zu den Rindern gewesen... Tiroler, sowie die Halbinsel-Einwohner, sind seit Jahrhunderten in engem Kontakt zu den Rindern gewesen, und daraus sind viele Feste und Zeremonien entstanden. Unter den bekanntesten Vieh-Festen in Spanien gibt es sogar manche, die internationalen Ruf haben. Vielleicht haben einige von euch von den „Sanfermines“ gehört, ein Stierlauf von Bilbaos Altstadt bis in die Stierarena, in dem sechs Tiere von tausenden Menschen während 800 Meter begleitet werden. Weltbekannt sind ebenfalls die Stierkämpfe, in denen sich ein tapferer „Torero“ gegenüber eines stürmischen Bullen stellt und in einer Arena voller Publikum seine Kraft beweist. In Tirol gibt es mehr Bräuche mit Kühe als mit Stiere In Tirol hingegen, gibt es mehr Bräuche mit Kühe als mit Stiere. Meine Begeisterung war groß als ich von den Almauftrieben hörte, die hier eine sehr bedeutende Wichtigkeit für die Einheimischen haben. So werden am Anfang des Sommers die Tiere vom Tal in die Berge aufgetrieben und man lässt sie auf den Almen weiden. Ist während den warmen Monaten alles gut gelaufen und es sind keine Unfälle passiert, dann werden sie im Frühherbst wieder runter gebracht. Am schönsten finde ich die Blumen- und Glocken-Ornamente, mit denen die Hirten die Kühe schmücken, wenn sie mit diesen in die Dörfern zurückkehren. Die Kühe sehen ganz „fesch“ aus und der Viehscheid kommt mir bunt und fröhlich vor. Nicht zu vergessen ist die große wirtschaftliche Bedeutung, die diese Feste mit sich bringen. In Spanien ist der Stierkampf ein Milliardengeschäft, der mehrere Hunderttausende Arbeitsplätze generiert. In Tirol können viele Hirten, Viehzuchtvereine oder andere, die ihren Beruf im landwirtschaftlichen Umfeld ausüben, ihren Lebensunterhalt verdienen. Sogar die Gastronomie profitiert davon. Hütten oder Wirte sind in Form von Ständen beim Almabtrieb Fest zu finden und sie bieten die köstlichsten Spezialitäten an, die typisch für jede Region sind, wie Schnaps oder Käse. Die Kühe sehen ganz „fesch“ aus und der Viehscheid kommt mir bunt und fröhlich vor. Falls sich andere Ausländer unter den Lesern befinden, die sich wie ich zum ersten Mal mit dieser Tradition auseinander setzen, kann ich einen Besuch zu den Almabtrieben nach dem Sommer nur empfehlen. Einer der beliebtesten und bekanntesten ist der Zillertaler Almabtrieb, der jährlich tausende Besucher in den Ort anlockt. Und wenn ihr einmal in Spanien seid, lasst euch auch nicht ein Fest mit Stieren entgehen. Vielen Dank an Johanna Falkner für die Bilder!
SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental: Sechs sells!
Zu teuer, zu deutsch, zu langweilig: Das Tiroler Unterland lag in unserer Gunst lange nicht an erster Stelle. Zu Unrecht. Seit vielen Jahren verbringen wir den größten Teil unsrer Freizeit in den Bergen (und den Gasthäusern inmitten dieser, aber das ist eine andere Geschichte): Die Berge sollten hoch sein, immer über 3.000 Meter, schroff und wenigstens ein bisschen schwierig, schließlich heißen wir nicht Sattmann. Die Gegend um den Wilden Kaiser-Brixental schien uns zu flach, und überhaupt: Keine Gletscher, keine engen Täler und kein alpiner Ernst. Was sollten wir denn daheim Tolles erzählen? Aber wir haben unsere Meinung geändert. Und zwar gründlich: ein zweitägiger Ausflug mit Freunden nach Söll und Westendorf hat uns eines Besseren belehrt. Und wir fanden dort etwas, das wir schon einige Zeit vermissten: Gute(n) Sechs. Das soll Urlaub sein? Ja - und was für einer! Sechs einzigartige Erlebniswelten Lassen wir das schlüpfrige Wortspiel mit der 6 und dem x : Schließlich sind wir ja erwachsen und schließlich geht es um hier Erlebniswelten ganz anderer Art - für die ganze Familie ! Das sind sie, diese sechs Erlebniswelten für GROSS und klein (und dick und dünn und …): 1. Hexenwasser Söll Das Hexenwasser lädt die ganze Familie zum Entdecken und zum Erleben an mehr als 60 lehrreichen Abenteuerstationen ein. Die Hexenwasser-Betreuer sorgen gekonnt dafür, dass die Besucher die Wunder der alpinen Natur sehen und begreifen können. 2. Hohe Salve Der 360° Blick auf 70 Dreitausender von der drehbaren Aussichtsplattform am Gipfelrestaurant Hohe Salve aus ist auch für Nichtalpinisten möglich: Die Bergbahnen Hopfgarten und Söll bringen uns rasch und bequem nach oben - und zwar ganz nach oben! 3. Ellmi's Zauberwelt Ein 4.000 m² großer Kinderspielpark mit mystischer Fabelwelt, die von Feen, Kobolden, Waldgeistern bewohnt ist. Und vom Zauberfrosch „Ellmi“. Was es sonst noch zu bestaunen und zu besuchen gibt: die Schnitzhütte, der Streichelzoo, eine Kletterburg, ein Irrgarten, eine 15 m Wasserspritze, ein magischer Regenwald und der Baumwipfelweg. Viel Neues gibt es auf dem Rübezahl-Wanderweg mit über 22 Holzfiguren. Und auf dem Jägersteig mit Erlebnisstationen gibt es "Pilziges" und "Wildes" zu entdecken. Ein bisschen fromm sind wir schon: Wallfahrtskirche auf der Hohen Salve 4. KaiserWelt Scheffau Direkt an der Gondel-Bergstation, sobald wir durch das Burgtor in den KaiserWald kommen, hört der Alltag auf: Hier gibt es viele Abenteuer auf der Burgmauer, an der Kletterwand, auf Baumhütten und Spielgeräten zu meistern und es gilt, die Geheimnisse des Waldes zu erkunden. In der angrenzenden Spielewelt kann man nach Herzenslust toben und spielen. Und wer dann noch nicht genug hat, darf sich in der Bastelstube ganz kreativ zeigen. 5. Filzalmsee Der Filzalmsee (1.300 m) in Hochbrixen wird wegen der natürlichen Almlandschaft und der seltenen Tier und Pflanzenarten geschätzt. Ein Naturwunder, das auf den Panoramawegen ohne Anstrengung erwandert werden kann. Neben dem Filzalmsee wurde ein Biotop mit Einblick-Guckkasten und Naturentdeckerstationen angelegt, die die Geheimnisse der Welt über, auf und unter Wasser anschaulich machen. Für die kleinen Wanderer gibt es einen Riesensandkasten - für riesige Sandburgen! Das Paradies ist barierrefrei. 6. Alpinolino Im Alpinolino dreht sich alles um Spaß und Abenteuerlust. Der alpine Entdeckerpark liegt in Westendorf auf dem Erlebnisgelände des Talkaser in Westendorf: Auf den Spuren des Adlers Bert können wir auf dem abenteuerlichen Himmelsteig die Geheimnisse der Bergtiere aus den Kitzbüheler Alpen erleben und entdecken. Hier kannst Du Dich wie ein Murmeltier verstecken mit Wiesel und dem Hasen um die Wette springen, wie ein Steinbock klettern oder mutig den Gipfel mit dem Adlerhorst erklimmen. Und dann gibt’s da noch diese ganz neue „Flugschule“ wo man das Gefühl von Adler Bert mal selber erleben kann. Übrigens: Wie ein Murmele zu riechen geht gottseidank nicht! Also wir haben die Zeit sehr genossen. Und wir haben etwas Tolles erlebt, das wir daheim erzählen können: Pure Lebenslust in einer Umgebung, die uns immer wieder überrascht hat. Und damit sind wir doch wieder beim Se … nein: Halt, Aus! Schluss jetzt: Schön ists dort in der Region Wilder Kaiser/Brixental, sehr schön sogar. Und um das zu sagen, brauchen wir keine halbseidenen Wortspiele. Nachtrag: Ein bisschen heidnisch sind wir schon: Sonnwendfeuer auf den umliegenden Bergen. Es gibt noch zwei interessante Dinge über die Region Wilder Kaiser/Brixental zu berichten: Im Winter handelt es sich hier um das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs. Wer hätte das gedacht? Und der Hinweis auf die weitgehende Barierrefreiheit der meisten Ferien- und Freizeitanlagen darf auch nicht unterschlagen werden: Bahnen, Lifte und sonstige Infrastruktur sind mit Rampen ausgestattet und so auch mit Rollstuhl bequem benützbar. Ein Traumgebiet für Hand-Biker! Bildernachweis: SkiWelt Wilder Kaiser - Brixental
Adé, schönes Tirol: Darum wird die Party-Industrie unser schönes Land vollkommen zerstören
Ja, wir haben die Berge. Und die Natur. Aber wie lange noch? Wenn ich mir ansehe, was seit Jahren in unserem schönen, kleinen Land geschieht, dann bin ich mir nicht sicher, ob nicht auch noch die Berge zu einer einzigen, großen Bespaßungs-Maschinerie werden. Die Gäste müssen ja schließlich unterhalten werden. Es ist ihnen nicht mehr zuzumuten, dass sie einfach wandern gehen oder die Natur genießen. Wenn nicht laut hämmernd irgendwo her technoide Beats vom Band kommen und wenn weit und breit keine Stripperin zu finden ist, dann ist das schon gar nicht mehr Tirol. Wie weit sind wir eigentlich gekommen? Ich stelle es mir manchmal jedenfalls noch vor: Vor Jahrzehnten gab es weit und breit noch fast nichts oder zumindest weniger. Da wo jetzt Party-Metropolen stehen, waren früher Bergbauerndörfer, die sich ihre Ursprünglichkeit noch bewahrt hatten. Im Heute sieht es da gänzlich anders aus: Überall wird der Gast bespaßt, unterhalten, er kommt gar nicht mehr zum Durchatmen. Schließlich soll ihm mit Partys und durchrationalisierten Party-Programmen das Geld gezielt aus der Tasche gezogen werden. Die Berge ringsum dienen nur noch als Kulisse. Oder schlimmer noch: Sie sind Teil dieser Unterhaltungs-Maschine. Tirol: Ein einziger, großer, strukturierter Abenteuerspielplatz! Die Berge sind nicht mehr nur Berge, von deren Schönheit man begeistert sein kann, sondern die Berge sind nur noch unter dem Gesichtspunkt des „Noch-Mehr“ zu betrachten. Die Berge sind nicht nur einfach nur schön, sondern sie werden kategorisiert: Welcher Berg hat die meisten Wandertouren? Welcher Berg hat die meisten Pistenkilometer? Von vorne bis hinten muss alles durchgeplant sein, der Gast soll ja schließlich wissen was er bekommt. Die Pisten sind natürlich alle, laut Selbstbeschreibung, bestens präpariert, die Wanderwege großzügig. Wohin kämen wir schließlich auch, wenn sich der Gast in Tirol seinen eigenen Weg suchen müsste und vielleicht einen Pistenkilometer weniger als anderswo hätte? Die Gäste würden nicht wiederkommen. Das ist zumindest die einhellige Meinung von so manchem Touristiker. Wenn das so weiter geht, dann ist Tirol bald nur mehr eine Aneinanderreihung von Party-Tempeln, Pistenkilometern und Wander-Routen. Dann gute Nacht Tirol. Party in Tirol: Stellen wir uns wirklich so unser Tirol vor? Ich behaupte schlicht und einfach folgendes: Die Berge sind mittlerweile nicht mehr ein Gegenentwurf zur lauten, oberflächlichen Party-Kultur, sondern sie sind die logische Fortsetzung dessen. Die Berge sind nicht mehr einfach nur die wunderschönen Berge, sondern es sind Orte die absolut nach quantitativen Maßstäben bewertet werden. Welcher Ort bietet mehr Partys, mehr Pistenkilometer, mehr Wanderrouten? Nur der Ort, der von allem am meisten hat, wird den harten Überlebenskampf gewinnen. Die Gäste wollen Abenteuer erleben, aber das soll natürlich in einem klar definierten Rahmen bleiben. Die Gäste wollen unterhalten werden. Wer sie am besten unterhält, der gewinnt! Ich sehe die Sache grundlegend anders: Wir müssen die Natur wieder mehr Natur sein lassen! Wir müssen uns wieder auf die Schönheit der Natur besinnen! Die Gäste werden auch plötzlich merken, dass sie bisher eigentlich bevormundet worden sind. Indem wir ihnen immer mehr bieten, immer mehr an Action, konstruierten Abenteuern und Möglichkeiten sich bespaßen zu lassen, sprechen wir ihnen ja zugleich auch die Fähigkeit ab, sich selbst zu unterhalten. Warum reicht uns in Tirol nicht einfach "nur" die Schönheit aus (Im Bild: Tannheimer Tal)? Einfach mal nur zu sein, zu genießen, zu entspannen. Den Tag Tag sein und sich von der umgebenden Natur berauschen zu lassen. Weniger ist mehr! Die Gäste werden auch zu uns kommen, weil die Natur hier so schön ist wie sonst kaum anderswo. Brauchen wir wirklich die nächste Disco, den nächsten Club und die nächste Party in den Alpen? Macht uns das nicht verwechselbarer, gleicher? Führt das nicht zu einer Nivellierung der Besonderheiten in Tirol? Einfach nur schön: Die Wildschönau! Spätestens wenn ich in einem Club in einer der Party-Metropolen stehe und nicht mehr weiß, ob ich in Ibiza oder Tirol bin, dann ist es zu spät. Ich möchte wissen, wo ich bin. Ich möchte die Unterschiede bewahren. Ich möchte mich dafür aussprechen, dass wir der Party-Industrie auch ihre Grenzen aufzeigen. Steigen wir in Tirol aus aus diesem Hamster-Rad des Immer-Mehr-Bieten-Müssens und bieten wir wieder bewusst weniger! Möglicherweise kommen nämlich die Gäste auch deshalb nach Tirol, weil es dort weniger gibt: Weniger Stress, weniger aufgesetzte Unterhaltung, dafür aber mehr Ruhe und mehr landschaftliche Schönheit. Das sind Kategorien, die meiner Meinung nach zukunftsträchtig sind und unser schönes Land Tirol nicht sukzessive zerstören. Es gibt Regionen und Täler, die da als Vorbild dienen könnten. Vielleicht das Tannheimer Tal? Oder die Wildschönau? Ich sage nicht, dass dort alles gut ist, aber die Richtung stimmt in diesen Tälern. Nehmen wir uns ein Vorbild an ihnen und schauen wir zu, dass wir dieser Party-Industrie einen Strich durch die Rechnung machen. Möglichst bald, bevor es mit Tirol vollends bergab geht!
Tirol isch lei oans, oder: Wie ich lernte Tirol zu lieben!
Manchmal trifft es jemanden hart. Zum Beispiel mich. Seit meiner Kindheit lebe ich in Tirol. Aufgewachsen bin ich an der bayerischen Grenze in einer Kleinstadt, später bin ich dann nach Innsbruck gezogen. In dieser Stadt, die sich selbst als die Hauptstadt der Alpen betitelt, bin ich sesshaft geworden. Zu dieser Stadt verband mich eine Art von Hass-Liebe. Ich liebe die Berge und die Landschaft ringsum. Und, ja eh: Die Stadt selbst kann sich schon auch sehen lassen. Aber manchmal wusste ich nicht, was diese Stadt von mir wollte und im Gegenzug auch nicht, was ich von ihr erwarten konnte. Dennoch war ich noch hier. Warum, das wusste ich immer weniger. Kufstein: In dieser Stadt bin ich aufgewachsen. Ich kann mich jedenfalls noch sehr gut an meine Kindheit in einer Kleinstadt nahe der bayerischen Grenze erinnern. Ich kann nicht sagen, dass alles daran schlecht war. Ganz und gar nicht. Aber wenn ich an die Stadt selbst denke, dann kommt mir das Bild einer puren Oberfläche in den Sinn. Eine Stadt, die sich nur betrachten lässt, die einem aber nichts gibt und nichts anbietet. Wie eine Hülle ohne Inhalt. Versucht man sich dieser Stadt zu nähern, dann bleibt nur ein Gefühl der Leere und der Inhaltslosigkeit. Später kam dann Innsbruck. Im Vergleich zu meiner Heimatstadt fühlte sich Innsbruck wie eine große Stadt an. Nach wenigen Monaten war klar: Innsbruck ist keine große Stadt, fühlt sich aber zum Teil städtisch an. Es gibt urbane Räume und Orte, die sich nach Großstadt anfühlen. Innsbruck versucht zumindest, mehr oder weniger erfolgreich, großstädtische Konzepte zu imitieren und zu transferieren. In Sachen Kultur gibt es in Innsbruck einige gute Sache, mehr aber noch mittelmäßiges. Die Kulturszene in Innsbruck ist hermetisch. Am liebsten feiert sie sich selbst und ihre Selbstbezüglichkeit. Die Ausnahmen kann man suchen, finden sich aber nur äußerst selten. Wenn ein Bekannter Meinungsmacher ruft, lässt sich in Innsbruck die breite Masse der kulturaffinen Menschen zu fast allem hinreißen. Durch die relative Überschaubarkeit von Innsbruck ist nicht jede Meinung möglich und erwünscht. Es gibt einen Meinungskonsens in der Kulturszene. Vermutlich, weil diese Geschlossenheit suggerieren möchte. Vermutlich auch weil diese Szene froh ist, überhaupt Gelder zu bekommen und überhaupt Kultur auf die Beine stellen zu können. Diese sogenannte „Off-Szene“ feiert sich dann auch ob ihres vermeintlich revolutionären Charakters. Auf der anderen Seiten gibt es aber auch Kultur in Innsbruck, die hochsubventioniert zumindest qualitativ bessere Ergebnisse und Veranstaltungen anbietet. Allzu viel Bewegung und Fortschrittlichkeit ist auf beiden Ebenen nicht vorhanden. Eher gleicht es einem verwalten der vorhandenen Möglichkeiten, damit einem nur ja nichts an Förderungen und sonstigen Geldern weggenommen wird. Ich war also in Innsbruck angekommen. Beschäftigte mich mit der Kulturszene und deren Bedingungen. Allein das zeigt ja schon an, dass ich mich verheddert hatte. Verrannt in etwas, das es eigentlich gar nicht wert war, dass man darin so viel Zeit investierte. Ich hatte zunehmen das Gefühl, dass mich diese Fragen zu sehr beschäftigten und dass darunter mein Blick auf die landschaftliche Schönheit in Tirol und rund um Innsbruck herum zu leiden begann. Ganz so als würden all diese Fragen die Schönheit rings um mich herum „überschreiben“. Diese Diskurse begannen alles zu überlagern. Plötzlich hatte ich Sehnsucht. Sehnsucht nach der Natur. Sehnsucht nach Unmittelbarkeit. Eine wunderschöne Stadt, die Berge quasi vor der Haustüre. Mir fiel das Buch „Von realer Gegenwart“ von George Steiner ein. Ohne jetzt auf diesen Text einzugehen lässt sich schon allein am Titel eine Sehnsucht ablesen, die ich mit ihm teile: Ich wollte wieder die Realität empfinden. Unvermittelt, ganz direkt. Ich wollte meinen Kopf frei kriegen. Wieder ganz direkt wahrnehmen und empfinden. Nichts sollte mich davon ablenken. Meine Gedanken sollten sich nicht mehr um den urbanen Raum und dessen Voraussetzungen, Möglichkeiten und Unmöglichkeiten drehen. Die Lösung um Ruhe zu finden und Schönheit zu erleben: Wandern! Ich begann zu wandern. Immer mehr und öfter aus der Stadt hinauszugehen. Das ist in Innsbruck ja nun wirklich nicht schwierig. Wanderwege, Berge und Erholung fand sich eigentlich schon vor meiner Haustüre. Interessant war aber, dass ich auch dort den einen oder anderen Kulturschaffenden beim Wandern traf. Die strikte Trennung zwischen Natur, die sich mir in ihrer puren Schönheit und "Diskurslosigkeit" zeigte, und Kultur, die ich zwar liebte mich aber zunehmend auch belastete, war so also nicht zu halten. Aus dieser Erkenntnis ergab sich aber die Frage, wie diese beiden Ebenen verbinden ließen. Gab es gar eine direkte Beziehung zueinander? Mittlerweile bin ich mir sicher: Ja, es gibt diese Beziehung. Und darin liegt auch der Schlüssel dazu begraben, wie ich lernte, Tirol zu lieben. Ich setzte Natur und Kultur in ein Verhältnis zueinander. Fand Ruhe in der Natur und dadurch auch Gelassenheit im urbanen Raum. Fand zunehmend auch mal den Mut, Veranstaltungen auszulassen und statt dessen der Natur den Vorzug zu geben. Blick auf die Nordkette vom Bergisel aus. Was für ein Blick! Im Grunde war es sehr einfach: Die Schönheit der Natur war mir ein willkommenes Hilfsmittel um das zu entwirren, was sich in der Stadt und in deren Diskursen für mich verwirrt hatte. Die Natur war und ist ein grandioses „Gegengift“ zu den möglichen „Vergiftungen“ in der Stadt, die einem den Blick auf die Schönheit nehmen. Die Natur schafft Distanz und weitet den Blick. Sie schützt garantiert vor einem Tunnelblick. Ich bin überzeugt, dass es dieser „Tunnelblick“ ist, der dazu führt, dass man sich in etwas verheddert. Die Natur ermöglicht die Erkenntnis, dass Kultur und urbaner Raum etwas Gemachtes, Konstruiertes ist. Das gibt Gelassenheit weil damit klar wird, dass die im urbanen Raum vorhandenen Diskurse nicht naturgegeben oder unveränderbar sind. Die Natur schärft aber auch den Blick dafür, dass Veränderungen nicht in kurzer Zeit mit Gewalt passieren, sondern auch ganz langsam von statten gehen. Einfach gesagt: Die Stunden in der Natur gaben und geben mir die richtige Haltung mit. Eine Haltung des zurückhaltenden Teilnehmens. Eine Haltung des Abwartens und des Nichts-Überstürzens. Die Natur in Tirol löst so manchen Knoten. Fast nirgends ist es so leicht wie in Tirol, aus dem urbanen Raum und aus der Stadt in so kurzer Zeit zu fliehen. Nirgendwo sonst ist es so schön, dann wieder in die Stadt zurück zu kommen, mit verändertem Blick. Ein Blick von einem Gipfel herunter macht die Unterscheidung zwischen Wichtigem und Unwichtigem sehr einfach. Mittlerweile mag ich sogar meine Heimatstadt wieder. Sie ist was sie ist. Mein Empfinden der Langweile in dieser Stadt hatte mehr mit als mit der Stadt zu tun. Es ging um ein verzweifeltes Suchen von Raum. Um die Projektion meines eigenes Ichs und meiner eigenen Wünsche auf einen Raum. Dabei war die Stadt eben so, wie sie war. Ich hätte ihr nur Zeit geben müssen, ich hätte sie in ihrem So-Sein akzeptieren müssen und mehr Gelassenheit an den Tag legen sollen. Heute ist mir klar, dass ich zum Glück in Tirol lebe. Einem geographischer Raum, in dem man Kultur und Natur in hochinteressante Zusammenhänge setzen kann. Tirol als philosophischer Raum, als ästhetischer Ort, an dem ich sowohl Naturschönheit als zum Teil auch Kultur auf allerhöchstem Niveau erleben kann. Ich lebe in Innsbruck, einer Stadt, die in der Barockzeit in Sachen Musik und Oper europäischen Rang hatte. Ganz gelassen kann ich mich in diese Tradition einreihen und es genießen, dass es die „Festwochen der Alten Musik“ oder die „Innsbrucker Abendmusik“ gibt, die beide künstlerisch auf hohem Niveau agieren. Ich kann andere Veranstaltungen gelassen ignorieren und abklopfen, was mir gut tut. Außerdem: Wer sein Schönheitsempfinden an der Natur schult, der empfindet plötzlich auch in der Stadt unmittelbare Momente der Schönheit. Der sieht klarer und reiner, unvoreingenommener! Danke Tirol, danke Natur, danke Schönheit, die sich in Tirol manchmal von ihrer eindrucksvollste Seite zeigt. Ich lebe gerne hier. Dass ich das sagen würde, hätte ich noch vor einiger Zeit für unmöglich gehalten. Aber es tut gut, das so direkt auszusprechen.
Auch Mountainbiker dopen! Natürlich.
Ja, ich gestehe, ich bin Mountainbiker und ich dope. Alle meine bikenden Freunde betreiben ja schließlich auch Doping, und ich werde ganz bestimmt nicht damit aufhören. Was für Rennradfahrer gut ist, kann für uns Mountainbiker nur recht sein. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter, denn wir Mountainbiker dopen alle! Da müssen wir auch gar keinen Hehl daraus machen, denn wir brauchen das, immer und immer wieder! So, das musste mal gesagt werden. Ohne Doping wohl viel zu steil. Unser Doping funktioniert aber ein bisschen anders. EPO und andere leistungssteigernde Substanzen auf der Jagd nach der Bestzeit um die goldene Ananas? Geschenkt! Die gängigsten Dopingmittel unter Mountainbiker sind wohl alkoholfreies Weißbier und Kaspressknödel. Auch der Duft der Almrosen und Zirbenwälder berauscht uns, putscht uns auf und treibt uns an. Das ist unser Doping, so dopen wir! Und das Beste daran ist ja, dass alles überall und legal erhältlich ist. Einzige Nebenwirkung ist der langanhaltende Glückszustand, diese innere Zufriedenheit, nach einer langen Biketour und der anschließenden Einkehr. Wer sich für's Mountainbike entschieden hat, will neben dem Sportlichen auch den Genuß, Trails statt Strassen und Almwiesen statt Asphalt. Auf Almhütten gibt’s immer wunderbares Doping. Ein ganz besonderes Bikerevier findet sich im Paznauntal. Die Möglichkeiten hier sind fast unerschöpflich. Wer die besten Trails und Einkehrmöglichkeiten nicht verpassen oder vielleicht sogar an seiner Fahrtechnik feilen will, der kann sich ja einfach einen Guide der Silvretta Bikeacademy schnappen. Das manchmal mühsame Vorbereiten der Touten und Kartenstudieren entfällt damit, und man kann sich ganz einfach auf das Wesentliche, nämlich das Biken, konzentrieren. Ganz egal ob höhenmeterfressender Tourenfahrer oder singletrailsüchtiger Endurobiker, es findet sich für jeden etwas. Sogar die Freerider sind hier willkommen, denn die Gondeln nehmen einen gerne mit und ermöglichen so viele Abfahrten für Speedfreaks. Vom Trail in den Pool Für die meisten Mountainbiker ist das Genießen ein wichtiger Aspekt und endet nicht mit der Abfahrt ins Tal. Nach der Hochpaznaun Tour verlangen unsere müden Knochen ihre verdiente Ruhepause ein. Also rollen wir gemütlich ins Hotel Weisses Lamm, denn dort findet man alles, was sich ein Bikerherz nur wünschen kann. Nach der Erholung im Wellnessbereich und einer entspannenden Massage stärken wir uns am Abend mit dem Feinsten aus der Hotelküche. Ein letzter Schluck noch vom Zaubertrank, und dann befällt uns schließlich die Müdigkeit. Bevor es am nächsten Tag wieder weiter geht, widmen wir uns kurz unseren Fahrrädern. Die gestrige Runde ging nicht spurlos an ihnen vorüber und die Bremsbeläge müssen getauscht werden. Kein Problem hier im Hotel, denn der Chef ist selbst begeisterter Mountainbiker und ganz nebenbei auch ausgebildeter Guide. Außerdem ist man Mitglied bei den Mountain Bike Holidays und führt dort sogar das Qualitätslevel Pro. Das heißt unter anderem auch, dass die gängigsten Ersatzteile immer vorrätig sind. Schön für uns. Was will man mehr? Danach können wir endlich starten. Die Verwall Runde steht heute auf dem Programm. Eine ausgewachsene Tour, zugegeben, aber eben mit allem, was das Mountainbiken so schön macht. Fantastische Bergwelten, einsame Plätze, herausfordernde Trails und liebevoll bewirtete Hütten. Einem weiteren traumhaften Tag steht nichts mehr im Wege.
Schutz vor den größten Gefahren in den Bergen
Unser Leben fängt meistens dort an, wo die Komfortzone aufhört. Aber nur meistens! Die Berge sind gefährlich und von Gegensätzen geprägt. Die Bergler (Bergbewohner) auch. Aber es gibt trotzdem Möglichkeiten, einen Aufenthalt in den Alpen zu überstehen, vermeintliche Gegensätze zu vereinen und eine Form von Glück zu finden, die süchtig machen kann. Wie in einer Beziehung. Und die Bergler? Wenn Freundlichkeit und Kompetenz aufeinander treffen, wenn du Königin und König bist, die Bergler aber auch, dann wird jeder Tag zu einem Gipfeltreffen. Auch im Tal. Lass dich von der Auflösung der Gegensätze überraschen. Eben wie in einer Beziehung. [metaslider id=15401] Und weil es so schön ist, haben wir noch eine Fortsetzung im Petto! [metaslider id=15420]
Die tägliche Turnstunde ist im A…. A wie Adipositas!
Was ist bloß aus der täglichen Turnstunde geworden? Ein weiteres unerledigtes Projekt unserer derzeitigen Regierung. Wobei man diese sogar in Schutz nehmen muss. Auch in den vergangenen Legislaturperioden wurde nichts gegen die ausufernde Fettleibigkeit unternommen. Wozu das führen kann, sieht man in den USA. Das A in USA steht nicht für America. Es steht für Adipositas = Fettsucht. In keinem anderen Land der Welt leben so viele dicke Menschen wie dort. Angeblich ist das sogar die häufigste Todesursache, noch vor den Hinrichtungen. Egal wo, ob in der Shopping Mall, am Strand oder in Disney World, überall wälzt sich einem eine Lawine aus Fett entgegen. Dead men walking. Wobei walking häufig nicht mehr stimmt. Viele dieser Kolosse haben bereits auf kleine Elektrowägelchen umgesattelt, weil die Beine offensichtlich den Dienst quittiert haben. Aus der Turnstunde wurde somit eine Fahrstunde. In den USA gibt es dazu sogar den Begriff Walmart Fat Scooter. Auf Urban Dictionary wird das folgendermaßen beschrieben: The mobility scooters provided by Walmart for the use of handicapped people but are usually only used by very fat people who are probably able to walk around but are either too lazy to walk or who have converted their obesity into a handicap for which they receive disability benefits. Most often seen with the front basket loaded with multiples of sugar or fat containing foods or other unhealthy food choices for someone of their size - along with a helper spouse/child/friend pushing a regular shopping cart loaded with the same. Millionen von Hamburger, Hot Dogs, Pommes, Marshmellows, Bagels und Donuts haben ihre unübersehbaren Spuren hinterlassen. Und wir leiden darunter. Klimatisch. Durch das Gewicht der Vereinigten Staaten hat sich die Erdachse um zwei Grad verschoben, weshalb der Sommer heuer ausgefallen ist. Die nördliche Halbkugel ist ganz einfach zu schwer geworden. Ich erinnere mich dunkel an Aerobic-Videos aus den 80er Jahren, als Jane Fonda die Vorturnerin der Nation war. Wenn heute irrtümlich so ein alter Streifen auf CNN läuft, wird der amtierende Präsident sofort in die Air Force One verfrachtet, in der irrigen Annahme, die Außerirdischen wären gelandet. In meiner Jugend gab es nur einen fetten Amerikaner, den dicken Hoss aus Bonanza. Zwar musste nach jeder Folge sein Pferd eingeschläfert werden, aber das war angesichts der guten Einschaltquoten zu verkraften. Wenn bereits im Wilden Westen alle Cowboys die Figur von Hoss gehabt hätten, wäre das Auto früher erfunden worden. Ein Irrweg der technischen Revolution. Aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass in den USA grundsätzlich alles größer ist als bei uns. Ich habe mich in einem Supermarkt in Miami in die Hygieneabteilung verirrt. Da habe ich Sachen gesehen, dass wollen sie gar nicht lesen. Adult diapers. Erwachsenenwindeln mit einer Gallone Fassungsvermögen. Das sind fast vier Liter! Nicht mal unser Aquarium hat so viel Wasser. Wer solche Windeln trägt, hat mit dem Leben abgeschlossen.
Der FC Wacker Innsbruck plant den raschen Wiederaufstieg. Mission impossible!
0:2 in Mattersburg. Das muss noch nichts bedeuten, aber die Vorzeichen stehen schlecht. Das weiß auch Trainer Michael Streiter, der nicht nur ein ausgewiesener Fachmann ist sondern auch selbst ein exzellenter Fußballer war. Aber was soll er machen, ihm sind die Hände gebunden. Bedingt durch einen ausgedünnten Kader mit ein paar Routiniers, die ihren Zenit längst überschritten haben, und Spielern, denen ganz einfach das Können für die Bundesliga fehlt. Diejenigen, die es konnten, haben längst das Weite gesucht. Da kann man nix machen. Der Wille ist zweifellos vorhanden, doch der allein genügt ganz einfach nicht, um rasch wieder oben mitspielen zu können. Die Wurzel des Übels ist nicht unter dem Rasen des Tivoli verborgen, sie sitzt, wie fast immer in solchen Fällen, im Vorstand. Dieser ist durchwegs mit honorigen Leuten besetzt, alle höchst erfolgreich in ihren Berufen, und auch Wille und Leidenschaft werden vorhanden sein, jedoch: Sie haben keine Ahnung von Fußball, geschweige denn, dass sie selbst einmal auf hohem Niveau gespielt hätten. Die Zahl der Vereine wo so etwas funktioniert hat, kann man an einer Hand abzählen. Werder Bremen war jahrelang eine solche Ausnahme. Willi Lemke hat das Geld herangeschafft und um den Sport kümmerten sich die Fußballexperten, allen voran Leute wie Klaus Allofs, Otto Rehhagel oder Thomas Schaaf. Das lässt sich natürlich nicht 1:1 auf den FC Wacker Innsbruck umlegen. Schon allein auf Grund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Und auch das weiß Michael Streiter. Aber Teil seiner Jobbeschreibung ist es nun mal vom baldigen Wiederaufstieg zu sprechen. Selbst gegen besseres Wissen. Obwohl seine Aussagen ohnehin schaumgebremst ausgefallen sind. Er weiß warum. Das Träumen überlässt er dem Vorstand. Und dieser hat sich schon in der Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert. Dass es schwierig ist Sponsoren aufzutreiben, mag man ihm nicht ankreiden. Kein Wunder bei der jüngeren Historie des Vereins. Aber dadurch entstand ein weiteres Problem. Nämlich die Abhängigkeit von Stadt und Land. Und die damit verbundenen, regelmäßigen, Bittgänge um weitere Subventionen. Irgendwann wird die Aufstellung im Landhaus gemacht. Und nichts schmeichelt Politikern und Pseudofunktionären mehr, als wenn sie im Fußball ein gewichtiges Wörtchen mitreden dürfen. Das schafft Aufmerksamkeit und füttert die Medien. Brot und Spiele. Wie im alten Rom. Und erst die Kaderzusammenstellung der jüngeren Vergangenheit. Ein Lehrbeispiel an Ineffektivität. Da wurden Spieler geholt, die sich schon in der Westliga schwer getan hätten. Professionelles Scouting – Fehlanzeige. Auch das ist ein großes Manko gegenüber anderen Klubs. Und dann noch das Theater um Roland Kirchler. Zuerst setzt man ihm seinen Co-Trainer als Sportdirektor vor die Nase, in der Hoffnung, dass er selber hinschmeißt, und als er das nicht tut wirft man ihn raus, um mit dem Allheilmittel neuer Trainer den Untergang doch noch zu vermeiden. Obwohl zu diesem Zeitpunkt jeder wusste, dass die Mannschaft selbst mit einem Trainer wie Josep Guardiola absteigen würde. Kompetenz sieht anders aus. Dass der Vorstand ausgeglichen bilanzieren will ist aller Ehren wert und auch nachvollziehbar. Niemand setzt sich freiwillig in den Schuldenturm. Aber wenn man schon Ziele ausgibt, dann bitte auch realistische. Die schwersten Gegner in dieser Saison heißen Horn und Hartberg. Die spielen auch gegen den Abstieg. Und selbst dem größten Sportromantiker sollte mittlerweile klar sein: Geld spielt doch Fußball!
Ganz langsam nach Savognin
Die Schweiz verfügt über insgesamt elf UNESCO-Weltkultur- und Naturgüter. Jetzt kommt noch eines hinzu. Die Langsamkeit. Die Langsamkeit der Schweizer ist legendär. Das sagt man besonders den Bernern nach, trifft aber genauso gut auf die Graubündner zu. Sie sind die beste Medizin gegen hohen Blutdruck und Hyperaktivität und reden, sofern man sie lässt, jeden ins Koma. Der Schweizer lässt sich gerne Zeit. Offenbar hat er eine Menge davon. Und viel Geld muss er auch haben. Denn im Vergleich zu uns kostet alles das Doppelte. Sogar die Obdachlosenzeitung. Da sind sie konsequent. Ich habe beruflich immer wieder mal in der Schweiz zu tun. Genau genommen in Savognin Bivio Albula. Einer im Sommer wie auch im Winter beliebten Ferienregion im Herzen Graubündens. Ein paar Hardfacts gefällig: Parc Ela, der größte Naturpark der Schweiz, ein Badesee, 400 km Wanderwege, 240 km Bikerouten, 80 km Pisten, Kinderskiparadies und ein Würfel. Der Würfel nennt sich Hotel Cube und liegt direkt neben der Talstation der Bergbahn. Schon mal davon gehört? Das Konzept dieser Hotels, ein Pendant dazu gibt es am Kärntner Nassfeld, lautet: Komfortlos, preiswert, hipp und trendy. Das perfekte Biotop für Junge und Junggebliebene. Die lümmeln kreuz und quer in der Lobby herum und fühlen sich sichtlich wohl. So der erste Eindruck wenn man das Hotel betritt. Und der Eindruck täuscht nicht. An den Wänden hängen riesige Flatscreens, ein Poolbillard steht mitten in der Lobby und eine Bar hat es auch. Wie der Schweizer sagen würde. Das alles trägt natürlich zum Wohlfühlfaktor der durchwegs gechillten Gäste bei. Treppen sucht man übrigens vergebens. Anstelle dessen führen breite Rampen von Stockwerk zu Stockwerk. Mit dem Mountainbike direkt ins Zimmer. Und nachts geht dann die Post ab, wenn sich der Würfel in einen Club verwandelt. Den Hangover am nächsten Tag bekämpft man dann am besten mit den neuesten Wintersportgeräten auf den extrabreiten und perfekt gepflegten Pisten. Eigentlich die perfekte Symbiose. Tagsüber entschleunigen, nachts Gas geben. Am besten sie machen sich selbst ein Bild davon und fahren nach Savognin. Aber schön langsam. Denn der Bußgeldkatalog der Schweiz hat es in sich! Mein Tipp: Nehmen sie ihren Nachwuchs mit. Kinder bis 10 Jahre fahren bei den Bergbahnen Savognin gratis in Begleitung eines zahlenden Elternteils!
Marokkanische Früchte
Also ehrlich, es gibt nur wenige Nahrungsmittel die gesund sind und auch gut schmecken. Vor die Wahl gestellt ob Schlacht- oder Gemüseplatte, muss ich daher dem Grünzeug eine eindeutige Absage erteilen. Für mich schmeckt Gemüse dann am besten, wenn ich es kurz vor dem Verzehr durch ein saftiges Steak ersetze. Daher war ich auch ziemlich skeptisch als meine Frau mit einer Flasche Arganöl nach Hause kam. „Wir essen zu viel Fleisch“, war die mitgelieferte Erklärung. Auf meinen Einwand, dass die Menschheit ohne Fleisch zu essen nicht so intelligent geworden wäre, konterte sie mit dem Hinweis: „Dass das nicht stimmt, sieht man an dir!“ In solchen Dingen habe ich kein Einspruchsrecht. Sie schaut auf meine Gesundheit. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich über Arganöl schlau zu machen und war total überrascht, was diese kleinen marokkanischen Früchte alles zu bieten haben. Man isst sie nicht nur, sondern verwendet sie auch zur Körperpflege. Also gleich doppelter Nutzen, innen und außen. Ganz nach dem Motto: An meine Haut lasse ich nur Wasser und Arganöl. Und ich stehe nicht an, mein Urteil zu revidieren. Es schmeckt auch sehr gut und findet mittlerweile mannigfache Verwendung in unserer Küche. Zugegeben, die Gemüseplatte ist bei mir immer noch ein Notgericht. Aber jetzt schmeckt sie wenigstens.
Shoppen gegen das BrokenHeart-Syndrom
Ich hatte alles versucht: Heiße Milch mit Honig, Schokolade, Kuschelsongs und natürlich auch Alkohol. Weder einzeln, noch alles zusammen – nichts hat geholfen. Mein BrokenHeart-Syndrom wurde einfach nicht besser. Meine Freundin Ingrid hatte die Schnauze voll von meinem langen Gesicht und meinen immer wieder Tränen gefüllten Augen, wenn das Gespräch auch nur in irgendeiner Hinsicht auf meine Gefühlslage gelenkt wurde. „Raus aus der Wohnung, wir gehen shoppen!“ sagte sie. Den Einwand, dass ich knapp bei Kasse sei, ließ sie nicht gelten. „Es ist Summer-Sale! Denk an die Klamotten, Schuhe und Handtaschen, die du um 50 Prozent günstiger kriegst!“ Und so schleppte sie mich eines Samstags vormittags durch Innsbrucks feinste Boutiquen. Und ich muss sagen: Ich war beeindruckt. Nicht nur von der Ware auch von den Verkäuferinnen! Zunächst stöberte ich noch etwas zurückhaltend durch die Regale und verbat mir dabei, höflich aber bestimmt, jede Hilfe und Beratung. Die Damen blieben freundlich. Dann drückte mir Ingrid mit den Worten „Probier das!“ zwei T-Shirts und einen Rock in die Hand. Etwas missmutig, aber auch baff ob ihres Befehlstones, machte ich mich in die Umkleide. T-Shirt eins viel sofort durch! Es war zu groß und zu bunt. Ingrid war anderer Meinung, nur die liebe Verkäuferin hielt zu mir: „Das T-Shirt ist tatsächlich zu groß. Und wir haben es nur mehr in dieser Größe.“ Erleichtert probierte ich T-Shirt zwei und auch den Rock an. Beinahe wäre es zum Streit zwischen mir und Ingrid gekommen. Sie fand das T-Shirt fad, ich den Rock zu kurz. Die Verkäuferin schritt schlichtend und höchst effektiv ein: Sie brachte Schuhe! „Damit wirkt der Rock gleich ganz anders“, meinte sie lächelnd. Und sie sollte beinahe auch Recht behalten. Sowohl Ingrid als auch ich waren begeistert: von den Schuhen, nicht vom Rock! Meine Stimmung stieg, denn die Verkäuferin brachte geduldig, freundlich und stets lächelnd eine breite Auswahl an Röcken, Kleidern und Shirts. Kurzfristig war ich misstrauisch geworden: Hatte Ingrid die Verkäuferin etwa in Bezug auf mein BrokenHeart-Syndrom gebrieft? Oder wieso war sie sonst so freundlich? Am Umsatz, der angesichts des Summer-Sales nur die Hälfte ausmachen würde, dürfte es nicht gelegen haben.... Wie auch immer: Noch vor dem Mittagessen hatte ich mich in ein absolut zauberhaftes Paar Schuhe verliebt und darüber hinaus auch noch mit einem Rock und einem neuen Kleid strahlend den Laden verlassen. Mein BrokenHeart-Syndrom ist zwar noch immer nicht geheilt, aber ich werde mein neues Paar Schuhe sowie das Kleid demnächst zum Tanzen ausführen....vielleicht hilft ja das, drückt mir die Daumen ;-) LG InnsbruckCityGirl
24 Stunden durch die grüne Hölle
Wer bei dieser Überschrift an einen Dschungeltrip denkt, liegt ziemlich falsch. Aber doch nicht ganz. Hölle stimmt schon mal. Und auch grün trifft es einigermaßen. Denn schließlich fährt man rund 25 km quer durch die Botanik. Und das so schnell wie möglich. Auf der legendären Nürburgring-Nordschleife. Die Bezeichnung „grüne Hölle“ stammt von Jackie Stewart. Immerhin einem dreifachen Formel 1 Weltmeister. Und wenn so einer Respekt vor dieser Strecke hat, dann sollte dies erst recht für alle anderen Fahrer gelten. Wer tut sich so was eigentlich an? 24 Stunden lang, bei jedem Wetter, ob kalt oder heiß, ob Tag oder Nacht. Erstaunlich viele. Obwohl sich vor jedem Start die Frage stellt, wer diesmal mehr Schäden davon tragen wird. Der Fahrer oder der Wagen. Also eines ist mal klar: Wer auf dieser Strecke Rennen fährt, muss was in der Hose haben. Es darf an der erforderlichen Stelle kein Leerraum sein. Auf Grund der geltenden Rechtslage in Italien kann hier nicht genauer darauf eingegangen werden. Als Fahrer ist man natürlich mächtig stolz wenn man es geschafft hat. Und auch die Enkelkinder werden eines Tages für die Stories dankbar sein. Zu Jackie Stewarts Zeiten war das mit der Dokumentation nicht so einfach. Fotografieren. Analog. Heute klemmst du dir eine GoPro von Actioncam24 hinter die Windschutzscheibe und schon sind die nächsten Generationen mit Racing pur versorgt. Erbaut in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gilt die Strecke als furchteinflößend und unbarmherzig. Zu Recht. Aber wer hier einmal gefahren ist, kommt wieder. Ich wage mal folgende Behauptung: Wer diese Strecke bezwungen hat, egal ob als Sieger oder irgendwo ganz hinten, der kann sich für andere Rennstrecken nur mehr mäßig begeistern. Der Kurs macht süchtig. Das zeigt auch die große Teilnehmerzahl an Fahrern, in allen Klassen, egal ob bei der VLN oder eben beim 24h-Rennen. Und dass dabei auch kleine Privatteams erfolgreich sein können, hat in diesem Jahr zum Beispiel WS Racing aus Rheinland-Pfalz mit einem Klassensieg unter Beweis gestellt. Und genau wegen dieser Vielfalt an Fahrern und Teams strömen die Zuschauer in Massen in die Eifel. Beim Rund-um-die-Uhr-Spektakel sogar mehr als 200.000 Dabei hat es lange Zeit ziemlich düster um den Nürburgring ausgesehen. Bleibt zu hoffen, dass die neuen Besitzer die Anlage in ruhigeres Fahrwasser steuern damit der Nürburgring das bleibt, was er immer war: Die schönste Rennstrecke der Welt. PS: Das 24h-Rennen findet im nächsten Jahr vom 14.-17. Mai statt. Wer noch kein Zimmer hat, sollte sich schon mal nach einem Zelt umschauen.
Auf Ötzis Spuren im Schnalstal
Waren sie schon einmal im Schnalstal oder Val Senales, wie die Italiener sagen? Keine Stunde von Meran entfernt, im Südtiroler Vinschgau gelegen, erstreckt sich dieses einmalige Naturjuwel über 5 Ortschaften bis zum Talschluss nach Kurzras. Und kann mit einem weltweit bekannten Einwohner aufwarten – dem Ötzi. Das Schnalstal auf den Ötzi zu reduzieren, wäre allerdings zu kurz gegriffen. Es verfügt nämlich über ein weiteres Highlight: Den Schnalstaler Gletscher auf über 3200 m Seehöhe, den man in nur 6 Minuten ganz bequem mit der Seilbahn erreicht. Und dann bleibt einem zunächst einmal der Mund offen ob des fantastischen Ausblicks. Ähnliches kennt man sonst nur von den Panoramabildern im Fernsehen. Genau das muss auch Ötzi gesehen haben, bevor ihn vor über 5000 Jahren ein übel gelaunter Zeitgenosse ins Jenseits befördert hat. Und 1991 hat man ihn dann wieder ausgegraben. Am Hauslabjoch, ganz in der Nähe des Bergrestaurants Grawand. Wo man sich nicht nur stärken kann, sondern auch übernachten. Im höchst gelegenen Hotel der Alpen! Stärkung ist auch notwendig bei 35 Pistenkilometern und einem der größten Snowparks im gesamten Alpenraum. Und das alles ist geöffnet lange bevor andere Skigebiete aufsperren und noch lange nachdem diese schon wieder geschlossen sind. Das wissen auch zahlreiche Nationalmannschaften aus aller Welt, die alljährlich mit ihren Top-Skiathletenanreisen um am Gletscher zu trainieren. Doch nicht nur Wintersportler kommen ins Schnalstal. Auch Wanderer, Kletterer, Mountainbiker und sportlich aktive aller Altersstufen finden hier ihre ganz persönliche Herausforderung. Und selbst die Filmproduzenten geben sich die Klinke in die Hand und nutzen sowohl im Sommer wie auch im Winter die gewaltige Naturkulisse. Einer der besten Alpenwestern der letzten Jahre, „Das finstere Tal“ mit Tobias Moretti, wurde erst kürzlich hier gedreht. Also einfach mal hinfahren und staunen. Mein Tipp: Glacier Wine Rallye. Eine Weinverkostung der besonderen Art. Probieren Sie in jeder Hütte oder Bar einen Wein des Vinschgauer Weinbauvereins und ein passendes Bio-Produkt des Oberniederhofes.
Bequeme Schuhe für den Bettler von heute
Achtung, das ist ein Aufruf an die Innsbrucker Bevölkerung. Nehmen sie die Wäsche von der Leine und bringen sie die Kinder ins Haus. Die Bettler-Mafia ist in der Stadt. Alle wehrfähigen Männer werden aufgerufen sich umgehend bei der Bürgerwehr zu melden. Oder bei den Schützen. Auf jeden Fall noch heute. Jetzt ist es also soweit. Man kann in der Tiroler Landeshauptstadt nicht mehr vor die Türe gehen. Rund 125.000 Einwohner sind in der Geiselhaft von 15 bis 20 Bettlern (das –innen lasse ich auch hier wieder weg). Laut FPÖ ist diese Gruppe mafiös strukturiert, bettelt gewerbsmäßig, und manche der Gruppenmitglieder ziehen sogar unbequeme Schuhe an, damit ihnen das Humpeln leichter fällt. Aber das Schlimmste kommt erst noch. Angeblich sind keine einheimischen Bettler dabei. Typisch Ausländer! Jetzt nehmen sie uns auch noch diese Arbeitsplätze weg. Ok, ich gebe es zu. Auch mir läuft manchmal ein Bettler mit unbequemen Schuhen vor die Füße, hält mir einen leeren Pappbecher unter die Nase und murmelt dabei „biiite, biiite“. Und ich habe noch nie was gegeben. Ist ja auch freiwillig. Aber dabei von einer massiven Belästigung oder gar Bedrohung zu sprechen ist mehr als übertrieben. Unter Belästigung verstehe ich etwas anderes. Zum Beispiel Wahlkampfzeiten. Wenn einem an jeder Hausecke von jeder x-beliebigen Partei ein Hochglanzfolder, Kugelschreiber oder Flaschenöffner aufgedrängt wird. Die Wahlwerber haben zwar alle bequeme Schuhe an, aber „biiite, biiite“ sagen sie trotzdem, in der Hoffnung, dass man sein Kreuzchen diesmal bei ihnen machen wird. Mach ich aber nicht. Angeblich würden bereits besorgte Touristen nachfragen, ob Innsbruck eine arme Stadt sei, weil so viele Menschen auf der Straße betteln müssen. Jetzt haben wir den Salat. Touristen aus Deutschland, Italien, England, Japan, den USA oder woher auch immer, haben schließlich noch nie einen Bettler gesehen. So was gibt es bei denen zuhause nicht. Die Erregung hat natürlich System. Wenn die Politik ein großes Problem nicht lösen kann, dann sucht sie sich ein kleines. Und trampelt so lange darauf herum, bis es medial aufgebauscht ist wie das Ungeheuer von Loch Ness. Ein ideales Thema fürs Sommerloch. Mein Tipp: Wenn ihnen demnächst wieder einer vor die Füße humpelt, dann spenden sie bequeme Schuhe.
Heimat bist du großer Baustellen
Das ist kein neuer Text von Andreas Gabalier. Wer in diesen Tagen auf Österreichs Straßen unterwegs ist, weiß worauf ich hinaus will. Eigentlich muss ich das meinen mobilen Mitbürgern (ich lasse das -innen jetzt mal weg, das wird mir sonst zu kompliziert) gar nicht erklären. Der Schnee geht, die Baustellen kommen. Das ist seit Jahrzehnten so. Genau genommen seit 1886. Damals hat Carl Benz sein erstes Auto zum Patent angemeldet und seither wiederholt sich Jahr für Jahr die selbe Prozedur. Wer viel mit dem Auto unterwegs ist, kann ein Lied davon singen. Ich sogar zwei. Denn ich bin im Osten Österreichs geboren und muss als nunmehriger Tiroler zwecks Verwandtenbesuch gelegentlich nach Niederösterreich zurück kehren. Meine Frau sagt ich stamme vom Balkan. Sie ordnet alles östlich von Kufstein in diese Region ein, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls war es kürzlich wieder an der Zeit in Richtung Osten aufzubrechen. Gewitzigt durch zahlreiche Expeditionen während der letzten Jahre habe ich zunächst auf der Website des ÖAMTC, unter dem Menüpunkt "Baustellen Verkehrsservice", die aktuelle Lage gecheckt. Zuerst dachte ich, ich wäre auf der Seite der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik gelandet. Alles voll von roten Blitzen. Gewitter hätten mir nichts ausgemacht, aber die Blitze hatten alle die Form von Verkehrszeichen, die auf Baustellen hinweisen. Aber beim ÖAMTC kann man auf Nummer sicher gehen. Wer genau wissen will ob ihn die Baustellen alleine noch zu wenig behindern werden, der kann unter dem Menüpunkt "Staukalender" überprüfen, ob er nicht zufällig im Rahmen der Österreich-Rundfahrt den heimischen Rad-Assen im Weg steht. Alles in allem eine runde Sache. Wäre da nicht das untrügliche Gefühl, dass sich die Baustellen jedes Jahr an der selben Stelle befinden. Vielleicht hat der Vorarbeiter irrtümlich sein Handy einbetoniert und wenn es auf der Autobahn klingelt, dann ist das für die ASFINAG Grund genug, diese Stelle wieder aufzureißen. Und bei der ASFINAG klingelt es gewaltig. Vor allem in der Kasse. Kein Wunder bei den Mautgebühren und den Einnahmen durch die jährlich teurer werdenden Autobahnvignetten. Nicht umsonst bezeichnet sich diese Institution als benutzerfinanziert. Von benutzerfreundlich hat niemand was gesagt. Das wär ja noch schöner. Und mit der Bahn zu fahren, ist auch nicht immer eine brauchbare Alternative. Aber davon ein anderes Mal. Und wenn sie beim nächsten Mal wieder mit 30 km/h durch eine menschenleere Baustelle rollen, dann denken sie daran: Der Schlosser arbeitet auf den Millimeter, der Zimmermann auf den Zentimeter. Und beim Bauarbeiter muss man aufpassen, dass er auf dem Gelände bleibt.
Life Ball 2014: Entschuldigung – aber ich bin hetero!
Eigentlich ist es mir ja völlig "wurscht" was die öffentlich rechtlichen Sender und politisch eingefärbten Tageszeitungen - mit ihren unreflektierten Lakaien - so berichten. Was mir mittlerweile aber nicht mehr wurscht ist, ist die Diskriminierung mir gegenüber. Und zwar gegenüber meiner Einstellung zu Toleranz, Familie, Sexualität und dem menschlichen Körper gegenüber. Derzeit habe ich einfach das Gefühl, dass meine Vorstellungen und Anschauungen per se ins falsche (rechte?!) Eck gerückt werden. Nur weil ich das aktuelle Life Ball Plakat vollkommen daneben finde, bin ich gleich ein intoleranter Mensch?! Das kann es doch nicht sein. Ja, ich akzeptiere Männer mit oder ohne Penis, Frauen mit und ohne Bart, Busen oben oder unten. Zumindest solange keine Menschin oder kein Mensch dadurch verletzt wird, sollte meiner Meinung nach jeder tun dürfen was ihm beliebt. Ja ich sage sogar, solange niemand durch seine Gedanken und Handlungen einem anderen Leid zufügt, darf und soll es keine Grenzen geben. Das ist Kreativität. Das ist Leben. Aber jetzt mal ganz ehrlich. Seit dem Songcontest 2014 tut ganz Europa so, als wären wir alle immer schon kleine Putins und Toleranz bisher ein Fremdwort gewesen. Plötzlich soll alles ganz anders sein? Aber Hallo!? Geht's noch? Ich meinem näheren Lebensumfeld (egal ob Freunde, Familie, Geschäftspartner) tummeln sich seit ich denken kann - täglich homosexuelle, transsexuelle und bisexuelle Menschen. Keine und keiner von denen hat mich jemals versucht zu vergewaltigen, mich umzupolen oder hat versucht mir seine oder ihre Sexualität aufs Auge zu drücken. Umgekehrt ist dies natürlich auch nicht der Fall. Jeder lässt jeden so leben wie er und sie das wollen. Und genau so soll das auch sein. Dass Sex in der Werbung schon eine lange Tradition hat ist bekannt - aber sollte das Erzbergrodeo dann nicht so werben? Und nun zum Life Ball. Als Österreicherin bin ich stolz auf unsere Kunst und Kultur. Der Sieg beim Songcontest ist mir gleich wenig egal wie der Lifeball. Nein, ich kann mit Fug und Recht sogar behaupten, dass ich nach langer Zeit wieder einmal so richtig stolz auf unser kleines Österreich bin. Kulturell haben wir mal wieder bewiesen, dass wir es immer wieder schaffen vorauszudenken und international Akzente zu setzen. In anderen Bereichen fehlt uns diese Qualität ja nach wie vor. Zum Beispiel in Sport und Politik. Und auch wirtschaftlich fallen wir international ja eh nur noch durch unseren "Marketing-Bullen" Mateschitz auf. Egal. Kommen wir noch einmal kurz zum Life Ball Plakat. Nur zum Vergleich habe ich mir auch andere Plakate von Events angesehen, die an diesem Wochenende stattfinden. Unter anderem das vom Erzberg-Rodeo unseres "Oberbullen" Mateschitz. Und das von DEM Event bei mir zu Hause - dem Kasfest im Kaiserwinkl. Beide kommen ohne Sex in der Werbung aus! Ganz im Gegensatz zu jenem, vom Life Ball 2014 (den ich ja sehr schätze). Aber dieses Plakat - das ist einfach vollkommen daneben. Was meine Enkel dazu gesagt haben, erwähne ich hier besser nicht. Hier ein Beispiel für die Reaktionen von Kindern. Eines ist auf jeden Fall klar. Österreich ist seit der Frau Wurst in keiner Weise toleranter geworden. Es wäre gefährlich das zu glauben. Und ich gebe auch noch zu bedenken, dass nicht jeder, der das Lifeball Plakat nicht schön findet, gleich ein intoleranter Mensch sein muss. "Leben und leben lassen" - das sollten wir uns ganz ganz groß hinter die Ohren schreiben!
Das Ötztal: Ja ich hatte Unrecht – Eine Eloge
Ich hätte es tatsächlich nicht gedacht. Mein Artikel über das Ötztal hat für einigen Wirbel gesorgt. Staub aufgewirbelt. Die meisten Rückmeldungen gingen in die Richtung: „Geh scheissen, Alter.“ In etwa: Du blöder Städter hast ja keine Ahnung wie schön es bei uns im Ötztal ist. Ich möchte allen beleidigten Ötztalern jetzt ganz klar sagen: Natürlich ist das Ötztal der Nabel der Welt. Und ich habe mich ganz fundamental geirrt. Denn es ist so schön dort, wie es nur irgendwo schön sein kann. Ganz kurz möchte ich zuerst aber den Ablauf skizzieren. Tag 1: Der Artikel geht online. Nichts bis wenig passiert. Dann plötzlich, abends, die ersten „Rückmeldungen“. Die ersten Beschimpfungen. Kommentare auf meiner Facebook-Seite, die in etwa „Völltepp“ lauten. Ich weiß nicht, ob das der berühmte Ötztaler Dialekt ist oder ob es bei manchem User einfach ein wenig an der Rechtschreibung mangelt. Auch Kommentare wie „oltor les den sxheiss amol der vollkoffer“ trudeln langsam ein. Im Ötztal ist sogar der Schnee weißer und die Sonne heller (Bild: © Ötztal Tourismus) Ich nehme an, dass auch dieser hochpoetische Satz dem Ötztaler Dialekt entnommen ist, der ja bekanntlich Weltkulturerbe ist. Ich respektiere dieses Weltkultur-Erbe und antworte auf solche Kommentare erst einmal gar nicht. Ich lasse sie über mich ergehen. Die Beschimpfungen, die per Facebook-Mail einlangen überfliege ich nur ein wenig. Die meisten verstehe ich nicht, weil sie eine Mischung aus Dialekt, eher einfacher Argumentation und Beschimpfung sind. Mein persönliches Highlight möchte ich aber noch kurz mit euch teilen: „Mit 20 jahr worsch immer no bett nässer Du schnautzgsicht anschauen duasch wia a kinderschänder solche wia die haben se friager an di wond gselt hosch lei Glück das solche wia in andreas in hofer nima gibt der hat dir schu gezoagt wos lang geat“. Wenn ihr euch jetzt mal die Mühe gemacht habt den Satz hermeneutisch zu interpretieren dann werdet ihr vielleicht merken, dass es sich dabei um keinen sonderlichen netten und wohlmeindenden Satz handelt. Dennoch fällt hier eine Bemerkung, die ich interessant finde. Dieser User spielt auf Andreas Hofer an, der ja irgendwie als Synonym für Patriotismus und Heimatstolz herhalten muss. Es war also klar: Ich hatte die Ötztaler in ihrem Heimatstolz getroffen. Ich hatte sie persönlich beleidigt. Ganz so als wäre ich am Stammtisch in Umhausen gesessen und hätte ihnen ins Gesicht geschrien, dass die Ötztaler die letzten „Völlteppen“ sind. Im Ötztal sind die Männer noch echte Männer und die Idylle ist idyllischer Eines hatte ich also unterschätzt: Den Heimatstolz der Ötztaler, die das Ötztal als den Nabel der Welt ansehen. Denn schöner ist es bekanntlich nirgendwo. Nirgendwo ruhiger und idyllischer als in Niederthai. Nirgendwo anders ist mehr Party als in Sölden. Und wer in Obergurgl keine Ruhe und nicht das perfekte Hotel findet, der ist eh nur ein dummer Städter, der sich bitte schön in sein urbanes Ghetto zurückziehen und dort Hip-Hop hören soll. Ins Ötztal werden solche Leute in Zukunft nicht mehr gelassen. In Niederthai hat es sich die Idylle heimisch eingerichtet. Denn schließlich und endlich wird im Ötztal noch echte Volksmusik gehört, die Wiese noch von der Hand gemäht und natürlich sind die Ötztaler mit beiden Beinen am Boden geblieben. Im Tal verwurzelt und in der Welt zuhause. Wer im Ötztal aufwächst, der bringt es weit auf der Welt. Das weiß ich jetzt. Und ich möchte mich aufrichtig dafür entschuldigen, wenn ich den Sachverhalt falsch eingeschätzt habe. Auch Blogger und Schreiberlinge können sich mal irren. Selbst ich bin nicht unfehlbar. Jetzt weiß ich es jedenfalls endlich: Die stolzesten Menschen wohnen im Ötztal. Und sie sind zu Recht stolz darauf, was sie haben. Ich sage nur Area 47! Stuibenfall! Piburger See! Der Wiener würde sagen, dass das Ötztal eindeutig „Wöd“ ist und damit meinen, dass es dort ganz schön „klass“ ist. Was es dort vor allem auch noch gibt: Echte Männer! Muskelbepackt und von der Arbeit am Feld gestählt kann ihnen so schnell nichts etwas anhaben. Im Ötztal sind die Seen blauer, die Luft besser, die Idylle idyllischer. Und der Aqua Dome definiert das, was Wellness ist gänzlich neu. Und Skifahren kann man eigentlich auch nur in Sölden so wirklich. Dass es dort die beste Disco gibt brauche ich euch ja ohnehin nicht mehr zu sagen. Das wisst ihr ja bereits. Im Ötztal steht dann selbstverständlich auch das eine oder andere perfekte Hotel. Die Kulinarik und die ganze kulinarische Welt ist dort zuhause, wie ich in meinem Interview mit einem Ötztaler Koch ja schon erfahren durfte. Provinziell ist hier rein gar nichts. Stattdessen wieder mal „Wöd“. Was hier gekocht wird kann sich mit der ganzen Welt messen. Am meisten hat mich aber ein Kommentar berührt, der mir sinngemäß vorgeworfen hat, dass es an mir liegt. Ich würde einfach zu wenig wahrnehmen und wenn dann nur dasjenige, das eben von Menschen gemacht ist. Langlaufloipen, Hotels, Veranstaltungs-Locations. Ich hätte keinen Sinn für Schönheit, für Natur, für Unberührtheit. Ganz schön dunkel müsse es in mir aussehen, wenn ich nur zu diesem Blick fähig sei. Denn die Schönheit sei im Ötztal ja bitte sehr tatsächlich omnipräsent. Wer da keine Schönheit erkenne, in dem schaue es seelisch gesehen ganz schön hässlich aus. Ich hatte also quasi meine eigene innere Hässlichkeit auf das Außen projiziert. Nicht übel, dass mir die Ötztaler und Ötztalerinnen jetzt sogar die eine oder andere Selbsterkenntnis beschert haben. Therapiesitzung quasi nichts dagegen. Was habe ich also aus dieser Sache gelernt? Ganz einfach: Lass doch bitte schön den Ötztalern ihren Dialekt, ihren Stolz und ihre Highlights. Bitte versteh, dass das Ötztal ein absolut aufstrebendes Tal ist, in dem man eigentlich alles findet: Von Party bis Idylle. Von Wellness bis Event. Da wird es auch verständlich, dass sich die Stammgäste nur so darum reißen, wieder und wieder in Ötztal zu kommen. Da wird es auch verständlich, dass es in dem ein oder anderen Hotel einen VIP-Club gibt, von dem mir meine Bekannte ganz stolz erzählt hatte. Ein Club für Stammgäste und für solche, die immer wieder kommen möchten. Erst langsam begreife ich. Weil ich manchmal schwer von Begriff bin. Manchmal braucht es schon einen Shitstorm um zu bemerken, dass das Ötztal doch der Nabel der Welt ist. Danke liebe Ötztalerinnen und Ötztaler. In dieser Hinsicht: Die Diskussion über das Ötztal ist eröffnet. Ich hoffe ihr verzeiht mir, lieber Ötztalerinnen und Ötztaler!
Das Ötztal: Wirklich so unnötig?
Ja, unser Dialekt ist Weltkulturerbe und die Einheimischen sind stolz darauf, eine so unikate Ausdrucksweise zu haben. Auch unsere treuen Gäste fühlen sich in dieser Sprache gleich willkommen und sind geehrt wenn sie hin und wieder ein Wort von den Einheimischen beigebracht bekommen. Gründe von A bis Z, warum man das Ötztal besuchen und bestaunen sollte: Da das Ötztal eines der dominierenden Täler in Tirol ist, gibt es folglich genug Argumente, wie attraktiv und interessant das Ötztal wirklich ist. Nicht einmal wirklich im Tal drinnen ist schon das erste Highlight vorzufinden - die Area 47. Ein richtiger Touristenmagnet, der nahezu wöchentlich zu Events einlädt. Der Piburger See Foto: © Ötztal Tourismus Im Tal angekommen wird man von allen Seiten mit wundervollen Berggipfeln und dem idyllischen, ruhigen Piburger See begrüßt. Das kleine aber feine Ötzi Dorf, wohl nicht zu vergessen - die zweitmeistbesuchte Touristenattraktion Tirols - wird durch die hohe Nachfrage nun sogar erweitert und ausgebaut. Auch der Stuibenfall ist ein großes Aushängeschild für das Ötztal, und ja, auch das ruhige, idyllische und sonnenreiche Niederthai wird von gestressten und unausgewogenen Gästen sehr bevorzugt. Diese suchen Stille und finden sie in Niederthai. Partyzone Sölden Foto: © Ötztal Tourismus Wer aber genau das Gegenteil sucht wird im Ötztal ebenso fündig. Sölden - eine boomende Gemeinde in der von allem etwas geboten wird. Für Schifahrer das riesige Schigebiet, für Langläufer ein Loipenangebot, für Leute die etwas spektakuläres erleben wollen das IceQ auf über 3.000m Seehöhe. Am meisten geschätzt wird dabei besonders bei den Schifahrern oder Wanderern im Sommer am Ende des Tages im Aqua Dome zu entspannen - also auch dieser ist sicherlich nicht unnštig und gesichtslos. Hochgurgl – Obergurgl das Ski Eldorado. Foto: © Ötztal Tourismus Im Gegenteil! So ist Gurgl - mit Hoch- und Obergurgl - ein aufstrebendes Dorf, das nicht nur hohes Klientel beherbergt und betreut, sondern vielseitig und offen für Neues ist. Top Hotels berüßen täglich mit einem freundlichen Lächeln Gäste aus der ganzen Welt. Auf Wanderer und Skifahrer warten endlose Wanderwege und Pisten und, was am wichtigsten für unsere Bergliebhaber ist, ist die perfekte Aussicht auf die umliegenden Berggipfel. Das Niveau der Kulinarik im ganzen Tal, aber besonders in Gurgl, ist unübertroffen und einzigartig.. Auch Vent hat seine positiven Aspekte. Für Bergsteiger ist es ein sehr beliebter Ort, um seine Routen zu beginnen. Und Gäste, die es ganz bodenständig wollen, kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Also, genug Argumente, dass das Ötztal alles andere als langweilig, unnötig und unattraktiv ist.
Fasching im Zillertal: Es geht auch anders!
Jetzt ist schon wieder Fasching. Besser gesagt: Die Faschingszeit, die ja bekanntlich mit dem 11.11. um 11:11 beginnt, findet bald ihren Höhepunkt nur um dann die Ankunft der Fastenzeit anzukündigen. Ich bin ehrlich: Ich mag den Fasching nicht sonderlich gerne. Für mich ist er der Ausdruck einer oberflächlichen Spaßkultur, ohne tieferen Sinn. Aber der Fasching kann auch ganz anders gesehen werden. Bisher war es immer ganz klar. Wenn der Fasching nahte zog ich mich zurück. In meine eigenen vier Wände, damit ich dem närrischen Treiben ja nur aus dem Weg gehen konnte. Betrunkene Erwachsene waren im Fasching nicht viel besser als betrunkene Jugendliche. Und im Fasching gab es von beiden Sorten mehr als genug. Dazu kam auch noch die Meinung, dass der Fasching im sprichwörtlichen Sinne eben „Narrenfreiheit“ versprach was das eigene Verhalten betraf. Ein paar Tage später und meist schon am nächsten Tag war dann wieder alles wieder wie zuvor. Jetzt mal vom Kopfweh und von der Übelkeit abgesehen. Kurzum: Ich behaupte der Fasching ist ein kompensatorischer Zeitraum: In diesem Zeitraum wird eben einfach mal komprimiert die Sau raus gelassen, damit man dann das restliche Jahr wieder gut und einwandfrei in dem unterdrückerischen, ausbeuterischen Angestelltenverhältnis funktionieren kann. Anders gesagt: Solche Zeiträume braucht es, damit keine wirkliche Rebellion stattfindet, sondern damit diese ganz gezielt in einem Zeitraum ausgelebt wird. In dieser Hinsicht hat also der Fasching wohl eine ähnliche Funktion wie Rockfestivals und ähnliches. Wer mal gesehen hat, wie brav behütete Jungs aus gutem Haus plötzlich wild mit leeren Bierdosen um sich werfen und sich auch sonst nicht im Ordnung oder gar Hygiene kümmern, der weiß was ich meine. Aber es ist eigentlich ganz anders. Zumindest lässt sich das Phänomen Fasching auch anders beschreiben. Interessanterweise lässt sich aber an der gleichen Stelle anschließen: Beim „Sau-Rauslassen“. Denn das genau ist der Punkt. Entgegen der eher armseligen Rolle des „kleinen Mannes“, der mal eben ein wenig Exzess im Fasching feiert um dann wieder ganz normal in sein kleinbürgerliches Leben zurückzukehren zu können, ist die Rolle hier aber eine andere. Fasching, oder: Es könnte auch anders sein… Kurz gesagt: Im Fasching ist der Bettler potentiell ein König und Hierarchien werden einfach mal kurzerhand außer Kraft gesetzt. Für diese These sprich, no na nit, die Verkleidung. Generell kann sich im Fasching jedermann und jederfrau so inszenieren wie er oder sie es gerne möchte. Trägt man aber mal im Job die falsche Kleidung wird einem gleich ein Strick daraus gedreht. Prinzip: Jeder kleidet sich so, wie es seiner Rolle und seiner Funktion entspricht. Trägt der einfache Angestellte in einem größeren Unternehmen Krawatte und feinen Zwirn kann das schon mal als Angriff auf die Autoritäten der Marke: „Wenn ich groß bin möchte ich auch Chef werden“ interpretiert werden. Man könnte außerdem behaupten, dass das Lachen subversiv sei. Gesellschaftsverhältnisse, Normen und Dogmen lassen sich einfach „weglachen“. Rollenbilder werden kurzerhand mal umgekehrt und selbst neu entworfen. Der Hofrat sitzt zusammen mit dem Bauarbeiter an einem Tisch, weil unter der Verkleidung und unter erheblichem Alkoholeinfluss solche Hierarchie und gesellschaftlich Differenzen überhaupt keinen Sinn mehr machen. Nun stellt sich dabei eine Frage: Ist die befreiende und subversive Funktion des Faschings und der Faschingszeit auch in die restliche Zeit des Jahres übertragbar? Ich denke ja. Durchaus. Zumal wenn man merkt, dass der vermeintlich gesellschaftlich höher und besser gestellte auch nur ein Mensch ist und kein Halbgott. Das hat natürlich auch Folgen für den Alltag und zeigt auf, dass die fast schon naturgegebenen Unterschiede letztlich nur konstruiert sind und daher angegriffen werden könnten. Fasching kann also ein guter Zeitpunkt und Startpunkt sein, um über seine eigene Rolle in der Gesellschaft nachzudenken und ernsthaft zu überlegen, ob die Verhältnisse so wie sie sind gerecht sind. Was ich euch damit sagen möchte? Gute Frage. Vielleicht das hier: Ihr solltet, wenn ihr den Fasching bisher genau so wenig gemocht habt wie ich, eure Haltung zu ebendiesem überdenken. Vielleicht ist der Fasching wesentlich sinnvoller als ihr es bisher geglaubt habt. Dass er in Verbindung mit der Fastnacht steht und natürlich auch irgendwie damit zu tun hat, dass vor der Fastenzeit der Winter ausgetrieben werden soll, ist natürlich auch noch zu erwähnen. Der Fasching jedenfalls ist wesentlich mehr als nur Gaudi und saufen. Er ist ein mit Sinn aufgeladener Volksbrauch, dessen komplexes Zeichen- und Verweissystem sich hervorragend „lesen“, interpretieren und verstehen lässt. Eine These noch: Fasching ist Volkskultur. Und von daher wohl authentischer im ländlichen Raum zu erleben. Zum Beispiel im Zillertal. Mal so als Tipp nebenbei eingestreut. Und noch etwas tut gut, wenn man den Fasching ganz auskosten will, ohne wenn und aber und seine neu erworbenen Thesen gleich mal vor Ort überprüfen möchte: Weg von seinem Heimatort, in ein Hotel einmieten, den Ausnahmezustand im Zillertal genießen! Bald geht es los...
Craft-Bier in Tirol: Nieder mit der Natürlichkeit!
Ein Gespräch mit einem Freund hat mich kürzlich schwer irritiert. Er meinte, dass Craft-Bier ja schließlich und endlich nicht für Qualität stünde. Und dass Bier mit Schokoladegeschmack nun wirklich nicht sein muss. Da trinke er doch noch lieber die Industrie-Plörre, die wenigstens noch nach echtem Bier schmeckte. Aber genau das ist doch eigentlich der Punkt. Meine Antwort dazu fiel lange und kompliziert aus. Ich wusste aber: Nach der Revolution würde alles anders sein. Ich erinnere mich jedenfalls noch gut daran, dass in Tirol alles genau so war wie es eben immer gewesen ist. Veränderung war darin nicht vorgesehen. Ich meine damit nicht die sinnentleerte Politik-Rhetorik, die sich immer wieder an diesem Begriff aufhängt und damit um Wählerstimmen bettelt. Ich meine Veränderung in einem anderen Sinne. Wirkliche Veränderung ist das Aufbrechen von Selbstverständlichkeit und von einem fast schon gottgegebenen Naturzustand. Wenn dieser "Naturzustand" in Frage gestellt wird, dann kommt etwas in Bewegung. Es wird plötzlich wieder sichtbar, dass wir einem Mythos aufgesessen sind, der von einer Vielzahl an Diskursen und Dispositiven aufrecht erhalten wurde. Soll heißen: Wir sind auf einen Trugschluss hereingefallen und haben einige andere Aspekte gar nicht denken können. Es war uns schlichtweg unmöglich, weil wir das Wissen dazu ganz einfach nicht haben konnten, es uns quasi verboten wurde und ein bestimmter Diskurs Vorherrschaft erlangt hatte. Hier wird die Revolution demnächst eingeläutet werden: Im „Tribaun“! Das Problem dabei war die Natürlichkeit, die uns eigentlich verblendet hat. Die Selbstverständlichkeit. Das Bier in Tirol und in Österreich war halt immer schon so wie es ist und die Brau-Union hat schon immer Bier gebraut und letztlich bestimmt, wie ein Bier schmeckte und schmecken sollte. Dadurch wurde unser Geschmack verflacht und der Geschmack von Bier, genauer von noch Lager- und Märzen-Bier, wurde zu einen Geschmack, den wir nicht mehr hinterfragen konnten. Oder hinterfragen wollten. Wenn wir in eine Bar oder in ein Restaurant gingen, dann bekamen wir, wenn wir ein Bier bestellten, immer das gleiche und gleichschmeckende Bier vorgesetzt. Ganz so, als ob das ganz einfach notwendigerweise so sein müsste. An die Möglichkeit, dass auch etwas anderes denkbar sein könnte dachten wir gar nicht. Alles war eben so wie es ist und immer schon war. Und das war auch gut so. In Zukunft wird im Tribaun auch auf Kulinarik gesetzt werden. Das perfekte Bier zum perfekten Speck. Zum Beispiel Craft-Bier in Tirol: Die Revolution steht bevor! Dazu kommt natürlich, dass der Biertrinker ein Gewohnheitsmensch ist. Biertrinken ist ein Ritual. Eine Einübung in das Immergleiche, das unter Umständen auch mit dem immergleichen Geschmack begleitet wird. Es ist gar nicht so einfach diese Selbstverständlichkeit aufzubrechen. Genau das versucht jetzt aber das „Tribaun“, das für mich die Manifestation von einer Tendenz ist, welche in Tirol und vor allem in Innsbruck schon lange da ist. Das „Tribaun“ macht lediglich etwas sichtbar, das in Tirol in den letzten Jahren und Monaten schleichend passiert ist. Die Gewissheiten wurden aufgebrochen, die Selbstverständlichkeiten in Frage gestellt und wenn wir in einer Bar ein Bier bestellten, dann verstand es sich nicht mehr von selbst welches Bier in welcher Qualität mit welchem Geschmack wir bekamen. In Zukunft gehen wir ins „Tribaun“ und müssen uns in eine ganz neue Welt einführen lassen. Wir werden viel über Biere, Geschmäcker, Hopfen und Alkoholgehalt sprechen müssen. Alles ist ins Wanken geraten, alles ist bei einem Nullpunkt angekommen. Viele mag das verunsichern, ich nennen es aber pures Leben. Ein denken und trinken ohne Gewissheiten, ohne vorgefertigte Erwartungshaltungen. Wir schmecken plötzlich wieder das, was sich im Moment des Trinkens ereignet. Geschmackssensationen. Überraschungen am laufenden Band. Eines ist klar: Auch wir werden mit der Craft-Bier-Revolution in Tirol wieder unseren eigenen Geschmack finden. Aber es wird nichts mehr so sein wie früher. Unser Geschmack wird breiter sein, differenzierter, die Frage danach wie ein Bier zu schmecken hat werden wir nicht mehr klar und deutlich beantworten können. Wir werden lediglich über unsere subjektive Meinung und über unsere Vorlieben sprechen können. Wir werden uns Wissen über Brauereien, Brauverfahren und verschiedene Sorten aneignen und begeistert davon weitererzählen. Ich bin mir sicher: Die Craft-Bier-Revolution wird Tirol erschüttern. Obwohl natürlich nicht jeder Biertrinker bekehrt werden wird. Aber viele, die bisher nichts mit Bier anfangen konnten werden die Seiten wechseln oder Bier zumindest als komplementär zum Weintrinken ansehen. Das „Tribaun“ öffnet am 13.02. seine Pforten. Und die Revolution kommt dann ins Rollen. Da bin ich mir ganz sicher. Es wird ein post-revolutionärer Zustand sein, bei dem kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. Es wird ein Post-Natürlicher Zustand, in dem wir wieder über unseren Geschmack und über Bier reden müssen. Ich kann es kaum mehr erwarten.
Kulinarik in Innsbruck: Es geht voran!
Jetzt ist schon wieder etwas passiert. Mitten in Innsbruck. Und es passiert in letzter Zeit regelmäßig. Keine Ahnung woher das kommt und wer das ausgelöst hat. Aber es ist deutlich: Hippe Bars und lässige Restaurants schießen derzeit nur so aus dem Boden. In einem Tempo, mit dem ich kaum mehr mitkomme. Die kulinarische Landkarte in Innsbruck ist jedenfalls in den letzten Jahren und Monaten sehr viel bunter geworden. Höchste Zeit darüber ein paar Worte zu verlieren. Wie war das noch einmal mit der selektiven Wahrnehmung? Im Grunde nimmt man doch immer nur das wahr, was gerade in den eigenen Horizont und die eigene Erwartungshaltung passt. Was ich nicht kenne, nehme ich auch nicht wirklich wahr. Ich erinnere mich jedenfalls noch daran, dass Innsbruck bis vor einigen Jahren primär nach Pizzaschnitten und Kebab roch. An jeder Ecke schien ein Döner-Laden zu sein und die Pizza-Schnitte, die man sich noch schnell nach ein paar Bier in der Stadt mit auf den Weg nach Hause mitnahm, war ohnehin omnipräsent. Mit dem Erfolg dieser Läden kamen auch Nachahmer, die das „Konzept“ übernahmen oder besser gesagt das Nicht-Konzept zum Konzept machten. Alles was funktionierte war per se ein Konzept, das nachahmungswürdig war. Der Erfolg gibt einer Idee Recht ja schließlich Recht. Innsbruck schien eine Stadt der notorischen Nicht-Ideen zu sein. Eine Stadt darüber hinaus, die trotz ihrer überschaubaren Größe glaubte, dass Platz genug für das Immergleiche war. Originalität: Fehlanzeige. Wie gesagt: Ich misstraue meiner Wahrnehmung und entschuldige mich damit auch schon bei innovativen Gastronomen, die ich damals kurzerhand übersehen habe. Mir kommt es aber so vor, als sei in den letzten Jahren etwas losgetreten worden, das mittlerweile eine enorme Eigendynamik entwickelt hat. Ein Gespräch mit einem Freund bestärkte mich in dieser Wahrnehmung. Er meinte, dass eigentlich alles mit der „Pizzerei“ begonnen habe. Das klang für mich plausibel. Dort wurde Pizza verkauft, die von sich behauptete, ein wenig besser als der Rest der Pizzen in Innsbruck zu sein. Das schlug sich auf den ersten Blick vor allem im Preis und in der Inszenierung nieder. Mit einer Bude, in der in pseudo-italienischem Stil mittelmäßige und nicht sonderlich authentische Pizzen serviert wurden hatten das alles ganz und gar nichts zu tun. Vielmehr war es ein Ort, der wahnsinnig angesagt war. Jeder der etwas auf sich hielt musste plötzlich in der „Pizzerei“ sein. Ohne Reservierung ging ohnehin fortan nichts mehr. Auch lokale Medien heizten diesen Trend an. Alles in allem: Dort gibt es zwar wirklich gute Pizzen, guten Wein und noch einiges mehr. Aber das Rad wurde dort in kulinarischer Hinsicht definitiv nicht neu erfunden. Muss es auch nicht, denn die Inszenierung zählt. Das „Ding an sich“ kann ja ohnehin nicht beschrieben werden. Das Drumherum zählt. Eine Pizza ist nur dann eine hundsgewöhnliche Pizza, wenn das Lokal selbst nicht urban, trendy und irgendwie total angesagt rüberkommt. Sehen und gesehen werden. Dabei sein. Vereinfacht gesagt jedenfalls: Das Konzept ging auf. Trotz anfänglicher Skepsis. Das „Ludwig“ von innen. Schon schick. Und wieder kommen wir zur selektiven Wahrnehmung, denn ich würde „Ludwig – Das Burger-Restaurant“ als den nächsten Schritt ansehen. Auch dort wurde etwas sehr ähnliches mit Erfolg versucht. Der Burger durfte plötzlich nicht nur mehr Burger, also Fastfood, sein, sondern er verlangte nach einer Inszenierung. Danach, ein wenig anders zu sein. Regionaler, biologischer, stilvoller in Szene gesetzt. Das Fleisch vom Biometzger, das Brot vom Bäcker um die Ecke, Pommes selbst gemacht und auch die Limonade irgendwie Bio. Das Publikum, das sich gerne als urban und fast schon großstädtisch in Szene setzt, mag das schließlich. Das „Ludwig“ hat den Trend in Innsbruck gut erkannt: Es braucht das Mehr. Das Anders. Das Publikum hat genug von einfallslosen Pizzaschnitten-Läden und Döner-Buden und möchte das Alltägliche interessant inszeniert und präsentiert bekommen. Der Durchschnitts-Innsbrucker möchte nach wie vor nicht Unmengen an Geld ausgeben für sein Essen ausgeben. Er möchte das Einfache und eigentlich Bekannte nur anders in Szene gesetzt haben. Dass die Burger im „Ludwig“ tatsächlich gut schmecken ist dabei fast schon sekundär. Der Stil zählt, das Ambiente. Und diese Klaviatur bedient das "Ludwig" nun wirklich äußerst virtuos. Das „Pangea“. Auch schick. Aber irgendwie auch schon gesehen, oder? Die neuste Entwicklung ist für mich dann das „Pangea“. Dass es dort am Abend und generell kleine Häppchen zu Essen gibt ist fast schon Ehrensache. Passt auch gut zum Konzept. Dass sich dort auch Craft-Bier ordern lässt ist fast schon notwendigerweise so. Ein guter und durchaus empfehlenswerter Laden. Dennoch kommt es mir so vor, als sei das „Pangea“ eine leere Hülle. Als haben sich das Zeichensystem geleert und verweise nicht mehr wirklich auf eine Substanz. Soll heißen: Schon schön, dass es diesen Laden gibt und auch die Craft-Bier Karte dort ist eine feine Sache. Aber die musikalische Beschallung, die ein wenig wie House-Music von der Stange klingt, zeigt auch schon an, dass hier Stil ein wenig vor Substanz geht. Die Inszenierung überwiegt und hängt sich gekonnt an andere bereits funktionierende Konzepte in der Gastronomie im heutigen Innsbruck an. Mein Eindruck: Mit jedem ähnlichen Konzept wird alles leerer und irgendwie auch austauschbarer. Das "Anders-Sein" funktioniert nur dann, wenn das Anders-Sein nicht Mal für Mal nachgeahmt und ähnlich gedacht wird. Anders gesagt: Ob da wirklich Herzblut oder doch eher kühles Kalkül dahinter steckt kann in diesem Fall nur mehr schwer gesagt werden. Echter geht es da für mich schon bei „Tribaun“ zu. Da steckt Herzblut dahinter und der Laden wird in Sachen Bierkultur, da bin ich mir ganz sicher, Innsbruck ganz schön umkrempeln. Andererseits ist die dezente Kritik an obigen Läden halt auch nur jammern auf hohem Niveau. Denn nach der Pizzaschnitten- und Dönerstadt Innsbruck sehne ich mir nicht wirklich zurück. Ich fände es aber schade, wenn sich gute Ideen in der gegenseitigen Imitation totlaufen würden. Aber man wird ja sehen. Abwarten. Und vor allem darauf warten, bis die Jungs von "Tribaun" endlich in der Museumstraße 5 ihre Pforten öffnen. Gestern bekam ich schon mal vorab einen Eindruck und ein paar großartige Craft-Biere zu probieren (danke Jungs!). Aber das wäre wieder eine andere Geschichte.
Ein Hochbeet aus Holz: Jetzt auch für Dummies!
Neulich habe ich wieder einmal mit einer ebenfalls betroffenen Person darüber geredet. Wie es so wäre wenn. Und überhaupt. Wie schön alles sein könnte, wenn wir nur etwas mehr von etwas könnten, das so wichtig wäre. Wir würden so gerne unabhängig sein, aufs Land ziehen, so etwas wie Selbstversorger sein. Weil eigentlich ist man ja schon schrecklich abhängig von Konzernen und Industrie. Nicht mal seine eigenen Kräuter kann man anbauen, aus Mangel an Gärten, Platz und handwerklichem und gärtnerischem Geschick. Dabei ist dieses mehr können wollen von etwas, das uns fehlt leicht benannt: Wir wären gerne handwerklich geschickter. Ein Bücherregal mit Aufbauanleitung aufzubauen ist zum Beispiel für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Wie sollte ich da also zum Quasi-Selbstversorger werden? Auch Urban-Gardening wäre nicht meins, zumal mir der grüne Daumen absolut fehlt und sowohl Kräuter als auch Gemüse unter meiner Unfähigkeit leiden würden. Es ist zum Verzweifeln: Ich war also dazu verdammt abhängig zu bleiben von einer Industrie, bei der noch nicht mal klar war, wie gesund und natürlich die Kräuter waren, die man eben Woche für Woche zwangsläufig aus der Tiefkühltruhe fischen musste. Jetzt mal vom Vitamingehalt ganz zu schweigen. So sieht die Lösung aus: Das Hochbeet aus Fichtenholz, das auf den schönen Namen "Herb" hört. Ein Hochbeet aus Holz: Die Lösung des Problems! Aber mein guter Freund, Leidensgenosse in Sachen nicht vorhandenem handwerklichen und gärtnerischem Geschick, wäre nicht mein weiser kluger Freund, wenn er nicht einen Ausweg gefunden hätte. Wenn er nicht eine Idee gehabt hätte, wie es dennoch klappen könnte. So ganz ohne handwerkliches Geschick und so ganz ohne eigenen Garten. Bald würde es so weit sein: Wir würden Kräuter in unserem eigenen Hochbeet aus Holz anbauen. Wir würden das Hochbeet selbst bauen und die Kräuter würden wie von selbst gedeihen. Doch wie stellt er sich das vor? So ausgestattet könnte man das Hochbeet sogar im eigenen Wintergarten halten. Der Rahmen dafür war ganz einfach gesetzt. Kein Garten. Wir müssen nicht aufs Land ziehen, weil wir ja die Stadt trotz allem lieben. Wir brauchten nur eine Terrasse oder einen Balkon. Gut so, denn das hatten wir. Dazu schlug er dann vor, dass wir es mit dem Hochbeet aus Gebirgsfichte versuchten. Denn so etwas konnte man sich auch auf den Balkon stellen. Schönes Holz, wetterbeständig. Unverwüstlich und gutaussehend. War ja in der Stadt auch nicht so unwichtig. Irgendein hässlich aussehendes Objekt konnte man sich ja auch nur schwer auf den Balkon stellen. Was da die Nachbarn sonst wieder sagen würden. Mit diesem Hochbeet aus Fichtenholz wird uns das garantiert nicht passieren. Auch Wind und Wetter würde es heroisch trotzen. Und das Beste an der Sache war: Diese Hochbeete aufzubauen schien kein Problem zu sein. Handwerkliches Geschick war offenbar keine Voraussetzung. Wir träumten schon. Von unserer eigenen Unabhängigkeit. Von unseren eigenen Kräuter am Balkon. Davon wie es sein würde, zumindest in dieser Hinsicht unabhängig von Supermarkt & Co. zu sein. Es würde ein neues Zeitalter anbrechen. Kleines Hochbeet, große Wirkung.
Wellness in Ischgl: Entspann dich, wenn du kannst!
Bis vor einigen Jahren war das alles für mich ein sprichwörtliches spanisches Dorf. Wellness war für mich ein wenig plantschen im Pool und dann vielleicht noch ein bisschen Sauna. Schnell wurde ich in dieser Sache eines Besseren belehrt und musste einsehen, dass Wellness mittlerweile nicht nur ein guter Geschäftszweig für Hotels ist, sondern ein hochdifferenziertes Feld, bei dem man Ahnung haben muss, um wirkliche Erholung zu finden. Ein wenig paradox mutet das Ganze aber dennoch an. Zumindest auf den ersten Blick. Wellness scheint zum Wettbewerb verkommen zu sein. Welches Hotel hat den schönsten Wellness-Bereich? Welches Hotel hat den größten Pool, die besten Saunen und die entspannendsten Massagen? Wehe wenn sich der Gast nicht wirklich entspannt, dann ist alles umsonst und die Sache mit Wellness im jeweiligen Haus noch nicht ausgereift. Wer will, dass sich seine Gäste entspannen, der muss sich mittlerweile ganz schön ins Zeug legen. Paradox ist das vor allem deshalb, weil für mich Entspannung eigentlich die Abwesenheit von Wettbewerb bedeutet. Entspannung tritt nicht dann ein, wenn ich möglichst viele Aktivitäten oder Passivitäten (man erlaube mir diese Wortschöpfung) setze. Sprich: Ich muss ein paar Runden im Pool schwimmen, dann noch in die Sauna, und die allerneuste fernöstliche Massage muss ich danach auch noch ausprobieren. Es ist in dieser Sache eindeutig: Wer sich schneller entspannt, gewinnt. Damit wird der Wettbewerbsgedanke der spätkapitalistischen Gesellschaft auch auf das Feld der Entspannung und der Erholung transferiert. Muss definitiv sein. Der Außenpool beim Trofana Royal in Ischgl. Wellness in Ischgl: Höher, schneller, weiter? Der Wettbewerb findet also auf mehreren Ebenen statt, z.B. auf der Ebenen der allgemeinen "Aufrüstung" der Wellnessbereiche in den Hotels. Vor allem auch bei Luxushotels. Dort wird in den letzten Jahren verzweifelt versucht, nicht den Anschluss zu verlieren. Schließlich ändern sich die Zeiten. Alles wird moderner, größer, schöner. Damit noch mehr Entspannung garantiert ist. Wer sich dann in solchen schönen Wellness-Bereichen nicht entspannt, dem ist eigentlich nicht mehr zu helfen. Der hat vielleicht auch einfach die falsche Einstellung und glaubt, dass weniger mehr sein könnte. Das stimmt natürlich nicht: Denn mehr ist mehr. Und größer ist größer ist besser. Das gilt auch für Ischgl, wo in Sachen Wellness auch nicht gerade gekleckert sondern geklotzt wird. Folglich hat auch der Gast selbst heute eine Pflicht. Er muss fortan informiert sein. Einfach hinfahren und schauen, was in Sachen Wellness vor Ort in Ischgl oder anderswo passiert war gestern. Heutzutage muss der Gast informiert sein. Ahnung haben. Sich durch Relax-Guide & Co. gelesen haben. Fein säuberlich und analytisch muss er sich durch die Bewertungen gelesen haben und seine Wahl muss daher hochfachmännisch und in völlig logischem und kausalem Zusammenhang mit den Informationen erfolgen, die er in mühsamer Arbeit und Recherche erworben hat. Entspannung, Wohlbefinden und die eigene Wellness müssen schließlich ernst genommen werden. Wer das halbherzig angeht, der wird keine Entspannung finden, so viel ist schon mal sicher. Findest man in diesem Raum im Trofana Royal in Ischgl wirklich Ruhe und Entspannung? Die Chancen stehen gar nicht schlecht... Auch der Relax-Guide ist schon mal hart und geht hart ins Gericht mit Hotels und stellt zielgenau und treffsicher fest, war mal gut war und wer in letzter Zeit den Anschluss verpasst hat. So genau hat der Guide das natürlich nicht über das Trofana Royal gesagt. Aber irgendwie klang es zwischen den Zeilen dann doch durch. Die Konsequenz daraus ist einfach gezogen: Der Wellness-Bereich wurde erweitert und erstrahlt nunmehr in neuem Glanz. In Ischgl ist es ja ohnehin so: Wer hier hintan steht und nicht das Beste vom Besten und da Feinste vom Feinsten bietet, der hat ohnehin schon verloren. Insofern kann ich die Hotels vor Ort natürlich verstehen. Und irgendwie kann die Sache natürlich auch anders betrachtet werden. Schließlich ist es ja doch legitim für Hotels darauf zu setzen, was gerade so am Markt in Sachen Wellness angeboten und diskutiert wird. Nur auf eines sollte halt nicht vergessen werden: Die eigene Marke zu pflegen und unverwechselbar zu bleiben! Pool und diverse Saunen hat ja eigentlich eh schon jeder, Massagen gibt es in guten Hotels wie Sand am Meer. Außerdem sehe ich auch ein Problem: Mittlerweile weiß man vor lauter Marktlogik und Weltmarkt ja gar nicht mehr, in welchem Wellness-Bereich man sich gerade befindet. Man könnte genauso gut im Fernen Osten oder auch in Tirol sein. In dieser Hinsicht muss ich dem Trofana Royal dann doch zu Gute halten, dass es dort nicht so ist. Ich weiß wo ich bin: In Tirol. In den Bergen. Und das ist auch gut so. Und kann man es einem Hotel dieser Klasse verübeln, dass es nicht den Anschluss an den Markt verlieren möchte? Ein Hotel ist schließlich kein anti-kapitalistischer Raum, in dem der Marktlogik getrotzt wird. Und ist etwas verkehrt daran, wenn man einen Rahmen setzt, in dem sich Gäste erholen können? Erholung ist ja prinzipiell auch in einem durchstrukturierten Rahmen möglich oder zumindest nicht ausgeschlossen. Von daher stelle ich mir die Frage aller Fragen: Was ist eigentlich Wellness für EUCH? Wie geht es auch damit wenn ihr die Veränderungen in diesem Bereich anseht? Habt ihr auch manchmal das Gefühl, dass weniger mehr wäre? Oder begrüßt ihr die derzeitigen Entwicklungen? Bin gespannt auf eure Meinung!
Skiurlaub in Ischgl: Die Russen kommen!
Ich habe da ein ganz bestimmtes Bild im Kopf, wenn es um Russen und vor allem auch um russische Frauen geht. Vor allem, wenn wir von einer gewissen sozialen Schicht sprechen, der man den Reichtum schon von weitem ansieht. Keine Frage: Der Russe und die Russin zeigt, dass sie reich ist und betont dies schon mal mit teurem Schmuck, Pelzmäntel & Co. Und im Winter geht es natürlich nicht irgendwo hin, sondern bevorzugt in die Hot-Spots der Alpen, wie zum Beispiel Ischgl. Interessant dabei ist: Eigentlich ist protzen und Reichtum zeigen ja out. Zumindest im Westen und bei den meisten Leuten. Die reichsten Männer der Welt zeigen sich bewusst schlecht oder zumindest nachlässig gekleidet. Ganz so, als könnten sie sich keine besseren Klamotten leisten. Auch ostentativ zur Schau gestellter Schmuck oder teure Uhren sind eigentlich fast kein Thema mehr. Wenn dann gilt es, sich in Understatement zu üben und vielleicht mal in einem Nebensatz fallen zu lassen, dass man diese oder jene Marke bei der Kleidung bevorzugt. Die schöne Russin im Pelzmantel. Ein Klischee? Besonders betonen und damit angeben ist aber etwas, das zumeist nicht ankommt. Die Oberschicht versteht sich ja ohnehin mit subtilen Codes. Das geschulte Auge weiß, dass der andere teure Kleidung trägt, die aber für den Laien gar nicht teuer oder gar exklusiv aussieht. Es ist ein in sich geschlossenes System, dem es eher darum geht, dass die Codes immanent erkannt werden. Weniger darum, sich mit Reichtum und protzigem Gehabe von den weniger betuchten abzuheben. Bei Russen ist das, und bitte verzeiht mir mein etwas klischeehaftes Bild, etwas anders. Es geht eben bewusst darum zu zeigen, was man hat. Warum das so ist? Nun, ich habe eine Vermutung: In Russland ist man ja von der Monarchie in den Kommunismus übergegangen. Und erst dann seit einiger Zeit in die Phase des Kapitalismus. Die Russinnen und Russen hatten also gar nicht die Zeit sich mit den subtilen Codes und Feinheiten des Kapitalismus und des Reich-Seins zu beschäftigen. Ischgl und die Russen: Das passt offenbar hervorragend zusammen… Sie haben die Zeichen interpretiert, aber grobschlächtig, unsubtil und eben ganz so, wie es in Europa vor einiger Zeit auch noch üblich gewesen ist: Ostenstativ, protzig, selbstdarstellerisch. Reichtum eignet sich auch zur Differenzierung von anderen Leuten, die diesen Reichtum nicht erfahren haben. Russland ist ein Land der Ungleichheit und des sehr ungleich verteilten Reichtums. Diejenigen, die in den letzten Jahren zu Geld gekommen sind, zeigen es auch. Sie kleckern nicht, sie klotzen. Und Zurückhaltung in dieser Hinsicht ist ein komplexes Zeichensystem, das noch nicht alle Russinnen und Russen ausreichend beherrschen. Ischgl, die Partymetropole. Hier steppt der Bär und auch der eine oder andere Russe. Folglich sind es auch die Luxushotels, die im Winter besonders gut von den Russen angenommen werden und die am wenigsten von Rubelabwertung und EU-Sanktionen betroffen sind. Die Russen kommen dennoch nach Ischgl und das nicht zu knapp. Und sie wissen, dass sie reich sind und verstehen es auch, ihr Geld auszugeben. Und ihren Reichtum nicht vor den anderen Gästen zu verbergen. In obigem Link wird ja auch thematisiert, dass auch im Jänner noch jede Mengen Russen gekommen sind. Vor allem in die „besseren“ Häuser, an denen ja Ischgl nun wirklich nicht arm ist. Luxus und Ischgl, das verträgt sich offensichtlich gut. Ihr sagt, dass mein Text nur so vor Klischees strotzt? Und dass Russinnen und Russen, die Geld haben, eigentlich ganz anders sind? Mag sein. Denn auch ich komme ins Zweifeln, wenn die reichen Gäste in den Luxus-Häusern in Ischgl absteigen wie z.B. dem Trofana Royal. Das sind doch alles Orte, an denen nicht das Protzige zuhause ist, sondern auch das Feine und Subtile. Vor allem auch das gute Essen. Können Menschen, die in solchen Häusern ihren Urlaub in Ischgl verbringen wirklich das sein, was ich weiter oben ein wenig skizziert habe? Oder haben die Russinnen und Russen in Ischgl auch schon verstanden, was man mit Geld sonst noch anfangen kann außer zu protzen? Haben sie es nicht doch verstanden, das gute Leben zu leben, es sich gut gehen lassen und ganz einfach auf Qualität zu setzen? Ein Luxushotel ist für mich immer ein System mit ganz vielen verschiedenen Zeichen. Ein gutes Luxushotel bietet Qualität, protzt aber nicht damit, dass es den einen oder anderen Euro kosten mag, dort abzusteigen. Ich lasse mich also gerne eines Besseren belehren. Und werde es auch andenken, demnächst zu Feldstudien-Zwecken nach Ischgl zu fahren. Denn am besten überprüft man seine Bilder anhand der Realität. Und sieht sich dann bestätigt oder verwirft sie dann wieder. Gerne dürft auch ihr mir auf die Sprünge helfen: Wie waren eure Erfahrungen mit Russen und Russinnen bisher? Wie nehmt ihr sie wahr, vor allem in alpinen Hot-Spots wie Ischgl & Co.?
Im Zillertal geht´s gar romantisch zu…
Spätestens wenn der Element Of Crime Sänger und Autor Sven Regener auf der Bühne seine Arme hebt und laut „Romantik“ ruft dann ist die Sache klar. Romantik ist eine Inszenierung. Eine Utopie und ein Versprechen, das nie ganz eingelöst werden kann. Dennoch sehnen wir uns natürlich nach Romantik, vielleicht genau deshalb, weil sie ein so schönes Versprechen ist, dem wir nicht so einfach habhaft werden können. Darum möchte ich euch eine kleine Anleitung mitgeben, wie es bei eurem nächsten Winterurlaub im Zillertal so richtig romantisch wird. Nicht nur das Glück ist ein Vogerl. Sondern auch die Romantik. Und überhaupt: Wann hat eigentlich das Wort Romantik überhaupt angefangen, von der Epoche der Romantik ausgehend eine etwas weiter gefasste Bedeutung zu bekommen? Die Epoche der Romantik war, siehe z.B. Goethes Werther, ja doch etwas von überschwänglicher Liebe gekennzeichnet. Die Liebste wurde angebetet, vergöttert, besungen. Und natürlich wurden auch jede Menge Gedichte geschrieben. Die Romantik als Epoche war aber auch eine Zeit des dezenten Wahnsinns, der Vernunftkritik. Da passte natürlich die Liebe mit all ihren irrationalen Zügen ganz hervorragend dazu. Im Heute ist die Romantik aber begrifflich gesehen ein wenig arg schwammig geworden. Es geht viel im Kerzenschein und um schnulzige Musik. Bitte seid mir nicht böse, aber mir war die leicht irrationale romantische Liebe vor einigen Hundert Jahren näher und lieber als das, was heute so alles unter romantisch verstanden wird. Der Rahmen um die Romantik hinter dem Ofen hervorzulocken: Das Zillertal! Gehen wir also davon aus, dass es so etwas wie Romantik gibt und es einfach nur schwer geworden ist darüber zu sprechen oder romantische Situationen überhaupt erst zu erleben, weil wir es mit einem ganz und gar unscharfen und schwammigen Feld zu tun haben. Dann gäbe es nur eine Möglichkeit: Das Feld der Romantik muss wieder definiert werden! Und der Rahmen muss überhaupt erst mal gesetzt werden. Darüber hinaus muss natürlich auch mitgedacht werden, dass Frauen etwas anderes unter Romantik verstehen als Männer. Aber versuchen wir es dennoch. Und denken wir die Romantik als Epoche immer auch ein wenig mit. Wann das nicht romantisch ist, was dann? Ich würde den Rahmen wie folgt setzen: Ab ins Zillertal. Verschneite Berge, schöne Landschaften, gute Hotels. Die Romantik war ja auch eine Zeit in der bewusst auf die Erweiterung des Bewusstseins gesetzt wurde. Auf Synästhesie. Auf die Auflösung von Gegensätzen. Anders gesagt: Die Welt sollte in der Romantik auch wieder ein wenig „verzaubert“ werden, nachdem in der Epoche des Barock alles gar arg mathematisch und rational zu erklären versucht wurde. Was passt da also besser als die Schneelandschaft im Zillertal? Was für eine Landschaft! Das ist der Rahmen für romantische Stunden. Da ein bisschen Winterwandern, Schneeschuhwandern und schon ist man in einer anderen Welt, die mit der oftmals durchstrukturierten, eher langweiligen Welt des Alltages so gar nichts zu tun hat. So, Rahmen gesetzt. Weiter geht´s: Was natürlich auch stimmen muss, ist das Hotel. Da etwas dem Zufall zu überlassen würde bedeuten, die Romantik frühzeitig zu verjagen. Ich persönlich würde ich auf gemütliches Hotel setzen, eher heimelig, familiengeführt. Vergesst all diese zwar vielleicht schönen, aber irgendwie auch austauschbaren und beliebigen Designer-Hotels. Wählt da besser etwas Authentisches. Etwas, wo man sich so richtig zurückziehen kann. Ein wenig rustikal darf die Sache durchaus auch sein. Natürlich aber nicht geschmacklos. Denn klappt es auch mit der Romantik. Was ist sonst noch romantisch? Das ist gar nicht so leicht zu präzisieren. Ich würde aber definitiv Wellness zu zweit dazu zählen. Dazu braucht es gar nicht viel. Vielleicht eine Runde schwimmen? Gemeinsam in die Sauna? Eine gute Massage? Für mich jedenfalls sind das alles Bausteine für die perfekte romantische Situation. Denn Romantik stellt sich nur ein, wenn man sich rundherum wohl fühlt. Und wer fühlt sich schließlich im Zillertal nicht wohl? Na, überzeugt? Natürlich könnt ihr den Rahmen Zillertal und gutes Hotel beliebig mit euren Vorstellungen füllen. Der richtige Ort zur richtigen Zeit garantiert aber, dass sich die Romantik mit einer recht großen Wahrscheinlichkeit einstellen wird. Probiert es doch am besten gleich mal aus. Bei eurem nächsten kleinen, romantischen Winterurlaub im Zillertal.
Es hat sich eröffnet: Die Wintersaison in Ischgl beginnt!
Die Wintersaison hat jetzt fast überall begonnen. Alle freuen sich. Nur ich nicht. Ich mag den Winter nicht sonderlich, zumal das Skifahren nicht meine Sache ist. Auch mit Kälte und Schnee habe ich es gar nicht mal so sehr, wie man es von einem gebürtigen Tiroler annehmen könnte. Was also tun? Richtig: Ich musste mir von Jahr zu Jahr andere Beschäftigungen suchen, um den Winter zu überstehen. In Tirol wird einem das gar nicht so schwer gemacht, wie man gemeinhin glauben könnte. Denn es gibt eine Vielzahl an Alternativen und Ausweichmöglichkeiten.Vor allem auch in Ischgl. Mir kommt es oft so vor, als wäre das Drumherum in den Skigebieten in Tirol eigentlich nur Beiwerk. Wellness: Ja, ist schließlich in, ohne geht es nicht. Kulinarik: Ja, muss bitte schön sein. Von dem normalen Toast oder dem Schnitzel in der einen oder anderen Ski-Hütte, wo das Essen nun mal gar nicht SO wichtig ist, bis hin zu kulinarischer Extravaganz war alles erlaubt. Ich erkläre mir das mit der Differenzierung in sich. Schließlich und endlich muss jede Zielgruppe angesprochen werden. Und unter Umständen war auch die Zielgruppe, die sich oftmals so zivilisiert und kulinarisch hochgebildet gab, nicht immer abgeneigt, wenn es um Party, Alkohol und einfache kulinarische Genüsse ging. Es hat sich eröffnet: Die Wintersaison in Ischgl ist in vollem Gange. Es war also furchtbar kompliziert zu unterscheiden,wer wann warum nach Ischgl kam. Vielleicht ist es deshalb dort auch Gang und Gebe, dass sich „E“ und „U“, also ernsthafte und unterhaltende „Kultur“, manchmal sogar in ein und dem selben Hotel fand. Friedlich vereint. Wer weiß denn schon, ob die Gäste nach einem 8-Gänge Menü nicht doch noch ein bisschen trinken gehen möchten und weit unter ihrem vorgeblichen Niveau feiern möchten? Ischgl kann viel: Von Party bis Spitzenkoch Schließlich leben wir in einer postmodernen Welt, in der prinzipiell alles möglich geworden ist. Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht ganz und gar altmodisch. Vielleicht auch ein wenig zu verkopft. Aber ich kann ganz einfach nicht umschalten. Für mich gibt es nur entweder-oder. Und wenn ich mich zwischen Party in Ischgl und den kulinarischen Genüssen entscheiden muss, die gleichermaßen in Ischgl möglich sind, dann entscheide ich mich immer für die kulinarischen Genüsse. Zumal diese in Ischgl ja an fast jeder Straßenecke und besonders auch im „Trofana Royal“ lauern. Party oder doch lieber eine SOLCHE Nachspeise? Für mich keine Frage... Dass das Hotel selbst mit ganz viel Schnee warb und die Pisten und der Schnee irgendwie auch im Mittelpunkt standen: Geschenkt. Dass die „Champagnerhütte“ gar nicht weit vom Hotel weg war, sondern mehr oder weniger um die Ecke: Egal. Ich würde all das geflissentlich ignorieren. Und stattdessen auf die Kochkünste von Martin Sieberer setzen. Auf ein bisschen Wellness, das im „Trofana Royal“ in Ischgl jetzt ja wirklich nicht zu kurz kam. Danach würde ich noch ein wenig gemütlich am Kaminfeuer sitzen und den Abend nach den kulinarischen Genüssen in der Paznaunerstubn ganz gemütlich ausklingen lassen. Der Rest konnte mir getrost gestohlen bleiben. Kein schlechter Ort, oder? War es normal, dass ich mit Mitte 30 so dachte? Musste es mir zu denken geben, dass ich bei hoch wissenschaftlichen Tests auf Facebook immer wieder das Ergebnis bekam, dass ich innerlich eigentlich schon Mitte 40 war? Ich denke: Nein, auf keinen Fall. Und als Jazz-Hörer hat man ohnehin ein ganz anderes Verhältnis zum Alter, zumal da viele ihre wahren Meisterwerke erst in einem hohen Alter raushauen. Sagen wir es einfach so: Ischgl kann ganz einfach beides sein. DIE Partymetropole für die Jungen und Jungebliebenen. Aber auch ein Ort der höchsten kulinarischen Genüsse, der Feinheiten und des Besonderen. Ischgl war zugleich wie Lady Gaga und Wayne Shorter. Und das macht es gerade so einzigartig. Kurzum: der Winter konnte kommen. Ich war gerüstet. Und ich wusste jetzt bereits, was ich diesen Winter getan haben werde.
Weihnachten nervt, oder: Nachhaltig schenken!
Weihnachten kommt immer näher. Irgendwie bedrohlich, vor allem für diejenigen, die noch immer kein Geschenk haben. Oder auch für alljene, die sich überhaupt nichts schenken, weil schenken ja irgendwie so sinnentleert geworden ist. Alles nur mehr Ramsch, den man schnell ein paar Tage vor der Bescherung zusammenkauft. So kann es nicht weitergehen. Da sind sich viele einig. Und dann noch die ewiggleichen Weihnachtslieder beim Shopping in den Städten. Keine Frage: Weihnachten nervt. Und es ist höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. Wann ist das eigentlich passiert? Wenn ich meine ganz persönliche Erinnerung durchstöbere dann war Weihnachten früher absolut schön. Ein Tag, auf den ich mich gefreut habe. Wir gingen vor der Bescherung in die Stadt, hörten ein paar Bläsern dabei zu wie sie ein paar Weihnachtslieder spielten, gingen dann wieder nach Hause und dann hieß es warten. Erwartungsvolles Warten war das gewesen, bis endlich das vermeintliche Christkind mit seinem Glöckchen klingelte. Im Wohnzimmer, in dem der Christbaum stand, warteten die Geschenke darauf, ausgepackt zu werden. Und aus einem mir unerfindlichen Grund war immer das unter dem Christbaum, das ich mir auch tatsächlich gewünscht hatte. Die Enttäuschung über die Geschenke kam dann erst viel später. Und ich weiß noch immer nicht, ob es an meiner Abgebrühtheit liegt, da ich eigentlich eh schon alles habe oder ob es daran liegt, dass die Qualität und Treffsicherheit der Geschenke tatsächlich anders geworden ist. Weniger präzise, irgendwie beliebig. Ganz so als würden sich die Schenkenden nicht mehr zurechtfinden in den Wust der Möglichkeiten und wären beeinflusst von Film, Funk und Fernsehen und kauften daher auch Sachen, die nicht wirklich vom Herzen kämen, sondern die von den Medien diktiert wären. Ich weiß schon, ich sehe die Sache ein wenig negativ. Und nicht alle Geschenke sind so. Aber der Tendenz nach stimmt es. Für mich der Inbegriff vom Ramsch und ramschigen Geschenken: Primark. Wann ging meine Freude an Weihnachten verloren? Vielleicht liegt es aber auch an meinem erhöhten Anspruch an Weihnachtsgeschenke? Ich mag diese Massenware ganz einfach ganz und gar nicht mehr. Diese von Konzernen diktierten und hergestellten Geschenke, denen der letzte Rest von Seele so nachhaltig ausgetrieben wurde. Die ganze Individualität ist flöten gegangen, nachdem so exakt auf mögliche Kundenwünsche geschaut und der Käufer und Beschenkte offenbar gründlich durchleuchtet wurde. Und tatsächlich: Diese Art von Geschenken bringe kurzfristige Freude, die dann aber schnell versiegt. Vermutlich deshalb, weil ja demnächst auch schon wieder was geschenkt werden soll. Ich möchte sagen: Das Schenken ist zu einer puren Funktion verkommen, die kurzfristige Freude erzeugen soll und ganz offensichtliche Wünsche erfüllen soll. Alles ganz zielgerichtet und punktgenau. Die schöne neue Welt macht es möglich. Wir sind transparente und zu durchschauende Kunden, die auch schon mal flott und kurzfristig manipuliert werden können. Das sind keine echten Wünsche mehr, sondern Wünsche, die gezielt erzeugt wurden. Vielleicht fühlen sie sich deshalb so schal an und vielleicht sind die Geschenke, die man in einem solchen System bekommt deshalb auch so lieblos. Sie haben keine „Seele“, sondern sind Produkte einer spätkapitalistischen Wunscherzeugungsmaschinerie. Ob man mit einem solchen Geschenk, das auf Regionalität setzt nicht mehr Freude bereiten kann? Jetzt könnt ihr diese Diagnose und diesen Abgesang auf unsere derzeitige Kultur bzw. Unkultur des Schenkens und Kaufens teilen oder nicht. Ich bin mir aber fast sicher, dass da ein Fünkchen Wahrheit drin ist, das falle alle teilen können. Und auch dieses Gefühl, dass Weihachten mehr nervt als besinnlich ist kennen vielleicht einige von euch. Wie aber kann dem entgegen getreten werden? Meiner Meinung nach nur indem wir wieder die Vielfalt fördern und unterstützen, kleinen regionalen Anbietern eine Plattform bieten und bevorzugt auch zu deren Produkten und Waren greifen. Nicht nur dass die Qualität dort meist besser ist, sondern es ist auch ganz einfach bedenklich, mehreren großen Unternehmen und Konzernen dieses weite Feld zu überlassen. Das führt meiner Meinung nach automatisch zur Nivellierung und ist der Tod jeder wirklichen Differenzierung. Das Kleine und Feine, Nachhaltige und qualitativ Hochwertige hat in dieser gnadenlosen Verwertungslogik nämlich meiner Meinung nach ausgedient. Ein paar Konzepte gibt es in dieser Hinsicht schon, auch in Tirol. Vielleicht klappt es so wieder mit der Freude an Weihnachten? Mit Geschenken, die Sinn machen und nachhaltig Freude bereiten? Einen Versuch wäre es wert meine ich.
Zillertal Välley Rälley: Öfter mal was Neues!
Ich bin ja so weit davon entfernt ein guter Snowboarder zu sein wie Till Schweiger davon entfernt ist ein guter Schauspieler zu sein. Warum ich dann dennoch über die „Zillertal Välley Rälley“ schreibe? Ganz einfach: Ich würde gerne dazugehören. Ich würde gerne ebenso cool sein und ich würde mich gerne mit all diesen Fachbegriffen, die einem da um die Ohren gehauen werden, auskennen. Das Snowboarden, so scheint es, ist eine Parallelwelt. Zumindest für mich. Ich wurde auf dieses Thema regelrecht gestoßen. Ich sitze, nichts ahnend, in meiner Lieblingsbar in Innsbruck. Dort, wo normalerweise Leute die jugendlich, cool und sportlich sind eher nicht ein und ausgehen. Doch eines Tages, es muss letzte Woche gewesen sein, geschah es. Ein bärtiger Typ, sportlich und auf eine Art auch lässig gekleidet betrat die Bar zusammen mit ein paar Freunden, die ihm alle auf gewisse Weise ähnlich sahen, sich aber zumindest ähnlich verhielten. Immer wieder streuten sie englische Fachbegriffe ein, die mir gar nichts sagten. Und das obwohl ich geglaubt hatte, dass ich des Englischen mächtig sei. Oft fiel das Wort „shredden“, das mir sogar noch geläufig vorkam. Ich verband damit aber wohl das falsche, denn der Begriff entstammte für mich eher dem Musikkosmos und bedeutete in meiner Welt so viel „ziemlich intensiv Gitarre spielen“. Ein Shredder ist jemand, der seine Gitarre ganz schön malträtiert. Hatte ich es also mit Musikern zu tun, die gerade irgendwelchen hippen Bands hinterher liefen, also mit sogenannten Hipstern? Als aber dann noch Begriffe fielen wie „Jib Obstacles“, „Rails“, „Tanks“ oder „Rookie“ wusste ich, dass ich mit meiner Vermutung auf dem Holzweg war. Ich hätte nur die Zeichen der Markenkleidung lesen müssen und ich hätte es auch schon gewusst. Würde das bald ich sein? (Bild: Tirol Werbung) Ich mache es kurz, weil ihr es ja vermutlich eh schon wisst: Es waren Snowboarder. Mir kamen sie in diesem Moment vor wie Wesen vom anderen Stern. Und mir wurde in diesem Augenblick bewusst, dass es nicht nur eine Parallelgesellschaft gab, sondern viele Parallelgesellschaften. Fakt war aber wohl auch: Diese Snowboarder gehörten mehr zum Mainstream als ich. Nicht sie gehörten einer Parallelgesellschaft an, sondern ich. Sport ist immerhin massentauglich. Wie viele in Tirol lebende Menschen wie mich gibt es schon, die die Berge lieber wandernd oder im Winter bevorzugt vom Tal aus betrachteten? Wohl wenige, oder? „Shredden“ im Zillertal… Was mir jedoch auch bewusst wird, bei all der Befremdung: Ich würde da auch gerne mal dazugehören. Vielleicht nur für ein paar Augenblicke, Stunden oder Tage. Um zu sehen, wie es sich anfühlt, wenn man sportlich, hip und trendy ist. Wie es ist, wenn man in jedem zweiten Satz ein englisches Wort einbauen muss, um im Duktus der anderen Leuten, die einen umgeben, zu sprechen und somit dazuzugehören. Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein, wie es einst schon die Band Tocotronic formulierte. In ihrem Lied drückte sich aber auch all die Unmöglichkeit aus, dazuzugehören. Aber die Sehnsucht blieb. Die Frage war also, wie ich anstellen sollte mich da „einzuschleusen“? Vermutlich musste ich vorher noch ein paar Fertigkeiten am Snowboard entwickeln, ganz egal wie man da nannte? Vielleicht Skills? Zumindest im Hip-Hop nannte man Fertigkeiten und Fähigkeiten so. Würde darum auch gute in die Welt des Snowboard-Fahrens passen. Zumindest aus meiner Sicht. Beim Anmeldeformular würde ich vermutlich aber spätestens scheitern, schlicht und einfach weil ich keine Ahnung hatte, was unter „Stance“ zu verstehen war, die entweder mit „regular“ oder „goofy“ zu beantworten war. Zu welchem Coaching sollte ich mich anmelden? Und warum nannten sich die Veranstalter und Köpfe hinter dieser Veranstalter „Ästhetiker“? Ich muss gestehen: Ich war und bin vollends verwirrt. Was Hänschen nicht lernt - hätte ich schon früher mit dem Snowboarden beginnen sollen (Bild: Tirol Werbung) Dieses Jahr würde ich aber wohl ohnehin nicht mehr teilnehmen könne. Ich musste aufs nächste Jahr warten, bis sich meine Fähigkeiten und „Skills“ am Snowboard verbessert hatten, damit ich zumindest als „Rookie“ durchging. Denn was könnte spannender sein, als sich in fremde Welten einzuschleichen, diese zu erleben? Wird das Leben nicht unendlich viel reicher und vielfältiger, wenn man nicht nur immer in seiner eigenen kleinen Welt umher lungert? Würde ich dann nicht auch bald Sieger eines Contests sein und die Leute würden mir zujubeln? Der Moderator würde laut „Make some noise“ rufen und würde mich als „the one and only…“ ankündigen? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich bald ins Zillertal kommen musste. Auf einen Winterurlaub. Mit meinem nagelneuen Snowboard, das ich mir in den nächsten Tagen kaufen würde. Bis dahin machte ich es mir in einem Hotel in Fügen gemütlich. Sicherheitshalber, falls es mit dem Snowboarden doch nichts werden sollte. Dann bleibt immer noch gutes Essen und ein bisschen Wellness übrig…
Weihnachtsshopping in Innsbruck: Shopping mit ganz viel Flair
Ja. Es passiert mir Jahr für Jahr. Weihnachten naht und ich habe wieder mal kein Geschenk. Und irgendwie ist es auch keine Option, im Internet zu bestellen. Nennt mich in dieser Hinsicht gerne altmodisch. Aber ähnlich wie man die ganz spezielle Aura von Kunstwerken nicht am Laptop spüren und erfahren kann, kann ich auch nicht die ganz spezielle Weihnachts-Atmosphäre zuhause am Computer mit ein paar Klicks herbei beschwören. Es braucht den Kontakt vor Ort mit den Menschenmassen, mit den Weihnachtsliedern, mit der Hektik. Wenn dann zum dritten Mal „Last Christmas“ läuft und man zum dritten Mal fast umgerannt wird weil sich zunehmend Panik verbreitet das passende Geschenk für den jeweiligen zu Beschenkenden nicht mehr zu bekommen dann ist klar: Ich bin mittendrin im vorweihnachtlichen Innsbruck. Jahr für Jahr frage ich mich wieder: Liegt es vielleicht an mir? Mag ich eigentlich gar keine Menschen und sollte ich mich in meinem stillen Kämmerchen verkriechen wo mich ganz bestimmt kein einziges Weihnachtslied erreicht? Bin ich vielleicht über die Jahre zum misanthropischen Sonderling geworden, der es sich in seinem elitären Kunstgeschmack ein wenig zu bequem eingerichtet hat? Liegt es vielleicht an mir, dass ich nach wenigen Minuten Einkaufen in Innsbruck aggressiv und vollkommen schlecht gelaunt bin? Meine Antwort darauf: Ja, vermutlich liegt es an mir. Denn an den rein objektiven Daten, Fakten und Zahlen in Innsbruck kann es nun wirklich nicht liegen. Weihnachtseinkäufe in Innsbruck: Die Vorzüge liegen eigentlich auf der Hand Halten wir also fest, auf der objektiven Ebene, bei der ich mit meinem Miesepeter-Sein mal ausnahmsweise zurückhalte: Die Auswahl in Innsbruck ist wahrlich nicht klein. Im Gegenteil: Ich würde sogar von hochdifferenziert reden. Wenn man jetzt durch Innsbruck geht, dann entdeckt man vielleicht zuerst den Christkindlmarkt in der Altstadt, dann den am Marktplatz und dann auch noch den in der Maria-Theresien-Straße. Ganz so stressfrei geht es vielleicht an Weihnachten dann doch nicht zu. Die Gesichter der Shopping-Freudigen sind aber ähnlich glücklich (Bild: TVB Innsbruck) Der Glühwein ist mehr als akzeptabel, die kleinen Geschenke, die sich dort vor Ort kaufen lassen sind schön. Sogar echtes Handwerk ist da hin und wieder im Spiel. Von Ramsch ist das alles denkbar weit entfernt, obwohl es diesen natürlich auch gibt. Aber er hält sich in einem sehr überschaubaren Rahmen. Auch musikalisch lässt sich nicht so viel aussetzen. In der Altstadt sind sogar die Turmbläser zu hören, die ja zum Glück wirklich nicht an „Last Christmas“ erinnern. Musikalisch ist das alles einwandfrei und tatsächlich stimmungsvoll. Gehen wir außerdem davon aus, dass ihr zwischen Shoppingbeginn und dem Ende des Shopping-Trips, das durch die Turmbläser am Goldenen Dachl eingeleitet wurde, in einigen Geschäften in der Innenstadt ward. Dort werdet ihr bemerkt haben, dass es von Läden, die relativ teure Designer-Ware verkaufen bis hin zu Geschäften für den kleineren Geldbeutel alles gibt. Entscheidend in Innsbruck ist: Unter seinem Niveau kauft man hier nie ein. Billigläden und absoluten Ramsch sucht man in der Innenstadt zum Glück vergeblich. Nicht nur von oben, sondern auch mittendrin hat Shopping und Weihnachten in Innsbruck Stil, Flair und Atmosphäre. Und eine Formulierung lässt sich für Innsbruck generell finden: Shopping der kurzen Wege. Obwohl ich solche Formulierungen gar nicht mag, auch nicht wenn sie aus meiner eigenen Feder stammen, ist diese hier in diesem Fall schlicht und einfach wahr: Wer sich hier rund um die Maria-Theresien-Straße und in der Anichstraße aufhält, der ist schon mal ganz gut bedient wenn es ums Weihnachtsshopping geht. Kurzum: Ich muss mich nicht in notorisch überfüllte Busse zwängen, habe am nächsten Tag keinen Muskelkater vom durch die Gegend laufen.Definitiv Pluspunkte. Und eigentlich ist, objektiv betrachtet, auch die Beschallung mit Weihnachtsmusik in Innsbruck weniger schlimm als in anderen Städten. Ich habe zwar nicht genau nachgezählt, aber: „Last Christmas“ dürfte hier tendenziell weniger oft laufen als anderswo und den traditionellen Weihnachtsliedern wird hier auch die eine oder andere Chance eingeräumt. Zumindest habe ich den Eindruck. Eine ausführliche Feldstudie in dieser Sache ist noch anhängig und ich werde euch demnächst über die Ergebnisse informieren. Mir wird es aber zunehmend bewusst: Es liegt an mir. Nicht an Innsbruck. Innsbruck macht in Sachen Weihnachten fast alles richtig. Zumindest richtiger als es sehr viele andere Städte in Österreich tun. Jetzt mal abgesehen von den Indianern, die ausgerechnet in der Maria-Theresien-Straße immer mal wieder „My Heart will go on“ und anderes zum besten geben müssen. Die müssten wirklich nicht sein. Zumindest nicht für mich. Ansonsten: Eigentlich top. Eigentlich gut. Bis sehr gut. Ausdifferenziert, vielseitig, für eine Stadt dieser Größe mit einem erstaunlichen Angebot sehr gut aufgestellt. Nicht umsonst gilt Innsbruck sogar mehr noch als Sport- und Kulturstadt als Shopping-Stadt. Ich würde sagen zu Recht! Ganz schön stimmungsvoll: Weihnachten in Innsbruck. Da wird auch das Einkaufen zum Vergnügen (Bild: TVB-Innsbruck) Vielleicht ist es ja ähnlich wie Menschen, die in der Innenstadt leben und sich dann über jedes kleine Quäntchen Lärm aufregen: Das sprichwörtliche Haar in der Suppe findet man immer. Und wer in einer Stadt lebt, sie sich den Begriff „Shopping“ so groß auf die Fahne geschrieben hat, der muss halt auch damit leben, dass mehr als nur 2 Menschen beim Einkaufen unterwegs sind. Wichtig ist dabei doch vielmehr, dass das Flair stimmt. Die Atmosphäre passt. Und über Innsbruck lässt sich viel sagen. Aber in Sachen Weihnachts-Atmosphäre ist Innsbruck tatsächlich eine kleine Weltstadt, die wenn schon nicht in Sachen Einwohnerzahl und Größe mit den ganz großen mithalten kann. Vielleicht beschreibt auch das Innsbruck: Die Einkaufsmöglichkeiten einer großen Stadt auf kleinem Raum komprimiert. Ich würde also dem nächsten Weihnachtseinkauf in Innsbruck wohl noch einmal eine Chance geben müssen. Und auch ihr solltet es definitiv einmal versuchen. Und das Internet Internet sein lassen. Schließlich lässt sich die Atmosphäre von Innsbruck nicht mit einigen Klicks am Computer herbei beschwören…Also, worauf wartet ihr noch? Auf ins Getümmel!
Schlafstörungen: Eine kleine Geschichte des Schlafes
Ja, wir leiden im Heute verstärkt unter Schlafstörungen und können nicht mehr einschlafen. Weil uns unser Kopf nicht mehr lässt. Sobald unser Körper zur Ruhe kommen will, beginnt unser Kopf imaginäre Purzelbäume zu schlagen und weist uns darauf hin, dass wir noch über das eine oder andere Problemchen nachdenken sollten. Das Schöne daran: In der Nacht, wenn man nicht schlafen kann, werden auch kleine Probleme plötzlich ganz groß. Eines ist evident: Die Nacht und der Schlaf sind zwei hochkomplexe, hochinteressante Felder, die in unserer Zeit trotz der Omnipräsenz des Begriffs Schlafstörungen zu wenig Beachtung finden. Wissenschaft, Literatur und Kultur sind voll von Nacht, Schlaf und Schlafstörungen. Dazu ist es zum Beispiel erhellend, wenn wir uns den Begriff des „Schattens“ beim Psychoanalytiker C.G. Jung ansehen. Der Schatten beschreibt dabei die unterdrückten Züge der Persönlichkeit. Diese Züge und diese Eigenschaften werden unterdrückt, weil sie gesellschaftlich nicht tragfähig und akzeptabel wären. Das ist durchaus mit dem Unbewusste bei Freud zu vergleichen. Das „Es“ ist es dann bei ihm, das für das Unkontrollierbare, Triebhafte und Wilde steht. Das Ich ist dabei eine Art von ausgeleichende Instanz, die sowohl das „Über-Ich“ als auch das „Es“ irgendwie bei Laune halten soll. Gar nicht so einfach. Was lauert in der Nacht und im Traum? Wir können uns auch hin die Welt der Literatur bewegen. In „Schlafes Bruder“ von Robert Schneider wird der Schlaf als der Bruder des Todes beschrieben. Kein Wunder: Immerhin verfallen wir im Schlaf mehrere Stunden in den Zustand einer Art von Bewusstlosigkeit, nehmen nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt wahr, was um uns herum passiert. Der Protagonist in diesem Text beschließt aufgrund seiner unerfüllten Liebe so lange wach zu bleiben, bis er stirbt. Merke also: Schlafentzug tut auch nicht gut. Auf Dauer kann uns ein Schlafentzug erheblichen Schaden zufügen. Schlafstörungen, oder: Wer viel schläft, der ist auch präsent Auch in der Popkultur thematisierte die Band Faithless bei „Insomnia“ den beschriebenen Zustand der Schlafstörungen bzw. der Schlaflosigkeit. Wer nicht schläft, bei dem verschwimmen Wachzustand und Traum. Tag und Nacht. Alles wird zu einem diffusen Zwischenraum, in dem man zunehmend die Orientierung verliert. Ein Zustand der Indifferenz, bei dem unklar ist, ob man wacht oder träumt. Kehrt man diese Logik um, so heißt das auch: In der Nacht finden wir Platz für Dinge, die am Tag keinen Platz finden. Die Nacht und der Tag sind „Übungsfelder“, Simulationen davon, was sich am Tag ereignet hat und was sich am nächsten Tag ereignen könnte. Wir „üben“ und schauen, wie wir auf Situationen reagieren. In der Nacht werden wir nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit und rüsten uns für unser Leben demnächst im Wachzustand. Warum können wir nicht mehr schlafen? Schlafstörungen greifen um sich... Man könnte auch sagen: Wer ganz bewusst schläft, wer gut schläft und wer nicht unter Schlafstörungen leidet, der nutzt die Zeit des Schlafes und der Nacht optimal und ist am Tag präsenter, wacher, auch im metaphorischen Sinne. Wer viel schläft, der ist anwesend, ganz im Hier und Jetzt, der kann adäquat auf die Herausforderungen des Da-Seins reagieren. Warum aber erzähle ich euch das alles? Deshalb: Ich bin der Meinung, dass wir dem Schlaf zu wenig Bedeutung beimessen. Was natürlich absurd klingt, weil Gott und die Welt ständig immer und überall von Schlafstörungen spricht. Dennoch erkennen wir den Schlaf als Zustand und die Nacht als Zeitraum nicht mehr in ihrer jeweiligen vollen Bedeutung, Reichweite und Relevanz. Wir schlafen nicht nur, um am nächsten Morgen ausgeruht zu sein. Wir schlafen um uns unseren Träumen, Sehnsüchten und Ängsten zu stellen und um dazu zu lernen. Der Schlaf konfrontiert uns mit Situationen, denen wir im „echten“ Leben am liebsten aus dem Weg gegangen wären. Am liebsten würden wir diese verdrängen und nicht wahrhaben. Träume können uns ängstigen und verstören. Wir müssen aber, und das lehrt und der Schlaf und die Nacht, damit umgehen lernen. Sie als Teil von uns akzeptieren. Die Dichotomie von Wach-Sein und Schlaf ist so einfach nicht zu treffen. Auch unsere Träume, unsere Wünsche und unsere Abgründe, die im Schlaf präsent sind, sind Teil von unserer Person, die sich im Tag und im Alltag auf diese oder jene Weise verhält. Wir unterschätzen den Schlaf und die Nacht sträflich. Wir betrachten das alles mit einem fast schon pragmatischem Ansatz: Schlafen muss man halt. Ist es vielleicht auch Ausdruck dieser Beiläufigkeit, dass wir die Parameter und den Rahmen unseres Schlafes nicht mehr bedacht und reflektiert setzen? Kann man diese Achtlosigkeit auch daran ablesen, dass wir auf billigen Matratzen liegen und das Thema Naturmatratze für viele erst gar nicht in den Fokus gerät? Ist das das auch der Grund, warum unsere Möbel im Schlafzimmer nicht Massivholzmöbel sind, sondern meist ganz billige Produkte, die wir in ein paar Jahren schon wieder wegwerfen müssen? Ich weiß schon. Das ist nicht wenig spekulativ. Aber mir erscheint es zum Teil durchaus plausibel zu sein. Vielleicht würde sich dann auch das Thema Schlafstörungen erledigen oder zumindest ändern? Auch das weiß ich nicht. Aber es könnte sein. Was meint ihr?
Wellness und Kulinarik in Ischgl: Warum reden alle nur übers Skifahren?
Der Winter kommt. Und alle reden nur übers Skifahren. Wenn man Glück hat, dann hört man gerade noch ein wenig von Wellness. Immer aber in einer bestimmten Funktion: Vor oder nach dem Skifahren. Wellness als Alleinstellungsmerkmal scheint nicht mehr zu reichen. Daher schlage ich eine andere Kombination vor, um die aus meiner Sicht unrühmliche Verbindung von Skifahren und Wellness zu beenden: Wellness und Kulinarik. Und Ischgl ist da eigentlich der perfekte Ort, um die Dominanz des Skifahrens zu beenden und das Thema Wellness aus dessen Umklammerung zu befreien. Eigentlich problematisch, oder? Verbindet man Skifahren und Wellness, wie es sehr üblich ist, dann kommt dem Thema Wellness eine ganz bestimmte Funktion zu. Wellness steht immer in der Funktion der Vorbereitung oder der Nachbereitung. Man stimmt sich aufs Skifahren ein oder kommt nach einem anstrengenden Skitag nach Hause bzw. ins Hotel. Dann ist es klar: Wellness ist zur Regernation da. Ein wenig noch in die Sauna. Eine Massage. Ein bisschen Entspannung. Die „Seele baumeln lassen“, wie es in jedem zweiten Wellness-Prospekt steht. Das zeigt für mich auch, dass Wellness an sich noch nicht richtig ernst genommen wird. Wellness ist harte Arbeit. Richtig entspannen will gelernt sein. Und am besten genießt man den Wellnessbereich, eine Massage oder was weiß ich völlig ohne Hintergedanken. Ohne Funktion. Ohne dass man da schon wieder daran denkt, dass Entspannung leistungsfähiger und fitter macht. Wellness und Entspannung ist, so meine These, erst einmal gar nichts. Es hat keine Funktion. Es ist die Funktion schon selbst. Es ist erstmals nutzlos und zwecklos. Es geht darum ganz anzukommen, sich auf die Situation und auf das Jetzt einzulassen. Einfach zu entspannen. Loszulassen wie heute so schön gesagt wird mit einem an den Zen-Buddhismus angelehnten Gestus. Eine Sauna im "Trofana Royal": Für mich immer noch der Gipfel der Entspannung. In Ischgl wird Wellness und Kulinarik zur Kunst Wellness ist für mich wie Kunst. Und eine Kunst für sich. Kunst ist ja erstmals nutzlos. Hat keinen bestimmten Zweck und hat zugleich auch eine Vielzahl an Funktionen. Sie ist multifunktional. Wer die Kunst auf einen Zweck reduziert, der beschneidet sie. Und Kunst, die sich auf einen konkreten, sagen wir z.B. auf einen politischen, Zweck beschränkt, ist meist schlechte Kunst. Weil eben die Komplexität und die eigentliche Zwecklosigkeit von Kunst ignoriert wird. Ähnlich verhält es sich beim Thema Wellness, zumindest aus meiner Sicht. Ich brauche keine Sportmassage, weil ich bei einer Massage nicht schon den nächsten sportlichen Tag im Kopf habe. Ich möchte mich nur auf das konzentrieren, was im Moment zählt: Auf das wohlige Gefühl, wenn man eine Massage von jemanden bekommt, der wirklich etwas davon versteht. Ich mag das angenehme Körpergefühl nach einem langen Saunagang. Ich finde man nimmt sich den Augenblick und die Augenblicke des Genießens, wenn klar ist, in welcher Funktion die Massage und das Thema Wellness für einen steht. Der Kochkünstler, der alles andere als den Augenblick vergessen lässt: Martin Sieberer. Eine ähnliche Funktion bzw. eben Nicht-Funktion nimmt für mich die Kulinarik ein. Oder denkt ihr bei gutem Essen daran, dass ihr vielleicht diese eine sehr süße und kalorienreiche Nachspeise nicht hättet essen sollen? Denkt ihr bei gutem Essen daran, wie ihr euch nach dem Essen fühlt? Ja, natürlich, essen muss auch guttun. Aber eben nicht nur. Gutes Essen hat vor allem einen künstlerischen Charakter, es geht um die Gesamtatmosphäre. Gutes Essen ist Kunst. Allein schon dann wenn man sieht, wie der Teller angerichtet ist und allein schon dann, wenn man die vielen und zum Teil überraschenden Geschmäcker auf seiner Zunge und am Gaumen hat. Vielleicht täusche ich mich ja. Aber ich glaube, dass das „Trofana Royal“ in Ischgl erkannt hat, dass es Leute wie mich gibt. Die nicht unbedingt nur wegen dem Skifahren nach Ischgl kommen. Der Ausbau des Wellnessbereiches würde diese Sprache sprechen. Und dass Martin Sieberer ein absoluter Spitzenkoch ist, der mehr in die Kategorie Künstler als Koch fällt brauche ich euch auch nicht zu erzählen. Ich bin natürlich kein Radikaler. Und ich bin auch Realist. Das Skifahren, den Wintersport und die Party wird man nicht aus Ischgl vertreiben können. Soll ja auch nicht sein: Dennoch bin ich froh, dass es das Trofana Royal gibt, das eine Art von Ruhepol ist. Ein Ort, an dem ich meine These der Verknüpfung von Wellness und Kulinarik ausgiebig und auf höchstem Niveau austesten kann…
„Ich habe gelernt diese Hände zu lieben“ – Ein Interview mit Marianne Hengl
Das Leben von Marianne Hengl ist geprägt von Willenskraft, Lebensfreude und einer positiven Einstellung zum Leben. Im Interview spricht sie über ihre Hände, ihre Behinderung und darüber, dass es manchmal auch wichtig ist Dinge zuzulassen. Was mich interessiert: Das Thema Berührungen ist ja bei dir sehr wichtig. Viele scheinen Berührungsängste zu haben. Was kann man Kindern und jungen Menschen mit auf den Weg geben? Welche Tipps gibt es? Ich glaube es ist individuell verschieden, wie man Berührungsängste abbauen kann. Mein Motto ist, dass ich sage: Gebt mir die Hand, schaut meine Füße an. Warum bin ich so auf die Welt gekommen? Meine Hände und Füße waren immer schon so, eine Gelenksversteifung an allen vier Gliedmaßen. Ich bin schon sehr schwer behindert. Ich kann auch nicht selbst essen, ich brauch in der früh Hilfe um aus dem Bett geholt und angekleidet zu werden. Meine Assistentin Ellen hält die Zahnbürste bereit, oder auch beim Schminken brauche ich Hilfe. Wichtig ist mir persönlich, dass ich auf sogenannte "Nichtbehinderte Menschen" zugehe und sage: Begreift mich. Dann verliert man die Berührungsangst. Schön ist natürlich auch, wenn man die Möglichkeit und Zeit hat miteinander zu reden. Ich sage mir immer: Reg dich nicht auf, wenn du angeschaut wirst. Geht auf die Menschen zu, diese werden staunen! Marianne Hengl im Interview: Ich habe gelernt diese Hände zu lieben! Warum trägst du Ringe an deiner verkrümmten Hand? Ich habe gelernt diese Hände zu lieben! Man muss damit zufrieden sein, was einem der liebe Gott mitgegeben hat. Es ist natürlich nicht immer so einfach. Es gibt auch Tage, an denen man nicht so gut drauf ist. Aber normalerweise gehe ich immer auf Leute zu und mit meinem Charme habe ich sie recht schnell auf meiner Seite :-) Marianne Hengl im Interview: Wenn Leute vor lauter Stress und Druck nicht mehr schlafen können, dann sollten sie eigentlich umdrehen... Mich würde auch das Thema „Burnout“ interessieren. Früher hätte man gesagt: „Der packt es nicht mehr“. Hast du einmal an Burnout gedacht? Gab es schon mal solche Situationen? Ja, es gab einmal eine Situation, in der mir alles zu viel wurde. Wo ich noch dieses und jenes machen wollte. Ich habe einen wahnsinnigen Druck bekommen. Das hatte nur mit mir selbst zu tun, weil ich einfach auf der falschen Fährte war. Man kann nicht genug kriegen, will noch das nächste Projekt machen und das noch tun. Ich frage mich oft: Warum will ich das? Wenn Leute vor lauter Stress und Druck nicht mehr schlafen können, dann sollten sie eigentlich umdrehen. Sie sollten sich aufs Menschsein besinnen, darauf, wofür wir eigentlich da sind. Es ist wichtig, sich Zeit für seine Kinder und seine Lieben zu nehmen. Man muss auch umdenken lernen. Ich will nicht an meinem eigenen Leben scheitern! Es kann doch nicht sein, dass man mit vollem Bewusstsein an die Türe rennt. Es gibt Phasen, in denen man sich zu wichtig nimmt. Ich habe letztens einen schönen Satz gehört: „Die Stille hören“. Wie schön es ist die Stille zu hören! Die hört man nicht mehr, wenn man von Termin zu Termin hetzt. Im Heute habe ich Prioritäten, delegiere sehr viel und trotzdem mache ich mir auch oft was vor und belüge mich selbst, weil ich diesbezüglich ebenso vom Weg abkomme. Wenn ich Kraft brauche, dann fahre ich heim ins Pinzgau zu meiner Familie. Ich glaube aber, dass der Begriff "Burnout" ein Begriff ist um sagen zu können: Jetzt ist es Zeit zum Umkehren. Jetzt kann ich den Punkt beschreiben. Wenn ich den Begriff nicht hätte, wäre es ja nur ein diffuser Zustand. Es gibt viele Leute, die unschuldig gefährdet sind. Wenn sie vom Chef Druck bekommen zum Beispiel. Man kann sagen: Ich muss gehen, ich muss umkehren. Das kann natürlich auch existenzgefährdend sein. Ich habe heute zum Glück beruflich einiges selbst in der Hand. Ich habe tolle Mitarbeiter, denen ich viel anvertrauen kann. Ich bin dankbar und glücklich, dass ich solche Leute um mich habe. Sie haben auch das Recht, sich zu profilieren. Es muss ein Wille da sein! Genau so ist es! Leute, die einen starken Willen haben, bekommen auf alle Fälle öfters eine Chance. Jeder muss auf seine Art brennen um authentisch zu sein. Nutzt du eigentlich die sozialen Medien wie z.B. Facebook? Facebook und Twitter verwende ich für unsere RollOn-Öffentlichkeitsarbeit. Ich habe wirkliche Fans die meine Arbeit und das Thema Behinderung interessiert. Unter dem Motto „Gipfel-Sieg“ startete der Verein RollOn Austria im Oktober 2012 eine noch nie dagewesene ORF III-Gesprächs-Serie: Wir stellen in menschlich starken Portraits jeweils zwei Menschen „auf Augenhöhe“ vor, die auf unterschiedlichste Weise schwere und ehrgeizige Lebensabschnitte zu einem persönlichen „Gipfel-Sieg“ gemacht haben. Erfolg definiert sich für jeden Menschen anders – aber das Glücksgefühl, wenn sich das langersehnte Ergebnis dann endlich einstellt, empfinden wir alle gleich: Man könnte jauchzen vor lauter Freude und Glück, denn ein oft langer steiniger Weg hat sich schlussendlich gelohnt und führt nach Bewältigung vieler Hürden zum langersehnten Ziel. Für einen schwer behinderten Menschen mag ein „Gipfel-Sieg“ bedeuten, wenn man nach 3 Jahren selbständig und ohne fremde Hilfe aus der Badewanne steigen kann; mit einer verkrümmten Hand nach monatelangem Üben plötzlich ein Wort schreibt - all dies sind „Gipfel-Siege“, die meistens im Stillen gefeiert werden. Ganz im Gegensatz dazu stehen die „Gipfel-Siege“ prominenter und bekannter Persönlichkeiten voll und ganz im Blickpunkt der Öffentlichkeit, seien es sportliche, kulturelle, mediale oder andere Höchstleistungen. Nur zu leicht gerät in Vergessenheit, dass auch auf dem Weg dieser Menschen viele Tränen, Schweiß und Hürden liegen. Die Kehrseiten der Medaille sind das Fehlen von Freizeit; die entstehende Distanz von Mensch zu Mensch, die oft in Einsamkeit resultiert und nicht zu vergessen das ständige mediale Rampenlicht, das leider auch manchmal als Instrument genutzt wird, um Menschen jegliche persönliche Würde zu nehmen. Mich würde auch noch das Thema „Willenskraft“ genauer sehr interessieren. Das kommt ja sehr oft bei dir als Thema vor. Wie wichtig ist das für dich? "Der Wille kann wahrhaft Berge versetzen", das ist mein Lebensmotto. Mit acht Monaten konnte ich schon reden. Ich saß frech am Boden - weil ich noch keinen Rollstuhl hatte - und freute mich des Lebens. Ohne Rollstuhl bin ich bis zum fünften Lebensjahr auf dem Hosenboden herum gerutscht. Ich habe damals schon zu meiner Mama gesagt: Ich werde mal eine ganz besondere Frau. Ich habe gewusst, dass das Leben spannend ist. Der Wille heißt, dass man an sich selbst glauben muss, man mit sich selbst im Reinen sein muss. Die Familie gibt mir unglaubliche Stabilität. Die Krönung war natürlich für mich mein Mann, der mich so liebt wie ich bin. Ich habe ein tolles Leben. Ich bin ein sehr gläubiger Mensch. Ich bin nicht fanatisch, aber ich glaube daran, dass mir Gott eine ganze besondere Lebensaufgabe mitgegeben hat und noch allerhand zu tun ist. Im Grunde ist also der Wille entscheidend. Aber auch, dass man daran glaubt, dass sich alles fügen wird, alles irgendwie Sinn macht. Lustigerweise spüre ich das. Ich weiß, wann es wieder spannend wird. Es gibt Fügungen. Es gibt keine Zufälle. Wenn ich mein Leben anschaue, dann bin ich mir da sicher. Es hat alles zusammen gepasst. Wichtig ist die Einstellung, aber man muss natürlich auch Glück haben und dieses auch erkennen. Also steuern und doch zulassen. Zulassen ist wichtig. Ich bin draufgekommen, dass es wichtig ist, manche Sachen laufen zu lassen. Man ist oft hartnäckig und verbissen. Ich bin oft ganz gezielt und gesteuert irgendwo hingegangen und es hat nicht geklappt. Dann habe ich oft auch zugelassen und es hat funktioniert. Ich glaube der richtige Augenblick ist entscheidend. Aber man darf nicht nur abwarten. Ich steure natürlich auch sehr viel. Jeden Tag. Aber irgendwann muss man auch zufrieden sein. Ich möchte in den nächsten Wochen zum Beispiel nur Lorbeeren ernten und Beziehungen pflegen. Danke für das sehr interessante Gespräch!
Kulinarik im Kaiserwinkl: New York oder doch lieber der Kaiserwinkl?
Eines frage ich mich immer: Warum ist der ländliche Raum in Sachen Kulinarik so differenziert, wenn er doch in kultureller Hinsicht so wenig hergibt? Liegt es daran, dass die Menschen ganz einfach nichts anders zu tun haben als zu essen und das möglichst gut? Schließlich ist der Weg ins nächste Theater oder zum nächsten Konzert weiter als der Weg zum nächsten guten Restaurant. Doch stimmt diese Vermutung auch wirklich? Anhand der kulinarischen Möglichkeiten im Kaiserwinkl lässt sich dieser Frage nachgehen. Ja, ich gebe es zu. Ich habe mich mit dem ländlichen Raum nicht immer ganz leicht getan. Und nach wie vor bin ich begeisterter Städter, was auch zu manchen Diskussionen mit meiner älteren Tochter führt, die weite Teile des Sommers immer bei ihren Großeltern am Land verbringt. Auf ihre Frage hin, warum wir in einer Stadt leben argumentiere ich meist mit Konzerten, Musik, Universitäten, guten Schulen und vielem mehr. Einige Argumente davon leuchten ihr ein, einige nicht. Vor allem leuchtet ihr wenig ein, warum sie auf einen Garten und auf ganz viel Grünfläche verzichten muss, zumindest in unmittelbarer Nähe. Als letztens Robert Misik bei einer seiner Video-Kolumnen von der Dummheit des Landlebens erzählte, davon, dass die Stumpfheit und Banalität des Landlebens immer mehr in die Städte einzudringen scheint, etwa weil viele Leute volkstümliche Musik hören oder Trachten tragen, fühlte ich mich dennoch unbehaglich. Ich hatte das Gefühl, dass er zu grobschlächtig argumentiert und letzten Endes den Kern der Sache nicht trifft. Natürlich: Auch ich lief nicht mit Tracht herum und hörte Andreas Gabalier. Aber ob diese Gegenüberstellung von banalem Landleben und progressivem, aufregenden Stadtleben so einfach funktionierte? Ich glaube nicht. Denn auch der ländliche Raum hat viel zu bieten. Isst man in New York besser als im Kaiserwinkl? Ich würde sagen: Anders! Land oder doch lieber Stadt? New York oder doch der Kaiserwinkl? Ich stelle eine einfache Behauptung auf: Das, was dem ländlichen Raum von urbaner Seite vorgeworfen wird ist eigentlich dessen Stärke. Und der urbane Raum ist auf mehr als nur einem Auge blind oder zumindest ziemlich unreflektiert. Denn der ländliche Raum hat dem urbanen Raum eines Voraus: Bodenständigkeit und Traditionsbewusstsein. Der urbane Raum hingegen setzt auf Künstlichkeit, auf „Gemachtheit“. Was meine ich damit? Ganz einfach: Der ländliche Raum setzt auf Traditionen, auf Kontinuität und auch darauf, dass ich in einen gewissen sozialen und kulturellen Kontext hineingeboren werde oder zumindest Teil dieses einen sozialen Kontextes bin. Ein Leben am Land steht für Verortung und für Verwurzelung. Ein Leben in der Stadt ist, schaut man sich weltweit die Großstädte an, ein Leben, das ich meist bewusst gewählt habe. Man wird nicht in New York geboren, man zieht dort hin. Eine Stadt ist ein Raum, in dem alles Platz hat. Das ist natürlich schön, hat aber auch Nachteile: Zusammengehalten wird alles nur mehr von Konsum und davon, dass man eben in derselben Stadt lebt. Es gibt keine gemeinsamen Erzählungen mehr, keine gemeinsamen kulturellen Vorlieben oder keine Traditionen mehr, die ein großer Teil der BewohnerInnen teilt. Eine Stadt ist eine Gemeinschaft, in der die Verbindlichkeit und die Zusammengehörigkeit auf ein Minimum geschrumpft sind. Das kann Vorteile habe, etwa wenn man daran denkt, dass ich einen Lebensentwurf wähle, der im ländlichen Raum nicht funktionieren würde. Letztlich kann man diese Toleranz aber vielleicht auch als Gleichgültigkeit beschreiben. Ich bin der Meinung, dass sich dieses Phänomen auch, pars pro toto, an der Kulinarik in den jeweiligen Räumen ablesen lässt. Während man in großen Städten praktisch alles findet, alle kulinarische Vorlieben befriedigt werden, verhält es sich im ländlichen Raum tendenziell anders. Es gibt eine bestimmte Tradition, eine kulinarische Ausrichtung, die sich zumindest mit Wurzeln, Herkunft und Region beschäftigt hat. Der Kaiserwinkl im Winter: Lieber Natur oder doch lieber Häuserschluchten wie in New York? In den besten Restaurants im Kaiserwinkl beschäftigt man sich mit der Region, mit den kulinarischen Traditionen, versteht es aber auch, diese kreativ auszulegen. In der Stadt, so zumindest meine These, ist der kulinarische Überlieferungsstrang komplexer, nicht eindeutig feststellbar, vielleicht schon gekappt und zerrissen. Mit der Folge, dass, was natürlich auch Vorteile hat, prinzipiell alles möglich wird. Mit einem Problem: All das wird nicht mehr zu einem großen Ganzen. Versuche, eine Stadt kulinarisch auf dieses oder jenes festzulegen, sind letztlich verzweifelte Versuche. Man könnte auch sagen: Folklore. Die Behauptung einer Tatsache, die längst nicht mehr der Realität entspricht, sondern nur mehr konstruiert wird. Die Frage ist also: Wo isst man besser? Im Kaiserwinkl oder doch im urbanen Raum? Was meint ihr dazu – seid ihr meiner Meinung oder nicht? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
Kulinarisch unterwegs im Ötztal: Darf´s auch ein bisserl bodenständig sein?
Ich bin kein Kulinarik-Experte. Ebenso wenig wie ich ein Musik- oder gar ein Kunstexperte bin. Aber ich mache mir so meine Gedanken zu den Themen und bin fest davon überzeugt, dass sich Verständnis und Vergleichsmöglichkeiten aus der Praxis heraus ergeben. Theorie, schön und gut. Aber letztlich muss man hören, essen, kosten und vergleichen, um zu einem Urteil zu kommen. Ein Gespräch mit Patrick Raaß, das ich kürzlich führen durfte, hat mich zum Nachdenken gebracht, wie für mich das perfekte kulinarische Erlebnis ausschaut und sein muss. Hier findet ihr ein paar Antwortversuche. Ein Bekannter von mir hat einmal gemeint, dass er eigentlich über alles schreiben möchte. Vom Würstelstand bis hin zum kulinarischen Top-Niveau soll da eigentlich alles dabei sein. Und irgendwie klingt da durch, dass es keine gravierenden Unterschiede zwischen diesen Ebenen gibt. Ein gutes Essen ist ein gutes Essen ist ein gutes Essen. Es kommt weniger darauf an, was zubereitet wird, sondern WIE es zubereitet wird. Ein gutes Würstel ist ein gutes Würstel, wenn derjenige der es zubereitet versteht, es passend zuzubereiten. Alfred Miller, einer der Haubenköche Innsbrucks, hat zum Beispiel vor seiner Zeit als Haubenkoch jahrelang die Kantine im Tivolistadion geleitet. Auf die Frage hin, ob er da nicht unterfordert gewesen sei, antwortet Miller auf sehr interessante Weise: „Nein, es war eine erfolgreiche Zeit. Bei mir hat es ein kaltes Bier und warme Würstel gegeben. Von Leuten höre ich, dass es heute oft umgekehrt ist. Auch wenn es nur ein Würstel war, die Leute haben gezahlt und sollen etwas Gutes bekommen.“. Auch ein gutes Würstel kann mal was sein... Diese Antwort fasziniert mich. Nicht nur, weil da eine gewisse Demut mitschwingt. Sondern auch, weil hier die ansonsten manchmal übliche Arroganz eines Spitzenkochs gegenüber dem kulinarisch Trivialen völlig fehlt. Was ich hier heraushöre ist der Respekt vor einem Produkt, so alltäglich und selbstverständlich es vielleicht auch sein mag. Es gibt kein Geheimnis rund um ein normales Würstel, dennoch gibt es ein paar Dinge, die bei der Zubereitung beachtet werden müssen, damit der Gast ein optimales, gut gekochtes und warmes Würstel auf seinen Teller hat. Die Küche im „Hochfirst“ im Ötztal: Irgendwie bodenständig und doch raffiniert… Was möchte ich euch damit sagen? Das hier: Es geht darum, das bestmögliche unter den jeweiligen Bedingungen zu schaffen und zu kochen und dabei Bodenhaftung zu bewahren. Das übermäßig gekünstelte, überkandidelte und artifizielle ist in Sachen Kulinarik meine Sache nicht. Ich will sehen, was ich auf dem Teller habe. Eine Überzahl an Zutaten ist mir eigentlich ein Gräuel. Ein kulinarischer Hochgenuss muss ich Grunde "watscheneinfach" und zugleich raffiniert sein. Ich muss die Ausgangsposition erkennen, die dann geschickt variiert wurde. Dazu kommt auch noch, dass die jeweiligen Zutaten mit dem notwendigen „Respekt“ behandelt werden. Ebenso wie Alfred Miller davon spricht, dass ein gutes Würstel ein gutes Würstel ist, wenn es zumindest gut gekocht und warm ist, ist es so, dass, sobald die kulinarischen Kreationen etwas komplexer werden, die Zutaten ihrem „Wesen“ nach zubereitet werden sollten, d.h. dass das Beste aus ihnen herausgeholt wird. Mir gefällt die Idee, dass ein Koch weniger Künstler als viel mehr „Erfüllungsgehilfe“ einer Zutat und einer Speise ist. Es ist seine Aufgabe, den Produkten zu Geschmack und ihrem Geschmack in der Kombination und Kontrastsetzung mit anderen Zutaten zu ihrer Entfaltung zu verhelfen. Definitiv auch jemand, der in kulinarischer Hinsicht Bodenhaftung bewahrt hat: Alfred Schuhbeck. Von daher frage ich mich, ob mein Gespräch mit Patrick Raaß im Ötztal symptomatisch für eine mögliche Haltung war: Respekt vor der Region, vor den kulinarischen Wurzeln des Ötztals und Tirols und zugleich auch Respekt vor den Zutaten und den „Ausgangsmaterialien“. Patrick Raaß liegt da ganz auf meiner Wellenlänge: Er ist für Klarheit und doch für Originalität. Er setzt überraschende Akzente, verkünstelt sich aber nicht und scheint auch nicht die Bodenhaftung zu verlieren. Er wird das Hotel "Hochfirst", das sein 80-jähriges Jubiläum feiert, ab dieser Wintersaison sicherlich kulinarisch bereichern. Wie schaut es also aus, mein perfektes kulinarisches Erlebnis? Ich würde sagen: Mit einem Schuss Bodenständig und Regionalität versehen. Mit Zutaten und Produkten auf allerhöchstem Niveau, die auch mit dem notwendigen Respekt vor dem Eigenschmack zubereitet und geschmacklich zur vollen Blüte gebracht werden. Und: Auf meinen Teller darf auch hin und wieder Essen sein, von dem man auch satt wird. So, jetzt da ich mich exponiert habe: Was ist euer optimales kulinarisches Erlebnis? Doch in gewisser Weise bodenständig? Lieber extrem verfeinert und irgendwie auch künstlerisch? Ich bin gespannt auf eure Meinungen!
Schützen, Trachten, Volksmusik – und Yoga im Kaiserwinkl?
Käsefeste. Trachten. Almabtriebe. Volksmusik. Schützen. Bodenständigkeit. Das alles sind Begriffe, die man mit Tirol assoziieren kann. Wenn man möchte. Und all diese Dinge finden sich auch in Tirol nach wie vor. Ein paar davon sind noch lebendig gelebte Tradition, ein paar nur mehr Folklore für die Touristen. Und auch Touristen fallen immer weniger auf dieses Folklore-Gehabe und diese Schein-Authentizität herein. Doch Tirol und auch der Kaiserwinkl ist wesentlich mehr. Selbst Yoga ist im Kaiserwinkl ein Thema. Wie passt das aber mit der beschriebenen Bodenständigkeit und dem Traditionsbewusstsein zusammen? Dabei ist die Frage eigentlich einfach. Und doch unendlich komplex: Was hat es eigentlich mit dem Tirol-Bild auf sich, das sich so hartnäckig in den Köpfen von so vielen hält? Ich denke es ist auch eine Tradierung dessen, was von Tirol geglaubt und angenommen wird, das es einst gewesen ist. Es ist eine Weitergabe von Bildern, von Vorstellung und von Klischees, die sich irgendwann verfestigt haben und die zu hinterfragen ab einem gewissen Zeitpunkt schwierig geworden ist. Es sind aber nur Vorstellungen, Diskurse, Erzählungen, deren Zusammenhang mit der Realität, sei es einst und jetzt, nur mehr schwer überprüft werden kann. Anders gesagt: Diese Bilder und Vorstellungen haben sich so in vielen Köpfen festgesetzt, dass es schwer wird, über ein anderes Tirol zu erzählen, das es auch noch gibt. Wir sehen, was wir sehen wollen. Wir nehmen das wahr, für das wir Begriffe haben. Und wir erleben und erfahren das, was wir eben erfahren wollen. Wenn wir mit dem Ansatz in den Kaiserwinkl kommen, dass wir gelebte Tiroler Gastfreundschaft, Bodenständigkeit und "Tirolertum" erleben möchten, dann werden wir wohl auch genau das erleben. Wir werden nachgerade danach suchen und vielleicht auch fündig werden. Wie echt diese Inszenierungen dann sind, die wir vorfinden, ist wieder eine andere Sache. Auch wenn es nicht alle glauben: In Tirol tragen die jungen Leute nicht Tag und Nacht Tracht. Auch nicht im Kaiserwinkl. Noch etwas steht uns im Weg, auch Dinge und Aspekte zu sehen, die auf den ersten Blick so gar nicht zu Tirol oder zum Kaiserwinkl zu passen scheinen: Wir neigen dazu, Regionen, Länder und Staaten zu homogenisieren. Die Österreicher sind so. Die Deutschen sind so. Und die Russen ja natürlich überhaupt. Daneben gibt es kaum noch eine Möglichkeit zu sagen, dass die Deutschen vielleicht so und so sind, aber es DIE Deutschen in dieser Form gar nicht gibt. Es mag einzelne Eigenschaften geben, es mag einzelne Haltungen geben und es mag Tendenzen in der Kulturgeschichte Deutschlandes geben, die sich beschreiben lassen. Aber es ist garantiert nichts da, das es legitimiert, von DEN Deutschen als homogenes Volk zu sprechen. Ähnlich verhält es sich mit Tirol und den Tirolerinnen und Tirolern. Unterwegs im Kaiserwinkl: Schützen, Volksmusik und – Yoga? Auch wenn es manche vielleicht nicht glauben: Tirolerinnen und Tiroler laufen nicht Tag und Nacht mit Trachten herum, sind bei den Schützen und interessieren sich für Volksmusik. Der Punkt ist aber: Ja, es gibt natürlich solche Tiroler, die Trachten mögen und diese auch zu allen passenden und unpassenden Anlässen tragen. Und natürlich sind manche bei den Schützen, bei der Musik oder was weiß ich noch alles. Meist sogar noch nicht aus einem stumpfen Traditionsbewusstsein, sondern aus einer bewussten Entscheidung heraus, dass ihm oder ihr das wichtig ist. Und doch ist nicht jeder Tiroler so. Es geht auch anders. Und auch das sollte Platz haben! Von draußen: Ein normales Haus im Kaiserwinkl. Drinnen: Yoga! Es ist auch eine Frage der „Methode", sprich der Betrachtungsweise. Schließt man von einzelnen Praktiken, Ritualen und Traditionen auf die breite Masse oder macht man diesen Sprung und diesen Schritt nicht? Soll heißen: Lässt man die Traditionen Traditionen sein und betrachtet sie als Tendenzen, als Phänomene, von denen sich NICHT auf ein ganzes Volk oder auf den ganzen Kulturraum schließen lässt? Eine Kultur ist notwendigerweise immer heterogen, vielfältig und widersprüchlich. Von einzelnen Handlungen lässt sich nicht auf die Verfasstheit einer ganzen Region schließen. Diese These möchte ich anhand eines kleinen Beispiels vorführen. Mit dem Kaiserwinkl. Dort gibt es NATÜRLICH das eine oder andere Käsfest und auch das Thema Volksmusik und volkstümliche Musik wird, wie fast überall in Tirol, ganz groß geschrieben. Aber: Es gibt auch andere Tendenzen, andere Möglichkeiten und andere „Rituale“, die man nicht mit der vorherrschenden „Mainstream-Kultur“ auf einen Nenner bringen kann. Ist es zum Beispiel eine Abweichung, wenn von Yoga im Kaiserwinkl die Rede ist? Ich denke nein. Denn eine Abweichung ist es nur dann, wenn man davon ausgeht, dass es überhaupt eine homogene vorherrschenden Kultur gibt, an die sich alles anpassen muss. Wenn ohnehin schon alles a priori heterogen, vielstimmig und teilweise widersprüchlich ist, dann hat man auch mit Yoga im Kaiserwinkl kein Problem. Denn dann ist das nur Teil eines immer bunter und vielfältiger werdenden Tirols, in dem auch Yoga und mithin auch der „Ferne Osten“ seinen verdienten Platz hat. Was meint ihr dazu? Wie steht ihr zum Thema Yoga in Tirol? Und: Sollen wir mit einer solchen Buntheit leben? Oder doch lieber zurück zur Bodenständigkeit und zur Leitkultur? Ich freue mich über Meinungen!
James Blunt in Ischgl: Musik für Feuerzeuge
Ich gebe es zu. Ich war verwirrt. Obwohl ich mich schon mit Countertenören und anderen Stimmen beschäftigt hatte. Aber als damals „You´re beautiful“ aus dem Radiosender der Nation dröhnte war mir lange Zeit eines nicht klar: Männchen? Weibchen? Irgendetwas dazwischen? Eigentlich hatte ich am Anfang eine Person im Kopf, die ähnlich wie Tracy Chapman Songs auf der Gitarre zum Besten gab und dieser auch optisch ähnlich sah. Erst Wochen später, ignorant wie ich bin, erfuhr ich, dass es sich dabei ums James Blunt handelte, der sogar noch ehemaliger Soldat ist. Und jetzt kommt der auch noch nach Ischgl zur Eröffnung der Wintersaison? Was für eine verrückte Welt. James Blunt hatte ich ja eigentlich aus den Augen verloren. Nach seinem ersten Hit hatte ich seine Karriere nur mehr so am Rande mitbekommen und hatte das Gefühl, natürlich rein subjektiv, dass da auch nichts mehr wirklich nachkam. Offenbar hatte ich mich getäuscht, denn dieser James Blunt hat sich still und heimlich und von mir fast unbemerkt zu einem Superstar gemausert, den man offenbar sogar in Ischgl auftreten lassen kann, ohne dass die Party dabei ins Wasser fällt und ohne dass man sich als Zuschauer zu sehr fremdschämen muss. Ich musste also tatsächlich etwas verpasst haben. Ich muss es leider zugeben: Party ist nicht meins. Lieber stehe ich bei einem Solo-Piano Konzert mit einigen wenigen Leuten herum und schaue und höre mir an, was für Klangfarben, Motive, Sounds und Akkorde ein guter Pianist heraushaut. Musik ist, wenn sie gut ist, für mich vor allem eine Anleitung zum Zuhören. Zum genauen Hinhören. Sie hat die Funktion einer Anleitung zur Kontemplation. Musik macht mich still und hält mich an zum Innehalten. Sie verleitet mich, genau hinzuhören. Als mich ein Freund fragte, ob ich nicht mit ihm zu James Blunt nach Ischgl fahren wollte, wurde ich erst einmal stutzig und war grundlegend und überhaupt skeptisch. Ich, inmitten einer großen Menschenmenge, in der Partymetropole der Alpen? Das passt nicht wirklich. Und doch kam ich auch ins Grübel. Ich hatte ja die Haltung, dass Musik keine direkte Funktion hatte. Oder zumindest multifunktional war. Wenn das stimmte, dann konnte verschiedene Musik auch verschiedene Funktionen haben. Ischgl: Party und more? Es war denkbar, no na nit, dass es Musik gab, die in einem Partykontext exzellente funktionierte, sich aber beim genauen, stillen Hinhören als eher uninteressant entpuppte. Und auch die soziale Dimension von Musik durfte nicht unterschätzt werden. Während es mir herzlich egal war, ob ich ein gutes Konzert vor einer oder vor 1000 Personen hörte, solange die musikalische Qualität stimmte, war es denkbar, dass es Musik gab, die gerade erst ab einer bestimmten Anzahl von Menschen so richtig ihre Wirkung entfaltete. James Blunt kommt nach Ischgl. Warum auch nicht? Sprich: Menschenmassen, die wie in Chören gewissen Textstellen mitsangen und die genauestens informiert waren, wann es sich lohnte, das Feuerzeug aus der Tasche zu holen und in der Luft umher zu schwenken. Musik ist ein komplexes System, das neben genauem und intensivem Hinhören auch Handlungsanleitungen beinhaltet. Es ist definitiv so, dass es Musik gibt, die genau so konstruiert ist, dass Menschen genau wissen, wann Feuerzeuge angebracht sind und wann es besser ist, lauthals mitzusingen. Musik, die intuitiv für eine große Masse von Menschen funktioniert und ad hoc verständlich ist, weil uns eben die Strukturen und die Funktionsweise als normal eingebläut wurden, nennt man auch Mainstream. Von daher ist James Blunt wohl doch keine so schlechte Wahl. Seine Musik ist gefällig, eingängig, ohne dass sie je allzu banal wird oder sich gar in den Niederungen des Schlagers bewegt. Mit Grauen darf man daran denken, was passieren würde, wenn Helene Fischer die Saison in Ischgl eröffnen würde. Dann doch noch lieber James Blunt mit seinen Liedern, die von der breiten Masse mitgesungen werden können und bei denen auch klatschen und Feuerzeuge als mögliche Reaktion im Bereich des möglichen liegen. James Blunt polarisiert auch nicht, irgendwie können sich alle auf ihn einigen. Nette Lieder schreibt er ja. Und ein Frauenschwarm ist er obendrein. Ischgl, du hast in diesem Fall nichts, aber auch wirklich nichts falsch gemacht. Zumindest, wenn man erst mal die Funktionsweise von Party, Masse und Massentauglichkeit in den Mittelpunkt stellt und diese Aspekte in ihrer Kausalität versteht. „Meine“ Musik wäre wohl Partytöter hoch 3. Das weiß ich auch. Und soziologisch und analytisch kann man sich ohnehin jede Form von Musik anhören. Das passt schon so. Ich werde einfach darauf achten, wie die Musik von James Blunt funktioniert. Vielleicht hilft aber auch das eine oder andere Getränke meinen strikt analytischen und rationalen Zugang zu dieser Art von Musik zu verändern? Vielleicht würde ich dann auch in der Masse stehen, laut „Bonfire Heart“ mitsingen und an der richtigen Stelle das Feuerzeug schwingen? James Blunt oder doch lieber Martin Sieberer? Wahrscheinlicher war aber, dass ich mir das große Partytreiben und auch das Konzert von James Blunt nur in kleinen Dosierungen geben würde. Und mich stattdessen auf das Ischgt stürzen würde, das auch noch da ist. Das abseits der Party existiert und das ich euch nachdrücklich und ausdrücklich ans Herz legen möchte. Das Ischgl, das sie auch mit leiser, komplexer und schräger Musik verträgt, weil es genau so künstlerisch ist. Das Ischgl der Kulinarik. Das Ischgl des Feinen, des Besonderen. Das Gault Millau hatte ja in der aktuellen Publikation schon bemerkt und festgehalten, dass es in Ischgl mehr als nur einen Ort gab, an dem Gourmets auf ihre Kosten kamen. Für mich persönlich war das Trofana Royal und Martin Sieberer aber immer noch der Gipfel des Genusses. Ob ich da wirklich noch James Blunt brauchte, wenn ich auch Wellness und Kulnarik im Trofana Royal haben konnte? Ich bin noch unsicher. Aber Ischgl ist genau deshalb interessant, weil es beides gibt: Angebote für die ganz breite Masse und Angebote für Feinschmecker und Freunde des Delikaten, Besonderen. Deshalb kam ich auch Winter um Winter wieder…
Christkindlmarkt: Die geniale Atmosphäre
Es sei eigentlich wie immer, meinte kürzlich ein guter Freund aus Innsbruck. „Der Christkindlmarkt besteht aus Glühwein, Punsch und fetten Kiachln.“ Darauf habe ich nur gewartet. Denn genau solche Sprüche lasse ich nicht mehr auf mir sitzen. Der Innsbrucker Christkindlmarkt ist eine weit über die Grenzen hinaus bekannte Attraktion. Das wird von kaum jemand in Zweifel gezogen. Weshalb aber hat der Markt bei den Einheimischen einen eher schlechten Ruf? Da gibt es mehrere Gründe. Christkindlmarkt Altstadt: Romatik pur Einerseits ist unsere wunderschöne Altstadt, um die uns die Welt beneidet, sieben Wochen mit Marktstandln verstellt. Das stimmt. Ja, mehr noch: tausende Besucher aus dem In- und Ausland belagern genau diese Standl von frühmorgens bis spätabends. Da ist die Frage schon erlaubt: bringt uns das etwas? Mir schon, das kann ich ganz offen zugeben. Ich hab mich noch nie darüber aufgeregt. Und warum? Christkindlmarkt in der Maria Theresienstraße. Weihnachtlicher Glanz, um den uns die Welt beneidet. ©Innsbruck-Tourismus Auch hier habe ich die Antwort parat. Und weiß, dass tausende Innsbruckerinnen und Innsbrucker meiner Ansicht sind: Wir freuen uns Jahr für Jahr, wenn wir im Advent auf dieses einmalige Nationengemisch in der Altstadt treffen. Italiener gestikulieren mit Russen, Chinesen, die ähnlich intensiv herum fotografieren wie die Japaner staunen, Schweizer und Deutsche, die den in Mitteleuropa allseits beliebten Glühwein, Punsch oder Grog genießen. Und natürlich die vielen süßen Sachen, schönen Geschenkideen und vor allem das Lichtermeer. Und überhaupt: ein bisschen Romantik wünschen wir uns doch alle. Ein Christkindlmarkt für jeden Geschmack Der Christkindlmarkt in der Altstadt ist ja beileibe nicht der Einzige in Innsbruck. Insgesamt sechs Christkindlmärkte werden gleichzeitig in Innsbruck abgehalten. Innsbruck lebt zu einem schönen Teil auch vom Tourismus. Damit sind Arbeitsplätze verbunden. Nicht nur in den Hotels. Jedes Café, Beisl oder Restaurant profitiert davon und wird das gerne bestätigen. Mehr noch: unsere Hauptstadt ist ein Aushängeschild für ein Land, das auf der ganzen Welt bekannt ist. Tirol. Ich muss jetzt, so glaube ich, kaum weiter argumentieren. Denn Innsbruck erhält auch durch den Christkindlmarkt jene Patina, die die Internationalität einer Stadt ausmacht. Mit Glühwein, Punsch und Grog kann man sich auf dem Christkindlmarkt Innsbruck aufwärmen. Wie hier am Marktplatz. ©Innsbruck-Tourismus Da höre ich schon einen vielstimmigen Chor der Kritiker: 'Aber der Christkindlmarkt ist doch alles romantischer Kitsch, den wir den Gästen da vorsetzen! Das hat mit Weihnachten nix zu tun!' Naja, und genau in diesem Punkt sollten wir doch alle ehrlich miteinander sein. Für die meisten von uns ist Weihnachten ein über alle Maßen romantisiertes Fest. Da sind wir alle nur noch freundlich zueinander. Wir schlagen den Christbaum höchstselbst im dunklen Tann mit schwungvollen Axthieben und ziehen ihn im meterhohen Schnee nach Hause. Die traute Familie sitzt vor den mit Eisblumen verzierten Fenstern. Und Weihnachten sind immer weiß, denn es fallen immer genau zu Weihnachten dicke Schneeflocken vom Himmel. Und zu alldem singt irgend ein Knabenchor im 'Off' "Stille Nacht, Heilige Nacht". Das ist es doch, was sich viele von uns wünschen. Wissend, dass es - zum allergrößten Teil - ein romantischer Abklatsch unserer eigenen Kindheitserinnerungen ist. Sind wir also quasi 'kitschbefreit'? Der Innsbrucker Christkindlmarkt ist und bleibt für mich also das, was er schon immer war. Eine Möglichkeit, vor allem in der Adventszeit mitten in der Altstadt Freunde zu treffen, zu schwätzen und gemeinsam einen schönen Abend in einer genialen und vor allem internationalen Atmosphäre zu verbringen. Denn, Hand auf's Herz, wieviel Plätze gibt es in Europa, die schöner sind? Und die besser geeignet sind für einen Christkindlmarkt? Na also.
Ein Porsche im Hochfirst, oder: Es könnte auch ganz anders sein…
Jaja. Was die immer so alles reden. Von wegen ein Auto ist nur Mittel zum Zweck. Und eigentlich ist es auch ganz egal, wenn das Auto einen Kratzer hat. Richten lassen wir das sicher nicht. Schließlich ist es ja nur ein Auto und nicht mehr. Geld dafür auszugeben ist rausgeschmissenes Geld. Belauscht einfach mal Intellektuelle oder solche, die sich dafür halten. Solche oder ähnliche Gespräche werden euch garantiert unterkommen. Damit soll dann wohl eine Verachtung gegenüber all den weltlichen, materiellen Dingen ausgedrückt werden. Wer braucht schon ein Auto, wenn der eigene Geschmack, die Plattensammlung und das Buchregal passen? Aber eigentlich ist alles viel komplexer. Und hat sehr viel mit dem Hotel Hochfirst zu tun. Bin ich eigentlich ein Intellektueller? Sagt man das überhaupt über sich selbst? Für mich ist die Zuschreibung Intellektueller eigentlich kein Qualitätsmerkmal. Und sagt nichts über die Klugheit oder den Bildungsgrad eines Menschen aus. Vielmehr lässt sich das alles mit der Funktion fassen. Ein Intellektueller ist jemand, der sich über Themen unterhält, die gemeinhin der intellektuellen Sphäre zugeordnet werden: Er interessiert sich für Kunst, Musik und sonst noch so einiges und versucht auch diese ganzen Phänomen einigermaßen geschickt diskursiv zu fassen und zu verhandeln. Folglich geht es in Gesprächen unter „Intellektuellen“ oft auch um soziale und kulturelle Dinge. Jetzt mal ehrlich: Diesen Porsche findet ihr nicht super? Ein Porsche im Hochfirst, oder: Vielleicht nicht doch ein wenig Luxus? Ganz nach dem Motto, dass sich „niedrige“ Menschen über andere Menschen, ein wenig besser gebildete über Ereignisse und Veranstaltung und gebildete Menschen über Ideen unterhalte laufen solche Gespräche meist ab. Ich sage es mal so, ganz aus der eigenen Erfahrung: Gespräche über Autos haben da nur selten Platz. Vielleicht gerade noch die Analyse, welches semiotische Zeichen ein Porsche darstellt und was der Besitzer aus soziologischer Sicht dem Betrachter sagen möchte. Ganz klar ist dabei eines: Ein Porsche steht für Distinktion. Aber nicht in symbolischer, sondern ganz handfest in faktischer Hinsicht: Wer einen Porsche fährt, der hat zumindest ein paar Euro auf dem Bankkonto und der kann es sich leisten, ein solches Auto zu fahren. Warum ich euch das alles überhaupt erzähle? Nun, eigentlich ganz einfach: Kürzlich hat mich ein Freund, der sich zum Glück nicht der Spezies der Intellektuellen zugehörig fühlt, darauf hingewiesen, dass das Hotel Hochfirst, das ich ja selbst auch sehr schätze, ein Porsche Partner Hotel ist. Und zwar nicht irgendeines, sondern das einzige in ganz Österreich. Was das jetzt konkret heißt? Nun, zum Beispiel das: Ich kann ein sogenanntes „Luxury Test Driving Package“ in Anspruch nehmen, mir dabei außer einer Probefahrt mit dem Porsche Panamera auch eine Entspannungsmassage gönnen. Jetzt mal ehrlich: Dieses Angebot findet ihr nicht verlockend? Er erwischte mich genau an meinem wunden Punkt indem er mir sagte: Und ihr Intellektuelle lasst euch das alles entgehen weil ihr glaubt, die neueste Aufnahme von Patricia Kopatchinskaja ist irgendwie genau so toll und befriedigend wie das Gefühl, mit einem Porsche Panamera durch die Gegend zu fahren, sich danach eine Massage zu gönnen und dann auch noch bei Patrick Raaß zu Abend zu essen. Weltverachtung und Vorherrschaft der geistige Dinge schön und gut, aber: Ist das nicht eher schon blöd und masochistisch, wenn man nur in verrauschten Lokalen sitzt, billiges Bier und schlechten Wien trinkt und dabei über Themen redet, die niemanden interessieren außer einen selbst? Außerdem, so argumentierte er, ist Luxus doch auch eine äußerst diffizile und letztlich auch intellektuelle Angelegenheit. Ist es nicht schließlich so, dass, wenn ein Porsche an uns vorbeifährt, wir davon träumen, wie es auch noch sein könnte? Wie es sein könnte, wenn wir ein gänzlich anderes Leben führen würden? Indem wir ins Hochfirst fahren, einen Porsche Probefahren und das ganze Luxusleben für einige Tage ausprobieren wird uns bewusst, dass unsere Leben nicht notwendigerweise so ist, wie es eben ist. Es könnte auch ganz anders sein. Wir könnten in der Lage sein, uns einen solchen Urlaub öfter als nur einmal im Jahr leisten zu können. Wir könnten neue Geschäftsideen haben, für die sich mehr Leute interessieren und uns damit auch ein anderes Leben ermöglich. Letztlich ist das alles ein zutiefst philosophisches Unterfangen: Wir werden uns der Zufälligkeit unseres Lebens bewusst und beginne damit, nach Alternativen, anderen Denkweisen und anderen Handlungen zu suchen, die es uns ermöglichen, aus unserem Leben zu entfliehen. Wir beginnen die Bedingungen und die Konstrukte, die unser Leben zu dem machen, was es eben ist, zu hinterfragen, nach zu ordnen, neu zu denken. Und das alles nur wegen dem Hochfirst, einem Porsche und ein bisschen Luxus. Jetzt mal ernsthaft gefragt: Welche philosophische Idee hat das in dieser Radikalität mit solch einfachen Mitteln bisher in der Kulturgeschichte schon geleistet? Ich muss gestehen: Er hatte Recht. Zumindest klangen seine Argumente sehr plausibel. Und ich hatte abermals Lust bekommen, ins Hochfirst nach Obergurgl zu fahren. Und mir das ganze Package zu gönnen. Mit Porsche, Massage, Luxus und so…
21. Alpenländischer Volksmusikwettbewerb in Innsbruck: Alles ist Musik!
Alle reden von der sogenannten Parallelgesellschaft. Ich plädiere hingegen dafür, dass dieser Wort im Plural benutzt wird und somit zu Parallelgesellschaften wird. Ich frage mich jedenfalls wie es sein kann, dass es seit 1974 alle zwei Jahre der größte überregionale Musikwettbewerb für Alpenländische Volksmusik in Innsbruck stattfindet und ich in diesem Jahr zum ersten Mal davon höre? Es liegt jedenfalls nicht am Tiroler Volksmusikverein, der diese Veranstaltung organisiert, sondern an mir. Ich habe bis dahin einfach in einer anderen Welt gelebt. In einer sogenannten Parallelgesellschaft. Mir ist schon bewusst, dass der Begriff Parallelgesellschaft meist in einem anderen Kontext verwendet wird und vor allem die Haltung von Migranten beschreibt, die sich als Minderheit nicht an die Mehrheit anpassen und in den kulturellen Mainstream eingliedern möchten. Ich finde aber, dass dieser Begriff aber auch sehr gut zur Situation passt, die ich immer wieder erlebe: Ich erfahre von hochkarätigen Veranstaltungen und frage mich, wie ich in den letzten Jahren so ignorant sein konnte, diese schlichtweg zu übersehen. Ganz einfach weil ich mich gerade in völlig anderen kulturellen und sozialen Kontexten aufgehalten habe. Der Alpenländische Volksmusikwettbewerb in Innsbruck: Alles ist Musik! Ich habe mich an anderer Stelle in einem anderen Beitrag schon gefragt, wie es wäre, wenn wir das leidige Szene-Denken endlich wegbekommen würden. Wie es wäre, wenn wir uns leichtfüßig durch die Szenen, Musikstile, sozialen, intellektuellen und kulturelle Kontexte und Zusammenhänge bewegen würden. Wenn wir ebenso selbstverständlich zu einem Drone-Konzert in die Innsbrucker P.M.K. wie wir diese Woche zum 21. Alpenländischen Volksmusikwettbewerb gingen. Die Probe aufs Exempel macht jedenfalls eine etwas bedauerliche Realität sichtbar: Ich bin überzeugt, dass es zwischen diesen „Szenen“ keinerlei Überschneidungspunkte gibt. Wer Tags zuvor Sunn o))) gehört hat, der wird sich am nächsten Tag nicht die Stubaier Freitagsmusig anhören. Sag, wie hältst du es mit der Volksmusik? In Innsbruck kann man diese Frage demnächst überprüfen. Warum das so ist? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich kann es mir nur damit erklären, dass Musik eben auch Zugehörigkeiten erzeugt und in sozialen und gesellschaftlichen Kontext rezipiert wird, die sich nicht beliebig durcheinander würfeln lassen. Der Versuch in Tracht zu einem Noise-Konzert zu gehen würde wohl ebenso scheitern wie der Versuch in einem Slayer T-Shirt bei einer Veranstaltung wie den Innsbrucker Promenadenkonzerten nicht etwas schief angesehen zu werden. Als Mensch, der einiges mit Jazz anfangen kann und vor allem die Aussage „It´s All Jazz“ frei ausgelegt, verstehe ich solche Undurchlässigkeiten nicht. Es ist zwar nicht alles Jazz, aber alles ist Material, ist Musik, ist eine Eröffnung eines Möglichkeitsraums. Gehen wir davon aus, ich wäre ein großartiger Komponist (was ich leider nicht bin) und gehen wir davon aus, ich würde mich nur auf die eigenen Überlieferungsstränge konzentrieren, nur auf das Eigene. Nur auf die Musik, die meiner Musik vorangegangen war und die ähnlich klingt, wie dann meine Musik auch klingt. Würde so gute Musik entstehen? Ich denke nicht. Ich würde doch eher begierig alles was an Musik um mich herum passiert aufsaugen, für mich vereinnahmen und es zu etwas Neuem, Einzigartigem formen. Es ist nicht alles Jazz. Aber alles ist ein Möglichkeitsraum, von dem ausgehend ich meine Ideen weiterspinnen und weiterentwickeln kann. Ähnlich verhält es sich für mich als Hörer: Beschränke ich mich nur auf meine kleine Mini-Nische, in der ich mich bequem eingerichtet habe oder öffne ich mich für alles, was an qualitativ hochwertig und gelungener Musik um mich herum nur darauf wartet, gehört zu werden? Ähnlich wie ein Komponist, der sich in vielen musikalischen Welten und Gesellschaften aufhält, beginne ich anders zu hören und anders wahrzunehmen. Volksmusik? „Neue Musik“? Alles in Innsbruck prinzipiell möglich Ich kann die traditionelle Volksmusik mit meinem Wissen in Bezug auf „Neue Musik“ beleuchten und umgekehrt. Eines ist dabei gewiss: Ich werde nicht mehr die gleiche Musik hören. Sondern ich werde Verbindungen, Verknüpfungen und Differenzierungen beim jeweiligen Hören anders und intensiver wahrnehmen. Auch die Jugend hat beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb ein gewichtiges Wörtchen mitzureden... Ich stelle mir die Kultur als ein Netzwerk vor, in dem viele Verbindungen, Verknüpfungen und Anknüpfungspunkte erst sichtbar werden, wenn man sich intensiv mit viele Musikrichtungen und ästhetischen Konzepten beschäftigt. Sonst lebt man in der oben beschriebenen Parallelgesellschaft und bekommt nicht viel mit, was sonst noch um einen herum passiert. Man versinkt in Selbstbezüglichkeit und in Gemütlichkeit. Die eigene Szene und die eigene Musik ist dann die einzig wahre, schöne und gute. Die Folge: Stillstand als Musiker und Stillstand auch als Hörer. Umberto Eco unterscheidet zwischen dem semantischen und dem semiotischen Leser. Ersterer folgt der Geschichten und Erzählungen und tappt in die Fallen, die der Autor geschickt auslegt. Der semiotische Leser hingegen kennt die Mechanismen und die Funktionsweise der Literatur und weiß, wie solche Fallen funktionieren und kann beschreiben, warum der Leser auf diese hereinfällt. Sprich: er kennt die Kunstgriffe, mit denen Wirkung erzeugt wird. Ich bin der Meinung, dass es auch den semiotischen Hörer gibt: er kennt die Wirkungsweisen von Musik und hat ein möglichst differenziertes musikalisches Vokabular. In dieser Hinsicht bin ich der festen Überzeugung, dass der Besuch des Alpenländischen Volksmusikwettbewerbs in Innsbruck, der diesen Donnerstag (also schon in zwei Tagen!) startet, wichtig ist. Weil alle Vorurteile in Sachen Volksmusik abgelegt werden müssen. Weil ich mir eine freie und ästhetisch offene Gesellschaft als eine vorstelle, der alles zum musikalischen Material wird, auf das man zugreifen kann und das gehört werden sollte. Weil es keine musikalischen Grenzen mehr geben sollte. Ein Gespräch gestern mochte mir jedenfalls bewusst, dass Innsbruck in musikalischer Hinsicht keine Provinz-Stadt war. Vielleicht geworden ist, aber dennoch aus einer reichhaltigen Musikgeschichte schöpfen kann oder schöpfen könnte. Sei es Volksmusik, sei es Barock-Musik. Innsbruck könnte eine Weltstadt sein. Wenn sie aus dem Vollen der musikalischen Möglichkeiten schöpfen würde und ihre eigene Geschichte musikalisch aufarbeiten würde. Ich habe das Gefühl, dass das vom Alpenländischen Volksmusikwettbewerb in gewisser Weise auch geleistet und die Frage gestellt wird, wie wir mit den eigenen Wurzeln umgehen. Das ist entscheidend, um die musikalischen und ästhetischen Zusammenhänge zu verstehen und richtig interpretieren zu können. Wir sind zugleich in der Region und in der Welt zuhause. Am Ende steht dann der Genuss, die erweiterten Hörgewohnheiten, die nicht mehr selbstbezüglich sind. Aus meiner Sich beginnt dann erst das richtige Hören, wenn man die Analyse hinter sich gelassen hat. Bis dahin mag es „Arbeit“ sein. Das freie, unbeschränkte Hören danach ist aber pure Lust. Und die "Arbeit" hat sich gelohnt.
Reiten am Walchsee: Erfolgreiche Hilfe für verzweifelte Väter
Ja, ich bin direkt betroffen. Und falls es die Selbsthilfegruppe „Väter pferdebegeisterter Mädchen“ geben sollte, will ich bitte sofort dieser Gruppierung beitreten. Am besten ihr meldet euch gleich bei mir, wenn ihr das hier lest. Gibt es wirklich nichts, gar nichts dass man gegen akuten Pferde-Fanatismus tun kann? Muss ich da wirklich einfach so zusehen und bemerken, dass meine Tochter glaubt das Leben sei ein Ponyhof? Dabei begann alles eigentlich alles ganz harmlos. Mit ein paar Ponys die irgendwie ähnlich wie die damaligen „My Little Pony“ aussahen. Wenige Monate später folgten erste Pferdbücher mit teils haarsträubenden und hanebüchenen Handlungen. Von Polizeipferd bis zum Pferd eines Indianers wurde in diesen Geschichte so gut wie alles behandelt, was irgendwie mit Pferd zu tun hatte. Wenige Monate später folgten erste Pferdeposter, die dann wiederum in Reitstunden mündeten. Seitdem ist das Thema am Frühstückstisch und am Esstisch eigentlich klar: es geht um Pferde. Diese verdammte Viecher von denen behauptet wird, dass auf ihrem Rücken alles Glück der Erde läge. Genau das möchte ich vehement bestreiten. Denn meine Tochter hat sich stark verändert. Wo früher auch noch andere Dinge wichtig waren, hat sich jetzt alles auf diese Pferde zugespitzt. So sehen glückliche Kinder aus: Beim Reiten ganz in der Nähe des Walchsees im Kaiserwinkl. Gibt es am Walchsee Abhilfe für akute Pferde-Sucht? Ich behaupte einfach mal, und meine Tochter ist das beste Beispiel, dass es so etwas wie akute Pferdesucht gibt. Und was ist sinnvoll, wenn wir es mit Süchten zu tun haben? Richtig: Am besten erst gar nicht in Versuchung kommen. Wenn die nächste Bar gleich um die Ecke auf einen lauert dann wird es auch schwierig, mit dem Trinken aufzuhören. Daher mein Tipp an die potentiell sich in Gründung befindende Selbsthilfegruppe „Väter pferdebegeisterter Töchter“: Lasst es gar nicht erst so weit kommen! Lasst diese Sucht, die eure Töchter nachhaltig verändern wird, erst gar nicht in ihre Nähe kommen. Lagert aus! Verschiebt! Verlegt alles und sagt euren Töchtern, dass sie gerne reiten dürfen und sich gerne mit Pferden beschäftigen dürfen. Aber eben nur im Urlaub. Wenn sie gar nicht erst davon erfahren, dass der nächste Reitstall ganz in der Nähe liegt, sondern eben nur bei einem Urlaub am Walchsee verfügbar ist, dann kommen sie auch gar nicht in Versuchung. Fazit: Der Sucht wird damit der Boden entzogen und eure Töchter finden wieder zu einem ganz normalen Interesse an Pferde und die Sucht muss nicht mehr täglich genährt werden. Auch im Winter lässt sich bei den Verwöhnhotels reiten. Der Reithalle sei Dank! Eure Töchter werden sodann mit euch am Frühstückstisch wieder über andere Dinge reden und vielleicht verirrt sich gar neben die Pferdeposter im Kinderzimmer ein Bild einer ganz normalen Boy-Band. Wer jemals eine pferdeverrückte Tochter hatte weiß definitiv, dass Boy-Band-Poster das geringere Übel sind – jetzt mal von der „Musik“ abgesehen, die hin und wieder aus dem Kinderzimmer dröhnt. Aber dieser kann man dezent entfliehen, kein Problem. Dem Thema Pferd, erstmals entflammt, nur schwer. Der Weg zum nächsten Reitstall ist einfach zu nah… Ich als zukünftiger Obmann der Selbsthilfegruppe „Väter pferdebegeisterter Töchter“ rate euch also dringend dazu, das Reiten an den Walchsee zu verlagern. Nicht nur dass es dort schön ist und man in den Verwöhnhotels wesentlich mehr als nur Reiten kann. Denn man muss sich seine Tochter auf dem Rücken der Pferde, zumindest im Urlaub, als glückliche Tochter vorstellen. Was wiederum etwas Zeit für euch als Paar zu zweit bringt und auch die Themen Wellness und Massagen wieder relevant werden lässt. Im Väter-Jargon nennt man das eine „Win-Win-Situation“. Liebe Väter und natürlich auch Mütter der Welt vereinigt euch und gebt den Verwöhnhotels am Walchsee und deren Reithalle eine Chance. Ich kann euch versprechen: Es funktioniert! Eure Töchter werden dann verstehen lernen, dass eben NICHT das ganze Leben ein Pony- oder Pferdehof ist, sondern dass dieser etwas ist, das im Urlaub auf sie wartet. Und somit habt ihr ein großes Problem gelöst. Probiert es doch einfach mal aus!
Martin Sieberer in Ischgl: Endlich 5-Sterne!
Von Bewertungen kann man ja halten was man will. Sind Bewertungen Abbildungen der Realität oder schaffen sie Realität? Einfach gesagt: Sind sie die wohlverdiente Anerkennung für außergewöhnliche Leistungen oder lassen sie die Leistung als außergewöhnlich erscheinen, weil die Bewertung nahelegt, dass es sich um eine außergewöhnliche Leistung handeln muss? Zumindest im Falle von Martin Sieberer, der in Ischgl im „Trofana Royal“ immer wieder höchst originelle und außergewöhnliche kulinarische Kreationen auf den Teller bringt, kann ich sagen, dass er sich den 5.Stern bei der Publikation „A La Carte“ Guide mehr als nur verdient hat. Wie ihr merkt bin ich ein Skeptiker. Und dieser ganze Zwang zur Bewertung geht mir auch manchmal gehörig auf den Zeiger. Alles, und ich meine dabei auch wirklich alles, muss bewertet und kategorisiert werden. Wie gut ist diese oder jene Musik und dieses oder jenes Album? In letzter Zeit geht alles auch dazu hin, dass nicht Experten ihre Bewertung abgeben, sondern die Masse. Damit kommt die sogenannte „Schwarm-Intelligenz“ ins Spiel. Nicht der einzelne ist dabei Experte, aber die Masse im Gesamten ist so klug, dass sie dem vereinzelten Experte insgesamt überlegen ist. Sprich: Wenn ich mir nur genug (tatsächliche und nicht gefakte!) Bewertungen von einem Hotel, einer Küche oder was weiß ich durchlese, dann komme ich intersubjektiv zu einem Ergebnis, das auch mit der tatsächlichen Realität vor Ort übereinstimmt. Martin Sieberer im Trofana Royal: Beharrlichkeit und Qualität haben sich hier in Sachen Kochkunst ausgezahlt. Klingt plausibel, oder? Aber ob das so auch wirklich stimmt? Ich behaupte: Manchmal ja, manchmal eher nicht. Vielleicht war ich manchmal aber auch zu faul um mich durch den Wust der Bewertungen und Meinungen der Masse durchzuklicken. Und manchmal habe ich schon das Gefühl, dass die breite Masse keine Ahnung hat und wieder Experten her müssen. Auch wenn das weniger demokratisch und weniger dialogisch ist. Aber was soll´s. Martin Sieberer aus Ischgl im „A La Carte“ Guide 2015 Die beiden Experten hinter dem „A La Carte“ Guide, Hans Schmid und Christian Grünwald, haben jedenfalls in der aktuellen Publikation festgestellt, dass die Kulinarik in Ischgl etwas ganz besonderes zu sein scheint. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es nicht nur Martin Sieberer sondern auch Benjamin Parth schaffte, sich mit jeweils 96 Punkten in die 5-Sterne-Kategorie zu kochen. Auch ein weiterer Tiroler, Simon Taxacher, gehört in der aktuellen Publikation in diese Kategorie. Martin Sieberer steht also nicht allein auf weiter Flur. Eine Zuspitzung auf seine Person wäre rein subjektiv und hätte wenig mit der Realität zu tun. Dennoch ist Martin Sieberer für mich gewisser Weise singulär. Er hat etwas, das sich in Ischgl oder anderswo nicht überall finden lässt: Er ist zugleich als Mensch und als Koch bodenständig und traditionell und kennt sich doch mit Gott und der Welt aus. Martin Sieberer ist ganz offenbar fest in Tirol und natürlich auch in Ischgl verwurzelt und beheimatet, kennt sich zugleich aber auch an vielen anderen Orten aus: Ganz egal ob es kulinarisch, menschlich oder auf eine sonstige Art ist. Bei Sieberer merkt man, dass er sich bewusst dafür entschieden hat, die Tiroler und die österreichische Küche weiterzuentwickeln, obwohl er sich genauso gut einer anderen Küche hätte annehmen könnte, weil er auch in dieser seine Meisterschaft erlangen hätte könne. Und somit wird mir Martin Sieberer zu einem Vorbild, mit wie man mit Heimat, Herkunft, Tradition und dem „Eigenen“ umgehen kann, ohne in provinziellem Mief zu versinken. Die traditioneller Küche der Region lässt sich mit dem Wissen um die kulinarische Welt ringsherum am besten ausleuchten und weiterentwickeln. Darf sich über 5-Sterne beim "A La Carte" Guide freuen: Martin Sieberer. In dieser Hinsicht muss ich sagen: Ich gönne Martin Sieberer seine 5-Sterne im aktuellen „A la Carte“ Guide. Er hat es sich verdient, weil er konstant und mit Nachhaltigkeit an seiner Idee einer modernen und doch bodenständigen Küche gearbeitet hat. Martin Sieberer ist kein Neuaufsteiger. Auch das sind Eigenschaften, die mir gefallen: Nachhaltigkeit und Beharrlichkeit. Wer an seine „Vision“ glaubt und daran festhält, wird Erfolg haben. Dauerhaft. Und nicht nur für eine kurze Zeit. Martin Sieberer ist ein Dauerbrenner. Er und seine Küche sind definitiv gekommen um zu bleiben. Und wenn die 5-Sterne im „A La Carte“ Guide dazu beitragen, dass seine Küche von noch mehr Menschen entdeckt und geschätzt wird, dann soll mir das nur Recht sein. Sinnhaftigkeit von Bewertungen und Sternen hin oder her. Denn letzten Endes ist es egal, ob mir die Küche von Martin Sieberer von einem Experten oder von der Masse empfohlen wird. Hauptsache es schmeckt dort so, wie es eben schmeckt: Herrlich!
I want Moor: Die „Schwemm“ im Kaiserwinkl
Peinlich. Wirklich peinlich. Jetzt schreibe ich schon seit einiger Zeit über den Kaiserwinkl, der mir aufgrund meiner Kindheit und meiner Jugendzeit besonders am Herzen liegt und habe euch noch nie von der „Schwemm“ erzählt. Das hätte mir nicht passieren dürfen. Unter Umständen kann ich es damit rechtfertigen, dass die „Schwemm“ im Kaiserwinkl als Geheimtipp gehandelt wird und dass man solche ja hin und wieder auch für sich behalten möchte. Weil sie kostbar sind. Ich erzähle es euch trotzdem. Aber bitte nicht weitererzählen… Der Kaiserwinkl selbst preist ja die Moorführung als eine Führung für die ganze Familie an. Denn Kinder mögen ja bekanntlich Tiere. Frösche, Libellen, Wasserkäfer und ähnliches tummelt sich hier in der Schwemm nämlich auch tatsächlich. Ich persönlich möchte mich aber dagegen wehren, dass die „Schwemm“ und die Führungen in der Schwemm, die jetzt noch bis 19. Oktober angeboten werden (ihr müsst euch also beeilen), als eine Kindersache abgetan und damit aus meiner Sicht unter Wert verkauft werden. Selbst die Zeitung „Die Presse“ zeigte sich kürzlich begeistert von dieser Moorlandschaft und das alles begeistert folglich zweifellos auch Erwachsene. Ja, schon schön, wenn hier mit Fangnetzen und netten Spielen die Natur spielerisch erkundet wird. Aber ich behaupte, dass die Faszination für diese ganz eigentümliche Landschaft nicht nur auf die Kinder reduziert werden sollte. Schon wahr: Früh übt sich, wer ein Naturliebhaber werden will. Aber ich habe auch so das Gefühl, dass es dem einen oder anderen Erwachsenen nicht schaden könnte, die „Schwemm“ zu erleben. So kann man sich einen guten Überblick über die Schwemm im Kaiserwinkl verschaffen...(Bild: TVB Kaiserwinkl) Die „Schwemm“ im Kaiserwinkl: Ein Juwel, das Bewusstsein schafft Bevor ich euch verraten, warum ihr unbedingt die „Schwemm“ erleben und erfahre müsst, noch ein paar Zahlen und Fakten zu diesem einzigartigen Gebiet: Es liegt nahe dem Walchsee im Kaiserwinkl und ist mit stolzen 65,7 Hektar der größte Moorkomplex Nordtirols. Seit 2009 ist es als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Besonders interessiert sind bei der „Schwemm“ im Kaiserwinkl die Hoch- und Übergangsmoore, die sich auf einer Fläche von 28 Hektar ausweiten. Auf diesen findet sich Flora und Fauna, die man ansonsten lange suchen müsste. Die „Schwemm“ muss dabei nicht zwingend in einer Führung erwandert und erlebt werden, auch auf eigene Faust kann man sich auf den Weg machen. Ein Vorsicht ist jedoch geboten, es wird nämlich erzählt, dass die „Schwemm“ historisch schon den einen oder anderen verschluckt und nicht mehr freigegeben hat. Angesichts der 10.000 jährigen Geschichte, welche die Schwemm schon auf dem sprichwörtlichen Buckel hat auch kein Wunder. Lohnt sich zu erkunden: Die Schwemm im Kaiserwinkl (Bild: TVB Kaiserwinkl) Besonders konzentrieren solltet ihr euch aber nicht nur darauf, dass ihr nicht auf eine falsche Stelle geratet, sondern auch auf die besagten Tierarten. Hier leben um die 33 Arten von Libellen, der fleischfressende Sonnentau oder gar eine Jagdspinne, die einem andernorts, ich möchte fast sagen zum Glück, eher nicht begegnen wird. Auch zahlreiche Vogelarten werden einem hier begegnen, die sich in der Schwemm im Kaiserwinkl mehr als nur wohl fühlen. Schließlich ist die Abgeschiedenheit für Vögel eine gute Sache, die hier ihre selige Ruhe suchen und auch finden. Die bedrohte Bekassine hat sich in der Schwemm zum Beispiel ein f eines Plätzchen gesucht um zu brüten. Es handelt sich dabei offenbar um den einzigen nachgewiesenen Brutplatz in ganz Tirol. Jetzt werdet ihr sagen: Alles schön und gut, aber was will er uns jetzt damit sagen? Eigentlich nur eine Sache: Vielfalt ist wichtig! Die Schwemm im Kaiserwinkl zeigt, was alles möglich wäre und welche Vielfalt die Natur anzubieten hat und hätte, wenn wir sie schonend behandeln und ihr auch mal ein wenig Ruhe gönnen. Ich möchte mich hier jetzt nicht als der große Umweltschützer und Kulturpessimist aufspielen, der ich ja auch gar nicht bin, aber es ist doch schön zu sehen, dass solche Räume wie die Schwemm im Kaiserwinkl noch erhalten sind. Für mich sind solche Orte unendlich kostbar und beruhigend: Abseits von Lärm, Hektik und Massentourismus gibt es auch noch solche Orte der Stille und der Vielfalt. Der Massentourismus neigt, zumindest aus meiner Sicht, nämlich zur Nivellierung und zur Zuspitzung auf einige wenige Aktivitäten: Wandern und Skifahren sind dabei die Leitkategorien. Orte wie die Schwemm im Kaiserwinkl erinnern uns daran, dass es nicht die sportliche Höchstleistung sein muss, sondern dass es auch einfach mal nur staunen sein darf. Staunen über die Vielfalt der Natur, die mehr und mehr verloren geht. So ist die Schwemm zugleich ein wunderschöner Ort, der aber auch ein wenig melancholisch macht. Von daher wünsche ich mir fast, dass nicht alle von der „Schwemm“ im Kaiserwinkl erfahren. Damit es ein besonderer, ruhiger Ort bleibt.
Die „Stubaier Freitagsmusig“: Ganz schön echt und ganz schön gut!
Mein Schreiber-Kollege Werner hatte mich auf die "Stubaier Freitagsmusig" aufmerksam gemacht, als er mir von ihr vorschwärmte und sie als "edle Volksmusik" bezeichnete. An anderer Stelle beschreibt er die Stubaier Freitagsmusig und auch noch andere MusikerInnen aus diesem Umfeld als „echte Volksmusik aus dem Alpenraum. Nicht dümmlich, anzüglich oder blöd.“ Wie recht er doch hat. Wie viel er mit diesen und anderen Anmerkungen dazu beigetragen hat, dass ich mich mit dieser Art von Musik überhaupt beschäftigt habe, weiß er selbst vielleicht gar nicht genau. Es ist ein Faktum: Früher war mir Volksmusik, Tradition und der ländliche Raum ganz generell irgendwie suspekt. Gute Musik musste aus dem urbanen Raum kommen und in der Tradition des Traditionsbruchs stehen. Diese Tradition lässt sich am besten mit einer avantgardistischen oder zumindest mit einer progressiven Geste und Haltung zur Musikgeschichte auf den Punkt bringen. Nur wer seiner eigenen Heimat und seinen eigenen Wurzeln skeptisch gegenüber steht, hat das Zeug dazu wirklich gute Musik zu produzieren. Die Heimat und die Herkunft lähmen, engen ein. Wer sich in den Überlieferungsstrang der Tradition einreiht hat eigentlich schon verloren und sitzt für immer fest. Sowohl in tatsächlicher physischer als auch in intellektueller Hinsicht. Gefangen in der Provinz und im provinziellen Denken. Für immer. Da kommt dann halt nur dümmliche, seichte und oberflächliche Volksmusik heraus, die es sich in den hiesigen Gegebenheiten und Verhältnisse schön gemütlich eingerichtet hat. Politisch steht diese Musik meist mit einer eher diffusen, konservativen, vielleicht sogar reaktionären Haltung in Verbindung. Im Bild: Die Stubaier Freitagsmusig. Werner hat mich in dieser Hinsicht „aufgeklärt“ und zumindest meine Vermutungen bestärkt, die in eine zum Teil ganz andere Richtung als der oben beschriebenen gingen: Man darf die Volksmusik nicht den rechten Recken überlassen. Und man darf sich die Heimat, die Tradition und die Herkunft nicht madig reden lassen. Vielmehr noch: Eine Einmischung ist notwendig. Es geht um ein bewusstes „mitschreiben“ daran, was Heimat ist und was wir uns darunter vorstellen. Es geht um alles. Es geht darum, wie und in welchem Umfeld wir leben wollen. „Echte Volksmusik“ aus dem Stubaital: Ja dürfen´s denn des? Dazu müssen wir die Tradition nicht blindlings übernehmen, wir können uns aber in diesen „Überlieferungsstrang“ einreihen und unsere eigene Rolle in dieser Tradition finden. Wir sind aber auch, als reflektierte mehr oder weniger gebildete Menschen, in der Lage, die Tradition mitzugestalten, vielleicht sogar neu zu schreiben. Wir müssen nicht akzeptieren, was ist. Wir können damit auch frei und kreativ umgehen und unseren eigenen Zugang zu dieser Tradition finden. Alma kannte ich zu diesem Zeitpunkt schon. Auch das Bläser-Septett „Federspiel“, das mit dem Begriff „Volksmusik“ sehr frei umging. Der Kommentar von Sonja Steusloff-Margreiter, der Kontrabassistin der Stubaier Freitagsmusig, überraschte mich dann aber doch: „Wir spielen mit voller Überzeugung und Leidenschaft ´Echte Volksmusik´ im Freitagsmusigstil!“. So vermerkte sie mit einem Post-It auf der CD, die sie mir zukommen ließ. Das brachte mich zum Grübeln. Lieben offenbar was sie tun und tun es aufrichtig: Die Stubaier Freitagsmusig Vor allem die Bemerkung, dass sie es mit voller Überzeugung tun, interessierte mich. Ja, ging das denn wieder? Ganz einfach so zu sagen, dass man mit Leidenschaft „Echte Volksmusik“ spielte? Musste man sich nicht zuvor noch wochenlang Gedanken über das Image dieser Musikrichtung machen und sich seinen ganz eigenen Weg bahnen? Durfte man sich einfach so in die Tradition der „Echten Volksmusik“ einreihen? Die Antwort darauf fällt für mich einfach aus: Ja, man darf. Und ja, sie dürfen. Sie tun es einfach und nehmen sich diese Freiheit heraus. Und sie sind sogar noch verdammt gut dabei. Sowohl auf musikalischer als auch auf spielerischer und interpretatorischer Ebene. Beliebigkeit vs. Aufrichtigkeit: So wird´s im Stubaital gemacht Was mich daran interessiert ist vor allem auch, dass es eine neue Lässigkeit im Umgang mit der Tradition zu geben scheint. Auch Tracht darf wieder getragen werden. Ganz ohne dass man sich damit bereits automatisch und a priori politisch positioniert. Es gibt wieder Lust auf Heimat, auf Tradition und auf Herkunft. Und damit auch an der „Echten Volksmusik“. Ist das eine Spätfolge der viel beschworenen postmodernen Beliebigkeit? Sprich: Alles geht, alles ist gleichwertig und letztlich hat nichts einen tieferen Sinn, sondern ist nur Oberfläche und Material, das man sich zu Nutze machen kann? Nein, wohl eher nicht, denn damit geht nur allzu oft und fast notwendigerweise Ironie einher. Ich kann wieder „Echte Volksmusik“ spielen, wenn ich mich auf ironische Weise dazu positioniere. Bloß kein Bekenntnis ablegen oder gar formulieren, dass man es mit Leidenschaft und ganzem Herzen tut und es absolut ernst meint. Keine Frage: Die „Stubaier Freitagsmusig“ meint es ernst. Ironische Brechungen sind ihre Sache nicht. Vielmehr schon die Konzentration auf eine musikalisch erstklassige Auslegung der „Echten Volksmusik“. Mit Herzblut vorgetragen. Mit einer Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit, die nichts von einer a priori Übernahme der Tradition spüren lässt. Dumpfheit entsteht nur, wenn man sich blind und ohne bewusste Entscheidung in eine musikalische Tradition einreiht und die anderen musikalischen Möglichkeiten gar nicht kennt. Eine bewusste Entscheidung und Bekenntnis zu einer Musikform, die man liebt und die einem liegt bringt bei der „Stubaier Freitagsmusig“ hingegen erstaunliche, höchst musikalische und originelle Ergebnisse hervor, die dennoch nicht mit der Tradition brechen, sondern mit dieser auf lustvolle, kreative Weise spielen. Ohne ironische Distanz. Echt, handgemacht, auf den Punkt gebracht. Ich muss der „Stubaier Freitagsmusig“ somit tatsächlich recht geben: Diese Musik ist zu schön und versprüht zu viel Lebensfreude, um sie den heimattümelnden Traditionalisten zu überlassen. Es ist also möglich diese Musik zu spielen. Man muss es nur mit genug Leidenschaft und Reflexion tun. Dann stimmen auch die musikalischen Ergebnisse.
Winteropening in Obergurgl-Hochgurgl: Nicht schon wieder Winter!
Jetzt mal ehrlich: Was war das bitte für ein Sommer? Wer nicht das nötige Kleingeld oder auch aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund nicht Lust darauf hatte in ein fernes warmes Land zu fliegen, in welchem der Sommer noch Sommer ist, der wurde in diesem Sommer bestraft. Open-Air Kino in Innsbruck fiel kurzerhand fast jeden Tag ins Wasser und fand dennoch statt – für diejenigen, die sich als regenfest bezeichneten. Schwimmen-Gehen im Sommer: Für Menschen mit wenig Tagesfreizeit, die eben mal ein kurzes Zeitfenster des Sonnenscheins nutzen können, absolute Fehlanzeige. Und jetzt wird schon wieder zum Winteropening hier und dort geladen. Auch in Obergurgl-Hochgurgl. Es ist zum Verzweifeln und ich überlege mir ernsthaft auszuwandern. Wenn ich von der Vielzahl an der Winteropenings lese, die berufsbedingt immer wieder in meinen Mail-Posteingang landen, muss ich an einen Ausspruch in „Apocalyse Now“ denken: „The Horror, the horror“. Das Grauen hat einen Namen: Winteropenings. Absolut austauschbar, musikalisch meist mit eher seichten Popstars auftrumpfend und eigentlich im Grunde eh nur eine Halli-Galli-Drecksau-Party. Vielleicht liegt es an meinem leicht fortgeschrittenen Alter. Vielleicht aber auch daran, dass ich nie für die große Sause zu haben war und mir zu laute Musik und Ballermann-Gedröhne eher Kopfweh verursacht als in Partylaune versetzt. Ich weiß schon: Das ist ein eher vernichtendes Urteil in Bezug auf die Winteropenings, das in der Realität vielleicht nicht immer zu halten ist. Dennoch sind mir Winteropenings ein Gräuel. Das Schlimmste wäre nämlich für mich vor allem, wenn meine Urteile, die zum Teil auch auf Vorurteilen basieren, sich nach einem Besuch des Winteropenings in Obergurgl-Hochgurgl in Luft auflösten. Die schöne, sichere Komfortzone wäre dann ein für alle Mal beim Teufel. Und ich müsste von Winteropening zu Winteropening hetzen um mit allen Winteropenings in Tirol überhaupt noch mitzukommen. Für mich keine schöne Vorstellung. Bald würde es wieder so sein: Skifahren in Obergurgl-Hochgurgl. Doch zuerst noch mal das Winteropening überstehen... Winteropening in Obergurgl-Hochgurgl: Immerhin ein paar Alleinstellungsmerkmale Jetzt wo die Einladung zum Winteropening in Obergurgl-Hochgurgl aber schon mal so penetrant in meinem Posteingang lag gab ich dieser Einladung doch einfach mal eine Chance. Bald bemerkte ich, dass sich da immerhin ein Alleinstellungsmerkmal befand, das dieses Winteropening in Obergurgl-Hochgurgl von den anderen Winteropenings unterschied: Es handelte sich, laut Selbstbeschreibung, um das höchste Opening der Alpen. Klang schon mal was nach was. Auch der Umfang des Programmes war jetzt auf den ersten Blick mal nicht von schlechten Eltern: Vom 13 – 23 November gab es in Obergurgl-Hochgurgl allerlei Musik, die auf den ersten Blick mal gar nicht so einfallslos aussah wie es sonst oft der Fall war. Die großen Weltstars fehlten –zum Glück! Ich hatte eigentlich überhaupt keine Lust mir einen weinerlichen James Blunt anzuhören, bei dem die Frauen reihenweise in Ohnmacht fielen. Lieber gute, einfach Partymusik. Winteropening auf die Essenz reduziert: Party. Take it or leave ist. Sehnsucht nach Winter? In Obergurgl-Hochgurgl und im "Hochfirst" wird die Vorfreude leicht gemacht... Nichts ist schlimmer als wenn ein Event etwas sein will, was er eben nicht will. Ein Winteropening ist eine, mehr oder weniger, niveauvolle Party, bei der es nicht um Kunst und um Anspruch geht, sondern um Feiern. Darum, den Winter zu begrüßen. Wenn das Leute tun möchten, dann sollen sie das tun. Ich werde mich wohl eher zu diesem Zeitpunkt noch ein wenig in guter, wohliger Melancholie suhlen und dem Sommer nachtrauern. Während in der einen oder anderen Apré-Ski-Hütte vielleicht dann „Hölle, Hölle, Hölle“ gegrölt wird erlebe ich in meinen eigenen vier Wänden meine ganz eigene kleine Hölle, garniert mit ein paar Einsprengseln Traurigkeit und eine dezenten depressiven Verstimmung. Wie eigentlich jeden November, wenn die Tage wieder so verdammt kurz werden. Vielleicht ist dieses ganze Winteropenings-Zeugs also nur ein Vorwand, um der eigenen Traurigkeit abzulenken, die ansonsten auch andere Menschen befallen würde? Diese würden dann in einer ähnlichen Funktion wie das ganze Geglitzer und diese ganze Lichterketten im November und Dezember stehen. Ganz schön was los bei so einer Party, oder? Ob ich mir das wirklich geben sollte? Oder doch lieber ein wenig Wellness, wie es meinem Alter eher entspricht? Wenn es dunkel wird und wir aufgrund von weniger Sonne automatisch ein wenig melancholisch sind, versuchen wir diese mit ganz viel Lichtern, Party und vielleicht auch der einen oder anderen Flasche Bier zu überspielen. Auch eine Möglichkeit. Aber vielleicht nicht ganz so ehrlich, oder? Ich jedenfalls werde bei meiner guten altbewahrten Melancholie bleiben und mir die Winteropenings sparen. Auch das in Obergurgl-Hochgurgl. Auf der anderen Seite: Winter ist auch Wellness-Zeit. Und man muss auch gar nicht Skifahren im Winter. Winter ist auch, für mich zumindest, „Hochfirst-Zeit“, das in Sachen Kulinarik und Wellness wirklich alle Stückerln spielt. Kürzlich kam mir auch zu Ohren, dass ein neuer 3-Hauben-Koch mit Beginn der Wintersaison dort groß aufkochen wird. Es gab also zumindest mal zwei Gründe um sich doch auf den Winter zu freuen und vielleicht gar das Winteropening in Obergurgl-Hochgurgl zu besuchen? Immerhin ist eine Party in einer kleinen Dosis erträglich, wenn man sich dann in die Ruhe des „Hochfirst“ flüchten kann. Ich werde mich spontan entscheiden. Jedenfalls war mir beim Gedanken an einen kleinen Winterurlaub im „Hochfirst“ in Obergurgl doch ein wenig wärmer ums Herz geworden. Der Winter und die Dunkelheit des Novembers und Dezembers konnten jetzt getrost kommen…
Über den Wolken…, oder: Ballonfahren im Kaiserwinkl
Wie oft wurde mir das in diversen Seminaren eingebläut: Alles was zählt, ist die Perspektive zu wechseln. Die Dinge anders zu sehen. Anders als die anderen, denn nur dann gelingt es, eine Sichtweise zu erlangen, die andere nicht haben. Nur so könne man sich positionieren und seine ganz eigene Nische finden. Stimmt ja alles. Aber manchmal braucht es doch ein wenig mehr als nur einen anderen Blickwinkel und eine andere Perspektive. Manchmal spielen die Gedanken und der Kopf einfach nicht mit. Dann braucht es einen äußeren Umstand, der dazu beiträgt, dass man die Welt ganz objektiv mit anderen Augen sieht. Eine Ballonfahrt im Kaiserwinkl wirkt jedenfalls wahre Wunder. Das kann ich euch schon mal versprechen. Die Szene boomt. Die Wirtschaft ist irgendwie auch Kunst und somit braucht es gewisse Kunstfertigkeiten, um sich in dieser immer härter werdenden Ökonomie zu behaupten. Es reicht nicht mehr, zum richtigen Zeitpunkt auf den Tisch zu hauen und seinen Mitarbeitern zu sagen, wo es lang zu gehen hat. Die Sache ist ein wenig komplizierter geworden: Führungskräfte sind diejenigen, die Perspektivenwechsel einbringen müssen, damit Projekte, die nicht mehr wirklich gut laufen, wieder flott gemacht werden. Schließlich kann es sein, dass alles nur von der falschen Seite betrachtet wurde. Und die Mitarbeiter wollen auch noch mal so zwischendurch und "unterwegs" wertgeschätzt, gelobt und motiviert sein. Kurzum: Leicht haben es die Führungskräfte des Landes wirklich nicht mehr. Wo sind die Zeiten hin als diejenigen, die das Gold hatten auch die Regeln machten? Im Heute wollen die Mitarbeiter in Prozesse eingebunden werden und Partizipation ist ohnehin DAS Schlagwort im Heute. Außerdem: Ein Team ist immer nur so stark wie sein schwächstes Glied und die Führungskräfte müssen die Prozesse des Unternehmens offen legen, damit die Mitarbeiter auch mitdenken können und sollen. Die Spätfolgen der Arbeitsteilung hatten lange die Unternehmen dieser Welt erreicht, wo der eine nicht genau wusste, was der andere tut. So eine Ballonfahrt hat schon was. Und im Kaiserwinkl lässt sich mit einem Blick von oben die Welt mit ganz anderen Augen sehen... Heute soll man das als Führungskraft wieder rückgängig machen und alle Mitarbeiter sollen in die Gesamtprozesse eingeweiht sein. Der denkenden Mitarbeiter ist wieder angesagt. Was natürlich auch eine Herausforderung für die Führungskräfte dieses Landes ist. Kein Wunder, dass diese in diversen Selbsterfahrungs-Seminaren Hilfe suchen. Von Angeboten, die einem „Anders-Denken“ helfen sollen bis hin zu einer „Meuterei des Denkens“ ist für Führungskräfte heute alles drinnen und mal eben so zu haben. Die Abrüstung der Methoden: Eine Ballonfahrt im Kaiserwinkl Nun möchte ich da ja wirklich nichts dagegen sagen. Methodisch sind die allermeisten Angebote in diesem Bereich akzeptabel bis sehr gut, von einigen Esoterikern und Dampfplauderern in diesem Bereich mal abgesehen. Was mich aber eher stört: Warum wird hier methodisch so aufgerüstet? Warum wird hier das Denken auf etwas umständliche Art und Weise in Bewegung gebracht? Mein Plädoyer richtet sich nämlich auf Folgendes: Es kann eigentlich so einfach sein. Wenn man sich nur ein wenig umsieht. Man muss sich nicht wochenlang in einer Almhütte verschanzen um neue Perspektiven zu gewinnen. So ganz abseits des Alltags, des Berufsstresses und vielem mehr. Oftmals genügt es ganz einfach in die Luft zu gehen. Die Kombination von einer Ballonfahrt mit DIESER Landschaft macht jeden Kopf frei: Ballonfahren im Kaiserwinkl! (Bild: TVB Kaiserwinkl) Mein Vorschlag ist ganz schlicht. Naheliegend. Fast schon banal. Dafür aber umso wirkungsvoller. Probiert es doch mal mit einer Ballonfahrt im Kaiserwinkl! Die Welt von oben zu betrachten kann Gedanken und festgefahrene Situation so sehr lockern, das glaube ihr gar nicht. Ich persönlich muss mich nicht durch Meter von progressiver Management-Literatur quälen, wenn es auch so einfach gehen kann. Eine Ballonfahrt im Kaiserwinkl ist eine Verschiebung von der symbolischen auf die konkrete und ganz handfeste Ebene. Die Vielzahl von Diskursen, die alles eigentlich nur noch verkomplizieren, wird auf eine ganz direkte, evidente und wirkungsvolle Ebene gehoben. Wer mit einem Ballon im Kaiserwinkl in die Luft geht, der sieht die Welt von oben und eben anders. No na net. Aber war es schon mal gemacht und erlebt hat der weiß, dass das alles banaler klingt, als es wirklich ist. Nach der Landung ist vieles anders. Und so manche Probleme gelöst. Ob dann eure ganzen beruflichen Probleme gelöst sind, egal ob Führungskraft oder „nur“ Mitarbeiter kann ich euch nicht garantieren. Aber einen Anfang kann diese Veränderung im Kaiserwinkl durchaus nehmen. Im Winter werdet ihr jedenfalls die Gelegenheit auf eine Ballonfahrt im Kaiserwinkl haben. Bereitet euch jetzt schon mal vor und lest euch ein, was es mit dem viel beschworenen Perspektivenwechsel auf sich hat. Und vergesst dann alles einfach ganz schnell wieder und genießt die mehr als erträgliche Leichtigkeit des Seins bei einer Ballonfahrt im Kaiserwinkl…
Alltag, nein danke: Die Verwöhnhotels am Walchsee
Habt ihr euch schon mal überlegt, warum ein guter und gelungener Aufenthalt in einem Hotel so etwas Besonderes ist? Nein, nicht im Detail? Nun, das solltet ihr aber. Und da definitiv eure Rechnung nicht ohne die „Verwöhnhotels“, den Kaiserwinkl und den Walchsee machen. Ich jedenfalls habe mir Gedanken gemacht. Mal wieder. Weil ich fest daran glaube, dass der Aufenthalt in einem Hotel, wenn er wirklich gelungen ist, dezidiert vom Alltag zu unterscheiden ist. Und somit auch anders beschrieben werden muss. Der Alltag ist eine mehr oder weniger strukturierte Abfolge von Ereignissen. Der Alltag kann als der Rahmen beschrieben werden, der uns funktionierten lässt. Alles wird zusammengehalten von Gewohnheiten, Ritualen, Strukturen und (mehr oder weniger) festen Vereinbarungen. Im Alltag können wir nur in sehr beschränktem Ausmaß das tun, was wir tun wollen. Ansonsten würde alles ganz schön durcheinander geraten. Und wer Kinder hat der weiß, dass an ein Leben ohne Alltag und Routinen erst gar nicht zu denken ist. Nicht nur die Kinder wären verwirrt, sondern es wäre schlicht und einfach unmöglich seinen Tag ohne Alltag und Routinen zu organisieren und irgendwie adäquat auf die Reihe zu bekommen. Kurzum: Der Alltag ist etwas, das uns davon abhält, die Dinge pur, natürlich und direkt wahrzunehmen. Er ist aber auch ein Garant dafür, dass nicht alles in Chaos versinkt. Eines ist aber klar: Den Alltag nehmen wir kaum bewusst wahr. Wir handeln und tun Dinge fast automatisch, weil wir sie eben tun. Weil sie eben getan werden müssen. Der Alltag ist an Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit kaum zu überbieten. Und ein bisschen langweilig ist er halt manchmal auch. Auch nicht gerade alltäglich, oder? Alltag oder doch lieber die „Verwöhnhotels“ am Walchsee? Das weist eigentlich einem Aufenthalt in einem guten Hotel schon die Funktion zu. Der Aufenthalt darf vieles sein, aber nicht alltäglich. Er muss aus dem Rahmen fallen. Außergewöhnlich sein. Und, paradoxerweise, neue Strukturen anbieten. Meiner Meinung nach muss sich also ein Hotel Konzepte überlegen, Ideen haben, um die Zeit des Urlaubes zu strukturieren und neu zu definieren. Die Zeit will strukturiert werden, die amorphe zeitliche Masse will mit Sinn gefüllt werden. Mit einem Sinn, der möglichst weit weg ist vom Alltag. Von daher bin ich über einige Ideen und Konzepte bei den „Verwöhnhotels“ gestolpert, die sich in dieser Hinsicht interpretieren lassen. Dort finden zum Beispiel 2015 „Steakwochen“, „Weinwochen“ oder „Wildwochen“ statt, in denen natürlich das jeweilige im Fokus steht. Das ist aus mehreren Gründen interessant. Wie könnte man weiter weg vom Alltag sein als in diesem Ambiente? Zum einen: Wer hat schon die Zeit, sich so tief und ausführlich mit dem Thema Wild oder Steak zu beschäftigen, dass er diesen Themen eine ganze Woche widmen könnte? Es ist nicht nur eine Zeitfrage, sondern auch eine Frage der Muße. Im Alltag zwischen Terminen und Arbeit geht halt die Lust auf solche Spielereien verloren. Die Sache ist also klar: Das hier ist ein kleines, triviales Beispiel, das für mich dennoch eine enorme Tragweite hat. Ein Aufenthalt in einem guten Hotel, in diesem Fall in den Verwöhnhotels am Walchsee, kann etwas anbieten, das der Alltag nicht kann. Wir haben es hier mit verdichtetem, komprimierten Leben zu tun, bei dem wir wieder bewusst und ganz direkt und unverstellt wahrnehmen. Keine eingeübten Rituale, die uns diese Sicht und dieses Empfinden verstellen. Durch die Veränderung der Art und Weise der Strukturierung und der Ersetzung unserer Rituale und Ideen mit gänzlich anderen Ideen und Möglichkeiten erleben wir wieder neu und intensiver. Wer kennt die Theorie nicht, dass im Urlaub alles anders und besser schmeckt? Das liegt vielleicht an der obigen Tatsache. Ich würde jedenfalls mal denken: Probiert es aus. Und bei den „Verwöhhotels“ am Walchsee seid ihr sicher nicht an der falschen Adresse um meinen hier postulierten Theorien ein wenig genauer nachzugehen…
„FM Riese“ in Wattens: Ein bunter Spielplatz der musikalischen Möglichkeiten
Ich habe dafür ja immer wieder ein wenig Prügel einstecken müssen. Aber ich bleibe dabei: So lange es kein besseres Modell gibt als das "kuratorische Modell", halte ich an diesem fest. Basisdemokratie und Entscheidungsgewalt für alle in Sachen ästhetischer Ausrichtung halte ich zwar für eine schöne Utopie, in der Realität führt das aber meist zu eher seichten Jahresprogrammen, in denen jeder nur sein eigenes Süppchen kocht, ohne dass sich ein Gesamtkonzept und eine ästhetische Gesamtrichtung ergeben würde. Auch für das Festivals gilt das in besonderem Maße: Am besten sind immer noch die Veranstaltungen, in denen EIN Kurator zu Tage tritt. Das gilt auch für das FM-Riese Festival, das am 03.10. in diesem Jahr in Wattens auf einen Tag reduziert über die Bühne geht. Christof Dienz ist ja kein Unbekannter. Der Mann weiß schon was und warum er es tut. Er war Fagotttist an der Wiener Staatsoper und komponierte natürlich auch unter anderem für das mittlerweile legendäre Ensemble „Die Knödel“. Vor einiger Zeit hat er auch seine Liebe zu einem Instrument entdeckt, das sonst zu oft und zu Unrecht in einem volkstümlichen und volksmusikalischen Kontext versauert: Die Zither. Seither geht es ihm auch und vor allem darum, dieses Instrument ein wenig zu entstauben und in seiner musikalischen Fülle darzustellen. Ich würde sogar sagen: eine Möglichkeitsraum zu eröffnen, der erst einmal gar nicht auf der Hand liegt und ganz und gar nicht evident ist. Wer seine Kompositionen hört der hört auch einen abenteuerlustigen, experimentierfreudigen und hochsensiblen und konzisen Komponisten und Interpreten. Dass er es bis hin zu einer Zusammenarbeit mit Musikern wie Zeena Parkins gebracht hat, die schon die eine oder andere Björk-Platte mit ihrem Harfenspiel bereichert hat, spricht für seine musikalische Vision und für seine internationale Vernetzung. Der kuratorische Kopf hinter "FM-Riese" in Wattens: Christof Dienz FM Riese in Wattens: Ein Brückschlag und ein (riesiger) Möglichkeitsraum Ich behaupte grundlegend, dass man das Festival „FM Riese“ somit an die Person Christof Dienz rückbinden muss. Was wiederum zur Frage führt, was für Beweggründe er haben mag, um ein solches Festival auf die Beine zu stellen. Einer der primären Tendenzen, die sich im Programm seit 2012 ablesen lassen ist der Versuch eines Brückenschlages. Anders als viele andere Festivals, die Anschluss bei den bereits Bekehrten und Eingeweihten finden und finden möchten, eröffnet das „FM Riese“ in Wattens den Möglichkeitsraum überhaupt erst und sucht stets neue Zugänge zu diesen Räume der ästhetischen Gestaltung. Man könnte sagen, dass hier das Publikum dort abgeholt wird, wo es eben steht und nicht von Anfang an in freitonale Free-Jazz- oder sonstige Gewitter geworfen wird. Dieses Festival zeigt die Entwicklung auf, macht den Prozess und den Weg sichtbar, der sich von relativ zugänglichen Pop-affinen Klängen bis hin zu avantgardistischeren Tendenzen durchschreiten lässt. Es legt Bedingungen und Grundlagen des Hörens und des Verstehens nahe und somit offen. Es fordert das Publikum heraus, überfordert es aber nicht. Sicherlich eines DER Highlights am Freitag in Wattens: Andreas Matthias Pichler Der Zugang von Dienz ist, so unterstelle ich es ihm zumindest, ein versöhnender. Er will Widersprüche, Brüche und Zäsuren kitten und vielleicht überhaupt vergessen machen. Gibt es denn Widersprüche zwischen tanzbarer elektronischer Musik und herausforderndem, harmonisch und rhythmisch komplexem Modern Jazz überhaupt oder ist das nur eine Konstruktion und eine Zuschreibung, um diese beiden Musikformen auseinander zu dividieren? Oder gibt es stattdessen nicht einfach abweichende musikalische Ansätze, bei denen letztlich nur jeweils immanent mit aus dem Genre und aus dem Musik-hören ganz generell abgeleiteten Qualitätskriterien heranzugehen ist? Sprich: Nicht das Genre zählt, sondern die Avanciertheit der Ansätze im jeweiligen Zusammenhang. So lässt sich der jeweilige Zugang möglichst deutlich machen, mit jeweils herausragenden Vertretern des jeweiligen Zu- und Umgangs mit dem jeweiligen musikalischen Material. Ich würde sagen: So macht man transparent und sichtbar, wie Musik funktioniert. Dazu braucht es herausragende Vertreter der jeweiligen Ansätze. Hier hat dann aber dafür Mittelmaß keinen Platz, denn Menschen, die nicht wissen was sie (musikalisch) tun, können auch kein Verstehen und kein Verständnis hervorrufen. Auch ganz und gar nicht von schlechten Eltern: Kompost 3, die kürzlich auch einen Jazz-Preis einheimsen durften. Wo keine musikalische Vision und wo kein Können ist, da gibt es auch keine wirklichen musikalischen Ansätze und ästhetischen Paradigmen, die sich verstehen ließen. Werden hingegen bewusst Vertreter ausgesucht und wird auch bewusst auf solche oder ähnliche Fragestellungen hin kuratiert, dann entstehen Brücken und dann entsteht generell ein Verständnis, das nicht auf die Kosten der jeweiligen musikalischen Qualität geht. Tanzbarkeit darf Tanzbarkeit bleiben und Komplexität darf Komplexität bleiben. Es sind alles Ansätze, Konzepte, Idee, die Christof Dienz dem Publikum in Wattens anbietet. Ein bunter Möglichkeitsraum der divergierenden musikalischen Ansätze in Wattens Der Abend am 03.10. lässt obige Interpretationen jedenfalls zu. Mit Andres Matthias Pichler, Kompost 3 und Squarepusher stehen drei höchst unterschiedliche Acts am Freitag auf der Bühne, die aber eines gemeinsam haben: Sie haben ihre eigenen musikalischen, ästhetischen und konzeptionellen Ansätze stets verfeinert und zum Teil bis zum Äußersten getrieben. Für seichtes musikalisches ausprobieren erster musikalischer Gehversuche ist bei „FM Riese“ (zum Glück) wenige Platz. Das sollen anderen anbieten. Beim Festival „FM Riese“ sind bereits ausformulierte und doch für Wandlungen und Veränderungen offene Konzept zu hören. Dass Christof Dienz vermutlich durch seine Zusammenarbeit mit Swarovski nicht unter Geldnot leidet und die MusikerInnen seiner Wahl einladen darf: Geschenkt und für mich kein Kritikpunkt. Warum ständig im wenig subventionierten Indie- und Alternative-Bereich herumkrebsen, wenn anderswo das eigene Konzept, das eigene Wissen und Können geschätzt wird? Das Publikum bei FM Riese in Wattens profitiert jedenfalls von der klaren kuratorischen Linie und vom roten Faden den, Christof Dienz ins Festival mit hinein bringt. An der musikalischen Qualität der drei Acts an diesem Abend lässt sich wahrlich nicht zweifeln. Für mich ragt das Brüderpaar mit Innsbrucker Wurzeln, das derzeit in Berlin lebt und auf den Bandnahmen Andreas Matthias Pichler hört, aber noch einmal heraus. Was hier mit minimalen Mitteln an musikalischer Atmosphäre geschaffen und mit welcher immensen Musikalität hier ans musikalische Werk gegangen wird beeindruckt schlicht und einfach ab den ersten Ton. Die beiden Brüder sind eine eingespielte Urgewalt, die mit höchster musikalischer Sensibilität und höchstem Ideenreichtum fragile Klang- und Songgemälde erschafft. Von meiner Seite ein klares Statement: Vergesst vieles, was euch in Tirol und Innsbruck als musikalische Großtat verkauft wird und dabei nur ein laues musikalisches Lüftchen ist und gönnt euch die drei Acts am Freitag bei FM Riese. Zumindest bei „Kompost 3“ und „Andreas Matthias Pichler“ kann ich euch aus eigener Erfahrung zusagen, dass das ganz famose Konzerte sein werden.
Der Sommer im Ötztal: Eine Herde weißer Schafe…
…ist mein Königreich. So ist es für viele Schafer und Almer im Sommer mitten in der wuderschönen Tiroler Bergwelt. Schafe sind ein wichtiger Bestandteil der Almwirtschaft. Im Ötztal werden schon früh im Sommer die Tiere auf die Hochalm gebracht, welche auf ca 2000 Metern liegt, vorausgesetzt sie haben keine Lämmer, dann kommen sie auf die Niederalm und können dort den Sommer genießen. Nicht nur für die Schafe ist es eine erholsame Zeit. Die Almweiden bleiben erhalten und Sträucher, die die Almen verwildern würden, werden natürlich gemäht. Auch der Hangrutsch wird durch das Vieh gemindert. Ein besonderer Schafzüchter ist zweifelsohne Sigi Grüner. Er sorgt sich nicht nur um seine rund 50 Schafe, sondern nützt auch das wertvolle Heu, welches auf der Hochalm gemäht wird für das Hotel Bergland in Sölden, dessen Gastgeber er ist: https://www.youtube.com/watch?v=PIEBhpq_Vi4 Der Summa is aussi… Doch Ende September wollen die Schafe wieder in ihre wohligen Ställe zurück, um dort den kalten Winter im Warmen zu verbringen. Der Almabtrieb gehört schon längst zur Tiroler Tradition und ist aus dem Jahreskreis nicht mehr wegzudenken. Im Ötztal wird dieses Ereignis großartig begangen. Eine ganze Woche lang stehen die wiederheimkehrenden Schafe im Mittelpunkt. Ob bei geführten Wanderungen (von der Bergstation Giggisjoch über die Rotkogelhütte zur Rettenbach Alm) durch das Weidegebiet, bei der man spannende Informationen rund um die Schafweide und die umliegenden Almen erfährt, oder die Lamm- und Schafspezialitätenverkostung im Ice Q, in dem man die herrlichen Gerichte nicht nur probieren darf, sondern auch gleich die Rezepte zum Nachkochen für daheim bekommt. Den Höhepunkt stellte aber der Schafabtrieb und das Ereignis rund um das Wochenende vom 18.-21. September dar. Am Donnerstag starteten die Schafer mit den Tieren zwischen 04:00 und 09:00 morgen von den Hochalmen runter ins Tal. Nachdem die Schafe aussortiert und in den heimischen Ställen wieder untergekommen sind, wurde am Samstag ein besonderes Fest begangen. Vor dem Hotel Zwieselstein in Sölden wurden die Zuchtschafe und- widder einer Expertenjury gezeigt. Die besten durften im Freiring stolz von den Besitzern, nach einer Reihung in 16 verschiedenen Klassen, gezeigt werden. Für die Zweibeiner gab es neben einem Bauernmarkt auch die Wahl des schönsten Mannes und der schönsten Frau des Ötztals 2014 zu sehen. Das mehrtägige Fest wurde schließlich durch den Schaferball und die dabei vollzogenen Siegerehrung abgeschlossen. Ein Fest, wie es zur malerischen Berglandschaft Tirols passt und dieser mehr als würdig ist.
Ötztal, Luxus und 5-Sterne: Das „Hochfirst“!
Ich weiß nicht wie es euch geht. Aber ich habe die Einstufung der Hotels in die Kategorie von 1 – 5 Sterne fast schon als Naturgesetz hingenommen. Ich wusste zwar, dass es eine Einstufungen bei „Hotel Garni“ gab, die ebenfalls mit Sternen arbeiten, aber die nicht wirklich mit den Kategorien der Hotels vergleichbar war.Schließlich gab es bei den Hotel Garni ja nur Frühstück und auch sonst musste man ein paar Abstriche machen. Aber was ich kürzlich gelesen hatte, hat mich dann doch überrascht. Und meinen Blick auf die Hotel-Kategorien doch verändert. Und auch das Ötztal hat in dieser Sache mehr als nur ein Wörtchen mitzureden. Wusstet ihr in dieser Hinsicht, dass es die Einteilung in die Sterne Kategorie noch gar nicht so lange gibt und dass in Österreich überhaupt erst seit 1950 mit Kategorisierungen gearbeitet wird, die sich mit den heutigen Einteilungen und Bewertungen vergleichen lassen? Damals waren es aber noch nicht Sterne, sondern Buchstaben, die zur Bewertung von A – F reichten. Mir käme es im Heute sehr komisch vor, wenn ich in einem b oder c Hotel übernachten würde – weil diese Buchstaben ja doch einigermaßen beladen und konnotiert sind. Ich denke dazu nur an B-Movies oder gar an D-Promis. Von daher: Gut dass sich das bald mal änderte und in den 70ern das Bewertungssystem eingeführt wurde, das wir heute ganz selbstverständlich fast schon als Naturgesetz hinnehmen: Die Bewertung von 1 -5 Sterne. Interessant daran ist, dass sich 2010 ca. 76 % der Beherberungsbetriebe kategorisieren haben lassen. Mit 2010 trat dann ein einheitliches Hotelklassifizierungssystem in Kraft, die Hotelstars Union, nach der die Einstufung in eine Sterneklasse durch eine unabhängige Kommission erfolgte. Dazu kommen noch regelmäßige Überprüfungen und eine jährliche Selbstkontrolle. Auch das gehört für mich dazu: Kulinarik vom Feinsten. Im Ötztal im "Hochfirst" ist auch das kein Problem. Das „Hochfirst“ im Ötztal, oder: Was heißt das eigentlich, 5-Sterne? Ihr seht also schon: Hier wird wenig bis nichts dem Zufall überlassen. Einheitlich und vieles mehr muss ohnehin sein. Liegt das daran, dass wir eigentlich alles einteilen wollen und hat das nicht auch ein bisschen was mit den Sternen auf Amazon oder anderswo zu tun, die wir schön brav vergeben? Ich würde sagen: Ja, irgendwie schon. Aber letzten Endes ist es bei dem Bewertungssystem bei Hotels dann doch etwas anders. Bei Musik, Büchern und bei vielen anderen Produkten mehr ist es ja auch eine Geschmacksfrage, die im Raum steht. Und natürlich unser Wunsch, dass wir als Kunde wissen, was wir bekommen. Nur: Wir werden es halt nie ganz genau wissen, weil unsere Geschmäcker und Zugänge anders sein. Und weil nicht nur Experten Bewertungen abgeben, sondern eben auch der Konsument von nebenan. Bei Hotels sieht die Sache aus meiner Sicht ein wenig anders aus: Wir müssen wissen, was wir in Sachen Hotel bekommen. Wir dürfen die Bewertung der Qualität nicht allein dem subjektiven Zugang der Gäste überlassen. Das kann zwar ergänzend eine Rolle spielen, siehe Holidaycheck & Co, aber letztlich ist der subjektiven Meinung, dem Eindruck und oft auch dem puren Affekt Tür und Tor geöffnet. Die Frage liegt auf der Hand: Wollen wir die Hotels von Gästen bewerten lassen und hoffen, dass sich aus einer Vielzahl von Meinungen eine objektive Gesamtmeinung ergibt oder vertrauen wir doch auf eine unabhängige Kommission? Ich würde sagen: Man darf Bewertungen nicht allein der breiten Masse überlassen. Es braucht auch Experten, die Standards festlegen. Und 5-Sterne als Hotel verliehen zu bekommen ist ja nicht irgendetwas, sondern braucht ein absolutes Bekenntnis zu einigen grundlegenden und festgelegten Kriterien. Auch das ist bei der Kategorie 5-Sterne wichtig: Durchgehendes Design. Im Ötztal im Hochfirst gelingt das mühelos. Was bekommen wir also, wenn wir in ein Fünfstern-Hotel kommen? Laut der Hotelstars Union folgendes: Exklusive, luxuriöse Ausstattung, d.h. edle, hochwertige und elegante Materialien mit durchgängiger Gestaltung. Architektur, Ausstattung, Ambiente, Dienstleistungsangebot wie auch Gästeschicht der internationalen Luxushotellerie. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber: Ich weiß hier, was ich bekomme. Und ich weiß daher sofort auch, warum das „Hochfirst“ im Ötztal in diese 5-Stern-Kategorie eingestuft wurde. Für mich heißt obige Beschreibung auch, dass ich es nicht mit einem Flickwerk an Architektur zu tun bekomme und es heißt auch, dass Einheitlichkeit von Design oberste Priorität hat. Nichts ist schlimmer als ein Hotel, das sich nicht entscheiden kann, was es sein will, welche Atmosphäre es vermitteln möchte und welche Gästeschicht es ansprechen will. Das „Hochfirst“ im Ötztal hat sich entscheiden und wurde in den letzten Jahren mehr und mehr im Winter zu einem luxuriösen „Basislager“ für Skifahrbegeisterte und zu einem DER Hotels im Ötztal für Wellness- und Ruhesuchende überhaupt. Das gelingt nur, wenn alles wie aus einem Guss ist und das Hotel auch zeitlos und stilvoll rüberkommt. Ich war jedenfalls schon in so manchem 4-Stern Hotel, in dem ich Kategorisierung absolut nicht verstehen konnte. Dem „Hochfirst“ im Ötztal gönne ich die 5-Sterne in jedem Augenblick. Was mich in dieser Sache interessieren würde, liebe Leserinnen und Leser: Was haltet ihr von Hotel-Sternen? Wichtig oder eher nicht? Wem glaubt ihr mehr: Der Masse an Gästen, die ein Hotel bewertet oder doch einer Kommission, die die Sterne vergibt?
Wellness im Kaiserwinkl: Schwitzen, Schwitzen, Schwitzen!
Heute bin ich über ein etwas skurriles Posting gestolpert. Am 24.09. sei ab sofort der „Tag der Sauna“. Ganz so, als ob darauf hingewiesen werden müsse, dass es die Sauna auch noch gibt. Als ob die Sauna zwischen all den anderen Wellness-Angeboten langsam aber sicher untergehen würde. Auch ich teile diese Meinung: Der gute, alte, traditionsreiche Saunagang scheint unter all den fernöstlichen und sonstigen Wellness- und Sinnangeboten unterzugehen. Dagegen möchte ich ein Einspruch erheben. Und der Tag der Sauna kommt mit dazu gerade Recht. Die Sauna hat Tradition. Das alles gibt es ja nicht erst seit gestern. Offenbar wurde bereits Jahrtausende vor Christus geschwitzt, damals zum Teil noch in Erdlöchern, Höhlen oder in Zelten. Auch in Finnland wurden Erdgruben gebaut, während später in Blockhäusern geschwitzt wurde. Außerdem hat es in den frühen indischen Hochkulturen und im alten Babylonien bereits warme Becken gegeben, die zum Saunieren dazu gehörten und alles in Richtung einer ausgeprägten und bereits hochdifferenzierten Badekultur drängte. Die Römer und der Kaiserwinkl: Von Agrippa bis zu den Verwöhnhotels am Walchsee Von der römischen Badekultur möchte ich hier gar nicht reden, denn diese ist ohnehin weitum bekannt. Man sagt aber, dass die Therme des Feldherren Agrippa um 19 v. Chr. bereits stattliche 14.000 Quadratmeter maß. Damit können sich auch einige Wellness-Hotels im heute immer noch nicht wirklich messen. Auch früher schon wurde gebadet und saniert, was das Zeug hielt. Aber um die Größe und um den Umfang geht es ja hier überhaupt nicht. Es geht um eine Kultur, die eine sehr lange Tradition hat und die ich für schützenswert halte. Und das sagt jemand, der mit all dieser Fülle und Überfülle an Traditionen nicht unbedingt immer was anfangen kann und der Veränderungen und Neuerungen eigentlich grundsätzlich positiv gegenüber steht. Ich mag es in die Sauna zu gehen. Ganz einfach, weil es so handfest, bodenständig und vor allem auch wirksam ist. Dazu brauche ich keine endlose Massagen, fernöstliche Weisheiten oder sonstigen Schnickschnack. Ich muss mich nicht auf meine wie auch immer geartete Seele konzentrieren und auch Buddhas habe ich in Tiroler Schwitzstuben oder Saunen, die sowohl die Tradition als auch die Region betonen, noch eher selten gesehen. Und das ist auch gut so. Denn der Gang in eine Sauna ist, Gott sei Dank, absolut nicht mystisch und enigmatisch. Hier braucht man sich keine Erleuchtung erwarten und auch die eigene innere Mitte suche ich in der Sauna höchst selten. In der Sauna ist die Kausalität zwischen Situation und Wirkung noch aufrecht. Es gibt kein Geheimnis und keine mystische Verklärung zwischen Situation und später eintretenden Wirkung. Ich gehe in die Sauna, schwitze dort, das tut mir und meinem Körper gut und das Körpergefühl, das ich habe, wenn ich nach einigen Saunagängen und einer ausgiebigen Dusche noch einmal ein paar Runden schwimmen oder in ein Whirlpool gehe ist etwas ganz Besonderes. Da kann mir keiner mit einer Lomi Lomi Nui Massage kommen, die sich viel ganzheitlicher und umfassender um mich und um meinen Körper kümmern würde. Ich mag es, zumindest in dieser Hinsicht, reduziert. Auf die Essenz fokussiert. Denn Wellness ist für mich nicht etwas, dass das Leben noch komplexer, komplizierter und unübersichtlicher machen soll. Wellness soll vereinfachen und Zusammenhänge (wieder) herstellen. Ich will wissen, was mir gut und was für mich wirkt und funktioniert. So manche Massage hat mich schon enttäuscht und sie kam mir danach als das sprichwörtliche rausgeschmissene Geld vor. Eine gute Sauna bleibt hingegen eine gute Sauna. Das ist keine Tautologie, sondern eine unverrückbare Tatsache, an der auch neue Trends im Bereich von Wellness oder was weiß ich nichts ändern können. Auch in den "Verwöhnhotels" im Kaiserwinkl wird ausgiebig geschwitzt. Gut so! In dieser Hinsicht freue ich mich über den Tag der Sauna, der am 24.09. offenbar zum ersten Mal stattfand. Vielleicht wird das ein Tag, an dem man die guten alten Werte der Sauna und des Saunagangs wieder hochleben lässt, betont und auch gegen neueren Tendenzen, die diese Bedeutung schmälern wollen, verteidigt. Und auch der Kaiserwinkl ist auch diesen Zug aufgesprungen, was ich sehr löblich finde. Und die Saunen in den Verwöhnhotels am Walchsee im Kaiserwinkl kann ich auch nur ausdrücklich empfehlen. Denn wer eine Tiroler Schwitzstube hat, der hat bei mir ohnehin schon mal einen Stein im Brett… Was meint ihr zu der Sache? Sauna oder doch lieber Lomi Lomi Nui? Ich bin gespannt auf eure Meinung dazu!
Bewusst Essen und Brotbacken: Osttirol eben!
Bewusstheit ist das Gegenteil von der klassischen österreichischen „Wurschtigkeit“, der letzten Endes eh alles egal ist. Ob gutes Essen aus biologischer Landwirtschaft oder doch nur das Würstel vom Würstelstand nebenan: Eh wurscht. Zum Glück geht es auch anders und es gibt Gäste und Hoteliers, die nicht auf diese Wurschtigkeit setzen, sondern das bewusste Essen und Genießen forcieren und in den Mittelpunkt stellen. Wie zum Beispiel das Hotel „Outside“ in Osttirol. Alles könnte so einfach sein. Wir könnten nicht zum Teil absolut sinnlos Essen in uns hinein schaufeln, bei dem uns egal ist, wo es herkommt. Hauptsache es macht satt. Wir könnten auf Regionalität und Saisonalität setzen, wenn wir nicht zu bequem wären und auch im Winter nicht auf Gemüse und Produkte aus Übersee oder was weiß ich wo her verzichten wollten. Wir könnten uns unseren eigenen Bio-Garten direkt vor unserer Haustüre betreiben und uns somit unabhängig von Konzernen und zumindest bedenklichen Arbeitsbedingungen bei größeren Gemüse-Produzenten machen. Im "Outside" in Osttirol geht es in Sachen Essen und Kulinarik sehr bewusst zu... Nur: So einfach ist es nicht. Wir alle haben manchmal zu wenig Zeit um darüber nachzudenken was und wie wir essen. Wir alle sind manchmal ganz einfach zu bequem um auf Produkte zu verzichten, die wir im Winter in unseren Breiten normalerweise gar nicht kriegen würden. Und wer von uns hat schon einen Garten, in dem er sein eigenes Bio-Gemüse säen und ernten kann? Den Küchenchef höchstpersönlich trifft man oft im hauseigenen Biogarten an... Regionalität und Brotbacken: Was für ein Festmahl! In dieser Hinsicht kann ich nur sagen: Zum Glück gibt es Osttirol. Und zum Glück gibt es Hotels wie das „Hotel Outside“ in Osttirol, in dem vorgezeigt wird, wie es ginge. Außerdem hat man im Urlaub ohnehin mehr Zeit zum Genießen und zum bewussten Schmecken, dass regionale Produkte einfach anders schmecken. Kein Wunder, trifft man den Küchenchef doch höchstpersönlich im hauseigenen Biogarten an, aus dem das Gemüse für die kulinarischen Kreationen stammt. Und wenn schon nicht hauseigener Biogarten, dann sind hier regionale Anbieter und Produzenten im kulinarischen Spiel. Der Unterschied zu einer achtlosen, lieblose Küche, der irgendwie alles „wurscht“ ist und einer Küche, die ganz bewusst auf Regionalität setzt, lässt sich nicht nur in der grauen Theorie festmachen. Sondern das lässt sich schmecken, riechen und genießen. Das sollte man am besten selbst am eigenen Gaumen erfahren haben. Bissen für Bissen wird deutlich: Es lohnt sich, dass die Küche bewusst auf hervorragende und regionale Produkte setzt und es lohnt sich, dass man sich ganz viel Zeit nimmt um das bewusst zu genießen. Angesichts dieser Bewusstheit und dieses Bewusstseins mit der hier ans Werk gegangen wird, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass hier der Hausherr selbst, Sepp Ganzer, die gute alte Tradition des Brotbackens hochhält und täglich frisches Brot bäckt. Auch das ist ja etwas, für das im Alltag nicht immer Zeit bleibt. Der Hausherr hält die Tradition des Brotbackens im "Outside" in Osttirol aufrecht. Da ihr aber natürlich nicht augenblicklich, jetzt sofort einen Kurzurlaub im „Outside“ in Osttirol machen könnt, haben wir euch hier ein kleines Brotbackrezept vorbereitet, um euch schon mal auf den ganz bewussten Genuss im „Outside“ in Osttirol einstimmen zu können. Viel Spaß beim Nachbacken. Und viel Spaß demnächst auch beim ganz bewussten Genuss in Osttirol. Wurschtigkeit war gestern. Ab heute ist bewusster Genuss angesagt. Und vielleicht gibt uns demnächst auch der Chef höchstpersönlich sein Brotbackrezept? Hier also schon mal ein Brotback-Rezept (danke an Lisa Reifer für das Rezept!) Zutaten 1kg Weizenmehl1kg Roggenmehl2 Packungen Germ (trocken oder normal)4dag BrotgewürzKorianderkerne, Fenchel, Kümmel (nach belieben)2 gehäufte Esslöffel Salz1,5l warmes Wasser In eine größere Schüssel das Mehl geben, den Germ mit etwas Wasser anrühren und diesen anschließend in die Mitte des Mehls geben. Kurz aufgehen lassen und anschließend Gewürze auf dem Mehl verteilen. Bei der Zugabe von Salz ist es wichtig, dass das Salz nicht auf den Germ, sondern rundherum verteilt wird. Danach die Zutaten mit 1,5 Liter warmen Wasser übergießen und kneten. Immer wieder warmes Wasser beifügen, bis es die richtige Konsistenz erhält. Den fertigen Teig noch ca 4-5 Minuten in der Schüssel durchkneten und diese mit einem sauberen Baumwolltuch (das kann zum Beispiel ein Geschirrtuch sein) überdecken. Nach ca. einer Stunde sollte der Teig doppelt so hoch sein. Sobald dies der Fall ist, den Teig auf ein bemehltes Brett geben und 3 Wecken formen. Diese drei Wecken legt man anschließend auf ein mit Backpapier belegtes Blech und lässt die Wecken noch kurz rasten, dabei sollte genug Abstand zwischen den Broten sein, da sie noch etwas aufgehen. Den Backofen kann man in der Zwischenzeit bei 200 Grad Ober- und Unterhitze vorwärmen. Das Brot sollte 35-45 Minuten backen. Um zu testen, ob das Brot fertig gebacken ist, nimmt man ein Geschirrtuch und legt den Wecken auf die Hand. Wenn man auf die Unterseite klopft und es hohl klingt, ist das Brot fertig. Anschließend auskühlen lassen und genießen.
Wandern im Kaiserwinkl, oder: Was ist das eigentlich, dieses wandern?
Ich habe das Gefühl, dass beim Thema Wandern und Wanderungen ein riesiges Begriffschaos lauert. Es wird von Wandern gesprochen, von Genusswandern und auch das Pilgern hat noch das eine oder andere Wörtchen mitzureden. Teilweise ist gar von Pilgerwanderung die Rede. Kurzum: Ich bin verwirrt. Und das ist ein guter Grund um sich in dieser Hinsicht auf Spurensuche zu machen. Ein Freund erzählt mir Jahr für Jahr begeistert von den Wanderungen bei den Klangspuren, in denen auch Musik eine Rolle spielt. Dort wird nicht nur gewandert, sondern an ausgewählten Stationen der Wanderung kann der geneigte und mehr oder weniger interessierte Wanderer das eine oder andere Stück „Neue Musik“ genießen. Wobei das mit genießen für manche Wanderer in dieser Hinsicht so eine Sache ist. Dieser Freund, nennen wir ihn mal B., hat angemerkt, dass ein guter Teil der Wanderer wegen der Musik dabei seien, mehr aber noch trotz der Musik. Er sei einer der wenigen Mitwanderer, die sich für beides interessierten. Kurzum: Irgendwo muss bei dieser Sache ein Konflikt lauern. Irgendwie verträgt sich also avancierte Musik mit Hang zum Experiment und Freitonalität nicht mit dem Wandern. Dass bei diesen Wanderungen auch noch der Jakobswegforscher Peter Lindenthal dabei ist und die Wanderung als Pilgerwanderung bezeichnet wird, macht die Sache nicht einfacher. Ganz im Gegenteil. Hier ist man letztlich wirklich in einer sehr komplexen und verzwickten Situation angelangt. Pilgern oder Wandern? Das ist hier die Frage! Wandern im Kaiserwinkl, oder: Was tun wir eigentlich, wenn wir wandern? Doch kommen wir ein wenig weg von den Klangspuren und begeben uns in den Kaiserwinkl. Oder fragen erst einmal ganz allgemein danach, was wir eigentlich tun, wenn wir wandern. Ich würde wandern erst einmal ganz basal als eine Bewegung bezeichnen, mit der wir uns von A nach B bewegen. No na net. Wir haben ein Ziel und unterwegs nehmen wir möglichst viel gute und frische Bergluft mit, genießen den Ausblick und sind dabei möglichst still und schweigen uns an. Weil die Augenblicke unterwegs doch eigentlich viel zu schön sind um sie mit irgendeinem Gequatsche zu ruinieren. Mir scheint, dass mein Kollege F. diesen Zugang favorisieren würde. Und dennoch sind wir dann froh, wenn wir die Hütte oder das Ziel erreicht haben. Ganz ohne Ziel geht´s beim reinen Wandern dann doch nicht, oder? Ein anderer Kollege, nennen wir ihn W., hat mir immer wieder von seiner Begeisterung fürs Pilgern und für den Jakobsweg erzählt. Und ich hatte das Gefühl, dass er meinte, dass das Pilgern immer auch eine Reise nach innen sei. Weniger eine Reise an ein Ziel, obwohl man ja auch nicht ewig und drei Tage pilgern kann. Dennoch: Es ging fast ausschließlich ums Unterwegs sein, darum, im gehen eigentlich zu sich zu finden und seine Vergangenheit zu reflektieren und damit zu einer neuen Interpretation ebendieser zu kommen. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Zukunft, keine Frage. Beim Pilgern kommt es auch auf die Wirkung an. Und die stellt sich dann ein, wenn man loslässt und sich auf den Weg einlässt. Wenn sich beim Pilgern nichts bewegt und die Introspektion ausbleibt, wäre man fast schon enttäuscht. Ganz schön viel Schönheit, die einem beim Wandern im Kaiserwinkl begegnet... Endlos kompliziert wird die Sache, wenn diese beiden Ebenen vermengt werden. Und wir eben zu der besagten Pilgerwanderung gelangen. Dann ist nicht mehr klar, was im Mittelpunkt steht: Einfach nur das gehen, das wandern, das dem einzigen Ziel folgt einfach nur Schönheit und auch ein bisschen Kontemplation zu vermitteln? Oder doch die Suche nach eigenen Ich und nach dessen Verfasstheit? Eine Pilgerwanderung will irgendwie beides. Und ist damit ein ganz neuer Zugang zum Thema, der sich doch eigentlich auch propagieren ließe, oder? Ich plädiere daher für ein entspanntes Pilgern, bei dem man sich eigentlich nichts erwartet. Und für ein Wandern, das zugleich offen ist für spirituelle oder zumindest reflexive Momente. Ich bin überzeugt, dass sich der Kaiserwinkl und das Wandern ebendort für eine solche neue Art des Wanderns mehr als nur gut eignet. Stellt euch doch einfach mal vor: Einfach nur ihr, der Herbst, der Kaiserwinkl und der Adlerweg. Schöner wird die Natur nicht. Es wäre auch denkbar, dass ihr auf diesem Wanderweg, der durch ganz Tirol führt, in den Kaiserwinkl pilgert. Pilgern wir also los, um uns selbst zu finden und um etwas zu erleben, das mit unserem Inneren zu tun hat. Und wenn sich dieser Moment nicht einstellt, dann war´s zumindest eine schöne Wanderung. Wandern wir los in den Kaiserwinkl und stellen uns darauf ein, dass es nur eine schöne, kontemplative Wanderung wird, die aber durchaus auch den einen oder anderen spirituellen Moment beinhalten kann. Nach etlichen Kilometern sind auch dezente Erleuchtungserscheinungen nicht ausgeschlossen und Gott kommt man ohnehin schon mal allein aufgrund der Höhe des Adlerwegs näher. Ich bin mir sicher: So findet ihr auf einem Weg zum Kaiserwinkl euer Glück! Denn das Glück der Welt liegt eigentlich in der Entspanntheit und darin, eigentlich gar nichts zu forcieren und unbedingt zu wollen – und zugleich offen für alles zu sein, das sich ereignet. Ich bin sicher der Kaiserwinkl ist ein perfekter Ort, um diese neue Verbindung von Wandern und Pilgern gleich mal und demnächst mal auszuprobieren. Schließlich wartet der Herbst schon mit (hoffentlich) herrlichem Wetter. Worauf wartet ihr noch?
Kultur in Serfaus-Fiss-Ladis: Theater, Theater, der Vorhang geht auf!
Manche behaupten ja, das ganze Leben wäre ein Theater. Und wir würden andauernd irgendwelche Rollen spielen, was daher rührt, dass es so etwas wie das eigentliche „Selbst“ gar nicht gibt, sondern nur Inszenierungen des eigenen Selbst. Kurz gesagt: Jeder setzt sich in Szene und die Frage nach der eigentlichen Persönlichkeiten ist nur schwer zu beantworten. In dieser Hinsicht können wir viel vom Theater lernen. Auch in Serfaus-Fiss-Ladis, das einen Theater-Genussherbst in Fiss verspricht. Dazu müssen eigentlich nur zwei Fragen beantwortet werden: Was ist das eigentlich, dieses „Ich“ von dem wir annehmen, dass dieses irgendetwas mit unserer Person, unserer Persönlichkeit oder mit unserem Wesen zu tun hätte? Eine plausible Antwort darauf ist, dass die Suche nach diesem unveränderlichen „Ich“ eher schwer werden wird, da es mehrere „Ichs“ gibt. Und nein, das hat nichts mit Schizophrenie zu tun. Eher schon mit den Rollen, die wir in jeweiligen Kontexten spielen und die wir seit der Kindheit eingeübt haben. Auch die Rolle des Mannes wurde beim Theater-Genussherbst in Fiss schon mal verhandelt... Die Tatsache, dass die meisten Leute nicht als latent oder manifest wahnsinnig wahrgenommen werden liegt in der Tatsache begründet, dass wir unsere Rolle(n) gut spielen. Und wir die Regeln der jeweiligen Rolle in den jeweiligen Situationen kennen. Wir haben einen Weg auf gewisse Umstände zu reagieren gefunden, sodass unsere Handlungen als einigermaßen logisch erscheinen und sich scheinbar auch irgendwie an unsere Persönlichkeit rückbinden lassen. Einfach gesagt: Das „Ich“ ist eine mehr oder wenige gelungene Inszenierung, die dann funktioniert, wenn unsere Handlungsweise einigermaßen kohärent sind und wir uns in ähnlichen Situationen wiederum ähnlich verhalten. Würden wir uns unter ähnlichen Umständen vollständig anders verhalten, würde man vielleicht an der Stabilität unserer Person und Persönlichkeit zweifeln. Würden wir bei einem Seminar, an der Uni oder anderswo auf den Tischen stehen um dann einen Kopfstand zu machen, würde das eher schlecht ankommen. Auch in Fiss wird beim Theater-Genussherbst die eine oder andere Rolle gespielt... Was können wir in Fiss vom Theater lernen? Die Frage ist daher ebenfalls wieder einfach: Was können wir vom Theater lernen? Vielleicht wie wir unsere Rollen jeweils in der richtigen Situation gut spielen. Und ab wo der „Wahnsinn“ beginnt, der am besten mit dem Ende der Vernunft beschrieben werden kann. Oder besser mit einem Außerhalb der Vernunft, dessen Grenzen von der jeweiligen Gesellschaft definiert werden. Theater ist eine Verhandlung der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der jeweiligen Gesellschaft. Wir lernen dazu, wenn wir uns mit „alten“ Stücken beschäftigen, weil wir damit bemerken, wie früher mit Vernunft, Wahnsinn, Konventionen und Rollen umgegangen wurde. Es lässt uns unsere Verhaltensweisen, unsere Rollen und unsere Konventionen und Normen als gemacht und konstruiert erscheinen. Und wir finden leichter kreative Auswege- um Umwege um unsere Verhaltensweisen zu überdenken und neu aufzustellen. Auch der Theater-Genussherbst in Fiss hat einige Stücke im Angebot, die sich mit dieser „alten“ Gesellschaften befassen. Einer Gesellschaft und auch der Region Serfaus-Fiss-Ladis kann das nur gut tun. Eine Gesellschaft braucht ebenso wie die in ihr lebenden Personen die Möglichkeit, über ihr eigenes In-der-Gesellschaft sein nachzudenken. Das Theater-Genussherbst in Fiss ist bereits im vollem Gange und hat am 13.09. begonnen. Am 20.09. geht es weiter und vor allem das Stück am 10.10 möchte ich euch ans Herz legen: „1192 – Gesucht: Richard I Löwenherz“. Auch, aber nicht nur unter den Gesichtspunkten die ich hier vorgeschlagen habe. Denn das Theater ist verdichtetes Leben, in dem man sich auf die Gemachtheit konzentrieren kann. Das Theater ist eine Art Simulation, in der man Rollen und das Leben imaginär üben kann. Auch in Fiss lohnt es sich, dieses Leben zu üben. Und dabei auch gleich das „gute Leben“ zu genießen und auszukosten. Genug Möglichkeiten gibt es dort auch außerhalb des Theaters – sei es in guten Hotels oder sei es bei der einen oder anderen Wanderung, die sich im Herbst besonders aufdrängt. Außerdem: Theater und Leben haben wie geschrieben viel miteinander zu tun. Während nicht auch gleich das „Leben üben“ mit dem schönen, guten und wahren Leben in der Natur in Fiss verbinden? Aus meiner Sicht spricht nichts, aber auch gar nichts dagegen. Weil Kultur und Natur sind nicht widersprechen, sondern, richtig in Beziehung gesetzt, eine absolute Symbiose eingehen können. Das gilt auch und vor allem für die Region Serfaus-Fiss-Ladis.
Almabtriebe im Zillertal, oder: Es muss was geben!
Sie kommen so sicher wie das Amen im Gebet und sind oft untrennbar mit einer Region und deren Traditionen verbunden: Die Almabtriebe. Im Zillertal wird man ja fast schon erschlagen von der Vielzahl an Almabtrieben und sieht vor lauter Kühen das Tal oft nicht mehr. Ob ich Almabtriebe mag weiß ich dabei eigentlich gar nicht so recht. Das hat mehrere Gründe Ja, die Almabtriebe haben Tradition. Und sind für die Region irgendwie natürlich auch wichtig. Von wegen Identität, Heimat und Brauchtum und so weiter. Ich muss allerdings gestehen, dass ich dieser Sache doch einigermaßen ambivalent gegenüber stehe. Ganz einfach schon mal deshalb, weil alles den Anschein erweckt, als seien das irgendwelche folkloristischen Feste, die einfach nur vorgaukeln, dass es eben so ist wie es ist. Sprich: Alles wird zu einer Show für die Touristen, die sich dann daran erfreuen können, dass alles so schön ursprünglich, authentisch und wie damals geblieben ist. Die Piefke-Saga lässt grüßen. Die Gefahr ist jedenfalls omnipräsent, auch im Zillertal. Die Einheimischen werfen sich in ihre Trachten, kochen traditionelle Köstlichkeiten und dazu wird dann auch noch Musik serviert, die ein Bild vom Zillertal zeichnet, das es vielleicht so in dieser Form gar nicht mehr gibt. Die Gefahr besteht, dass die Region nicht das ist, was sie im Moment ist und Wandlungen einfach ignoriert und die Zeichen der Zeit ganz einfach ausblendet. Und dafür eben vor allem bei Festen das wird, was Touristen gerne hätten, das die Region ist. Ein Almabtriebe. Schon schön. Aber ist das wirklich schon alles im Zillertal? (Bild: Zillertal Arena) Was ist das eigentlich, das Zillertal? Es ist eine einfache Aussage: Es gibt ein Selbstbild und ein Fremdbild, das nicht immer überein stimmt. In Tirol und somit auch im Zillertal ist die Gefahr im Raum, dass das Fremdbild zum aufgezwungenen Selbstbild wird. Sprich: die touristische Linie gibt vor, wie das Zillertal zu wirken und zu sein hat. Schließlich erwarten das die Gäste im Zillertal ja vom Zillertal, oder? Wo kämen wir hin, wenn wir mit all diesem modernen Zeug um uns werfen würden? Veranstaltungen wie der „Stummer Schrei“ im Zillertal sind zwar schön und gut. Aber schließlich und endlich wollen uns die Gäste doch in Tracht sehen, jodelnd, gastfreundlich, gut gelaunt und assoziieren uns eben mit Almabtrieben und sonstigen Veranstaltungen, die eben zur Region gehören. So ist das halt eben, oder? Damit ist jedoch nichts gegen die Almabtriebe gesagt. Mit zunehmendem Alter bin ich da ein wenig milder geworden. Und es muss auch gesagt werden, dass ich die Almabtriebe im Zillertal tatsächlich als mit dem eigentlichen Grund verknüpft betrachte. Sprich: Hier werden die Kühe nicht sinnlos mehrere Male die Woche durch das Dorf getrieben, sondern sie kommen tatsächlich von der Alm und das Fest des Almabtriebes ist tatsächlich ein Fest, das den Anlass darin hat, dass im Sommer auf der Alm nichts passiert ist. Und natürlich sind die prächtig geschmückten Kühe schön anzusehen. Und natürlich ist das ein Sammelsurium an „Zeichen“, die derjenige lesen kann, der sich mit der Kulturgeschichte der Almabtriebe beschäftigt hat. Kultur im Zillertal: Reicht das so? Meine Kritik und mein Denkanstoß zielt auf eine andere Sache ab: Wird es auf Dauer für das Zillertal wirklich reichen, auf Tradition, Ursprünglichkeit und auf solche traditionellen Veranstaltungen zu setzen, das ganze garniert mit Marc Pircher und Co, die ja eine heile Welt verkaufen und evozieren, die so gar nicht mehr existiert? Almabtriebe im Zillertal wohin mal schaut (Foto: Zillertal Arena) Oder hat das Zillertal sich nicht in Wahrheit ganz anderen Herausforderungen zu stellen? Und wie meistert es den Zeitgeist, ohne die eigene Identität zu verlieren? Oder anders gefragt: Wie könnte das Zillertal eine neue, modernere Identität entwickeln, die dennoch nicht vollständig mit der Vergangenheit und der Tradition bricht? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich das Zillertal und einige Hotels dort mag. Sehr sogar. Und ich sehe es irgendwie nicht ein, warum ich das Zillertal den Marc Pirchers dieser Welt überlassen sollte und warum eine Schein-Authentizität die wahre Schönheit und die wahre Vielfalt des Zillertals manchmal so verstellen muss. Und ich bin auch nicht bereit, die Omnipräsenz der Almabtriebe so in dieser Form zu akzeptieren. Ja, es darf sie geben. Aber nein, sie sollten nicht andere Veranstaltungen in den Schatten stellen, die für mich mehr mit Kultur zu tun haben. Es geht um die Viefalt, die das Zillertal ja an sich hat und noch viel mehr haben könnte. Ich würde es mir wünschen. Es muss was geben. Und es muss noch viel mehr von dem geben, das im Zillertal im Moment (noch) marginalisiert wird. Die Zeit ist reif!
Zeit zu zweit am Walchsee – Ja bitte!
Eine Zweier-Beziehung ist ja eine höchste komplexe Sache. Was jetzt nicht heißt, dass es in einer Dreier-Beziehung einfacher wäre. Mangels Erfahrung muss ich mich hier aber auf die Zweier-Beziehung konzentrieren von der ich weiß: Sie muss gehegt und gepflegt werden. Ich habe da so meine ganz eigenen Thesen, wie es zu zweit besser und leichter geht. Und auch der Walchsee hat damit so einiges zu tun. Eine Beziehung ist wie eine Erzählung. Oder wie ein Roman. Das hängt ganz davon ab, wie lange man schon mit dem Menschen zusammen ist, der hin und wieder auch als die bessere Hälfte bezeichnet wird. Was wohl irgendetwas mit den Kugelmenschen zu tun hat, die Platon vor längerer Zeit mal ins Rennen geschickt hat und die nur dann komplett sind, wenn Sie zueinander finden. Hälfte und Hälfte macht quasi ein Ganzes und das Glück somit perfekt. Jetzt mal ein wenig vereinfacht dargestellt. Doch darauf wollte ich eigentlich gar nicht hinaus. Es ging um die Erzählung, um die Narration einer Beziehung. Ich behaupte einfach mal provokant, dass man sich Ereignisse schafft bzw. diese braucht, um diese Erzählung voranzutreiben. Ansonsten wird aus einem wunderschönen, romantischen Roman ganz leicht eine Tragödie, die ihren Anfang in der Langeweile und im Stillstand nimmt und sich sodann also die Tragödie selbst erschafft, damit irgendetwas passiert. Eine Beziehung, die stillsteht, hat meist keine lange Lebensdauer. Das hier ist zwar nicht der Walchsee. Doch so oder so ähnlich wird mancherorts für die Zeit zu zweit geworben... Es braucht ein narratives voranschreiten und vor allem eines: Das Teilen einer gemeinsamen Geschichte, die beide Partner auf ähnliche Art und Weise interpretieren. Am besten könnt ihr das selbst ausprobieren, solltet ihr verheiratet sein: Packt doch einfach mal wieder eure Hochzeitsbilder aus erinnert auch gemeinsam an diesen Tag. Harmonie zeigt sich meiner Meinung nach in ähnlichen Erinnerungen, in der Deckung der Narration und der eigenen Erzählungen über diesen Tag. Behauptet aber der eine, das sei der schönste Tag des Lebens gewesen während der andere lediglich meint, dass es ein notwendiges Übel gewesen sei und der Tag eigentlich nichts Besonderes war, dann ist wohl Feuer am Dach. Auch wenn das alles unausgesprochen bleibt, wird es schwer an der gemeinsamen Erzählung weiterzuschreiben. Dissonanzen sind natürlich erlaubt und notwendig. Absolut Abweichung ist aber meist nicht sonderlich produktiv und zielführend. Zu zweit, zu dritt zu viert – und was der Walchsee damit zu tun hat Noch etwas hat es mit Erzählungen auf sich: Man muss sich verstehen, sie richtig interpretieren können und, no na net, man muss sie überhaupt wahrnehmen und sich Zeit dafür nehmen, an der gemeinsamen Geschichte zu schreiben. Es gibt eine Verschärfung in einer Zweier-Beziehung, die es schwieriger macht einander zuzuhören und folglich auch ein Erschwernis ist in der Wahrnehmung der Wahrnehmung des Partners und dessen Zugang zur eigenen Beziehungsgeschichte: Kinder! Der nächste Winter kommt bestimmt. Und dann sollte man sich Zeit zu zweit in Walchsee am Walchsee gönnen... Ja, Kinder sind herrlich und machen glücklich. Meistens. Doch Kinder können metaphorisch und tatsächlich eine Störung in der Kommunikation in einer Zweier-Beziehung darstellen. Man hört einander schlechter. Tatsächlich, weil Kinder manchmal laut sind. Metaphorisch, weil sich der Fokus auf die Kinder richtet und weg geht von der eigenen Geschichte und der eigenen Wahrnehmung als Paar mit einer eigenen Geschichte und Erzählung, an der man fortgehend schreiben muss. Sagen wir es so: Wenn man Kinder hat, dann wird aus der relativ klaren Erzählung mit zwei Protagonisten ein komplexes Gewirr, das sich so leicht nicht mehr entschlüsseln lässt und das oftmals in Chaos versinkt und dessen Handlungsfäden sich nicht immer nachvollziehen lassen. Auch so wirbt man mancherorts für die ersehnte Zeit zu zweit... Meine These: Selbstverständlich muss man sich als Paar einig werden, welche Rolle Kinder in der eigenen Erzählung spielen. Und man muss akzeptieren, dass die Handlung komplizierter und undurchschaubarer geworden ist. Manchmal braucht es aber auch eine Vereinfachung. Eine Fokussierung. Auf sich als Paar und auf sich zu zweit. Damit alles klarer wird und damit überhaupt über die Rolle der Protagonisten und der eigenen Narration nachgedacht werden kann. Ansonsten läuft die Geschichte in eine Sackgasse, die auch niemanden glücklich macht. Mein Vorschlag: Die viel beschworene Formulierung „Zeit zu zweit“ ist gar nicht so banal, wie sie im ersten Moment wirkt, sondern kann in genau die oben beschriebene Funktion eingepasst werden. Zeit für sich als Paar. Zeit um die eigene Geschichte mal wieder zu reflektieren und alles zu entwirren und wieder ein wenig klarer zu sehen. Wenn das Ganze dann auch noch am Walchsee im Kaiserwinkl in den Verwöhnhotels stattfindet, dann kann man sich sicher sein, dass die eigene Geschichte als Paar höchstwahrscheinlich ein Happy End nimmt. Ich werde es jedenfalls einmal versuchen. In dieser Hinsicht bleibt mir nur zu sagen: Zeit am Walchsee? Ja bitte. Denn das tut zweifellos allen geht und hilft dabei, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und was meint ihr dazu? Wie geht ihr damit um, wieder mal einfach „nur“ zu zweit zu sein? Ist euch das wichtig? Ward ihr schon mal am Walchsee?
Veronika, der Herbst ist da – Eine Eloge
Im Herbst werden Menschen melancholisch. Das ist nicht erst so seit die Band Element Of Crime von fallenden Blättern gesungen hat, die herumwirbeln und letztlich auch zum Spiegelbild des eigenen Zustands werden, der auch schon mal fröhlicher gewesen ist. Ich hingegen mag den Herbst aus genau diesen Gründen. Der Herbst beendet endlich das Diktat der Fröhlichkeit. Wer im Sommer nicht fröhlich ist, der ist letztlich, wenn er nicht gerade Lana Del Rey heißt, in einer gewisse Weise komisch und ein schräger Vogel. Da hat man es mit dem Herbst schon deutlich leichter. Vor allem auch in Serfaus-Fiss-Ladis, das da mehr als nur ein Wörtchen mitzureden hat. Der Sommer strotzt, normalerweise, nur so vor Eindeutigkeit. Die Sonne scheint, es ist heiß, baden gehen ist angesagt. Der Sommer beschränkt die Möglichkeiten und spitzt sie zu. Vor allem in Sachen Stimmung. Überall wo man hinsieht sind die Menschen gut gelaunt, aufgelegt den lauschigen Abend mit Grillen zu verbringen und mehr oder weniger gute Gespräche dabei zu führen. Wer dabei lieber zuhause rumsitzt und seine alten Leonard Cohen Platten auspackt und zu „Famous Blue Raincoat“ seiner Sommer-Melancholie so richtig freien Lauf lässt, der gilt leicht als Sonderling. Kurzum: Der Sommer hat faschistoide Tendenzen indem er mich nicht so sein lässt, wie ich eben manchmal bin. Der Sommer zwingt mir seine gute Laune förmlich auf und lässt mir gar keine anderen Optionen. Darum ist mir der Sommer manchmal suspekt und ich freue mich oft auch schon auf den Herbst. Außerdem kann ich bei einer Temperatur ab 30 Grad nicht mehr vernünftig denken und arbeiten. Und jeden Tag Biergarten gehen geht auch irgendwie nicht und ist definitiv nicht vernünftig und nicht gut für mein Wohlbefinden. Was der sanften Depression und der leisen Sommer-Melancholie wiederum Vorschub leistet. Es gibt also kein entkommen und der Sommer ist für mich nicht die schönste Jahreszeit. Sie ist für mich durch und durch ambivalent. Wer könnte bei diesem Anblick melancholisch werden? Der Herbst in Serfaus-Fiss-Ladis: Der Möglichkeitsraum weitet sich aus Ich sitze also nicht wie Sven Regener, der Sänger von Element Of Crime, melancholisch herum und schaue den ersten Blättern beim Fallen zu und frage mich dabei, ob nicht mein Leben auch vergänglich ist und ob ich nicht langsam auch in den Herbst meines Lebens komme. Und wie lange ich überhaupt noch leben werde. Vielmehr freue ich mich. Ich freue mich, dass sich wieder die ganze Klaviatur der Gefühl, Empfindungen, Zustände und Gemütsverfassungen bedienen lässt, ohne schief angeschaut zu werden. Ich kann freudestrahlend mit der Musik von den Beach Boys im Ohr durch die Stadt tänzeln oder ich kann mir zuhause mit Kopfhörern die neue Platte von Opeth anhören und mich dabei zugleich melancholisch und beglückt fühlen. Alles wird möglich. Vor allem am richtigen Ort. Serfaus-Fiss-Ladis sollte man zumindest mal in Betracht ziehen. Ich glaube jedenfalls so oder so, dass das alles mit den beiden Begrifflichkeiten aus Robert Musils großen Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ zu tun hat, wo von einem Möglichkeitssinn und von einem Wirklichkeitssinn geredet wird. Dieser Möglichkeitssinn ist am schönsten und besten mit Musil selbst beschrieben, der Menschen mit Möglichkeitssinn bechreibt: „Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein.“ So denken Menschen mit Möglichkeitssinn. Ich behaupte, dass diese Menschen den Herbst als liebste Jahreszeit angeben würden. Im Herbst in Serfaus-Fiss-Ladis ein unbedingtes Thema: Das Wandern. Ganz einfach, weil der Herbst die Jahreszeiten mit den meisten Möglichkeiten ist. Die Jahreszeit, die die meisten Stimmungen zulässt. Und die Jahreszeit, die am buntesten ist und somit die ganze Fülle der Möglichkeiten der Farben der Natur zeigt. Wie langweilig ist dagegen der Winter, wie einfallslos der Sommer. Und wie herrlich sind außerdem die Wanderungen, die man im Herbst unternehmen kann. Ich behaupte: Der Mensch mit einem ausgeprägten Möglichkeitssinn ist auch in der Lage, aus einer Vielzahl von Möglichkeiten richtig zu wählen. Diese Menschen sind keine trägen Melancholiker, sondern mehr oder weniger zielsicherer Entscheider, die bedächtig aber präzise den richtigen Weg und den richtigen Ort finden. Für mich ist Serfaus-Fiss-Ladis ein solcher Ort, der mir sämtliche Möglichkeiten des Herbst sozusagen auf dem silbernen Präsentierteller serviert. Der Herbst in Serfaus-Fiss-Ladis ist nicht nur schön. Denn Schönheit allein macht ja noch nicht glücklich. Sondern eben abwechslungsreich und vielseitig. Vor allem ein Begriff, den ich letztlich bei einem Hotel in Ladis gelesen habe klingt mir immer noch im Ohr: Genusswandern. Ich bin der festen Meinung, dass Menschen mit Möglichkeitssinn dieses Genusswandern in Betracht ziehen sollten. Weil sie merken, dass die Möglichkeit der Verbindung dieser beiden Worte und Aspekte richtig ist. Stimmig. Wie füreinander gemacht. Wer richtig wandert, der genießt. Dem wird der Weg zum Ziel. Der genießt unterwegs und erfreut sich an all den Möglichkeiten und Schönheiten der Natur im Herbst, die zu dieser Jahreszeit in Serfaus-Fiss-Ladis wirklich aus dem Vollen schöpft. Ich behaupte somit: Wer alle Argumente vernünftig abwiegt und wer alle Möglichkeiten haben will, für den ist Serfaus-Fiss-Ladis sicherlich nicht der falsche Ort. Und das schreibe ich zu einem Zeitpunkt, an dem es in Innsbruck wieder mal regnet. In Serfaus-Fiss-Ladis wäre zu diesem Zeitpunkt zumindest Wellness oder die Besichtigung der Burg in Ladis möglich gewesen. Oder auch die eine oder andere Wanderung für Unerschrockene. Wie auch immer ihr euch entscheidet: Serfaus-Fiss-Ladis ist ein Ort für vernünftige Menschen mit Möglichkeitssinn. Da bin ich mir ganz sicher. Diese Menschen sollten immer ein Lied auf den Lippen haben, leicht adaptiert: "Veronika, der Herbst ist da." Denn der Herbst ist ein Grund zur Freude. Eindeutig.
Ein Haiku für Ischgl, oder: Die Schönheit der Jahreszeiten
Ich liebe das Haiku. Aus mehreren Gründen. Diese alte japanische Dichtkunst benennt Dinge so, wie sie eben sind. Allegorische, metaphorische oder was weiß ich welche Ebenen sucht man im Haiku vergeblich. Und genau so wird die volle Schönheit unverstellt eingefangen. Deshalb ist das Haiku auch für Ischgl so besonders geeignet, das zu jeder Jahreszeit seinen ganz eigenen Reiz entfaltet. Wir „Westler“ neigen ja dazu, die Schönheit der Natur, einer Landschaft oder einer Situation mit vielen Worten zu beschreiben. Dazu greifen wir gerne zu Vergleichen, Metaphern oder auch, im allerschlimmsten Fall, zu schwülstigen Formulierungen. In Japan hat sich, zum Glück, eine Dichttradition entwickelt, die nicht nur viel tiefer in der Bevölkerung verwurzelt ist, sondern auch viel weniger Worte braucht: Das Haiku. Während im Westen viele Menschen Dichter für nutzlose und irgendwie auch arbeitslose Idioten halten scheint in Japan irgendwie jedermann und jederfrau Dichter zu sein. Etwas über 50 Monatszeitschriften stehen in Japan zur Verfügung um seinen eigenen Haikus zu veröffentlichen. Jetzt kenn ich die Zahlen in Österreich oder gar in Europa nicht, aber eine Zahl von jährlich 1 Million veröffentlichter Haikus in Japan ist schon nicht von schlechten Eltern. Ischgl im Herbst Geht man weg von dieser eigentlich eher wenig gewinnbringenden faktischen Ebene dann wird allerdings eines deutlich: Haikus schreiben kann, vermutlich, fast jeder. Obwohl natürlich der Teufel im Detail liegt. Zu einem komplexen Gedicht mit doppelten Böden und mehreren Ebenen in „westlicher“ Hinsicht braucht es schon ein wenig mehr und auch ein Literaturstudium ist kein Fehler, damit man die ganzen Referenzen, Anspielungen und Subtexte versteht und dann auch in der Textproduktion einbauen kann. Was für eine Erholung ist dabei ein Haiku, das eigentlich wenig macht. Sehr wenig. Und das man auch ad hoc versteht, ganz ohne Studium oder einer lebenslangen Beschäftigung mit Lyrik und Dichtung. Ischgl und das Haiku: Eine perfekte Kombination! Ein Vorschlag: Schlagt doch einfach mal einen Haiku-Band auf. Auf Reclam ist da zum Beispiel ein schöner Band vorhanden, der auch eines klar macht: Im Haiku geht es eigentlich um nicht viel. Vor allem aber um die Jahreszeiten. So macht es auch Sinn, dass viele Haiku-Sammlungen nach den Jahreszeiten geordnet sind. Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Neujahr sind Hauptmotive in den Haikus. Und weil gerade der Herbst vor der Tür steht möchte ich hier ein besonders schönes Haiku zitieren: „Grad heute morgen/ Fiel leise und ganz heimlich/ Das erste Blatt ab// Ich weiß nicht wie es euch geht. Aber in meinen Kopf erzeugt das sofort Bilder. Ganz ohne bildhafte Sprache. Hier wird einfach nur beschrieben, was passiert ist. Die Zuschreibung von Sinn und Bedeutung erfolgt vom Leser und von der Leserin. Wer hier eine metaphorische Ebene herauslesen will, bitte sehr. Ischgl im Winter Wer auf den Zustand des Autors schließen möchte, auch in Ordnung. In erster Linie ist das aber eine Beschreibung des nahenden Herbstes. Ganz einfach so, wie er sich dem Betrachter zeigt. Der Autor des Haikus ist dabei auch nicht sonderlich wichtig. Er schreibt sich nicht oder zumindest kaum in den Text ein. Er ist eigentlich unsichtbar und die Natur drückt sich durch das Haiku selbst aus. Und das Haiku hat auch den Vorteil, dass es Schönheit in jeder Jahreszeit findet. Das Haiku lässt der Schönheit der Natur Platz und erdrückt es nicht mit mehr oder weniger gelungenen Formulierungen. Genau damit lässt sich ein Schwenk nach Ischgl machen. Von vielen Seiten hört man immer, dass Ischgl zu jeder Jahreszeit schön sei. Bisher konnte ich das vor allem beim „Kulinarischen Jakobsweg“ im Sommer überprüfen. Ich bin mir aber sicher, dass sich das Haiku perfekt dazu eignet, um die landschaftliche Schönheit in und rund um Ischgl einzufangen. Und auch über eine Kontante in Ischgl, das „Trofana Royal“ ließe sich schreiben. Was lernt man also vom Haiku? Kurz zu schreiben. Auf den Punkt zu kommen. Etwas, das mir nicht immer gelingt. Aber ich möchte mich hier einfach, anstatt euch zu sagen, wie schön es in Ischgl zu jeder Jahreszeit ist und wie gut die Küche von Martin Sieberer ist einfach ein Haiku mit auf dem Weg geben: „Sommer wie Winter/ Ischgl mit Schönheit nicht geizt/ Die Küche nie kalt// Vielleicht nicht das beste Haiku der Welt. Aber zumindest selbstgemacht. Vielleicht wollt ihr es mir nachtun und euch auch mal in dieser eigentlich watscheneinfachen aber doch komplizierten Form der Dichtung versuchen. Einzige Regel: 3 Zeilen, 5 Silben, 7 Silben, 5 Silben. Oder ihr wollt einfach optional nach Ischgl fahren und die Schönheit genießen, ganz ohne dichten.
Vom Kaiserwinkl in die Steiermark: Chronik eines Familienurlaubs
Ja, ich habe es getan. Ich war auf Familienurlaub. Und zwar nicht irgendwo, sondern in der Steiermark. Weil ich mal weg musste aus den Bergen, die einen einkesseln und bei denen man sich oft nur frei fühlt, wenn man ganz oben steht und das Inntal von oben beobachten kann. Und dennoch fehlten mir die Berge schneller als ich es für möglich hielt. Es gibt viele Gründe für einen Familienurlaub im Kaiserwinkl. Aber es gibt auch ebenso viele Gründe für einen Familienurlaub in der Steiermark. Genauer gesagt im Hügelland, das seinem Namen aber auch wirklich alle Ehre macht. Einer der Gründe für einen Urlaub in Österreich ist wohl, dass man sich ab einem gewissen Alter für die eigene Heimat zu interessieren beginnt und merkt, dass man doch noch nicht alles gesehen hat. Und dass auch in den kleinen Unterschieden der Regionen und Landschaften ein enormer Reiz liegen kann. Es braucht nicht immer das absolut Fremde, um einen interessanten Urlaub zu verbringen. Manchmal sind es auch die kleinen Abstufungen, die feinen Graustufen und die landschaftlichen Unterschiede, die einen Urlaub interessant machen. Innsbruck, Kaiserwinkl, Steiermark – und zurück! Die ersten Unterschiede auf unserer langen Fahrt von Innsbruck in die Steiermark, genauer gesagt zu einem Ort mit dem Namen Unterlamm, machten sich bald bemerkbar und wurden von unserer Tochter punktgenau analysiert und angesprochen: Die Berge sind weg! Die Berge wichen zunehmend etwas, das man in Tirol im besten Fall als Hügel bezeichnet. Im Kaiserwinkl wären das noch nicht einmal Hügel gewesen, sondern ein paar Unebenheiten. Anders in der Steiermark, denn da ließ sich offenbar ein ganzes Marketing-Konzept auf diesem Begriff aufbauen. So oder so ähnlich sieht es im steirischen Hügelland aus. Ganz schön flach, oder? Schließlich gab es hier Weingärten ohne Ende, einen Buschenschank an jeder Ecke und das echte Handwerk und kulinarische Genüsse warteten auf Schritt und Tritt, sodass man aufpassen musste vor lauter Genuss nicht auf die Vernunft zu vergessen. Und, ich muss es gestehen, was mir besonders gefiel: Endlich einen wirklich freien Blick. Die Berge verstellten die Sicht nicht mehr. Für mich befreiend. Es fühlte sich so an, als ob ich mich jetzt erst wirklich erholen konnten, auch wenn unterwegs die eine oder andere Therme, vor allem Bad Blumau doch auch einiges zu meiner Erholung beigetragen hatte. Für mich ist eines jedenfalls bemerkenswert: Die Landschaft, die mich in Tirol umgibt nehme ich kaum mehr wahr. Sie ist alltäglich, selbstverständlich. Erst wenn mir jemand von außen sagt, wie schön es in Tirol ist, nehme ich das wieder bewusster wahr und schätze Tirol mehr. Das war zum Beispiel der Fall, als ich die New Yorker Musikerin Mariel Roberts aus München abholte und nach Innsbruck brachte. Sie war von der Landschaft begeistert, beeindruckt. Es ist fraglich, ob sie auch das steirische Hügelland so begeistert hätte. Ich möchte es einfach mal anzweifeln, kann aber natürlich nicht in ihrem Namen sprechen. Mir geht es jedenfalls manchmal gänzlich anders als ihr: Die Berge sind einfach da. Schon schön. Aber manchmal nerven sie mich. Und zu selten gehe ich auf sie. Ich könnte auch ohne sie leben, obwohl ich in Kufstein aufgewachsen bin und sehr viel Zeit am Walchsee und im Kaiserwinkl verbracht habe, wo die Berge so prägend und zugegebenermaßen wunderschön sind. Noch nicht so schroff und hoch wie in Innsbruck. Fast schon ein wenig dezent und noch einen gewissen Weitblick zulassend. Doch ein wenig bergiger wird es im Kaiserwinkl... Vielleicht doch lieber Kaiserwinkl, oder: Ohne Berge geht´s doch nicht? Ohne jetzt im Detail auf den Steiermark Urlaub eingehen zu wollen, denn darum geht es nicht wirklich, muss ich feststellen, dass mir die Berge nach einigen Tagen zu fehlen begannen. Woran das wohl lag? An der Gewohnheit? Daran, dass sie sich ganz einfach jeden Tag wie selbstverständlich vor mir auftürmten und somit mein Blick täglich fast unweigerlich auf sie fallen mussten? Oder hatte es doch etwas anderes mit den Bergen und dem Kaiserwinkl auf sich, der meine Kindheit so sehr prägte? Ich kann diese Fragen nicht endgültig beantworten. Wie geht es euch dabei? Was verbindet ihr mit den Bergen? Was hat es mit den Bergen auf sich und warum vermisst man sie, wenn man sie nicht (mehr) um sie hat?Ich habe das Gefühl, dass ich diese Frage dringend klären muss, um von den Bergen loszukommen. Oder für ewig mit ihnen verbunden zu bleiben und mit meiner Hass-Liebe zu ihnen zu leben. Was immer auch erstrebenswerter sein mag:. Kaiserwinkl, Tirol generell oder gar keine Berge. Das war hier die Frage. Ich bitte um Hilfe!
Wellness, Wellness, Wellness – Doch was steckt dahinter?
Ich gebe es zu. Manchmal wundere ich mich. Obwohl ich schon viel gesehen, erlebt und gehört habe. Zum Beispiel über den anhaltenden und immer mehr grassierenden Trend hin zu „Wellness“. Eigene Gruppen auf Facebook diskutieren die Frage, was „Wellness“ überhaupt ist und mittlerweile gibt es ganze Tagungen, die sich mit den Themen Wellness und Spa beschäftigen. Doch was ist dran an dieser Sache? Einer der absurdesten Sachen, die mir in dieser Hinsicht untergekommen ist kann man wohl am besten als "Online-Wellness" bezeichnen. Das ist natürlich kein Begriff, den es wirklich gibt, sondern einer, den ich einfach mal kurzerhand erfunden habe um ein Phänomen begrifflich zu fassen. Ich verstehe darunter jedenfalls diverse Gruppen und Foren, in denen sich Menschen mit gesteigertem Wellnessbedürfnis ihre täglich Dosis Weisheiten, Sprüche und Zitate abholen. Meist haben diese mit Loslassen zu tun und damit, dass man endlich wirklich leben sollte. Im besten Fall einfach Glücklich sein. Schön und gut. Für mich aber funktioniert das nicht und liest sich immer wieder wie Weisheit-Light oder Wellness für Eilige. Ein Widerspruch in sich, oder? Genial regional, ohne Lomi Lomi Nui: Wellness im Hochfirst Eine weitere Tatsache, die mir im Moment nicht so recht einleuchten will, ist der Trend hin zu exotischen Massagen, Behandlungen und Beauty-Anwendungen. So nett Ayurveda und alles was damit zu tun hat auch sein mag, vor allem wenn das alles im „Fernen Osten“ richtig ausgeführt wird, so sehr darf man sich fragen, ob es Sinn macht, diese Praxis schlicht und einfachen ihrem Kontext und ihrem Kulturkreis zu entreißen und sie fortan als verwestlichte und verwässerte Praxis in heimischen Hotels anzubieten. So nach dem Motto: der heimische Wellness-Suchende nimmt eh alles mit, was irgendwie mit „Ferner Osten“, Spiritualität und Buddha zu tun hat. Wellness: Hauptsache irgendein Sinnangebot? Hauptsache ein Sinnangebot, das klar macht, dass wir uns beim Thema Wellness nicht nur mit unserem Körper, sondern natürlich auch mit unserer Seele beschäftigen. Und es letztlich ja bitte schön vor allem darum geht, unsere Chakren zu öffnen und unsere Energieflüsse endlich wieder in Gang zu bringen. Uns selbst zuliebe. Möglichst schnell, denn viel Zeit haben wir dafür ja ohnehin nicht. Ein paar Tage müssen reichen und notfalls, wenn es mit der Entspannung im Alltag nichts wird, klicken wir uns halt wieder durch diverse esoterisch angehauchte Foren und Gruppen und genehmigen uns unsere Dosis Weisheit bevor wir zu unserem hektischen Job in der Stadt hetzen. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Aber mich entspannt dieses Bild schon allein beim Ansehen... Ihr seht also schon: Das wird ein kleines Plädoyer für die „natürliche“ Wellness. Wellness, die auf die Region Bezug nimmt und diesen Begriff auch wirklich beim Wort und ernst nimmt. Ich habe nichts von einer mehr schlecht als recht ausgelegten „Lomi Lomi Nui“ Massage, die auch noch falsch ausgeführt wird. Dazu begebe ich mich nach Hawaii. Wenn ich in Tirol bin, möchte ich auch mit der Region und deren Produkten in Kontakt kommen. Das beginnt für mich bei der Kulinarik, der ich auch unterstelle, dass Wellness eben dort beginnt. Gutes Essen ist die Grundlage für wirkliches Wohlbefinden. Und ich glaube kaum, dass ich dazu Essen von irgendwoher einem guten Essen, das aus dem Vollen der regionalen Möglichkeiten schöpft, vorziehen würde. Ebenso geht es mir bei einer Massage oder bei den Wellnessbehandlungen. Regionalität ist Trumpf. So findet man zum Beispiel im Hotel „Hochfirst“, das ja in Sachen Wellness und Kulinarik bekanntlich zur absoluten Oberklasse der Tiroler Hotels gehört, weit und breit keine "Lomi-Lomi Nui" oder andere exotische Massagen. Meiner Ansicht nach ist das gut so. Und eigentlich ist ja allein schon der Ausblick auf die Berge in Obergurgl Wellness pur...
Ein Herbst am Walchsee – es kann nur besser werden!
Was ist das eigentlich, dieser Herbst? Ist es nur die Jahreszeit, die uns auf den Winter vorbereitet und einer Jahreszeit folgt, die von vielen in diesem Jahr mit einem nicht allzu schmeichelhaften Namen belegt worden ist, der mit A beginnt und mit schloch endet? Ja, das sicherlich auch. Aber für mich ist die Sache komplexer, zumal wenn auch noch der Walchsee ins Spiel kommt. Das Wort Herbst ist eigentlich nicht viel mehr als eine begriffliche Zuschreibung. Der Herbst könnte auch anders heißen. Aufgrund von sprachlichen Konventionen haben wir uns aber wohl über die Zeit darauf geeinigt, einen gewissen Zeitraum mit bestimmten Charakteristika Herbst zu nennen. Egal wie der Herbst jetzt heißt oder wie er sonst noch heißen könnte: Diese Überlegung macht und bewusst, dass wir es hier nicht mit Realitäten, sondern mit Konstruktionen und Zuschreibungen zu tun haben. Entspricht meinem Bild von einem optimalen Herbst: Ein Herbst am Walchsee (Bild: Reinhard Thrainer Jr.) Sprich: Die Bezeichnung Herbst ist eine sprachliche Konvention, die einem gewissen Zeitraum nicht nur einen Namen gibt, sondern damit auch bestimmte Erwartungen an ihn hat und konnotiert. Wenn wir das Wort „Herbst“ hören, verbinden wir automatisch Bilder, Erfahrungen und Ideale damit, die der Zeitraum Herbst dann erfüllen können sollte. Herbst und Sommer am Walchsee im Kaiserwinkl Vielleicht erklärt das auch, warum wir mit diesem zu Ende gehenden Sommer, sagen wir es mal ein wenig diplomatisch, nicht ganz zufrieden waren. Unsere Assoziationen zum Begriff Sommer sehen vermutlich grundlegend anders aus. Dabei wird deutlich, dass wir dazu neigen, klare Erwartungen an die Jahreszeit Sommer zu stellen. Eben weil er Sommer heißt und diese Bilder in unseren Köpfen sind tun wir uns mit Abweichungen schwer. Letztlich ist die Einteilung in 4 Jahreszeiten ja auch nicht natürlich, sondern eben kulturell tradiert und von uns Menschen gemacht. Provokant gesagt: eine willkürlich getroffene Unterscheidung, damit wir uns nicht mit völlig indifferenten Jahreszeiten bzw. Zeiträumen herumschlagen wissen. Wir möchte wissen, woran wir sind und welche Jahreszeit wir gerade haben und was wir von dieser erwarten können. Der Mensch neigt halt nun mal zu Einteilungen, Differenzierungen und Unterscheidungen. Ohne diese ist er verloren. Gäbe es aber den Begriff Sommer nicht und gäbe es auch die damit verbundene Erwartungshaltung nicht, wäre fraglich, ob wir uns überhaupt über diesen Sommer geärgert hätten. Nicht nur am Walchsee, sondern auch in der Gegend ringsum kommt der Herbst zur vollen Entfaltung (Bild: Irmgard-edit) Die Frage ist also nicht, was der Herbst überhaupt ist. Die Frage ist, was der Herbst für mich ist und welche Erwartungen ich an ihn habe als kulturelles Subjekt, das eben nicht auskommt aus den Kategorien unserer westlichen Kultur. Ich kann nur darüber reflektieren, vermutlich aber nicht in einen Raum leben, in dem Jahreszeiten keine Rolle spielen. Ich wäre, schlicht und einfach formuliert, verwirrt und orientierungslos. Der Herbst ist für mich eine Zeit der Eindeutigkeit. Während man vom Sommer in diesem Jahr und auch von einigen Sommern vorher schon nicht unbedingt sagen kann, dass das eindeutig Sommer wäre, weil sie diese oder jene Erwartungen erfüllt hätten, gibt es beim Herbst eindeutige Fakten: Das Wetter wird stabiler, die Tage kürzer. Und vor allem hat der Herbst eine Eigenschaft: Die Natur verändert sich. Das ist so sicher wie das Amen im Gebet und macht den Herbst somit mit dem Frühling vergleichbar. Der Sommer hat so etwas nicht zu bieten. Er ist lediglich, im besten Falle, warm oder heiß. Beim Herbst hingegen färben sich die Blätter in den schönsten Farben, die Blätter fallen und machen mich immer auf eine angenehme Weise melancholisch. Der Herbst ist auch traditionell die Zeit, in der es mich an den Walchsee zieht. Einfach weil dieser dort für mich am allerschönsten ist. Und weil er da zu der Vollendung gelangt und den Bildern entspricht, die mir durch meinen Kopf herum spuken, wenn ich an den Herbst denke und mir vielleicht auch schon mal vorsorglich den Herbst von Vivaldi anhöre um mich einzustimmen. Ein paar Tage am Walchsee in den Verwöhnhotels und mein Bild von Herbst und Schönheit findet eine äußere Entsprechung in der Realität. Das alles dann noch kombiniert mit einigen Wanderungen in der Region - und ich bin glücklich.
Urlaub in Österreich im Kaiserwinkl – na und?
Jetzt ist es tatsächlich passiert. Und nein, ich meine damit nicht das erste graue Haar. Wobei auch das damit in einem engeren Zusammenhang steht. Einfach so, unvermittelt ist es mir, besser gesagt eigentlich uns, passiert. Wir haben einen Urlaub gebucht. Und nein: Es ist nicht New York, Spanien, Türkei oder Jesolo geworden. Sondern es handelt sich um einen Urlaub in Österreich. Im Kaiserwinkl. Wann das mal gut geht! Was war es mir früher wichtig: Weit weg musst es im Urlaub gehen. An Orte, die mir wenig vertraut waren. Es gab Jahre, da träumte ich gar von Tokio und damit von einem Ort, an dem mir weder die Kultur, noch die Sprache und nicht mal die Schrift vertraut waren. Urlaub hieß für mich vor allem Städteurlaub und abtauchen in eine Großstadt, in der ich mich absolut verlieren und in metaphorischer und tatsächlicher Hinsicht verlaufen und verirren konnte. Urlaub musste mich verwirren, irritieren und verändern. Je abgedrehter, exotischer und unerwarteter die Tage verliefen, desto besser. So war es – zumindest früher einmal. Verheiratet sein, Kinder haben und noch vieles mehr tragen wohl dazu bei, dass sich die eigenen Interessen und Akzente verschieben. Wir haben uns durch diverse Angebote geklickt und wollten eigentlich wie im vorigen Jahr wieder nach Jesolo fahren. Obwohl uns dieser durchorganisierte Strand-Urlaub eigentlich nicht so sehr zusagt, zugleicht aber natürlich an unsere eigene Kindheit erinnert, in der wir mit unseren Eltern an diesen Ort gefahren sind. Und den Kindern hat es halt gefallen. Und auch wir genossen, das muss schon deutlich gesagt werden, die Tage mit ganz viel Sonne durchaus. Ich war sicher: Auch deshalb würde es unserer Großen im Kaiserwinkl gefallen (Foto: TVB Kaiserwinkl) Tokio, New York, Kaiserwinkl? Dieses Jahr war es dann eine verzwickte Situation: Tokio, New York und andere Ideen fielen aus nahe liegenden Gründen aus. Kinder kann man mit Wolkenkratzern, Jazz-Clubs und moderner Kunst (leider) eher nicht begeistern. Jesolo machte uns letztes Jahr nicht vollkommen glücklich und in diesem Jahr, in der ja viele Menschen vergeblich auf den Sommer gewartet haben, soll es dort auch nicht deutlich wärmer sein als in unseren Breitengraden. Es musste also eine Alternative her, die relativ schnell gefunden war: Der Kaiserwinkl! Auch das gibt´s im Kaiserwinkl... Und damit hatte ich dann meine früheren Prinzipien über Bord geworfen. Der Kaiserwinkl war alles andere als der Ort, der mich auch positive Weise irritierte und herausforderte. Es war der Ort meiner Kindheit, da ich ja nicht unweit vom Kaiserwinkl entfernt aufgewachsen bin. In gewisser Weise war es also eine konträre Denkbewegung. Nicht der abwegigste Ort, der mir am wenigsten vertraut war, sollte das Ziel sein. Sondern der Ort, der mir so vertraut war, wie die eigene Westentasche. Ein Ort, den ich sehr mochte und der über und über mit Erinnerungen assoziiert war. Ein Ort, den ich auch meinen Kindern näherbringen wollte. Nannte man das jetzt schon Altersmilde, wenn sich ein solches Denken in meine Überlegungen einschlich? Wie auch immer. Ich bin mir jedenfalls ganz sicher, dass Dinge wie die „Fledermausnacht“, "Expedition Bauernhof", "Wildnis erleben" und noch einiges mehr doch Anklang bei unseren beiden Töchtern finden würde. Sie wären in Tokio in all der Hektik wohl eher nicht glücklich geworden und hätten sich gewundert, dass die Leute dort so eine komische Sprache sprechen. So war der Urlaub in der großen weiten Welt für uns erstmals vertagt. Auf später. Oder vielleicht auf gar nicht mehr. Denn wer weiß: Vielleicht würden wir ja auch bei unserem kommenden Urlaub in Österreich im Kaiserwinkl unser ganz großes Glück finden und kurzerhand auf die große weite Welt pfeifen.
Almira, Alte Musik und Co.: Vorwärts in die Vergangenheit
Warum ich Alte Musik liebe? Eigentlich habe ich keine Ahnung. Lediglich Vermutungen. Es passierte vor einigen Jahren, als ich knapp meine 30er Grenze überschritten hatte und ein mehr oder weniger gefestigtes Leben zu führen begann. Mit Familie, Eigenheim und allem, was dazu gehört. Seitdem rührt mich vieles aus der „Alten Musik“ zu Tränen, vor allem der Übergang von elegischen hin zu tänzelnden, überbordend fröhlichen Passagen. Es ist ja eigentlich ein alter Hut. Aber festgehalten werden muss es dennoch immer mal wieder. Die Musik aus dem Umfeld der „Alten Musik“ und der sogenannten Barockmusik ist in geradezu mathematischer Weise durchstrukturiert, durchdacht und konstruiert. Balance und Ausgewogenheit ist alles - oder zumindest wichtig. Muster und Motive in dieser Musik sind eigentlich altbekannt, die besten Musiker nehmen sich im Grunde genommen auch nur ein paar Variationen und Differenzierungen heraus und fügen sich somit in gewisser Weise einem System und einer Logik, die größer ist als ihr eigenes Schaffen und ihre eigene Genialität. Der Spielraum des musikalischen Ausdruck des schöpferischen Subjekts war damals definitiv kleiner, als das heute der Fall ist. Das musikalische Subjektiv war noch nicht zum Schöpfergenie aufgestiegen, sondern war eher ein Kunsthandwerker, der die Regeln lernte, musikalische Virtuosität im einüben von verschiedenen Motiven, Verzierungen und Elementen erlangte. Einfach gesagt: Lerne die Regeln, um sie dann eben nicht zu brechen, sondern dich innerhalb dieses Regelwerkes geschickt und virtuos zu bewegen.Mit Logik, Rationalität und Besonnenheit. Szene aus "Almira" (Bild: Innsbrucker Festwochen der Alten Musik) Alte Musik, „Almira“ im Landestheater und ein „Lunchkonzert“ im Hofgarten: Mut zur Gegenwart Das alles hat aus meiner Sicht sehr viel mit der Oper „Almira“ von Georg Friedrich Händel und dem Lunchkonzert von „klingzeug“ im Hofgarten zu tun. Eigentlich alles. Eine Anmerkung im Programmheft von „Almira“ hat mich dabei fasziniert, in der es darum geht, dass damals in der Zeit von Bach & Co. auch improvisiert wurde, sei es auf der instrumentalen oder sei es auf der gesanglichen Ebene. Vor allem die typischen Verzierungen beim Gesang in der Barock-Oper seien von Auftritt zu Auftritt variiert und zum Teil auch improvisiert worden. Heute hingegen hätten die Sänger und Musiker dieses Talent in diesem Bereich der Musik nicht mehr. Ganz einfach weil es nicht wirklich Teil der Ausbildung ist. Wie geht das aber nun mit der Behauptung zusammen, der Spielraum der Musiker sei damals kleiner gewesen als im Heute? Aus meiner Sicht vor allem deshalb, weil das System Alte Musik ja intakt bleibt und lediglich der Umgang mit diesem System anders gedacht werden kann. Sprich: Im Umgang mit den Elementen, Motiven, Verzierungen und vielem mehr bleibt der Freiraum darin, diesen Elementen Variationen und Möglichkeiten abzuringen. Spielten ein famoses Konzert im Hofgarten: klingzeug Es geht darum, dies zu tun und zugleich die eigenen Grenzen und den musikalischen Rahmen zu kennen. Die Virtuosität zeigt sich in den Variationen und in den kleinen Freiheiten und improvisatorischen Momenten. Alte Musik lässt sich vergegenwärtigen, sie lässt sich aber nur spielen, wenn man sich in ihrem System, in ihrer Komplexität und in ihrer Determiniertheit auskennt und damit umgeht. Und genau da liegt der Grund, warum mich diese Art von Musik so berührt, wie sie es auch beim Besuch von „Almira“ im Rahmen der „Festwochen der Alten Musik“ der Fall war. Diese Art von Musik propagiert nicht den Ausbruch, die persönliche oder gesellschaftliche Revolution, sondern deren Variation und dessen Möglichkeiten in der Komplexität eines Systems. Mit dieser Musik lassen sich keine einfachen Antworten finden, vielleicht aber die Verstrickung des Subjekts in ein System beschrieben, das größer ist als er selbst. Dass diese Verstrickung und Bedingtheit dabei aber nicht als Beschränkung oder gar als Gefangenschaft definiert wird, lässt sich mit der „Alten Musik“ lernen. Die Verstrickung in ein System, in eine Kultur ist „normal“. Sich daraus befreien zu wollen eigentlich utopisch und letztlich unmöglich. Wer seine Haltung an der „Alten Musik“ schult, der begreift, dass es um den virtuosen Umgang mit dem Vorhandenen geht, nicht um einen völligen Neuanfang. Der begreift, dass auch dem sogenannten „Alten“ noch Neuheit, Variation und Leben abgerungen werden kann. Die beste „Alte Musik“ macht genau das: Sie vergegenwärtig das Vergangene und beleuchtet das Gegenwärtige mit dem Vergangenen. Aus meiner Sicht gibt es viel von der „Alten Musik“ zu lernen. Die „Innsbrucker Festwochen der Alten Musik“ waren in diesem Jahr eine gute Gelegenheit, um einiges über Alte Musik und über mich und mein Leben zu lernen.
s´Fest am Brunnen in Fiss : Kultur á la Fiss
Meine erste Assoziation als ich von diesem Fest las war wenig schmeichelhaft: „Die spinnen ja die Fisser“ ging es mir durch den Kopf. Oder auch: „Warum sich mehr oder weniger originelle Veranstaltungen ausdenken, wenn es ein wenig einfacher auch geht?“ Schließlich braucht Kultur ja weder Ideen noch Innovation. Oder? Ihr fragt euch jetzt sicher, wie ich überhaupt auf diese Veranstaltung gekommen bin. Nun, eigentlich ist es ganz einfach: Ich habe einen guten Freund, der sich für Tradition und Brauchtum interessiert. Schließlich hat man immer irgendwelche schwarzen Schafe im Freundes- und Bekanntenkreis, die man für andere Dinge mag, wenn es schon schwer fällt, sie wegen ihrer kulturellen Vorlieben zu mögen. So verhält es sich auch bei diesem Freund, der mir erzählte, dass er in wenigen Tagen zum „s´Fest am Brunnen“ aufbrechen würde. Im ersten Moment hielt ich das tatsächlich für eine, wie es sich auf gut tirolerisch so schön formulieren lässt, Verarschung. Eine Persiflage auf alle möglichen und unmöglichen Veranstaltungen, die so im ländlichen Raum stattfanden. Ich meine: Wer braucht schon z.B. eine Weltklassemusikerin, wenn es auch Tradition und Brauchtum gibt und die Feste ohnehin nur so auf der Straße liegen und eigentlich nur von der Geschichte der jeweiligen Region abgeleitet werden müssen? Ideen, Innovation und Abwegigkeit war gestern. Im Heute schien im ländlichen Raum wieder das Naheliegende Einzug zu halten. Ein Dorf, ein Brunnen, ein Fest. Das ist eine Kausalkette, die aber nun auch wirklich jeder versteht. Beim Fest am Brunnen in Fiss wird getanzt, was das Zeug und die Tradition hält. (Bild: TVB Serfaus-Fiss-Ladis) Kultur ohne Traditionsbruch? In Fiss offenbar Realität Es ist ja fast schon eine alte Tradition, dass Kunst vor allem im urbanen Raum irgendwie der Tradition brechen muss. Tradition des Traditionsbruches quasi. Ist dann ein Fest wie das Fest am Brunnen in Fiss nicht irgendwie auch schon wieder Avantgarde ganz einfach in der Hinsicht, dass es sich nicht darum kümmert, ob es originell ist, Traditionen neu auslegt oder gar mit diesen bricht und Platz für etwas Neues macht? Ich sage mal: Ja, irgendwie schon. Und in Fiss scheint man ja, siehe z.B. Blochziehen, ein Faible für Tradition aus alten und uralten Zeiten zu haben. Irgendwie gefällt mir die Sache nämlich. Ich würde fast sagen: Sie taugt mir. Denn die Lässigkeit mit der man sich hier in Fiss bei diesem Fest, das sich rund um den Brunnen dreht, an eine Tradition anschließt, hat schon was. Schließlich war der Brunnen nicht selten in der Geschichte in so mancher Region Europas Quelle des Lebens und des Überlebens. Denn bekanntlich schaut es ja ohne Wasser für den Menschen meist eher schlecht aus. Das ist also eine Form von Kultur, die sich nicht in eine Opposition begibt, die keine neuen Möglichkeiten und Denkweisen versucht oder ausprobiert. Die Kultur á la Fiss, wie ich sie hier an dieser Stelle nennen möchte, fügt sich auf lässig Weise in den Strom der Geschichte ein und benutzt das Naheliegende und Evidente, um mal eben so ein schönes Fest zu feiern. Das "´s Fest am Brunnen" halt allerhand zu bieten... (Bild: TVB Serfaus-Fiss-Ladis) Ich mag das zunehmend gerne. Ob es an meinem Alter liegt? Ebenso sehr wie ich nach wie anspruchsvolle Musik mag, schätze ich mittlerweile auch Feste, die eigentlich gar nichts wollen, außer zu unterhalten, ein bisschen Musik, Tradition, Trachten und Freude zu vermitteln. Was ja beim besten Willen nicht nichts ist. In dieser Sache interessiert mich ein Aspekt: Wie haltet ihr es mit der Tradition? Interessieren euch solche Feste wie ´“s´Fest am Brunnen“ in Fiss? Oder mögt ihr es doch ein wenig weniger naheliegend und offensichtlich? Ich bin gespannt auf eure Rückmeldungen!
Karwendelmarsch – Ich bin der Welt abhanden gekommen
Der Bergsteiger und Bergwanderer oder der Tiroler Umgangssprache folgend einfach Berggeher, ist ein umtriebiges Wesen, das meistens eine ganze Reihe von unerfüllten Zielen, Touren oder Gipfeln hat. Ohne mich in eine der genannten Kategorien klar einstufen zu wollen, habe auch ich so eine Liste. Ganz oben stand bis vor Kurzem der Karwendelmarsch. Diesen Wunsch habe ich mir nun erfüllt und habe nicht nur ein naturnahes, sportliches Erlebnis bekommen, sondern etwas, dass ich so nie erwartet hätte. Eine Definition Wenn man wie in heutigen Zeiten üblich für den ersten Überblick zu jedem Thema die allwissende Suchmaschine kontaktiert, scheint es nur einen Karwendelmarsch zu geben. Dieser ist ein sportlicher Wettkampf und findet heuer am 30. August zum sechsten Mal statt. Die Strecke, die sich von Scharnitz bis Pertisau am Achensee zieht, hat 52 Kilometer und wurde letztes Jahr vom Sieger in weniger als 4 ½ Stunden bewältigt. Mir wurde schnell klar, dass dies sicher der namhafteste und sicher nicht mein Karwendelmarsch ist. Die Idee zu einer mehrtägigen Wanderung durch das Karwendel hatte ich nämlich von meinem Vater. Er war irgendwann Anfang der siebziger Jahre diese Strecke gegangen, allerdings in mehren Tagen und lange bevor es einen Wettkampf gab. Ob man dies nun als Karwendelmarsch bezeichnet weiß ich nicht, doch ist es für mich der Karwendelmarsch, den ich immer machen wollte. Heuer war es schlussendlich so weit. Nach einigen Tagen Planung und verschiedenen Ideen über die genaue Route, die man sich mithilfe einer Wanderkarte und einer kurzen Recherche in Wanderführern sehr individuell zusammenstellen kann, war alles klar. Der Start der Tour war in Scharnitz, das Ziel sollte die Wolfsklamm bei Stans sein. Geplant waren zwei Übernachtungen: die Erste im Karwendelhaus und die Zweite in der Falkenhütte. Eine kurze unkomplizierte Reservierung per E-Mail bzw. Telefon in den beiden Hütten und schon konnten wir (mein Bruder und ich) losgehen. Geradewegs Richtung Karwendelhaus - ohne Netzabdeckung!Das Tor in eine andere Welt. Der Ort an dem sich das Handynetz verabschiedet. Der Weg liegt vor uns. Ganz nah und doch ganz fern Ohne große Besonderheiten starteten wir unsere Wanderung, unterhielten uns über dies und das, kamen flott voran und machten nach ca. 2 Stunden, bei strahlend blauem Himmel eine Pause im Schatten. Ich zückte mein Smartphone, um einige Fotos zu schießen und bemerkte, dass ich kein Netz hatte. Auch kein Fremdnetz oder die Möglichkeit einen Notruf abzugeben. Wir scherzten ein bisschen über die Sinnhaftigkeit eines Handys am Berg ohne Verbindung und gingen weiter. Immer wieder kontrollierte ich mein Handy und musste feststellen es gab kein Netz. Irgendwann war es mir egal, das Handy blieb in der Tasche und ich wartete auf das Karwendelhaus. Es liegt erhöht auf einem Plateau und ich war mir sicher, dort gibt es eine Verbindung zur Außenwelt. Als wir das Karwendelhaus erreichten, meldeten wir uns an, bezogen unsere Betten, duschten unglaublich kalt, da es kein Warmwasser mehr gab, setzten uns vor die Hütte in die Sonne und tranken ein Bier. Der Blick war wunderbar, das Bier erfrischte herrlich und ich sah auf mein Handy. Es gab kein Netz. Bei genauerem Hinsehen fiel mir auf, dass fast jeder Neuankömmling sein Handy kontrollierte und wie ich seine Verbindung zur Außenwelt verloren hatte. Resignatives Kopfschütteln war meistens die Reaktion. Dann kam in mir etwas auf, am Besten zu vergleichen mit einer unglaublichen Erleichterung. Ich bin nicht erreichbar und ich kann keinen Einfluss darauf ausüben. Natürlich schaltet man sein Handy im Urlaub ab und an aus, doch jederzeit kann man es einschalten. Hat wer angerufen, habe ich WLAN, kann ich meine E-Mails checken. Ganz weg ist man nie, weder am Strand in Italien noch auf einer thailändischen Insel. Doch hier, 5 Stunden von Innsbruck entfernt (und davon vier zu Fuß) gibt es keine Verbindung. Ich hatte das erste Mal seit Langem das Gefühl wirklich weg zu sein, aus der Welt. Bevor wir uns in die Gaststube setzten, fragte ich doch noch nach, ob es denn möglich sei zu telefonieren. Ich wurde auf einen roten Kreis vor der Hütte verwiesen. Und tatsächlich, dort gab es nach längerem Warten ein bisschen Empfang. Später fragte ich den Wirt, wie er auf diesen Punkt gekommen sei, ob er mit seinem Handy stundenlang alles abgegangen ist, bis er diese Stelle entdeckt hatte. Alles ganz anders, bekam ich zur Antwort, vor dem Haus gibt es ein schwaches Signal, welches er mit einem Verstärker auf diesen Punkt strahlt. Der weitere Abend verlief sehr geruhsam. Wir saßen in der Hütte, aßen ein Bergsteigeressen, spielten Karten und gingen früh zu Bett. Wir sind uns zum ersten Mal begegnet. Die schwarzen Molche (die Alpensalamander) und ich. Das Wetter hat seinen eigenen Reiz Am nächsten Morgen schüttete es wie aus Kübeln. Doch glücklicherweise blieb unsere Stimmung gut. Das schlechte Wetter bot einerseits die wunderbare Möglichkeit unsere Outdoorbekleidung zu testen, andererseits endgültig der Welt abhandenzukommen. Wir stapften stundenlang durch Regen und Wolken, machten Pause unter dem schmalen Vordach einer Hütte, mit Blick auf das von Nebelschleiern durchzogene Tal und sahen die ersten schwarzen Molche (Alpensalamander) unseres Lebens. Das schlechte Wetter verhinderte die erhoffte Besteigung der Birkkarspitze, doch gingen wir auf den Mahnkopf, ein grasbewachsener Gipfel nahe der Falkenhütte. Die Wege waren zu kleinen Bächen geworden, die Molche schienen begeistert zu sein und kamen dutzendfach aus ihren Verstecken. Klatschnass kehrten wir schließlich auf der Falkenhütte ein. Die Kleidung hielt, was sie versprach, doch in unseren Schuhen stand das Wasser. Die Gore Tex Isolierung hilft nur begrenzt, wenn der Weg zum Bach wird und das Wasser von oben in den Schuh rinnt. Doch zurück zur Falkenhütte: Ihr großer Reiz liegt in ihrem urigen Ambiente, den Holzschindeln, die das Dach und die Außenwände zieren und ihrer einzigartigen Lage verbunden mit der spektakulären Bergkulisse. Ihr Manko liegt in ihrer geringen Möglichkeit, seine Kleidung zu trocknen. Ich kann nicht genau sagen, wie viele Wanderer an diesem Abend auf der Falkenhütte übernachteten, doch zwischen 70 und 100 werden es gewesen sein, allesamt mit nassen Schuhen und großteils nasser Kleidung. So unangenehm die Nassen Sachen und die Ungewissheit, ob ihrer Trocknung waren, so heiter verlief der Abend in der Gaststube. Beim Blick aus dem Fenster sah man die wolkenbehangenen Berge, am Kachelofen sah man Berge von Kleidung und das Bergsteigeressen war ein Berg Wurstnudeln. Wir waren inzwischen mit einigen Herren an unserem Tisch ins Gespräch gekommen. Die Themen, über die man sich unterhielt, waren für Hüttengespräche wahrscheinlich normal, für mich und meine „aus der Welt“ Stimmung eine echte Bereicherung. Wo war man schon, welche Berge haben welchen Reiz, wo führt die jeweilige Tour hin, wie wird das Wetter und vor allem, wird alles trocken? Die Falkenhütte inmitten von Wolken. Nicht das schönste Wetter. Aber eine ganz eigene Stimmung. Mystisch. Eigentlich wieder da – aber... Der nächste Morgen brachte die Gewissheit, dass die Schuhe die Nacht hindurch ihre Feuchtigkeit gehalten hatten und das Wetter eher wolkig als heiter war. Kurzfristig kürzten wir den Streckenverlauf ab und gingen in die Eng, statt nach Stans zur Wolfsklamm. Als die ersten Häuser des Almdorfes Eng sichtbar wurden, bimmelte plötzlich mein Handy. Einige versäumte Anrufe, einige SMS und ein Anruf aus der Arbeit, erreichten mich. Die Realität war wieder da und ich in der vorherigen Außenwelt angekommen. Trotzdem stellte sich mir die Frage: soll ich abheben oder noch ein bisschen weg bleiben? Gut durchfeuchtet und gut gelaunt am Gipfel des Mahnkopfes.
Stubaital: Wasserfälle gegen Asthma
Wird das Stubaital schon bald zu einem Zentrum zur Behandlung von Asthma? Was man nicht für möglich halten sollte: eine wissenschaftliche Untersuchung des Grawa- und des Sulzenau-Wasserfalls im Stubaital geben Asthmakranken neue Hoffnung. Dass die Wasserfälle im Stubaital gesundheitsförderde Wirkungen haben sollen, erzählte mir ein guter Freund vor einigen Wochen. Als Laie kann man das eigentlich kaum glauben. Also begann ich zu recherchieren. Und tatsächlich: Die therapeutische Wirkung von feinstem Sprühnebel, wie er bei Wasserfällen vorkommt, ist zwar seit 2007 bekannt. Wissenschafter der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg belegten damals anhand der Krimmler Wasserfälle, dass dieser Sprühnebel bei Kindern massive Verbesserungen in ihrem Leiden gebracht hatten. Der Grawa-Wasserfall in Neustift im Stubaital ist nicht nur der breiteste Wasserfall in den Ostalpen. Er hat auch therapeutische Wirkungen für Asthmakranke. Deshalb sind die Liegen bei Schönwetter auch meist bis zum letzten Platz besetzt. Und nun gilt das auch für die beiden Wasserfälle im Stubaital. Der Grawa-Wasserfall in Neustift und der ins Sulzenaubecken stürzende gleichnamige Sulzenau-Wasserfall haben ebenfalls eine überaus positive therapeutische Wirkung. Die Messungen samt wissenschaftlicher Auswertung ("Physikalische und medizinische Charakterisierung der Stubaier und Gschnitzer Wasserfälle") wurde unter der Leitung von Univ. Doz. Mag. Dr. Arnulf Josef Hartl, seinem Assistenten Martin Gaisberger und Dr. Pedja Kolarz aus Serbien durchgeführt. Wie kann ein Wasserfall überhaupt heilwirkend sein? Wasserfälle produzieren im Nahebereich ihres Aufpralls ein feinverstäubtes Aerosol und überwiegend negative Luft-Ionen. Diese Mikropartikel sind so klein, dass sie in die feinsten Lungenverästelungen eindringen können und diese reinigen. Sie verbessern auch die Durchgängigkeit der oberen Atemwege und können somit Erkrankungen wirksam heilen oder ihnen vorbeugen. Dabei handelt es sich durchwegs um verbreitete Krankheitsbilder wie Asthma, Allergien, Stress oder Burnout. Der Grawa Wasserfall zeichnet sich, so das konkrete Ergebnis der Untersuchung, durch hohe Konzentration von Nanoaerosolen und durch eine geringe Aerolosgröße aus. Und dann die entscheidende Passage des wissenschaftlichen Gutachtens: "Bereits eine Stunde Aufenthalt am Grawa Wasserfall verbessert die Reinigungsrate der oberen Atemwege signifikant. Die subjektive Beurteilung der Atemqualität am Grawa Wasserfall wird bereits nach einer Stunde signifikant besser. Der Sulzenau Wasserfall eignet sich optimal für die sportmedizinische Kombination aus Wandern+Wasserfall zur kardiopulmonalen Leistungssteigerung." Abschließend bemerken die Autoren der Studie, dass beide Wasserfälle am Wilde Wasser Weg liegen und nach geringen Adaptionen barrierefrei für PatientInnen erreichbar wären. Der neue, rollstuhl- und kinderwagengerecht angelegte Wilde-Wasser-Weg führt direkt zum Grawa-Wasserfall. Da ich gottseidank nicht unter Asthma leide, brachte ein Lokalaugenschein meinerseits am Grawa-Wasserfall keine tiefer gehenden Erkenntnisse. Außer, dass der wunderbare, rollstuhl- und kinderwagengerecht begehbare Wilde Wasser Weg eine feine Sache ist. Die größte Überraschung: eine große 'Liegewiese' am Fuß des Wasserfalls ermöglicht es den den Besucher_innen, die Segnungen des Grawa-Wasserfalles kostenlos zu genießen. Und wer genau hinschaut kann sie sehen, die minimalen Wassertröpfchen, die wie Staub vom Wasserfall abgegeben werden. Und diese ganz feine Gischt hat offenbar nachhaltige therapeutische Wirkungen. Der Sulzenau-Wasserfall hat ähnlich therapeutische Wirkungen wie die Grawa-Fälle. Darüber hinaus führt eine sportmedizinische Kombination aus Wandern und Wasserfall zur Leistungssteigerung des Herz-Lungen-Systems. Eigentlich unglaublich. Aber nicht nur der Grawa-Fall ist therapeutisch empfehlenswert. Der Sulzenau-Wasserfall steht den medizinischen Wirkungen der Grawa-Fälle kaum nach. Die "sportmedizinische Kombination aus 'Wandern und Wasserfall' führt zu einer Leistungssteigerung des Herz-Lungen-Systems", heißt es in einer Zusammenfassung der Wissenschafter. Forscher der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg. Das Ergebnis könnte im Stubaital zu einer Erweiterung der Palette des Gesundheitstourismus führen. Ein Unterschied besteht allerdings zwischen den beiden Fällen: Während die beste Wirkung am Grawa-Fall dann entsteht, wenn man mindestens eine Stunde in eine der Liegen verbringt, wird man permanent mit einem sehr feinen, nicht wirklich nässenden Nebel besprüht. Das ist offenbar für eine therapeutische Wirkung beim Sulzenau-Fall erst gar nicht nötig. Selbst in Bereichen, in denen sich Besucher über längere Zeit trocken und sonnenbeschienen aufhalten, ist die Aerosol- und Ionenkonzentration außergewöhnlich hoch, sprich: medizinisch wirkungsvoll. Diese Studie müsste eigentlich zu einer teilweisen Neuausrichtung des Tourismus im Stubai motivieren. Hat doch Asthma in den letzten 20 Jahren weltweit an Häufigkeit massiv zugenommen und betrifft - je nach Region - bis zu 30% der Bevölkerung. Man geht von rund 100 Millionen Asthma-Patienten auf der Welt aus. Ich bin jetzt gespannt, welche Angebote die Touristiker_innen im Stubaital für Gäste entwickeln, die eine Linderung ihres Leidens erhoffen. Bislang existiert lediglich ein Folder.
Mehr als nur eine Nachspeise: Die Desserts von Martin Sieberer in Ischgl
Ja, es ist wohl wahr. Ich persönlich habe es nie wirklich verstanden, da ich es fast immer mit den Vorlieben meiner Kinder halte: Die Nachspeise ist das Eigentliche. Zumindest aber ganz und gar nicht unwichtig und im besten Fall der krönende, meist süße Abschluss eines hervorragenden Menüs. Der Restaurant-Kritiker und Gourmet Christoph Wagner bezeichnete das Dessert gar einmal als „jüngstes Gericht“. Wie steht es also um das Dessert und was hat das alles mit Martin Sieberer zu tun, der in der „Paznaunerstube“ in Ischgl kocht? All das erfahrt ihr in den nächsten Absätzen. Mir persönlich war es bisher eigentlich nicht bewusst gewesen, dass sich das Dessert in der Krise befindet. Und das nicht etwa, weil es zu lieblos zubereitet würde, sondern weil die oft liebevolle Arbeit der Zubereitung nicht hoch genug eingeschätzt wird und manchmal auch die Nachspeise kurzerhand einfach abbestellt wird. Aus welchen Gründen auch immer, vermutlich ist aber auch der Gedanken daran schuld, dass die Nachspeise zu süß und man eigentlich eh schon satt ist und somit beim Nicht-Essen der Nachspeise ein paar Kalorien sparen kann. Für mich eine sehr merkwürdige Haltung, zumal das Dessert ja eine lange Tradition hat und die Abfolge der Speisen kulturell geprägt ist. Schmecken nicht nur hervorragend, sondern sind auch ein Fest fürs Auge: Die Desserts von Martin Sieberer Soll heißen: Die Abfolge der Speisen ist auch Ausdruck einer Kultur und einer Tradition, die sich über die Jahrhunderte in unseren Breitengraden gefestigt und etabliert hat. Die Abfolge und die Zuspitzung hin auf die Nachspeise ist also keine Selbstverständlichkeit oder gar ein universeller Wert, den man weltweit teilt. Wir sollten uns also bewusst sein, dass Essen Kultur ist und die Abfolge und Chronologie bei einem Menü Ausdruck einer Kultur- und Traditionspflege ist. Wer die Nachspeise abbestellt und also auf sie verzichtet, der begeht, mehr oder weniger bewusst aber definitiv, einen Traditionsbruch. Der bricht nicht nur mit Konventionen, sondern der bricht auch mit einer sich über lange Zeit gefestigten Kultur des Desserts. Ein Dessert von Martin Sieberer Eine Abbestellung ist daher eigentlich nicht nur eine Abbestellung, sondern eine bewusste Handlung, die eine Veränderung herbeiführt und letztlich zu einer Krise des Desserts führen könnte, die mir bisher in dieser Schärfe gar nicht bewusst war. Offenbar ist es aber zumindest denkbar, dass statt einer raffinierten, ausgetüftelten und originellen Nachspeise ganz einfach eine Praline oder ähnliches verzehrt wird. Ganz einfach weil die Funktion hier auch erfüllt wird, etwas Süßes als Abschluss gegessen zu haben. Persönlich empfinde ich das als Affront gegenüber dem Küchenchef, der sich die Arbeit angetan hat um mit dem Dessert, nachdem es eben das letzte Gericht der Chronologie ist, besonders in Erinnerung bleiben zu wollen. Wie schaut die Zukunft des Desserts aus? In Ischgl bekommt man darauf mögliche Antworten... Vielleicht liegt es aber auch am Dessert selbst? Die Wirkung ist jedenfalls unter Umständen reziprok: Indem die Nachspeise manchmal abbestellt wird, gibt man sich auch in der Zubereitung immer weniger Mühe. Eine Wechselwirkung, die unter Umständen fatal ausgehen könnte. Zum Glück gibt es aber Orte, an denen von dieser heraufbeschworenen Krise, die ja auch gar nicht wirklich eintreffen muss, keine Rede sein kann. Das sind Orte und Restaurants, an denen man nichts davon wahrnimmt, das Desserts zunehmend abbestellt werden. Ganz im Gegenteil. In der „Paznaunerstube“ in Ischgl unter Martin Sieberer wird der Nachspeise die Relevanz und die Wertigkeit zugestanden, die sie nun einmal verdient hat. Das bedeutet aber auch, dass über die Besonderheiten des Desserts nachgedacht wird. Die Desserts hier in Ischgl bewegen sich irgendwo zwischen sinnvollem Festhalten an Konventionen und Traditionen und sinnvollen und notwendigen Neuerungen. Martin Sieberer läuft weder den Trends hinterher noch setzt er auf pure Tradition. In einem Interview mit der Presse merkt Martin Sieberer an, dass man vorsichtig sein müsse, denn bei Süßem gehe eben nicht alles. Vor allem glaubt er, dass man Gemüse nicht blindlings einsetzen solle, sondern sich fragen müsse, welches Gemüse eine natürliche Süße habe. Denn nur dann funktioniert eben das, was ich vorhin als eine Art von „Traditionsbewahrung“ beschrieben habe. Wenn Martin Sieberer hier zur Vorsicht anhält, dann auch, weil er weiß, auf welchen Grundlagen ein richtig gutes Dessert fußt und welche geschmacklichen Vorlieben und kulturellen Prägungen der Feinschmecker in unseren Breitengraden hat. Ein Ort des Genusses - und der herausragenden Desserts: Die Paznaunerstube in Ischgl Martin Sieberer ist dabei weder konservativer Bewahrer noch radikaler Erneuerer. Bei den Desserts, für die er übrigens eng mit dem Patissier Peter Fankhauser zusammenarbeitet, geht er den Weg der geschmacklichen Differenzierung und der dezenten und sinnvollen Erweiterung der kulinarischen Möglichkeiten. Sieberer glaubt, dass man vor allem noch differenzierter mit Gewürz-, Schokolade und Kaffeearomen umgehen und arbeiten könnte. Martin Sieberer macht sich Gedanken und überlegt sich, wie das Desserts sinnvoll weiterentwickelt und verfeinert werden könnte. Nicht umsonst hat er auch einige Publikationen zu bieten, die sich explizit mit dieser Fragestellung beschäftigen. Kurz gesagt: Ihr solltet euch wirklich mal die geschmackliche Vielfalt in der „Paznaunerstube“ in Ischgl gönnen. Wer nach einer solchem Dessert dann immer noch glaubt, dass Desserts eigentlich unnötig süßes Beiwerk sind, der möge mir bitte persönlich eine E-Mail schreiben. Viel wahrscheinlich ist es aber, dass ihr auf den Geschmack gekommen seid und endlich von Grund auf versteht, warum das Dessert der krönende Abschluss ist.
Kaiserwinkl Lichterzauber, oder: Warum ausgerechnet diese Veranstaltung?
Jetzt habe ich mich doch glatt überreden lassen. Wer solche Freunde hat, der brauchte wirklich keine Feinde mehr. Mitgegangen, mitgefangen. Auf die Frage eines weiteres Freundes, in welche Kategorie diese anstehende Veranstaltung denn fällt antwortete ich schwer genervt mit der Formulierung: „Mist-Veranstaltung“. Und das, obwohl ich den Walchsee und den Kaiserwinkl doch eigentlich mag. Wer weiß: Vielleicht würde alles halb so schlimm werden? Immer wieder mal fällt mit bei so mancher Veranstaltung der Buchtitel und die Formulierung „Wir amüsieren uns zu Tode“ ein. Ganz einfach deshalb, weil es eben nur mehr darum zu gehen scheint, sich zu amüsieren. Um jeden Preis, zu Ungunsten des Tiefgangs, der künstlerischen Qualität und der musikalischen Darbietung. Hauptsache es ist laut, grell und effektreich inszeniert. Hämmernde Beats kommen dabei immer gut, eine Lasershow ist auch nie verkehrt. Auch eine Band, die vor allem Coversongs in mehr oder weniger gelungenen Versionen von der Bühne schmettert wäre eine ernsthafte Überlegung wert, wenn man die breite Masse auf eine Veranstaltung bekommen will. Ja, ich weiß schon: Das klingt jetzt ein wenig gar einfach, kulturpessimistisch und irgendwie auch schon wie mein eigener Vater, der sich damals darüber beschwerte, dass jetzt schon wieder „Wherever I may roam“ von Metallica in voller Lautstärke aus meinem Jugendzimmer dröhnte. Auch mein Nachbar war damals von meinen musikalischen Präferenzen nicht allzu begeistert, sodass eines Tages sogar einmal die Polizei an meiner Türe klingelte. Eigentlich ganz gemütlich beim Lichterzauber im Kaiserwinkl, oder? (Bild: TVB Kaiserwinkl) Wann war es wohl passiert, dass ich vom Krawallmacher und selbst nicht gerade Freund der anspruchsvollen Abendunterhaltung zum Bewahrer der kulturellen Hochkultur und des Niveaus geworden war? Wann war es passiert, dass ich mich so in meinem geschmäcklerischen Diskurs eingegraben hatte, dass mir Veranstaltungen, die der breiten Masse zu gefallen schienen, nur mehr ein müdes, leicht zynisches Lächeln auf die Lippen zauberte? Jedenfalls waren das die Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, als mich besagter Freund, den ich in diesem Augenblick eher als Feind titulieren wollte, fragte, ob ich mit ihm zum „Kaiserwinkl Lichterzauber“ gehen wollte. Das „Kaiserwinkl Lichterzauber“: Kein entrinnen mehr! Ob er mein Staunen und meine Verwunderung angesichts dieser Frage einfach ignoriert hatte oder ob er wusste, dass ich ihm noch was schuldig war, kann ich im Nachhinein nur mehr schwer entscheiden. Letztlich hatte ich ihn auf ein Konzert mitgeschleppt auf dem sogenannte „Neue Musik“ gespielt wurde. Das Leiden in seinem Gesicht bei der X-ten atonalen Passage die an der Polyrhythmik afrikanischer Musik geschult war, konnte man schon als beträchtlich bezeichnen. Kurzum: Ich hatte keine Ausrede. Und wenn ich eine gehabt hätte wäre er garantiert mit seinem Argument gekommen, dass er sich das letztens ja auch angetan hatte. Es gab kein Entrinnen: Demnächst würde ich wohl beim „Kaiserwinkl Lichterzauber“ am Walchsee stehen, sitzen oder liegen. Lasershow, Spektakel und Coverbands inklusive. Ich fragte mich, was ich verbrochen hatte. Und ob ich mir die Menschen, mit denen ich mich umgab und die ich meine Freunde nannte in Zukunft nicht besser aussuchen sollte. Lichterzauber im Kaiserwinkl am Walchsee: Warten aufs Spektakel? (Bild: TVB Kaiserwinkl) Da aber beides jetzt nunmehr unumkehrbar war: Was macht man als mehr oder weniger vernunftbegabter Mensch, wenn einem schon eine solche Veranstaltung ins Haus steht? Richtig: Man unternimmt den Versuch Schadensbegrenzung zu betreiben. Was jetzt aus meinem Mund kam erschien mir selbst schon im Augenblick des Ausgesprochen-Seins als merkwürdig. Als bezeichnend. Als letzten Ausdruck, dass ich kein Jugendlicher mehr war und letztlich doch schon sehr gediegen bildungsbürgerlich und vielleicht auch schon ein wenig konservativ rüberkam: „Wenn ich mir diesen Mist schon geben muss, dann kombinieren wir das wenigstens mit ein bisschen Wellness. Eine richtig gute Massage könnte ich nämlich schon seit sehr langer Zeit gut gebrauchen.“ Doch: So oder so ähnlich stellte ich mir Wellness in den Verwöhnhotels vor. Notfalls auch mit einer anderen oder ohne Frau Das wiederum führte zu staunen seinerseits. 1:1. Wir warten quitt. Vielleicht staunte er deshalb so, weil er sich noch an die Zeiten erinnerte, in denen wir ohne Matratzen oder sonst irgend einem Mädchen-Quatsch bei dem einen oder anderen Rock-Festival in Deutschland gezeltet hatten. Nun, was soll ich sagen: Die Zeiten ändern sich eben. Und das ist auch gut so. Ich bin mir jedenfalls so gut wie sicher, dass ein Aufenthalt in den „Verwöhnhotels“ meinen Schmerz lindern würde, der mich unweigerlich überkommt, wenn eine Coverband mehr schlecht als recht den einen oder anderen Hit trällert, klampft und spielt. Auch die als spektakulär angekündigte Lasershow konnte ich ja geflissentlich zu ignorieren versuchen und mich stattdessen auf die Schönheit des Walchsees im Kaiserwinkl konzertrieren. Und wenn das alles nichts half, dann konnte eine gute Massage (mein Favorit: Anti-Stress-Massage: tut einfach gut!) meine Verspannung angesichts des Erlebtem sicherlich wieder lösen. Kurzum: Es würde demnächst los gehen. Und schließlich: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Und vielleicht würde ja auch alles nur halb so schlimm werden?
Das Festival der Träume und die „Leidenschaft der Musik“: Musikalische Tagträume
Ich mag Träume nicht. Obwohl ich gerne träume und mir sicher bin, dass uns ihre oft irrationale Natur viel darüber sagt, dass unsere Gesellschaft in zu rationalen und ökonomischen Strukturen denkt. Wird aber das Träumen bei einem Festival in eine bestimmte Funktion gestellt, so befürchte ich immer schon a priori Schlimmes und vermute, dass hier die Träume ein rein kompensatorisches Moment darstellen und somit bestenfalls für den gepflegten Eskapismus nach dem Feierabend geeignet sind. Und damit bin ich auch skeptisch, wenn sich ein Festival eben „Festival der Träume“ nennt, wie es die gerade in Innsbruck stattfindende Veranstaltung tut. Die Frage stellt sich mir jedenfalls: Was sind eigentlich Träume überhaupt? Ich bin jetzt nun wirklich kein Psychologe der sich mit Träumen befasst hat. Aber es erscheint mir plausibel zu behaupten, dass Träume der Versuch des Gehirns sind, mit dem in wachem Zustand Erlebtem umzugehen. Das Erlebte, Gesehene und Gehörte muss verarbeitet werden und es kommt zu einer Art von reinigendem Vorgang. Auch kann ich mir vorstellen, dass Träume "Orte" sind, an denen Ängste und Sehnsüchte manifest werden. Eine ganz besondere Funktion hat der sogenannte Klartraum, bei dem man offenbar direkt willentlich in einem Dämmerzustand zwischen Wach-Sein und schlafen eingreifen kann und den Verlauf des Traumes beeinflusse kann. Für mich nähert sich der Traum in diesem Fall an eine Art von Simulation an: Solche Träume dienen auch dazu, Handlungen zu erleben, die man so in einem Wachzustand noch nicht erlebt hat. Solche Träume können ein Form von Vorbereitung sein, eine Situation, die ist und zugleich nicht ist. Eine Situation, die man als ein "Als-Ob“ bezeichnen könnte. Für mich rückt damit der Traum in Richtung der Literatur, die ebenfalls ein solcher Raum ist: Indem ich lese, rüste ich mich für den Alltag, für Dinge, die sich vielleicht noch ereignen werden. Ich bereite mich vor, setzte mich Ängsten und Sehnsüchten bewusst aus, um damit besser umgehen zu können, wenn ich sie selbst im Wachzustand erlebe und erfahre. Das "Spiegelzelt": Welche Funktion nimmt dieser Raum ein? (Bild: Simon Kräutler) So weit so gut. Und so weit und vielleicht auch diskussionswürdig. Zum Traum und zum Träumen haben sich schließlich schon viele Menschen ihre Gedanken gemacht und haben ihre Konstrukte und Theorien über dieses Phänomen gelegt um es erklärbar und greifbar zu machen. Einfacher wird es jedenfalls, wenn man das Phänomen Traum und Träume auf die Ebene des Kulturellen und Sozialen übertragt und den Schritt aus den Köpfen der träumenden Individuen hinaus macht. Dann lässt sich die Funktion bestimmen, in welcher die Träume stehen. Das Festival der Träume: Welche Funktion haben die Träume eigentlich? Für die Expressionisten und vor allem für die Surrealisten war der Traum das Irrationale, Wilde, Unbeherrschbare schlechthin. Da sich ihre Kunst zum Teil radikal gegen das etablierte, rationale und vernunftgesteuerte Bürgertum wandte, war der Traum eine immense und fast unerschöpfliche Quelle des Anti-Bürgerlichen, Revolutionären. Mit der Irrationalität von Träumen lässt sich in dieser Hinsicht auch gegen die pervertierte Rationalität eines nach Ordnung, Strukturen und Vorschriften strebenden Bürgertums vorgehen. Diese beiden Kunstströmungen wollten daher auch das Irrationale, Wilde und Unkontrollierbare wieder in eine Gesellschaftlich hineintragen, die sehr auf Mäßigung, Durchschnittlichkeit und Kontrolle aus war. Von da ausgehend kann man den Sprung ins Heute wagen. Zum „Festival der Träume“ in Innsbruck. Ich unterstelle diesem Festival nichts, da ich es (noch) zu wenig kenne. Gestern war sozusagen mein „Erstkontakt“ mit diesem Festival, genauer eigentlich mit dem Rahmenprogramm „Leidenschaft der Musik in 13 Kapitel“, das vom Tiroler Musiker Simon Kräutler kuratiert wird. Als Ort stand ihm dazu das „Spiegelzelt“ zur Verfügung, das allem einen sehr theatralischen, inszenierten Anstrich gab. Die Veranstaltungen im Spiegelzelt geben also einen Eindruck davon, was das „Festival der Träume“ bei seinen Hauptveranstaltungen bietet. Die Gefahr, die hier jedenfalls schon spürbar war, war genau die Funktion der Kompensation, die aus meiner Sicht die Träume bei solchen Veranstaltungen oft einnehmen: Sie verkommen zum Amüsement, zur schrillen Inszenierung und zur Abendunterhaltung für Menschen, die nach einem harten Tag noch einmal ein wenig Eskapismus suchen und mit offenen Augen träumen wollen. Echte Träume hingegen gehen tief, echte Träume erschüttern und verändern die eigene Wahrnehmung. Gaben ein grandioses Konzert im Rahmen der "Leidenschaft der Musik in 13 Kapitel": Das Filippa Gojo Quartett (Bild: Simon Kräutler) Das Festival der Träume, die Musik und die Utopie Träume, die nur in der Funktion des Amüsements eingesetzt werden, haben keine Nachwirkung. Sie sind temporäre Räume, die man wieder gleich verlässt, wie man sie betreten hat. Sie wirken kompensatorisch insofern, als dass sie eingesetzt werden können, um die Verhältnisse und die Gesellschaft genau so weiter funktionierten zu lassen, wie sie gerade ist. Unterhaltung und damit auch die Träume in dieser Funktion wirken stabilisierend, anstatt dass sie „Wildheit“ und Irrationalität ganz im Sinne der Surrealisten wieder Einzug halten lassen. Nun kann ich mir kein Urteil anmaßen, was das Festival der Träume betrifft. Ich gebe nur zu bedenken und rege an, solche Gedanken jeweils immer mit dem konkret Gebotenem gegenzulesen. Die Progammgestaltung scheint aber manche meiner Thesen zumindest nicht zu widerlegen. Gestern wiederum hatte ich das Glück bei der, meiner Meinung nach mit viel Umsicht und Feingespür gestalteten, Konzertreihe von Simon Kräutler das Filippa Gojo Quartett aus Köln erleben zu dürfen. Wenige Stunde vorher hatte ich noch das Vergnügen gehabt, mit Filippa Gojo ausführlich bei einem Kaffee im Café Central über ihre Musik und ihren Zugang zur Kunst reden zu dürfen. Das Wort „träumen“ ist dabei nicht gefallen, dafür aber die Aussage, dass sie Musik emotional berühren müsse, damit sie diese auch weiterhin verfolgen würde. Andere Musik können sie faszinieren, mehr aber auch schon nicht mehr. Am Abend wurde deutlich, wie sie das musikalisch umsetzte und vielleicht auch, warum ihre aktuelle CD mit ihrem Quartett „Nahaufnahme“ heißt. Sie ließ die HörerInnen jedenfalls sehr direkt und unmittelbar an ihrem Gefühlsleben teilhaben, verstand es aber zusammen mit ihren Band diese Gefühle in eine konzise Form zu bringen. Ihre Intonation war beeindruckend sicher, ihr Auftritt von Großer Selbstsicherheit geprägt, die es ihr erlaubte, ganz im Augenblick präsent zu sein. Ich hatte sie auch vorher gefragt, warum sie denn im Rahmen des „Festivals der Träume“ spielen würden. Abgesehen davon, dass Filippa Simon Kräutler bereits seit Jahren kennt, denn schließlich sind beide in Vorarlberg geboren und aufgewachsen. Eine konkrete Antworte darauf konnten wir nicht finden. Hiermit liefere ich einen möglichen Grund nach: Die Musik vom Filippa Gojo Quartett, die vornehmlich aus der Feder von Filippa Gojo stammt, formuliert Träume und Utopien und öffnet somit Möglichkeitsräume. Mitten in „Rush Hour“, das den ganz normalen Arbeitswahnsinn thematisiert, platzt eine beschwingte Passage in der Gojo sich daran erinnert, dass sie als Kind eigentlich immer nur eines wollte: Fliegen können und somit eben weit über den Häusern und der Hektik des Alltages eines fiktiven Erwachsenen sein, der seine Karriere damit generiert, dass er zahllose Überstunden macht. Auch das Megaphon brachte Filippa Gojo zum Einsatz, um ihre musikalischen Ideen auszuformulieren (Bild: Simon Kräutler) Auf der gleichen Ebene lassen sich die zahlreichen Einflüsse aus der sogenannten Weltmusik ansiedeln, die sich in ihrer Musik wiederfinden. Vor allem brasilianische Musik ist omnipräsent. Kein Zweifel: Hier ist eine Vorarlbergerin am Werk, die es vor mehr als 7 Jahren nach Köln verschlagen hat, die aber auch dort noch die musikalische Grenzüberschreitung sucht und sich längst nicht nur mit Musik europäischer oder amerikanischer Abstammung zufrieden gibt. Somit ist ihre Musik ein ausformulierter und komponierter Traum: Der Traum wie es wäre, wenn es musikalische, gesellschaftliche, intellektuelle und sprachliche Barriere und Grenzen gar nicht gäbe. Die Musik von Gojo ist eine verwirklichte Gesellschaftsutopie, aufgehoben und denkbar gemacht durch musikalische Mittel. Ihre musikalischen Träume sind keine schwammige Anleitung wieder staunend durchs Leben zu gehen, sondern Anleitungen dazu, die Welt neu zu denken und sich Gedanken zu machen über Musik in ihrer Vordenker-Funktion. Von daher behaupte ich: Das Filippa Gojo Quartett war absolut richtig beim „Festival der Träume“ in Innsbruck und hat eine überzeugende Antwort darauf gegeben, wovon sich mit dieser Musik träumen lässt. Angesichts des überragenden Konzertes vom Filippa Gojo Quartett bin ich fast geneigt zu sagen, dass die Konzertreihe von Simon Kräutler im Spiegelzelt das Potential hat, wesentlich mehr als nur ein Begleitprogramm zum „Festival der Träume" zu sein. Es könnten Programmpunkte sein, die überzeugendere Antworten darauf finden, was träumen wirklich bedeutet und welche Funktion Musik in dieser Hinsicht einnehmen kann: Die Funktion der temporär und ästhetisch verwirklichten Utopie, die für rund eine Stunde einen Ort findet. Dieser Ort verändert den Zuhörer und die Zuhörerin und entlässt ihn verändert und mit einem anderen Bewusstsein ausgestattet wieder in eine regnerische Nacht in Innsbruck. Das alles wäre damit möglichst weit entfernt vom Amüsement.
Das Open-Air-Kino im Zeughaus Innsbruck: Glücklichsein leicht gemacht
Montag in Innsbruck. Ungefähr 09:00. Strömender Regen. Ich bin verzweifelt und auch ein wenig erschöpft von den letzten Wochen, in denen kulturell gesehen viel los war. Vielleicht zu viel und auch zu viel von Verschiedenstem. Von Barockmusik über Weltmusik bis hin zu Modernem Jazz. Musik ist für mich, so sehr ein Leben ohne sie auch ein Irrtum wäre, Arbeit. Sie erfordert Aufmerksamkeit, ein geschultes Ohr und Offenheit. Das „Open Air Kino im Zeughaus“ habe ich hingegen niemals als „Arbeit“ betrachtet habe. Viel mehr als eine Außenstelle der eigenen vier Wände. Ganz so, als müsste ich mich gar nicht von zuhause aufmachen und mich ins Zeughaus begeben, weil das Zeughaus im Sommer immer auch schon eine Art von Heimat ist. Das Open-Air Kino im Zeughaus in Innsbruck hat das Potential dazu, zum täglichen Ritual zu werden, zum Teil des Alltages. Und doch würde eine Erzählung über diese den August füllende Veranstaltung gänzlich anders beginnen wie eine Beschreibung eines tristen Morgens in Innsbruck, der einem, wenn man auch nur ein kleines Faible für Sonne und Sommer hat, in die Verzweiflung treiben kann. Für mich ist das ein Problem: Ein Tag beginnt morgens bereits so, wie er vielleicht endet. Keine Sonne, nirgends, oder zumindest hinter der dichten Wolkendecke versteckt. Ein Tag ist für mich in der Früh immer auch das, was er potentiell werden kann. Ein Tag ist ein Möglichkeitsraum, ein Prozess, eine Entwicklung die auf etwas hin strebt: auf die volle Entfaltung, auf das Entfaltet-Sein. Darauf hin, dass er sein höchstes Potential an Schönheit erreicht und ausschöpfen kann. Bei einem Tag, der bereits wolkenverhangen beginnt, ist diese Möglichkeit zur Entfaltung sehr brüchig und fragwürdig. So sieht das Zeughaus ohne Kino aus. Schön, aber irgendwie auch trist (Bild: Wikipedia) So ein Tag ist diffus, indifferent, nicht klar von einer Entwicklung gekennzeichnet, sondern von einem gefühlten Stillstand. Der Morgen fühlt sich ähnlich an wie der Abend. Der Verlauf des Tages wird zu einem indifferenten Raum, bei dem man nicht weiß, woran man ist. Ich weiß es zumindest nicht. Und das treibt mich beinahe in die Verzweiflung. Ich möchte wissen, woran ich bei einem Tag bin. Mit dezentem, zarten, verheißungsvollen Beginn, mit langsamer Steigerung in Sachen Schönheit und Sonnenschein bis hin zu dem Zeitpunkt an dem er zur Vollendung gelangt ist und dann wieder alles langsam zurückfällt in die Dunkelheit. Das ist es, wenn mögliche kulturellen Aktivitäten an einem solchen Tag ausgeblendet werden, was ich unter einem perfekten Tag verstehe. Im Open-Air Kino im Zeughaus ist das Glück kein Vogerl Das Open-Air-Kino im Zeughaus nimmt in dieser Konstellation einen ganz besonderen Platz ein, denn es aus irgendeinem Grund verändert und beeinflusst es meine Wahrnehmung der Tage. Oftmals habe ich das Gefühl, dass Tage ineinanderfließen. Und sich mehr oder weniger gleichen. Das liegt daran, weil sie oft so vor sich hin mäandern, unentschieden sind, weder schlecht noch richtig gut. Tage, die erträglich sind, sogar ihre schönen Seiten haben, aber denen letztlich doch etwas fehlt. Etwas, das ich nicht genau beschreiben kann. Jedenfalls aber etwas, das sich nicht mit Kultur füllen lässt. Höchstens als Kompensation und als Versuch, dass der Tag doch noch zu etwas Außergewöhnlichem wird. Das Zeughaus im August, nachdem es dunkel wurde... Aus meiner Sicht gelingt das nicht immer. Ganz einfach weil es Kontinuität braucht. Anders gesagt: Bei diesem Sommer, der bisher ja eher mit Wolken und Regenschauer auffällig geworden ist, genügt es nicht mehr, punktuell interessante Veranstaltungen einzustreuen und zu glauben, dass jetzt alles gut wird. Es braucht Kontinuität, Konstanz und Regelmäßigkeit. Es braucht eine Veranstaltung, die zu einem Ritual wird und die man ins tägliche Handeln und Leben wie selbstverständlich einfügen kann und die sich wie selbstverständlich anfühlt, ohne dass sie die Eigenschaften von z.B. einem Konzert hat, das dem Wesen nach aus dem Alltag und aus dem Tag herausragt. Eine Veranstaltung, die sich in diesen Sommer in Innsbruck nahezu mühelos in jeden Tag hinein verpflanzen lässt und die wie selbstverständlich Teil dieses Tagesverlaufes wird. Aus meiner Sicht ist das „Open-Air-Kino“ im Zeughaus eine solche Veranstaltung. Warum das so ist? Eine sehr gute Frage. Vermutlich deshalb, weil eine Veranstaltung, die auf Regelmäßigkeit setzt, das Wesen des Glücks und des Glücklich-Seins verstanden hat. Das Glück lässt sich nicht herauslocken, in dem es nur punktuell und an einem Tag in der Woche beschworen wird. Glücklich-Sein braucht Regelmäßigkeit und die Einbettung in den Alltag. Glück braucht Ritual- und die Selbstverständlich-Werdung, dass man jeden Tag weiß, dass etwas oder jemand auf einen wartet, wenn der Tag zur Nacht wird, wenn es dunkel wird. Glück lässt sich nicht erzwingen, Glück stellt sich ein, wenn der Rahmen passt und so selbstverständlich geworden ist, dass der Rahmen gar nicht mehr wahrgenommen wird, sondern eben wie von-selbst dazugehört. Das Open-Air-Kino im Zeughaus ist ein solcher Glücksfall, der mich glücklich macht. Immer wenn es dunkel wird, wartet das Glück im Zeughaus darauf festgehalten zu werden... Das Open-Air-Kino im Zeughaus wird damit zu einer Glücklich-Machenden Selbstverständlichkeit, da es sich in den Tagesverlauf einfügt, diesen akzeptiert. Der Tagesablauf ist sogar konstituierend für das Open-Air Kino im Zeughaus, denn ohne Dunkelheit gibt es auch kein Kino. Immer wenn es dunkel wird wird die Dunkelheit erhellt von der Projektion eines Filmes im Zeughaus. Die Filmauswahl ist, nebenbei erwähnt, übrigens sehr gelungen. Viel wichtiger ist mir aber, wie sehr sich das Open-Air-Kino in den (All)tag zugleich einfügen lässt und diesen zugleich verändert. Die Dunkelheit ist zugleich konstituierend für diese Veranstaltung und zugleich trotzt sie der Dunkelheit. Diese Veranstaltung ist im wahrsten Sinne des Wortes alltäglich und will sich zugleich auch nicht mit dem möglichen Grau-Sein des Alltages abfinden, nicht mit dem täglichen Belanglos-Sein, sondern will die Abweichung und die Erweiterung des Tages und Alltages dauerhaft installieren. Ohne Abnützungserscheinungen. So lange, bis dieser Ausnahmezustand selbst zur Normalität geworden ist. Keine graue Normalität aber, sondern eine Normalität, in denen es sich das Außergewöhnliche und eben das Glück und das Glücklich-Sein dauerhaft gemütlich gemacht haben. Für mich ist das Glück. Eine etwas eigene und eigenwillige Definition vielleicht. Ich weiß nur, dass es funktioniert. Sowohl in der Liebe als auch im Falle des Open-Air Kinos im Zeughaus. Ich rate euch also dringend zu einem Besuch im Open Air Kino im Zeughaus. Dort wird euch das Glücklichsein leicht gemacht.
Serfaus erkunden, oder: Darf´s ein bisserl Geschichte auch sein?
Ja, ich gebe es eh schon zu. Obwohl ich es eigentlich nicht sollte. Aber: Für mich war Geschichte immer schon ein wenig langweilig und mit der Archäologie kann ich nicht allzu viel anfangen. Ich bin ein Gegenwarts-Mensch mit Blick für die Zukunft. Mich interessiert, was im Moment ist und wie sich ein Ort oder ein Kulturraum in Zukunft entwickeln wird. Ein Gespräch mit einem Bekannten machte mir aber klar, dass es so einfach nicht ist. Und man letztlich ohne Wissen über die Vergangenheit „blind“ ist und alles ganz falsch interpretiert. Das haben die in Serfaus offenbar schon vor mir gewusst. Ja, natürlich weiß ich ein bisschen was über Geschichte. Das bekommt man von allerlei Leuten, Bekannten und Freunden, die mehr oder weniger gebildet sind, ja zwangsläufig mit. Ohne Gesichte und Geschichtlichkeit geht offenbar nichts. Wer auftrumpfen will der streut schnell mal ein bisschen historisches Wissen ein und wird gleich um ein paar Ecken gebildeter und schlauer wahrgenommen. Meist basiert dieses Wissen auf einem Faktenwissen. Wer hat wann wo mit wem Krieg geführt, wer wurde wann wo von wem ermordet, welche Stadt wurde wann und wo gegründet und so weiter und so fort. Ich kann mir bei solchen Ausführungen meist ein heimliches Gähnen nicht verkneifen. Und ich kann auch begründen woran es liegt. Weniger an der Geschichte selbst, sondern an der Art und Weise wie oft Geschichte betrieben wird: Abstrakt, faktisch und sachlich. Für mich funktioniert das nicht. Mit auf dem Programm in Serfaus: Das Archäologie-Museum (Bild: TVB Serfaus-Fiss-Ladis) Mein Vorschlag: Man könnte ja mal so eben und beiläufig eine Differenzierung von Geschichte und Geschichtlichkeit einführen. Geschichte wäre dann immer noch ein auf Fakten und Ereignisse basierendes Gebiet, während das Gebiet der Geschichtlichkeit den Prozess und die Entwicklung eines Ortes in den Blick nimmt. Diese Geschichtlichkeit würde sich dann nicht ausschließlich auf Fakten, Zahlen und Daten konzentrieren, sondern hätte die Veränderung eines Ortes wie eben z.B. Serfaus im Blick. Serfaus: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft Die These dabei ist einfach: Die Vergangenheit definiert die Gegenwart und weist auch schon in die Zukunft. Dieser Zusammenhang wäre aber nicht strikt kausal, sondern wäre eher auf der Ebene der Entscheidungsträger, der Meinungsbildner und natürlich auch der gesamten Bevölkerung anzusiedeln. Soll heißen: Nur indem ich über die Entwicklung und die Geschichtlichkeit von einem Ort wie z.B. Serfaus Bescheid weiß, kann auch im Heute die Situation richtig interpretieren und adäquate Entscheidungen treffen und damit die Zukunft beeinflussen. Bringt die Geschichte und Geschichtlichkeit in Serfaus auf lebendige Weise näher: Alfred Tschuggmall (Bild: TVB Serfaus-Fiss-Ladis) Von der Bewusstmachung der Geschichtlichkeit eines Ortes wie Serfaus kann man vor allem eines lernen: Alles im Heute ist nicht notwendigerweise so wie es ist. Es könnte auch ganz anders sein. Geschichtlich gesehen ist das Heute eine Ansammlung an Entscheidungen, die mehr oder weniger richtig oder falsch waren. Die Gegenwart ist die mehr oder weniger logische Konsequenz von Ereignissen, die mehr oder weniger zufällig oder erzwungen stattgefunden haben. Geschichtlichkeit ist für mich ein Begriff der Verflüssigung von Geschichte, der Lebendig-Machung. Zahlen und Fakten spielen eine Rolle, Gründungsmythen und die Suche in der Vergangenheit um die Gegenwart zu legitimieren nicht mehr. Es handelt sich hierbei nicht um einen Blick zurück, sondern um einen Blick, der umherschweift: Die Vergangenheit wird von der Gegenwart erleuchtet und die Gegenwart von der Vergangenheit. Das Verhältnis dieser zwei Zeiträume ist reziprok und muss immer wieder aufs Neue verhandelt und ausgehandelt werden. So bleibt, aus meiner Sicht, die Geschichte lebendig und eben nicht so staubtrocken, wie es viele auch noch von ihrer Schulzeit her kennen. Ich behaupte einfach Mal, dass Serfaus und deren Gemeindearchiv Alfred Tschuggmall einen ähnlichen Zugang zur Geschichte und zur Geschichtlichkeit haben wie ich. Definitiv wird hier die Geschichte aber als etwas Lebendiges verstanden, das es zu vermitteln gilt. Die Dorfbesichtigungen in Serfaus, die jeden Mittwoch bis zum 15.10. um 15:00 stattfinden, sind ein Zeichen dafür. In dieser Hinsicht möchte ich ans Herz legen, Serfaus nicht „nur“ wandernd oder sonst wie zu erkunden, sondern eben auch geschichtlich und historisch. Und euch dann, unterwegs mit Herrn Tschugnall, sowohl Gedanken über Serfaus als auch über Geschichte und Geschichtlichkeit an sich zu machen. Ich denke es lohnt sich. Schließlich geht es um viel: Um nicht weniger als um unsere Zukunft und um die Zukunft eines Orten wie Serfaus.
Ich und das Radfahren: Eine unendliche Geschichte, die im Kaiserwinkl endet
Meine "Radfahr-Karriere" ist ja relativ abrupt zu Ende gegangen. Genau genommen hat sie ja nie wirklich begonnen. Radfahren ein wenig den Inn entlang und dann auch nur ein paar Kilometer. Während dem Weg dann dauerndes Jammern, dass Radfahren ja eigentlich überhaupt nicht bequem ist und nach dem Radfahren klagen darüber, dass mir der Allerwerteste weh tat. Vielleicht lag´s am Fahrrad, vielleicht an mir. Oder vielleicht daran, dass ich mich, zumindest in Sachen Sport und Natur noch nie so recht aus der „Komfortzone“ heraus getraut habe. Doch das soll sich jetzt endlich ändern. Ich und das Radfahren: Das ist nicht wie Bonnie und Clyde oder wie Tristan und Isolde. Eher wie Tom und Jerry. Eine Hassliebe. Ein Verhältnis, das immer mal wieder auf Eis gelegen ist und das ich dann doch immer wieder zu beleben versucht habe. Dem Sport und der Gesundheit wegen. Und natürlich auch, weil das Radfahren in einer recht überschaubaren Stadt wie Innsbruck Sinn macht, zumal wenn die Tarife für die Öffentlichen Verkehrsmittel mal wieder erhöht werden. Als vernunftbegabter Mensch hatte ich mich daher schon vor ein paar Jahren entschlossen, die Wege in Innsbruck mit dem Rad zurückzulegen. Ich musste aber erkennen, dass dieses Vorhaben zum kläglichen Scheitern verurteilt war. Ich sage nur so viel: mangelnde Fahrradbeherrschung, Straßenbahnschienen. Den Rest könnt ihr euch vorstellen. Seitdem lege ich meine Wege in der Stadt zu Fuß zurück. Denn gehen ist ja auch ein Sport, oder etwa nicht? Würde das bald ich sein und würde ich bald Biken mit dem Blick auf den Walchsee einem guten Konzert vorziehen (Bild: TVB Kaiserwinkl) Vielleicht lag meine dezente Aversion gegen das Radfahren aber auch in meiner Kindheit begründet. Ich erinnere mich noch gut an einen Fahrradausflug mit meinem Vater, der plötzlich abrupt von einer Herde von Kühen gestört wurde. Seitdem ist mir das Radfahren genau so wenig sympathisch wie Kühe, die mir zu nahe kommen. Ein jüngster Bericht in der Tiroler Tageszeitung bestätigt meine Angst vor diesen unberechenbaren Monstern. Das bisschen Naturerlebnis und das bisschen Abenteuer, das man beim Radfahren erleben konnte war´s mir eigentlich im Grunde nie Wert gewesen. Stattdessen doch lieber auf Konzerte gehen, ein gutes Buch lesen oder etwas ähnliches, das zumindest in körperlicher Hinsicht ungefährlich ist. Radfahren und Biken im Kaiserwinkl als Selbstzweck: So kommt man der Schönheit der Natur nahe… Aber darum ging es eigentlich nicht. Das wusste ich. Ich hatte ganz einfach den falschen Blickwinkel gewählt. Es ging nicht darum das Radfahren als pragmatisches Mittel ein Ziel zu erreichen zu sehen. Es ging nicht darum, das Radfahren als mehr oder weniger gefährlich einzustufen. Es ging darum, dem Radfahren die Schönheit abzuringen, die es nun einmal bot. Das Radfahren musste zum reinen Selbstzweck werden. Radfahren um Rad zu fahren, ähnlich wie Kunst um der Kunst Willen. Dann, und nur dann – so war ich mir mittlerweile sicher – konnte das Radfahren in Biken in Tirol seine volle Schönheit entfalten. Denn schön ist es ja in Tirol, das muss jetzt schon mal gesagt werden. Und auch der Kaiserwinkl gehört nicht gerade zu den hässlichen Orten. Warum ich gerade Kaiserwinkl sage? Ganz einfach: Weil ich vor kurzem über die Bikeschaukel Tirol gestolpert und darauf aufmerksam geworden bin. Die letzte Etappe sollte es in sich haben: Von St. Johann in Tirol bis an den Walchsee. Jetzt definitiv nicht die unschönsten Orte, ganz im Gegenteil. Vor allem die Aussicht, dass am Ende der Walchsee auf mich wartete und eine schöne Abkühlung versprach, war verlockend. Der Weg ist das Ziel. Aber auch ankommen macht Freude (Bild: TVB Kaiserwinkl) Ja, ich weiß schon: Ich denke schon wieder zu viel ans Ziel und zu viel an das süße Nichtstun am Walchsee im Kaiserwinkl, dabei sollte ich mich doch endlich mit dem Biken und Radfahren als Selbstzweck anfreunden. Denn ich war mir sicher: Erst wenn dieser Zustand erreicht war, der Weg das Ziel war und ich Rad zu fahren begann um Rad zu fahren, ohne tiefere Intention, dann würde sich mir die wunderschöne Landschaft im Kaiserwinkl öffnen. Sie würde sich mir zeigen, da ich eben im Unterwegs-Sein den Blick für das Gute, Wahre und Schöne haben würde. Dass ein bisschen Sport und Anstrengung damit verbunden sein würde, sollte ich schon verkraften können. So oder so: Jetzt müsste nur noch ein gutes Rad her. Und eine ausgeklügelte Tourenplanung. Denn alles musste genauestens geplant und organisiert sein. Oder sollte ich einfach loslegen, mich auf mein neu erworbenes Rad schwingen und loslegen? Was meint ihr?
Grillen oder Grillen-Lassen? Im Hotel Waldfriede ist das keine Frage!
Grillen ist ein emotional hoch sensibles und hoch komplexes Thema. Vor allem Männer, auch wenn sie dem aufgeklärten Teil der Spezies Mann angehören, mutieren wieder zu Männern, wie sie früher im Buche standen. Grillen ist Männersache und mit dem richtigen Grill am richtigen Ort mit dem richtigen Fleisch bringt man sogar Kochmuffel dazu, essbare und genießbare Speisen zuzubereiten. Ganz einfach deshalb, weil Grillen nicht kochen ist. Grillen ist eine Religion oder zumindest eine Weltanschauung. Die Tatsache, dass jetzt jeden Freitag im „Hotel Waldfriede“ im Zillertal gegrillt wird macht die Sache einfacher. Zum Glück. Grillen ist also, wie gesagt, für viele Männersache. Männer stehen hinterm Grill und binden sich sogar, man sehe und staune, Kochschürzen um. Am besten natürlich mit nackten Frauen als Motiv darauf, schließlich will man ja seine Männlichkeit nicht unnötig in Frage stellen. Dann geht´s los: Fleisch auf den Grill und so tun, als ob man Ahnung hätte. Oder notfalls einfach die Behauptung einwerfen, dass Männer zum Grillen geboren seien und letztlich jeder Mann grillen kann. Das sei angeboren. Die Frauen sind dabei dazu verdammt das zu tun, was sie in den Augen der zu wahren Männern mutierten Grillmeister am besten können: Saucen machen und den schönen optischen Aufputz bei Grillfesten mimen. Achja: Und ein wenig reden dürfen sie auch noch. Untereinander. Über Frauenthemen. Die Männer sitzen währenddessen wortkarg herum, essen und grillen vornehmlich Fleisch und genehmigen sich das eine oder andere Bier. Meistens so viel, dass damit wenige Stunden später eine weitere Funktion der Frauen eintritt: Die Funktion die betrunkenen Männer heil nach Hause zu bringen. Da gibt es wirklich schlechtere Orte als die Terrasse vom "Hotel Waldfriede" (Bild: Hotel Waldfriede) Selbst grillen? Oder grillen lassen? Im Hotel Waldfriede im Zillertal gibt es endlich Antworten… Ich gebe es zu: Das sind ein wenig viel der Klischees. Aber ich bin mir fast sicher, dass sie so falsch gar nicht sind bzw. dass eben viele Männer in die Klischeefalle tappen, wenn es ums Grillen geht. Und: Grillen ist Mainstream. Und mittlerweile auch in Gourmet-Kreisen angekommen. Fakt ist also, auf ganz objektiver Ebene: Dem Grillen entkommt man nicht. Nicht mal in diesem Sommer, der bisher eher, diplomatisch ausgedrückt, bescheiden ausgefallen ist. Falstaff, BEEF & Co. haben diesem Thema jedenfalls trotzdem schon ausführliche Berichte gewidmet. Grillen kann auf hohem oder auf eher bescheidenem kulinarischen Niveau erfolgen. Das wissen wir seit diesen Artikeln. Aber meiner Meinung nach ist bisher etwas übersehen worden: Wie entkomme ich diesem ewigen, nervigen Männer vs. Frauen beim Grillen Thema? Das „Hotel Waldfriede“ im Zillertal hat da eben mal eine Lösung aus dem Ärmel geschüttelt. Leichtfüßig, ganz so, als sei diese Lösung so nebenbei entstanden. Für mich ist hier jedenfalls ein Problem gelöst worden, das schon viel zu lange virulent ist. Im "Hotel Waldfriede" im Zillertal grillen Menschen, die es wirklich können. Das schmeckt nicht nur gut, sondern ist auch beziehungsfreundlich (Foto: Hotel Waldfriede) Ich behaupte hier lösen sich die alten Geschlechter-Kämpfe auf und Männer müssen nicht mehr länger in steinzeitliche Rollenmuster zurückfallen. Denn hier muss Mann nicht mehr grillen. Hier wird gegrillt. Und das auch noch mit herrlicher Aussicht und von Menschen, die es wirklich können. Jetzt mal so rein kulinarisch gesehen. Und das Zillertal ist ja ohnehin nie die falsche Wahl, wenn man sich mal ein wenig von Alltag und Stress verabschieden möchte. Entscheidend hier ist aber: Wer nichts tut, also keine Handlungen setzt, der läuft nicht Gefahr, sich in altbekannten Stereotypen zu verfangen. Wer nichts tut, das heißt also nicht selbst grillt, der riskiert keine Beziehungs-Streitigkeiten, da die Frau oder Freundin dann nicht urplötzlich drauf kommt, welchen „Neandertaler“ sie da zum Freund oder zum Mann hat. Und wer nichts selbst tut und nicht selbst grillt der hat alle Sinne frei um zu genießen und sich ganz auf den Genuss zu konzentrieren und zu fokussieren. Wer nicht selbst grillt, der kann sich den ganz besonderen Geruch von Gegrilltem in seine Nase steigen lassen. Der kann den Ausblick auf das Zillertal genießen, der sich einem vom Hotel und von der Terrasse aus auftut. Ihr seht also: Das Grillen-Lassen im „Hotel Waldfriede“ im Zillertal hat nur Vorteile. Solltet ihr euch, wie ich selbst übrigens auch, also demnächst mal genehmigen. Die Bilder im Beitrag sollen euch schon mal darauf vorbereiten, was da alles an Schönheit und Geschmack auf euch wartet…
Das Outreach Jazz-Festival in Schwaz: Jazz „reloaded“
Ich stelle mir Franz Hackl, der hinter dem alljährlichen „Outreach-Festival“ maßgebend steht, vor allem als einen genialen Netzwerker vor, der Gott und die Welt kennt und eigentlich mit allen zu können scheint. In zweiter Linie sehe ich ihn mit seinem Vater in der Werkstatt in Schwaz stehen und an neuen Trompeten-Modellen herum tüfteln, die mittlerweile auch in New York, wo Franz Hackl ja bekanntlich die meiste Zeit im Jahr wohnt, erfolgreich verkauft werden. Erst in dritter Linie sehe ich ihn als Musiker. Das liegt aber nicht daran, dass er ein schlechter oder uninteressanter Musiker wäre. Das liegt vielmehr daran, dass spätestens beim „Outreach“ all diese Ebenen zusammenfließen und untrennbar miteinander verbunden sind. Ich kenne Franz Hackl nur flüchtig. Von einer Bekanntschaft zu sprechen wäre fast schon übertrieben. Wir kennen uns eigentlich nur virtuell und haben im realen Leben vielleicht eine handvoll Worte miteinander gewechselt. Umso erstaunlicher war es, dass mich Franz Hackl damals, als unsere persönliche Bekanntschaft noch nicht einmal so weit reichte, zu seinem alljährlichen Werkstatt-Konzert nach Schwaz einlud. Ich hatte das Gefühl, in meiner Rolle als Schreiberling, der sich hin und wieder auch mit dem Thema Musik befasst und nebenbei auch ein paar Konzerte selbst veranstaltet, ernst genommen zu werden. Den Ton von Franz Hackl in seiner Einladung kann ich nur als wertschätzend und zuvorkommend bezeichnen. Vor Ort in Schwaz wurde mir dann klar: Es waren sehr viele Leute eingeladen worden, fast zu viele. Die Werkstatt platzte aus allen Nähten. Politiker und Medien gaben sich ein Stelldichein und umschwärmten Franz Hackl regelrecht. In diesen Augenblicken verstand ich eine seiner herausstechenden Eigenschaften: Franz Hackl ist ein begnadeter Netzwerker, der in Tirol und weit darüber hinaus Gott und die Welt kannte und dessen Ideen und dessen Konzepte von eben dieser illustren Schar an Bekannten, Freunden und Meinungsmachern mitgetragen wurde. Kümmert sich nicht "nur" um seine Netzwerke, seine Trompeten und sein Festival, sondern auch um den Nachwuchs: Franz Hackl (Foto: Outreach) Das taten diese bereitwillig, ganz einfach deshalb, weil es Franz Hackl verstand und versteht, Leute um sich zu scharen und sie an sich und seine Ideen zu binden. Sie für sich zu einzunehmen. Das gelingt ihm aus meiner subjektiven Sicht vor allem deshalb, weil man sich ernst genommen fühlt. Wertgeschätzt. Verstanden. Noch beim größten Trubel hatte Franz Hackl damals in Schwaz nette Worte für so gut wie jeden. Das ist eine Leistung und längst nicht selbstverständlich. Franz Hackl und das „Outreach“: Netzwerker, Klangforscher und Musiker Franz Hackl ist aber auch, neben seiner Rolle als „Netzwerker“ auch ein hervorragender Trompetenbauer. Hackl trifft man nicht nur auf den Bühnen in New York an, sondern auch immer mal wieder in der Werkstatt zusammen mit seinem Vater in Schwaz. Bitte verzeiht mir, dass ich auf technischer Ebene wenig über diese Trompeten aus dem Hause Hackl sagen kann. Aber es wird ebendiesen nachgesagt, dass sie in Sachen Sounds und Spielbarkeit in der Oberliga mithalten können und dort sogar technische Innovationen setzen. Darum geht es Franz Hackl wohl auch in seiner Rolle im Instrumentenbau: Das beste, spielerisch einwandfreie Instrument in den Händen zu halten, dass dann weltweit das Potential hat für Aufsehen zu sorgen, weil es so gut klingt wie wenig andere Instrumente. Es geht darum, die Musik, in den einzelnen Musikern und deren Köpfen schlummert zum Ausdruck zu bringen. Gute Instrumente sind in der Lage, abstrakte Ideen im Prozess des Spielens konzise auszuformulieren und auf die Bühne oder auf eine Aufnahme zu bringen. Meine These ist dabei eigentlich einfach: Beim „Outreach-Festival“ werden die Eigenschaften und Fertigkeiten der Person Franz Hackl sichtbar. Obwohl natürlich auch andere Beteiligte und deren Relevanz hier nicht geschmälert werden soll habe ich den Eindruck, dass das Festival seine Person sehr gut spiegelt. Aus mehreren Gründen. Zum ersten deshalb, weil das Festival oftmals den Charme versprüht, dass hier eigentlich nicht nur Musiker_Innen, sondern Freund_Innen und Teilnehmer und Teilhaber des Netzwerkes von Franz Hackl auf der Bühne stehen. Adam Holzman, Musiker von Weltrang, ist auch dieses Jahr wieder beim "Outreach" mit dabei. (Foto: Outreach) All die Musiker beim Festival scheint Franz Hackl gut zu kennen und zu schätzen. Das führt zu einer angenehmen, entspannten Atmosphäre, in denen manchmal auch der ganz spezielle Charme von Experimenten zu spüren ist. Das Festival liefert nicht immer fertiges, komplett ausformuliertes an, sondern lässt sich auch als eine Werkstatt der Möglichkeiten verstehen. Sowohl bei der „Academy“ rund ums „Outreach“ als auch beim Festival selbst gibt Augenblicke, die grandios gelungen sind, aber auch Augenblicke, in denen man Experimente eher als gescheitert ansehen muss. Genau das ist aber kein Makel, sondern der große Gewinn beim „Outreach“: Die musikalische Fallhöhe ist hoch, die Programmierung bunt und weit abseits der üblichen Verdächtigen, die man ansonsten auf sogenannten „Jazz-Festivals“ antrifft. Hackl und das „Outreach“ wagt sich vom Geist und der Intention des Jazz (It´s all Jazz!) beflügelt weit hinaus in andere, verwandte Genres. Das verbindende Glied ist die Experimentierlust und der Mut zu musikalischen Abenteuern und Innovationen. Ein Highlight 2013: Jane Getter (Bild: Outreach) Und für kommt da der Instrumentenbauer und „Klangforscher“ Hackl ins Spiel: Es geht ihm nicht um Jazz als ein (mehr oder weniger) eng definiertes Genres, sondern um Jazz als spielerischer Möglichkeitsraum, in dem „geforscht“, gesucht, optimiert und von Zeit zu Zeit auch etwas Perfektes, Vollkommenes gefunden wird, dass es lohnt, weiter verfolgt zu werden. Um ein enges Genre-Denken gibt es dabei niemals. Viel eher um die „Optimierung“ des Klanges und der spielerischen Möglichkeiten. Dazu muss gesagt werden: Auch Franz Hackl als Musiker steht beim „Outreach“ des Öfteren auf der Bühne und bringt sich, je nach Projekt und nach Intention, mehr oder weniger stark spielerisch und musikalisch ein. Und dabei wird deutlich: Franz Hackl ist auch ein sehr guter, interessanter Musiker mit hohem Wiederkennungswert. Doch er ist eben nicht „nur“ das, sondern auch noch das in diesem Text beschriebene. Eines ist jedenfalls klar: Das „Outreach-Festival“ in Schwaz wäre nicht, das, was es wäre, wenn nicht Franz Hackl so wäre wie er eben ist. Für mich ist das „Outreach-Festival“ in Schwaz jedenfalls Jahr für Jahr ein musikalisches Highlight, weil hier oft „Jazz“ anders und neu gedacht wird. Eben „Jazz-Reloaded“…
Atemlos durch Innsbruck, oder: Eine Woche Kultur (fast) Non-Stop
Begonnen hat alles mit der Eröffnung des „Fernweh-Festivals“ mit dem Taksim Trio im Treibhaus Innsbruck. Vorher stattete ich noch dem New Orleans Festival einen Kurzbesuch ab. Eine Fortsetzung fand sich am Samstag beim „Orgelfest“ im Kurhaus Hall. Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der Promenadenkonzerte. Am vierten Tage ruhte ich dann, um mich dann Dienstags zu den „Ambraser Schlosskonzerten“ zu begeben, während am Tag darauf schon Harri Stojka wiederum im Treibhaus auf meinen Besuch wartete. Heute, also Donnerstags, würde Adam Holzman im „the early bird“ seine Hammond-Orgel auspacken. Klingt nach viel Kultur und vielen Konzerten. War es auch. Aber ich habe überlebt. Aus bestimmten Gründen. Manchmal frage ich mich schon. Und zwar ganz direkt in einem inneren Dialog mit mir selbst: „Warum tust du dir das eigentlich an?“ Wäre es nicht stattdessen Zeit für einen Rückzug in Sachen Kultur? Eigentlich ja. Zumal vieles was in Innsbruck an Kultur passiert eben nicht der Rede wert und eigentlich eine reine Zeitvergeudung ist. Aber es gibt eben auch glückliche Zufälle, dass es wirklich Wochen gibt, an denen an so gut wie jedem Tag irgendwo ein Konzert stattfindet, das sich lohnt. Vor allem im Juli häufen sich für mich solche Momente meistens, bevor Innsbruck dann im August in eine Art von "Sommerstarre" verfällt. Auch deshalb nehme ich im Juli kulturell gesehen (fast) alles mit, was geht und lohnend ist. Denn das Sommerloch kommt bestimmt. Und schließlich ist der Juli auch die Zeit, wo meine Familie auf Sommerfrische in Osttirol ist, während ich in Innsbruck bleibe. Das letzte der "Innsbrucker Promenadenkonzerte" fand am Sonntag in Innsbruck statt. Ich war traurig. Es gibt aber einen entscheidenden Aspekt, wenn ihr es mir nachmachen wollt und auch ähnlich viel Kultur und Musik rezipieren wollt: Es ist eine Frage der Haltung und der Selektion. Denn die ist wichtig. Meine These: Man stumpft sofort oder zumindest sehr schnell ab, wenn zu viel des gleichen gesehen und gehört wird. Wenn man sich nur in einer Szene und in einem Genre bewegt. Den 1000ten gleichklingenden Indie-Act im Weekender solltet ihr euch besser nicht geben. Geht vernünftig mit eurem "Kulturrezeptionsvermögen" um. Meiner Meinung nach gelingt das, wenn es eine Selektion gibt. Eine Konzentration. Eine Fokussierung. Und zwar eine Fokussierung auf Qualität, die sich durch sämtliche Genres und Szenen bewegt und dabei stets genau das auswählt, was mehr oder weniger objektiven Qualitätskriterien entspricht, die natürlich zum Teil auch auf subjektiven Präferenzen fußen. Aber eben nicht nur. Für mich gibt es eine qualitative Schnittmenge, mit der ich mich relativ geschickt in allen Szenen bewege und mich zugleich keiner Szene und keinem Genre verpflichtet fühlen muss. Für mich funktioniert es. Schlechtes Foto (verdammte Sonne), gute Band: Das Sara Koell Project beim New Orleans Festival. Der "Kultur-Marathon" in Innnsbruck: Wie überstehe ich eine Woche Kultur (fast) Non-Stop? Mein Kultur-Marathon, der irgendwann unterwegs, im Tun und im Hingehen, zu einer Art Selbstversuch wurde, startete einigermaßen unvernünftig. Ich ging bereits am Donnerstag aufs New Orleans Festival und sah mir eine Jamiroquai-Coverband an. Ich hätte es besser wissen sollen und musste angesichts der (zu) vielen falschen Töne der an dieser Band beteiligten Sängerinnen bald flüchten um den Promenadenkonzerten einen Besuch abzustatten, die für mich, ja wirklich ernst gemeint, in diesem Sommer DIE musikalische Offenbarung schlechthin waren. Ich würde sagen: Ja, es lohnt sich einen künstlerischen Leiter zu haben, der wirklich auf künstlerisches Niveau setzt und sich wirklich in seiner Musik auskennt, anstatt wie im Falle des New Orleans Festivals großteils eher auf Klamauk und auf Bands und Musikerinnen zu setzen, die halt gerade Zeit hatten zu spielen und im besten Fall auch in Tirol zu Hause sind. Ist schließlich einfacher und billiger. Was das mit New Orleans zu tun hat, blieb schleierhaft. Aber offenbar fragte ja auch niemand danach. Dass das „Sara Koell Projekt“ am Freitag dann für sich genommen gut war, ist eine andere Sache. Spielerisch und musikalisch gut, die Sängerin traf souverän alle Töne und Rita Goller glänzte am Keyboard. Über den Rest möchte ich hier lieber nichts schreiben. Der breiten Masse schien´s zu gefallen. Ist ja auch was. Wie es anders geht, wie man Massen anlockt OHNE auf die musikalische Qualität so gut wie zu pfeifen zeigte sich danach bei der Eröffnung des „Fernweh-Festivals“ mit dem Taksim Trio, über das ich schon an anderer Stelle ein paar Worte verloren habe. Michael König erklärt das Harmonium beim "Orgelfest" Am Samstag verhielt es sich wieder ein wenig anders. Beim „Orgelfest“ waren, der Bestuhlung nach zu urteilen offenbar erwartungsgemäß, die großen Massen ausgeblieben. Lediglich ca. 40 Leute hatten den Weg ins Kurhaus Hall gefunden und wollten sich einen Abend mit Michael König am Harmonium und Michael Schöch am Klavier anhören. Dabei entfaltete vor allem das Zusammenspiel von Klavier und Harmonium einen Gesamt-Klang, den ich so tatsächlich noch nie gehört hatte. Etwas, das mit viel zu selten passierte. Michael König nahm sich in der Pause außerdem Zeit, das Harmonium und dessen Funktionsweise zu erklären. Ein toller, kostbarer und delikater Abend. Leider für die „happy few“, die sich dafür interessierten. Aber es ist ja auch schön, wenn man „unter sich“ bleibt. Im "Spanischen Saal" vor dem Konzert von Raquel Andueza Nachdem ich am Tag darauf den Promenadenkonzerten wieder einen Besuch abstattete und tatsächlich traurig war, dass das der letzte Abend mit dieser für mich wunderlichen aber berührenden Musik war, musste ich am Montag erstmals ruhen. Zumindest in kultureller Hinsicht. Schließlich standen am Dienstag und am Mittwoch zwei weitere potentielle Highlights an: Raquel Andueza bei den „Ambraser Schlosskonzerten“ und Harri Stojka wiederum im Treibhaus. Von Harri Stojka bis Raquel Andueza: Die Bandbreite an Kultur in Innsbruck ist enorm Und während Harri Stojka und seine Band mit handverlesenen indischen Musikern ein musikalisches Feuerwerk veranstaltete, musikalisch mit Virtuosität und Spielwitz glänzte war für mich dennoch die Sopranistin Raquel Andueza bei den „Ambraser Schlosskonzerten“ am Tag zuvor die wahre Offenbarung. Wie unaufgeregt, unangestrengt und mit welcher Natürlichkeit und Authentizität sie sich durchs musikalisch anspruchsvolle Programm bewegte, war beispiellos. Ihre Singstimme wirkte, im Gegensatz zu so manch anderen Sängerin in diesem Bereich, nicht künstlich oder gar aufgesetzt. Sondern direkt und dennoch mit allen technischen Finessen versehen, die man sich von einer Sängerin dieser Klasse erwarten konnte. Großartig! Harri Stojka voll in Fahrt... Heute "müsste" ich dann nur noch den weitum, zu Recht, gerührtem Adam Holzman aus New York im „the early bird“ anhören, dann wäre mein Kultur-Marathon vorbei. Ich werde mir dann ein paar Tage Pause von Kultur und Kunst gönnen. Wer sich jetzt ausführliche Konzertkritiken oder Abhandlungen über die Konzerte und Veranstaltungen erwartet hatte, ist jetzt vermutlich enttäuscht. Aber darum ging es mir auch nicht. Es ging mir darum, etwas zu behaupten, dass über die individuellen und einzelnen Konzerte hinausgeht. Etwas, das sich universell feststellen lässt: Kultur und Qualität in Innsbruck ist möglich. Ein qualitativ hochwertiges Konzertprogramm, das man sich selbst zusammen stellt, ist denkbar und machbar. Wenn, ja wenn, man endlich die in Innsbruck recht verbreiteten Tendenzen zur Einigelung in der eigenen Szene und im eigenen Genre hinter sich lässt. Das Szene-Denken in Innsbruck finde ich bedauerlich. Oder haben Sie schon mal jemanden gesehen, der sich eigentlich für „Alte Musik“ interessiert und der dann aber auch ganz lässig beim nächsten Noise-Konzert in der P.M.K. zu sehen ist? Für mich muss Melt Banana und Amandine Beyer kein Widerspruch sein. Beides sind wunderbar musikalische Acts. In Innsbruck sieht man ja nicht mal Leute (oder zumindest kaum), die sich von den heiligen Hallen der P.M.K. ins Treibhaus trauen – und natürlich auch umgekehrt. Damit wird ein Kulturgenuss auf hohem Niveau natürlich fast unmöglich und man wird zwangsläufig viel Durchschnittsware sehen. So viel dazu. So viel zu meiner Anleitung zum kulturellen Glücklich-Sein. Vielleicht habt ihr eine ganz andere Strategie? Falls ja, würde mich diese interessieren. Gerne könnt ihr es mir aber auch nachmachen, wenn ihr möchtet. Denn Innsbruck hat so einiges zu bieten. Wenn man genau und ohne Scheuklappen hinschaut...
„Fernweh“ im Treibhaus Innsbruck: Nichts wie weg!
Ich hasse Innsbruck. Vor allem im Sommer. Die Studenten sind weg, die Straßen leer, Touristen haben die Kontrolle über die Altstadt übernommen und ich muss stetig aufpassen, dass ich es nicht auf ein Foto im nächsten Familienalbum einer japanischen Familie schaffe. Zum Glück gibt es Inseln. Kulturelle Inseln, die mich den Sommer überstehen lassen. Und mein Selbstmitleid meinen Sommer in Innsbruck verbringen zu müssen auf ein Minimum reduzieren. Im Sommer zeigt sich Innsbruck oberflächlich gesehen nicht von seiner schönsten Seite. Baustellen sprießen wie aus dem Nichts aus dem Boden und machen ein vorankommen mit öffentlichen Verkehrsmittel oder gar mit dem Rad mühsamer als je zuvor. In den Pubs hört man fast nur mehr amerikanisch, weil die New Orleans Summer-School mal wieder angesagt ist und Jahr für Jahr Amerikanerinnen und Amerikaner nach Innsbruck karrt. Nichts gegen Amerikaner und vor allem gegen Amerikanerinnen. Wenigstens muss ich mir diese Damen abends nicht mehr in ihren schlabbrigen T-Shirts und abgetragenen Sport-Shorts ansehen, denn sie scheinen die Tendenz zu haben, sich zumindest zum Ausgehen adäquat zu kleiden. Aber die Gespräche die man dann oft mithören muss, sind, sagen wir es mal diplomatisch, intellektuell gesehen nicht gerade das Gelbe vom Ei. Der Kopf hinter dem Treibhaus Innsbruck: Norbert Pleifer (Bild: Thomas Böhm) Das „Treibhaus“ in Innsbruck: Eine temporäre, kulturelle Insel Manchmal passiert in Innsbruck aber etwas, das ich gar nicht für möglich gehalten habe. Und in solchen Augenblicken wird auch deutlich, dass ich Innsbruck doch mag. Manchmal. Ein bisschen. Weil es doch hin und wieder für eine Überraschung gut ist und von einer netten Provinzstadt, die sich gerne als Weltstadt sehen würde, zu einem Ort der temporären Internationalität wird. Das passiert im Sommer vor allem auch bei den „Innsbrucker Festwochen der Alten Musik“. Das Konzert von Amandine Beyer bei den "Ambraser Schlosskonzerten" kann hier stellvertretend dafür genannt werden. Aber davon soll hier gar nicht die Rede sein. Die Rede soll hier von meinem heiß geliebten Treibhaus sein, das mir schon manchen Sommer in Innsbruck gerettet hat. Mit einem bemerkenswerten Konzept, das eigentlich in sich widersprüchlich ist: Indem ich Konzerte von Acts wie Vijay Iyer, Craig Taborn oder Mostly Other People Do The Killing sah wurde mir bewusst, in welcher musikalischen Provinz wir eigentlich leben. Und wie schlecht und international unbedeutend so mancher Local-Act ist. Und wie sehr ich eigentlich in New York oder sonst wo in der großen weiten Welt leben sollte. Endlich keine Berge mehr, endlich nicht mehr in der Provinz und in der dort auferlegten Mittelmäßigkeit verortet, sondern in einer Stadt voller Möglichkeiten. Spielte für mich eines DER Konzerte in Innsbruck der letzten Jahre: Der New Yorker Pianist Craig Taborn. Und jetzt wird es paradox: Dennoch haben mich solche Konzerte nie wirklich dazu gebracht ans Auswandern zu denken. Sondern ans Bleiben. Nach solchen Konzerten war ich froh, in Innsbruck zu sein. Ich kann mir das nur so erklären, dass ich eigentlich mit einer wirklich großen Stadt überfordert wäre. Von Hektik, Stress und den ganzen Dingen, die man in einer großen Stadt sonst noch so mit einkauft, wenn man dort lebt: Lärm, Shoppingmöglichkeiten an allen Ecken und Enden, meist die immer gleichen, stinklangweiligen Ketten und Konzerne. Brauche ich nicht und will ich nicht. Ich will Kultur, Konzerte, Musik! Den ganzen Rest drumherum kann mir gestohlen bleiben. Von mir aus kann die Stadt so klein sein wie Innsbruck. Wenn es nur Orte gibt, die es temporär schaffen, Weltklasse zu bieten, dann bin ich schon glücklich. These: Ich mag die kulturellen Inseln in einer Stadt, die normalerweise gar nicht so kunst- und kulturbeflissen ist. Ich mag es, wenn Dinge entstehen. Trotzdem, wegen allem. Und der Kampf von Norbert Pleifer in Innsbruck TROTZDEM ein Jahresprogramm von hoher Qualität anzubieten, zeigt mir, dass es möglich ist. Das Treibhaus ist mir zu einem Zufluchtsort geworden. Ein „Trotzdem-Ort“. Der in Innsbruck liegt, zugleich aber den Kontext Innsbruck überschreitet und etwas anbietet, das auch anderswo stattfinden könnte. Oder auch zeigt, was Innsbruck noch alles sein könnte. Das „Fernweh-Festival“ im Treibhaus: Da und doch weg Das erklärt für mich auch das „Fernweh Festival“, das am 25.07. im „Treibhaus“ fulminant mit dem Taksim Trio gestartet ist. „Am liebsten möchte ich weg sein & bleib am liebsten da.“. Das trifft es für mich auf den Punkt. Eigentlich möchte ich jeden Sommer in Innsbruck weg sein. Und bin es doch nicht. Weil es halt doch was gibt. Und weil es die interessante Möglichkeit gibt, kulturell weg zu sein und zugleich da zu sein. Weil die Option da ist, da zu sein und zugleich ganz weit weg zu sein. Geographisch anwesend. Das Taksim Trio eröffnete das "Fernweh-Festival". Und das Publikum war angenehm anders als man es sonst in Innsbruck sieht (Bild: Norbert K. Pleifer) Aber zugleich öffnete sich beim „Taksmin Trio“ schon mal ein imaginärer Raum, der ganz andere Bilder in meinem Kopf erzeugte. Wer aus einem solchen Konzert geht, der hält den Sommer in Innsbruck besser aus. Weil solche Konzerte nicht zeigen, dass man eben nicht in Istanbul ist und stattdessen in einem verschlafenen Städtchen in Tirol wohnt. Sondern weil es den Blick, auch das ist eigentlich paradox, versöhnlicher macht. Ich sehe Innsbruck viel nach, was nicht rund und gut läuft, wenn im „Treibhaus“ wieder mal so einiges gut, rund und hochwertig läuft. Gastiert am 30.07. im Treibhaus Innsbruck: Harri Stojka. Beim „Taksim Trio“ zeigte sich auch noch eine andere Sache, die ich mir eigentlich gar nicht erwartet hatte. Beim Betreten des Treibhauses am 25.07. wurde mir bereits klar: Ich hatte noch nie so vieler unserer sogenannten türkischen Mitbürger bei einem Konzert gesehen. Klar, das "Taksim Trio" ist in der Türkei bekannt. Und der Klarinettist dort gar ein Star. Das Konzert selbst wurde dann zu einem musikalischen Erlebnis. Auch weil viele türkische Fans bei dem einen oder anderen Volkslied mit sangen und die restlichen Besucher, die nicht türkisch sprachen und das Lied nicht kannten, einfach nur gebannt zuhörten. Und wussten, dass Innsbruck in diesem Moment mehr Istanbul als Innsbruck war. Wunderschön. Berührend. Und absolut richtig. Denn Innsbruck darf nicht Provinz blieben, sondern muss sich temporär verändern, transformieren, öffnen. Aus meiner Sicht gelingt das primär der Kultur und für mich vorrangig der Musik. Musik ist eine Raum- und Zeitkunst. Sie erfüllt den Raum mit Klängen und Sounds für eine bestimmte Zeit. Und diese Klänge können, wenn sie richtig gesetzt sind, ein Möglichkeitsraum sein, der die tatsächlich beschränkten Möglichkeiten des realen Raumes aufhebt, überschreitet und überschreibt. Exakt das ist für mich die Funktion des „Fernweh-Festivals“: Eine Aufhebung des realen Raumes. Sei es Innsbruck. Sei es das Treibhaus. Für die Augenblicke eines guten Konzertes ist die Ver-Ortung suspendiert und die eigene Verwurzelung ist kein Hemmschuh mehr. In dieser Sache darf ich euch raten, dem einen oder anderen Konzert des „Fernweh-Festivals“ einen Besuch abzustatten. Auch bei Harri Stojka am 30.07. vermutete ich, dass es sich ähnlich wie beim Taksim Trio verhalten wird, wenn er seine indischen Musikerfreunde mitbringt. Ich bin jedenfalls dabei. Und für die Zeit des Konzertes und für die Stunden danach wird mein Blick auf Innsbruck wieder besänftigt. Eine gute Strategie um den Sommer in Innsbruck zu überstehen. Zumindest für mich funktioniert es.
Amandine Beyer bei den „Ambraser Schlosskonzerten“: Eine Offenbarung!
Ankunft Schloss Ambras. Strömender Regen. Kaum mehr Parkplätze. Menschenmenschen drängen sich langsam aber stetig in den „Spanischen Saal“ des Schloss Ambras in Innsbruck. Ich bin mitten unter den Leuten, von denen ich die wenigsten kenne. Das Publikum der „Alten Musik“ bleibt mir merkwürdig fremd. Ich betrachte es eher mit Respekt als freundschaftlich. Ich bin nicht Teil dieser „Szene“ und liebe doch seit einiger Zeit „Alte Musik“. Aber was genau fasziniert mich eigentlich an dieser Musik? Und warum schafft es diese Musik, Alltag und Hektik so gekonnt vergessen zu machen? Nach dem Konzert von Amandine Beyer und „Gli Incogniti“ fange ich einen Gesprächsfragment auf. Der künstlerische Leiter der „Innsbrucker Festwochen der Alten Musik“ merkt an, dass es bei dieser Art von Musik um Freiheit ginge. Zumindest glaube ich, er ist es gewesen. Mein Blickkontakt war flüchtig, ich wollte schnell den Saal verlassen, der gut gefüllt gewesen war, vielleicht auch etwas stickig. Ich hatte nur ein Ohr bei diesem Gespräch. Viel eher war ich noch abwesend und an einem anderen, imaginären Ort anwesend: Im gerade geschehenen Konzert. Ich war, das muss ich so sagen weil mir andere Begrifflichkeiten immer noch fehlen, begeistert. Beeindruckt. Überwältigt. Ich wollte der Anmerkung von wegen „Freiheit“ als Hauptintention dieser Musik begeistert zustimmen. Wenn ich es gewagt hätte mich in dieses Gespräch einzumischen. Denn genau das traf den Punkt: Diese Musik, die so formell, strukturell so mathematisch präzise war und der es so sehr um Balance, Ausgewogenheit und fast schon um emotionales und inhaltliches Kalkül ging, war es letztlich an der Freiheit gelegen. Ganz einfach deshalb, weil diese relative Formgebundenheit es ermöglichte, ganz präzise zu musizieren. Zielgerichtet. Klar. Auf eine Wirkung hin. Und diese Wirkung war tatsächlich am besten mit Freiheit beschrieben: Freiheit von Trauer, Abstumpfung, Melancholie. Freiheit als ein Moment des Sich-Befreiens. Der "Spanische Saal" vor dem Konzert. Amandine Beyer: Unvergleichlicher Spielwitz und Virtuosität Diese Art von Musik, zumal wenn sie von Amandine Beyer gespielt wird die an der Barock-Violine nichts anderes als eine Offenbarung war, hat die präzise und konzise Überwindung der lähmenden Melancholie im Sinn. Sie wird immer wieder tänzelnd, leichtfüßig, schwerelos, schwerstens vergnügt. Wenn diese Musik traurig ist, getragen, ein wenig schleppend aber niemals gelähmt, oder gar lähmend dann fühlt man alle Zwänge und Einschränkungen der Welt. Einschränkung und Einzwängung in den Strukturen, in den Gegebenheiten, in den gesellschaftlichen und formellen Zwängen des sozialen und kulturellen Umfeldes. Wenn sich diese Musik auflehnt, mit Übermut, Spielwitz und Virtuosität dann behauptet sie, zumindest wenn sie im heute zu uns „spricht“, dass die Situation nicht fatalistisch interpretiert werden muss. Es ist möglich, die Form und die Fassung zu wahren und sich federleicht über Zwänge hinwegzusetzen. Sie umzuwerten, zu seinen Gunsten auszuspielen. Wenn das passiert, dann lächelt man innerlich und äußerlich. Ist glücklich. Und das Beste an der Sache. Das alles erzählte diese Musik, unter der Leitung von Amandine Beyer, nur mir. Das Publikum verblasste. Musik wurde an diesem Abend für mich zu einer zutiefst subjektiven und emotionalen Erfahrung. Das Publikum war weit weg. Und mit ihm die möglichen Intentionen, die da sein mochten, an einem solchen Abend die „Innsbrucker Festwochen der Alten Musik“ zu besuchen. Darüber möchte ich nicht spekulieren. Vielleicht ging es dem einen oder anderen auch gar nicht um die Musik, sondern darum, sich ein wenig in die Sonne einer Veranstaltung zu begeben, die sowohl Prestige als auch Distinktion versprach. Amandine Beyer bei der Probe im "Spanischen Saal" (Bild: Innsbrucker Festwochen der Alten Musik) Vielleicht gab es aber auch Leute, die Amandine Beyer und „Gli Incogniti“ genau so erlebt haben wie ich: als grandiose Interpreten einer Musikform, die merkwürdigerweise im Heute so viel zu erzählen hat, wie sonst kaum eine Musikform. Zumindest mir. Ich könnte stundenlang in ein Zwiegespräch mit den Verzierungen und Strukturen in dieser Musik treten, die sich wie sonst kaum etwas als „Medium“ für tiefe Emotionen und Empfindungen eignet. Warum das so ist? Ich habe nach wie vor keine Ahnung. Ich weiß nur, dass mich zum Beispiel das „Wohltemperierte Clavier“ von J.S. Bach bei jedem Hören, vor allem in der Interpretation von András Schiff, zu Tränen rührt und damit etwas schafft, was andere Musik kaum schafft. Auch an diesem Abend gab es solche Augenblicke, die ich weder begrifflich noch rational fassen kann und möchte. Ich kann sie nur erfühlen und intuitiv verstehen. Ein Instrument, das sich nicht immer leicht stimmen lässt. Aber grandios klingt (Bild: Innsbrucker Festwochen der "Alten Musik") Darum verblasst auch bei mir bei der Rezeption von „Alter Musik“ ganz stark das Moment, in dem ich einordne, analysiere, mehr oder weniger gelehrte Abhandlungen über Text und Kontext dieser Musik schreiben will. Das mögen andere tun, die sich damit beschäftigen, was es mit dem Spiel einer Musikerin macht, wenn sie zugleich in der „Alten Musik“ heimisch ist und zugleich über Karlheinz Stockhausen promoviert hat. Das mag man ihrem Spiel anhören. Man muss sich allerdings nicht auf diese intellektuelle Ebene begeben, weil man ihre Vielfalt und eine Schranklosigkeit in ihrem Spiel in jeder Note hören konnte. Die „Alte Musik“ schien für Amandine Beyer ein komplexes Spielfeld zu sein, das sie in jedem Augenblick und in jedem Ton vergegenwärtigt, eben weil sie an Gegenwart und Gegenwärtigkeit dieser Musik glaubt. Ich tue das auch. Und noch viel mehr Leute sollten das tun. Ich kann nur jedem raten, und das sage ich aus einem tiefen emotionalen Berührt-Sein heraus, sich die weiteren Konzerte der „Ambraser Schlosskonzerte“ anzuhören und sich auch die „Innsbrucker Festwochen der Alten Musik“ auf keinen Fall entgehen zu lassen. Diese Musik kann und bewirkt etwas. Ganz tief drinnen. Wenn man es zulässt und alle Urteile und Vorurteile über Bord wirft.
Lebensenergie tanken am Walchsee? Einmal bitte!
Ich bin ja nun wirklich nicht dafür bekannt Esoteriker zu sein. Und mit dem allgemeinen Trend die eigenen Chakren zu öffnen kann man mich jagen. Und dennoch kann ich mich nicht dagegen wehren an so manchem Gerede über Lebensenergie und Wohlbefinden doch was zu finden. Weniger am Gerede als am Ergebnis. Denn nach dem einen oder anderen Wellness-Urlaub habe ich mich tatsächlich besser gefühlt als zu vor. Sogar dauerhaft. Was ist also dran an diesem ganzen Trend? Mein nächstes "Wellness-Ziel" war jedenfalls schon einmal auserkoren. Die „Verwöhnhotels“ am Walchsee mussten es sein, denn der Walchsee ist ja, wie ihr mittlerweile wisst, ein Sehnsuchtsort von mir, der eng mit meiner eigenen Kindheit verbunden ist. Denn ich behaupte es schlicht und einfach: Nur an einem Ort, an dem man sich wirklich wohlfühlt kann man sich entspannen. Und nur so kann man so etwas finden, was allgemein als Wellness bezeichnet wird. Da muss jetzt gar nicht von Atmosphäre und von Schwingungen und Stimmungen die Rede sein. Ich behaupte einfach mal, dass es Orte gibt, die einem liegen und die so über und über mit Erinnerungen verbunden sind, dass das alleine betreten dieses Ortes schon eine augenblickliche Entspannung mit sich bringt. Vielleicht darf das auch als „Loslassen“ bezeichnet werden, mit dem wir uns ja seit einiger Zeit mit dem Aufkommen des Wellness-Trends mehr und mehr beschäftigen. Loslassen von Alltag, Sorgen und Ängsten. Und wir müssen ja generell ein kleines bisschen weniger verbissen werden. Ein bisschen Loslassen kann niemandem schaden. Ein wenig weniger vom „ich möchte glücklich sein“ hin zum Sein und zum Glück. Sprich: Wer etwas sein möchte, der strebt schon wieder zu viel und ist zu verbissen. Das Motto lautet: Einfach Sein. Dann klappt es auch mit dem Glück und mit der Lebensfreude. Empfehlenswert: Eine Hot-Stone-Massage in den Verwöhnhotels am Walchsee... Wie passend, dass in den Verwöhnhotels am Walchsee genau dieses Motto als Präambel im „Wellness-Prospekt“ vorangestellt wurde. Ich habe so das Gefühl, dass hier einige wesentliche Punkte sich mit meiner eigenen Erwartungshaltung treffen. Genau das möchte ich auch bekommen, wenn ich schon mal auf Wellnessurlaub bin. Nicht nur ein bisschen Entspannung die ohnehin wieder verflogen ist, wenn ich in meinen hektischen Alltag zurückkehre. Ich möchte Lebensfreude, die anhält. Und eine Haltung zum Leben an sich, die mir garantiert, dass diese Lebensfreude und diese Freude ganz generell länger andauert. „Wellness“ in den Verwöhnhotels am Walchsee: Definitiv nicht nur was für Frauen! Etwas aber erstaunt mich: Offenbar haben Frauen es nötiger neue „Lebensenergie“ zu tanken. „Der groe Schönheitstag“ und „Der kleine Schönheitstag“ wird ja dann doch eher für Frauen gedacht sein, oder? Aspekte wie Traumbad und Körperpeeling lassen mich jedenfalls darauf schließen. Woran das wohl liegt? Das wäre eine andere Geschichte, die ich hier nicht ausreichend abhandeln kann. Bereits beim Anschauen Wellness: Die Verwöhnhotels am Walchsee. Ich kann jedenfalls sagen: Eine gute Massage, z.B. „Hot-Stone“ wirkt wahre Wunder. Ich durfte das schon mal erleben und danach fühlt man sich wirklich wie „neu geboren“. Definitiv nicht nur was für Frauen. Sondern für all jene, die ein wenig Entspannung, Erholung und „Loslassen“ lernen möchten. Für mich war jedenfalls klar: Ich musste meine kleine Wellness-Reise fortsetzen. Nach „Hot-Stone-Massagen“, „Lomi-Lomi-Nui-Anwendungen“ und ähnlichem war ich auf den Geschmack gekommen. Da konnten mich Freunde und Bekannte noch so schief ansehen und darauf beharren, dass das mit Wellness alles Humbug war und doch der Jakobsweg in Wahrheit das Eigentliche und Richtige war. Mochte zwar sein. Doch dafür hatte ich im Moment noch keine Zeit. Das sparte ich mir fürs Alter auf. Ich brauchte Erholung und Wellness. Jetzt. Möglichst komprimiert auf eine Woche. Ob das ein Widerspruch war zur eigentlichen Intention von Wellness? Kann sein. Aber darüber machte ich mir im Moment noch keine Gedanken. Ich war bereit zum Lebensenergie tanken und dazu, mir meine mir zustehende Dosis Lebensfreude abzuholen. In den Verwöhnhotels am Walchsee. Demnächst.
Der „Schmugglerweg“ im Kaiserwinkl: Wandert ihr noch oder erlebt ihr schon?
Wandern. Schön und gut. Eh nett mit dieser ganzen Landschaft und dieser ganzen Natur rundherum. Und gesund soll es auch noch sein. Von wegen frische Luft und fern von Abgasen und so. Auch entspannend soll die ganze Sache sein. Doch mir reicht das alles nicht. Ich brauche Geschichte und Abenteuer. Und die wahren Abenteuer sind ja bekanntlich im Kopf. Für meine Wanderungen brauche ich Geschichte und Geschichten. Geschichten die sich dort abgespielt haben. Damals. Einfach nur wandern geht für mich gar nicht. Die Natur genügt mir in den seltensten Fällen. Für mich soll alles ein wenig "überschrieben" sein mit geschichtlichen Ereignissen und Erzählungen, die sich um den einen oder anderen Wanderweg ranken. Der „Schmugglerweg“ im Kaiserwinkl fällt mir da sofort ad hoc als positives Beispiel ein. Nur Natur und wandern? Reicht mir nicht... (Bild: TVB Kaiserwinkl) Hier wurde früher geschmuggelt, was das Zeug hält. Schmuggeln, ein tolles Wort eigentlich, das mir eine schlaue Seite, voll mit kollektivem Wissen wie folgt erklärt: „Der Ausdruck Schmuggel bezeichnet die rechtswidrige Verbringung von Waren über die Grenze, meist solcher, die im Zielland durch Wirtschaftslage, fehlende Vorkommen, Zoll-, Steuer- oder andere gesetzliche Vorschriften deutlich teurer sind als im Herkunftsland, Handelsbeschränkungen unterliegen oder in sonstiger Weise nicht verfügbar sind.“ Gut, haben wir wieder was gelernt bzw. das eh schon gewusste noch einmal schnell aufgefrischt und präzisiert. Geschmuggelt wurde immer schon so allerlei: Drogen, Zigaretten und natürlich auch Menschen. Auch die Etymologie des Wortes schmuggeln fasziniert mich: vermutlich ist es vom altnordischen Wort „smjúga abgeleitet, was so viel bedeutet wie „in ein Loch kriechen“. Wiederum andere behaupten, dass das früher in Westflandern gebräuchliche Substantiv „smook“, was so viel wie Nebel heißt, für das jetzige Wort verantwortlich ist. Im Kaiserwinkl sind die wahren Abenteuer im Kopf… Eines ist dabei aber eindeutig, ob jetzt die Wortherkunft so oder so bestimmt wird: Schmuggeln hatte etwas mit Geheimnis, Abenteuer und ja doch: auch Kriminalität zu tun. Wer schmuggelte, der tat das möglichst lautlos, im Verborgenen um, no na, nicht dabei erwischt zu werden. Ich erlaube mir also, völlig moral- und wertfrei, das Schmuggeln als etwas abenteuerliches, aufregendes zu bezeichnen. Jetzt nicht als Schmuggler selbst, aber in meiner Imagination, in meinem Kopf. Auf dem Schmugglerweg kommt auf die Religion nicht zu kurz (Bild: TVB Kaiserwinkl) In meinen Kopf spielt sich allerhand Abenteuer und Nervenkitzel ab, wenn ich mich in die Rolle der Schmuggler versetze, die auf Schritt und Tritt darauf bedacht waren, nicht erwischt zu werden. Genau die Richtig Dosis Aufregung und Abenteuer im Kopf die ich brauche, um wandern zu gehen. Denn der Mensch, zumindest ich, lebt nicht von der schönen Natur allein. Auch am sogenannten „Schmugglerweg“ im Kaiserwinkl, genauer noch in Kössen, wurde damals so allerhand geschmuggelt. Zigaretten, Rum und sogar Käselaibe waren darunter. Früher schon war dieser Weg ein wichtiger Handelsweg für Kupfer und Bronze. Im Mittelalter wurde dann Wein und Salz transportiert. Und als ob das noch nicht genug Geschichte wäre, auf deren Spuren man sich begeben kann, sorgt eine 33 m lange Seilhängebrücke für den letzten Nervenkitzel. Und auch für die Religion ist gesorgt: Denn Hinter der Hängebrücke wartet schon die Wallfahrtskirche Klobenstein darauf betreten und bestaunt zu werden. Kurzum: Mehr Abenteuer und mehr Geschichte auf Schritt und Tritt wie am Schmugglerweg im Kaiserwinkl geht nicht, echt nicht. Ein Tipp von mir diesen Weg zu bewandern. Und bitte nicht vergessen, das Kopfkino mit einzuschalten. Dann wird auch das Wandern zum wahren Abenteuer.
„Orgelfest“ vom 25.07. – 27.07.: Orgel „revisited“
Ich muss es leider zugeben. Die Orgel gehört nicht zu meinen liebsten Instrumenten. Vielleicht deshalb, weil sie für mich so eng mit nicht immer ganz freiwilligen Kirchenbesuchen in meiner Kindheit und mit der Omnipräsenz in katholischen Messen in Zusammenhang steht. Als künstlerisches Instrument außerhalb eines liturgischen Kontextes habe ich sie bisher kaum oder zu wenig wahrgenommen. Das 2. „Orgelfest“ schickt sich nun an, diese Bildungslücke zu schließen und die Orgel als überaus vielseitiges Instrument mit all seinen künstlerischen und ästhetischen Möglichkeiten vorzustellen. Der durchschnittliche "Hobby-Musikhörer", zu denen ich mich in Sachen Orgelspiel auch zähle, verbindet mit dem Orgelspiel vermutlich hauptsächlich die Orgelwerke von J.S. Bach. Die eine oder andere berühmte Melodie dazu klingt einem auch noch im Ohr. Darüber hinaus flackern bei fast jedem Erinnerungen auf, die sich überwiegend aus einem religiösen und liturgischen Zusammenhang ergeben: Die Orgel begleitet den sogenannten „Volksgesang“ in der Kirche und hat in diesem Zusammenhang oftmals eher unterstützende Wirkung. Dem zweiten vatikanischen Konzil sei Dank. Sollten sich Kirchenmusiker oder gar theologisch gebildete Menschen unter den Leser_Innen hier befinden, dann verzeihe man mir bitte folgende etwas saloppe Aussage: Die Orgel gilt gemeinhin als das optimale Instrument zur Verehrung Gottes. Die Orgel ist DAS liturgische Instrument in der Kirche, das den höchsten Stellenwert einnimmt. In der Wallfahrtskirche Absam werden eine Programmpunkte des "Orgelfest" stattfinden. Ich formuliere es mal etwas vereinfacht: Ein Instrument, das so in einem Dienst steht und dem eine so klare Funktion zugeordnet wird, hat es nicht immer leicht. Zumindest bei mir. Orgelmusik steht für mich immer schon in Verdacht, einem bestimmten Zweck zu dienen, sei es der epiphanischen Verzückung in Bezug auf die eine oder andere Gotteserfahrung oder sei es als musikalisch tragender Bestandteil einer stimmigen liturgischen Feier. Als autonomes künstlerisches Ausdrucksmittel habe ich es der Orgel nicht immer leicht gemacht. Bis heute noch fällt es mir deutlich leichter, das "Wohltemperierte Klavier" von Bach zu hören (das ich liebe) als mich seinen Orgelwerken (die ich mag, die mich aber manchmal seltsam unberührt lassen) anzunähern. Kurzum: es hat sich da ein Urteil gefestigt und verhärtet, das natürlich ein Vorurteil ist und auf zum Teil falschen Vorannahmen basiert. Die Möglichkeiten der Orgel: Beim „Orgelfest“ werden diese ausgelotet Für mich ist das „Orgelfest“ eine perfekte Gelegenheit, diese Vorurteile und diese verhärteten Ansichten loszuwerden und endlich klar zu sehen. Das volle Panorama auf die Orgelmusik genießen zu können. Beim „Orgelfest“ liegt es offen vor mir, ein ganzer Möglichkeitsraum an spielerischem Ausdruck und an künstlerischen Variationen der Orgel tut sich auf. Mendelssohn, Mozart, Bach & Co. sind natürlich dabei, aber ebenso wird sich ein Adam Holzman, der vor einiger Zeit bei Miles Davis eine nicht ganz unwichtige Rolle spielte, an der Hammond Orgel ein Stelldichein geben. So breit ist also auf den ersten Blick schon die Orgel und das "Orgelfest": Ästhetisch, klanglich, künstlerisch. Musikalisch brillant, auch schon in seinen jungen Jahren: Michael Schöch. Mit Michael Schöch und Michael König sind zudem zwei Tiroler an der Orgel zu hören, die mittlerweile europäischen Rang genießen. Vor allem von Michael Schöch, der sich in Sachen Beethoven und darüber hinaus schon bei „Musik +“ verdient gemacht hat, hört man wahre Wunderdinge. 1985 in Innsbruck geboren möchte man ihm gar das Attribut „Wunderkind“ umhängen, auch wenn er gar kein Kind mehr ist. Deutlich ist aber sein Spiel, das eine Reife, Brillanz und Klasse besitzt, die andere in späten Jahren noch nicht erreicht haben. Allein schon wegen Michael Schöch lohnt sich der Besuch des diesjährigen Orgelfestes. Subjektiv für mich hervorheben – und hoffentlich für Leute die meine Vorliebe für Experimentelles und etwas aus dem Rahmen Fallendes teilen – möchte ich den 26.07. und das Konzert, das an diesem Tag in zwei Teilen von 19:30 – 21:00 und von 21:30 bis 23:00 stattfinden wird. Dort wird der klangliche und ästhetischen Bogen weit gespannt: Michael Schöch ist am Klavier und an der Celsta zu hören, Michael König wird sich um Celasta und Harmonium kümmern. Klanglich aufgrund der Instrumente schon nicht das, was täglich serviert wird dürfte auch die programmtechnische Zusammensetzung an diesem Abend etwas Besonders werden: Von Satie aber Bartók bis hin zu Arturo Fuentes wird hier von relativ gemäßigt bis hin zu speziell und extravagant tief in die „Trickkiste“ der klanglichen, ästhetischen und kompositorischen Möglichkeiten gegriffen. Bei all dem wird aber eines klar: Ganz entlassen aus ihrem liturgischen und religiösen Kontext kann die Orgel beim „Orgelfest“ dann doch nicht werden. Und die Gestalter des Programmes haben das auch gar nicht im Sinne. Vielmehr wird die historische Rolle der Orgel in dieser Funktion angenommen du auf interessante Weise beleuchtet und reflektiert Das Programm gleicht einem Durchschreiten und historischen Verortung der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Orgel mit Ausblick hin zu dem, was im Heute wiederum möglich geworden ist. Kurzum: Eine unbedingte Empfehlung! Auch für diejenigen, die bisher geglaubt haben, wenig bis gar nichts mit dem Instrument Orgel anfangen zu können. Es wird Zeit sich Orgelmusik noch einmal genauer, näher anzusehen.
Regionalität- ernst gemeinte Nachhaltigkeit, oder Marketingstrategie?
Die Region als Marke Regionale Produkte schaffen eine nachhaltige Wertschöpfungskette im eigenen Land. Arbeitsplätze werden erhalten oder erschaffen und der Kunde weiß woher das Produkt, oder Teile davon stammen. So weit, so gut. Regionalität bringt aber vor allem großen Lebensmittelketten mehr Geld in die Kassa. Was vor einigen Jahren noch der BIO-Trend war, wird jetzt auf Regionaltiät umgemünzt. Auch der Lebensmitteldiscounter Hofer ist mit Marken wie „Zurück zum Ursprung“ und der neu eingerichtete BackBox auf diesen Zug aufgesprungen. Also viel Qualität zu einem günstigen Preis. Eine Österreich/Tirol Fahne genügt und das Vertrauen der Kunden ist gesichert. Ein Blick auf die Etiketten lohnt sich. Man wird schnell feststellen, dass ein „Großteil“ der verwendeten Produkte aus der Region stammen, jedoch nicht alle. Verstehen sie mich nicht falsch, lieber 60% regionale Zutaten, als keine. ABER: es wird hier mit dem Vertrauensvorschuss der Kunden gespielt. Sauber zugeschnittene Marken, die den Lebensmittelpatriotismus blind vorantreiben. Regionalität als Erfolgsschlager, der die Umsatzzahlen in die Höhe treiben lässt. Was aber genau hinter den Marken steckt wird selten bis nie hinterfragt, nur eines steht fest- für diese Produkte muss man tiefer in die Tasche greifen. Lebensmittelversorgung- ein Trugschluss? Doch woher kommt dieser Lebensmittelpatriotismus? Gerade in Tirol sind diese Attribute für Regionalität ausgeprägt. Tirol, das Land der Tradition, das Land der Bauern und Bäuerinnen in dem die landwirtschaftliche Bewirtschaftung noch ursprünglich und urig ist- so zumindest das Bild. Schaut man aber auf die Entwicklung des heiligen Landes, so muss man mit Erstaunen feststellen, dass die Agrarquote bei weniger als 4% liegt. Also weniger als 4% der Tiroler_Innen sind im landwirtschaftlichen Bereich tätig. Und die Zahl ist rückläufig. Seit 1995 ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich um 15,6% gesunken. Kleinere Bewirtschaftungsflächen (Von 2007-2010 gab es dabei ein Minus von 10%) sprechen für sich. Wie also sollte die Lebensmittelversorgung gesichert sein, ohne ausländische Produkte zuzukaufen? Nur, die Frage bleibt: Woher? Ein letzter Gedanken, der mich beschäftigt. Wie viel bekommen wohl die Menschen, die diese regionalen und nachhaltigen Produkte verkaufen? Sind die Unternehmen da auch monetär so flexibel, wie sie es sich von den Kunden für die regionalen Lebensmittel erwarten, oder werden doch einfach nur die Kollektivlöhne ausgezahlt? Stärkung der Region ist nicht nur Verkauf der Regionalität, sondern meiner Meinung nach auch eine Verpflichtung gegenüber allen Menschen, die in der Kette vom Produzenten bis zum Konsumenten mitwirken.
Die Schürzenjäger in Finkenberg: Funktioniert das immer noch?
Nein, das soll jetzt zur Abwechslung keine Abhandlung darüber werden, dass ich volkstümliche Musik nicht ausstehen kann. Vielmehr ist es der Versuch meine Verwunderung zu beschreiben, dass das Prinzip „Schürzenjäger“ immer noch funktioniert und der Versuch, dem Phänomen „Zillertaler Schürzenjäger“ bzw. „Schürzenjäger“ insgesamt auf die Schliche zu kommen. Beginnen muss eine subjektive Annäherung an dieses Phänomen eigentlich zwangsläufig mit einer kleinen Erzählung. Einer kleinen Anekdote, die einiges über die „Schürzenjäger“ und mich aussagt. Denn, auch wenn ihr es nicht vermutet hättet, gibt es eine Geschichte und ein Ereignis, in dem sich die Wege dieser beiden eigentlich entgegen gesetzten Pole „Ich“ und „Schürzenjäger“ tatsächlich berührt haben. Vor langer langer Zeit, ich kann mich gar nicht mehr so recht erinnern wann das genau gewesen ist, war ich auf einem Konzert einer Band, die sich damals noch „Zillertaler Schürzenjäger“ nannte. Es war an einem herrlichen Sommertag im Kaiserwinkl. So weit ich mich erinnern kann Nahe dem Walchsee. Alle Angaben ohne Gewähr, denn Erinnerungen können ja mithin ganz schön trügerisch sein. Ich muss so um die 18 – 19 Jahre alt gewesen sein. Jedenfalls stand die Karriere der „Zillertaler Schürzenjäger“ damals in voller Blüte. Es waren keine Konzerte, die sie gaben, sondern Volksfeste. Die Zillertaler Schürzenjänger. Damals. Die jeweiligen Standpunkte von mir und den „Zillertaler Schürzenjägern“ hätten damal nicht unterschiedlicher sein können. Zu diesem Zeitpunkt hörte ich vor allem Musik von Slayer oder einer Death-Metal-Band mit dem originellen Namen „Death“. Ohne schwarze Kleidung und Kreuzen, die anders als sonst üblich getragen wurden, sah man mich in diesem Zeitraum, der zwischen 16 und 21 Jahren festzusetzen ist, kaum aus dem Haus gehen. Ein Besuch eines Konzertes einer volkstümlichen Band war in diesem Zeitraum nicht nur unmöglich, sondern völlig undenkbar. Mein Image und meine Haltung hätten sich in Luft aufgelöst und ich hätte mich bei meinen Freunden nicht mehr blicken lassen können. Doch es kommt manchmal völlig anders, als vermutet und erwartet: Gerade ein Freund aus der sogenannten „Death-Metal-Szene“ hatte sich als, sagen wir mal, musikästhetisch flexibel erwiesen und mir einen Konzertbesucht der „Zillertaler Schürzenjäger“ nachdrücklich ans Herz gelegt. Sogar ausdrücklich empfohlen. Einen guten Schlagzeuger hätten die und in Sachen Stimmung könne sich die eine oder andere Metal-Band noch die eine oder andere Scheibe abschneiden. Ich war baff. Und schon wenig später bei einem Konzert der „Zillertaler Schürzenjäger“, zusammen mit dem Freund, der für diesen Besuch verantwortlich war. Die Zillertaler Schürzenjäger: Alles „Hey-Mann!“ oder was? Was ich dort sah, übertraf meine Erwartungen. Neben diversen Ständen, an denen T-Shirts mit dem wahnsinnig originellen Spruch „Hey-Mann“ gekauft werden konnten wurde auch für das Rahmenprogramm gesorgt. Von Sich-Total-Besaufen an einem der zahlreichen Bier-Stände bis hin zu Bungee-Jumping war hier alles möglich. Zur Steigerung des Abenteuerfaktors konnten einige dieser Aktivitäten auch kombiniert werden. Besonders beliebt schien bei den Fans der damaligen „Zillertaler Schürzenjäger“ die Kombination von „Sich-Besaufen“ mit anschließendem Bungee-Jumping zu sein. Mit Folgen, die ich hier nicht näher beschreiben möchte. Ich glaube ihr könnt es euch vorstellen. All das wurde eingerahmt von einem notorischen Wir-Gefühl. Wir, die Schürzenjäger-Fans. Wir und der Rest der Welt. Die zahlreichen „Hey-Mann“ Rufe, T-Shirts und was weiß ich noch alles bezeugten das eindrucksvoll. Die Fans der Zillertaler Schürzenjäger waren nicht etwa ein Haufen von Menschen, die sich zufälligerweise hier bei diesem Konzert trafen. Sie waren vielmehr eine eingeschworene Gemeinschaft. Jeder, der das Konzergelände betrat wurde mit „Hey-Mann“ begrüßt. Ein Ritual. Und zwar eines, das in der Funktion eines Übergangs zwischen „normaler“ Welt und Konzertgelände funktionierte. Hier waren alle gleich und niemand gleicher. Alle waren plötzlich Schürzenjäger Fans. Ob man es wollte oder nicht. Die Schürzenjäger. Heute. Beim Konzert gab es dann einige Hits, die man immer noch kennt. Ich erspare euch die Namen. Und natürlich auch das eine oder andere Schlagzeug-Solo vom damaligen Schlagzeuger, der tatsächlich ganz akzeptabel und vielleicht sogar gut war. Die Musik war für mich dann aber dennoch unspektakulär. Nichts, was den Hype um die damaligen „Zillertaler Schürzenjäger“ gerechtfertigt hätte. Wenn sich auf der Ebene der Musik nichts finden ließ, dann waren es wohl nicht die musikimmanenten Kriterien, die das Phänomen Zillertaler Schürzenjäger erklärbar machten. Es musste das „Wir-Sind-Wir“ Gefühl sein. Das „Hey-Mann-Phänomen“. Von daher muss ich sagen: Geschickt, dass die jetzige Formation der „Schürzenjäger“, die ja auch mit Musikern arbeitet, die gar nicht aus dem Zillertal sind, genau diesen Aspekt mit übernommen hat. Die Nachfolgeband der „Zillertaler Schürzenjäger“ hieß von 2007 bis 2011 sogar „Hey Mann! Band“. Besser kann man die Essenz und die vermeintliche Faszination dieser Art von Musik gar nicht ausdrücken. Aber eigentlich muss ich zugeben: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Und diese Art von Musik wird mir im Grunde immer fremd bleiben. Und auch Teil der ganz großen Masse, in der die Summe größer ist als die der einzelnen Teile, werde ich wohl in diesem Fall nicht werden. Aber ich gönne es im Grunde jedem, der sich am 02.08. auf das „Schürzenjäger“ Open-Air nach Finkenberg traut. Gerne kann man mir auch die wirkliche Faszination dieses Phänomens erklären. Denn eigentlich tappe ich noch im Dunkeln. Aber ich bin sicher ihr könnt mir weiterhelfen, liebe Leserinnen und Leser...
In den „Verwöhnhotels“ am Walchsee: Kommen Sie näher, erleben Sie!
Verwöhnen, genießen und erleben gehören eng zusammen. Wer sich verwöhnen lässt, der hat es im besten Fall auch gelernt zu genießen. Und der Genießer ist auch in der perfekten Haltung dafür, die Welt um ihn herum neu zu erleben. Die neue „Erlebnislandschaft“ in den Verwöhnhotels am Walchsee sind ein guter Anlass dazu, sowohl verwöhnen, als auch genießen und auch erleben zu lernen. Wann stellt sich ein Erlebnis ein? Es kann sich in freier Natur oder in einer Stadt einstellen. Es kann einfach passieren, ganz unvorhergesehen, überraschend, ohne dass wir damit gerechnet hätten. Meistens stoßen uns Dinge zu, die wir dann zwangsläufig auch erleben müssen. Der Begriff „Erlebnis“ ist somit nicht nur positiv besetzt. Auch die Formulierung „gleich kannst du was erleben“ ist in diesem Zusammenhang negativ behaftet. Etwas, das uns zustößt, hat in jedem Fall die Qualität eines Erlebnisses. Meist können wir jedenfalls nicht kontrollieren, was wir erleben und was uns zustößt. Nun könnte man sagen: So ist es halt im Leben. Aber ganz so einfach ist es nicht. Oder besser gesagt: Es geht auch anders. Ein Erlebnis für sich: Der Walchsee im Kaiserwinkl Ich bin sicher, dass sich das Erleben lenken lässt. In einem eingeschränkten Raum, der vor allem positive Erlebnisse zulässt. Die ganze „Erlebnisgastronomie“ weiß ja ein Liedchen davon zu singen. Hier geht es bewusst darum, das Wort „Erlebnis“ mit positiven Erlebnissen zu füllen. Niemand geht in ein Restaurant, das sich diesen Begriff auf die Fahne geheftet hat und erwartet allen Ernstes negative und schreckliche Erlebnisse. Meine These also: Alles was den Begriff „Erlebnis“ im Tourismus im Namen führt, hat letztlich die positive Besetzung dieses Begriffs im Sinn. Dort hat man, Menschen die das bitte nicht wollen sollten aufpassen, das Wohlbefinden der Gäste im Sinne. Die Gäste sollen mit schönen, positiven Erlebnissen verwöhnt werden. Die Frage dabei ist: Wie viel Freiheit lässt man den Gästen? Wie sehr „bespaßt“ man sie und wie sehr zwingt man sie um jeden Preis vergnügt und fröhlich zu sein? So in etwa wird es bei der Eröffnung der "Erlebnislandschaft" dann auch aussehen. Vermutlich sogar noch besser. Die „Erlebnislandschaft“ am Walchsee und die gute alte gute Laune Ich weiß nicht wie es euch geht. Aber bei mir kann so ein Schuss auch mal nach hinten losgehen. Wenn alles nur darauf ausgerichtet ist mich zu unterhalten und zu bespaßen, damit ich mich ja bitte schön nur gut fühlen darf, dann fühle ich mich erst Recht nicht gut. Zu „Fleiß“, wie man in Österreich so schön sagt. Meine schlechte Laune wischt der guten Laune eines aus, die sich eigentlich einstellen müsste, weil ja alles dazu getan wurde, damit Sie sich bitte sehr jetzt und sofort und augenblicklich einstellen muss. Aber so einfach ist sie nun einmal nicht gestrickt. Meine gute Laune und meine Stimmung will gehegt und gepflegt werden. Wenn sie gezwungen wird, dann geht erstmals nichts. Fragt mal, was sie immer wieder zu Fasching macht. Richtig: sich verstecken. In dieser Hinsicht möchte ich der neuen Erlebnislandschaft in den „Verwöhnhotels“ am Walchsee ein ausdrückliches Lob aussprechen. Von all dem, was ich bisher gesehen haben, haben sie erkannt, dass man Wohlfühlen nicht erzwingen kann, sondern man nur die Rahmenbedingungen setzen kann. Denn hier kommt für mich wieder der Dreischritt ins Spiel: Verwöhnen, genießen, erleben. Die „Erlebnislandschaft“ ist eigentlich "nur" der letzte Punkt in diesem Ablauf. Derzeit nur eine Visualisierung. Aber hier könntet demnächst ihr liegen. Der Ablauf ist dabei denkbar einfach skizziert: 1.) Ich gönne mir eine richtig gute Massage, schwimme ein paar Runden, schlafe ein bisschen auf einem schönen Hotelzimmer. Das ist der Status und der Zeitraum des Sich-Verwöhnen-Lassens, der nahtlos übergeht in den Zustand des 2.) Genusses: Ich gehe eine Runde am Walchsee spazieren und komme wirklich zur Ruhe und fühle mich augenblicklich tiefenentspannt. 3.) Ich bin jetzt, da ich mich verwöhnen haben lasse und in einen Zustand des Genießens übergegangen bin bereit für Punkt 4.) Erleben und Erlebnisse. Jetzt bin ich so entspannt, dass ich all dem, was um mich herum passiert, mit einer Gelassenheit und Entspanntheit begegne, die das beste und das positive an einer Sache in den Mittelpunkt stellt. Wenn meine jetzt zugleich wachen und zugleich relaxten Sinne dann auch noch auf eine gelungene, gut gestaltete „Erlebnislandschaft“ wie hier am Walchsee treffen, dann stellt sich gute Laune und Wohlbefinden ein. Ganz ohne Zwang und ohne Zwangs-Bespaßung. Natürlich ist das hier alles nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder. Aber wenn ich erst einmal zu genießen begonnen habe, kann mir auch Kindergeschrei nichts mehr anhaben. Ganz im Gegenteil: Ich freue mich, dass sich meine Kinder freuen. Und ihr Lachen und Schreien wird mir zur angenehmen Hintergrundmusik, die mich noch mehr in einen Zustand der Entspannung versetzt. Kurzum: So kompliziert und zugleich einfach ist es für mich, mich zu entspannen und wirklich etwas zu erleben. Am besten gelingt mir das erfahrungsgemäß immer wieder am Walchsee im Kaiserwinkl. Und achja, bevor ich es vergesse: Die neue „Erlebnislandschaft“ der „Verwöhnhotels“ eröffnet am 12.07. Zeit also sich wieder mal was zu gönnen und sich verwöhnen zu lassen. Ihr werdet sehen: Wenn ihr am richtigen Ort meinen Anleitungen folgt, dann gelingt euch alles, was ich euch in diesem Text versprochen habe.
Die Innsbrucker Promenadenkonzerte: Magische Momente in der Hofburg Innsbruck
Es wäre ein großer Fehler, sich bei den "Promenadenkonzerten" in Innsbruck als interessierter Musikhörer von einigen Aspekten abschrecken zu lassen. Wie zum Beispiel dem hohen Altersschnitt des Publikums oder von diversen Vorurteilen, die jüngere Musikinteressierte gegenüber der sogenannten Blasmusik haben könnten. Fakt ist aber: Die Innsbrucker Promenadenkonzerte sind in Sachen Klang, Art, Atmosphäre und Musikalität so ziemlich das Beste, was einem musikalisch im Sommer in Innsbruck passieren kann. Ein wenig stur und eigensinnig kommt der künstlerische Leiter der "Innsbrucker Promenadenkonzerte" ja schon rüber. In Tirol kennt man Alois Schöpf und er hat es sich auch nicht verkniffen, so manch kritische Position gegenüber der Tiroler Blasmusik einzunehmen, der er in regelmäßigen Abständen vorwirft, sich zum Teil dem Zeitgeist und der puren Unterhaltung angebiedert zu haben. Er meint damit aber nicht nur Tirol, sondern die Blasmusik insgesamt. Die unsinnige und voreilige Modernität ist ihm ein Dorn im Auge. „Man wollte plötzlich modern erscheinen, worunter oft peinliche und für bläserische Transkriptionen ungeeignete Wiedergabe kommerzieller Unterhaltungsmusik verstanden wurde.“ Das schreibt Alois Schöpf im Programmheft der „Innsbrucker Promenadenkonzerte“. Dem entgegen hält er ein dezidiertes und glasklares Konzept: „Die Idee der Innsbrucker Promenadenkonzerte ist immer dieselbe geblieben: Einem breiten Publikum bei Freiluftkonzerten die Werke der Kunst- und gehobenen Unterhaltungsmusik in Bläserfassung näherzubringen.“ Der künstlerische Leiter, Alois Schöpf, scheint immer den Überblick bei den "Innsbrucker Promenadenkonzerten" zu bewahren. Eines kann man also dem künstlerischen Leiter der "Promenadenkonzerte" in Innsbruck wirklich nicht unterstellen: Dass er diesen Grundsätzen und diesem Konzept untreu geworden wäre. Trotz meiner anfänglichen Skepsis gegenüber den "Innsbrucker Promenadenkonzerten", etwa weil da vielleicht zu viel Geschichte und Tradition im Spiel sein könnte, muss ich nach einigen besuchten Konzerten in diesem Jahr sagen, dass die "Innsbrucker Promenadenkonzerte" etwas vom musikalisch Feinsten und Eindrucksvollsten sind, das mir in diesem Musikjahr bisher passiert ist. Die „Promenadenkonzerte“ in Innsbruck: Ein Musikalisches Konzept, das tragfähig ist Bemerkenswert ist dabei, dass das Festhalten am künstlerischen Konzept der "Promenadenkonzerte" nicht zu einer Einengung geführt hat, sondern im Gegenteil Türen aufgestoßen hat. Die absolute Besinnung auf Qualität erlaubt es den „Promenadenkonzerten“ einen Fokus auf gewisse musikalische Strömungen zu legen und zugleich eine künstlerische Offenheit zu fokussieren, die erfolgreich der Beliebigkeit trotzt. David Nagiller, Redakteur im Programmheft der „Promenadenkonzerte“ merkt in dieser Sache richtig an: „Es muss klar sein, dass die Innsbrucker Promenadenkonzerte kein Jahrmarkt der Beliebigkeit sind, sondern eine Konzertreihe mit Regeln – vor allem hinsichtlich der Programmgestaltung.“ Dazu zählt er unter anderem höchstes komposotorisches Niveau. Meine These dazu ist relativ einfach: Während kulturell gesehen an manch anderer Stelle geglaubt wird, dass die radikale Demokratisierung und das absolute Mitspracherecht von allen und jedem zu der Erweiterung der ästhetischen und künstlerischen Möglichkeiten und Positionen führt, ist bei den „Promenadenkonzerten“ klar, dass es mit Alois Schöpf eine Art „Letztinstanz“ gibt, die den „roten Faden“ in der Konzertreihe garantiert und diese erfolgreich vor Beliebigkeit schützt. Hier auf der Bühne: Das unglaubliche European Brass Ensemble. Denn genau darum geht es, aus meiner Sicht, wenn man eine Konzertreihe initiiert: Um die Verteidigung von Etwas von dem man glaubt, dass es Wert ist verteidigt zu werden. Zugleich darf aber nicht in einer verteidigenden, passiven Haltung verharrt werden. Es gilt aktiv aufzuzeigen, was genau schützenswert ist, was genau man als wertvoll erachtet. Das hat nichts mit einer Wahrung von Tradition oder gar einer ästhetischen Einigelung oder Einengung zu tun. Eine strikte Haltung zu Musik und Kultur zeigt an, dass mit einer konzeptionellen Haltung und einer klaren ästhetischen Position Musik bewertet und eingeschätzt werden kann. Die Promenadenkonzerte in Innsbruck: Kein Platz für Mittelmäßigkeit Anders gesagt: Wer keine Position hat, der handelt beliebig und öffnet der Mittelmäßigkeit Tür und Tor. Wer hingegen eine klare Haltung einnimmt, der erkennt Qualität: über die Jahrhunderte und Genres hinweg. Ohne Haltung und ohne den unbedingten Begriff der Qualität und des musikalischen Anspruchs sind wir blind und tappen nur plan- und ziellos in der Musikgeschichte umher. Alois Schöpf ist eine Person die Haltung und Stellung bezieht. Und dem sowohl der Erfolg als auch die Qualität der "Innsbrucker Promenadenkonzerte" recht gibt, genau dort und genau so weiterzumachen bis bisher. Mir erscheint es, dass sich die musikalische Vielfalt und das musikalische Niveau Jahr für Jahr steigern. Zunehmend sind in diesem Jahr auch jazzige Aspekte im Programm zu bemerken. Von einer Grundhaltung und Grundposition aus nähern sich die „Promenadenkonzerte“ in Innsbruck auch zum Teil musikalischem Neuland an. Wie organisch und wie überzeugend das gelingt, ist vorbildlich. Einfach gesagt: das musikalische und künstlerische Konzept ist tragfähig und lässt über die Jahre hinweg gesehen noch Entwicklungen und Variationen zu, ohne beliebig zu werden. Für mich absolut bewundernswert. Ich könnte auch jedenfalls von einigen Konzerten in diesem Jahr bei den "Promenadenkonzerten" in Innsbruck wahre Wunderdinge berichten. Davon, was für ein gewaltiger und überwältigender Klangkörper so ein Ensemble mit 40 oder mehr Bläsern ist. Davon, wie wunderschön die Kulisse in der Hofburg in Innsbruck ist und welchen Zauber man erlebt, wenn es dort langsam dämmrig und dann dunkel wird. Der Punkt dabei ist aber: Darüber schreiben und lesen ist Silber, erleben und erfahren ist Gold. Ein Genie an der Trompete - und nicht nur an dieser: James Morrision (Bild: Heiner Jeller) Menschen mit offenen Ohren werden bei den "Promenadenkonzerte" Dinge erleben, die sie nicht für möglich gehalten haben. Für mich war bisher einer der unglaublichsten Momente das Konzerte vom „European Brass Ensemble“ mit dem Trompeter und Multiinstrumentalisten James Morrison zu erleben, der mögliche Brüche zwischen Johann Sebastian Bach und dezent swingendem Jazz ganz einfach nicht akzeptieren wollte. Kurzerhand wurde eine Fuge von Bach „verjazzt“ – Swing und Groove inklusive. Ich muss es gestehen: Das war ein Moment, der mich so begeisterte, dass ich zu Tränen gerührt war. Bei einem bin ich mir sicher: Es wird in diesem Jahr noch einige solcher Momente geben. Und ich möchte jedem anraten, sich die "Promenadenkonzerte" in Innsbruck anzuhören. Vorurteile gegenüber Blasmusik zur Seite zu schieben und wirklich vorurteilsfrei hinzuhören. Dann besteht die Möglichkeit, magische musikalische Momente zu erleben.
10 Jahre P.M.K. in Innsbruck: Es muss etwas geben
Nein, das wird keine Abhandlung darüber, was in 10 Jahren P.M.K. so alles passiert ist. Und ja, es ist gut und toll, dass es die P.M.K. in Innsbruck gibt. Ohne deren Existenz wäre Innsbruck kulturell gesehen um einiges uninteressanter, langweiliger und provinzieller. Dennoch ist aber bei der P.M.K. für mich längst nicht alles Gold was glänzt. Angefangen hat jedenfalls damals vor gut 10 Jahren alles damit, jetzt mal ein wenig salopp formuliert, dass zu wenig Platz da war. Zu wenig Platz für Kultur, die sich nicht dem sogenannten „Mainstream“ zuordnen ließ. Auch die Musik an sich hatte es in Innsbruck seit jeher schwer, zumal wenn sie nicht der sogenannten "ernsten Musik" zuzuordnen war und ist. Die Frage, die sich dabei stellt ist natürlich, ob solche Unterscheidungen überhaupt sinnvoll sind. Dennoch fußt die Existenz einer „Off-Szene“ oder einer Alternativ-Kultur auf der Annahme, dass es einen Ort oder auch nur eine ästhetische Position geben muss, die sich von der Praxis der Hochkultur unterscheidet und sich zugleich nicht dem ästhetischen Mainstream anbiedert. In Tirol und in Innsbruck ist die Bildung einer Alternativ-Kultur zudem stark mit einer Auflehnung gegen Konservativismus und Katholizismus verbunden. Das Streben nach Freiräumen, nach anderen Verhaltensmustern und anderen Orten fußt auf dieser Ablehnung und auf diesem provozierten Bruch mit traditionellen, konservativen Werten im „heiligen“ Land Tirol. Die Haltung ist dabei einfach beschrieben: Es muss was geben. Und es muss auch anders gehen. In diesem Sinne hat die P.M.K. in Innsbruck damals vor 10 Jahren Raum eingefordert und diesen Raum auch bekommen. Seither haben zahlreiche Vereine die Möglichkeit, Konzerte und Veranstaltungen in den Räumlichkeiten der P.M.K. zu veranstalten. Man könnt es auch eine Verortung nennen, eine Art von kulturellen und ästhetischer Heimat, in der sich unterschiedliche Konzepte, Vereine und Positionen kreativ beeinflussen und ausprobieren können. Die Vereine bleiben dabei dennoch autonom und die jeweils Beteiligten sind Experten in ihrer eigenen kulturellen Nische und in ihrem bevorzugt programmierten und veranstalteten Genre. Auch die vorhergehenden Straßenfeste der P.M.K. in Innsbruck waren sehr gut besucht. Die P.M.K. in Innsbruck: Demokratie und Autonomie als Konzept Das Konzept der P.M.K. in Innsbruck ist also getragen von einem Gedanken der absoluten Demokratie und Autonomie, wo jeder Verein die Art von Musik veranstalten kann, die er persönlich als wertvoll erachtet. Vereinfacht gesagt ist die P.M.K. somit als Gegenkonzept zu kuratierten Räumen wie z.B. dem „Treibhaus“ zu bezeichnen. Es gibt schlichtweg keine künstlerische Letztinstanz, die über eine wie auch immer geartete Qualität der programmierten Konzerte entscheiden würde. Das Jahresprogramm der P.M.K. ist also die Summe der einzelnen Teile und ein sich ergebendes Geflecht, zusammengesetzt und sich ergebend aus den jeweiligen Interessen, Vorlieben und ästhetischen Positionen der je eigenverantwortlichen Vereine. In der P.M.K. in Innsbruck geht es manchmal ganz schön zur Sache. Nicht immer stimmt die musikalische Qualität (Bild: Manuel Gianella) Damit lässt sich wieder an obige Behauptung anschließen: In der P.M.K. finden Vereine Platz, die sich um Musik und Kultur kümmern, die nicht dem Mainstream angehört. Die Frage ist einfach: Welche ästhetischen und künstlerischen Positionen verwirklicht die P.M.K.? Welche Form von Kunst gibt sie ein zuhause? Ist der demokratische Ansatz überhaupt geeignet um einen solchen Raum in ästhetischer Hinsicht zu verwirklichen? Braucht es vielleicht nicht doch einen Letztverantwortlichen, der sich um einen „roten Faden“ kümmert, der aber zugleich alle ästhetischen Positionen zu vereinen weiß und dem Genre- oder gar Schubladendenken völlig fremd ist? Aus meiner Sicht besteht die Gefahr des Sich-Einigelns, der ästhetischen Monokultur, die deshalb nicht erkannt wird, weil die P.M.K. sich als Summe aller Vereinsaktivitäten betrachtet und sich auch so am schlüssigsten analysieren lässt. Daraus ergibt sich das Problem, dass jeder Verein nur seine eigene kleine Nische beackert und die eigene Position einnimmt, diese verfestigt und verabsolutiert. Chris Koubek ist der der Obmann der P.M.K. in Innsbruck (Bild: Franz Oss) Mein Wunsch: Genreübergreifende Qualitätskriterien Daraus entsteht dann keine übergreifende Qualität, die den offenen und unabhängigen Hörer begeistern könnte. Daraus entsteht vielmehr ein sich wiederholendes abgrasen einer (zu) kleinen Zahl an spielerischen und künstlerischen Strategien und Positionen. Nur weil verschiedene ästhetischen Positionen von verschiedenen Vereinen unter einem Dach gebündelt werden ergibt sich noch längst keine ästhetische Gesamt-Position, die die Behauptung rechtfertigen würde, dass in der P.M.K. Musik stattfinden würde, die ansonsten keinen Platz hätte, etwa weil diese aufgrund ihrer Sperrigkeit oder Komplexität marginalisiert würde. Das führt in letzter Konsequenz zu der Frage. Wird die P.M.K., die ja von außen auch als Ganzes und als ein Ort wahrgenommen wird, der ganz bestimmter Art von Kultur und Musik ein zuhause bietet, durch den demokratischen Ansatz in Bezug auf die Freiheiten und Möglichkeiten der integrierten Vereine gestärkt oder geschwächt? Persönlich neige ich dazu zu behaupten, dass es die Position der P.M.K. schwächt und ein künstlerisch, ästhetisch und qualitativ hochwertiges Jahresprogramm sogar verunmöglicht. Ich jedenfalls habe in der P.M.K. schon großartige Konzerte gesehen, aber vor allem auch sehr viel mittelmäßiges, das vielleicht für den jeweils veranstaltenden Verein und deren Zielgruppe von Relevanz sein mochte, ganz sicher aber nicht genreübergreifenden Qualitätskriterien entspricht. Und ja, ich weiß: Mit objektiven Kriterien und Qualitätsansprüchen an Musik ist das so eine Sache. Aber mir geht es nicht um die Setzung eines universellen Anspruchs, was gut oder schlecht ist. Ich denke aber, dass eine Veranstaltungsort, der nach außen hin mehr oder weniger homogen auftritt – ansonsten bräuchte es ja nicht einmal das Logo der P.M.K. – in der Verantwortung steht, gemeinsame Qualitätskriterien auszuarbeiten, mit denen sich alle Vereine identifizieren können. Eine Herausforderung, ohne Zweifel. Aber ansonsten kommt, aus meiner Sicht, nicht viel mehr als ein jeweils zielgruppengerechtes Programm heraus, das letztlich niemanden herausfordert, irritiert oder das gar musikalisches Neuland erschließt. Das wäre der künstlerische und ästhetische Stillstand, der nur deswegen nicht bemerkt wird, weil die jeweiligen Vereine so eifrig dabei sind, Perlen und interessanten Musiker_Innen in ihrem Genre für ihre Zielgruppe zu entdecken. Musikalische Innovation findet aus meiner Sicht aber dann statt, wenn sich der Blick aufs „große Ganze“ richtet. Erlaubt mir also, liebes P.M.K. euch zu eurem 10-jährigen-Jubiläum zu gratulieren. Das Fest am 19.07. ab 17:00 wird sicherlich rauschend und gut besucht sein. Zu Recht. Aber erlaubt mir auch, wie oben, ein paar Einwände zu bringen und meine ästhetische Position als eine Art von Wunsch zu formulieren was die P.M.K. auch noch sein könnte.
China im Körberl?
Auf unseren letzten Blogeintrag „So werden wir in Innsbruck abgezockt“ gab es viel Resonanz. Anscheinend war es vielen nicht bewusst, wie viel sie für ein mickriges Brot wirklich bezahlen. Wir haben nachgebohrt und uns das leckere, offenbar vegetarisch orientierte und belegte Ciabatta für stolze 2,40 € noch einmal näher angeschaut. Verbunden mit der Frage: ist der Profit damit wirklich maximiert? Ciabatta von baguette: 4 dünne Scheiben Mozarella, 2 Blatt Salat und 3 schwindsüchtige Scheibchen Tomaten. Fertig ist der 2,40 Euro-Imbiss. Großenvergleich mit einer 50-Cent-Münze. Die 'Salatgarnitur' wird am vordersten Rand platziert. Dann schaut's nach mehr aus. Ist ja auch zum Schämen, wenn man den Preis von 2,40 Euro betrachtet. Tomaten-Mozarella-Ciabatta von Baguette: ein wahrer Luxushappen. Der stolze Verkaufspreis für das Brötchen beträgt € 2,40. Es besteht aus folgenden Komponenten: Salat: 11 Gramm ; Tomaten: 62 Gramm; Mozarella: 58 Gramm Brot, inkl. Aufstrich in Form einer ,Pampe‘: 120 Gramm Totalgewicht: 251 Gramm. Interessant wird jetzt die Kalkulationsgrundlage für Brot und Beilage. Denn im M-Preis wurden jene Produkte, die im lecker-vegetarischen Ciabatta-Brötchen enthalten sind, am 5. Juli zu folgenden Preisen verkauft: 1 kg Tomaten, Bio: € 1,40 ; 1 kg Mozarella: € 8,00; 1 kg Salat € 1,20 Demnach betragen die ,Füllkosten‘ 0,56 €. Die Kosten für die Pampe, offenbar als Geschmacksträger gedacht, nehmen wir mit 0,10 € an, was wahrscheinlich - besser - ziemlich sicher wesentlich billiger ist. Somit betragen die Gesamtkosten der Füllung rund 0,66 €. Bei der Abwaage verschiedener 'Beilagen' zu baguette-Broten wäre eine Goldwaage angebracht. Und nun zur entscheidenden Frage: Welchen Anteil hat das Brot in dieser Kalkulation? 120 Gramm Brot kosten demnach die Differenz zwischen Gesamt-Verkaufspreis und Kosten der Füllung: also 2,40 minus 0,66. Somit € 1,74. Was bei einem kalkulatorischen Kilopreis des 'rohen' Ciabattabrotes von 14,50 Euro entspricht. Luxus- dein Name ist Tomaten-Mozarella-Ciabatta von Baguette. Unfassbar eigentlich. Aber: Der Profit scheint maximiert zu sein. Nicht genug damit. Denn wenn man sich die Mühe macht und auf der offziellen Hompage von Baguette unter der Rubrik „Kleingebäck“ nachschaut, in der alle Gebäcksorten der Mölk Bäckerei aufgelistet sind, wird man vergebens nach Ciabatta suchen. Wie das? Und hier liegt die Vermutung nahe, dass diese in Form von Teiglingen (von wo auch immer) zugekauft werden. Woher? Das ist nirgendwo ersichtlich. Vielleicht täte Bagutte und M-Preis in Zukunft gut daran hier Aufklärungsarbeit zu leisten. Das führt zum nächsten Thema. Baguette steht mit den Zukäufen von Backteiglingen nicht allein. Woher diese genau kommen ist schwer nachzuvollziehen. Vor allem deutsche Teiglings-Produzenten bieten ihre Ware im Internet ganz offen an. Derzeit sind offenbar noch tolle Profite mit Brot zu machen. Wenn China mitmischt, wird die Sache sicher brutal. Denn Teiglinge aus China sind sicher zu einem Bruchteil des europäischen Preises zu erhalten. Es wäre für die Konsument_innen sicher interessant, woher die Bäckerei Mölk und somit baguette die Teiglinge beziehen. Brot aus China? Google-Treffer auf Suchanfrage 'Trockenmilch Skandal China'. Unfassbar. Und jetzt wird dort auch noch Brot für Europa gebacken. Denn ab sofort ,bereichert‘ China wiederum die Debatte um Lebensmittel in Europa. Die Meldung in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung vor geraumer Zeit schlug ein wie eine Bombe ein. „China auf deutschen Tellern“ hieß ein, auf den ersten Blick etwas reißerischer Titel. Der sich jedoch beim näheren Hinschauen als durchaus seriös erweist. Und die vornehme Verschwiegenheit der Industriebäcker in punkto China wäre damit auch erklärt. China und Lebensmittel. Das ist ein eigenes Thema. Da war doch der Riesenskandal mit der Trockenmilch, der vielen Babies das Leben gekostet hat. Und wer erinnert sich nicht mir Schaudern an die deutsche Salmonellen-Epidemie aufgrund verseuchter Erdbeeren aus China? Und jetzt taucht in Deutschland eine Importstatistik auf, die den Teiglings- bzw. Brotimport aus China zu bestätigen scheint. Und - darauf darf gewettet werden - was Deutschland recht ist, war Österreich immer schon billig. Brötchen aus China kosten im Einkauf zwischen 0,15 und 0,22 Euro pro Stück Aber google lügt auch hier nicht. Auf alibaba.com, der chinesischen Export-Wundermaschine, sind die Teiglinge natürlich auch vertreten. Unter der bieder klingenden Bezeichnung „frozen bread dough“. Da gibt's Brötchen im Discount zwischen 0,15 € und 0,22 €. Aber das ist sicher nur die Spitze eines Eisbergs. Denn die Mutter aller Preisschlachten bei Brot beginnt gerade. Verräterisch: wer billige Teiglinge braucht, kann sie auf alibaba.com auswählen. China garantiert mit niedrigsten Preisen für höchste Profite. Denn der Diskonter Hofer steigt in dieses offenbar lukrative Geschäft mit dem Grundnahrungsmittel ein. Künftig sollen in allen 450 Filialen der Aldi-Süd-Tochter vor allem Brote und Brötchen in sogenannten Backboxen frisch aufgebacken werden. Die „BackBOX“ wird dem altehrwürdigen Bäckergewerbe in Österreich vollends den Todesstoß versetzen und in der Folge China zum Großproduzenten der Teiglinge machen. Wie das? Hofer behauptet, die Teiglinge stammten 'überwiegend von heimischen Bäckern aus österreichischen Rohstoffen', bleibt aber jeden Beweis schuldig. Wer glaubt, wird seelig! Wer nicht mit-dumpt hat gegen Hofer von vornherein verloren. Und China bietet angeblich billigst-Teiglinge zu Preisen zwischen 2 und 5 Cent! Was von der Hofer-Beruhigungsplatte zu halten ist, wonach die in der Brotbox verarbeiteten Teiglinge „überwiegend von heimischen Bäckern aus österreichischen Rohstoffen“ stammten muss jeder für sich selbst entscheiden. Welche Bäcker sollen da eigentlich liefern? Jene, die aufgrund der Dumpingstrategie am Rand der Existenz wanken? Oder gar Bäcker, die eh schon aufgegeben haben? Hofer als 'Wiederbeleber' eines uralten Handwerks? Wohl kaum. Denn hier gilt verstärkt der Grundsatz: Wer's glaubt wird selig und wer's nicht glaubt kommt auch in den Himmel. Österreich - das Land der seligen Naiven Doch alles scheint für die Konsument_Innen weit weg zu sein. Woher kommt diese schier anhaltende Naivität im Bezug auf Lebensmittel? Ein künstlich geschaffener Lebensmittelpatriotismus in Österreich und eignes dafür geschaffenen Marken tun ihr Übriges, damit die breite Masse wenig hinterfragt. Und dabei würde dieser Film sehr vielen gutgläubigen Konsument_innen die Augen öffnen. Wir bleiben jedenfalls dran am Thema. Text/Recherche: Werner Kräutler und Lisa Reifer NEU: Wer unsere Berichte zu Brotpreisen, China-Brot mit verfolgen will - einfach unseren Newsletter anfordern! Tirol.org öffnen - und 'Anmelden zum Newsletter' ausfüllen. So einfach geht's.
Zwei Perlen der Innsbrucker Altstadt
Einkaufen in der Innsbrucker Altstadt? Ich wette, dass bei einer Befragung 90 % der Innsbrucker_innen verständnislos den Kopf schütteln würden. „Wir sind doch keine Touristen“, wäre sicher eine Antwort. Eine andere: „Das kann ich mir finanziell erst gar nicht leisten“. Ich halte dagegen und behaupte: Zwei kleine Läden sind der absolute Geheimtipp der Innsbrucker Altstadt. Sie verkaufen wunderbare Tiroler Produkte. Mit dem denkbar besten Preis/Leistungsverhältnis. Für mich sind es die Perlen der Altstadt. (Vom Goldenen Dachl und den anderen wunderbaren Gebäuden nun einmal abgesehen.) Perle 1: Der beste Speck auf 5,77 Quadratmeter Umdrehen? Geht nicht. Hinein - wunderbaren Speck oder Würste kaufen - heraus. Und obacht auf den Kopf! Da wär‘ einmal Innsbrucks kleinster Laden. Auf exakt 5,77 m2 finde ich im Speckladele in der Stiftgasse bei Thomas Lackner Speck, Würste, Käse und Bauernbrot. Die Geschäftsgröße ist umgekehrt proportional zu Qualität und Angebot. Als Käufer hat man sich vor dem Betreten des 'Geschäftsraumes' erst einmal zu verbeugen. So niedrig ist die Tür. Aber dann steht man eigentlich inmitten geräucherter Würste, Speck und Käse. Um nicht zu sagen: inmitten einer Räucherkammer... Der Großteil der Speckwaren - selbstverständlich nach alter Sitte gesurt und hausgeräuchert - stammt aus dem Alpbachtal. Das Bauernbrot wird einmal wöchentlich im Höfemuseum Kramsach nach alter Sitte in Steinöfen gebacken. Wo bitte gibt‘s das noch? Das Speckladele (über dem Geschäft steht lustigerweise Speckschwemme) ist eine echte Institution in der Altstadt. Bekannt und berühmt geworden mit den berühmten ,Miniteufeln‘, einer Art Innsbrucker Ur-Cabanossi. Unerreicht ist das Ladele auch mit seinen Wild-Würsten von der Gams, vom Reh und vom Hirschen. Mein absoluter Wurstfavorit: die zart geräucherten, überaus geschmackvollen Wollschwein- Thomas Lackner in seinem Speckladele. Hier gibt's den besten Speck Innsbrucks. Würste. Selbst die Franzosen würden mit der Zunge schnalzen. Ich habe natürlich noch einen weiteren Tipp: Reinweißen Speck vom Speckladele. Für Speckknödel absolut empfehlenswert. Und - wie das gesamte Sortiment dieses geruchlich eigentlich an eine Selchkammer erinnernde Ladele - unnachahmlich und unerreicht im Geschmack. Vom Bauernbrot möchte ich nun erst gar nicht anfangen. Diese Qualität gibt's nur noch ganz selten. Deshalb sollte man es im Ladele auch vorbestellen. Perle 2: Wunderbare Liköre und Edelbrände Seit einigen Jahren ist aus der Stiftgasse überhaupt eine Mini-Gourmetgasse geworden. Denn neben dem einzigartigen Speckladele hat sich der Oberländer Beeren-Papst Stefan Mair angesiedelt. Er setzt die Aufbauarbeit seines Vaters Martin Mair fort und gilt heute schon als die heißeste Adresse für spezielle Schnäpse und Liköre in der Hauptstadt der Alpen. Ein Spezialitäten-Ladele der Sonderklasse: Mair's Liköre, Edelbrände und Tiroler Spezialitäten Habe ich die Weine junger, aufstrebender österreichischer Winzer schon erwähnt? Die Mair'sche Vinothek gehört deshalb zu den heißen Tipps in der Innsbrucker Altstadt. Mair ist bekannt für exzellente Qualität. Und dafür, dass seine Liköre und Schnäpse aus Früchten erzeugt werden, die von seiner Familie im Tiroler Oberland mit viel Wissen und Liebe gezogen worden sind. Wie etwa die Berg-Marille, deren verschieden Verarbeitungsformen im Geschäft erhältlich sind. Aber es ist nicht nur Alkohol, den Mair anbietet. Besonders empfehlenswert sind die verschiedenen Marmeladen, Gelees und Säfte. Mein absoluter Favorit: Quittengelee, wie es eigentlich nur noch Großmütter Neue Edelbrände wie Grappa - Müller Thurgau (aus Tiroler Trauben), Brombeeredelbrand, Erdbeeredelbrand oder Stachelbeeredelbrand sind für Stefan Mair schon selbstverständlich. imstande sind herzustellen. Dass Stefan auch Produkte anderer Hersteller in Österreich führt, ist nur logisch. Wie etwa den Defregger Senf, einem Gourmet-Senf der Sonderklasse. Aber: Wer sich der Qualität verpflichtet fühlt hat eben kein Problem damit, auch anderen Qualitätsprodukten den Respekt zu erweisen. Übrigens: Heuer haben sich das Speckladele und Mair's Spezialitätenladen wieder zusammen getan. Wer in aller Ruhe und inmitten eines unverwechselbaren Ambientes besten Speck, Käse und vorzüglichen Wein genießen will kann es in der Stiftgasse tun. Tische und Sitzplätze sind vorhanden.
Bibione oder Kaiserwinkl: Die Aufarbeitung eines Kindheitstraumas
Was sind wir damals alle begeistert nach Bibione, Lignano oder Jesolo gefahren. Wochenlang, vielleicht sogar einige Monate vorher haben wir uns darauf gefreut, endlich ans Meer fahren zu dürfen. Vor Ort sind wir dann Tretboot gefahren, haben Sandburgen gebaut, während unsere Eltern faul in der Sonne gelegen sind. Spätestens nach dem dritten Tag haben wir uns gelangweilt, obwohl sich Kinder ja anscheinend nie langweilen. Sehr schnell hat auch der Sand im Bett genervt und die Hitze in den Appartements war auch manchmal kaum zu ertragen. Heute kann mir Bibione & Co. gestohlen bleiben. Und heute habe ich auch endlich die Kraft, mit dieser Art von Urlaub abzurechnen. Und eine Lanze für den Kaiserwinkl zu brechen. Mittlerweile, gut 30 Jahre später, kann ich schon allein diese Urlaubskataloge nicht mehr sehen. Mich überkommt das kalte Grauen wenn ich die Bilder der dortigen Appartements sehen, die eigentlich alle gleich aussehen. Ebenso wie die Orte, in denen diese stehen. Orte, die eigentlich nur im Sommer so etwas wie Leben anzubieten haben, während sie nach der Saison zurücksinken in die absoluten Bedeutungslosigkeit und zu einer Art Geisterstadt werden. Orte, in denen ein großer Teil der Gebäude nur dazu gebaut zu sein scheint, um Touristen im Sommer zu „bespaßen“ und zu beherbergen. Warum muss es bitte sehr immer Bibione sein? Und natürlich ist man dort überall kinderfreundlich, was ja beim besten Willen kein Wunder ist. Schließlich ist die Kaufkraft von Kindern niemals größer als im Urlaub. Versucht doch einfach mal eure Kinder durch die Einkaufsstraße zu lotsen, OHNE spätestens nach dem vierten Geschäft etwas kaufen zu müssen. Kindern haben manchmal auch die Eigenschaft, penetrant nerven und quengeln zu können. Zumindest dann, wenn sie von allen Ecken und Enden dauerbeschallt und dauerversucht werden. Wer nicht konsumiert, verliert. Und der hat den Sinn des Urlaubs eigentlich nicht verstanden. Für mich scheinen diese Einkaufsstraßen in den erwähnten Tourismusorten jedenfalls genau diese Sprache zu sprechen. Von „Indianern“ und Hitze, oder: Warum nicht gleich der Kaiserwinkl? Dass an jeder Ecke ein vermeintlicher „Indianer“ lauert und zum Halbplayback auf seiner Panflöte „My Heart will go on“ spielt macht die Sache für Eltern leider auch nicht erträglicher. Vor allem dann, wenn man mit Kindern natürlich mindestens 10 Minuten vor diesem musikalischen Wahnsinn stehen bleiben muss. Meer oder Walchsee? Für mich keine Frage... Außerdem: Immer diese Hitze! Immer diese Pizzen und diese Nudeln. Immer dieser Sand im Bett. Immer dieser Strand an dem man letztlich nichts anderes tun kann, als rumzuliegen. Und wer sich traut was anderes zu unternehmen als nur dumm am Strand herumzuliegen, der wird gnadenlos bestraft, etwa mit völlig überhöhten Preisen bei der einen oder anderen „Attraktion“. Kurzum: Mein Kindheitstrauma in Sachen Bibione & Co. war ganz einfach nicht zu beseitigen und reichte weit hinein in mein Erwachsenenleben. Ich hatte es ernsthaft versucht und war auch schon in meiner Rolle als Familienvater mit Frau und Kindern an eben besagtem Ort. Aber es funktionierte nicht. Meine Erinnerung und meine Ablehnung waren zu stark. Bibione war mir für immer verdorben und durch meine Erinnerungen unmöglich gemacht worden. Der Geschmack, den viele noch in ihrer Erinnerung auf der Zunge hatten, war für mich schal, fast schon unerträglich. Pizza schmeckte für mich nicht nach Sommer und Sonne, sondern nach Langeweile pur. Die Frage, ob ich mich auch schon als Kind dort gelangweilt hatte oder ob ich diese Behauptung auf meine konstruierte Erinnerung an damals projiziere ist dabei natürlich diffizil. Ich bin aber fast sicher, dass mir das ganze dort auch damals schon zu wider war. Schließlich war ich damals auch schon ich. Was also tun? Ich musste einen anderen Ort finden, der mich nicht aufregte und der nicht so erinnerungsbeladen war. Ich wurde zum Glück schnell fündig: Der Walchsee und der Kaiserwinkl ganz generell waren Orten, die mich schon in meiner Kindheit glücklich gemacht hatten. Ich war ja ganz in der Nähe aufgewachsen. Der Kaiserwinkl, das war für mich ein Ort des naiven, unbeschwerten Kind-Seins. Eigentlich hätte ich damals Bibione & Co. auch schon nicht gebraucht. Ein Tag am Walchsee im Kaiserwinkl und ich war glücklich gewesen. Warum nicht ab sofort das Meer gegen den Walchsee tauschen? (Bild: TVB Kaiserwinkl) Damals war es aber plötzlich trendig geworden, nach Bibione oder Jesolo zu fahren. Zumindest in gewissen Gesellschaftsschichten. Ich war also ein früher Opfer eines absoluten sinnlosen Trends geworden, in die vermeintliche Ferne zu schweifen, während das gute doch so nah lag. Das musste rückgängig gemacht werden. Ich musste es besser und anders machen. Ich musste meine Kinder vor einem falsch verstandenen Begriff von Urlaub schützen. Sie sollen einen Ort und eine Region kennen lernen, die nicht so verlogen, konsum- und umsatzgeil wie Bibione & Co. waren. Das war meine Hoffnung und meine einzige Möglichkeit, mein Kindheitstrauma aufzuarbeiten und loszuwerden. Ich würde es versuchen. Demächst. Im Kaiserwinkl.
Brot: So werden wir in Innsbruck abgezockt.
Von grenzenloser Gier und sklavenartiger Ausbeutung war an dieser Stelle schon die Rede. Bisher lediglich im Zusammenhang mit textilen Ausbeutern wie dem Klamottenladen Primark im Innsbrucker Sillpark. Aber heimlich, still und leise haben lokale Brot-Barone Innsbruck mit einem gleichermaßen profitablen wie spinnenartigen Netz überzogen, in das wir nur allzugerne hineintappen: Es geht um die hippen Brot- bzw. Snack-Läden. Sie duften in nahezu jedem Eck‘ vor sich hin. Und wenn die Inhalte mit den Preisen verglichen werden ist es sonnenklar: wir werden nach allen Regeln der Verkaufskunst abgezockt. Die Kräuterbreze von baguette. Wer kann sich die noch leisten? Es war vor etwa zwei Monaten, als mich frühmorgens der Hunger überkam. Auf dem Weg in‘s Büro bog ich daher in einen Baguette-Brotladen ein. Und bestellte einen Kaffee zum Mitnehmen samt Der Kaffee von baguette - ein Gschloder. Aber das ist eine andere Geschichte. einer ,Kräuterbreze‘. Zugegeben, ohne mich nach dem Preis zu erkundigen. Erst als ich die Rechnung präsentiert erhielt, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich war ganz offenbar in eine Falle getappt. Die ,kulinarische‘ Kleinigkeit kostete gesalzene 3,80 Euro. Der Kaffee - ein Gschloder. Die Kräuterbreze: sie sollte richtigerweise Schnittlauch-Brezel heißen und kostete sagenhafte 1,60 Euro! Grund genug für mich, die Sache näher unter die Lupe zu nehmen. Der Kilopreis für Kräuterbrezn: Unverschämte 18,60 Euro Oft ist Ärger auch ein Antrieb. Im Fall der Kräuterbrezn um den unfassbaren Preis von 1,60 Euro wollte ich nun die Details ergründen. (Auf den Preis für den Kaffee in billigstem Pappbecher gehe ich vorerst gar nicht ein. Das ist eine andere Geschichte.) Also habe ich die Probe auf's Exempel gemacht. Die Ausgangsfrage: Was ist denn so teuer an dieser Brezn? Die Butter? Kaum, denn in einer von mir in die Bestanteile zerlegte Brezn betrug der Gewichtsanteil der Butter ganze 11 Gramm. Der Schnittlauch? Lächerlich. Oder gar die Brezn, also das Brot? Auch nicht, denn sie wog ohne Butter 75 Gramm. Denn jetzt rechnete ich den Kilo-Preis hoch. Wenn 86 Gramm 1,60 Euro kosten, dann beträgt der Kilopreis dieser Luxus-,Kräuterbrezn‘ sagenhafte 18,60 Euro! Das schlägt dem Fass nun doch den Boden aus. Um sicher zu gehen, dass es sich dabei nicht um eine einmalige Fehlkalkulation handeln konnte, kaufte ich nochmals bei Baguette im PEMA-Hochhaus in Innsbruck ein. Mit einem weiteren unfassbaren Ergebnis und der Erkenntnis: Brot wird in Innsbruck offensichtlich zum Luxusgut hochgejazzt. Und das in einer Art und Weise, die ich eigentlich nur als Abkassiererei bezeichnen kann. Mein Name sei Rockefeller - 1 kg vegetarisches Baguette kostet 16,20 Euro. Ich wählte ein belegtes, vegetarisches Baguette zum Preis von 2,40 Euro. Dann zerlegte und wog ich die Komponenten, als da sind: Die homöopatische Dosis Gemüse im 'vegetarischen Baguette'. Käse: 43 g Salat: 12 Gramm Gurke: 1 Gramm Pampe, vermutlich aus Mayonnaise, Sauerrahm und Kräutern hergestellt und auf die Schnittflächen geschmiert weniger als 1 Gramm Radieschen und Paprika in homäopoatischer Dosierung: jeweils weniger als 1 Gramm. Ich nehme an, sie dienen als Aufputz und Farbtupfer, ähnlich den Präsentationen in der Michelin-Spitzengastronomie. Baguette-Brotgewicht netto: 89 Gramm. Gesamtgewicht: 148 Gramm. Kilopreis somit 16,20 Euro. Wenn ich bedenke, dass ich 1 kg besten Vorarlberger Bergkäse, 10 Monate lang gereift, um 17 Euro erhalte, dann krieg ich den heiligen Zorn. Denn der Kilopreis des vegetarischen Baguettes ist nur mit einem Wort erklärbar: Profitmaximierung. Das ist große Kunst: Käse-Origami von baguette. Damit Quantität und Profit stimmen. Eine Anmerkung zur großen Käsekunst im ,vegetarischen Baguette‘ von Baguette. Die Käsescheiben - an sich hauchdünn aufgeschnitten - sind zu meinem großen Entzücken regelrecht gefaltet. Im Stil großer japanischer Origami-Kunst. So durchsichtig wie die Käsescheiben - so durchsichtig ist die Absicht. Die Käse-Faltkunst soll ja dem Baguette jenes Volumen signalisieren, das den Konsument_innen mit Gemüse, einer Kräuterpampe oder gar den mickrigen Salatblättchen anders nicht vorzugaukeln wäre. Nimmt man nämlich auch die anderen Brote unter die Lupe und zerlegt auch diese in ihre Einzelteile, so stellt man mit Erstaunen fest, dass die Brote lediglich halb belegt sind, aber dennoch der Anschein entsteht, ein voll bepacktes Brötchen vor sich liegen zu haben. Von der Kräuterpampe, die kunstvoll in der Mitte (und nur in der Mitte) zu finden ist ganz zu schweigen. Große Kunst: die vier hauchdünnen Käsescheiben im 'vegetarischen Baguette' sind derart kunstvoll gefaltet, dass japanische Origami-Meister_innen vor Neid erblassen. Was mich aber wirklich entsetzt: Wie kann es eigentlich einer Handvoll Groß-Bäckern in Innsbruck gelingen, innerhalb relativ kurzer Zeit ein Preisregime zu etablieren, das jedem Fass den Boden ausschlägt? Das - auf Kilogrammpreise umgelegt - Brot plötzlich zum Luxuslebensmittel macht? Natürlich, ich hör da schon das Argument: man muss ja nicht in diesen Rolex-Brotläden einkaufen. Richtig. Aber meine Gegenfrage: wer streicht schon morgens ein Frühstücksbrot, packt es in ein Plastikgeschirr und verzehrt es dann genüsslich im Büro? Denn, da gibt es noch ein weiteres, äußerst interessantes Faktum. Wie mir Freund_innen aus Deutschland glaubhaft versichern, sind die Preise für ähnliche Brötchen-Produkte in Deutschland nur etwa halb so hoch. Wie das? Sind die Löhne dort noch niedriger als bei uns? Ist der Strom in Deutschland gar gratis? Ja, und da ist noch eine weitere Frage an Baguette: woher stammen eigentlich die Rohprodukte jener Brotsorten, die nicht ,im Haus‘ hergestellt werden? Macht man sich die Mühe und liest sich in der offiziellen Homepage des, in Tirol fast schon landschaftsprägenden, Brotladens ein, so stellt man fest, dass lediglich 12 der 25 Kleingebäcksorten in der Bäckerei des Mutterunternehmens Mölk hergestellt werden. Bei den Feingebäcksorten ist es noch gravierender - hier werden 2 Sorten aus der Mölk-Bäckerei angeführt, aber insgesamt 45 Arten im Sortiment angegeben. Mich beschleicht ein übler Verdacht: dass nämlich auch in Innsbruck billigste, sogenannte Teiglinge tiefgekühlt zugekauft und offenbar trotz der "Rückbesinnung auf alte Handwerkskunst“ (baguette website) in Aufback-Öfen publikumswirksam ,aufgebacken‘ werden. Teiglinge, die zumeist aus Belgien, Polen oder gar aus China stammen. Brot aus China? China? Aber ja. Eine Meldung in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, nicht eben als linkes oder globalisierungskritisches Blatt bekannt, erregte meine Aufmerksamkeit. „2011 wurden etwas mehr als 18 071 Tonnen „Backwaren und andere Zubereitungen aus Getreide“ aus China nach Deutschland importiert. Darunter waren somit auch die Teiglinge. Mit den Liefermengen aus China ließe sich also fast der Jahresbedarf einer großen Brötchenkette decken. Und wenn Deutsche Back-Unternehmen und Brot-Barone den Plunder aus China kaufen, dann tun es die Österreicher erst recht. Wäre also interessant zu wissen, ob in Innsbruck auch chinesisches Brot über die Tresen geht. So unglaublich das auch klingen mag. Bleibt dran und bleibt uns gewogen. Wir recherchieren weiter. Text und Recherche - Mitarbeit: Lisa Reifer
Kaum zu glauben: Eine digitale Duftlampe
Ein Bekenntnis gleich vorneweg: ich liebe natürliche Düfte über alles. Und suche seit Jahren nach einer Möglichkeit, Düfte ohne züngelnde Flammen, unangenehme Hitze, glühende Kohlen in Räumen zu verbreiten. Exakt das ist jetzt möglich: Ein Aromawürfel aus reinem Zirbenholz. Neudeutscher Name: ,Aroma Cube‘. Für mich eine der großen Innovationen auf dem Duft-Sektor. Und für mich jedenfalls genauso wichtig: diese innovative Weiterentwicklung der Duftlampe stammt aus Tirol. Was hab‘ ich nicht alles probiert um die mir genehmen Düfte um mich herum zu verbreiten. Elektrische Duftlampen, solche mit Kerzen, Weihrauch samt den dazugehörigen Kohlen und Mini-Becken. Alle Möglichkeiten versucht - keine für gut befunden. Wenn man sich bei der Rauch- bzw. Dufterzeugung die Finger verbrennt ist am System etwas faul. Da bedurfte es schon des digitalen Zeitalters und eines Tirolers, um auch im Bereich des Olfaktorischen, also der Duft-Wahrnehmung, die Finger zu schonen und eine kleine Revolution auszulösen. Duftlampe mit USB-Anschluss Düfte mit Hitze zu erzeugen ist aniquiert. Der geniale Duftwürfel ist derzeit in aller Munde. Eine Duftlampe mit digitalem Anschluss. Genau das gibt‘s jetzt. Denn die Neuinterpretation der Duftlampen basiert auf der Verwendung eines sogenannten USB-Anschluss. Eine geniale Ausgangssituation. Über diesen USB-Anschluss wird nämlich der kleine, absolut geräuschlose Ventilator eines Duftwürfels - der weiterentwickelten Duftlampe - betrieben. Da nicht nur Computer sondern jedes Handy-Ladegerät über einen solchen USB-Anschluss verfügen ist der gewünschte Duft überall herstellbar. Aladins duftende Wunderlampe quasi. So. Ab sofort genieße ich jenen Duft, den ich so sehr schätze. Er verströmt direkt neben dem Laptop und bringt mich in eine kreative Stimmung. Ich will an dieser Stelle nicht auf die Wirkung von Düften auf alle Menschen eingehen. Nur soviel: Unsere Spezies kann mindestens 1 Billion Gerüche unterscheiden. Düfte sind also maßgeblich an der Vermittlung von Gefühlen beteiligt, sie können beruhigen, aufregen, quälen und sogar heilen. Mit anderen Worten: Düfte lenken unsere vitalen Systeme. Sie beherrschen sogar unsere Erinnerungen, und zwar in allen noch so kleinen Details. Diese Fakten sollten wir nie vergessen. Wenn ich den Duft wechseln will, kein Problem. Einige Tropfen Öl auf die kleine Schublade getreufel und schon verströmt diese digitale Wunderlampe den neuen Duft. Der Tiroler Wunderwürfel wurde aus dem duftenden Zirbenholz von einem kleinen, feinen Handwerksbetrieb in den Alpen entwickelt und in Handarbeit gefertigt. Der Würfel verfügt über eine kleine ,Schublade‘ mit einer Vertiefung. Jedes beliebige ätherische Öl wird einfach in diese Vertiefung geträufelt und die Schublade wieder geschlossen. Der safte Luftstrom des Lüfters verteilt das Aroma dann im Raum. Es können beliebige ätherische Öle verwendet werden. Duftlampe für jedes ätherische Öl Für mich steht jedenfalls fest: Mein Zauberwürfel oder digitale Duftlampe steht künftig neben meinem Laptop. Und wenn ich kein Öl zur Hand habe verbreitet er automatisch den unnachahmlichen Duft der alpinen Zirbe, aus deren Holz er gemacht ist. Und Zirbenduft beruhigt, macht ausgeglichen und ist stimmungsaufhellend stellte eine Studie fest. Allesamt Eigenschaften, die ich durchaus brauchen kann. Wenn mir allerdings der Sinn nach Lavendel, Citurs oder anderen Düften steht ist das auch kein Problem. Die Mini-Schublade aufgemacht, ein bis zwei Tropfen des jeweiligen Öles in die Vertiefung eingebracht - und schon beginnt sich der Duft im Raum zu verbreiten. Mein Testurteil: Eine geniale Weiterentwicklung der Duftlampe. Ach ja, und hier ist dieser Wunderwürfe erhältlich.
Im Zillertal gibt die Natur den Ton an – Wurde auch Zeit!
Ich habe ja ein zwiespältiges Verhältnis zum Zillertal. Eine Art Hass-Liebe. Eine Form von „On-Off-Beziehung“. Begründet liegt diese Ambivalenz in dem Verhältnis der Schönheit dieses Tales und der Musik, die dort vor Ort gespielt und forciert wird. Anders gesagt: Berge und Natur hui, Musik pfui. Ich habe mich eigentlich schon immer gewundert, warum die Berge und die Natur genau so klingen sollen. Denn für mich klingen sie völlig anders. Wenn ich auf einem Gipfel stehe, dann fällt mir vieles ein: Erhabenheit, klassische Musik, vielleicht sogar ruhige Musik aus dem Repertoire der sogenannten echten Volksmusik, am besten auf einer Zither gespielt. Bei dem Anblick der Natur im Zillertal überfällt mich Demut, Bescheidenheit, ein Gefühl des Überwältigt-Seins. Das letzte was mir hingegen in den Sinn kommt, ist die musikalisch eher einfach gestrickte und dabei auch unsubtile Musik eines Marc Pircher oder gar der Zillertaler Schürzenjäger. Wie solche Musik in einem solch wunderschönen Tal entstehen kann, ist mir ein Rätsel. Soll so viel Schönheit einem Marc Pircher überlassen werden? Wohl kaum: Das Zillertal ist für alle da... (Bild: Zillertal Tourismus) Ich glaube das lässt sich nicht damit erklären, dass Wahrnehmung und die Ebene des Erlebens von Menschen zu Mensch unterschiedlich sind. Ich denke mal es muss zwangsläufig daran liegen, dass manche Menschen einfach unsensibel und unempfänglich für die wirkliche Schönheit der Natur sind. Und sich nicht auf das große, unfassbare Gefühl des Überwältigt-Seins einlassen wollen. Vor der Natur sollte man leise und still werden und staunen. Eine Reaktion in musikalischer Form, die einfach nur primär banal und trivial ist, empfinde ich als unangemessen. Als Unverschämtheit. Als etwas, das man der Natur nicht antun sollte. Das Zillertal: Zu schön um es den Schürzenjägern oder Marc Pircher zu überlassen Die Natur und die Schönheit des Zillertals werden hier meiner Meinung nach missbraucht und funktionalisiert. Die Natur wird zum Verkaufs-Schmäh eines folkloristischen Zillertals, das mehr Schein als Sein ist. Und genau damit wird diesem Tal Unrecht getan: Das Zillertal ist nicht nur wunderschön, sondern auch vielfältig, modern, zeitgemäß und dennoch bodenständig. Wer das Zillertal auf Ho-Ruck und Hüttengaudi beschränkt, der hat eigentlich überhaupt nichts verstanden. Mein Plädoyer daher: Haltet euch von Hütten, Hüttengaudi und dem verfälschen, folkloristischen Zillertal fern! Und hört euch um Himmels willen nicht die Musik an, die in einem so großen Maß den Markt der volkstümlichen Musik überschwemmt. Tut euch etwas Gutes und setzt in diesem Fall voll auf die Natur! Denn die Natur hat (zum Glück!) eine ganz andere Stimme und einen ganz anderen Klang. Und vor allem: Ihr könnt euch euren eigenen Reim machen und eure ganz eigene Musik mit dieser überwältigenden Schönheit konnotieren. Eure Wahrnehmung bleibt unverfälscht, wird nicht gelenkt. Wie soll´s bitte schön noch schöner gehen? (Bild: Zillertal Tourismus) Meine Behauptung: Ist es still im eigenen Kopf, das Erleben von keinem Klischee geprägt, dann wird erst das richtige Erleben möglich. Ich jedenfalls könnte nicht wirklich genießen, wenn ich die Zillertaler Schürzenjäger im Kopf habe, die gerade diesen oder jeden Ort besingen und damit aus meiner Sicht verhunzen und für mich absolut ungenießbar machen. Und noch ein Tipp von mir, wenn ihr auf das Echte, Unverfälscht steht: Gebt euch bitte schön bei eurem nächsten Urlaub im Zillertal mal in ganzem Umfang den Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen. Schöner wird´s so schnell nicht mehr. So schöne Orte und Plätze darf man nicht den Zillertaler Schürzenjägern oder gar dem unsäglichen Marc Pircher überlassen. Immerhin bekommt ihr es hier mit dem größten Schutzgebietsverband der Alpen zu tun. Ihr seht also schon und könnt es zwischen den Zeilen vielleicht auch ablesen: Ich werde mich im Sommer die eine oder andere Woche ins Zillertal auf Sommerfrische begeben. Ganz ohne Musik, MP3 Player. Vielleicht noch mit einem guten Buch. Ansonsten aber reichen mir ein gutes Hotel und die Natur. Natur pur. Sonst nichts. Das genügt.
Wennschon, dennschon: Heiraten am Walchsee
Wer Ehe sagt, muss oft auch ungewollt Scheidung sagen. Dieses Verhältnis ist zwar nicht zwingend und steht auch in keinem kausalen Zusammenhang. Dennoch betrug die Gesamtscheidungsrate im Jahre 2013 40,14 % und war im städtischen Raum tendenziell höher als im ländlichen Bereich. Dennoch: Die Ehe und das Heiraten als Ritual und Institution sind einfach nicht umzubringen. Und so wird auch weiterhin fleißig geheiratet. Ich kann mich noch lebhaft an eine Diskussion aus meiner Schulzeit erinnern. Protagonisten: Eine unverheiratete Englischlehrerin und eine Klasse von SchülerInnen, allesamt so um die 15 Jahre alt. Wir suchten nach Argumenten, warum geheiratet werden sollte. Und warum zur Hölle das so viele Menschen tun. Einigermaßen lustlos trugen wir Argumente zusammen. Unsere Englischlehrerin schien diese nicht wirklich gut zu finden. Bis es plötzlich von Mädchenseite her kam: „Es ist aber so romantisch!“. Unsere Englischlehrerin, die wir manchmal auch „alte Jungfer“ nannten ohne damals so ganz genau zu wissen, was das bedeutete, quittierte diesen Kommentar begeistert mit einem: „Here we go!“ Wir hatten einen Punkt getroffen, der ihr wichtig vorkam. Und von dem sie glaubte, dass er so viele Paare in die Kirche oder/und ins Standesamt trieb: die Romantik! Es war ganz einfach irrsinnig romantisch zu heiraten. Vielleicht auch einfach nur irrsinnig. Aber die Romantik vernebelte uns dabei unsere Rationalität und unseren klaren Verstand, der vielleicht zumindest ein wenig skeptisch sein könnte wenn es darum geht, einem Menschen ein Leben lang Treue und vieles mehr zu versprechen. Möglich war das ja schon, stimmt. Aber halt auch gar nicht so einfach. Kein schlechter Ort zum Heiraten: Der Walchsee im Kaiserwinkl. Das Glänzen in den Augen unserer damaligen Englischlehrerin machte aber auch eines klar: Wer nicht heiratet, sich also nicht traut, der ist auch nicht glücklicher. Vielleicht sogar unglücklicher, weil man sich dann das ganze Leben lang fragt, wie es gewesen wäre, wenn man doch geheiratet hätte. Besser also den Ehealltag mit allen Höhen und Tiefen erleben als Zeit seines Lebens Opfer seiner unerwünschten Wünsche und Sehnsüchte zu werden. Heiraten, aber richtig: Am Walchsee im Kaiserwinkl Eines war für mich jedenfalls klar: Eine Hochzeit musste ein Auftakt mit Pauken und Trompeten sein. Und das sage ich, obwohl ich gar nicht an diesen ganzen „der schönste Tag des Lebens“ Quatsch glaube. Die Hochzeit ist EIN, vielleicht EINER der schönsten Tage im Leben. Aber es wäre ein wenig traurig, wenn es wirklich der allerschönste wäre. Meine These ist aber eine andere: Der Auftakt muss deswegen gut sein und gründlich gefeiert werden, weil man es spätestens nach ein paar Jahren diese Erinnerungen brauchen wird. Nämlich dann, wenn es mal nicht so gut laufen sollte. Erinnerungen sind halt doch etwas, das einen über schwierigere Zeiten hilft. Und die einen vielleicht daran erinnern, warum bitte schön es genau dieser Mensch sein musste, den man geheiratet hat. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig arg sachlich, der Zugang ist aber ein anderer: Ich bin Anhänger und Verfechter der realistischen und realitätsnahen Liebe. Wenn die rosarote Brille weg ist, dann muss man anfangen klar zu sehen und auch Probleme und Konflikte klar und deutlich anzusprechen. Sonst gehört man, so schnell kann man gar nicht schauen, zu den weiter oben beschriebenen 40,14 %. Die realistische Liebe beugt dem schon mal vor, in dem sie die Dinge beim Namen nennt und Problemen nicht aus dem Weg geht. Aus meiner Sicht funktioniert es. Vielleicht einer der besten Orte um nach der eigenen Hochzeit noch ein paar entspannte Tage zu verbringen: Die Seeresidenz der Verwöhnhotels. Doch was ich eigentlich sagen wollte: Feiert eure Hochzeit als gäbe es kein Morgen. An einem schönen Ort. Und feiert so, als ob es der Auftakt zu einem wundervollen Abenteuer mit ungewissem Ausgang wäre. Letzteres ist es nämlich auch tatsächlich. Ein besonders schöner Ort zum Heiraten ist der Walchsee im Kaiserwinkl. Ein Freund von mir hat dort geheiratet und seine Ehe hält jetzt immerhin schon stolze 10 Jahre lang und scheint auch glücklich zu sein. Zumindest taten sie nach außen hin mal so. Etwas musste also dran sein an meiner These mit dem Auftakt mit Pauken und Trompeten. Wie heißt es so schön: Probieren geht über studieren. Oder auch: Hilft´s nichts, dann schadet es zumindest nichts. Einfach am besten am Walchsee heiraten und dann noch ein paar schöne Tage dort in einem Hotel verbringen und sehen, was passiert. Ich prophezeie jedenfalls mal, dass es nicht der schlechteste Start in eine lange und glückliche Ehe sein wird. Heiraten: Ja, unter Umständen. Aber wennschon, dennschon. Und am besten am Walchsee im Kaiserwinkl. Also: Top, die Wette gilt. Bereit für das Abenteuer Ehe? Viel Glück! Ich hoffe ihr wisst worauf ihr euch einlasst. Und wenn´s nichts wird mit der ewigen Liebe, dann habt ihr wenigstens ein paar schöne Tage am Walchsee in der "Seeresidenz" der "Verwöhnhotels" verbracht. Ist ja auch nicht nichts.
Primark-Kunden als Sklaventreiber
Wie dumm dürfen eigentlich junge Menschen sein? Oder anders gefragt: Was muss noch alles passieren, damit hunderttausende PRIMARK-Käufer_innen diesen Textil-Lumpenkonzern und seine gierigen Aktionäre nicht weiter mit ihrem sauer verdienten Geld mästen? Und: weshalb schwingen sich die Kund_innen mit jedem Einkauf zu veritablen Sklaventreibern auf? Ein ungeheuerer Vorfall aus Wales bringt den bereits übel beleumundeten irischen Gierkonzern wieder in die Schlagzeilen. Da tauchen plötzlich zwei 'Waschanleitungen' - im Kleidungsstück eingenähte Informationshinweise - auf. "Forced to work exhausting hours". Der offensichtliche Hilferuf einer ausgebeuteten Näherin wurde von der South Wales Evening Post erstmals veröffentlicht: Ich bin gezwungen, Überstunden zu machen. Der wunderbare österreichische Blog „Ein Jahr ohne Kleiderkauf und danach“ berichtete bereits darüber. Kurze Zeit später dann ein weiterer, eingenähter Hilferuf: "Degrading Sweatshop Conditions" - 'Entwürdigende Bedingungen im Ausbeutungsbetrieb'. Shirts um 2 €. Dafür bekommt man in Innsbruck nicht einmal ein belegtes Brötchen. Man sollte meinen, der Aufschrei in den Sozialen Medien würde die Leute abhalten, solche Produkte zu kaufen. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, wie unser Lokalaugenschein in der PRIMARK-Filiale im Innsbrucker Sillpark beweist. Es scheint, als ob die menschlich zurückgebliebene, leseschwache Jeunesse doreé ihr Verhalten aufgrund solcher Kinkerlitzchen schon gar nicht ändert. Mein Verdacht: PRIMARK ist für diese Sorte von Menschen offenbar ein Höhepunkt ihres sinnentleerten Lebens. Mehr noch: Innsbruck entwickelt sich immer mehr zu einem tourismusartigen PRIMARK Zentrum. Nicht nur Busse aus Deutschland karren solcherart unbedarfte Jugendliche in den Sillpark. Auch aus Südtirol werden Kaufsüchtige herangeschafft. Tendenz steigend. Alle Primark-Fetzen stammen aus Irland oder aus Spanien? Der Gierkonzern hat nicht den Mut oder die berühmten 'Eier', die wahren Herstellungsorte zu nennen. In Bangla Desh, Kambodscha, Vietnam und künftig auch in Myanmar (Burma) müssen Menschen Sklavenarbeit verrichten um die egozentrischen Selbstdarstellungsvorstellungen pickeliger Jugendlicher im Westen zu ermöglichen. Diese Fakten sind hinlänglich bekannt, ich habe sie bereits vor einigen Wochen hier beschrieben. Denn mit ihrem Taschengeld wollen die Jugendlichen womöglich täglich oder zumindest wöchentlich neue Fetzen und Lumpen billigst kaufen. In ihrer grenzenlosen Dummheit wissen sie‘s, kaufen aber dennoch: Denn teilweise gehen die modischen Fetzen schon nach dem ersten Tragen aus den Nähten. Ich höre jetzt schon wieder: aber die Jungen haben ja kein Geld um sich qualitativ bessere Wäsche, die auch unter vertretbaren Konditionen hergestellt worden ist, kaufen zu können. Das ist - behaupte ich - eine ganz fiese und miese Ausrede: 1. haben Primark-Produkte nur eine sehr begrenzte Lebenszeit. Sie müssen also schon in absehbarer Zeit wieder durch neue Fetzen ersetzt werden und sind deshalb ganz sicher teurer wie Qualitätstextilien. 2. Weshalb brauchen Menschen 50 - 100 T-Shirts, dutzende Varianten von Blusen, Hosen und anderem Tand und Plunder? Weniger geht gar nicht? Trigema produziert Textilien zu 100 % in Deutschland. Gänzlich Unbedarfte werfen dann ein, dass es in Europa überhaupt keine Textilerzeugung mehr gebe. Und liegen damit völlig falsch. Ich empfehle nur, 'Textiproduktion in Europa' zu googeln. Die deutsche 'Trigema' ist ein Musterbeispiel für eine Produktion ausschließlich in Deutschland! Wie es überhaupt Mode ist, Produktionsstandorte automatisch in Asien zu vermuten. Auch im Möbelbereich ist das so, obwohl es hochwertige Europäische Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen gibt. Eine Bekannte hat mir einmal in einer schwachen Stunde gestanden, Sachen in ihrem Schrank hängen zu haben, die sie noch nie getragen hat. Aber beim Einkauf im PRIMARK waren sie so geil und billig, dass man zum Kauf angeblich nahezu gezwungen sei. Ich bleibe jedenfalls ratlos zurück. Obwohl der PRIMARK-Skandal in allen Sozialen Medien hinauf- und hinuntergeorgelt wird ist die Filiale Innsbruck brechend voll. Die Leute schleppen den Plunder gleich waschkorbweise aus dem Geschäft. Primark-Touristinnen aus Deutschland: prall gefüllte Taschen mit billigsten Fetzen. Sklavenarbeit? Aber nicht doch... Kann mir jemand sagen, weshalb viele Menschen Sklavenarbeit offenbar als gottgegeben betrachten und weiterhin einkaufen, als gäb‘ es kein Morgen? Interessanter noch wäre eine Antwort darauf, wie die Ignoranz durchbrochen werden könnte. Oder braucht‘s tatsächlich eine Katastrophe, damit die Menschheit klüger wird? Vielleicht stimmt doch der Ausspruch von Theodor Fontane: "Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf." Zwei Opfer der Rana Plaza Katastrophe umarmen sich noch im Angesicht des Todes. Bild: http://changingwinds.wordpress.com/2013/11/03/ethical-leadership-in-the-race-to-the-bottom/ Ja, der Vollständigkeit halber die Stellungnahme von PRIMARK, zitiert in der South Wales Evening Post: "The high street chain assured that it has a code of conduct in place, to ensure products are made in good working conditions and all employees are treated fairly." Knapp übersetzt: Es gebe Vorschriften die sicherstellten, dass die Produkte unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt und Arbeiter_innen fair behandelt würden. Aber waren die Arbeitsbedingungen im Rana Plaza nicht auch gut? Bis zur unfassbaren Katastrophe halt. Auf die Ehrlichkeit von Primark können wir uns alle einen Reim machen.
Fischen im Kaiserwinkl: Die erträgliche Leichtigkeit der Langeweile
Jetzt mal unter uns: Gibt es etwas Langweiligeres als fischen? Alle Leute, die mir erzählen, dass sie ihre innere Ruhe beim Fischen gefunden hätten, würde ich einfach mal glatt als Lügner abstempeln. Denn das was man beim Fischen findet ist keine innere Ruhe, sondern einfach nur die äußere Entsprechung zum eigenen inneren "Langweilig-Geworden-Sein". Fischen ist für mich die Entsprechung zu Country-Musik. Eh ganz nett, aber halt letztlich etwas für alte Menschen, die sich auf ihren Lebensabend vorbereiten und dabei leise in ihr Bier weinen. Ich bin der festen Überzeugung: Mit Mitte 40 oder hoffentlich doch noch ein wenig später würde es passieren: Mein Musikgeschmack würde sich über Nacht wandeln und ich würde alle meine Platten mit komplizierter und kopflastiger Musik verkaufen. Fortan würde ich Musik fürs Herz brauchen. Musik, die mich berührt und die mich emotional anspricht. Mit diesem Alter würde ich schon so viel im Leben erlebt haben und schon so oft gescheitert sein, sei es am Alltag oder an größeren Dingen, dass meine grundsätzlich Haltung zum Leben Melancholie wäre. Nicht Amerika, sondern der Kaiserwinkl. Aber auch schön. Und perfekt zum Fischen. Dann würde ich in Sachen Country-Platten massiv aufrüsten. Schon früher hatten mich die Bilder in der Weite Amerikas angesprochen. Melancholische ältere Männer, die mit ihrem Truck durch Amerika fuhren und dann abends vor dem schlafen gehen noch ein letztes Bier tranken und dabei leise vor sich hin weinten, zumindest aber über ihr trauriges und einsames Leben reflektierten. Zu diesen ikonographischen Bildern lief dann meistens Country-Musik. Diese Musik ist die Entsprechung zu einem Leben, in dem man sich eigentlich nicht mehr viel erwartet. Vielleicht noch ein wenig Traurigkeit und nicht allzu viel Herzschmerz. Von den U.S.A. in den Kaiserwinkl Da wir aber nicht in Amerika sind, sondern in Österreich und noch präziser in Tirol, haben wir gar nicht die Möglichkeit, uns in gottverlassenen Bars an der Route 66 selbst zu bemitleiden. Wir müssen uns andere Möglichkeiten suchen, um uns auf unseren Lebensabend vorzubereiten. Um zur Ruhe zu kommen und dem wilden, jugendlichen Leben, das ohnehin nur auf Enttäuschungen hin zusteuert, abzuschwören. Meiner Meinung nach ist das Fischen eine perfekte Entsprechung zu den Bildern, die uns in Country-Videos immer wieder begegnen. Ich stelle es mir so vor: Der einsame oder einsam gewordene, etwas ältere Herr fährt zum Fischen in den Kaiserwinkl. Jedes Wochenende. Mit der Präzision eines Uhrwerks wiederholt er dieses Ritual Woche für Woche. Dann steht er einsam da, im sogenannten Einklang mit der Natur und wartet darauf, dass ein Fisch anbeißt. Aber das ist eigentlich gar nicht das wirkliche Ziel. Der Fischteich Schwendt im Kaiserwinkl: Mein Sehnsuchtsort in ein paar Jahren? Der Zeitraum bis ein Fisch anbeißt ist der eigentliche Zeitraum, warum er überhaupt zum Angeln in den Kaiserwinkl fährt. In dieser Zeit kommt er zum Nachdenken. Über sein Leben, seine Frauen, seine Vergangenheit. Darüber, dass er früher mal jung und wild war, vor Lebensenergie geradezu gesprüht hat. Und darüber, was aus ihm geworden ist: ein älterer Herr mit Drei-Tages-Bart, dem es eigentlich nicht wirklich schlecht geht. Aber dem trotzdem irgendetwas fehlt und dem im Leben schon einiges missglückt ist. Der erste Fisch, der anbeißt, holt ihn dann aus seinen Träumen zurück und verlangt ihm ein wenig Präsenz und Aktivität ab. Danach noch ein wenig die, zugegebenermaßen, herrliche Natur im Kaiserwinkl genießen. Zum Beispiel beim Fischteich Schwendt, wo jedermann fischen und angeln kann. Danach noch zu einem kühlen Bierchen. Und dann wieder nach Hause. Erlebnisreiche, abenteuerliche Tage schauen anders ist. Erlebnis und Abenteuer – das war für ihn früher mal gewesen. Jetzt war seine Devise: Angeln, was das Zeug hält. Und zwar möglichst gemütlich und beschaulich. Und, ich muss es gestehen: So schlecht gefällt mir der Gedanke an ein beschauliches, etwas langweiliges Leben gar nicht. Schließlich kommt fast jeder Online-Test bei dem man sein tatsächliches Alter herausfinden kann zum Ergebnis, dass ich innerlich fast 10 Jahre älter bin als ich es tatsächlich bin. Vielleicht wäre es als nur noch eine Frage der Zeit, bis man mich fischend im Kaiserwinkl antreffen würde. Leicht melancholisch, aber irgendwie auch durchaus zufrieden da stehend, vor mich hin sinnierend. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich ein „Langweiler“ würde. Und ich war bereit und hatte keine Angst davor. Vielleicht würde dann auch die eine andere Träne nicht im Bier, sondern im Fischteich Schwendtlanden. Denn echte Männer können auch weinen. Zumindest wenn niemand hinschaut. Der Kaiserwinkl würde mein perfekter „Alterssitz“ sein. Für mich als leicht weinerlichen, grübelnden und melancholischen älteren Herren. Ich würde sie dort finden, die erträgliche Leichtigkeit der gepflegten Langeweile.
„TyRoll“ aus dem Ötztal: Heimat anders
Franui. Alma. Herbert Pixner. Und jetzt auch noch "TyRoll". Der kreative Umgang mit der eigenen Herkunft und dem eigenen kulturellen Kontext boomt. Heimat wird hier nicht als statischer Zustand ausgelegt, sondern als ein sich wandelnder Raum, in dem das Verhältnis von Innovation und Tradition stets neu verhandelt wird. Bei „TyRoll“, der Band um Marlon Prantl bei der auch der bekannte Volkskundler Hans Haid ein Wörtchen mitzureden hat, geschieht das auf besonders lustvolle und spielerische Art und Weise. Sprache ist Heimat. Wer sich in der eigenen Sprache, im eigenen Dialekt ausdrückt der ist mehr zuhause. Wer seinen eigenen Dialekt pflegt und hegt, auch wenn er nicht mehr in dem Tal wohnt, in dem er geboren wurde, der hat immer auch ein Stück Heimat bei sich. Interessant wird es, wenn man auswandert: Der Dialekt und die eigene Sprache werden von der Kultur, von der Gegenwart abgeschnitten und werden tendenziell zu etwas Statischem, Unbeweglichem, Musealem. Ähnlich agieren wohl auch Traditionalisten in Kultur, Musik und Sprache. Sie ignorieren die Entwicklung von Sprache, der Kultur und der Heimat. Ihnen fehlt das spielerische Moment, der kreative Umgang mit der eigenen Geschichte und mit den eigenen Wurzeln. Kulturelle Räume die als Heimat beschrieben werden können ändern sich, sind nicht resistent gegen äußere und neue Einflüsse. Wenn sich ein Raum nicht verändert, unbeweglich wird, dann lässt sich in diesem auch nur schwer leben. So gesehen engen Traditionalisten den kulturellen Raum ein und machen ihn zu einem starren Ort, der nur für eine kleine Gruppe Heimat bietet. Tradition schräg und innovativ ausgelegt: TyRoll aus dem Ötztal (Bild: Marlon Prantl) Das Ötztal: Sprache und Dialekt sind Heimat Fruchtbar wird es, wenn man sich unter diesen Gesichtspunkten das musikalische Projekt „TyRoll“ ansieht. Marlon Prantl, der musikalische Kopf der Band, behauptet, dass die Ötztaler eine „eigene Sprache“ sprechen. Außerdem ist er der Meinung, dass sich die Sprache natürlich verändert, aber die ÖtztalerInnen letztlich doch auch immer und überall am Klang der Sprache und am Dialekt erkennbar seien. Bemerkenswert ist auch seine Anmerkung, dass sich MusikerInnen aus dem Ötztal historisch gesehen einer Art „Kunstsprache“ bedient hätten, ganz einfach um in Tirol besser verstanden zu werden. Der musikalische Kopf von "TyRoll": Marlon Prantl Dahinter steht die implizite Aussage, dass es sich lohnt, den Ötztaler Dialekt zu erhalten. Und auch die Behauptung, dass die Liste der traditionellen Lieder aus dem Ötztal kurz sei, da im Ötztal zwischen ca. 1800 und 1914 musizieren und singen außerhalb der kirchlichen Aufsicht verpönt war, ist entscheidend. Daraus folgt, dass der Ötztaler Dialekt als Teil der eigenen Herkunft und Heimat bewahrenswert und kostbar ist. Und daraus folgt wiederum, aufgrund der geringen Anzahl an traditionellen Liedern aus dem Ötztal, dass diese sogar noch kostbarer und bewahrenswerter sind. Die Kombination aus dem Ötztaler Dialekt und der Musik, die traditionellerweise aus diesem Tal stammt, wird dadurch zu einer Kostbarkeit, zu etwas Delikatem. Die Musik von „TyrRoll“ geht mit "Material" um, auf sprachlicher und musikalischer Ebene, das nicht alltäglich ist und deren Bewahrung sich Marlon Prantl, Hans Haid & Co. vorgenommen haben. Auch deshalb, weil die Musik aus dem Ötztal und der damit einhergehende Dialekt auf eine Welt referiert, die ansonsten in Vergessenheit geraten könnte. Wenn dieser Dialekt ausstirbt, dann stirbt zwar nicht das Tal. Aber dieser ganz bestimmten und präzise Bezug zur Heimat, zum Tal und den Dingen und Phänomen im Tal. Somit ist der musikalische Ansatz von „TyRoll“ präzise zu beschreiben. Wer sich einem gewissen Liedgut bedient und einen gewissen Dialekt benutzt, der stellt sich in eine Tradition. Der behauptet und verteidigt seine Heimat und seinen eigenen kulturellen Kontext. Die Frage ist aber, WIE diese „Verteidigung“ stattfindet. Handelt es sich um das musikalische „Verfahren“ der Bewahrung um jeden Preis, um Musealisierung, die nichts Neues und keine Innovation mehr zulässt? In diesem Fall gelangt man zu einem Kulturbegriff, der „Neues“ und „Fremdes“ abblockt und ausklammert. Ein Kulturbegriff, der Veränderung und Entwicklung von Heimat ignoriert. Und dem auch das spielerische Moment völlig fehlt. Die Spannung, die sich zwischen Erhalt von Bekanntem und Neuerung und Innovation ergibt, spielt bei diesem Kulturbegriff und bei dieser Art von musikalischem und künstlerischem Verfahren keine Rolle. Einen anderen Ansatz finden hingegen „TyRoll“, die genau dieses Spannungsmoment zu einer Grundlage ihrer Musik machen. Zum einen findet sich hier der Ötztaler Dialekt, der in seiner Authentizität und Andersartigkeit zelebriert wird. Die Musik, die das ganze mal untermalt, mal unterstützt und mal vorantreibt, bewegt sich in einem Spannungsfeld von Bewahrung und Respekt und von Neuerung und dezenter Respektlosigkeit. Sie ist geradlinig und schräg zu gleich. Sie ist heimatverbunden und beansprucht zugleich Raum, um Heimat überhaupt erst zu erschaffen.Sie beansprucht kulturellen Lebensraum, in dem sich leben lässt und der lebendig ist. Machten bei der aktuellen CD von "TyRoll" gemeinsame Sache: Marlon Prantl und Hans Haid. (Foto: Marlon Prantl) Das Gesamtkunstwerk von „TyRoll“ ist die musikalische "In-Szene-Setzung" der Heimat und des Ötztals in seiner Tradition, verbunden mit der Öffnung eines Raumes und des "In-Bewegung-Setzens" der eigenen Heimat. Die Heimat, die „TyRoll“ meinen und beschwören, ist nicht statisch. Marlon Prantl und Hans Haid kennen ihre Heimat wie ihre eigene Westentasche und wissen, wie bewahrenswert und wichtig diese ist. Zugleich behauptet die Musik auch schon, dass sie Wurzeln hat, diese aber manchmal auch nur dazu benutzt, um Neues zu erschaffen. Der Respekt, mit dem sie sich den Fäden annehmen, aus denen die Heimat gewebt ist, ist dabei bemerkenswert. Ihre aktuelle CD kann demnächst erworben werden. Unter dem Namen „Drweilong“ kommt sie am 27.06. auf den Markt. Im Rahmen dieser Veröffentlichung kann „TyRoll“ auf live erlebt werden. Eine Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Selten klang Heimat derartig gut, schräg, leichtfüßig und manchmal auch todernst. Mit einem Wort: Die künstlerische Musik von Franui, Herbert Pixner und Alma (und vielen anderen) hat Konkurrenz bekommen. Und das nicht zu knapp. Das Ötztal und dessen ganz eigene Sprache und Tradition machen´s möglich.
Gut gebrüllt Löwe, oder: Kamerun am Walchsee
Aus meiner Sicht ist Tirol nicht gerade dafür bekannt, das Land zu sein, welches am besten und tolerantesten mit Fremde, Fremdem und Fremden umgeht. Fremde, also Nichteinheimische, sind hier am liebsten gesehen, wenn Sie als Gäste kommen und etwas zur sogenannten „Wertschöpfung“ in der Region beitragen. Im Alltag tun sich viele beim Umgang mit anderen Hautfarben und Kulturen, warum auch immer, noch ein wenig schwer. Umso erstaunlicher, dass ganz Walchsee der Fußballmannschaft aus Kamerun die Daumen zu drücken scheint. Was war hier passiert? Oberflächlich gesehen ist alles ganz einfach zu erklären. Die Nationalmannschaft von Kamerun hatte sich ausgerecht den Walchsee als Trainingsort ausgesucht, um sich auf die damals bevorstehend Fußball-WM vorzubereiten, die mittlerweile ja bekanntlich in vollem Gange ist. Ein etwas, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftiger Beitrag von Tirol TV widmet dieser Tatsache gleich einen 3-minütigen Beitrag. Unverkennbar der Walchsee im Kaiserwinkl und nicht Kamerun. Nun möchte ich dem Team von Tirol TV ja nichts Schlechtes unterstellen. Aber allein in diesem Beitrag spiegelt sich so einiges, was ich über Tirol gesagt und angedeutet habe, wider. Dort wird der Beitrag gleich mal mit einer bekannten Melodie aus der „König der Löwen“ eröffnet. Vielleicht originell, zumindest noch einigermaßen treffend, weil die Mannschaft von Kamerun seit jeher schon die „Löwen“ genannt wird. Was mich aber stört ist die Formulierung, dass sich hier zwei Kulturkreise treffen würden, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Ein Klischee. Und zwar auch noch eines, das in der Realität und im Alltag gar nicht überprüft wurde. Kamerun: Die Mannschaft der Löwen? Die Mannschaft aus Kamerum, so wird in Wort und Bild suggeriert, hat beim Training natürlich mehr Spaß als einheimische Mannschaften. Vermutlich wohl deshalb, weil ihre ganze Mentalität ganz anders ist und weil Schwarze prinzipiell dazu neigen, gut gelaunt, sangesfreudig und lustig zu sein. Natürlich alles garniert mit einem guten Rhythmusgefühl. Weil das ja bei denen irgendwie angeboren ist. Folglich trifft in dem Beitrag die Melodie aus „König der Löwen“ auf ein volksmusikalisches Stück auf der Zither. Die Mannschaft aus Kamerun trifft auf Berge und auf den schönen Walchsee. Gerade um zu demonstrieren, dass hier zwei Kulturen und zwei verschiedene Welten aufeinander treffen. König der Löwen trifft authentische Volkskultur aus Tirol? Interessant daran: Das Lied, das Kamerun auf akustischer Ebene„vertritt“ ist aus einem Disney-Film, während das Lied, das „unseren“ Kulturkreis vertritt ein mehr oder weniger authentisches Lied aus dem Repertoire der Volksmusik ist. Was sagt uns das? Aus meiner Sicht folgendes: Der Kulturkreis Kamerun und Afrika kommt hier nicht einmal zu Wort, sondern ihnen werden unsere Ansichten und unsere Vorurteile einfach kurzerhand übergestülpt. Die Mannschaft aus Kamerun hat gar nicht die Möglichkeit, sich selbst zu erklären, die Personen mit ihren unterschiedlichen Charakteristika werden gar nicht thematisiert. Was hat die Melodie aus "König der Löwen" mit Kamerun zu tun? Es bleibt dabei: Die Afrikaner im Gesamten sind spaßiger, irgendwie lebenslustiger als wir. Der „Kontintent des Staunens“, wie es André Heller nennen würde, ist hier nicht mehr weit entfernt. Afrika: Das Land, das uns unendlich fasziniert, das wir aber letztlich so gut wie gar nicht verstehen. Und auch nicht verstehen können, schauen wir es doch durch unsere europäische Brille an. Und noch dazu führen wir die unüberbrückbare Hürde der offenbar gänzlich verschiedenen Mentalität ein. Das hier sind die „ganz anderen“, die tendenziell „exotisiert“ werden. Wir mögen sie irgendwie natürlich schon. Aber eigentlich sind die schon ziemlich anders und ziemlich verschieden. Ich halte es hingegen für denkbar, dass mir eine Person aus Kamerun tendenziell ähnlicher ist als der Bauer von Hintertupfing. Etwas seltsam mutet das alles schon an: Das konstruierte Bild der afrikanischen Mannschaft trifft auf ein mehr oder weniger authentisches Bild unserer Kultur. Oder das, was wir für authentisch halten. Das, wofür wir uns halten. Wir sind wir und die sind die. Zugegeben: Ein wenig anders als am Walchsee sieht es in Kamerun schon aus... Vielleicht ist damit auch schon das Problem, das Tirol mit „Fremdheit“ hat benannt. Tirol ist, und das ist mir wichtig zu betonen, NICHT rassistisch. Tirol hat nur ein Problem damit, die eigenen Bilder abschütteln, die es sich nur allzu gerne vom Unbekannten und Fremden macht. Eine Wir-Sind-Wir Mentalität lässt keinen oder zu wenig Gedanken daran zu, dass unsere Kultur vielleicht auch ein höchst widersprüchliches, komplexes und heterogenes Phänomen sein könnte. Ebenso wie es die Kultur der Kameruner Nationalmannschaft ist. Kulturen können nur aufeinanderprallen, wenn wir von homogenen Entitäten ausgehen. Von Kulturen, die einheitlich sind. Der Begriff Mentalität ist die argumentative Speerspitze dieser Homogenisierungs-Tendenzen, die Homogenität behaupten, wo eigentlich keine existiert. Nun, liebes Team von Tirol TV: Vielleicht ist das ein wenig viel theoretischer Überbau. Vielleicht ein bisschen viel Kommentar zu einem Beitrag in dieser Länge, der ja eigentlich gut gemeint war und der zumindest ein gutes Abbild der Region und der Denkweise von so manchem hier spiegelt. Im Beitrag wird zwar, durchaus glaubwürdig, davon gesprochen, dass man sich freut, dass Kamerun hier am Walchsee trainiert. Die Fußballnationalmannschaft aus Kamerun trainierte am Walchsee Im nächsten Satz folgt aber schon das Wort „Wertschöpfung“ und der Begriff "Marketing". Die Region profitiert natürlich vom Imagegewinn, den die Tatsache mit sich bringt, dass Kamerun am Walchsee im Kaiserwinkl trainiert. Meine Frage aber: Verträgt sich das mit absoluter, unbedingter Gastfreundschaft? Dass die Mannschaft in der Seeresidenz, einem Hotel der „Verwöhnhotels“, ihren Aufenthalt verbrachte wirft weder ein gutes noch ein schlechtes Bild auf die Verwöhnhotels. Die Mannschaft aus Kamerun war ein Gast wieder jeder andere. Vielleicht berühmter und vielleicht in Sachen Image gewinnbringender. Die Frage ist dabei natürlich: Kann man es der Region Kaiserwinkl und den Verwöhnhotels am Walchsee verübeln, dass ihnen, neben der vielleicht wirklichen unbedingten Gastfreundschaft, auch das Image und die Wertschöpfung wichtig sind? Oder ist das in Tirol, neben den zu starken und dominanten Bildern vom „Fremden“ und "Fremdem", ein weiteres Problem, das wir hier in Tirol haben, das stark vom Tourismus geprägt ist? Akzeptieren wir „Fremdheit“ und andere Kulturen am liebsten und einfachsten, wenn es sich dabei um (zahlende) Gäste handelt? Liebe Leserinnen und Leser: Was meint ihr dazu? Wie seht ihr das aus der Sicht des Gast-Seins, des Einheimisch-Seins? Ist an meinen Thesen etwas dran oder ist das alles weit übertrieben? Eure Meinung dazu interessiert mich sehr!
Guten Abend Sonnenschein: Sommersonnwende im Kaiserwinkl
Derzeit kommt man am Thema Sonnenwende ja wirklich nicht vorbei. Während einem, falls man zu dem fernsehenden Teil der Gesellschaft gehören sollte, das Thema „Midsommar“ um die Ohren gehauen wird, das die Schweden jetzt bald traditionellerweise feiern, feiert auch fast jede Stadt und jeder Ort ein Sommersonnwendfest. Es gibt kein Entrinnen. Alle scheinen sich zu freuen. Nur mich macht dieses Fest immer melancholisch. Weil klar ist: Ab jetzt geht es abwärts. Dabei könnte alles so schön sein: Es gibt nämlich auch Sommersonnwendfeste ohne Hintergedanken. Feste, die nicht zum Anlass genommen werden um einem Möbel zu verkaufen, die nach wenigen Jahren nur mehr dazu taugen, vor die Tür gestellt zu werden in der Hoffnung, dass jemand mehr oder wenige kaputte Möbel noch brauchen kann. Oder die dazu da sind, schlichtweg schnellstmöglich entsorgt zu werden. Auch der Gedanken daran machte mich leicht melancholisch. Schließlich machte er die Vergänglichkeit der Dinge deutlich. Und die Tatsache, dass nichts für die Ewigkeit ist. Und dass uns die Möbelindustrie ganz schön an der Nase herum führte. Was aber wieder eine andere Geschichte wäre. Eines ist klar: Das Leben ist ein Trauerspiel. Das Sonnwendfest im Kaiserwinkl. Im Mittelpunkt: Das Feuer, das auch für Aufklärung und Wissen steht. Würde es für mich Klarheit bringen? Wenn mich Dinge allzu sehr deprimieren, wie eben das Sommersonnwendfest, das unweigerlich klar macht, dass die Tage ab jetzt wieder kürzer werden, dann versuche ich alles auf eine faktische Ebene zu heben. Fakten haben nämlich den entscheidenden Vorteil, faktisch zu sein. No na. Aber etwas, das faktisch ist, ist nicht emotional. Mir hilft das: Die Flucht auf die Ebene der Zahlen und Fakten nimmt die Emotion aus dem Spiel. Und hilft mir wieder klar und sachlich zu sehen. Ich finde im faktischen und apodiktischen steckt viel Schönheit. Aber Schönheit, die im Gegensatz zur Melancholie und zur puren Emotion nicht verletzend sein kann. Sommersonnwende im Kaiserwinkl: Ein Ausweg aus der Abwärtsspirale? Nun gut: Sonnenwenden: Die Sonnenwenden sind die Zeitpunkte, in denen die scheinbare geozentrische ekliptikale Länge der Sonne 90 Grad oder 270 Grad beträgt. Habt ihr was verstanden? Nein? Gut. Ich nämlich auch nicht. Was wunderbar ist. Denn so wird mir nicht bewusst, dass die Sommersonnwende vor allem eines heißt: Am 20., 21. oder 22. Juni erreicht die Sonne ihren mittäglichen Höchststand über dem Horizont. Eigentlich schön. Aber ich neige dazu wenn etwas auf die Spitze kommt schon wieder den kommenden Abwärtstrend zu sehen. Nicht nur beim Sonnwendfest, auch sonst versprach der Kaiserwinkl ein Schlüssel zu meinem neuen Glück zu werden... Gab es ein Entrinnen aus diesem Denken in Abwärtsspiralen? Eines war klar: Wollte man eine neue „Anleitung zum Unglücklichsein“ schreiben, wie es damals der großartige Paul Watzlawick tat, dann müsste man auch meine Haltung zur nach der Vollendung folgenden Abwärtsspirale mitdenken. Auch Kierkegaard wäre wohl überaus begeistert von meiner Haltung die ja letztlich suggeriert, dass ich nie in der Gegenwart lebe, sondern mich immer entweder danach sehne, wie es früher war oder mich danach sehne, wie es noch sein könnte. Die Gegenwart ist immer das Schlimmste. Sie hat nicht das Schöne der verklärten Vergangenheit und nicht das Versprechen von dem, was noch kommt. Kierkegaard nennt einen solche Person in diesem Zusammenhang den „Unglücklichsten“. Passt doch gut. Kurzum: Ich hatte mein Problem erkannt. Und ich war auch, mehr oder weniger, bereit es zu lösen und mich zu ändern. Ich hatte eine Idee: Ein Sommersonnwendfest abseits des Mainstreams musste her. Ein Fest, das mir nichts verkaufen wollte, schon gar keine Möbel. Ein Fest, das einfach das war, war es war: Ein idyllisches Sommersonnwendfest. Das macht den Kreis schon mal kleiner. Und in dieser Sache war mir der Kaiserwinkl untergekommen. Dort ging demnächst das 9. Kaiserwinkl Sonnwendfest in Rettenschöss (21.06.2014) über die Bühne. Oder sagen wir besser: es fand statt. Denn genau, dass es NICHT über die Bühne ging, erschien mir hier so attraktiv. Etwas bescheidener, schlichter und fokussierter erschien es mir. Etwas mehr aufs Wesentliche reduziert. Sprich: Idylle, schöne Kulisse, Feuerbrennen. Tiroler Schmankerl. Auf die Musik von den „ZIGA MANDA“ könnte ich hingegen persönlich verzichten. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Und Gelassenheit und Toleranz waren auch noch Eigenschaften, die ich mir angewöhne musste. Versprach ich mir zu viel vom Sonnwendfest im Kaiserwinkl? Projizierte ich mein Sehnsucht nach Glück und Zufriedenheit nach außen und erwartete mir die Lösung von einem Sonnwendefest? Ich weiß schon: Die Antwort darauf würde jeder Küchen-Psychologe, der ein bisschen Paolo Coelho gelesen hatte, schnell parat haben: Glück kann man nur individuell finden und der Schlüssel zum Glück liegt in dir. Mag sein. Aber mir ist das zu einfach. Ich glaubte fest daran, dass es einen äußeren Anstoß dazu brauchte. Und das Sonnwendfest im Kaiserwinkl kam mir aus irgendeinem Grund als guter Anlass dazu vor. Ob es funktionieren würde? Ich würde sehen. Einen Versuch ist es jedenfalls wert. Und wenn es nicht funktionierte dann blieb mir immer noch der Walchsee, der, nachdem ich dort meine halbe Kindheit verbracht hatte, ein absoluter Sehnsuchts- und Seelenort für mich war. Sprich: ein Ort, an dem ich mich wohlfühlte und mich wieder an meine Kindheit erinnern konnte, in der alles anders war. Eine Zeit, in der ich in den Tag hinein lebte und die Gegenwart als das einzig wirklich existierende Zeit kannte. Eine Reise in den Kaiserwinkl ist für mich immer auch eine Reise zurück in die Kindheit, die mir als Zeit ohne ernsthafte Melancholie erscheint. Was aber wiederum auch an der Verklärung meiner Kindheit liegen konnte. Wer weiß das schon so genau: Das Kaiserwinkl würde aber, da bin ich fast sicher, Klarheit bringen. Beim Sonnwendfest und darüber hinaus. Kaiserwinkl, mein Sehnsuchtsort.
Maria Brettfall: kauf Dir eine Wallfahrtskirche
Tirol ist reich an Wallfahrtskirchen. Aber kaum eine ist so bekannt wie Maria Brettfall. Denn diese Kirche wurde von den Eremiten jeweils an den Nachfolger verkauft. Maria Brettfall - allein schon der Name dieser Wallfahrtskirche am Eingang zum Zillertal klingt exotisch. Und macht neugierig. Viele von uns kennen das Kirchlein, weil es von Zug und Autobahn aus gut sichtbar ist. Aber wenige raffen sich auf, das Höhenkirchlein auch tatsächlich zu Fuß zu erreichen. Aber wer sich dann aufrafft wandelt auf einem landschaftlich wie historisch einzigartigen Terrain im Tiroler Unterland. Der Blick auf's vorerste Zillertal: Strass liegt Maria Brettfall regelrecht 'zu Füßen' Apropos exotischer Name. Bedeutet der Name Brettfall, dass „Maria auf den Brettern gefallen“ war oder was? Ich zog Wikipidia zu Rate. Demnach gibt es zwei mögliche Erklärungen für den Namen. Er könnte sich einerseits vom lateinischen super vallem herleiten, was über dem Tal heißt. Andererseits ist auch die Herkunft vom lateinischen prae vallum möglich, was 'vor dem Wall' hieße. Ich neige mit gutem Grund zu Variante zwei. Denn der Platz ist idealtypisch für einen keltisch-rätischen Kult- und/oder Brandopferplatz oder gar eine Wallburg. PraeVallum - Wallburg - Brettfall. Das klingt schon irgendwie überzeugend. Dieser 'Fisch' wäre also geputzt. Hoch über Strass im Zillertal gelegen, ein Hort der Ruhe und der Einkehr. Einen Tipp noch vorneweg: Nehmen Sie von Jenbach her die Zillertalbahn bis Strass und planen sie nicht nur eine Wallfahrt zum Kirchlein sondern gleich einen Rundgang, der sie von Strass bis Rotholz führt. Und den ich als einen der schönsten im Tiroler Unterland bezeichnen möchte. Von Rotholz aus können sie übrigens wieder mit der Bahn nach Jenbach oder nach Strass zurückgelangen. Vom Bahnhof Strass aus erreicht man die Wallfahrtskirche Maria Brettfall locker in etwa 30 bis 40 Minuten. Die Kapelle ist tatsächlich auf einem schwindelerregenden Platz erbaut, aus der ehemaligen Einsiedelei ist inzwischen - no na - ein Gasthaus geworden. Ganz in der Tradition Tiroler Gnadenorte: Die gnadenreiche Stelle hat immer Schenke und Kapelle. Wem der Sinn nur nach weltlichem Prassen steht wird per Schild über der Tür der Schenke sicherheitshalber auf die Wallfahrtskirche hingewiesen. Eine kurze Rast im Gasthaus ist dennoch angebracht. Auch um die Geschichte des Ortes Revue passieren zu lassen, die hauptsächlich von zwei Männern geschrieben worden ist: Steff Weymoser, der erste Eremit auf Brettfall und Franz Margreiter, einem Einsiedler und Sturkopf aus Alpbach. Weymoser war es übrigens, der den Gnadenort von vornherein berechenbar gemacht hat. Denn alle Weymoser nachfolgenden Eremiten mussten die Klause dem Vorgänger jeweils abkaufen. Man muss kein Historiker sein um zu wissen, dass Wallfahrtskirchen im Mittelalter eine außerordentlich gute Geldanlage gewesen waren. Franz Margreiter aus Alpbach ist sicher der bekannteste Einsiedler auf Brettfall. Seine Leistung? Ihm gelang es, die von Josef II. angeordnete Schließung der Eremitage Anfang des 19. Jahrhunderts rückgängig zu machen. Dafür fuhr der ,Brettlfranzl‘ wie ihn der Volksmund nannte nach Wien. Erfolgreich, wie sich herausstellen sollte. Er konnte Gebet und Geschäft mit des Kaisers Billigung ausnahmsweise weiter betreiben. Nach der Stärkung in der Eremitage geht es dann weiter auf einem Höhenzug durch wunderbare Laub- und Nadelwälder. Übrigens auf der Route des Jakobsweges, der hier über den Höhenrücken führt. Bis sich dem Wanderer auf dem gut beschilderten Weg unversehens eine Ruine in den Weg stellt. Jene der Rottenburg oberhalb von Rotholz. Nicht nur eine Ruine, auch ein kleines Kirchlein erregt die Aufmerksamkeit der interessierten Wanderer oder Pilger_innen. Der einst stark befestigte Westeingang zur Rottenburg. Zugegeben: ich habe im Anblick der massiven Mauerreste das erste Mal von der Existenz dieser Ruine Rottenburg erfahren. Offenbar vom 13. bis ins 15. Jahrhundert eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste aller Tiroler Burgen. Deren abruptes Ende 1410 erfolgte. Graf Heinrich VI. von Rottenburg verbündete sich mit den Bayern gegen den damaligen Landesfürsten Herzog Friedrich (mit der leeren Tasche). Dieser besiegte den aufständischen Grafen, und somit endet die Herrschaft der Rottenburger. Die Burg wurde während des Kampfes belagert und zum Großteil - das aber mehr als gründlich - zerstört. Die aus den Steinen der Burgruine vor rund 50 Jahren errichtete Notburga-Kapelle auf der Rottenburg. Aber der Name des Kirchleins zur Heiligen Notburga sagte mir schon mehr. Eine Tiroler Heilige, das wusste ich. Und in der Tat: diese Frau lebte offenbar auf der Rottenburg. Sie ist aber keine ,normale‘ Heilige, denn ihre Verehrung hält ungebrochen bis in unsere Tage an. Ihre ,himmlichen‘ Zuständigkeiten sind einigermaßen lustig: Sie ist nicht nur die Patronin der Dienstmägde und der Landwirtschaft sondern auch der Trachtenträger und -trägerinnen. Und das nicht nur in Tirol. Vor allem in Niederösterreich wird die als Friedensbringerin gepriesene Notburga immer noch hoch verehrt. Vielleicht wegen der vielen Trachten im Land unter der Enns? Ein Bauernhof bei Rotholz. So schön ist Tirol! Der Rundweg 'mündet' quasi in den Gasthof Esterhammer in Rotholz. Ein würdiger Abschluss eines Rundweges durch die Tiroler Geschichte. Denn die Familie Grauß führt das traditionelle Haus als Tiroler Wirtshaus bereits in der 10. Generation. Besonders interessant und eigentlich museale Raritäten: die heimeligen, holzgetäfelten Stuben. Alle im Original erhalten und gepflegt und bis zu 300 Jahre alt. Einen besseren Abschluss des Pilger-Rundweges kann man sich also nicht vorstellen. Vor allem auch deshalb, weil das Tiroler Wirtshaus kaum 500 m vom Bahnhof Rotholz der Zillertalbahn entfernt liegt. Die historischen Stuben des Gasthofs Esterhammer in Rotholz
Im Mittelalter berühmt: Das Venusbad in Hötting
Knapp 500 Jahre lang beherbergte Hötting ein vormals berühmtes Bad: das Venusbad in der heutigen Riedgasse. Ich habe mich schon oft gefragt, wie denn die Menschen vor Jahrhunderten überhaupt wissen konnten, ob eine Quelle heilkräftig ist oder nicht. In Innsbruck - genauer in Hötting - gibt es den Fall einer Heilquelle, die urplötzlich aus dem Nebel des Mittelalters auftaucht und das Licht der dokumentierten Welt erblickt. Und zwar am Vortag zu Sylvester des Jahres 1496. Es war ein Mittwoch. In einer heute verschollenen Urkunde bewilligt Kaiser Maximilian dem Bader Michael Jäger die Errichtung eines Heilbades in der heutigen Riedgasse 77 in Hötting. Ein Bad, das einige Berühmtheit erlangte und erst 1957 seine Pforten für immer schloss. Das "Maximilian Venus Bad" in der Riedgasse in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Eine Institution in Hötting. Wie das Wasser dieses Bades zur plötzlichen Berühmtheit gelangte, erklärt eine Legende, die nahezu gleichlautend für die Entdeckung zahlreicher anderer heilkräftiger Quellen herhalten musste. Jäger hätten in der Gegend der heutigen Weyerburg, am Fallbach, einen Hirschen angeschossen der daraufhin flüchtete. Als die Jäger das Tier wiederfanden, badete es in einem Gewässer in der sogenannten Laimgrube. Also musste das Wasser heilkräftig sein, schlossen der Jäger daraus. Ein an dieser Stelle errichtetes Badhaus wurde prompt an Michael Jäger übergeben, der in Hötting eine Badetradition begründete, die mehr als 450 Jahre lang andauerte. In der Tat berichten Jäger heute noch von Quellen, zu denen sich vor allem kranke Tiere schleppen um deren Wasser zu trinken. Mir ist eine solche im Ötztal bekannt. Bei einer meiner Exkursionen zu dieser sehr schwer erreichbaren Quelle konnte ich im Frühling auch tatsächlich zahlreiche Tierspuren in unmittelbarer Nähe dieser Quelle entdecken. Ob diese ein Indikator für die Anziehungskraft auf Tiere ist kann ich nicht beurteilen. Dennoch war für mich die Häufung von teilweise verrotteten Kadavern in der unmittelbaren Nähe doch einigermaßen erstaunlich. Also konnte diese Heilquelle durchaus von kranken Tieren aufgesucht worden sein, die es dann eben nicht mehr schafften, zu gesunden. "Für Weibspersonen und bei Krätze..." Zeitgenössischer Holzschnitt Eine in das Jahr 1777 zurückreichende Klassifizierung des Heilwassers des Venusbadles rät dies „Bad den Weibspersonen, die an monatlichen oder Mutterbeschwernissend leiden, die mit Gliederreissen und rheumatischen Zuständen oder Krätzen behaftet sind, an.“ 1830 werden die Idikationen schon etwas genauer: Ein Universitätsprofessor hob die Heilkraft der Badequelle hervor, die gegen „Zittern und Schwindel, für Verbesserung verdorbener Übler Feuchtigkeit und kranken Geblütes, Reinigung der mit Schleim angefüllten Brust, Stärkung des Magens, gegen Leber-, Milz und Nierenleiden wirkt.“ Dass dieses Bad 1832 gar in einer „Darstellung der bekannten Heilquellen Europas“ aufgenommen worden war, ist schon einigermaßen erstaunlich. Es wurde vor allem wegen seines guten Badehauses gerühmt. Auch dass die Bevölkerung das Bad fleißig und oft besuche wurde als Hinweis auf die Wirksamkeit der Therapie gewertet. Dieser Gedenkstein erinnert heute an die große Zeit dieses Hauses in der Riedgasse als Heilbad und die Vergnügungen der Badenden. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass schon damals heftig für Kuraufenthalte geworben wurde. So setzte ein Bademeister des Venusbadle im K.K. priv. Bothen von und für Tirol und Vorarlberg am Donnerstag, 10. Mai 1821 eine Annonce ins Blatt: Bad Anzeiger Der Endesunterzeichnete macht hiemit zur allgemeinen Wissenschaft bekannt, daß das Gesundheits- oder sogenannte Venusberg Bad bei Büchsenhausen nächst Innsbruck den 10. Mai eröffnet wird. Dieses, eines der ältesten Bäder in Tirol, hat die vorzügliche Eigenschaft, selbst veraltete Gebrechen zu heilen, verdorbenes Geblüt wird verbessert; besonders ist es aber jenen anzuempfehlen, welche der Gliedersucht, Sand- und Griesschmerzen und dem Schwindel unterworfen sind. Eine ausführliche Beschreibung der Heilsamkeit und Wirkung dieses Bades ist im Bad-Lokale zu haben. Indem der Gefertigte den hohen Adel und das verehrungswürdige Publikum höflichst einladet, schmeichelt er sich eines zahlreichen Besuches und hoffet Jedermann zur vollkommensten Zufriedenzeit aufwarten zu können, da für reinliche und gute Bedienung bestens gesorgt ist. Peter Liebl, Badmeister. Was mich allerdings noch weit mehr interessieren würde: War es auch in Hötting üblich und guter Brauch, dass sich der Kaiser mir der Dirne, das Burgfräulein mit dem Bauern im selben Zuber badend vergnügten? Hier schweigen nämlich die Chroniken. Lediglich einige deftige Stiche sind erhalten, aber die sind selbstverständlich nicht im Heiligen Land entstanden...
Ischgl: Nicht der Weg ist das Ziel!
Man mag mit dem Ortsnamen Ischgl verbinden was man will. Nur eines geht gar nicht: zu behaupten, die Paznauner Tourismus-Metropole sei eine kulinarische Steppe oder gar eine touristische Burger-Pommes-Landschaft. Das pure Gegenteil ist wahr. Jamtal Hütte Denn auch heuer wieder überstrahlt ein Gourmet-die Erlebnis der besonderen Art den Alpsommer im Paznauntal: Der ,kulinarische Jakobsweg‘ vom 6. Juli bis zum 21. September 2014. Feinschmecker müssen zum wiederholten Mal wohl oder übel akzeptieren, in Bergausrüstung und derbem Schuhwerk (und nicht etwa in Smoking und glänzenden Lackschuhen) über Stock und Stein zu wandern um ihr erklärtes Ziel zu erreichen: eine von vier Schutzhütten hoch oben in den Bergen. Aber was lockt schon Kulinariker in die Bergeinsamkeit? Es sind die Jamtal-, Heidelberger-, Ascher und die Niederelbe Hütte, die vom strahlenden Glanz der Michelin-Sterne erhellt und mit dem Schimmer ,goldener Hauben‘ gesegnet werden. Die Heidelberger Hütte Ich persönlich, als Jakobspilger geb ich das unumwunden zu, kann mit der Bezeichnung ,Kulinarischer Jakobsweg‘ nicht allzuviel anfangen. Mir bleibt nur zu vermuten, dass die Veranstalter - wie dereinst die Götter - vor den Erfolg den Schweiß setzen wollten. Und die dadurch nötige körperliche Betätigung auf Bergpfaden lediglich eine absichtliche Verführung zum Pilgern ist. Wobei auch das so nicht stimmen kann: denn der Weg ist für die Gourmets ganz sicher nicht das Ziel. Das ist vielmehr eine der vier Almhütten. Aber sei‘s drum. Martin Sieberer, Tirols legendärer Küchenchef Für viele Gourmets aus ganz Europa ist der kulinarische Alm-Höhepunkt in Ischgl bereits fixer Bestandteil der sommerlichen Urlaubsplanung. Und das mit Recht. Der unbestrittene Star der Tiroler Kochkunst und Chef des Gourmet Hotels Trofana-Royal, Martin Sieberer, versammelt gemeinsam mit dem Koch des Jahrhunderts Eckart Witzigmann Jahr für Jahr europäische Koch-Stars um sich. Heuer sind dies Russel Brown, Alfio Gluzzi, Giovani Oosters und Dieter Müller. Stolze Inhaber von in Summe sechs Michelin-Sternen. Jeder dieser Ausnahmekönner übernimmt für den Sommer die Patenschaft einer von vier Alpenvereinshütten. Und, natürlich weitaus wichtiger: Die Stars kreieren für ,ihre‘ Hütte ein exklusives Gericht für die Sommerspeisekarte. Ganz besonders wichtig ist die Verwendung bzw. das Verkochen regionaler Spezialitäten. Was im Paznaun des Martin Sieberer seit Jahren (wenn nicht Jahrzehnten) der Brauch ist. Die Genussregion Paznauntal ist vor allem durch den schmackhaft-deftigen Almkäse bekannt geworden. Aber natürlich werden auch Speck und Wurst zu regionaltypischen Schmankerln verarbeitet. Die Eröffnung der heurigen Saison erfolgt mit einem 'Einpilgern' ab 9.30 Uhr mit der Wanderung von Ischgl auf die Heidelberger Hütte. Beim Kochen auf der Alm weihen alle Sterneköche die Hüttenwirte in ihre Rezepte ein und servieren den Gästen die vier neu interpretierten Gerichte auf Basis regionaler Spezialitäten. Wenn ich mir viel entgehen lasse, dieses aber nicht: Alle Gerichte können bei der Eröffnungsfeier am 6. Juli auf der Heidelberger Hütte zu einem Preis von insgesamt 15€ verkostet werden. Ich sage nur Mahlzeit. Das heurige 'Pilgerprogramm' Insgesamt vier Genussrouten stehen den Genießer_innen auch heuer wieder zur Auswahl. Heidelberger Hütte: Hier gibt‘s heuer Köstlichkeiten des Küchenchefs Alfio Ghezzi des Restaurants „Locanda Margon“ in Trient: Tagliatelle mit Kalbsragout an Parmesan Sauce, Ferrari Maximum Brut und Kaffepulver. Jamtalhütte: Russel Brown, Chefkoch des Restaurants ,Sienna‘ in Dorset, an Englands Südküste, ist Hütten-Pate auf der Jalmtalhütte. Sein Gericht: in Zwiebel und Bier geschmortes Rindsbackerl mit Kartoffelpüree und Zwiebelvariation. Dazu eingelegte Schalottenringe, Röstzwiebel Frühlingszwiebel und süßes Zwiebelpüree. Niederelbe Hütte: Der Hüttenpate, Giovani Oosters, setzt Dinkelrisotto mit Paznauner Alpkäse, luftetrockneten Schinkenspeck, frische Kräuter der Region mit Rote Beete Carpaccio in Kirschbier, Senfpuder und Honig aus Ischgl auf die Speisekarte. Ascherhütte: Dieter Müller, hoch dekorierter Deutscher Starkoch komponiert für seine Patenhütte gebratenes Saiblinsfilet auf Salat-Kräuterhaube mit Kartoffelstampf, Meerrettich-Senfsauce und Rote-Beete-Confit.
Der „Bike-Park“ in Serfaus-Fiss-Ladis: Mehr als nur „mit dem Radl da“
„Ja, mir san mitn Radl da“ war gestern. Dieses nette Liedchen propagierte einen eher gemütlichen Zugang zum Radfahren. Ein wenig mit der ganzen Familien durch die schöne Landschaft geradelt, ein bisschen erschöpft dann später im Hotel oder sonst wo angekommen. Schluss mit dieser trügerischen Gemütlichkeit und Beschaulichkeit. Der Bike-Park Serfaus-Fiss-Ladis hat einen ganz anderen Begriff vom „Radlfahrn“ – oder zumindest einen wesentlich breiteren und differenzierteren Zugang zu diesem Thema. Ich bin ehrlich. Denn Ehrlichkeit ist eine Tugend: Dieses ganze „Gebike“ und diese ganzen Bike-Trails in Tirol sind mir reichlich suspekt. Mein Kontakt mit dieser Art von Sport und Freizeitbeschäftigung ist leicht beschrieben. Eines Tages ging ich, Familienvater, langweilig und unsportlich wie ich nun einmal bin, mit der ganzen Familien zu einem Spielplatz in Innnsbruck. Sagen wir mal Region Hungerburg. Naiv und unwissend wie ich bin, wusste ich nichts davon, dass gleich neben dem Spielplatz ein Mountainbike-Trail (ich hoffe man nennt das so) verlief. Kurz gefasst: Ich konnte aus nächster Nähe den einen oder anderen Sturz mit ansehen. Und hatte auch hin und wieder Sorge, dass mir jemand in den Rücken springt. Obwohl es zu dieser Angst eigentlich keinen konkreten Anlass gab, wich ich den sportlichen Mountain-Bikern besser mal ein paar Meter aus. Sicher ist sicher. Und aus sicherer Distanz lässt sich auch besser beobachten. Mit der Entfernung zu diesem Spektakel und zu diesen Menschen, die sich auf diese todesmutige Weise die Trails hinunter stürzten, wuchst auch die Befremdung und das Gefühl, dass das eine ganz andere Welt als die meine war. Eine Welt, die irgendwie abenteuerlicher als meine Welt war, in der mir das neue Wolfgang Muthspiel Album mehr als genug Abenteuer war. Das würde wohl noch länger nichts für mich sein. Aber mein Motto: Langsam herantasten... (Foto: Christoph Bayer) Du musst dein Leben ändern, oder: Der Bike-Park Serfaus-Fiss-Ladis Das etwas gediegene Motto von André Heller, dass die wahren Abenteuer im Kopf seien, war zu einer Grundhaltung von mir geworden. Vielleicht ist das automatisch so, wenn man Familienvater ist? Legt man sich dann automatisch ein wenig sicherere Hobbies zu, bei denen wenig passieren konnte? Oder war ich schon von jeher lieber auf meinem Lesestuhl gesessen als auf dem Mountainbike – oder war ich in den letzten Jahren ein wenig zu langweilig und zu unsportlich geworden? Jedenfalls diente mir eine Aussage von einem Bekannten immer wieder als Ausrede, der einst meinte, dass er es nicht verstehe, wie man sich mit dem Bungee-Seil hunderte Meter in die Tiefe stürzen könne. Ein Besuch im Konzertsaal bei der richtigen Musik sei mehr Abenteuer. Ein Abenteuer im Kopf und ein Abenteuer für die Ohren sei immer abenteuerlicher als ein Abenteuer, das eigentlich nur den Kick versprach. Kurzer Kick: Schön und gut. Aber ein gutes Stück Musik hielt länger an und war nicht nur für die Euphorie und den Adrenalin-Pegel zu haben, sondern wirkte oft noch Stunden nach dem Konzertbesuch nach. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, dass dieser Bekannte von mir absolut Recht hatte. Jedenfalls hatte ich seine Aussagen nie ernsthaft angezweifelt. Der Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis: Der optimale Kick für langweilige Familienväter wie mich? Erst durch das beschriebene Erlebnis war ich ins Grübeln gekommen. Vielleicht verhielt es sich ja so: Im Konzertsaal bei guter Musik konnte man Abenteuer erleben. Aber das Abenteuer wurde problematisch, wenn man es sich in diesem allzu gemütlich eingerichtet hatte und wenn man folglich nur mehr glaubte, dort das Abenteuer zu finden und nirgendwo sonst. Anders gesagt: Es braucht öfter mal etwas neues, um nicht einzurosten und damit die eigenen Haltungen nicht zu starren Dogmen wurden. In all diese Überlegungen und Gedanken hinein, die sich über mehrere Tage zogen (ich habe hier jetzt einmal mal das Destillat daraus wiedergegeben), platzte der begeisterte Bericht über den Bike-Park in der Region Serfaus-Fiss-Ladis. Das wäre jetzt nicht weiter bemerkenswert gewesen, wenn es sich dabei nicht um einen Freund handeln würde, der bis dahin sportlich nicht weiter auffällig war, sondern auch eher ein Musik-Nerd, dem eine Runde Radfahren den Inn entlang schon Sport genug war. Doch jetzt berichtete er mir ganz aufgeregt, dass seine Fahrt über einen Trail im Bike-Park in der Region Serfaus-Fiss-Ladis abenteuerlicher gewesen wäre als das letzte Konzert von Mary Halvorson. Seine Augen leuchteten geradezu, sodass ich geneigt war ihm zu glauben. Er sprach die (subjektive) Wahrheit. Und seine Ausführungen ließen mich daran denken, ob ich es nicht auch einmal versuchen sollte. Was gab es also im Bike-Park Serfaus-Fiss-Ladis? Was hatte dieser Bike-Park, was andere ähnliche Angebote in Tirol nicht hatten? Offenbar ein breites Angebot, das auch Leute wie mich ins Boot holen wollte. Oder besser gesagt aufs Rad. Die „Family Line“ wäre wohl gerade noch mal so wenig abenteuerlich, dass da sogar ich heil ins Tal runter kommen würde. Da war ich (fast sicher). Stück für Stück konnte man sich dann über die Schwierigkeitsgrade blau + bis hin zu schwarz vorarbeiten. Ich war so motiviert, dass ich mich dieses mal zumindest bis blau + vorarbeiten wollte. Ich wollte nicht aufgeben wie damals in der Schwimmwoche in der Schule, wo es gerade mal zum „Freischwimmer“ reichte. Jetzt würden Nägel mit Köpfen gemacht werden. Wenn notwendig auch mit MP3-Player und dem aktuellen Album von Wolfgang Muthspiel, das auf den schönen Namen „Driftwood“ hörte, was auf Deutsch so viel wie Treibholz bedeutete. Falls es mit meinen Bike-Künsten nichts werden sollte: Immerhin war die Region Serfaus-Fiss-Ladis auch noch sehr sehr ansehnlich... In meiner momentanen Euphorie interpretiert ich auch das zu meinen Gunsten: Ich musste mich wieder in Bewegung setzen, mein altes und lieb gewonnenes Leben ein wenig herausfordern. Ich musste in Bewegung geraten, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich musste sportlicher werden. Ich musste, mit Rilke gesprochen, mein Leben ändern. Aber, um dabei ein bisschen bei der Wiener Gemütlichkeit zu bleiben, nur ein bisserln. Nicht gleich alles auf einmal. Ein bisschen Radfahren im Bike-Park Serfaus-Fiss-Ladis konnte da nicht schaden. Vielleicht würde ich dann auch den Mut haben, mehr als nur ein bisschen zu ändern. Und vielleicht würde ich als fahrradbegeisterter sportlicher Super-Typ wieder geboren und als solcher zuhause zurückkehren. Wer weiß. In der Region Serfaus-Fiss-Ladis ist alles möglich.
Auf „Sommerfrische“ im Zillertal – Nicht nur ein Sommerurlaub, sondern Tradition
Oft ist es mit Begriffen und Wörter ja so, dass sie als gegeben hingenommen werden. Ganz so, als wären sie immer schon da gewesen. Das ist aber nicht der Fall. Wer sich auf Begriffe und Worte wie „Sommerfrische“ einlässt, der muss immer auch die geschichtliche Bedeutung mitdenken. Denn mit dieser geschichtlichen Bedeutung lässt sich auch ein anderer Blick auf die Gegenwart werfen. Ein tieferer, erweiterter Sinn kann Empfindungen und das Bewusstsein steigern. Sommerfrische ist so ein Begriff. Man genießt mehr und intensiver wenn man weiß, dass man bei der nächsten Sommerfrische nicht nur Urlaub macht, sondern sich in eine lange Tradition einreiht. Glaubt mir. Nach diesen Ausführungen werdet ihr einen ganz anderen Blick auf euren nächsten Sommerurlaub im Zillertal haben, den wir ab hier jetzt einfach als Sommerfrische bezeichnen. Nicht nur, weil das ein schönes, gut klingendes Wort ist. Sondern weil wir damit die ganze Geschichte und Geschichtlichkeit eines Sommerurlaubes mit hereinnehmen. Und wir damit zu neuen Perspektiven in Bezug auf die Funktion des Sommerurlaubes gelangen, vor allem des Sommerurlaubs von Städtern. Das Wort „Sommerfrische“ hat sich jedenfalls im 19. Jahrhundert verbreitet. Eine Aktivität, die bei keiner Sommerfrische fehlen sollte: Wandern im Zillertal. Heute wird der Begriff, wenn man einen Blick auf den gesamten deutschsprachigen Raum wirft, eher selten verwendet. Er gilt als ein wenig veraltet. Und genau dieser Beigeschmack ist doch das schöne, weil hier nicht nur die manchmal etwas banale Gegenwart und der Alltag ins Spiel kommen, sondern eben auch die Tradition der Sommerfrische. Einfach gesagt: Man gönnt sich nicht nur einen Urlaub am Land, weil man der Hitze der Stadt entkommen möchte. Sondern der Urlaub wird zu einer Einreihung in eine lange Geschichte der Sommerfrische. Ich finde das schön und bereichernd. Und von dieser erwähnten Tradition und Geschichte gibt es wahrlich nicht zu knapp zu berichten. Dennoch halte ich mich kurz. Einfach gesagt: Bereits in der Renaissance wurde es in der Aristokratie üblich, vom Winterschloss ins Sommerschloss zu wechseln. Die Industrialisierung hat dann später dazu beigetragen, dass dieser „Brauch“ auf das gehobenere Bürgertum überging. Auf Sommerfrische im Zillertal: Geschichte und Gegenwart Ab dem 19. Jahrhundert gab es dann kein Halten mehr: die Sommerfrische kam mehr und mehr in Mode, wohl auch deshalb, weil das Reisen für eine breitere Masse leistbar und weniger beschwerlich wurde. Oft wurde dann mit Sack und Pack auf Sommerfrische gegangen, sprich: der Sommersitz aufgesucht. Natürlich blieb das immer noch Leuten vorbehalten, die sich einen solchen Sommersitz überhaupt leisten konnten. Sprich: der sozialen und finanziellen Oberschicht. Daneben entwickelte sich aber ein ganzer Tourismuszweig, wo man sich eben statt im eigenen Sommersitz in das eine oder andere Gasthaus oder Privatquartier einmietete und so seine Zeit im Sommer verbrachte. Die Situation verhält sich, und damit kommen wir über den kurzen geschichtlichen Umweg zur Gegenwart, heute ein wenig anders. Auch das letzte Tal in Tirol ist noch touristisch erschlossen und zu den Gasthäusern und Privatunterkünften hat sich, vor allem auch im Zillertal, eine ausdifferenzierte, vielseitige Hotellandschaft gesellt, die sich für die nächste Sommerfrische nicht nur anbietet, sondern geradezu aufdrängt. Meine These ist dabei ebenso einfach wie weitreichend: Ein gutes Hotel ersetzt den Sommersitz, den sich früher vielleicht gerade mal eben die Aristokratie hat leisten können. Im heute trägt die Ausdifferenzierung der Hotellerie dazu bei, dass sich jede und jeder im Sommer wie in seinem Sommersitz fühlen kann. Die eine oder andere Pauschale ermöglicht im Heute vieles. Unterwegs bei der Sommerfrische: Das Zillertal wartet darauf erkundet und entdeckt zu werden! Das Angebot in Tirol und auch besonders im Zillertal trägt, These zwei, radikal zu einer Demokratisierung der Sommerfrische bei. Im Heute muss man bei Gott kein Aristokrat mehr sein, reicht geheiratet haben oder sonst irgendwie zu einem großen Patzen Geld gekommen sein. Viele Pauschalen tragen dazu bei, dass jede und jeder sein und ihr Stück von der Sommerfrische abbekommt. Mit der Sommerfrische und deren Tradition lässt sich also eine kleine Revolution einleiten: Möglichst viel Sonne, Urlaub und möglichst viel Wandern und Natur für möglichst viele Menschen! Wer hätte gedacht, dass das Zillertal dazu beiträgt, die Sommerfrische und die damit verbundene Geschichte möglichst vielen Menschen zu leistbaren Preisen zufallen zu lassen? Ihr seht also schon: Beim nächsten Urlaub im Zillertal solltet ihr mitdenken, dass ihr nicht nur einen Sommerurlaub macht, weil man eben einen Sommerurlaub macht und sich mal was gönnen möchte. Man macht einen Sommerurlaub, weil man auf Sommerfrische geht. Und sich dabei bewusst ist, dass es vor gar nicht so langer Zeit nur einer kleinen Gruppe an Wohlhabenden Menschen möglich war, sich eine solche zu gönnen. Die Sommerfrische ist ein Privileg, das historisch gewachsen ist und das längst nicht als selbstverständlich angesehen werden sollte. Ein Zusammenspiel aus historischen Entwicklungen, Ausdifferenzierung der Hotellandschaft und der touristischen Entwicklung hat dazu beigetragen, dass heute die Sommerfrische mehr Menschen als jemals zuvor möglich ist. Denn eines sollte uns bewusst sein: Entwicklungen sind niemals notwendigerweise und zwingend so verlaufen, wie sie eben verlaufen sind. Die Situation im Heute könnte auch ganz anders aussehen. Gegenwart und die Ist-Situation ist notwendigerweise immer kontingent, sprich: so möglich, aber eben nicht einzig möglich. Alles könnte auch ganz anders, sein, wenn sich gewisse Aspekte in Tirol anders entwickelt hätten. Meine Meinung deshalb: Freuen wir uns, dass sich alles so entwickelt hat, wie es sich eben entwickelt hat. Und freuen wir uns jetzt schon auf unsere Sommerfrische im Zillertal und nehme diese Möglichkeit nicht als selbstverständlich hin. Die Freude und der Genuss bei der nächsten Sommerfrische im Zillertal wird umso größer sein. Da bin ich sicher. Und das Zillertal ist der perfekte Ort, um diese Freude in vollen Zügen zu genießen.
St. Georgenberg: Wenn das Geld im Kasten klingt…
Keine der vielen Tiroler Wallfahrtskirchen verkörpert so unmittelbar den legendären Pilger-Satz des Wilhelm Busch wie St. Georgenberg bei Schwaz: „Hoch von gnadenreicher Stelle winkt die Schenke und Kapelle“. Über die Hohe Brücke am Stallenbach gelangen die Wallfahrer_innen auf den kegelförmigen Hügel des Klosters. Um ehrlich zu sein: neben der Tatsache einer unvergleichlichen Lage von St. Georgenberg hat meine Kurz-Wallfahrt einen sehr profanen Grund. Ich tanke etwas Kondition für meine heurige Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg von Toulouse nach Puente la Reina auf der Via Tolosana. Unter dem Arbeitstitel ,lockeres Einpilgern‘ besuche ich daher einige der schönsten Berg-Kirchlein in Tirol. Also machte ich mich kürzlich auf einen Weg, den jährlich tausende von Wallfahrer_innen zurücklegen. Entweder durch die Wolfsklamm bei Stans oder den Waldweg von Fiecht aus nach St. Georgenberg. Das man übrigens erst nach der Überschreitung eines kühnen Bauwerks, die ,Hohe Brücke am Stallenbach‘ erreicht. Hoch, von gnadenreicher Stelle winken Schenke und Kapelle. Wie wahr. Man sollte wissen, dass dieser Gebäudekomplex auf 898 m Seehöhe der eigentliche Ursprung des Benediktiner-Stiftes Fiecht ist. Der Gründungsmythos dieser vielleicht bekanntesten Wallfahrtskirche Tirols ist einigermaßen verwirrend und hört sich sehr profan an. Trotz allem aber haben Schenke und Kapelle auf einem steil aufragenden Felskegel ihre magische Anziehungskraft bis heute nicht verloren. Die Gründung hingegen könnte gar auf einen frühmittelalterlichen Wehrdienstverweigerer zurückgehen. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts soll sich ein Mann namens Rathold von Aibling in die Gegend des heutigen Georgenbergs zurückgezogen haben. Angeblich - so die Fama - wollte dieser den Kriegszug der Bayern gegen die Ungarn nicht mitmachen, desertierte offensichtlich und wurde sicherheitshalber Einsiedler. Weit weg von allen menschlichen Behausungen. Die vor allem finanziell interessanten Buß- und Pilgerfahrten setzten alsbald, vermutlich aber im 11. Jahrhundert massiv ein. Nach einem verheerenden Brand 1284 und den damit verbundenen Einnahmenausfall erfolgte 1310 - dem Himmel sei dank - prompt ein ,Blutwunder‘. Worauf die Pilger- und Wallfahrerströme einem neuen Höhepunkt zustrebten. Solche Blutwunder sind vor allem vom spanischen Jakobsweg her bekannt und dürfen schon damals importiert und Teil genialer Marketingstrategien gewesen sein. Der Blick von St. Georgenberg auf Wald und Flur des Unterinntales: ohne Konsumtion geht gar nix. Im konkreten Fall überkamen angeblich einen Priester in St. Georgenberg Zweifel, ob die Verwandlung von Wein in das Blut Jesu tatsächlich erfolge. Worauf der gewandelte Wein Farbe, Geruch und Geschmack von Blut annahm. In ein Glasröhrchen gefüllt, wird es den Gläubigen sogar heute noch in einer speziellen Monstranz gezeigt. Nicht genug damit: Auch ein dem Hl. Georg zugeschriebener Oberarmknochen sorgte damals für einen regelmäßigen Wallfahrer- und Finanzstrom. Der bis heute anzuhalten scheint. Wallfahrer_innen täuschen sich: am Ende des Aufstiegs nach St. Georgenberg gelangt man geradeaus in die Schenke. Denn überrepräsentiert, ja quasi formatfüllend ist die 'Schenke'. Folgt er /sie dem Weg zum höchsten Punkt steht der staunende Pilgersmann / die staunende Pilgersfrau unversehens vor der Eingangstüre des profanen Restaurants. Keine Rede von Kontemplation, klösterlicher oder wallfahrerischer Ruhe. Der Duft fetthaltiger Speisen erfüllt die Luft. Und: die Terrasse mit Blick auf Wald und Flur ist selbstredend Teil der Schenke. Konsumzwang quasi als Eintrittskarte. Was mich aber an St. Georgenberg zudem ganz besonders gestört hat: schon hunderte Meter vor Erreichen der gnadenreichen Stelle wabert unsäglicher Pommes-Frittes-Duft durch den grünen Tann. Eigentlich unfassbar. Und dann noch etwas: Während die Gasthausbesucher die Aussicht quasi bezahlt genießen können, müssen sich die wahren Pilger mit Wer nicht zahlt, hat auch keine schöne Aussicht auf St. Georgenberg. Sitzgelegenheiten zufrieden geben, die mehr schlecht als recht an der Nordseite der Kirche in den Hang geschlagen worden sind. Aussicht: Null. Komfort: Null. Offenbar muss in St. Georgenberg erst das Geld im Kasten der Schenke klimpern um die wunderbare Aussicht genießen zu dürfen. Nur gut, dass sich zumindest der Hauptsitz der Benediktiner seit 1709 im Tal, in Fiecht befindet. Weitab des penkuniären Treibens in luftiger Höh‘ auf St. Georgenberg. P.S.: Für Jakobspilger noch interessant: Die Lindenkirche zu St. Georgenberg - abseits von Schnitzel, Pommes und Kaffee - soll auch auf Rathold zurückgehen. Er habe ein in Santiago de Compostela erworbenes Marienbildnis unter einer Linde angebracht heißt‘s in der Legende.
In der Wildschönau braut sich was zusammen
Ich weiß nicht genau, wann es passiert ist. Aber irgendwann schien der breiten Masse der Geschmack abhanden gekommen zu sein. Vermutlich auch deshalb, weil wir jetzt schon bereits seit sehr langer Zeit mit Industriebier überflutet wurden und unser Geschmack und unsere Lust auf Vielfalt und Abwechslung sukzessive nivelliert worden ist. Doch es regt sich Widerstand. Zum Beispiel in der Wildschönau. Die Wildschönau ist nicht nur schön. Sondern dort wird auch Bier gebraut, das man gekostet haben muss. Es ist ja eigentlich eine Milchmädchenrechnung. Wenn etwas Mainstream wird und fast schon alternativlos scheint, dann regt sich Widerstand. Wenn überall der Bier-Einheitsgeschmack vorherrscht, dann werden bald die kleinen, widerständigen Brauereien wie Pilze aus dem Boden schießen. Im Moment kann noch nicht von einer Flut an Klein- und Kleinstbrauereien gesprochen werden. Aber es tut sich was. Das hat auch schon das Magazin „Falstaff“ bemerkt, das es ja nun wirklich besser wissen muss. „Experimentierfreude und Entdeckergeist herrschen an den Sudkesseln des Landes. Wo bislang die mild-süffigen Standardrezepturen mit Gerstenmalz, Hopfen und Hefe dem Wasser beigemengt wurden, lassen junge Brauer nun ihrer Kreativität freien Lauf.“ Es gibt also Hoffnung, dass die sehr lange Zeit von einfallslosen Brauereien, welche die immer unkritischer werdenden Masse an Biertrinkerinnen und Biertrinkern mit ihrem geschmacklich standardisierten Bier versorgen, langsam aber sicher vorbei ist. Zumindest aber war klar, dass es einen Gegentrend gab. Und dass dieser Gegentrend auch immer mehr Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein Satz aus dem Falstaff gefällt mir in dieser Sahe noch besonders gut: „Es gilt also, Bier neu zu schmecken, neu wahrzunehmen.“ Ein wichtiger Punkt: Es genügt nicht, wenn sich Klein- und Kleinstbrauereien formieren und in ihrer Vermarktung immer professioneller wurden. Hier in der Wildschönauer Brauerei wird ganz schön was zusammengebraut: Nämlich herrliches Bier! Vor allem braucht es Menschen, die den Geschmack von Industriebier satt haben und die sich auf neue Geschmäcker einlassen können und wollen. Und die vielleicht auch mal in Kauf nehmen, dass es ihr Lieblingsbier nicht im Supermarkt um die Ecke zu kaufen gibt. Für gutes Bier von einer kleinen, aber sehr feinen Brauerei fährt man auch mal ein paar Kilometer. Denn oft ist der Bierkonsum eng mit dem Art der Brauerei verbunden. Regionalität ist hier Trumpf. Regionalität bedeutet hier nicht Provinzialität, sondern Vielfalt. Auch in der Wildschönau entdeckte ich kürzlich eine sehr interessante Kleinbrauerei, die ganz in der Traditionslinien des „Craft-Beer“ zu verorten ist. Von den USA bis in die Wildschönau: Die Geschichte des „Craft-Beer“ Dazu ist es wichtig ein wenig über die geschichtlichen Hintergründe des „Craft-Beer“ zu erfahren. Ein gewisser Fritz Maytag saß 1965 in seiner Lieblingskneipe „Old Spagetti Factory“ und musste erfahren, dass seine Lieblingsbrauerei, die „Anchor Brewing Factory“ kurz davor war, den Bach runter zu gehen. Maytag war offenbar ein spontaner Mensch, der dazu auch noch ein bisschen Kleingeld übrig hatte: Er kauft die Brauerei kurzerhand und rettete sie damit. Es war deutlich: Die kleinen Brauereien waren zu dieser Zeit schon lange in der Krise. Die Krise der kleinen Brauereien zu dieser Zeit war maßgeblich von der Prohibition verschuldet. Bis in die 20er Jahre gab es eine Vielzahl von sogenannten „Mikrobrauereien“. Die großen Brauereien hatten die Prohibition mit dem Verkauf von allerhand anderen Dingen "ausgesessen". Sie verkaufen Käse, Ginger Ale oder Eiscreme. Im bald darauf folgenden Krieg leisteten die großen Brauereien ganz offenbar sehr gute Lobbyarbeit und versorgten ihre Soldaten mit Bier. In den 50er Jahren wurden die Brauprozesse automatisiert, bald darauf, 1963, die Aluminiumdose erfunden. Es war also klar, wo die Bierindustrie die Biertrinker haben wollte: Mit einem billigen Bier, das eigentlich im besten Fall mittelmäßig schmeckte auf der Couch. Menschen wie Fritz Maytag leisteten da Widerstand, brauten ein ordentliches Bier und erhielten letztlich auch die regionalen Strukturen. Er wurde damit zur Gallionsfigur und zum Aushängeschild dieser Bewegung. Nun muss man die Entwicklungen in Österreich oder in Tirol ja nicht zwingend mit den Entwicklungen in den USA vergleichen. Aber in dem Geist der „Craft-Beer“ Bewegung stehen auch einige Brauereien in Tirol. Natürlich mit ihren je eigenen Besonderheiten und regionalen Gegebenheiten. Auch die Wildschönau lädt dazu ein, Bier neu zu schmecken und neu wahrzunehmen. Am besten man genießt das Bier gleich vor Ort in der Wildschönau... Die Wildschönau Brauerei macht ihre Sache mehr als gut. Zahlreiche begeisterte Rückmeldungen, die mir zu Ohren kamen, bestätigen das (ich war leider noch nicht dort, werde das aber bald ändern!). Fragt man hier die Chefs nach dem Grund, warum sie diese Brauerei hier in der Wildschönau aus der Taufe gehoben haben, dann bekommt man eine Antwort wie, dass man das ganz sicher nicht wegen des Profits gemacht habe, sondern um der Region, die einem so wichtig sei, etwas zurückzugeben. Ein wichtiger Punkt, wie ich finde. Brauereien wie diese in der Wildschönau bieten nicht nur ein herrliches Bier an, das sich gekonnt dem Einheitsgeschmack der Industriebiere widersetzt. Vielmehr ist eine Mikrobrauerei wie diese in der Wildschönau aber auch ein Versuch, die regionalen Strukturen zu erhalten. Der Biergenuss ist auch eng mit der Region verbunden. Am besten sollte man dort einkehren, zum Beispiel nach einer langen, ausgiebigen Wanderung in der Wildschönau und sein Bier in der Brauerei vor Ort genießen. Dort kann man nicht "nur" gutes Bier genießen, sondern auch gut essen. Mit jedem Schluck genießt man dort jedenfalls nicht nur ein großartiges Bier, sondern unterstützt auch, dass es wieder mehr kleinteilige Strukturen, mehr Regionalität und mehr geschmackliche Vielfalt in Sachen Bier gibt. Aus meiner Sicht mehr als nur wichtig. Ich persönliche habe die Schnauze gründlich voll von Dosenbier aus dem Supermarkt. Es lebe der Geschmack und es lebe die Vielfalt in Sachen Bier! Nicht umsonst hat Armin Wolf, und der ist ja nun wirklich oft am Puls der Zeit, vor einiger Zeit gemeint, dass Bier der neue Wein sei. Stimmt. Denn Bier kann auch anders schmecken, als wir es gewohnt sind. Es lohnt sich zu suchen. Nach kleinen Brauereien, die es auch in Tirol gibt. Und es lohnt auch, der schönen Wildschönau demnächst einen Besuch abzustatten. Die Bilder, die ihr über den Text verteilt seht, machen da vielleicht schon mal Lust und Laune darauf. Und durstig!
Wellness am Achensee, oder: Macht ihr noch Urlaub oder schlaft ihr schon?
Lust auf einen aufregenden Städteurlaub? Oder doch lieber auf einen Ort, an dem man sich ganz seiner Sportlichkeit hingeben und so manchen Berg erklimmen kann, immer mit einem guten Blick für das Abenteuer und die absolute sportliche Herausforderung? Lust auf einen Urlaub, der so abenteuerlich und so voll gepackt mit Aktivitäten ist, dass man danach einen Urlaub vom Urlaub braucht? Nein? Perfekt. Denn ich sage es mit aller Klarheit: Sport und Aktivität is over, baby. Heute fährt man zum Schlafen in den Urlaub. An den Achensee. Ein Freund erzählte es mir kürzlich. Und ich hätte es beinahe nicht geglaubt. Neuerdings, so behauptete er, fahren die Leute schon zum Schlafen in den Urlaub. Wie er nun mal war ließ er eine ganze Abhandlung über Schlafstörungen folgen und darüber, was für eine Zeit das eigentlich sei, in der Menschen so gestresst seien, dass sie nicht mehr schlafen könnten. Meinen Einwand, dass das aber doch bitte ein wenig einseitig sei und Schlafstörungen vielfältige Gründe haben können, ließ er nicht gelten. Wie immer, wenn er vor Eloquenz nur so übersprudelte. Er war sich jedenfalls ganz sicher, dass man an den Schlafstörungen und an der Schlaflosigkeit den Zeitgeist einer gestressten und zur Entspannung unfähigen Gesellschaft ablesen könne. Die Gesellschaft sei aus den Fugen geraten und die Unruhe und die damit einhergehende Schlaflosigkeit sei ein Symptom unserer Zeit. Und Wellness sei nur eine temporäre Möglichkeit dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Sozusagen eine Reproduktion von Arbeitskraft, wie er es oft sagte, wenn er mir wieder mal mit Karl Marx und seinen Thesen kam. Ich konnte mir zwar ein Gähnen kaum verkneifen, hörte aber dennoch weiter zu. Der Höflichkeit halber. Wer würde in einem solchen Hotel in einer solchen Lage am Achensee KEINE Entspannung finden? Was hat es auf sich mit der Wellness am Achensee? Wellness sei nur eine Erfindung des Kapitalismus, sagte er, damit die Leute sich wieder für ein paar Tage ein bisschen erholen könnten um dann für die weitere Zeit des Jahres wieder ausgebeutet zu werden. Eine notwendige Kompensation von einer Arbeitswelt sei das, die nicht mehr auf die Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte der Arbeitnehmer einginge, sondern diese konstant nur mehr für menschliches „Material“ hielte, das man ausbeuten und dann wegwerfen könne. Ja, so negativ und aus seiner Sicht scharfsinnig konnte er sein, wenn er mal in Fahrt gekommen war. Wellness war ihm also schon ein Dorn im Auge. Aber dass die Leute jetzt schon zum Schlafen in den Urlaub fahren, in diesem Fall an den Achensee, das konnte er gar nicht verstehen. Er sah darin die Bestätigung all seiner Thesen über Arbeitswelt und den Arbeitsmarkt, profit over people und so weiter. Der Urlaub war für ihn nur mehr ein letztes Refugium um Ruhe und Schlaf zu finden. Er fand das erschreckend. Und dabei war der Grund seiner Ausführungen und seines "Sich-in-Rage-Reden" ein ganz einfacher gewesen. Er hatte von einer Freundin erzählt bekommen, dass sie letztlich in dem Hotel „Post am See“ am Achensee gewesen war. Dort gab es das „Inpulser Schlafsystem“, das, soweit ich das aus seinen Erzählungen noch rekonstruieren konnte (denn er war sehr aufgeregt gewesen), eine Art Audiotherapie war. Man legt sich auf ein Audiokissen, das Klänge von sich gab, die dann das Gehirn in die richtige Stimmung und Schwingung versetzten, sprich: es auf Schlaf einstellten. Jetzt mal so einfach und ein wenig salopp wiedergegeben. Gut schlafen und dann in der früh gleich hier ein paar Runden schwimmen? Konnte ja nicht ganz verkehrt sein... Seine erste Reaktion auf die Erzählung der Freundin war deutlich gewesen. Ob man denn jetzt nicht mal mehr im Schlaf seine Ruhe haben könnte und dauerbeschallt werden würde. Das sei doch genau das Problem, es gebe keine Ruhe und keine Ruhezonen mehr, immer nur erreichbar sein, ständig überall Lärm und Musik. Kein Wunder, dass da keiner mehr schlafen könne. Und jetzt noch dieses lächerliche Schlafkissen, das genau das Gegenteil bewirken wolle. Auch wenn es funktionierten sollte, so meinte er, wäre das Teil des Problems und nicht der Teil Lösung. Weil es kein richtiges Leben im falschen geben könne. Adorno war ihm wichtig, das musste er immer wieder beweisen. Richtige Wellness im falschen Leben – am Achensee denkbar? Obwohl ich ihm das damals nicht sagte und weiterhin mehr oder weniger interessiert zugehört hatte, plädiere ich grundsätzlich für eine Abrüstung der Ideologien. Man muss die Sache ja wohl bitte nicht so derart verkrampft und verkopft sehen. Ich glaube dass zu viel Ideologie und zu verkrampftes argumentieren den Weg versperrt für die Schönheit, die in den Dingen liegt. Auch die Perfektion von einzelnen Augenblicken bekommt man so nicht in den Blick. Und es kann auch einfach mal nur sein, dass ein Ort und ein Konzept stimmig und überzeugend sind. Und: Was täten wir ohne Orte, an denen wir uns entspannen können? Wir wären noch unentspannter und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man sehr wohl Entspannung und Erholung in den Alltag mitnehmen konnte und das alles nicht nur eine gefinkelte Erweiterung durch die Wirtschaft war, um uns leistungsfähig zu halten. Der Mensch lebt ja nicht von und für die Arbeit allein. Auch Familie und Kinder profitieren von einem entspannten und ausgeschlafenen Vater. Das konnte ja für Erholung und Wellness nun wirklich nicht der schlechteste Ort sein: Der Achensee! Im Hotel Post am See wird die Sache jedenfalls ganzheitlich angegangen. Und wer unter Schlafstörungen leidet, der soll doch bitte, warum auch nicht, mal dieses „inPulser Schlafsystem“ ausprobieren. Wenn es nichts nützt, dann hat es zumindest nichts geschadet. Und die Lage vom Hotel war, wie der Name schon sagt, auch kein Fehler. Direkt am Achensee, der mich immer ganz stark an meine Kindheit und an diverse Ausflüge in ebendieser erinnerte. Auch ein gutes Ruhekissen für jemanden wie mich, der es mit dem Schlaf auch hin und wieder nicht ganz so einfach hat. Ich konnte jedenfalls nichts verwerfliches daran finden, mir demnächst, so ganz ohne Kinder, ein paar Tage mit viel Schlaf, Massagen und Wellness zusammen mit meiner Frau zu gönnen. Mein guter Freund würde das wohl anders sehen und mich und meine Haltung verteufeln. Aber er hatte ja auch keinen Sinn für Schönheit und Entspannung. Das richtige Hotel zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem richtigen Konzept. Das konnte auch Glück bedeuten. Ich argumentierte vor meinem Freund immer mit „Kairos“. Das akzeptierte er. Und meinem Kurzurlaub am Achensee stand dann nichts mehr im Wege. Für mich war die Sache klar: Es gab richtige Wellness im falschen Leben. Und das war auch gut so. So, liebe Leserinnen und Leser: Wer hat nun Recht? Mein Freund oder ich? Wie steht ihr zu Wellness und zu solchen Erfindungen, die den Schlaf verbessern sollen? Meinungen erwünscht und erbeten!
Ein Bier-Bad am Achensee – Wellness hoch drei
Was täten wir ohne Volkslieder, ohne den Volksmund und ohne der einen oder anderen Binsenweisheit? Richtig: wir wären, um ein wenig mit Kant zu sprechen, blind und würden rein gar nichts kapieren. Denn ohne Begriffe ist unsere Anschauung bekanntlich leer und irgendwie auch nicht unbedingt sehr zielgerichtet. Auch Karl Popper forderte uns auf zu beobachten. Wobei es dann die Frage aller Fragen ist, WAS bitte schön wir beobachten sollen. Einfach nur beobachten ohne zu wissen was und das Ganze auch noch völlig ohne Erkenntnisinteresse, Begriffe und Fokus – das wäre wirklich ein wenig sinnlos und nicht sonderlich zielführend. Das soll uns am Achensee nicht passieren. Dazu ist die Sache hier zu wichtig. So ganz unschuldig und idyllisch liegt er da, der Achensee. Wer würde vermuten, dass es hier in einem Hotel ein Bier-Bad gibt? Ich weiß nicht, ob mir die beiden zugestimmt hätten. Aber in einem gewissen Kulturkreis ist es auch hilfreich, ganz genau auf den Volksmund zu hören. Er verkündet uns so manches, das wir immer schon wussten, so implizit halt, ohne dass wir uns getraut hätten es zu glauben. Oder gar als gegeben und wahr hinzunehmen. Hier also meine Behauptung: Bier ist gesund. Das lehrt uns schon so manches Vokslied: „Bier her, Bier her, oder ich fall um“. Dieses Lied, direkt der Hochkultur entnommen, geht dann wie folgt weiter: „Soll das Bier im Keller liegen und ich hier die Ohnmacht kriegen“. Das ist der eindeutige Beweis: Bier ist gesund, stärkt und schützt vor Ohnmacht. Wer Bier trinkt, der ist standhaft, widerstandsfähig und erfreut sich bester Gesundheit. Auch das Lied in dem besungen wird, dass die „Musik Durst hat“ belegt, dass Bier sogar die Kunst und die Kultur beflügelt. Wenn die Musik kein Bier hat und ihr Durst eben nicht gestillt wird, dann spielt sie ganz einfach nicht weiter. Mit Bier kann man die Musen besänftigen und besonders gnädig stimmen. Ein Bierbad am Achensee? Wie bitte? Bier ist jedenfalls definitiv gekommen um zu bleiben. Und es weilt schon lange unter uns. Die frühesten Hinweise, dass so etwas ähnliches wie unser heutiges Bier getrunken wurde gehen weit zurück. Die allerfrühesten Hinweise gibt es aus dem altmesopotamischen Raum und auch die Ägypter tranken damals schon das eine oder andere Bierchen. Hat es ihnen und ihrer Hochkultur damals geschadet? Nein! Wohl ganz im Gegenteil. Bier hat uns also schon lange begleitet und war für einige kulturelle Entwicklungen wohl nicht ganz unwichtig. Behaupte ich jetzt zumindest einmal. Man möge mir widersprechen, wenn es angebracht ist. Kurzum: Wer sich mit Bier beschäftigt und Bier trinkt, der hat schon allerlei erlebt. Höhen und Tiefen. Hochkultur und Volkskultur. Der befindet sich oft in bester Gesellschaft und kann sich sicher sein, dass er nicht der erste Biertrinker ist, sondern dass ein Schluck von einem Bier eine ganze Reihe an geschichtlicher Tradition abruft. Wer Bier trinkt, der reiht sich in eine Geschichte und in eine Tradition des Biertrinkens ein. Eines aber, das war mir tatsächlich neu: Das „Bier-Bad“. Aber der Achensee hat mich wieder mal eines besseren gelehrt und mir neue Wege aufgezeigt. Ja, richtig gehört. Im „Verwöhnhotel Kristall“ am Achensee wird in Bier gebadet. Meine erste Assoziation dazu war, so ehrlich muss ich sein, trotz Bier, vor allem negativ. Ich fühlte mich an Cleopatra erinnert, die ja bekanntlich in Eselsmilch gebadet haben soll und damit doch ein wenig in Richtung Dekadenz tendierte. Und auch mit Frau Hitt, die ihr Kind in Milch badete, nahm es kein gutes Ende. Anders gesagt: Warum in Bier baden, wenn man es auch trinken kann? Für mich auf den ersten Blick ein unverzeihlicher Affront. Der Achensee ist doch tatsächlich immer für eine Provokation gut. Das "Verwöhnhotel Kristall" braucht man sich wahrlich nicht "schöntrinken"... Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Und oftmals überzeugen einen auch einfach nur die Fakten. Ein Bier-Bad tut offenbar der Haut gut, da das Bier einen hohen Gehalt an Vitaminen des B-Komplexes beinhaltet. Das macht die Haut offenbar weich und elastisch. Dass Hopfen wiederum den Stress reduziert, wusste ich auch schon vorher. In diesem Fall funktioniert das also auch beim Bier-Bad. Nicht schlecht. Am Achensee weißt man halt, was gut ist. Im „Verwöhnhotel Kristall“ ist das "Wasser", so kann man nachlesen, auf angenehme 38 Grad temperiert. Nach 20 Minuten ist dann der Bier-Traum auch schon wieder vorbei. Danach wird noch, damit die Entspannung auch wirklich funktioniert, ein Bierchen an der Bar angeboten. Sicher ist sicher. Man will ja schließlich nicht das eigene Wohlbefinden aufs Spiel setzen. Schon ein wenig lasziv dieses Bild. Aber: Werbung wirkt :-) Also, Biertrinkerinnen und Biertrinken aller Länder, vereinigt euch. Gebt euch bitte dieses Bier-Bad. Auch wenn es nur dazu dient um die vollen Möglichkeiten des Biers auszuschöpfen und zu testen, was das Bier so alles kann, wenn man es gerade nicht trinkt. Und, wie es der Zufall so will, gibt es in dieser Sache gerade ein Gewinnspiel mit einem, sagen wir mal, etwas lasziven Bildchen (siehe oben). Denn auch das gehört ja irgendwie zusammen: Frauen und Bier. Auch wenn das Frauen nicht immer so sehen. Am Achensee scheint das jedenfalls der Fall zu sein. Im Notfall muss man halt seine Partnerin mitnehmen ;-) So oder so: Im "Verwöhnhotel Kristall" am Achensee wird Wellness groß geschrieben. Mit dem Bier-Bad haben sie für mich den Vogel abgeschossen. Das ist nicht nur Wellness. Das ist Wellness hoch drei. Achensee rocks. Auch und vor allem in Sachen Wellness.
Marc Pircher Fest im Zillertal: Ein Ritual der Verrohung und Verdummung
Es geschah im Zillertal. Wenn es aber nur so einfach wäre und auch musikalisch so klingen würde wie es Wikipedia suggeriert: Marc Pircher ist ein Musiker der volkstümlichen Szene aus dem österreichischen Ried im Zillertal. Doch hinter diesem einfachen Satz befindet sich ein ästhetischer Abgrund, in dem man lieber nicht schauen möchte. „Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.“ Das sagt Woyzeck im gleichnamigen Stück von Büchner nur um dann ein bisschen später einen Mord zu begeben und zu beweisen, dass doch einige Abgründe in ihm stecken. Nun bin ich, soweit ich es selbst einschätzen kann, kein potentieller Mörder. Aber wenn mir die falsche Musik vorgespielt wird, dann merke ich immer wieder, dass Abgründe in mir sind, von denen ich bisher überhaupt nicht wusste, dass diese vorhanden sind. Man könnte auch sagen: Die Musik von Marc Pircher bringt das Schlechteste in mir zum Vorschein. Und ein Amoklauf wird eine ernsthafte Option. Es wäre also anzudenken, mich nicht zum Marc Pircher Fest ins Zillertal zu verfrachten. Besser für mich, besser für die Anwesenden. Obwohl ich ja ohnehin eher zur Autoaggression neige kann ich für nichts garantieren. Vor allem wenn Marc Pircher auch noch auf Semino Rossi trifft. Zu viel ist zu viel. Armes Zillertal. Arme Musikhörer. Sieht eigentlich eher harmlos und nett ist, seine Musik aber ist das blanke Grauen: Marc Pircher. Marc Pircher Fest im Zillertal: Gefühl für Gefühllose Dabei könnte alles so schön sein. Die Biographie von Marc Pircher ist ja auch durchaus sympathisch. Der Bua war offenbar schon früh ein Talent an der Handharmonika und auch seine technischen Fähigkeiten waren gar nicht so übel. Wenn der Bub nur eine gscheite Laufbahn eingeschlagen hätte. Stattdessen ließ er sich vom Herzschmerz einlullen und von den Reaktionen der vermeintlichen Fans täuschen. Fortan spielte immer wieder das Herz als Wort und als leerer Begriff eine Rolle, wie es in der volkstümlichen Musik nun einmal üblich ist. Vom Herz und vom Gefühl singt man in Wahrheit in der volkstümlichen Musik nur, wenn man dieses Herz und diese Gefühl schon lange verloren hat. Zynismus und kommerzielle Absichten sind Programm, das Gefühl und das Herz nur ein Verkaufsschmäh. Bei mir klingen jedenfalls alle Alarmglocken, wenn eine Platte schon einmal „d´Hauptsach is von Herzen kommt´s“ oder „Von Herzen für dich“ heißt. Auch der noch: Beim Marc Pircher Fest wird zu allem Überfluss auch noch Semino Rossi auftreten. Gnade! Auch für den guten alten Theodor Wiesengrund Adorno war der Schlager, zu Recht, ein Gräuel. Er vermutete hinter der ganzen Gefühlsduselei und dem ganzen Herzschmerz-Getue eigentlich Musik, die für Leute geschrieben und gemacht ist, die eigentlich unfähig sind wirkliche Gefühle zuzulassen und zu empfinden. Musik für Gefühlskrüppel sozusagen. Das Gefühl als Simulation in einem Leben, das eigentlich von Gefühlskälte gekennzeichnet ist. Die volkstümliche Musik ist sozusagen der Phantomschmerz bei Leuten, die zu keinen wirklichen und echten Gefühlen mehr fähig sind. Und Marc Pircher ist dabei ihre Gallionsfigur. Ein weiteres Beispiel dafür ist „Hey Diandl spürst es so wie i“. Die dauernde Beschwörungen von Gefühlen, die man offenbar spürt oder spüren sollte sind eine temporäre Füllung der Gefühlsleere. Die Konstanz dieser Beschwörung ist ein geeignetes Mittel, um wirkliche Reflexion über die eigene Gefühlsunfähigkeit zu überspielen. In der ständigen Repetition wird das echte Gefühl zunehmend durch das unechte, aufgesetzte und künstliche Gefühl ersetzt. Langsam aber sicher wird dieses als echt, wirklich und authentisch wahrgenommen. Die Maschinerie der volkstümlichen Musik ist eine Maschinerie der Täuschung und der Vorspiegelung falscher Tatsache, die einem den letzten Rest von echtem Gefühl nachhaltig austreibt. Im Zillertal ist diese Maschinerie zum Teil sehr häufig im Einsatz. Von daher ist das Marc Pircher Fest im Zillertal, das sich Jahr für Jahr wiederholt, ein Ritual, das mich schaudern lässt. Es ist ein Ritual in der Einübung und Bestätigung der eigenen Gefühllosigkeit, die als überhöhtes und überspitztes Gefühl in Szene gesetzt wird. Wenn ich schon im Leben nicht mehr wirklich empfinden kann, dann muss ich mir zumindest einmal im Jahr eine Dosis künstliches und aufgesetztes Gefühl gönnen. Um mich zu vergewissern, dass ich noch fühlen kann. Dabei werde ich aber getäuscht und völlig in die Irre geführt. Denn hinter der Oberfläche der Musik, die sich als gefühlsselig und heimelig inszeniert, stecken die Verrohung und die absolute Inszenierung, die keine Tiefe und keine Echtheit mehr kennt. Mich schwindelt jedenfalls, wenn ich mir die Musik von Marc Pircher anhöre und wenn ich mir die Abgründe ansehe, die sich dahinter verstecken. Vor allem auch deshalb, weil sie keine Abgründe mehr kennt. Nicht die tiefgründige, abgründige Musik ist das Grauen, sondern eine Musik, die nur mehr Oberfläche und nur mehr schöner Schein ist. Das Schöne wird aber sehr schnell hässlich, wenn man genauer hinsieht und genauer hinhört. Für mich ist diese Art von Musik schlichtweg unerträglich. Ihr werdet mich also eher nicht beim Marc Pircher Fest im Zillertal antreffen. Außer ich entdecke die masochistische Ader in mir und tue mir das tatsächlich an. Vielleicht schon allein deshalb, ob meine These zu stützen. Aber ich glaube nicht, dass ich es ertragen werde. Das Zillertal hat so viel mehr zu bieten. Da muss man sich dieses schöne toll nicht von dieser Art von "Musik" verderben lassen.
Matthias Kendlinger und die Tiroler Beethoven-Tage: Menschliches, Allzumenschliches
John Cage schien kein allzu großer Beethoven-Anhänger gewesen zu sein. Seine Musik war ihm wohl zu pathetisch und zu martialisch. Ganz anders hingegen verhält es sich bei Matthias Georg Kendlinger, der die Gesamtleitung der Tiroler Beethoven-Tage innehat. Auch seinen Kompositionen merkt man den Einfluss von Beethoven deutlich an. Am 30.05.2014 gelangen drei seiner Kompositionen zur Aufführungen. Warum John Cage Beethoven nicht so verehrte wie so manch anderer? Ein interessantes Zitat von John Cage legt eine Spur: „Während jeder rechtschaffene Komponist verstärkt und verdichtet, reduziere ich dagegen immer mehr.“ Einfach gesagt somit: Beethoven war ein Meister der Verdichtung und der Verstärkung. Seine Musik hat Ausdruck, Nachdruck und Pathos. Seine Musik bewegt und berührt. Man könnte auch sagen: Sie zwingt einen förmlich dazu, berührt zu sein. Cage meinte einst sinngemäß, dass er sich zwar gerne berühren, aber eben von der Musik nicht dazu zwingen ließe berührt zu sein. Wichtig für die Musikgeschichte, wichtig für die Tiroler Beethoven Tage und nicht zuletzt auch wichtig für die Kompositionsarbeit von Matthias Kendlinger In „4:33“ hatte Cage diesen Gedanken radikal umgesetzt. Das Stück, welches 4:33 Minuten Stille enthält, zwingt den Hörer zu rein gar nichts, sondern lässt alles offen, lässt ihm alle Freiheit der Welt. Er bietet kein Werk im eigentlichen Sinne mehr an, das den Rezipienten in diese oder jene Richtung zieht. Anders dagegen Beethoven: Seine Kompositionen zerren am Zuhörer, sie legen geschickt Fährten und lassen die ZuhörerInnen oftmals in der Fülle von Kraft und Ausdrucksstärke der Musik auf- und untergehen. Ich würde auch behaupten, dass die Musik von Beethoven erzählt, somit also narrativ ist. Sie zeigt einem den Weg, baut Spannung auf, hat klare Motive und ist mit einer ausdifferenzierten, klaren und nachdrücklichen Sprache zu vergleichen. Cage ist es, unter anderem, um den Bruch mit dieser narrativen Haltung gegangen. Sein Bestreben ging hin zum Klang, zum Geräusch, zum reinen Ton, zur "Geräuschhaftigkeit" der Welt und Umwelt. Damit offenbaren sich Stärken und Schwächen dieser beiden ästhetischen Konzepte, die sich diametral gegenüber stehen. Mit Cage kommt man der Integration des Geräusches in die Musik näher, nähert sich der Welt als Klang. Mit dem Konzept von Beethoven hingegen eröffnet sich eine ganze Fülle an Möglichkeiten des Ausdrucks von Leiden, von Schmerz und von Freude. Der Künstler kann sich in solchen musikalischen "Konstruktionen" mit seinem Innersten und mit seiner „Seele“ zum Ausdruck bringen. Matthias Kendlinger in seinem Element Bei Mattthias Kendlinger, der sowohl die Agentur „Da Capo“, die „K & K Philharmoniker“ als auch die Tiroler Beethoven Tage leitet ist es zweifellos der Ansatz von Beethoven, der ihn interessiert und in seinem Kunstverständnis und in seiner Kompositionsarbeit leitet. Seinen Auftritten als Dirigent ist anzumerken, dass er berühren möchte und den Menschen etwas „erzählen“ will. In einem Gespräch mit dem ORF merkte er 2011 an: „Wenn wir von dem, was wir hier [auf der Bühne, Anm. MS] fühlen, ein bisschen weitergeben können, sind wir glücklich.“ Die K & K Philharmoniker laufen unter der Leitung von Matthias Kendlinger regelmäßig zur Höchstform auf. Es geht ihm, und das ist seiner Musik deutlich anzuhören, um die Weitergabe der ganz großen Gefühle. Seine Kompositionen gehen emotional aufs Ganze. Die erzählerische und emotionale Qualität ist auch schon den Titeln seiner Kompositionen anzumerken: „Der verlorene Sohn“, „Manipulation“, „Heilung“. Keine Abstraktion, nirgends. Vielmehr bereits sehr konkrete Titel, die den Weg vorgeben und den Zuhörer und die Zuhörerin bereits auf eine mögliche Fährte führen. Die Titel wecken Erwartungen auf eine ganz große Erzählung, auf Pathos, auf Nachdruck. So viel sei verraten: Beim Hören seiner Kompositionen werden all diese Versprechen eingelöst. Die Stücke lassen einen beeindruckt, aber auch ein wenig erschöpft zurück – und glücklich. Ebenso erschöpft und glücklich wie Kendlinger selbst zu sein scheint, wenn er mit seinem Orchester Beethoven auf die Bühne bringen und dieses dirigieren darf. Einfach könnte auch gesagt werden, dass den Kompositionen von Matthias Kendlinger nichts menschliches fremd ist. Es geht ihm darum, die Abgründe und Emotionen des menschlichen Da-Seins auszuleuchten und zu erforschen. Beethoven ist ihm dabei zweifellos ein wichtiger Wegbegleiter und ein wichtiges Vorbild. Passenderweise werden, wie bereits anfangs erwähnt, am 30.05. im Stadtsaal Kufstein im Rahmen der Tiroler Beethoven Tage einige seiner Kompositionen zur Aufführung gelangen. Ergänzt werden seine drei Kompostionen mit der Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Diese Aufführung ist eine gute Gelegenheit, die souverän und „geschmeidig“ agierenden „K & K Philharmoniker“ zu hören und zugleich einen ersten Zugang zur Kompositionsarbeit von Matthias Kendlinger zu bekommen. Von meiner Seite her jedenfalls eine dringende Empfehlung, sich das K & K Sinfoniekonzert am 30.05. nicht entgehen zu lassen. [kkstarratings]
Bergkäse aus dem Hergottswinkel
Auf der Suche nach dem echten, dem unverfälschten Käse muss auch der Käsekenner kleinere Strapazen auf sich nehmen. Denn den echten Kas', den gibt's nur auf der Alm. Ich hätt‘ mir‘s denken können: Google hat nichts mit Almen und Almwirtschaft am Hut. Worte wie Natur, fröhliche Tiere, würzige Luft und echter Käse werfen vermutlich keine Riesen-Profite ab. Wie anders sollte ich es erklären, dass die Suche nach „Alm-Auftrieb Tirol 2014“ von Google mit ,Almabtrieb‘ beantwortet wird? Aber vielleicht ist die Suchmaschine auch schon touristisch ,verseucht‘. Sind doch Almabtriebe mancherorts bereits so beliebt, dass sie für die Tourist_innen sogar mehrfach wiederholt werden. Tja, dann stimmt halt auch die Kassa. Von Wind und Wetter 'verwittert': das Holz der Holzalm. Das Gründungsdatum dieser auf 1.440 m gelegenen Alm ist das Jahr 1544. Almauftriebe bringen wenig, das steht außer Zweifel. Sie gehen auch meist in aller Stille und Demut über die Bühne. Und dennoch sind sie wahrhaft romantisch. Und das wollte ich mir heuer nicht entgehen lassen. In der Wildschönau, so wurde mir gesagt, ginge der Almauftrieb noch traditionell über die Bühne. Mensch und Tier strebten hier Ende Mai den Almhütten zu. Zu Fuß, wie es sich gehöre. Das Ziel sind Almen, die schöner nicht gelegen sein könnten. Wie überhaupt das ganze Tal, die Wildschönau, nur mit einem Wort zu beschreiben ist: märchenhaft. Natürlich ist‘s nicht nur der Hang zur Schönheit, der mich auf die Almen lockt. Ich bin eigentlich immer auf der Suche nach dem besten Käse. Ob in kleinen Sennereien oder eben auf Almen hergestellt: Für mich ist Käse eine Kulturleistung des Menschen, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Deshalb wählte ich für meine private Almauffahrt - sprich Käsesuche - die ,Holzalm‘ am Anfang der Wildschönau gelegen. 160 glückliche Kühe verbringen jeden Sommer auf der Käsealm Holzalm in der Wildschönau. Beim Almauftrieb sind die Tiere mit teils wuchtigen, schön klingenden Glocken geschmückt. Mehr als 100 Schweine verbringen den Sommer auf der Holzalm. Sie 'vertilgen' die anfallende Molke. Apropos Käse, und damit wir uns von vornherein verstehen: Richtiger Käse wird ausschließlich aus Rohmilch hergestellt. Erzeugnisse aus pasteurisierter Milch verdienen den Namen Käse nie und nimmer: Meist gummiartig, auf alle Fälle schwabbelig und im Geschmack meist nichtssagend sind sie ein pures Produkt der Lebensmittelindustrie. Jung, qualitäts- und traditionsbewusst: Thomas Fischbacher, Käser auf der Käsalm Holzalm in der Wildschönau Frischester Almkäs. Nach der Produktion im großen Kupferkessel liegt er 3 - 4 Tage lang in einer Salzlacke. Almbutter ist qualitativ mit keiner anderen Butter zu vergleichen. Unverwechselbar in Farbe und Geschmack. Ich krieg die Krise wenn ich die Milchindustrie (Müller-Milch, aber auch Tirol-Milch & Co) von Käse schwätzen höre. Die meinen doch mit Käse tatsächlich ihren künstlichen, unter Zuhilfenahme höherer Chemie zusammengepanschten Plunder: Hergestellt aus Milch, die großteils aus Massentierhaltung stammt. Von meist lebenslang eingesperrten Kühen die mit Futter aus der 3. Welt zu Turbokühen werden. Um Kunstkäse überhaupt erzeugen zu können braucht es eher Chemiker und weniger Sennen oder Käser. Stets vorrätig auf der Käsalm Holzalm: Der von Feinschmeckern gepriesene Bergkäse. Ich wollte mir heuer also einen Almauftrieb gönnen. Das Kriterium: Auf der Alm musste ein exzellenter Käse hergestellt werden. Die Wahl war relativ eindeutig. Die Käsealm 'Holzalm' im Wandergebiet Markbachjoch gelegen wurde von Käsekennern über den grünen Klee gelobt. Und - das nur nebenbei - auch die Hauswürste auf der Alm seien von absolut vorzüglicher Qualität. Denn neben den 160 Milchkühen verbringen auch knapp mehr als 100 Schweine den Almsommer auf 1.440 m Seehöhe. Aber das eigentliche Zentrum der Holzalm ist die Sennerei, in der zwei Kaser (Senner) neben dem obligaten Bergkäse auch den absolut exzellenten Almkönig-Käse herstellen. Und den gibt's derzeit in einer unnachahmlichen Qualität zu verkosten oder zu kaufen: 12 Monate gepflegt und gereift ist dieser Käse von kaum zu überbietender Qualität. Außergewöhnlich auch die qualitativ herausragenden geräucherten Würste vom Alpschwein. Der Alm-Jausenteller ist jedenfalls haubenverdächtig und einer der besten, die ich in den letzten Jahren auf österreichischen Almen vorgesetzt bekam. Der ganze Stolz der Holzalm-Bauern und vor allem von Andi Sammer: Ausgereifter Bergkäse im Niederauer Kaskeller. Zurück in Niederau - ich fahre einfach wieder mit der Markbachjochbahn zu Tal - kann ich mir den vorzüglichen Bergkäse im Kaskeller kaufen. Der ist jeweils Freitag von 16-18 Uhr und Samstag von 9-12 Uhr geöffnet und bietet die Möglichkeit, ein wohlschmeckendes Mitbringsel mit nach Hause zu nehmen. Meine Tipps: Erreichbarkeit der Holzalm: Mit dem Markbachjochlift von Niederau aus. Ein einfacher Wanderweg, auch gut für Kinder geeignet, führt in 40 Minuten vom Markbachjoch aus zur Käsalm Holzalm. Ganz besonders zu empfehlen: Frische Almmilch, frischer Almbutter und Almkäse. Und, wenn noch vorrätit: die herausragenden Schweinswürstl vom Almschwein. Führungen auf der Holzalm. Dienstag und Freitag um 14 Uhr lädt der Sennmeister Thomas Fischbacher zu "KäseFührungen auf der Holzalm" ein - bis Ende des Almsommers. Dauer ca. 1 1/2 Stunde. Preis: Erwachsene € 3,-- und Kinder € 1,50. Anmeldung nur für Gruppen erforderlich. Tel.: +43 (0) 650 9192759
Die „Kaiserwinkl Golfwoche“ – So ein Mist! Verpasst!
Mist. Jetzt war es zu spät. Es hätte alles so schön sein können. Wenn ich mich nur mehr bemüht hätte und endlich meinen eigenen inneren Schweinehund und meine Vorurteile bezwungen hätte. Wenn ich über meinen eigenen Schatten gesprungen wäre. Ich hätte das Beste aus beiden Welten vereinen können und die beste aller möglichen Welten wäre für mich denkbar und möglich geworden. Doch jetzt hilft jammern auch nichts mehr. Der Sachverhalt ist einfach: Die Kaiserwinkl Golfwoche fand vor kurzem statt. Und ich kann, aus welchem unentschuldbaren Grund auch immer, noch immer nicht Golfspielen. Vielleicht war ich ja im falschen „Millieu“ aufgewachsen und im falschen kulturellen und sozialen Kontext sozialisiert worden. Für mich war Golfspielen immer noch ein wenig spießig. Es gibt wahrlich schlechtere Orte um (endlich) Golfspielen zu lernen... Ein Sport für Leute, die viel Geld haben und diesen Sport nutzen um beim Spielen wichtige Geschäfte abzuschließen von denen ich nichts verstehe. Diese Menschen sind aber, so dachte ich bisher, geistig eher im kleinbürgerlichen Umfeld anzusiedeln. Von Bildungsbürgertum usw. keine Spur. Eher ein Umfeld von Leuten, die sich für wichtiger hielten als sie es tatsächlich waren. Sport für Leute, die ihren Garten gerne ordentlich hatten und auch sonst Wert darauf legten, dass alles seine Richtigkeit haben musste. Die Kaiserwinkl Golfwoche: Anlass meine Vorurteile revidieren? Jetzt, mit meinen 35 Jahren auf dem Buckel und fast so vielen Lenzen, die ich seither erlebt hatte, hatte ich endlich verstanden, worum es ging. Golf war mehr als nur ein Sport. Golf war Entspannung und Herausforderung zugleich. Ich kenn mich ja eigentlich nicht aus, aber in meiner Vorstellung geht es beim Golfspielen auch darum, seine Bewegungen und seinen Abschlag zu perfektionieren. Es geht darum die perfekte Bewegung, den perfekten Schwung zu finden. Es geht um eine Annäherung an die Perfektion, die nur sehr schwer zu erreichen ist. Würde ich auch bald so auf einem Golfplatz im Kaiserwinkl stehen? Die Bewegung selbst, die Annäherung, der Schwung, das Wissen, dass mit einem gezielten Schlag, den man so lange geübt hatte, der ganz große Wurf gelingen könnte, ist kontemplativ. In meiner Vorstellung ist das kein kräftezehrender Sport, sondern ein Sport, beim dem es auf Präzision und Konzentration ankommt. Ein Sport quasi, bei dem sich auch die eigene Mitte und die eigene Balance finden lässt. Nur wer die perfekte innere Balance hat und sich im richtigen Augenblick ganz auf die Situation einlassen kann, dem gelingt der perfekte Abschlag. Bitte widersprecht mir. Aber ich denke so falsch liege ich nicht. Denn meine Ferndiagnosen werden, zumindest meiner Meinung nach, immer besser. Oder wie seht ihr die Sache? Im Kaiserwinkl passen Golf und Wellness hervorragend zusammen Zu dieser These, dass es beim Golfen auch um das finden der eigenen Balance und der eigenen „inneren Mitte“ ist, passte aus meiner Sicht auch die Idee der Golfwoche, sich mit Hotels der Region auf ein Packerl zu hauen und gleich das volle Paket anzubieten. Golfen, schön gut. Vielleicht hat ja dort auch der eine oder andere, wenn er sich ganz auf das Jetzt konzentriert, eine Art Erleuchtungserlebnis. Oder schafft es zumindest die „Leichtigkeit des Seins“ zu genießen. Kann sein, muss aber nicht sein. Eine Massage, ob fernöstliche angehaucht oder nicht, würde ich mir so oder so bald im Kaiserwinkl gönnen (Achtung, das auf dem Bild bin nicht ich ;-)) Nachhelfen kann man diesem Zustand der inneren Ruhe und der Harmonie in dem einen oder anderen Hotel in der Region. Ich habe gehört, dass es dort auch zum Teil „fernöstliche“ Massagen geben soll. Klang interessant. Und auf den ersten Blick wie ein Widerspruch. Und wenn schon: Golfspielen und Ayurveda? Ja bitte! Warum nicht? Für mich war diese Verbindung von Golf und Wellness die beste aller möglichen Welten. Endlich hatte ich verstanden. Und mit Hilfe der richtigen Massage, der richtigen Dosis Wellness kann ich auch vergessen, dass ich gar nicht Golfspielen kann. Stattdessen würde ich mich, falls es nichts mit dem Golfspielen werden würde, auf mich und mein Wohlbefinden konzentrieren und diejenigen Golfspielen lassen, die es wirklich können. Ein wenig neidisch bin ich aber schon auf euch, Golferinnen und Golfer, die ihr beides haben könnt: den perfekten Schwung und Abschlag und die perfekte Massage. Aber im Leben kann man halt leider nicht alles haben… Und da ich jetzt die „Kaierwinkl Golfwoche“ schon mal verpasst hat, entweder bewusst oder unbewusst, musste ich jetzt bald Nägel mit Köpfen machen. Zum Glück gab es im Kaiserwinkl genügend Möglichkeiten um in wunderbarer Umgebung Golf spielen zu lernen. Na dann. Es konnte (bald) losgehen. Auf zum Golfspielen in den Kaiserwinkl! Denn: Die nächste Golfwoche im Kaiserwinkl kommt bestimmt. Ich würde gerüstet sein. [kkstarratings]
Wellness im Kaiserwinkl: Indien am Walchsee?
Wisst ihr eigentlich, wo Indien liegt? Jetzt werdet ihr sagen: Hält er uns für komplett bescheuert, debil oder gar für unzurechnungsfähig? Das ist ja wohl mit die blödeste Frage, die ich bisher je gestellt bekommen habe! Aber die Antwort auf diese Frage ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint. Denn Indien liegt, zumindest temporär, auch am Walchsee, direkt im Kaiserwinkl. Häh, werdet ihr jetzt sagen. Bitte habt Geduld. Um das kleine Rätsel zu lösen, das ich euch hier jetzt gestellt habe und um zu des Pudels Kern zu gelangen, müsst ihr erst einmal ein paar Begriffe und deren Bedeutung lernen. Ihr werdet sie im Verlauf des Textes brauchen. Vor allem die Wörter „Ayurveda“ und „Abhyanga“ werden von größter Wichtigkeit sein. Der Begriff Ayurveda wird vielleicht einigen von euch geläufig sein. Darunter können wir uns, ein wenig frei und salopp übersetzt, das „Wissen vom Leben“ vorstellen. Am Walchsee kommt einem zum Teil alles ein wenig "indisch" vor... Ein wenig genauer bezeichnet bekommen wir es hier mit der traditionellen indischen Heilkunst zu tun. Dabei handelt es sich um eine Art Gesamtpaket: Sowohl Massagen, als auch die Ernährungslehre wie auch ein bisschen Yoga und Pflanzenheilkunde sind da inbegriffen. Es wird also nicht reichen, wenn ihr euch ein wenig auf die Massageliege legt und euch eine Ayurveda-Massage gönnt. Obwohl das viele natürlich genau auf diese Weise praktizieren. Ein wenig Ayurveda ist ja immerhin besser als gar kein Ayurveda, oder? Seit wann liegt Indien am Walchsee im Kaiserwinkl? Jetzt wo wir wissen, was Ayurveda ist oder sein sollte können wir uns zum Begriff Abhyanga weiterhandeln. Auch hier handelt es sich um eine ayurvedische Massage, die bei uns auch unter der eingedeutschten Formulierung „die große (ayurvedische) Einölung“ bekannt ist. Mit erwärmten Pflanzen-Ölen wird man hier so richtig eingeölt. Nicht nur von Kopf bis Fuß sondern von Fuß bis Haar. Auch die Haare werden eingeölt. Sind wir hier in Indien oder gar in Sri Lanka? Nein, wohl eher schlicht und einfach am Walchsee im Kaiserwinkl... Laut dem guten alten K.R. Srikantha Murhty sollte diese Massage täglich ausgeführt werden. Schließlich hat sie eine nicht unbedeutende Wirkung: Sie soll Alter, Anspannung und noch so manches mehr vertreiben. Ausgeführt wird diese Massage in den Ursprungsländern Indien und Sri Lanka von zwei Masseuren. Es handelt sich also um eine Synchronmassage. So, jetzt aber wirklich genug gelernt für heute. Ihr habt es euch verdient die Lösung des Rätsels zu erfahren. Ihr ahnt es ja ohnehin schon: Am Walchsee setzt man an gleich mehreren Orten auf die beiden erwähnten Verfahren und Massagen. Meist aber in eher reduzierter und „verwestlichter“ Form. Zumeist weit und breit keine Spur von Synchronmassage, Ganzheitlichkeit oder gar die Umsetzung von Ayurveda in der beschriebenen Fülle und Vielfalt. Die Ayurveda-Massagen in so manchem Hotel ist definitiv eine Ayurveda-Massage light. Ayurveda für Europäer, die sich ein wenig entspannen wollen und dabei auch noch ein wenig den Zeitgeist der „fernöstlichen“ Philosophie mitnehmen möchten. Alles garniert mit ein bisschen Buddha und ein wenig vor sich in plätschernder Wellness-Musik. Ein Misch-Masch der Kulturen, der Philosophien, so lange durchmischt, bis nur mehr schwammige Esoterik dabei herauskommt. Die Frage ist dabei einfach: Warum braucht´s den „fernen Osten“ am Walchsee? Gibt es nicht genug Möglichkeiten sich massieren oder sonst wie behandeln zu lassen? Gibt es nicht auch das überlieferte Wissen der Natur, die uns umgibt und die uns genauso gut tut? Gibt es nicht genug Kräuter oder was weiß ich, die genau so Wellness sind wie Ayurveda und Co.? Noch dazu wenn diese fernöstliche Praxis eh nur so Husch-Pfusch verwässert ausgeführt wird? Nichts gegen die Vielfalt in Sachen Wellness. Aber mir scheint die Popularität von Ayurveda & Co. darauf zu basieren, dass diese Angebote exakt die Sehnsucht nach semi-spirituellen Sinnangeboten befriedigen, die auch im Alltag vorherrschen. Religiös sind wir ja alle nicht mehr wirklich, zumindest nicht im christlichen oder gar katholischen Sinne. Aber irgendwie spirituell, ja das schon. Die Suche nach wie auch immer gearteten Sinn und Transzendenz setzt sich auch auf der Ebene von Wellness und Massagen vor. Wo ist die hin, die gute alte, bodenständige Sportmassage? Massage im Heute muss mehr können, sie muss auch unsere „Seele“ streicheln. Ich persönliche brauche fernöstliche Massage am Walchsee im Kaiserwinkl genau so sehr wie ich das Oktoberfest in China brauche. Und wenn dann, dann richtig und authentisch. Dieses ganze verwässerte, dem Wellness-Trend angepasste Esoterik-Massagen-Zeug kann mir gestohlen bleiben. Fairerweise muss man sagen, dass sowohl im "Hotel Schick" als auch in den "Verwöhnhotels" auch andere, "bodenständigere" Massagen angeboten werden. Was meint ihr dazu? Braucht es Indien am Walchsee? Oder mögt ihr euren Wellness-Urlaub doch lieber ganz klassisch, bodenständig und regional? [kkstarratings]
Volksmusik in Südtirol, oder: Darf´s auch ein bisschen Echtheit sein?
Ich habe mir lange überlegt, warum mich beim Anhören von volkstümlicher Musik immer das kalte Grauen packt. Warum ich gegen meine Reaktion mich übergeben zu wollen wenn ich Florian Silbereisen, Semino Rossi & Co. sehe oder gar höre mit zunehmendem Alter immer mehr ankämpfen muss. Und warum für mich diese Art von Musik statt volkstümlich eigentlich volksdümmlich heißen müsste. Endlich habe ich eine Antwort darauf gefunden. Am Anfang war die Volksmusik. Die sogenannte „echte“ Volksmusik. Diese entstand aus einem bestimmten sozialen Kontext heraus und war das, was ich ein wenig salopp als Gebrauchs- und Funktionsmusik bezeichnen würde. Sprich: Sie wurden zu bestimmten Anlässen gespielt und gegebenenfalls auch auf die Bühne gebracht. Es wurde auch viel in der Familie musiziert, die vielen legendären Musikanten aus der „Hausmusik“ zeigen das sehr gut. Ein Bild des Grauens: Semino Rossi Außerdem wurde natürlich zu allen heiligen Zeiten, bei Festen, religiösen Ereignissen und vielem mehr diese Musik gespielt. Unterstützt und unterstrichen wurde diese enge Verbindung mit dem sozialen und kulturellen Umfeld auch mit der Tracht. Sagen wir es mal so: all das wurde von einem Hauch von Echtheit und Authentizität getragen und in diesen Diskurs eingebettet. Ein wenig Show, Folklore und Inszenierung ist wohl schon immer dabei gewesen. Im Großen und Ganzen war die Sache aber echt, zumindest nicht nur aufgesetzt und bloßer Schein. Es gab eine Verbindung mit Kultur, Lebensweisen, Festen und Feier des jeweiligen kulturellen und sozialen Umfeldes. Die „echte“ Volksmusik war organischer Teil einer ländlich geprägten Gesellschaft. Auch in Südtirol verhielt sich das lange Zeit so. Die „echte“ Volksmusik“ in Südtirol und der „volksdümmliche“ Schlager Der volkstümliche Schlager ist für mich das genaue Gegenteil von der jetzt beschriebenen Situation. Der volkstümliche Schlager ist künstlich, aufgesetzt, inszeniert, pure Folklore und pure Show. Er kommt nicht aus einem bestimmten Umfeld und ist nicht organisch in dieses eingebettet. Der volkstümliche Schlager ist eine Verkaufsmasche, um einem zunehmend unkritischer werdenden Publikum eine heile Welt zu verkaufen, dieses mit seichter Musik einzulullen und sukzessive zu verblöden. Bild des Grauens II: Florian Silbereisen Der volkstümliche Schlager ist nicht in einem bestimmten kulturellen Kontext gewachsen, sondern er wird von der findigen Plattenindustrie in ein zumeist kleinbürgerliches Milieu verpflanzt um eine heile Welt vorzugaukeln. Besonders empfänglich sind dafür natürlich Leute, deren Welt viel ist, aber ganz sicher nicht mehr heil. Der volkstümliche Schlager ist ein durch und durch kommerzialisiertes Spiel mit Wünschen, Sehnsüchte und Träumen bei dessen Scheinheiligkeit ich kotzen könnte. Neben all dem hat sich aber, zum Glück, eine mehr oder weniger authentische „Szene“ erhalten, die „echte“ Volksmusik spielt, zu der ich jetzt auch mal ein wenig vereinfachend die Blasmusik zähle, die vielerorts noch genau die von mir beschriebene Funktion einnimmt: Sie ist Funktions- und Gebrauchsmusik, die zu bestimmten festlichen und kulturellen Anlässen gespielt wird. Sie bezieht sich auf Traditionen, Überlieferungen und die eigene kulturelle Prägung. Und ist somit zumindest von dem Vorwurf befreit Volksverblödung zu sein. Ein paar Sachen sind mir bei meiner Recherche über den Weg gelaufen, bei dem ich meinen Fokus der Einfachheit halber auf Olang in Südtirol gelegt habe: Die Pfarrmusik Olang, die Peter Sigmair Musikkapelle Olang und die „Feirschtamusik“. Nun behaupte ich nicht, dass das in Sachen Volks- und Blasmusik in Südtirol und ganz generell in Sachen Musik der Weisheit letzter Schluss ist. Aber zumindest kann ich mir das anhören, ohne die weiter oben beschriebene Reaktion unterdrücken zu müssen. Natürlich ist auch die Sache mit der Echtheit, mit Heimat und den eigenen kulturellen Wurzeln auch manchmal eine heikle Sache. Und Nationalismus & Co. nicht immer ganz so fern, wie sie sein könnten. und sollten Andererseits: Warum sollte man echte Volksmusik, Blasmusik & Co. irgendwelchen deutsch-nationalen Deppen überlassen? Ich bin eigentlich nicht bereit das zu akzeptieren. Deutlich erträglicher als "volksdümmliche" Musik: Die Pfarrmusik Olang aus Südtirol... So, nun ist aber genug von mir "gesudert": Jetzt seid ihr am Wort, liebe Leserinnen und Leser: Wie geht es auch mit „echter Volksmusik“ oder Blasmusik? Wie mit volkstümlicher Musik? Habt ihr Tipps für interessante Musikerinnen in Südtirol, Tirol und darüber hinaus, die auf kreative Weise mit Tradition und musikalischem „Erbe“ umgehen? Ich freue mich über eure Kommentare! [kkstarratings]
Das „Kasfest“ in Kössen im Kaiserwinkl – wenn das mal nicht zum Himmel stinkt…
Ich weiß nicht ob es stimmt. Aber früher hat mein Vater immer gesagt, dass, je mehr der Käse stinke, er umso besser im Geschmack sei. Wenn wir wieder mal auf einem der zahlreichen Bauernmärkte unterwegs gewesen waren und mein Vater zugeschlagen hatte und das ganze Auto vom Käse gestunken hat, dann durfte sich niemand beschweren. Oder besser gesagt: es wollte sich schlichtweg niemand beschweren, weil wir seine Weisheiten in den seltensten Fällen angezweifelt haben. Kössen ist ja auch schon, ganz ohne "Kasfest", ziemlich attraktiv und gut gelegen... Mittlerweile weiß ich zwar, dass einige von seinen Weisheiten, sagen wir es mal diplomatisch, nicht der Weisheit letzter Schluss gewesen sind. Ein paar unreflektierte Annahmen waren da auch dabei, die bei näherem hinsehen wie ein Kartenhaus zusammengefallen wären. Ein bisschen Unsinn hat sich wohl auch darunter gemischt. Aber was soll ich sagen: Ich war jung und wollte seinen Weisheiten ganz einfach glauben – und ich finde diese Aussagen, die er sich im heute immer noch bewahrt hat, charmant. Ich widerspreche ihm nicht, sondern lächle still. Schließlich macht ihn das aus und ich fühle mich wieder jung und ganz zuhause. Nur die Sache mit dem Käse und dem Geruch habe ich bisher weder verifizieren noch falsifizieren können. Klar ist: guter Käse riecht und hat diesen ganz besonderen Duft, den man isoliert und so im Kofferraum gepackt als durchaus unangenehm empfinden könnte. Wenn man die Sache rational betrachten würde. Nicht nur Käse, sondern auch fesche Madln gibt es beim Kasfest im Kössen (Bild: TVB Kaiserwinkl) Der Punkt ist aber: Sobald der Käse zuhause ausgepackt ist, er seinen Geruch verströmt und alles zum Gesamterlebnis wird, zum Geruch auch noch der Geschmack und der Moment dazu kommt, in dem man den Käse aufschneidet und zum ersten Mal kostet, dann passt einfach alles. Für mich sind das nach wie vor perfekte Augenblicke. Kulinarische Erinnerungen, die mich bis heute prägen. Demnächst in Kössen im Kaiserwinkl: Käse, Käse, Käse Ich bin nahezu sicher, dass das „Kasfest“ in Kössen ganz nach seinem Geschmack wäre. Ich werde ihn wohl einladen und wir werden da wieder hinfahren und die guten alten Zeiten aufleben lassen. Stinkendes Auto inklusive. Denn da zeigt sich ja wieder die Kraft der Erinnerung und der Einfluss der Kindheit. Eigentlich nerven mich diese ganzen Feste nämlich gehörig. Mittlerweile gibt es ja für fast jedes Krapfen und für jeden Schmarrn ein Fest, in dem es doch nur darum geht, möglichst viel zu essen und möglichst viel zu trinken. Kultur und Tradition sieht für mich anders aus. Solche Feste sind für mich Ausdruck der Einfallslosigkeit. Beim Käse bin ich milde und wesentlich gnädiger. Soll er doch sein Fest haben. Ich bin dabei. Und koste mich durch das Sortiment. Am 31.05.2014 würde es im Kaiserwinkl in Kössen so weit sein, Bergkäse-Sorten, strenger Graukäse, Tiroler Tilsiter oder gar ein adeliger Bergbaron warteten schon auf mich und auf meinen Vater. Alles da, da da. Der Käse und wir. Nichts anderes zählt. Dass es auch ein Rahmenprogramm gab, das ich nicht wirklich brauchte: Geschenkt. Vergeben und vergessen. Dass da Musik gespielt wurde, die ich oftmals gerne ein wenig abschätzig ist „Bauernjazz“ bezeichnete: Akzeptiert. Musste ich mir ja nicht anhören. Ich würde ja nicht bewusst hinhören, sondern ohnehin vom Geruch der vielen Käsesorten in Kössen derart eingenebelt und beglückt sein, dass meine anderen Sinne erst einmal in den Hintergrund rückten. Trotz "Bauernjazz" würde uns der Käse in Kössen im Kaiserwinkl zweifellos wieder schmecken... (Bild: TVB Kaiserwinkl) In Kössen und im Kaiserwinkl ganz generell lauerten ohnehin auf Schritt und Tritt Erinnerungen auf mich. Wie oft war ich in meiner Kindheit und frühen Jugend am Walchsee gewesen? Wie oft hatte ich später dann mit einem Freund, der Koch in einem Hotel im Kaiserwinkl gewesen war, zusammengesessen und über Gott und die Welt geplaudert? Aber was wäre wirklich wieder eine andere Geschichte. Hier sollte viel eher der Aufruf stehen: Leute mit gutem Geschmack: Gebt auch das „Kasfest“ in Kössen. Denn es ist längst nicht alles guter Käse, das stinkt. Aber der Käse aus dem Kaiserwinkl hatten den Ruf, wirklich fantastisch zu sein. Vor allem der "Kaiserwinkl Heumilchkäse" gilt mittlerweile als "kulinarisches Erbe Österreich" Ich könnte euch Geschichten aus meiner Kindheit und frühen Jugend und einiges über Käse erzählen. Aber wie heißt es so schön: Reden ist Silber, schweigen ist Gold. In diesem Fall: Schreiben ist Silber, kosten ist Gold. [kkstarratings]
Heart Of Noise, oder: Warum es so ein Festival in Innsbruck braucht
2011 war es da. Ein Festival in Innsbruck, das sich ein wenig großkotzig und breitbeinig am Tiroler Festivalmarkt etablieren wollte. Stefan Meister und Chris Koubek, die Ideenhaber, Macher und Weiterspinner hinter dem „Heart Of Noise“, wollten damals schon keine Gefangenen machen und nannten das Festival im Zusatz kurzerhand „Festival für allerneuste Musik“. Dieser Zusatz ist mittlerweile zwar verschwunden, Bescheidenheit ist aber immer noch nicht die Haupteigenschaft des Festivals „Heart of Noise“. Muss auch nicht sein. Ja doch. Es gab damals auch schon andere Festivals, die sich, zumindest zum Teil, für das Experiment in der Musik stark gemacht und interessiert haben. „Klangspuren“, Teile von „Musik+“ und auch Aspekte des „Osterfestivals Tirol“ waren auch bisher nicht gerade dafür bekannt, dass sie sich mit althergebrachter und zu Tode kanonisierter Musik beschäftigten und beschäftigen. Immer war mehr als nur ein Fenster in Richtung Aktualität und neueste Entwicklungen geöffnet. Allerdings ohne sich explizit für Trends, allerneuste Entwicklungen, coole Labels & Co. zu interessieren. 2014 geht das "Heart Of Noise" in Innsbruck bereits in die vierte Runde. Es muss was geben: Das „Heart Of Noise“ in Innsbruck Vielleicht ging das Stefan Meister und Chris Koubek aber nicht weit genug. Sie hatten wohl anderes im Sinn. Ein wenig lässiger und cooler musste es ja nun wirklich gehen. Neueste Entwicklungen in der elektronischen Musik sollten eingebunden werden und interessante Plattenlabels sollten auch ihre Acts beim „Heart Of Noise“ unterbringen können. Auch das Publikum sollte ein bisschen anders sein, denn von all diesem großbürgerlichen Bildungsbürger-Getue und Rotwein-Genippe wird einem ja auch die Lust an der besten Musik verleidet. Gedacht, gesagt, getan: 2011 war es so weit und unter in der Innsbrucker „Off-Szene“ relativ lautem Getöse fand das erste „Heart Of Noise“ statt. Mit dem leicht ironisierter Zusatz „Festival für allerneuste Musik“. Damit auch klar war, dass man die sogenannten „Neue Musik“ eigentlich für einen alten Hut hielt und sich stattdessen lieber um ganz aktuelle Entwicklungen in der Musik kümmerte. 2011 war „Drone“ ganz stark im Mittelpunkt, da diese Musikrichtung, ein wenig aus der Minimal-Music stammend und in diesem Geiste stehend, damals sehr angesagt war. 2013, mittlerweile ohne den Anspruch „allerneuste Musik“ anzubieten, auch weil es sich vielleicht jetzt von selbst verstand, kümmerte man sich um Detroit-Techno und ganz generell sehr stark um Entwicklungen und Geschichte der elektronischen und zugleich auch tanzbaren Musik. Noise und Drone waren ein wenig von der Bildfläche verschwunden. Vor allem Drone hatte sich ja, das mussten wohl auch Meister und Koubek einsehen, als etwas kurzlebiges Phänomen heraus gestellt. Die Band "Wolf Eyes" stellt einen der Höhepunkte des Festivals Heart Of Noise in Innnsbruck dar. Mittlerweile schreiben wir aber bekanntlich schon das Jahr 2014. Und eine absolute Konstante gibt es aber im Programm des „Heart Of Noise“ immer wieder: Es werden viele lokale Acts und einheimische MusikerInnen eingebunden. Diese können zwar dem zum Teil internationalen und manchmal auch musikalisch hochkarätigen Acts in den seltensten Fällen das Wasser reichen. Aber löblich ist dieser Ansatz allemal, zumal für die lokalen Acts, Musikerinnen und Künstler selbst. Ob man sich das als Besucher und Zuhörer auch antun sollte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Den Mutigen gehört bekanntlich die Welt. Und wer sich nicht immer Weltklasse erwartet, kann vielleicht auch so manch kleine Überraschungen erleben. Einige internationale Hochkaräter wie z.B. Wolf Eyes oder Holly Herndon sind jedenfalls beim diesjährigen „Heart Of Noise“ vertreten. Da sieht man gerne darüber hinweg, dass weniger vielleicht auch mal mehr wäre und dass drei Tage mit hochkarätiger Musik in einem doch relativ eng gesteckten musikalischen Kontext ganz einfach schwer zu halten sind. Die Stimmkünstlerin und Klanginnovatorin Holly Herndon wird beim Heart Of Noise in Innsbruck gastieren. Dennoch: Das „Heart Of Noise“ hat enormes Potential, das Jahr für Jahr wieder zum Vorschein kommt. Trotz ein paar Schwachpunkten. Subjektiv von meiner Warte aus betrachtet: Vielleicht weniger Wert legen auf Coolness, lässige aktuelle Labels usw. und mehr auf Kollaborationen mit Projekten wie z.B. den „Klangspuren“, die es ja schon im zweiten Jahr des Festivals gab und die ganz famos war? Der Abend an dem Eva Reiter auf die Wolves in The Throne Room traf war für mich legendär. Vielleicht in Zukunft ein wenig mehr Reibeflächen zwischen disparaten Stilen, Genres und BesucherInnen? Jetzt mal so als persönliche Wunschliste formuliert. Aber letztlich ist das doch alles ein Jammern auf hohem Niveau. Innsbruck braucht das „Heart Of Noise“ zweifellos mehr wie das „Heart Of Noise“ Innsbruck braucht. Ein cooles, lässiges und modernes Festival, das manchmal vielleicht ein wenig zu nah am Puls der Zeit ist und auch manch Halbgares anbietet. Dafür weiß man aber, was in bestimmten Genres gerade so läuft. So schnell wird man sicherlich sonst nie auf den neuesten Stand gebracht. Allein schon deshalb lohnt sich ein Besuch des „Heart Of Noise“. Demnächst in Innsbruck. Vom 06.06. – 08.06. Und ein „Warm-Up“ in der P.M.K. wird es am 22.05. auch schon geben. Gut so. Ich bin dabei. [kkstarratings]
Wohnst Du noch oder zerstörst Du schon?
„Handwerk hat goldenen Boden.“ Das war einmal. In den Sturmfluten der Globalisierung versinken die kleinen Handwerksbetriebe nur allzuoft mit Ross und Wagen. Wenn ich aufmerksam die Zeitung lese dann ist's ja auch kein Wunder, dass jetzt schon das Brot aus China stammt. Was wir aber ganz genau wissen: Die unter sklavenartigen Bedingungen hergestellten Wegwerf-Textilien sind aus Bangladesh und sattsam bekannte Billig-Möbel werden immer öfter aus illegal geschlägertem Holz irgendwo in Asien zusammen gezimmert. Mit der zu Sklaventreiberei und illegalem Holzeinschlag nötigen kriminellen Energie sind unsere kleinen Handwerksbetriebe - meist sind es Familienunternehmen - nun ganz sicher nicht ausgestattet. Also eh schon alles verloren? Handwerk - keinen Boden mehr unter den Füßen? Vom einstigen goldenen Boden keine Rede mehr? Man kann's gottseidank nicht verallgemeinern. Denn es gibt Initiativen, die sich diesem Trend vehement entgegenstemmen. Ansonsten müsste ich tatsächlich verzweifeln. Am Beispiel der Bäcker. Anfang dieses Jahres verkündete der Diskonter Hofer, 100 Mio. € in sogenannte Backstationen in den 450 Filialen investieren zu wollen, um ,frisches Brot und Gebäck‘ anbieten zu können. Wobei sich frisch wohl nur auf den Backvorgang im engeren Sinn beziehen dürfte. Alles andere ist backtechnisch ,uralt‘. Der Teig (im Neusprech liebevoll ,Teigling‘ genannt) stammt meist aus Polen, immer öfters auch aus China (!). Tiefgefroren geliefert und in Wulkaprodersdorf, Wörgl oder Wilgartswiesen von mies bezahltem Personal frisch ,aufgebacken‘. Mit synthetischen Duftstoffen versehen riecht die Pampe dann auch tatsächlich nach Brot. Von ihren Nasen verführt zücken Konsument_innen verzückt ihre Geldtaschen. Mahlzeit. Die Folgen für das Bäckerhandwerk sind indes verheerend: Von 2005 bis 2009 gaben 339 Bäckereien in Österreich auf, das sind mehr als 18 % der Unternehmen. In Wien gab es vor 20 Jahren noch 700 Bäckereien, heute sind es noch 110. Eine Zahl, die mit Sicherheit noch weiter sinken wird. Von der Qualität des Brotes soll hier erst gar nicht mehr die Rede sein. Die Urwaldriesen der Regewälder werden meist zu Spanplatten für Billigmöbel verarbeitet. Und beim Möbelhandel? Da geht‘s noch einige Grade brutaler zu, der Wahnsinn wird hier zur globalen Methode. Die Folgen kriminellen Handelns und unfassbarer Profitgier beeinflussen sogar das Weltklima. Gerade eben schlägt Greenpeace Alarm: Illegal gerodetes Amazonasholz aus Brasilien wird mit gefälschten Papieren weltweit importiert und verkauft - auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie wir uns das immer schon gedacht hatten, möchte ich gerne sagen. Aber dass allein im brasilianischen Bundesstaat Pará 78 % des Holzes aus illegalen Rodungen in einer der letzten noch intakten 'Lungen' des Planeten stammt, sollte zumindest unseren Behörden eine Warnung sein. Ist es aber ganz offensichtlich nicht. Weshalb? Das ist eine gute Frage, der gegebenenfalls die Korruptionsstaatsanwaltschaft nachgehen müsste. Denn: Genau diese Sache ja schon länger aktenkundig. Vor einigen Jahren hat ein ehemaliger IKEA-Spitzenmanager schwerste Vorwürfe gegen den IKEA-Gründer Ingvar Kamprad erhoben. In Spanplatten lassen sich Urwaldhölzer trefflich 'verstecken' Rund ein Drittel des IKEA-Holzes sei illegal geschlagen worden, behauptete er. Kamprad sei ein Meister der Täuschung, denn gleichzeitig mit öffentlichkeitwirksamen Kampagnen mit Umweltorganisationen seien für IKEA Urwälder abgeholzt worden. Den legendären IKEA-Werbespruch „Wohnst Du noch oder lebst du schon“ musste offensichtlich schon damals ergänzt werden: Lebst du schon mit Regenwaldmöbeln? Ich glaube jedenfalls der IKEA-Werbung kein Wort mehr, solange IKEA die Holz-Bezugsquellen nicht im Detail offen legt. Oder haben die dreisten Schweden etwa Muffensausen? Wenn ja: warum? Im Gegensatz dazu: Das Holzlager eines kleinen Handwerksbetriebes in Tirol Aber noch ist Polen nicht verloren. Kürzlich habe ich einige Bekannte gefragt, was sie mit der altehrwürdigen Bezeichnung „Handwerker“ heute noch anfangen können. Die Antworten waren einigermaßen überraschend. Ursprünglich hatte ich angenommen, das Wort Handwerk würde heute keinen Hund mehr hinter‘m Ofen hervorlocken. Weit gefehlt, wie ich überrascht resümieren darf. Mit dem Wort Handwerk werden offenbar vor allem Eigenschaften wie solid, genau, ehrlich und schön assoziiert. Auch die berühmte „Handschlagqualität“ taucht immer wieder auf, wenn von Handwerk die Rede ist. Ich behaupte: Die Bereitschaft, ehrliche Produkte zu kaufen, deren Holz unter Garantie NICHT aus illegalem Einschlag und damit meist aus Regenwäldern stammt, ist vorhanden. Eigentlich muss nur eine Grundregel beim Kauf berücksichtigt werden: Keine Möbel aus Pressspanplatten. Sie sind nicht nur ungesund weil mit Chemie verleimt. In den Spanplatten kann Regenwaldholz relativ einfach ,versteckt‘ werden. Der Trend zu den etwas teureren, dafür aber 'ehrlichen' Produkten aus heimischer Erzeugung hat sicher noch nicht alle Bevölkerungsschichten erfasst. Aber die Bereitschaft, auf importierten Billigst-Plunder zu verzichten und auf österreichische oder zumindest europäische Qualität und Nachhaltigkeit zu setzen, steigt dennoch. Und ein Name ist mit diesem Umdenken eng verbunden: Heinrich 'Heini' Staudinger. In der breiten Masse wurde Heini als 'Finanzrebell' bekannt. Hatte er doch seine Waldviertler Aktivitäten mit Darlehen von Privatpersonen finanziert, weil er die Arbeitsweise der Banken zutiefst ablehnt. Staudinger hat bereits vor 30 Jahren begonnen, die alte Waldviertler Tradition der Schuh- und Möbelproduktion zu erhalten. Mit Erfolg, wie sich herausstellt. Seine 'Waldviertler Schuhe' und die GEA-Möbel sind längst zum Inbegriff nachhaltiger, regionaler Produktion geworden. Etwas teurer, aber auf jeden Fall ehrlich hergestellte Qualität. Ohne Ausbeutung von Mensch, Tier oder Umwelt. Und '4betterdays' ist eine Tiroler Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Möbel und Accessoires aus heimischen Rohstoffen im Alpenraum zu produzieren. Kürzlich hat man aber auch kleine Produzenten in Europa eingeladen, ihre Handwerksprodukte im Web-Shop von 4betterdays anzubieten. Auffallend auch hier: Die Rückbesinnung auf Qualität, Haltbarkeit und Handwerkskunst. Ich höre schon die lebhaften Einwände vieler Leser_innen, nicht das nötige Kleingeld für solche Qualitätsprodukte aufbringen zu können. Aber - so entgegne ich immer - Billigst-Plunder muss immer wieder ersetzt werden. Ob Schuhe, Möbel, Elektrogeräte oder was auch immer. Qualitätsprodukte halten hingegen über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Ich kann es offen zugeben: Ich hätte jedenfalls nicht das Geld, mir alle paar Jahre neue Möbel und jährlich neue Schuhe zu kaufen, weil die Billigprodukte in ihre Bestandteile zerfallen. Also, Hand auf's Herz: Wohnt ihr nur oder zerstört ihr schon?
Echter Sambaspeck aus der Wildschönau
Bei einem typischen Biertischgespräch am Freitagabend kamen ein Freund und ich wieder auf unsere gemeinsame Leidenschaft – Reisen. Er meinte, er würde bald seine Verwandten in Brasilien besuchen. Meine Frage, ob er zum Teil Brasilianer wäre verneinte er aber. Seine Verwandten seien in Brasilien geboren, aber Nachfahren von Auswanderern. Das ist ja schon mal was, aber es kommt noch besser – sie wohnen in einem Tiroler Dorf. Ja, einem richtigen Tiroler Dorf mitten in Südamerika. Na darauf erstmal einen Caipirinha trinken. Man erkennt den Tiroler Stil - hier das Rathaus von Dreizehnlinden Haben Sie schon mal von Dreizehnlinden gehört? Nein? Eine ziemlich coole Geschichte. In der Zwischenkriegszeit sind zahlreiche Tiroler, unter der Führung des aus der Wildschönau stammenden und ehemaligen Landwirtschaftsminister Andreas Thaler nach Südamerika ausgewandert, um dort eine Siedlung zu gründen. Aber sie waren nicht die ersten. Bereits 1865 brachen einige Tiroler auf, um in Brasilien eine neue Heimat zu finden. Die Brasilianer staunten sicher nicht schlecht, als immer mehr jodelnde und Lederhosen tragende Einwanderer sich im Urwald breit machten. 1933 gründete Andreas Thaler dann die Gemeinde „Dreizehnlinden“ oder „Treze Tílias“, wie es im Portugiesischen heißt. Trotz aller Hindernisse, sei es durch versuchte Übernahme der Nationalsozialisten, dem Gegendruck Brasiliens, welches im zweiten Weltkrieg den Allierten angehörte oder einfach durch die Sprachbarrieren, Dreizehnlinden geht es heute besser als je zuvor. Nicht zuletzt dank der Molkerei, die übrigens die zweitgrößte des Landes ist. Und natürlich, ganz nach Wildschönauer Manier, wegen dem Tourismus. Ganze 100.000 Besucher zählt das Tiroler Dorf jährlich. Tradition wird hier groß geschrieben - alljährliches Tiroler Fest in Dreizehnlinden Beeindruckend ist, dass die Tiroler Kultur fast gänzlich erhalten geblieben ist. Vielleicht sogar mehr als zuhause. So kann man Dreizehnlinden fast gar nicht besuchen, ohne ein Schuhplattler Konzert zu sehen. Auch kulinarisch hat sich weniger geändert, als man glauben würde. Speckknödel und Krapfen sind immer noch der Hit. Manche Speisen der Tiroler Küche wurden mit der Brasilianischen kombiniert, eine Art internationaler Mix also. Wie wär’s mit Pirarucu, gekocht in Paranussmilch und garniert mit echtem Nordtiroler Handl Speck? Ein Südtiroler Senfter wäre bei einem Wildschönau-Brasilien Mix schließlich fehl am Platz, oder? Ironischerweise ist einzig und allein die Sprache auf der Strecke geblieben, so sprechen (leider) nur mehr 30% der jungen Dreizehnlindner österreichischen beziehungsweise Tiroler Dialekt. Ein wenig schmunzeln muss ich bei dem Gedanken, beziehungsweise bei der Frage, wie gut wohl ein echter Dreizehnlindner Fußball spielen kann. Ob wir vielleicht mal einen „Österreicher“ in der Brasilianischen Nationalelf sehen werden? Damit hätte ein Österreicher endlich wieder eine Chance in der WM. Ein Tiroler Dorf mitten im Urwald – gefällt mir. Besuchen werde ich Dreizehnlinden mit Sicherheit. Schließlich drängt mir die Frage auf, wo es sich denn nun besser lebt. In der exotischen Wildschönau in Brasilien, oder doch zuhause, in den Alpen?
„Neue Musik“ in Tirol – eine Spurensuche
Der Titel suggeriert ja, dass „Neue Musik“ in Tirol gespielt wird. Und er suggeriert, dass es so etwas wie „Neue Musik“ überhaupt gibt. Gibt es sie also, die „Neue Musik“ in Tirol – und wenn ja: Wo und in welcher Qualität? Was ist diese „Neue Musik“ überhaupt? Fragen die geklärt werden müssen bevor überhaupt auf "Spurensuchen" gegangen werden kann. Auch wenn es banal klingt: „Neue Musik“ ist gar nicht unbedingt neu. Es ist nicht die allerneuste Musik, die sich finden lässt, wenn man ein wenig unter der Oberfläche des sogenannten Mainstreams sucht, dessen Existenz irgendwie auch nur eine Schimäre ist. Der Mainstream könnte dabei als etwas beschrieben werden, das sich im Massengeschmack festgesetzt hat. Etwas, das unveränderlich geworden ist. Es handelt sich um eine Art Struktur und eine Vielzahl von Vorannahmen, die nicht mehr als solche erkannt werden, sondern blind übernommen werden. "TENM" (in Sachen Größe variabel) wagen sich in Tirol immer wieder an "Neue Musik" und Zeitgenössisches heran... Ein paar Beispiele für unhinterfragte Vorannahmen sind z.B., dass Musik in Halbtonschritten funktioniert und wahrgenommen wird. Dass Musik nicht Geräusch ist und sich vom Geräusch durch größere und deutlichere Strukturierung unterscheidet. „Neue Musik“ hingegen stellt das in Frage, arbeitet oft mit Mikrotonalität, Geräuschen oder erhebt das Geräusch gar selbst zur Musik. John Cage zum Beispiel gefiel sich in der Pose, das Straßengeräusch von den Straßen New Yorks, das er in seiner Wohnung hörte, der Musik einer Symphonie vorzuziehen. Ganz einfach weil sich der vermeintliche Lärm, das Geräusch, nicht wiederholte. Er war der Meinung, dass sich unter der Kohärenz eines Werkes das uns so wichtig geworden war, Chaos befand. „Neue Musik“ steht für Chaos, Wildheit, Auflösung von Strukturen und für die Etablierung von neuen Strukturen, die anderen Regeln folgen. Für die Inkorporierung von „Fremdartigkeit“, von „exotischen“ Skalen, ungewohnten Harmonien und vielem mehr. „Neue Musik“ hat eine ständige Suchbewegung als Grundlage. Sie sucht nach Neuem, nach Ungehörtem, nach Innovation. In der "Neuen Musik" kann ein Notenblatt auch manchmal ein wenig anders ausehen... „Neue Musik“ in Tirol – wie geht´s, wie steht´s? Eine weitere Annahme folgt der beschriebenen Radikalität von sogenannter „Neuer Musik“: Sie hat es in Gesellschaften, die eher konservativ sind, ob politisch oder in Sachen Musik und Kunst, eher schwer. Sie wird als Lärm wahrgenommen und verunglimpft. Die Frage ist also, wo und ob diese Musik überhaupt gespielt wird. Vorab: „Neue Musik“ hat es generell schwer. An den großen Häusern und Opernhäusern wird fast keine zeitgenössische Oper gespielt, die der „Neuen Musik“ zugeordnet werden könnte. Manche Menschen wundern sich gar, dass es solche zeitgenössische Opern überhaupt gibt. Ja, es gibt sie. Sie werden nur so gut wie fast nie gespielt. „Neue Musik“ findet, auch in Tirol, fast überwiegend bei Festivals statt. Es gibt eine kleine, aber sehr feine HörerInnenschaft, die diese Form von Musik mag und zu solchen Festivals auch von weit her anreist. In der breiten Öffentlichkeit findet sie, aus welchen Gründen auch immer, kaum Aufmerksamkeit. Die Musik gilt als verkopft und elitär. Die Hürden in den Köpfen sind groß. Der Kontakt mit „Neuer Musik“ von Unbedarften findet so gut wie nicht statt. Meine subjektive Wahrnehmung, die auf einer gewissen Erfahrung in dieser kleine „Szene“ fußt, ist ernüchternd. Und doch gibt es die „Neue Musik“ in Tirol. Trotz allem und zwar höchst lebendig. „Neue Musik“ in Tirol: Die Orte, Initiativen und Festivals Seit längerer Zeit gibt es bereits des Festival „Klangspuren“. Das Festival ist weit über die Grenzen von Tirol und Österreich hinaus bekannt und renommiert. Hier wird, neben der zum Teil exzellenten Ensembles die eingeladen werden, ein wichtiger Akzent gesetzt: Es gibt immer wieder Kinderworkshops und Projekten, die den Zugang zu der zu Unrecht als sperrige geltenden Musik zu erleichtern. Vorbildlich und definitiv gut. Auch mit interessanten Plakaten werden TENM in Innsbruck und Umgebung immer wieder auffällig... Ein Problem bleibt, zumindest meinem Eindruck nach: Man sieht zwar viele Gesichter bei der Eröffnung, bei den etwas radikaleren Tendenzen des Festivals schrumpft die ZuhörerInnenschaft aber wieder. Und außerdem hat man das Gefühl, dass viele Leute nicht wegen der Musik da sind, sondern eher deshalb, um sehen und gesehen zu werden. „Neue Musik“ ist in Tirol, und zweifellos auch darüber hinaus, eine Prestigesache. Man gibt vor, etwas zu verstehen und zu mögen, von dem der Otto-Normalbürger keine Ahnung hat. Die perfekte Musik zum Distinktionsgewinn. Weiters existiert noch die Konzertreihe „Musik +“, hinter der die umtriebige Familie Creapz steckt, die auch Jahr für Jahr das „Osterfestival“ auf die Beine stellt. Hier wird vor allem viel Wert darauf gelegt zu zeigen, dass die „Neue Musik“ und die „Alte Musik“ keine Gegensätze sind. Die „Neue Musik“ wird hier oftmals als eine Erweiterung der Klangsprache ausgelegt, nicht als radikaler Bruch. Beim „Osterfestival“ wird dann zeitgenössische und „Neue Musik“ den Klassikern gegenüber gestellt, organisch, fast natürlich. Dennoch ist die Zuhörerschaft bei den „Klassikern“ größer als bei den Werken und Aufführungen, die sich der „Neuen Musik“ widmen. Mit Kasper de Roo leitet kein Unbekannter das Ensemble "Windkraft"... Ganze zwei weitere Ensembles sind mir bei meiner Suche nach Ensemble aufgefallen, die sich schwerpunktmäßig der „Neuen Musik“ widmen. Das „TENM“ (Tiroler Ensemble Neue Musik) und das Ensemble „Windkraft. Kapelle für neue Musik“. Beide Ensembles sind, wenn man sich ein bisschen umhört und umschaut, immer wieder in Tirol und vor allem auch in Innsbruck zu hören. Vor allem „TENM“ spielt relativ regelmäßig im Konzertsaal des Innsbrucker Konservatoriums. Dort reicht das Repertoire von „Klassikern“ der „Neuen Musik“ bis hin zu jungen Komponisten, die noch selten oder kaum aufgeführt wurden. Der Verdienst von „TENM“ ist auch eine Sichtbarmachung von jungen, aufstrebenden Komponisten, die sich zwar eventuell mit Stipendien oder Kompositionsaufträgen durchschlagen, es aber nicht leicht haben sich in einem Kanon der „Neuen Musik“ zu etablieren. Wenn es die „Neue Musik“ an sich schwer hat, dann haben es junge Komponisten in dieser Musik noch einmal schwerer. Auch im Repertoire von „Windkraft“ findet man viele jungen Komponisten, in der Tendenz wird aber vielleicht etwas mehr auf den Kanon der „Neuen Musik“ geachtet. Was will ich euch jetzt mit dieser Abhandlung und mit diesen Tipps sagen? Ganz einfach: Es sollte ein kleiner Versuch sein, Musik und Konzerte vorzustellen, die AUCH in Tirol stattfinden. Und es sollt ein kleiner Aufrufs sein, sich mal ein solches Konzert anzusehen. Die Musik ist nämlich zugänglicher und weniger kopflastig, als ihr es euch erwartet. Versprochen. Diese Art von Musik hätte mehr Resonanz und Zuspruch verdient. Oft genügt es, wenn man über seinen eigenen Schatten springt, seine eigenen Vorurteile über Bord wirft und vor allem eines tut: Zuhören. Und sich überraschen lassen. Die Möglichkeiten dazu liegen in Tirol direkt vor der eigenen Haustür. Eine kleine Kostprobe kann man bereits diesen Freitag nehmen. Am 06.06. im "Vier und Einzig"! [kkstarratings]
Primark, oder: wie geil ist das?
Der Konsumtempel ,Sillpark‘ in Innsbruck am Freitagnachmittag. Hunderte Menschen wälzen sich durch die Geschäfte, Cafés und Restaurants. Viele von ihnen steuern allerdings ein ganz spezielles Ziel an: die Filiale des irischen Fetzenkonzerns Primark. Busse aus Südtirol und Bayern karren sogar Kaufhungrige zum Billigsttextiler in den Sillpark. An den Papiertaschen mit dem blauen Logo kann man sie erkennen: jene Menschen, die Primark für ein Geschenk des Himmels halten. Denen es ganz offenbar schnurzegal ist, wie und unter welchen teils unmenschlichen Bedingungen diese ,geiz-ist-geil‘-Textilien hergestellt werden. Die drarauf pfeifen zu erfahren, welche Chemikalienbäder T-Shirts, Jeans und anderes Billigplunder hinter sich haben. Und die mit ihrem ignoranten Verhalten dem wohl zerstörerischsten aller Lebensmottos frönen: „Nach mir die Sintlfut“. Primark-Tourist_innen aus Bayern. Ist das nicht pervers? Ein Jahr ist es her, seit in Bangla Desh mehr als tausend Textilarbeiter_innen beim Einsturz eines völlig überlasteten, desolaten Gebäudes qualvoll sterben mussten. Europäische Klamotten-Konzerne gelobten ob der unfassbaren Bilder erstens hoch und heilig finanzielle Hilfen für die bedauernswerten Familien und zweitens Besserung. Einige haben ein wenig getan, viele haben gelogen und nichts gemacht. Hilfe für die Textilsklaven? Ja, aber bitte nur als Versprechen im Text einer Presseaussendung. Ich war selbst fünf Jahre Erfahrung im Management eines südostasiatischen Textilunternehmens tätig. Habe die Vertreter US-amerikanischer und europäischer ,Nobelmarken‘ und ,Nobelbrands‘ persönlich kennen gelernt und darf sagen: die Leute wissen ganz genau, wie es um Gebäude, Arbeitsrecht, Brandschutz jener Produktionsstätten bestellt ist, in denen ihre Produkte hergestellt werden. Sie sind vor rund 10 Jahren nach Bangladesh ,eingefallen‘, später nach Kambodscha und nun geht‘s nach Myanmar (Burma). Ihnen sind die Arbeitsbedingungen der Menschen großteils wurscht. Auch die Lebensbedingungen der Textilsklav_innen gehen sie nichts an. Sie sind ja nicht einmal bereit, sogenannte ,Marktpreise in den Textilländern‘ zu zahlen. Weshalb auch? Sie können die Preise beinahe nach Belieben diktieren. Alles nach dem Motto: fresst's oder krepiert's. Ihre Kalkulation ist abartig: Von fairen Löhnen oder gar Umweltstandards ist einmal grundsätzlich keine Spur. Keine Rede von Infrastrukturkosten wie Feuerschutz, Statik und dergleichen in den Produktionsstätten. Das einzige Problem der Gierkonzerne: die Erzeugungskosten zu minimieren und den Profit zu maximieren. Und einen ,geilen‘ Verkaufspreis anzubieten. Und diese Kostenminimierung bezeichne ich als einen anderen Ausdruck für Sklaverei. Um die Preise in Europa und den USA so niedrig wie möglich zu halten, müssen eben die Löhne der Textilsklavinnen in Bangladesh, Kambodscha und bald schon Mynmar (Burma) sehr tief angesetzt werden. So tief, dass sie selbst in diesen Ländern nicht mehr zur Bestreitung der primitivsten Lebenshaltungskosten reichen. Besonders pikant ist die Tatsache, dass Konsument_innen bei einem Kauf nicht einmal wissen, wo das Textilstück hergestellt worden ist. Primark hat nicht die Eier, das 'Made in ...' anzugeben. Vermutlich aus Angst um die Profite. Ein Top für 3 €! Das ist in Tirol der Gegenwert von maximal zwei Leberkässemmeln. Hier ist doch etwas krank oder nicht? Was die meist jungen Konsument_innen in Europa nicht wissen: mit den Textilimporten werden auch Arbeitslosigkeit und miese Bezahlung importiert. Einerseits führt die Tiefpreislogik („Geiz ist geil“) zu einer Marktbereinigung - Konkurrenten geben auf und müssen ihre Mitarbeiter_innen entlassen, was wiederum die Arbeitslosenzahlen erhöht. Andererseits drücken verringerte Handelsspannen (der Profit darf ja um Himmels willen nicht angerührt werden) auf die Löhne. Arbeit wird zu teuer. Prekariate - das heißt Jobs mit miesester Bezahlung - sind deshalb heute schon allgegenwärtig. Aber da sorgen Konzerne wie Primark vor: Sie unterbieten sich gegenseitig, damit die Niedrigstlohnbezieher_innen auch im Wochenrhytmus neue Fetzen kaufen können. Dass wir uns mit der 'Geiz-ist-geil'-Mentalität nur ins eigene Knie schießen, ist vielen Konsument_innen nicht bewusst. Billigprodukte erzeugen Arbeitslosigkeit bei uns. Das weiß nur niemand. Die prinzipielle Frage bleibt: benötigen wir wirklich x-mal jährlich neue Wegwerf-T-Shirts, Einmal-Blusen, Billigst-Hosen und allerlei sonstigen textilen Kram um ein glückliches Leben zu führen? Oder soll es viele Menschen nur von ihrer teils dramatischen Lebenssituation ablenken?
Deutschland wird Weltmeister! In jedem Fall.
Auch wenn sie heute gegen Brasilien verlieren sollten. Das geht. RTL2 hat kürzlich in seiner Nachrichtensendung verkündet, dass Frankreich die Deutschen aus dem Turnier geworfen hat. Und was ist passiert? Nix. Die Fans waren natürlich geschockt, aber ganz ehrlich: Wer diesen Sender schaut, dem sind auch solche Botschaften zumutbar. Ob dieser Spitzenmeldung neugierig geworden habe ich gestern RTL2 geschaut. Nicht lange. Vielleicht 5 Minuten. Aber die haben gereicht. Ich bin bei einer Sendung namens Köln 50667 hängen geblieben. Es war so ähnlich wie wenn man zufällig bei einem Unfall vorbeikommt. Man kann nicht wegsehen. Laut Wikipedia handelt es sich dabei um ein „Scripted-Reality-Format, in dem die Dokumentation realer Ereignisse vorgetäuscht wird“. Das hört sich harmlos an, ist es aber nicht. Denn Wikipedia setzt noch einen drauf. „Eine Studie der Gesellschaft zur Förderung des internationalen Jugend- und Bildungsfernsehens ergab im Jahr 2011 nach der Befragung von 861 Schülern, dass nur 22 Prozent der Zuschauer zwischen 6 und 18 Jahren Scripted-Reality-Sendungen als fiktiv erkennen. Knapp die Hälfte meint, es würden echte Fälle nachgespielt, und 30 Prozent glauben, es würden die tatsächlichen Erlebnisse der gezeigten Menschen dokumentiert. Insbesondere häufig Zuschauende und jüngere Zuschauer erkennen die Inhalte nicht als Fiktion“. Klingt schlimm; ist es aber auch. Aber bloß nicht zu viel darüber nachdenken. Denn wenn der reale Sender RTL2 demnächst verkündet Australien wäre Weltmeister geworden, dann nehmen sie es einfach zustimmend zur Kenntnis. Mein Tipp: Sendung aufzeichnen und immer wieder ansehen. Das hilft. Und falls heute Brasilien gewinnen sollte, dann bleibt der letzte Trumpf dennoch in deutscher Hand. Denn wie sagte schon der legendäre Kugelblitz Ailton während seiner Zeit in Bremen: „Es ist leichter Tore zu schießen als den deutschen Führerschein zu machen.”
Formel 1 – Die Ohren müssen bluten
Man muss Motorsport nicht verstehen, man muss ihn nicht lieben, aber eines muss er sein: Laut, sehr laut. Das hat sich seit Jahrzehnten bewährt und in erheblichem Maße zu seiner Popularität beigetragen. Ich weiß wovon ich schreibe. Als aktiver Motorsportler verschleiße ich meine Reifen bei der deutschen Langstreckenmeisterschaft am Nürburgring, obwohl ich unter meinem Helm und der feuerfesten Sturmhaube nur die beruhigende Stimme meines Teamchefs von WS Racing höre. Aber rundherum ist die Hölle los. Deshalb war es für mich auch Gesetz beim neu auferstandenen Formel 1 Grand Prix am Red Bull Ring in der Steiermark dabei zu sein. Da leistet man sich auch gerne Eintrittskarten in Höhe einer Monatsmiete und nimmt auch eine Unterkunft in 40 km Entfernung in Kauf. Wobei ich der Fairness halber festhalten möchte, dass sich der Naturpark Grebenzen sehr gut für ein verlängertes Wochenende eignet. Aber zurück zum Grand Prix. Die Organisation war perfekt, das Rahmenprogramm war perfekt und auch das Wetter hätte nicht besser sein können. Allein das Hauptrennen, die Formel 1, ließ ein wenig zu wünschen übrig. Nicht was das fahrerische Können oder die Attraktivität des Kurses anbelangt, nein, aber heutzutage muss man die Ohropax herausnehmen um festzustellen, ob die Boliden schon gestartet wurden. Eine Parade der Rasenmäher. Leise wie Bernie Ecclestone nach der Anklageverlesung. Der reinste Stummfilm. Und dafür wollen die Anrainer auch noch eine Entschädigung wegen Lärmbelästigung. Und auf den Tribünen schreien sich die Besucher nach wie vor an um sich verständlich zu machen, obwohl das längst nicht mehr nötig wäre. Ich fordere daher eine Rückkehr zur brachialen Lautstärke der vergangenen Jahre. Sonst fahre ich nicht mehr hin. Obwohl ich die Eintrittskarten für 2015 schon bestellt habe. PS: Und wenn sie in Zeltweg sind und gut essen wollen, dann gehen sie in den Hubertushof. Dort ist es zwar auch leise aber das Essen ist super.
Hans Haid – Der Triathlet
Triathlet – in seinem Alter? Das ist er wirklich, der 1938 in Längenfeld geborene Hans Haid, der vielen auch als das sprachgewordene alpine Gewissen gilt:Als das Gewissen, das den Auswüchsen des Tourismus, der Geldgier und Verbohrheit der Geldgierigen, aber auch der Poesie und der Stille der Berge einen Rahmen gibt. Seine drei Disziplinen sind: die Volkskunde, die Bergbauernschaft und die Dichtung gehüenoogltorms maadelegehüeschtetschtraukaorms maadeleolm sellagehüeschteeppan goora weag fiebrgrantenwossrtrinknoftr wöllwearchte seahnolm sellagüete grantendrhoamatkimm dechttüe a raschtlehintrn ööfndinnanmargn ischt ollesgüetsall wöllund nöa bussledrau => Zum Nachhören Auf Hoachdeitsch: steif gefroren/armes mädchen/gehustet/katharrh/armes mädchen/immer solche/husterei/etwa gar/ein wenig fieber/preiselbeerwasser/trinken/dann wohl/wirst du sehen/immer solche/gute preiselbeeren/daheim/komm doch/raste dich aus/hinter dem ofen/dort/morgen ist alles/gut/das wohl/und noch ein kuss/drauf Hans Haid: Ein Volkskundler von internationalem Format Seine Arbeit, dokumentiert in einer Vielzahl von Publikationen und in Vereinigungen wie pro Vita Alpina, kreist um das Leben der Menschen in der alpinen Gebirgslandschaft, um ihre Geschichte, ihre Kulte und ihre Kultur und um die Gefährdung dieses Lebens. Er ist maßgeblich daran beteiligt, dass der alpine Raum nicht nur als Gebirgslandschaft wahrgenommen wird, sondern in zunehmendem Maße auch als Kulturraum. Der den Bewohnern ein natürliches, menschliches Leben ermöglicht, das sich nicht im Arbeiten und im Funktionieren erschöpft. Seine vor zwei Jahren verstorbene Gattin Gerlinde, gleichfalls Volkskundlerin und Musikwissenschaftlerin, erforschte am Mozarteum und an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst die alpine Volksmusik und trug maßgeblich zu ihrer Entdeckung und Erhaltung bei. Der Bergbauer Transhumanz - uralte Kulturwirtschaft. Foto: Whgler/Wikipedia In Vent bewirtschaftet Hans Haid den auf fast 1.700 m gelegenen Roalehof. Die Vielseitigkeit der alpinen Landwirtschaft beschreibt er anhand der „Transhumanz“, der Wanderweidewirtschaft in den Alpen: Seit Jahrtausenden werden Schafe aus dem Südtiroler Schnalstal ins Ötztal und wieder zurück getrieben. Dies Form der Viehwirtschaft ist mehr als Arbeit – sie ist auch heute noch eine kultische Handlung, die durch ihre Einbindung in den Alltag und den Lebensraum der Menschen religiösen Charakter hat. Haids geliebte und gescholtene Heimat: Das Ötztal. Gemälde von Albin Egger-Lienz (Directmedia/Wikipedia) Das Leben im Gebirge ist für Hans Haid, der zunehmenden Oberflächlichkeit und Geschwindigkeit zum Trotz, noch immer religiös bestimmt. Aber nicht christlich und – und das ist eine große Entdeckung Haids – auch nicht gewalttätig:„Die Bergler haben niemals Krieg geführt. Solange unsere geschichtlichen Quellen zurückreichen,, sind sie niemals auf ihre Nachbarn losgegangen. Sie haben immer nur ihre Felsennester verteidigt, ihre kargen Bergtäler zu schützen versucht“ (Hans Haid, „Mythos und Kult in den Alpen“, Seite 9). Sein Triathlon hat uns in vielen Bereichen einen Spiegel vorgehalten. Er zeigt uns jedoch auch Auswege. Wir müssen uns aber selber auf den Weg machen, das ist eine der Erkenntnisse aus Haids Leben und Forschen. Diesen Weg kann uns niemand abnehmen. Sall wöll, Hans Haid! Tradition: nicht rückständig, aber auch nicht romantisch. Foto: Wikipedia/Deutsche Fotothek
Olang: wie im Wilden Westen
Ob ich mir das wirklich noch antun will? Einige Freundinnen und Freunde versteiften sich seit Monaten auf einen Reit-Schnupperkurs. Zogen sich gegenseitig quasi ,Speck durch die Nase‘, fabulieren von Westernreiten, Ausritten auf Hütten und ins Gebirge und dergleichen. Und behaupten dazu noch allen Ernstes, dass Reiten der Wirbelsäule gut tun würde. Die haben sich wohl zuviel Western-Filme reingezogen. Das Argument mit der Wirbelsäule konnte ich nach kurzen Recherchen im Internet nicht entkräften. Ich fühle mich zwar keineswegs krank. Aber da ich Wellness, Massagen etc. ähnlich hoch einschätze wie der Teufel das Weihwasser ließ ich mir einreden, einige Tage Reiturlaub könnten doch Linderung bringen. Und: Man gönnt sich ja sonst nix. Ich tat mich auch deshalb mit diesem Entschluss etwas leichter, da ich mich eines Liedes entsann, das in meiner Kindheit landauf landab geträllert worden war: ,Auf meiner Ranch bin ich König‘. Der Kernsatz des damaligen Schlagers: „Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ Geträllert wurde das Ganze von Peter Hinnen, einem ehemaligen jodelnden Schweizer Cowboy. Mein Widerstand gegen Reitferien war also gebrochen. Wo denn dieser offensichtliche Wild-West-Urlaub überhaupt stattfinde? In Südtirol, tönt es unisono zurück. Was Wunder, einige der befreundeten Urlaubsspezialisten sind ja „verfolgte Brieder aus dem Sieden vom Brenner“ (copyright Landeshauptmann-Legende Eduard Wallnöfer). Als objektiven Grund schieben sie nach: Weil‘s dort billiger sei. Konkret: Wir sollten Olang unsicher machen. Ja, noch was. Der Markus Lanz komme auch aus Olang. Lanz, wer ist das? Der Tharerhof in Olang Da Olang das erklärte Reitsportparadies Südtirols ist - manche bezeichnen die Gegend schon als Wilden Westen - können wir denn auch zwischen zwei Reitställen wählen: dem Tharer- und dem Tolderhof. Aber spätestens jetzt wird‘s schwierig. Denn beide Reitställe respektive -Höfe machen im Internet einen ausgezeichneten Eindruck. Beim Tharerhof sticht mir das Wort ,Westernreiten‘ ins Auge. Also wenn schon Reiten dann eben wie im Wilden Westen. Mit Hut, Sporen, Lasso und so. Stell ich mir einmal vor. Der Tolderhof hingegen punktet mit seinem Boss, dem dreifachen italienischen Meister Hannes Weilaner. Ich frage mich grad, ob ein solcher Meister nicht Cavalière heißen sollte. Aber offenbar stehen solche Titel eher mafiösen italienischen Politikern zu. Wie dem auch sei: Südtirols größter Reitstall punktet nicht nur mit einem fantastischen Programm, wie etwa Kursen für Kutschenfahren. Auch die Unterbringung ist einigermaßen luxuriös. Entweder in einem großzügige Appartemen oder in der Jugendstil Villa Prugger. Der Tolderhof in Olang Zugegeben: ich hab mir Reitferien immer als eine der Urlaubsalternativen vorgestellt, die den oberen 10.000 vorbehalten sind. Dicke Brieftasche als Eintrittskarte quasi. Aber dem ist nicht so, wie man an den Preisen in beiden Reiställen sieht. Dass Familien eindeutig im Vorteil sind, betrachte ich einerseits als gewollt und andererseits als eine tolle Sache. Nun stehen wir vor dem Problem, hü oder hott sagen zu müssen. Wir sind für jeden Hinweis dankbar, der unsere Entscheidung erleichtert.
Das „Kufstein-Unlimited“ – Uneingeschränkte Langeweile?
Plötzlich war es da. Das selbsternannte größte „Pop und Rock Festival in Westösterreich“. Seit jeher warb es vor allem mit Quantität, so auch heuer: Ganze 50 Bands an drei Tagen würde ihre Musik zum Besten geben. Die ganze Sache ist auch noch gratis. Bekannte Acts, sogenannte Zugpferde wie The Boss Hoss, waren die letzten Jahre auch schon da. Klingt gut? Ist es aber nicht. Das Kufstein Unlimited ist ein Festival, das die Welt genau so sehr braucht wie eine weitere Casting-Show. Es ist ein Festival, das durch und durch kommerzialisiert ist, weiter und stärker noch wie Festivals es sonst sind. Hier sieht man nicht nur Banner von Marken auf der Bühne, sondern gewisse Acts werden von bestimmten Marken unterstützt. So finden sich unter den Acts auf der Homepage bereits Marken und Unternehmen, die das Festival ermöglichen. Ganz uneigennützig natürlich. Auch "The Boss Hoss" waren schon mal in Kufstein. Warum auch nicht? Was braucht es für ein Festival, das zu 100 % von Sponsoren und Förderungen abhängig ist und es somit den BesucherInnen ermöglicht ein Festival ohne Eintritt zu besuchen? Richtig: Absolut Belanglosigkeit auf musikalischer Ebene. Austauschbarkeit und Musik, die wirklich niemandem weh tut und letztendlich niemanden wirklich vom Hocker reißt. Nett ist das alles. Aber nett ist bekanntlich der kleine Bruder von ihr wisst schon was. Das „Umlimited“ in Kufstein – Belanglosigkeit auf allen Ebenen Das „Kufstein-Unlimited“ ist auf musikalischer Ebene am besten mit dem Massensender „Ö3“ zu vergleichen, mit dem man fast überall belästigt wird. Irgendwie hören diesen Sender alle und irgendwie hört diesen Sender auch keiner. Hintergrundbeschallung als Prinzip. Bewusstes Hinhören? Wohl eher Fehlanzeige. Genau so ist es beim „Unlimited“ in Kufstein. Wer dort hingeht wird durch nichts irritiert oder gar zum Hinhören gezwungen werden. Die beträchtliche Anzahl an Coverbands belegt, dass es hier darum geht, ein bisschen mitzusingen und mitzuklatschen, ein paar Lieder wieder zu erkennen und ganz grundsätzlich nicht mit Experimenten belästigt zu werden. Musik für die Masse, die dazu tanzt und feiert und beim Tanzen und Feiern bitte schön nicht von Bands und Musikerinnen gestört werden möchte, die experimentieren oder gar etwas Neues versuchen. Harmonie, Wohlklang und Belanglosigkeit auf allen Ebenen. Beim Kufstein-Unlimited ist die halbe Stadt auf den Beinen. Jetzt ist natürlich vor allem eine Frage virulent: Wer schaut und hört sich das wirklich an? Auch hier gibt es eine Parallele zu Ö3. Es sind Menschen, die sich eigentlich mit Musik und deren Möglichkeiten überhaupt nicht beschäftigen und die Musik letztlich gar nicht wirklich mögen. Menschen für die Musik meist nur in der Funktion eines Hintergrundrauschens steht, die aber hin und wieder gerne ein schönes Liedchen mitsingen, das gut ins Ohr geht. Das „Unlimited“ in Kufstein ist vor allem eines: „Das größte Pop- und Rock Festival Westösterreichs“. Diese Ansage klingt ähnlich wie die einer Gratis-Zeitung, die behauptet, dass sie am meisten in dieser oder jener Region gelesen wird. Die wirkliche Qualität stellt sich nämlich dann heraus, wenn Leute bereit sind, dafür zu zahlen. Das gilt ebenso für eine Zeitung wie auch für ein Festival. Das „Unlimited“ ist da und es stört nicht weiter. Aber würde es auch bestehen, wenn Menschen bewusst dafür zahlen müssten und sich somit bewusst dazu entschließen würden, dort hin zu gehen um interessante Musik zu hören? Das darf aus meiner Sicht bezweifelt werden. Für mich ist beim „Unlimited“ in Kufstein vor allem eines „unlimited“: die Langweile, wenn ich mir die dort spielenden Acts anhören muss. [kkstarratings]
Kinderlos am Walchsee?
„Schlaflos in Seattle“ und „Verliebt in Berlin“ sind vermutlich nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisberges. Eine weitere Recherche würde wohl noch eine Vielzahl an ähnlichen Film- und Serientiteln an die Oberfläche spülen. Diese Titel beschreiben immer einen Zustand der in Verbindung mit einem Ort steht. Das Verhältnis ist dabei reziprok und es könnte gefragt werden: Ist der Protagonist nicht auch schlaflos, weil er in Seattle wohnt? Ist die Protagonistin nicht auch verliebt, weil sie in Berlin ist? Schließlich hätte sie ihren Angebeteten gar nicht kennen gelernt, wenn sie nicht nach Berlin gezogen wäre. Worauf ich hinaus will: Es gibt Orte die passen zum eigenen Zustand wie die „Faust aufs Auge“. Es gibt Orte, die geben den eigenen Befindlichkeiten einen Rahmen und bringen diese Befindlichkeiten zum Teil überhaupt erst hervor. Es gibt aber auch Orte, die Sehnsuchtsorte sind. Es gibt Orte, nach denen man sich sehnt, wenn man an dem Ort, an dem man gerade ist, nicht mehr sein möchte. Wenn eine „Auszeit“ notwendig ist. Die Band „Element Of Crime“ bringt dieses Gefühl auf den Punkt: „Immer da wo du bist bin ich nie“. Wer kennt dieses Gefühl nicht immer am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein, während anderswo der Bär steppt, die potentielle große Liebe auf einen wartet und wo die absolute Entspannung und das uneingeschränkte Glück nicht nur leere Versprechungen sind? Morgen ist auch noch ein Tag – kinderlos am Walchsee Kein Grund jedenfalls fatalistisch zu werden, wieder mal die alten The Cure Platten aufzulegen und sich in Selbstmitleid zu suhlen. Das eigene Los muss nicht uneingeschränkt akzeptiert werden. Man muss sich nicht nur auf eine Rolle festlegen lassen. Und nicht auf einen Ort beschränken. Der Walchsee und die „Verwöhnhotels“, genauer noch das „Hotel Panorama“ schafft Abhilfe. Vor allem auch für Menschen, die das „Los“ gezogen haben Kinder zu haben. Was jetzt ein wenig provokant klingt soll eigentlich nur sagen: Kinder machen (meistens) glücklich. Aber oftmals sehnt man sich auch nach dem Glück zu weit. Und dann ist es angebracht, aus dem Los Kinder zu haben und rund um die Uhr Vater oder Mutter zu sein, eine Zeit zu machen, in der man kinderlos ist. Wellness mal so ganz ohne Kinder an einem verlängerten Wochenende. Klingt gut? Ist es auch! Dazu genügen ein paar Andeutungen um ein Glänzen in die Augen von Eltern zu zaubern. Spaziergänge um den Walchsee. Wellness. Kulinarik. Wandern. Fahrradfahren. Schwimmen. Klar ist: Hier könnt ihr eurer „Kinderlos“ in ein paar Tage Kinderlosigkeit umkehren. Und dürft auch genießen und zur Ruhe kommen. Denn Eltern sind nicht Rabeneltern, nur weil sie mal ein paar Tage auf sich schauen und nur auf sich und Kinder Kinder sein lassen. Die Oma oder andere Verwandte machen das schon. Und wer weiß: Vielleicht sind die Kinder auch mal froh von ihrem „Elternlos“ befreit zu sein und ein paar Tage die Eltern los zu sein? Jedem das seine: Den Eltern ein paar Tage am Walchsee im Hotel Panorama. Und den Kindern ein paar Tage bei der Oma, in denen sie tun und lassen können was sie wollen. Eine Win-Win-Situation sozusagen. Ein verlängertes Wochenende im Hotel Panorama? Im Juni gibt es die nächsten Möglichkeiten dazu... Und oftmals kommt es sogar noch besser, als im ersten Moment angenommen. Es gibt sie nämlich, die Gunst des guten Augenblickes und der guten Augenblicke, die ihr nützen solltet. Dieses Jahr werden uns ja doch einige Feiertage geschenkt, die definitiv dazu genutzt werden sollten, um das Wochenende zu verlängern. Auch das „Hotel Panorama“ über dem Walchsee hat das erkannt und bietet Juni-Feiertagesspecials an, die es in sich haben… Kurzum: Die alten The Cure oder Joy Division Platten können getrost im Schrank bleiben. Lieber „Shiny Happy People“ auflegen und sich schon mal an die Urlaubsplanung machen. Vielleicht beim Packen dann die eine oder andere Platte von Marvin Gaye oder Candy Dulfer nicht vergessen, wenn´s dann beim Urlaub zu zweit mal so richtig romantisch werden soll. Kinderlos-Sein am Walchsee bewirkt oft wahre Wunder. [kkstarratings]
In Olang ist das Glück kein Vogerl
Der gute Leo Tolstoi hat uns in Bezug auf den Familienurlaub einen Rat mit auf den Weg gegeben, den er sicherlich so gar nicht intendiert hatte. Er meinte etwas anderes, aber das braucht uns nicht zu kümmern. Noch dazu, wenn das Zitat so gut passt: „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; aber jede unglückliche Familie ist auf ihre besondere Art unglücklich.“ Tolstoi schreibt das in seinem Roman „Anna Karenina“ und setzt damit neben einer gelungenem Einstieg in seinen Roman auch gleich seine Ästhetik fest: Er interessiert sich mehr für die unglücklichen Familien als für die glücklichen Familien. Ganz einfach weil diese für einen großen Roman mehr hergeben. Und weil es einfacher ist über das Besondere, Außergewöhnliche zu schreiben als über das Glück oder über die Normalität im Alltag von glücklichen Familien. Soll er doch, der gute Leo Tolstoi. Ich schlag den gegenteiligen Weg ein und stelle die Frage, was glückliche Familien brauchen um glücklich zu sein. Über diese Familien zu schreiben ist dann vielleicht ein wenig langweilig. Aber das Glück sollte ohnehin nicht verjagt werden indem genau darüber geschrieben wird. Denn es ist ja bekanntlich ein Vogerl. DAS Szenario für das ganz „normale“, alltägliche Glück: Olang Dazu ist das Szenario einer möglichen Erzählung wohl auch nicht in einer dramatischen Situation festzusetzen. Keine Kriege, keine Revolutionen und keinen Familiendramen weit und breit. Die Welt ist, vielleicht bist auf ein paar kleinen Streiteren, so weit im Lot und der "Familiensegen" hängt auch ganz und gar nicht schief. Ganz normaler Alltag, der ja beim genaueren Hinsehen gar nicht so normal ist. Der Ort einer möglichen Erzählung ist auch schnell benannt: Olang. Wer bekommt bei diesem Anblick keine Lust in und rund um Olang wandern zu gehen? Damit ist der grobe Rahmen gesetzt. Jetzt braucht es noch den Inhalt. Dieser kann mit dem Programm „SuperActive“ gesetzt werden. Ihr merkt schon: Hier ist die Zeit der poetischen und metaphorischen Umschreibungen vorbei. Tolstoi ganz weit weg. Hier wird Klartext geredet. Es geht darum mit seiner Familie aktiv zu sein. Was zu unternehmen. Und dazu reicht nicht nur das Wort „Aktiv“, sondern es muss „superaktiv“ sein. Das haben die in Olang schon verstanden: nichts tut Familien schlechter als auf Dauer nur zuhause zu sitzen und sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Da sind dann Krisen vorprogrammiert. Wetten dass eure Kinder das Indianerdorf am Kronplatz lieben werden? (Bild: TVB Olang) Vielleicht lässt sich dann ein schönes Kammerstück darüber schreiben, wie sich zu viel Nichts-Tun negativ auf das Familienglück auswirkt. Aber schöner, entspannter und glücklicher geht zweifellos alles in Olang über die Bühne. Bogenschießen, Klettern, Wandern sind die Stichworte. Mehr braucht eine Familien im richtigen Umfeld fast schon nicht mehr um glücklich zu sein. So richtig normal, ein bisschen langweilig glücklich. Ganz so, wie es sein soll. Und dabei wurde noch gar nicht vom Kronplatz gesprochen, wo sowohl für Kinder als auch für Erwachsene das absolute Glück wartet. Das Indianerdorf „Kikeriki“ wartet zum Beispiel dort. Und ich bin ganz sicher, dass meine Große, die ihre Dosis „Yakari“ fast täglich braucht, davon begeistert sein wird. Ihr habt es sicher schon bemerkt: In Olang gäbe es zahlreiche Orte und Möglichkeiten, die ein guter Ausgangspunkt wären um Geschichten von glücklichen Familien zu schreiben. Vielleicht sollte ich es und solltet ihr es aber einfach unterlassen darüber zu schreiben und einfach glücklich sein. Einfach Sein. Und nicht riskieren, dass das Glück verjagt wird. Denn eines ist Glück auch: Etwas sehr zerbrechliches und flüchtiges, das am richtigen Ort zur richtigen Zeit verlängert werden kann und durchaus zu einem Dauerstand werden kann. Olang setzt alles daran, damit das Glück dort kein Vogerl ist. Traut euch glücklich zu sein und denkt nicht daran, wie ihr auf andere wirkt! Die in Olang wissen, was eine ganz normale glückliche Familie braucht. Den Rest kann man getrost den großen Romanciers überlassen. Seid glücklich, ganz so, als würde niemand zusehen. [kkstarratings]
Schloss Bruck in Lienz – das kulturelle Glanzlicht Osttirols
Das Schloss Bruck ist immer das erste, was ich sehe, wenn ich nach Lienz komme. Für mich als gebürtigen Kufsteiner hat das eine ähnliche Signalwirkung wie die Festung in Kufstein. Immer wenn ich dies sah, dann wusste ich, dass ich zuhause war. Beim Schloss Bruck ist es ähnlich: Immer wenn ich dieses sehe, dann weiß ich, ich bin jetzt wirklich in Osttirol, einem Bezirk und einem Ort, der mir sehr wichtig geworden und ans Herz gewachsen ist. Schließlich hat es mich in Sachen Liebe immer wieder nach Osttirol verschlagen, denn meine Frau kommt aus Osttirol. Lange Zeit habe ich das Schloss Bruck nur als einen optischen Akzent wahrgenommen. Als ein Symbol, das für mich für Osttirol steht. Das erste Mal, als ich nach Osttirol kam, war Schloss Bruck das mit Abstand markanteste und imposanteste Bauwerk. Es blieb mir in Erinnerung. Und hatte das Zeug dazu eine ganze Region zu repräsentieren. Schließlich beheimatete das Schloss Bruck eine überaus eindrucksvolle Sammlung von Egger-Lienz Bildern, die weit über die Grenzen Tirols und auch Österreichs hinaus bekannt waren. Auch von der Nähe betrachtet bleibt das Schloss Bruck eindrucksvoll. Und erste die Ausstellung darin... Das Schloss Bruck, das zugleich auch das Museum der Stadt Lienz war, verkörperte inhaltlich und in der Ausrichtung etwas, das auf ganz Osttirol übertragen werden konnte. Die Ausstellungen im Schloss Bruck sind oftmals traditionell und heimatverbunden, niemals aber konservativ oder gar bieder. Hier werden die Wurzeln der Region oftmals reflektiert, aber nicht verabsolutiert. Und immer wieder wagte man sich hier in neue Kunstströmungen hinein. Osttirol war für mich genau so: Traditionsbewusst aber nicht engstirnig. Tief verwurzelt in der Region und zugleich offen für neue Einflüsse und für Neues ganz generell. Schloss Bruck: Traditionsbewusst und heimatverbunden mit einem Blick fürs Neue Von daher möchte ich einen Vorschlag machen: Besucht doch das Schloss Bruck nicht "nur" als ein Museum unter vielem, dem man einen Pflichtbesuch abstattet weil ein wenig Kultur halt doch sein muss. Seht es nicht als Pflichtprogramm, sondern nehmt das Schloss Bruck als das, was es ist: als „pars pro toto“. Als einen Teil, der fürs Ganze stehen kann. Als einen Ort, an dem ihr komprimiert und konzise formuliert das vorfindet, wofür Osttirol steht. Muss schon gesagt werden: Die Lage vom Schloss Bruck ist wirklich nicht übel... Seht auch die Egger-Lienz Dauerausstellung an aber habt auch offene Augen und einen wachen Geist für das aktuelle, neuartige und aktuelle, das immer wieder Einzug in das Schloss Bruck hält. Das gute wird hier bewahrt, beheimatet und zugleich wird das Neue nicht als Bedrohung, sondern als Erweiterung und Ergänzung angesehen. In etwa so ist, für mich, auch ganz Osttirol und dessen Bewohner. Einen besseren Zeitpunkt dafür gibt es kaum, denn demnächst öffnet das Schloss Bruck wieder seine Pforte für Kulturinteressierte. Und die Kombination ist genau so, wie ich mir das vorstelle. Und zum Glück wird dadurch auch meine aufgestellte These gestützt, die darauf abzielt das Schloss Bruck in einer Funktion der Repräsentation des ganzen Bezirkes zu installieren. Der „Totentanz“ von Albin Egger-Lienz ist natürlich immer noch zu sehen. Das ist gut und richtig so. Zugleich wird es eine Ausstellung geben, die sich „Schlaglicht“ nennt und die die Entwicklung von Lienz und dem Lienzer Talboden photographisch dokumentiert und reflektiert. Zugleich ist mit Leopold Ganzer ein Künstler zu sehen, der sich sowohl der Natur als auch der Abstraktion verschrieben hat. Na wenn das mal keine gelungene Mischung ist! Wenn das mal kein guter Querschnitt ist um zu zeigen, was ein Museum alles kann und soll. Ihr seht also schon: Um das Schloss Bruck, das am 10.05. wieder die Saison eröffnet, wird euch bei eurem nächsten Osttirol-Besuch kein Weg herum führen. Es ist zwar auch von außen schön anzusehen. Aber der Inhalt ist mindestens genauso spannend und interessant. Ein Pflichtbesuch! [kkstarratings]
Ein archaisches Ritual: Die Widderprozession im Virgental
Immer wieder hatte ich in den letzten Jahren von einer archaischen Prozession mit einem Widder in Osttirol gehört, bei der ein riesiger, mit bunten Bändern geschmückter Widder die Hauptrolle einer kirchlichen Handlung spiele. Immer wieder nahm ich mir vor, diesen uralten Brauch einmal persönlich zu beobachten. Heuer war‘s soweit. Ich machte mich am ersten Wochenende nach Ostern ins Virgental, genauer nach Virgen und Prägraten auf. Das Islitzer - eine gastronomische Institution im Virgental Im hinteren Teil des Virgentales angekommen musste ich feststellen: Prägraten gibt‘s irgendwie gar nicht. Es gibt nur fünf sogenannte Fraktionen: St. Andrä, Wallhorn, Hinterbichl, Bobojach und Bichl. Die Summe der Mini-Siedlungen ergibt dann quasi Prägraten. Was die Wahl des Gasthauses anlangt war die Sache allerdings klarer: Da wurde mir von meinen Osttiroler Freunden ohne zu zögern ,der Islitzer‘ in Hinterbichl empfohlen, ein alteingesessenes und allseits bekanntes Haus. Eine hervorragende Wahl, wie sich herausstellte. Das Wochenende nach Ostern ist ja nicht wirklich ein Saisonhöhepunkt, und so versammelten sich am Stammtisch des Islitzer einige Einheimische. Und die konnte ich auch gleich zur bevorstehenden Widderprozession befragen. Ich hatte zudem das Glück, dass mit Ludwig Berger der Seniorchef des Islitzers am Tisch saß und mir bereitwillig Auskunft erteilte. Diese wunderschöne Wallfahrtskirche Maria Schnee in Obermauern/Virgen ist das Ziel der Wallfahrt mit dem Opferwidder Der Brauch des Opferwidders geht demnach auf ein Gelöbnis der Bevölkerung von Virgen und Prägraten zurück. Diese gelobten 1635 aufgrund einer verheerenden Pestepidemie auf ewig, jährlich einen Widder zu opfern. Das bedeutete damals eine finanzielle Zäsur. Drei Jahrhunderte lang führte die Ludwig Berger Wallfahrt dann vom Virgental über Lienz nach Lavant zu zwei Gnadenbildern der Heiligen Maria. Eine 2-Tage-Veranstaltung sozusagen. „Aber“, so Ludwig Berger, „die Zielkirche dieser Wallfahrt wurde schlussendlich und vor allem aus moralischen Gründen 1920 nach Obermauern verlegt.“ Der Gründe dürfte es mehrere gegeben haben. Pilgerin und Pilgersmann ruhten meist in Heuschobern, was ein menschliches Näherkommen der Geschlechter ohne Zweifel förderte. Andererseits ist der Spruch überliefert: „Beim Hinuntergeh‘n heilig heilig, beim Zurückgeh‘n rauschig, rauschig.“ Die gotischen Fresken als 'Bibel für das Volk' Wunderbare Bauernhäuser umgeben die Kirche Auch deshalb führte auch die heurige Wallfahrt am ,Weißen Samstag‘ wieder zur malerischen Wallfahrtskirche Maria Schnee nach Obermauern. Die Prozessionen aus Prägraten und Virgen vereinigen sich am Fuß der Kirche. Die letzten Meter hinauf zum gotischen Gotteshaus werden gemeinsam zurückgelegt. Der Widder läuft selbstverständlich an der Spitze. Der Opferwidder geht mit seinem Halter an der Spitze des Zuges der Wallfahrer Der heurige Opferwidder wird von der Virgener Fraktion Mellitz zur Verfügung gestellt. Und das heißt gar nicht wenig. Denn das Tier wird eigens gehalten und gepflegt. Zwei Schuren, jene im Frühjahr und im Herbst, werden beim Widder nicht gemacht. So sind seine Haare Der Widder mit seinem wunderschönen Blumenschmuck rund 1/2 m lang, und das sogenannte Vlies bleibt ob der Pflege blütenweiß. Geschmückt wird das Tier mit allerlei Blumen, die in Bändern im Vlies befestigt waren. Ich hatte das Gefühl, der prächtige Widder sei so richtig stolz auf sein Aussehen. Und zahm war er auch noch, zahm sogar wie ein sprichwörtliches Lamm. Was dann folgt ist doch einigermaßen überraschend: Der Widder wird von seinem Halter in die Kirche geführt und umrundet den Altar unter den Gebeten der Gläubigen drei Mal. Erst dann ist der Pfarrer an der Reihe, um die Heilige Messe zu feiern. Das Tier verfolgt die kultische Handlung anschließend allerdings gemeinsam mit seinem Halter vor der Kirche aus. Das eigentliche ,Opfer‘ folgt nach der Messe. Da wird der prächtige Widder nämlich im Zuge einer Tombola verlost. Die Fraktion Mellitz pflegte, schmückte und opferte heuer den Widder. Der Opferwidder wird im Rahmen einer Tombola verlost. Die Wallfahrer hoffens insgeheim auf diesen Hauptgewinn. Schon Wochen vor der Widderprozession kann die Bevölkerung aus Virgen und Prägraten Lose kaufen, mit denen Lebensmittel, Geschirr und ähnliches gewonnen werden können. Und eben auch ein ausgewachsener Widder. Der Reinerlös dieser Verlosung kommt der Renovierung der Wallfahrtskirche Maria Schnee zugute. Der Opferwidder... ...uns seine Gewinnerin. Etwas hat sich offenbar im Gegensatz zu früher verändert: während sich Ludwig Berger noch erinnern kann, dass der Widder-Halter nach der Wallfahrt das Recht hatte, in jedem Haus eine Schale Getreide zu erbitten, wird die Aufzucht und Pflege heute sozusagen kostenlos gemacht. Aber die Zeiten haben sich ja auch ziemlich geändert. Und was den Widder anlangt: der überlebt die Wallfahrt. Denn meist wird er weiter verkauft oder noch zu Zuchtzwecken verwendet. Wo kann man das noch sehen: Zwei Buben, die der Gewinnerin 'ihren' Opferwidder zustellen.
Schenna: Der Erzherzog und sein Mausoleum
"Viel zu groß für meinen Hansl", meinte Anna Gräfin von Meran, als sie das Mausoleum erblickte, das für ihren Gatten, Erzherzog Johann auf dem Schloss Schenna bei Meran errichtet wurde. Das wuchtige Mausoleum, errichtet für Erzherzog Johann, einen ausgewiesenen Freund Tirols. Der Erzherzog wurde 1869, zehn Jahre nachdem er in Graz starb, nach Schloss Schenna überführt und im Mausoleum beigesetzt. Der 1782 in Florenz geborene Johann lernte als erste Sprache Italienisch und Französisch, erst später kamen Deutsch und Lateinisch dazu. Diese Vielsprachigkeit ist eine der Quellen für seine umfassenden Interessen, die er auf ein geografisches Gebiet fokussierte: Tirol! Er war ein großer, wir sagen heute Fan, der Älpler und ihres Lebensraumes, er begeisterte sich für Viehzucht genauso wie für die Jagd, den Alpinismus, den Weinbau und die Industrie. Und für die Postmeisterstochter Anna Plochl. Diese Liebesheirat, die ihm die Thronfolge kostete, ermöglichte dem österreichischen Heimatfilm großen Aufschwung und beflügelt noch heute die Fantasie vieler, vieler Damen aller Altersstufen. Revolution als Hobby? Freilich interessierte er sich auch für die Politik und für das Militärwesen: Er organisierte ab 1805 die Landesverteidigung Tirols, allerdings mit wenig Erfolg, da Tirol und Vorarlberg im Zuge des Friedens von Pressburg im selben Jahr an die Bayern abgetreten werden musste. Er unterstützte von Wien aus den Tiroler Volksaufstand gegen Napoleon, allerdings wurde seine Unterstützung in Tirol oftmals nur als rhetorisches Handeln wahrgenommen. Revolution aus Überzeugung? Auch nach der Niederlage 1809 gab Johann seinen Widerstand gegen Napoleon nicht auf - wenn auch nur am Rande seiner lieben Tiroler wegen: Es stand die habsburgische Hegemonie auf dem Spiel. Er fungierte als Mitbegründer des “Alpenbundes”, der ab 1812 sämtliche Länder im Alpenbogen gegen Napoleon zusammenrufen sollte. Allerdings hat auch das nicht funktioniert, da die europäische Großmachtspolitik - wieder einmal - schneller war und zu einem Agreement zwischen dem kleinen Franzosen, dem strengen Metternich und dem blumenverliebten Kaiser Franz führte. Also kam Johann auch diesmal wieder zu spät. Ab nach Schenna Das Schloss Schenna bei Meran, das er liebevoll renovierte und modernisierte, war einer Lieblingsplätze. Dorthin zog es ihn immer wieder - und wer Schenna und seine Umgebung kennt, weiß warum: vom Hotel Hilburger aus - das mit seiner gemütlichen Gastlichkeit und wegweisenden Architektur auch dem Erzherzog gefallen hätte, lässt sich das wunderschöne Stück Südtirol rund um Schenna und Meran gemütlich erkunden. Wandern Sie auf des Herzogs Spuren! Die Beliebtheit des Erzherzogs bei seinen Untertanen ist legendär. Vor allem die Frauen liebten ihn. In der Steiermark wurden ihm dutzende uneheliche Kinder nachgesagt. Und dennoch war die Beliebtheitz echt. Davon zeugen Schutzhütten, Schiffsnamen und vor allem die Bahnverbindung in seine geliebte Steiermark, die früher - man möchte sagen logischerweise - Erzherzog Johann Bahn hieß. Erzherzog Johann Hütte. Gemälde von Eduard Compton Die Erzherzog-Johann-Bahn, heute Südbahn genannt. Die Verbindung in die Steiermark. Epilog: nachdem Sie jetzt so brav bis zum Ende gelesen haben, hier noch ein wenig Musik, natürlich auch zum Thema Johann: Jodeln Und nochmals jodeln Welcher von beiden wohl dem Herzog und seiner geliebten Anna besser gefallen hätte?
Friede, Freude Eierkuchen in Olang
Ich schreibe diesen Text gerade während meine 2-jährige Tochter mit ihrem Puppenwagen immer wieder in mein "Büro" brettert und mich immer wieder bittet, ihre Puppe schlafen zu legen. Meinen Hinweis, dass Puppen und Babies doch auch in Puppenwägen schlafen können und sie nicht unbedingt in ein Bett gelegt werden müssen ignoriert sie souverän, fährt mit ihrem Wagen wieder ins Wohnzimmer nur um dann wenige Minuten später wieder in meinem „Home-Office“ zu stehen und die gleiche Forderung zu stellen. Seien wir mal ehrlich: Kinderlachen ist etwas, das den Tag erhellt. Und Kinder machen glücklich. Meistens. Aber manchmal nerven sie auch. Wie gerade hier und jetzt. Es ist die wissenschaftliche Methode schlechthin vom Besonderen zum Allgemeinen und Verallgemeinerbaren zu kommen. Daher hoffe ich, dass euch diese kleine Erzählung bekannt vorkommt. Und es euch manchmal ähnlich geht. Gerne könnt ihr euch auch ähnliche Szenen vorstellen. Die Grundaussage bleibt ja die gleiche: Kinder, schön und gut. Aber manchmal gehen sie einem auch "auf die Nerven" und stellen das sogenannte „Zeitmanagement“ stark in Frage und führen es ad absurdum. Oftmals ist es auch so, dass da zwei ganz verschiedene Welten und Tagesabläufe kollidieren, die nicht immer auf einen Nenner zu bringen sind. Olang im Sommer - der Ort an dem Milch und Honig fließen? Die beste aller möglichen Welten in Olang Zweit Welten: die Welt des organisierten, straff strukturierten Tages der Erwachsenen und die impulsive, spontane Welt der Kinder, die sich nicht immer an Tagespläne, Konzepte und Vorhaben halten. Und um diese Widersprüche in ein harmonisches Miteinander zu überführen, braucht es wiederum Pläne, Konzepte und Strukturen. Glauben zumindest wir Erwachsenen. Den Kindern sind diese Pläne, die dazu da sind um ein harmonischeres Miteinander zu gewährleisten auch wiederum herzlich egal. Was wiederum zu neuen Ideen, Konzepten und Strukturen führt. Kurzum: Ein Teufelskreis. Aus dem man nur mit Hilfe einer Devise entkommen kann: Gelassenheit und Urlaub. Familienurlaub! Denn im Urlaub ist alles oder zumindest vieles anders. Die zwei Welten der Erwachsenen und der Kinder, die sonst nicht immer im Einklang stehen, werden dort im besten Fall für ein paar Tage versöhnt. Familienglück und Entspannung inklusive. Olang im Sommer: Bei einer solchen herrlichen Landschaft muss doch Friede, Freude Eierkuchen vorherrschen, oder? Und noch etwas trägt dazu bei, dass das Familienglück manchmal auch völlig perfekt ist: der Zufall. Auch etwas, das der Haltung von vielen Erwachsenen widerspricht: Vor lauter „To-Do-Listen“ und festen Strukturen gibt es kaum mehr Freiräume für Zufälle. Diese werden geflissentlich in einen Rahmen überführt, in dem alles geplant ist. Und dann so etwas: Ein guter Freund erzählt mir von Olang. Offenbar das reinste Kinderparadies. Im Moment des Hinweises, in der wir gerade wieder mal eine etwas stressiges Phase mit unseren zwei kleinen Mädels erlebten, kam mir Olang vor wie der Ort vor an dem Milch und Honig fließen. Der Ort an dem den ganzen Tag Friede, Freude und Eierkuchen vorherrscht. Bilder von glücklich und entspannt spielenden Kindern waren in meinem Kopf. Bilder von Eltern, die entspannt und zufrieden lächelnd dabei saßen und eine gute Tasse Kaffee oder auch schon ein gutes Gläschen Wein tranken. Eines war klar: Dort musste ich hin. So einen Ort, der ein solches Glücksversprechen einlösen konnte, musste ich zusammen mit meiner Familie gesehen und erlebt haben. Die "Olang-Card": Die Eintrittskarte zum Glück... Nach kurzer Recherche stieß ich auf die „Olang-Summer-Card“, die mir in diesem Moment nicht mehr wie eine bloße „Vorteilskarte“ vom Tourismusverband Olang vorkam, sondern vielmehr wie die Karte, die den Eintritt ins Glück gewährleistete. Eine goldene Karte, ein Schlüssel, ein Türöffner. Ein paar Zauberworte sah ich dort euch auf den ersten Blick: Ganztagesbetreuung. Wanderung. Aktivprogramm. Klettern. Aber ich möchte euch nicht mit Aufzählungen langweilen. Am besten ihr klickt euch da selbst mal rein. Vor allem dann, wenn es euch manchmal so geht, wie es mir geht. Und ihr gerne auch ein paar Tage Auszeit hättet an einem Ort, an dem Kinder noch Kindern sein dürfen und Erwachsenen zugleich Erwachsenen sind. Und sich diese Welten dann in harmonischer Eintracht befinden, wenn sie sich in dieser Eintracht befinden wollen. Ganz ungezwungen, lässig, entspannt. Meine Erfahrung sagt mir: Genau so funktioniert es auch im Alltag. Oder besser gesagt: Würde es funktionieren. Vielleicht kann ich mir ja die Dosis Entspannung und Gelassenheit von einem Urlaub in Olang mitnehmen. Man würde ja sehen. Und ich werde euch davon berichten. [kkstarratings]
Der Opferwidder in Virgen: Ja spinnen die, die Osttiroler?
Entschuldigt mich bitte jetzt einfach schon mal, liebe Osttirolerinnen und Osttiroler. Aber als ich vom Brauch des Opferwidders in Virgen gehört habe, dachte ich erst einmal an Obelix. Frei nach Obelix fiel mir zu allererst ein abgewandeltes Zitat ein, das dem gutmütigen Dicken zugeschrieben werden konnte, der als Kind in den Zaubertrank fiel: „Die spinnen, die Osttiroler.“ Aufder einen Seite fiel mir dann auch gleich ein Gegenargument ein: In Osttirol ist man halt traditionsbewusst. Ein wenig archaisch und wild ging es da jedenfalls immer schon zu, vor allem in den Tälern. Dazu denke man einfach nur mal an die Wilderergeschichte rund um Pius Walder, die anderswo vielleicht wie eine Erzählung aus grauer Vorzeit klang, in Osttirol aber kaum mehr als 30 Jahre zurücklag. Manch einer war gar geneigt, vom „wilden Osten“ zu reden. Ein wenig spöttisch vielleicht, aber auch anerkennend, mit Respekt. Die Osttiroler, die trauen sich halt noch was und die Osttiroler halten halt die Tradition noch hoch. Kann man so sagen. Und die Tradition des Opferwidders in Virgen war und ist so ein interessantes Stück Tradition, das die Osttirolerinnen und Osttiroler alljährlich hochhielten. Von der Pest bis ins Heute: Der Opferwidder in Virgen Dabei geht die Tradition und der Brauch des Opferwidders auf eine überaus ernste Sache zurück: Die Pest. Um 1630 machte sie auch vor Virgen nicht halt. Die Gründe bzw. Erzählungen warum der Opferwidder dabei ins Spiel kam, differieren. Eine schöne Erzählung in dieser Sache ist, dass es damals eine Bittprozession gab. Die an dieser Prozession beteiligten Menschen sahen dann einen Sensenmann aus dem Wald treten. Der Schrei der Leute aufgrund dieses unschönen Anblicks wurde erhört: Ein weißer Widder stürzte sich auf den Sensenmann und macht mit diesem kurzen Prozess. Ruckzuck wurde nach diesem Erlebnis beschlossen, einen schönen, weißen, ungeschorenen, drei Jahre alten Widder in einer Prozession von Obermauern nach Maria Lavant zu führen und ihn dort zu opfern. Jahr für Jahr wird der Opferwidder unter regem Publikumszuspruch nach Obermauern gebracht...(Foto: Franz Holzer) Ein anderer Ansatz ist ganz einfach die Tatsache, dass ein Widder damals ein schönes und gutes Opfer gewesen ist, denn reich war man zu dieser Zeit ja nur in den seltensten Fällen. Damals konnten die Gemeinden Virgen und Prägraten sogar als verschuldet bezeichnet werden. Kurzum: Mit diesem respektablen Opfer versuchte man Gott milde zu stimmen, damit es mit der Pest bald vorbei war. Das Gelöbnis des Baus eines Bildstockes und die jährliche Prozession inklusive Widder und inklusive Opferung war ein Weg zum erhofften Ziel der Erlösung von der Pest. Das klappte vorerst auch Recht gut, aber offenbar nahm man das alles nicht ernst genug, denn die Pest kehrte damals kurze Zeit später zurück. Die Ernsthaftigkeit kann nur mehr schwer nachgeprüft werden. Und von der Pest sind wir auch schon ein paar Jährchen entfernt. Auch der Weg von Obermauern nach Maria Lavant hat sich ein wenig verkürzt, da dieser wohl den Menschen heute nicht mehr wirklich zugemutet werden konnte. Vermutlich ist der Leidensdruck einfach zu klein. Heute muss der Weg in die Wallfahrtskirche "Maria Schnee" nach Obermauern genügen. Dort wird dann der traditionelle Gottesdienst gefeiert und der Widder anschließend verlost. Bei genauerem Hinsehen also: Doch nicht so wild, dieses Osttirol. Widder werden hier nicht blutrünstig am Alter geopfert. Dafür wird der Widder sauber gewaschen, mit Bändern geschmückt und dann dort drei Mal um den Hochaltar geführt. So oder so jedenfalls Grund genug um dabei zu sein. Werner Kräutler wird sich den Opferwidder und die ur-uralte Tradition ganz genau ansehen. Ein ausführlicher Bericht von ihm folgt demnächst! [kkstarratings]
Stockbesoffen, volles Rohr: Säufer auf der Piste
Auch im vergangenen Winter rasten sie wieder ungebremst und teils huckedicht zu Tal: jene Sorte von Menschen, die Skifahren mit Saufen gleichsetzen. Statistiken über die Unfälle Alkoholisierter gibt es offenbar genauso wenig wie Alko-Kontrollen auf den Pisten. Weshalb - ja, das steht in den Sternen. Ich hab‘s satt, immer öfter betrunkenen ,Sportlern‘ auf der Piste ausweichen zu müssen. Pemanent und mit Argussaugen darauf zu achten, ob nicht einer jener Betrunkenen zu Tal rast, der eben an der Skibar sechs Bier und vier flying Hirsch konsumiert hat. Ja, und ich hab‘s satt, zwischen 15 und 16 Uhr nur unter allerhöchster Konzentration skifahren zu 'dürfen'. Denn um diese Zeit verlegt die skifahrende Säufertruppe ihren Standort von den hoch gelegenen Schnaps-Buden in die nicht minder alkoschwanteren Talbars. Was wunder, dass um diese Tageszeit jede Abfahrt meist zu einem gesundheitlichen va banque Spiel für Kinder und Nüchterne wird. Dann nämlich, wenn die ,Antons‘ aus aller Herren Länder kamikazeartig, mit Alko-Fahne und zittrigen Beinen die Pisten hinunterbrettern und weder Tod noch Teufel fürchten. Ein Thema, das vermehrt auch in verschiedenen Foren diskutiert wird. Ich frag mich ernsthaft, welchen Unterschied es macht, wenn jemand betrunken mit seinem Auto durch ein Dorf rast oder angesoffen auf zwei schmalen Latten zu Tal brettert. Und ich frag mich weiters, weshalb auf den Skipisten keine Alko-Kontrollen durchgeführt werden. Weil dort die Straßenverkehrsordnung nicht gilt, heißt es. Aber die gilt auch nicht in Büros oder Werkhallen. Ja, ich weiß: unsere immer darbende, eigentlich permanent vor dem Aus stehende Tourismusindustrie braucht den Alkohol als Umsatzträger. Denn wir wissen's ja: alles ist Tourismus in Tirol. Deshalb gibt es meines Erachtens auch kaum Statistiken über jene Skiunfälle, die auf alkoholisierte Skifahrer zurückgehen. Eine Dunkelziffer im wahrsten Sinn des Wortes. Selbst die Frankfurter Allgemeine kann deshalb auch nur Mutmaßungen anstellen: „ Was dem Anschein nach zunimmt, ohne dass es dazu eine verlässliche Statistik gäbe, ist die Zahl von stark alkoholisierten Personen auf der Piste. Zuletzt beklagten sich Rettungsdienste, dass sie ständig dazu missbraucht würden, Betrunkene von der „Hüttn“ ins Tal zu schaffen, die kaum mehr stehen könnten, geschweige denn Skifahren.“ Zahlen - wenngleich sehr dürr - liefert das Kuratorium für Verkehrssicherheit: Jeder fünfte getestete Skisportler war bei einem Test alkoholisiert unterwegs, und von den Alkoholisierten waren wiederum 29 Prozent mit mehr als 0,5 Promille belastet. Die Ärztekammer wiederum tritt für ein Alkoholverbot ohne Wenn und Aber auf den Pisten ein. Das Risiko, mit einem anderen Fahrer zusammenzustoßen, steige durch den Alk-Konsum. Aber auch bei Stürzen, bei denen routinemäßig kein Test durchgeführt wird, vermutet man bei der Ärztekammer eine "hohe Dunkelziffer" an alkoholbedingten Verletzungen, vor allem am Knie oder am Unterschenkel. Und für deren Behandlung muss wiederum der Steuerzahler aufkommen. Das muss man sich ja auf der Zugen zergehen lassen! Ok, in Anbetracht der nicht vorhandenen Alko-Statistiken im Zusammenhang mit Skiunfällen geh' ich jetzt eben von meinen persönlichen Erfahrungen mit angesoffenen Skifahrern aus. Um zu erklären, weshalb ich für ein völliges Alkoholverbot auf den Pisten eintrete. Ort: Sölden. Bereits um 11 Uhr ,feiert‘ eine nahezu unübersehbare Masse sogenannter Skifahrer_innen auf ,Almen‘, ,Obstlerhütten‘ oder ,Glühweinstadln‘ die erste Party des Tages. Vielen sieht man von mehreren Metern Entfernung an, dass sie bereits auf einem gewissen ,Alk-Grundstock‘ des Vortages aufbauen. Ich mache den Fehler, so gegen 15Uhr30 noch einmal abzufahren. Zuerst - ich kann es ja gar nicht glauben - fährt mir ein vermutlich volltrunkener Boarder vorne (!) über die Ski. Ich stürze, der Rowdy kratzt die Kurve und verschwindet. Wenig später, ich hatte mich beinahe ins Tal gerettet, stürzt einer dieser Alko-Helden in offenbar großem Tempo, rutscht vor sich hin und mich über den Haufen. Na gut, der bekam meinen Zorn verbal zu spüren. Mehr aber war nicht möglich. Das Ergebnis einer Umfrage des Schweizer Fernsehens zum Thema 'Alkohol auf der Piste'. Mein Beschluss stand fest: Ich werde Sölden in Zukunft völlig meiden. Denn ich möchte nicht zu einem Kollateralschaden des alpinen Saufzentrums im hinteren Ötztal werden. Ich nehme stark an, dass beinahe allen von uns bereits ein Zwischenfall mit betrunkenen Skifahrer_innen passiert ist. Hat jemand ein Rezept gegen dieses teils zügellose Saufen auf und neben der Piste? Und: Was haltet ihr von einem Alkoholverbot samt Alko-Kontrollen auf den Pisten?
Genthios – Weer ist denn das?
Nein, nein: Weer schreibt man so, wenn damit der Ort Weer gemeint ist: Im mittleren Unterinntal in Tirol gelegen und mitsamt seiner Umgebung zu Unrecht ein wenig unterschätzt. Zwischen dem Karwendelgebirge im Norden und den Tuxer Alpen im Süden war Weer bereits vor Jahrtausenden ein beliebter Ort. Auch wenn es damals keine Möglichkeit zum Schifahren gab und man sich nach dem Abendbrot – das wahrscheinlich aus einer Handvoll Getreide und einer halbverfaulten Rübe bestand – unter einem Baum zur Ruhe betten musste. Leider gab es den gemütlichen Weererwirt damals noch nicht. Aber dazu später, jetzt geht es um Genthios. König der Seeräuber? Erster Schnapsbrenner? Gentios war der letzte König der Illyrer. Und die Illyrer waren die ersten bekannten Bewohner Weers. Die Illyrer, ein, wie wir heute sagen würden, Cluster aus mehreren südeuropäischen Stämmen, spielten seit etwa 2.000 v.C. eine bedeutende Rolle in Europa. Aber nur bis 168 v.C., als Genthios sein Volk an die Römer verlor wie Österreich eine WM-Qualifikation nach der anderen. Genthios war ein wechselhafter Mensch: Nach einem frühen Bündnis mit den Römern schloss er sich den Persern an, verwüstete römische Niederlassungen und verschaffte sich ein Top-Ranking auf der Liste der historischen Rabauken. Schließlich wurde er von den Römern gefangen genommen und eingesperrt. Der römische Historiker Plinius schrieb, dass Gentios als erster die Heilkraft des Enzains entdeckte (der seither nach ihm benannt ist: Gentiana). Es ist nicht verbürgt, dass Gentios seine Sommerfrische in Weer verbrachte, aber wir nehmen es an. Denn er hätte sonst Vieles versäumt und er war schließlich keiner, der Vergnügungen aus dem Weg ging. Schön ist's hier, sehr schön sogar! Foto: Weererwirt Welche Vergnügungen, das können Sie im Weererwirt erleben: Regionale Küche vom Feinsten, herzliche Atmosphäre und das Wissen, an einem historisch bedeutenden Ort zu sein – das Wirtshaus hat eine 600-jährige Geschichte! - bieten den Rahmen für wunderbare Tage zu jeder Jahreszeit. Und wenn es richtig kalt ist, serviert Ihnen der Wirt gerne ein Gläschen Genthiana!
EIn Stück London in der Weltstadt
Seit meinem 13. Lebensjahr bin ich in sie verliebt. Damals hab ich sie zum ersten Mal gesehen. So groß, so majestätisch, und doch wieder so jugendlich lässig. Sie hat eigentlich einen alten lateinischen Namen, hat man mir gesagt. Sie heißt London und ist die Traumstadt meines Lebens! Seither kann ich nicht von ihr lassen, muss sie mindestens ein Mal pro Jahr besuchen. Manchmal auch öfters. Wenn mir mein Innsbrucker Stadtl zu klein wird, muss ich einfach auf den Seiten der Airline meines Vertrauens surfen und nach einem günstigen Flug suchen. Am liebsten gleich von INN weg. Das mach ich nun seit 30 Jahren so und dementsprechend viele Flüge sind es geworden. Doch jetzt ist etwas geschehen, was mich vielleicht etwas öfter in der Heimat hält. (Nein, ich bin nicht Vater geworden.) In der Heiliggeiststraße 4 hat ein kleiner Laden eröffnet, der mir ein bisschen London in die Weltstadt bringt: London's Taste. Gegründet von zwei Nebenbuhlern, die ebenfalls verliebt in meine Stadt sind. Arnim und Sven sind früher auch "in jeder freien Minute" nach London geflogen. Aus Liebe zur Insel haben sie sich im Internet englisches Bier bestellt, Marmite, Chips mit Essig, Cadbury Schokolade, Cider ... Zuerst für sich und nun für ganz Innsbruck. Jetzt haben sie zwar nicht mehr frei und können nicht mehr nach London fliegen. Aber ich hab dafür ein kleines bisschen Londoner Geschmack im Herz der Alpen. Gut so! Die Queen... ...bietet huldvoll... Englische Waren an. Das Geschäft ist winzig. Aber schon allein, dass in der Auslage die Queen steht und einem huldvoll zuwinkt, ist ein Genuss. Wenn's bewölkt ist, winkt sie übrigens nicht. Vielleicht, weil sie das nicht mag... oder doch, weil sie solarbetrieben ist? Na egal. Im Laden grüßt einen also zuerst der Union Jack. Und dann Sven oder Arnim. Und rundherum die weißen Regale, die biegen sich durch, beladen mit all diesen guten Sachen. Und kommt mir jetzt keiner, und sagt: "Was soll ich da kaufen, die Briten haben doch keine Esskultur?" Und ich antworte: "Ihr Banausen, geht hin und probiert es aus!" PS: Ach, meine Freundin weiß übrigens von dieser Liebe. Kein Grund zum Petzen, also!
Eine „Gaudi“ am Gauderfest im Zillertal?
Ich könnte es mir leicht machen und auf die Verbindung von Gauder und Gaudi hinweisen, denn letzeres ist in Tirol und vielleicht noch ein bisschen darüber hinaus eine Bezeichnung für Spaß. Dann wäre es naheliegend dass ich schreiben würde, dass ich mir demnächst eine Gaudi am Gauderfest machen würde und mich dort mit den Gästen und den Einheimischen aus dem Zillertal verbrüdern und verschwestern würde. Spätestens nach dem 5. Glas „Gauderbock“. Vielleicht passte es dann auch noch ganz gut, wenn ich von einem Freund erzählen würde, der kürzlich von einem „Sartori-Erlebnis“, also einem Erlebnis des „Eins-Sein“ mit Welt und Mensch um sich herum erzählte, als er letztlich ein wenig angetrunken durch den Kölner Karneval torkelte. Aber so einfach ist die Sache halt nicht – mal wieder. Es musste weiter ausgeholt werden. Essentiell ist meiner Sicht: Die Gaudi steht ja für einen eher oberflächlichen Spaß und eine eher kurzlebiges Freudeempfinden. Das Glück ist ein Vogerl. Und der Spaß ja sowieso. Beim „Gauderfest“ im Zillertal verhielt es sich aber anders. Das gab es ja schon länger und es war tief mit der Tradition und der Kultur im Zillertal verwurzelt. Und Kultur und gut gepflegte und gehagte Tradition macht Freude, auch länger. Außerdem ist sie ein wirkungsvolles Gegenkonzept zu der Spaßgesellschaft. Gute Bräuche müssen erhalten werden. Das „Gauderfest“ ist einer dieser guten und schönen Bräuche. Das Gauderfest: In der Tradition der Kirchtage Erwachsen ist das Ganze aus der Tradition der alpenländischen Kirchtage. Im Jahre 1428 wurde von venezianischen Kaufleuten bereits erwähnt, dass es einen Kirchtag und Jahrmarkt in Zell am Ziller gab, der es in sich hatte. Zu feiern wusste die Zillertaler und Zillertaler immer schon. Manch eine böse Zunge würde wohl auch behaupten: zu feiern und zu saufen. Obwohl das kollektive Trinken des legendären „Gauderbock“ viel mehr als nur „Saufen“ ist. Es ist kollektives Trinken und Feiern. Und mit jedem Schluck Gauderbock trinkt man auch ein Stück Kultur und Tradition und verleibt sich diese ein. Trinken und Feiern kann also auch sinnvoll und geschichtsträchtig sein. Apropos Gauderbock: Hier bekommt ihr es mit Österreichs stärkstem Festbier aus dem Hause „Zillertal Bier“ zu tun. Trinkt euch also schon mal ein, damit euch dieses wunderbar schmeckende aber doch auch schwer alkoholische Festbier nicht umhaut. Mit 7,8 Volumsprozent ist dieses Bier nichts für Weicheier. Obwohl es natürlich auch Frauen trinken ist es vermutlich in größeren Mengen nur etwas für echte Männer. Und davon gibt es im Zillertal ja bekanntlich genug. Liebe Leserinnen: überzeugt euch am besten selbst von den „gstandenen Mannsbildern“ bei eurem Besuch vom Gauderfest. Auf dem großen Fass beim Gauderfest: Gambrinus! Aber mit dem Bewusstsein, dass das Gauderfest auf Schritt und Tritt geschichtsträchtig ist, das Starkbier nur allzu gut schmeckt und sich auch die Leute vor Ort sehen lassen können ist es noch längst nicht getan. Auf der Habenseite wäre das schon einiges, aber es gibt noch mehr. Die Bewerbe vor Ort dürft ihr euch nicht entgehen lassen. Auch diese sind, sagen wir es mal so, traditionell. Fast bin ich geneigt zu sagen authentisch und ursprünglich und vielleicht gar ein bisschen archaisch. Ranggeln, der Gauder Dreikampf, die Zillertaler Zuchttierausstellung und Widderstoßen stehen am Programm. Und vor allem das Ranggeln ist einer der berühmtesten Ranggler-Wettbewerbe des ganzen Alpenraumes. 2013 hielt der Tiroler Kabarettist Markus Koschuh die Gambrinus-Rede beim Gauderfest Am Freitag, den 02.05. geht der ganz normale Wahnsinn beim „Gauderfest“ dann so richtig los. Traditionell natürlich mit dem Bieranstich und der „Gambrinus Rede“. Dieser Gambrinus ist ein legendärer König, der als Erfinder des Bierbrauens angesehen wird. Er ist der Schutzheilige der Brauer. In dieser launigen Rede bekommt so mancher sein sprichwörtliches Fett weg. Das weitere Programm findet ihr auf der Homepage des Gauderfest, das sich übrigens mittlerweile als immaterielles Kulturerbe bezeichnen darf. Hat die UNESCO gesagt und die wird ja wohl bitteschön wissen, was Kulturerbe ist und was nicht. Ihr seht also schon: Am Gauderfest findet man wesentlich mehr als nur die einfache „Gaudi“. Obwohl es Spaß macht, bei diesem schönen Fest zu sein und auch spontane „Sartori-Erlebnisse“ beim Gauderfest durchaus möglich sind, spätestens nach dem 6. Gauderbock. Auch von Verbrüderungen und Verschwesterung beim gemeinsamen Biergenuss wurde mir schon berichtet. Vielleicht ist das Gauderfest also ein Fest mit Tradition, Geschichte und Tiefgang und zugleich auch eine riesige Gaudi? Muss sich ja nicht ausschließen – oder was meint ihr? Wen es nach dem einen oder anderen Schluck Gauderbock nach ein wenig Ruhe verlangt: Beim Hotel Waldfriede wird man fündig... Ein Tipp noch zum Schluss: Wenn ihr euch dann schon mal mit den Zillertalerinnen und Zillertalen verbrüdert habt, dann wollt ihr doch auch ein bisschen länger im Zillertal bleiben, oder? Das „Hotel Waldfriede“ ist das perfekte Hotel um diesen Wunsch zu erfüllen. [kkstarratings]
Die Diamanten des Zillertales
Ich bin nicht der Einzige, der sich den Kopf darüber zerbricht: Weshalb sind die Zillertaler so gute Händler? Und weshalb sind sie alle so gute Sänger? Sind sie auf die Butterseite des Lebens gefallen oder was? Aber jetzt taucht ein Beleg aus dem Dunkel der Vorgeschichte auf, der mithelfen könnte, dieses Geheimnis zu lüften. Es geht um seltene Steine, die hoch in den Zillertaler Alpen zu finden sind. Ich werde es mir beim nächsten Kurzurlaub im Zillertal jedenfalls nicht entgehen lassen, nach diesen ,Diamanten der Steinzeit‘ zu forschen, auf die das Handelstalent der Zillertaler ganz offensichtlich zurückzuführen ist. Und ich hoffe natürlich auch, in meinem erklärten Lieblingshotel Waldfriede zu Fügen noch weitere, vielleicht entscheidende Hinweise zu erhalten. Der Hintergrund Die Diamanten des Zillertales Denn kürzlich fiel mir eine Veröffentlichung der Universität Innsbruck in die Hände, wonach Menschen schon in der mittleren Steinzeit die Gegend um den Olperer sehr gut gekannt hatten. Man möchte es nicht für möglich halten: Vor 8.000 Jahren durchstreiften offenbar mesolithische Jäger das hintere Zillertal nicht nur, um dort Tiere zu jagen. Vor allem auch, um einen wundersamen Stein zu suchen, den man in dieser Gegend dann lange ,Karfunkelstein‘ genannt hat: den Bergkristall. Quasi der Diamant der Alpen. Da ich dies kaum glauben konnte wandte ich mich zur Sicherheit an Univ.Prof. Dr. Walter Leitner, der eine prähistorische Abbaustelle für Bergkristall in den Tuxer Alpen nachweisen kann. Also quasi eine Bergkristall-Mine in schwindelnder Höhe gefunden hat. Er sei vom bekannten Zillertaler Mineraliensammler Walter Ungerank vor Jahren auf diese mögliche Abbaustelle aufmerksam gemacht worden, sagt Leitner. Funkelndes Werkzeug der Steinzeitjäger Am sogenannten Riepenkar am Südfuß des Olperers entdeckten die Innsbrucker Archäologen eine bis zu 15 m lange Quarzkluft, die es in sich hatte. Dort, auf stolzen 2.800 m Seehöhe, schlugen die Steinzeitmenschen vor Jahrtausenden schon mit sogenannten Klopfsteinen die Kristalle aus dem Fels. Um daraus Klingen, Pfeilspitzen, Kratzer, Bohrer und Sticheln zu fertigen. „Allesamt Gerätschaften, die die steinzeitliche Gesellschaft bestens kannte, allerdings wurden sie meistens aus Feuerstein hergestellt“, bemerkt Leitner. Diese Bergkristallsplitter erinnern an Rohdiamanten Ein Fragment eines Beiles, kunstvoll aus Bergkristall gearbeitet Aber weshalb ausgerechnet aus Bergkristall, der spröde ist und nur schwer bearbeitet werden kann? Leitner: „Es stimmt, er ist spröde und splittert willkürlich“. Der Grund für die Beliebtheit der glasklaren, funkelnden Steine war ein anderer. Es war die Optik und die Seltenheit. Leitner: „Diese Wertschätzung ist bis heute ungebrochen, denn wer kommt nicht gerne in den Besitz eines glänzenden, durchsichtigen Minerals?“ Das auch noch ausschaut wie heutige Diamanten? Bergkristallstraße Die Vorstellungen von Schönheit und Ästhetik waren sicher schon vor Jahrtausenden ähnlich ausgeprägt wie heute. Steinzeitliche Funde belegen, dass Bergkristall als Schmuck und Kultobjekt verwendet worden war und hoch im Kurs stand. Bergkristall war also prestigeträchtig. Und deshalb wurde auch am Riepenkar mit größter Wahrscheinlichkeit vor Jahrtausenden Sommer für Sommer bereits eifrig gerackert. Denn Bergkristall bedeutete sozialen Aufstieg. Und wer Bergkristall abbaute, konnte damit Handel treiben. Jedenfalls vermutet Leitner anhand weiterer Fundstellen von Univ. Prof. Dr. Walter Leitner von der Universität Innsbruck Kristallgegenständen gar eine ,Bergkristallstraße‘. „Unsere Funde von Geräten aus Bergkristall erstrecken sich entlang eines prähistorischen Höhenweges, der in Richtung Norden bis in das Rofangebirge am Achensee und in südlicher Richtung bis an den Gardasee reicht“, sagt Leitner. Und da es in diesen Regionen keine natürlichen Vorkommen von Bergkristall gibt, muss Tauschhandel stattgefunden haben. Und hier schließt sich meine Überlegung: Denn der vor 8.000 Jahren offenbar gängige Bergkristallhandel ist letztlich ein handfester Beleg dafür, dass das heute noch sehr ausgeprägte Talent der Zillertaler zu Handeln damals begründet worden war. Und mit diesem Talent stets verbunden war Wohlstand und Zufriedenheit. Ein Umstand, der die Sangesfreude der Bevölkerung im Zillertal sicher angespornt hat. Und damit wär' die Herkunft von gleich zwei 'Urzillertaler' Eigenschaften geklärt, der Fisch sozusagen geputzt. Oder etwa nicht?
Gletscherschmelze hält Archäologen, Kriminalisten und Historiker auf Trab
Das kann ja noch sehr spannend werden. Eigentlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis weitere Gletscherleichen in Tirol aus dem ewigen Eis ausapern. Ötzi war 1991 sicher die sensationellste Mumie. Gletscherforscher und Archäologen erwarten aber weitere, wenngleich weniger spektakuläre Funde. Und das schon in Kürze. Ötzi, die berühmteste Gletscherleiche. Bild: wikipedia Das Wort ,Gletscherleiche‘ erinnert mich immer an eine der berühmtesten - vor dem Ötzi gefundenen - Gletscherleichen Tirols. Sie war - irgendwie romantisch - in einem Glassarg im berühmten ,Kriminalmuseum‘ des Gerichtsmedizinischen Institutes der Uni Innsbruck bestattet. Es handelte sich um eine Frau, die in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts am Stubaier Gletscher in eine Spalte fiel und erst rund 20 Jahre später von diesem wieder frei gegeben worden war. Die Leiche war paraffiniert, d.h. zu Fettwachs geworden. Und wer damals die Vorlesungen des genialen Innsbrucker Gerichtsmediziners Dr. Franz Josef Holzer hörte, durfte das Museum - und damit auch die Dame in ihrem Glassarg - im Rahmen einer von ihm persönlich geleiteten Führung besuchen. Genau solche Funde werden sich in Zukunft häufen, vielleicht schon in diesem Sommer. Der Gletscherrückgang in Tirol ist dramatisch Sicher ist: Der teils dramatische Rückgang der Gletscher in Tirol wird Archäologen, aber auch Kriminologen in den kommenden Jahren vermehrt Arbeit bescheren. In Tirol, d.h. in Nord-, Süd- und Osttirol werden noch etwa 4.000 Mumien unter Eis und Schnee vermutet. Vor allem Soldaten, die im ersten Weltkrieg durch Kampfhandlungen, Unfälle und Katastrophen zu Tode gekommen sind. Aber auch Maschinenteile werden vermehrt ausapern. Wie die Motoren einer JU 52, die bereits im Sommer 2002 von Männern der Bergrettung Prägraten geborgen werden konnten. Der BMW-Motor einer Ju 52, die 1941 am Umbalkees notgelandet war. Bild: Bergrettung Prägraten a. G. Tirol gehört mit den etwa 800 Kleingletschern zu den gletscherreichsten Regionen der Welt. Und diese Gletscher gehen alle zurück. Vor allem in den Ötztaler und Stubaier Alpen nimmt dieser Rückgang bereits dramatische Ausmaße an. Beste Voraussetzungen also, dass die vielen Gletscher ihre letzten Geheimnisse preisgeben. Dr. Harald Stadler, Leiter des Institus für Archäologien an der Uni Innsbruck ist ein Spezialist für Gletscherleichen samt deren Hab und Gut. „Die verrücktesten Dinge werden zum Vorschein kommen, es ist wie wenn ein Tresor geöffnet wird“, schwärmt er und verweist auf den Fall der Gletscherleiche des „Wilderers“ in Osttirol. Der vom Gletscher teilweise erhaltene Torso wurde bereits 1929 gefunden, ein Foto war der einzige dokumentarische Beleg des Fundes. Stadler hat dann dieses Foto aber sozusagen zum Sprechen gebracht. Das Bild stammt aus dem Jahre 1929 und zeigt die sterblichen Überreste von Norbert Mattersberger. Univ. Prof. Dr. Harald Stadler von der Archäologie Innsbruck löste das Rätsel um die Leiche. Bild: Univ.Prof. Harald Stadler Ein Norbert Mattersberger aus Matrei in Osttirol wurde 1839 als vermisst gemeldet. Er war von einem Ausflug in die Berge um Gämsen zu jagen nicht mehr zurückgekehrt. Da er als Knecht eigentlich nicht jagen durfte, wird die Mumie folgerichtig als der „Wilderer“ bezeichnet. Der Bergungstrupp von 1929 entdeckte damals eine Spindeluhr bei der Mumie. Laut den Recherchen von Stadler wurde just diese Spindeluhr damals von der Familie des Toten als Belohnung für denjenigen ausgesetzt, der den Vermissten fände. Und damit war der Fall geklärt. Derzeit wird an die Einrichtung eines ,roten Telefons‘ für Funde im Hochgebirge in Folge der Gletscherrückgänge gedacht. Ein detaillierter Plan, wie und wo Funde gemeldet werden können, wird noch erarbeitet. Auch spezielle Ausbildungskurse für Gletscherarchäologie und Mumien werden bereits abgehalten. „Wir brauchen gut ausgebildete Leute, die mit den kommenden Funden sicher umgehen können“, meint Stadler. Und organisiert erstmals gemeinsam mit der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) eine Summer School zum Thema „Mummies and Glacial Archaeology“.
Ein wilder Hund mit Weitblick
Er wurde 1882 geboren und starb 1962. Zwei Weltkriege hat Alfons Hörhager er- und überlebt, die Weltwirtschaftskrise und die ersten zarten Schritte des Fremdenverkehrs nach 1945. Das klingt nach einem Zeitzeugen, der viel gesehen hat und der vieles zu erzählen hatte. Aber Alfons Hörhager war noch viel mehr. „Zwoa Brettln, … Der Mann, ohne den das Skiparadies Zillertal kaum entstanden wäre: Der Pionier Alfons Hörhager. … a g'führiger Schnee, Juche!“. Wer heute im Zillertal zum Abschluss eines tollen Schitages das alte Schifahrerlied (oder einen der aktuellen Bumm-Bumm-Winterhits) anstimmt, ist herzlich eingeladen, sein Glas auf Alfons Hörhager zu heben: Denn er war einer der großen Schipioniere im Zillertal! Als Berg- und Schiführer brachte er Gäste auf die höchsten Dolomitengipfel und zu zahlreichen Bergen in den Westalpen. Er unternahm bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten Schitouren im Mont-Blanc-Massiv und brachte den Schisport ins Zillertal. Alfons Hörhager erkannte schon früh, dass 'den zwei Brettern im Schnee' eine große Zukunft bevorsteht. 1901 wurde er Hüttenwirt des Furtschaglhauses. Weil Jobhopping nichts für ihn war, für die nächsten 55 Jahre! Zu Ende des ersten Weltkrieges unterstützte er viele Soldaten bei der Rückkehr über die Berge aus Italien nach Österreich. Ohne seine unermüdliche Aktivität wäre das Schifahren im Zillertal bei weitem nicht so rasch bekannt geworden. Der Hüttenwirt war einer der vielen Väter hinter der Entwicklung des Tourismus in der fantastischen Bergwelt seiner Heimat. Lass es krachen! Foto: Wikipedia/Deutsche Fotothek Im Bergsteigerdorf Ginzling, Hörhagers Heimatort, gibt es noch heute keinen Schilift. Anders schauts ein bisschen weiter draußen im Zillertal aus: Wenn Sie zum Beispiel im Hotel Strass in Mayrhofen ein paar schöne Tage verbringen wollen, dann steht Ihnen ein Schigebiet der Superlative zur Verfügung! Das Hotel bietet mehr als den heute schon vielerorts gewohnten Luxus: Neben allen Annehmlichkeiten eines ausgezeichnet geführten Hauses haben Sie dort die Gewissheit, willkommen zu sein – als Freund in einer Region, deren Entwicklung ohne Alfons Hörhagers Weitblick wohl anders verlaufen wäre.
Eine Abschluss Skitour im Sellraintal
Auch heuer genoss ich wieder unsere jährliche Abschluss Skitour im Sellraintal. Mit dabei, 3 Tiroler und 2 Wiener inkl. meiner Wenigkeit. Und wieder gab es das Match zwischen Wiener Wuchteln und Tiroler Schmäh. Doch diesmal war Ernst dabei, der vorher noch Spass hieß ;-) Mein Freund Mike (kerniger Tiroler Mitte 40) behauptete nämlich allen Ernstes, dass er (früher) immer wieder von Frauen "aufgrissen" worden ist. Und genau bei diesem Thema begann unsere Diskussion und endete schlussendlich in einem Streitgespräch. „Mike ich hoffe du liest diese Zeilen und verstehst was ich mit „Abschusskönig“ sagen wollte.“ Es ist schon nachvollziehbar für mich, dass ein Wacker Spieler in den 80er Jahren noch den ein oder anderen weiblichen Blick auf sich gezogen hat. Aber gleich ein Aufriss? Tiger... Lieber Mike, was ist für dich ein Aufriss? Ein flüchtiger Augenkontakt, eine Kuss ohne Zunge, ein Telefonnummerntausch oder ein übereinander Herfallen mit Matchball im Gnack? (An letztere Szene kannst dich sicher noch erinnern). Für mich geht´s beim Aufriss um einen simplen Abschluss. Und ein Abschluss hat ein Ende, dem ein Ziel vorausgesetzt wird. Und für mich ist Aufriss und Abschluss das gleiche Ziel. Nämlich Sex in unserem Fall. Oral, Vaginal oder Viral (ohne Telefon), ganz egal. Es geht um das Ziel und um das Ergebnis - mies, gut, top - was dabei herauskommt. Ja Mike, und ein Ergebnis konntest du uns/mir nicht erklären, deshalb meine Skepsis gegenüber deinen "Aufrissgschichten". Ich denke: Du hast deinen 80er Killerinstinkt verloren. Deshalb mein Ausdruck „Abschusskönig“. Du hast früher all deine Weiber und ab und zu einen Tormann abgschossen. Ab mittlerweile schießt du dich immer mehr selber ab. ... Ich wurde (auch) noch nie aufgrissen. Warum? Weil ich ein Tiger war (leider nicht mehr bin). Ich hab gelauert und dann zugeschlagen. Oft daneben, nie zurück. Obwohl mich der ein oder andere Korb dazu genötigt hätte. Ich hab abgeschlossen und abgeschossen aber immer aktiv. Nicht einmal während meiner Sommerurlaube im Tiroler Unterland wurde ich von Schnitten aufgerissen. Und die Hasen aus der wildromantischen Wilschönau waren ja sehr bekannt für ihre Aktivphasen. Aber vielleicht schwärmen in den Tiroler Bergen doch diese „Killerinnen“ herum, die ich hier in Wien so vermisse. Womöglich werde ich beim nächsten Ötztal Urlaub auf Maria Furtwängler (bitte nicht Beate Palfrader) treffen. Sie wird mich einfach an der Hand nehmen und mich im Wald verführen. Vielleicht kann sie eine Brücke zwischen uns schlagen und ich glaube dir doch, dass es Tiroler Aufrissköniginnen gibt. [kkstarratings]
Innsbruck, eine wichtige Station am Jakobsweg
Auf insgesamt 246,8 km schlängelt sich der historische Jakobsweg durch Tirol. Innsbruck war nicht nur das Zentrum Tirols sondern auch historisch ein wichtiger Sammelpunkt der Jakobspilger. Immer mehr Menschen machen sich jährlich auf, um auch in Tirol Erholung abseits von Konsumterror, Lärm und seichter Unterhaltung zu suchen und zu finden. Aber kaum jemand weiß, dass Innsbruck vor Jahrhunderten ein Zentrum der Jakobspilger gewesen ist. Der Dom zu St. Jakob ist der wohl beste Beweis dafür. Der Dom zu St. Jakob in Innsbruck Früher waren sie nicht allzu gern gesehene, meist zerlumpte und bisweilen streng riechende Gesellen: die Jakobspilger, nur allzuoft als 'Pülcher' verballhornt. Auf ihrem Weg nach Santjago de Compostela durchquerten im Mittelalter vermutlich zehntausende auch das Land Tirol auf ihrem Weg nach Westen. Von Südtirol her gesellten sich auch Pilger aus Italien, dem heutigen Osttirol und Kärnten dazu. Um dann zuerst via Innsbruck oder Landeck nach Maria Einsiedeln zu pilgern. Erst anschließend ging es weiter bis nach Santjago de Compostela. Diese alte Form von Spiritualität oder Meditation feiert gerade in unseren Tagen eine lebhafte, ja geradezu euphorische Renaissance. Die Kennzeichnung des Jakobswegs lässt in Tirol teilweise zu wünschen übrig Mich zieht das Pilgern seit dem Jahr 2000 in seinen Bann. Damals pilgerte ich erstmals in Spanien von Roncesvalles nach Santjago. Zwei Jahre päter dann von Lu Puy (Frankreich) nach Santjago und 2013 die Via Tolosana von Arles in Richtung Santjago. Kurz nach der Rückkehr von meiner ersten Pilgerreise 2000 engagierte ich mich, den historischen Jakobsweg in Tirol wieder zu beleben. Gemeinsam mit den Tiroler Regionalentwicklungsvereinen konnte ich 2005 mein Projekt 'Jakobswege in Tirol' abschließen. Jahre später will ich nun quasi die Früchte meiner eigenen Arbeit genießen und einige Etappen in der unvergleichlichen Szenerie der Tiroler Berge absolvieren. Was in Tirol jedoch sofort auffällt ist das Fehlen der auf vielen anderen Jakobswegen Europas vorhandenen 'Herbergen', in denen für wenig Geld oder gar kostenfrei übernachtet werden kann. Das geht in einem Fremdenverkehrsland wie Tirol offenbar gar nicht. Und das ist außerordentlich schade. Denn vor allem junge Menschen können sich nicht täglich zwischen 30 und 40 Euro nur für eine Übernachtung leisten. Aber: Es gibt es zwei hervorstechende Ausnahmen: Die Herbergen im Innsbrucker Löwenhaus und in Inzing. Kritikpunkt Nr. 2: Auch die Beschilderung lässt teilweise sehr zu wünschen übrig. Hier bestand im 15. Jahrhundert ein Tiergarten samt Löwenzwinger. Deshalb wird das Haus noch immer 'Löwenhaus' genannt. Insgesamt sechs Pilger_innen finden im Löwenhaus in Innsbruck Unterkunft. Preis für die Übernachtung: 12 €. Eine Pilgerherberge mit angeschlossenem 'Tiroler Wirtshaus': Lokale Produkte für lokale, volkstümliche Speisen. Ich begann meine Mini-Pilgerreise also in Innsbruck. Genauer: Im Löwenhaus am Rennweg. Denn diese gastronomische Uralt-Institution hat sich auch zu einem formidablen Pilgerzentrum entwickelt. Um 12 € wird hier die Übernachtung angeboten, was den Herbergs-Preisen in Frankreich und Spanien entspricht. Respekt den Betreibern des Löwenhauses für diese Preisgestaltung. Vom Löwenhaus führt dann der Weg entlang des Inns in die Altstadt zum Dom von St. Jakob. Barocke Herrlichkeit umfängt den Besucher dieser wuchtigen Kirche, in der auch ein Marienbild von Lucas Cranach d.Ä. zu bewundern ist. Dieses Bild kann man bei näherem Betrachten übrigens auch auf zahlreichen Wänden in der Innsbrucker Altstadt als Kopien entdeckt werden. Der Hochaltar im Dom zu St. Jakob in Innsbruck mit dem Marienbild von Lucas Cranach d.Ä. Die Kuppel des Mitte des 18. Jahrhunderts barock umgestalteten Domes zu St. Jakob in Innsbruck Für Pilger besonders interessant ist meist noch die Basilika in Wilten, die von der Innenstadt aus sehr einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Aber auch die berühmte Hofkirche vulgo 'Schwarzmander-Kirche', das Goldene Dachl und die pittoreske Innsbrucker Altstadt zieht moderne Pilger in ihren Bann. Die Hofkirche zu Innsbruck mit den 'Schwarzen Männern' (Schwarzmander) Ein beliebtes Ziel vieler Jakobspilger in Innsbruck: die Basilika in Wilten Nach einer Stärkung in einem der zahlreichen tollen Kaffeehäuser von Innsbruck führt der Jakobsweg vorbei am Goldenen Dachl und der Ottoburg entlang des Inns aus der Stadt heraus. Und mündet etwa 8 km später in Völs. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein: Afling am Jakobsweg Ein interessantes altes Holzhaus direkt am Tiroler Jakobsweg in Völs Himmelreich heißt dieses Plateau in der Nähe von Kematen Von dort fürt die Strecke weiter über sanfte Hügel nach Afling - einem ebenso kleinen wie schönen Weiler. Nach ungefähr einer Stunde erreicht der Pilger das sogenannte Himmelreich - ein wunderschönes Plateau mit exzellenter Sicht auf die Berge des Tiroler Oberlandes. Nach Kematen sind es nurmehr zwei Kilometer. Hier hat der strebsame Pilger zwei Möglichkeiten: entweder via Ranggen nach Inzing oder im Tal verbleibend dem Innuferweg entlang. Ich wählte die Etappe via Ranggen nach Inzing. Aber davon später. Mehr über diese nächste Etappe schildere ich in einem meiner nächsten Blogeinträge.
Kuscheliges Wochenende statt „Bloody Sunday“
Eigentlich hätten wir ein feines Wochenende mit Shopping, Drinks und einem guten Essen gemeinsam verbringen wollen. Wenn nicht der Streit am Freitag dazwischengekommen wäre. Aber jetzt war es zu spät und mein Frühstück für Zwei musste ich alleine in meiner kleinen Küche vernichten. Mein Laune war verständlicherweise auf dem Tiefpunkt. Ein Buch auf der Terrasse oder ein Spaziergang im Olympiapark hätte mir sicherlich gut getan. Doch angesichts der Tropfen an der Fensterscheibe musste ich auch diesen Plan kippen. Was also tun? Raus aus diesem Haus, raus aus München und raus aus dem Regen. Ich nahm mich zuerst des Regenproblems an und startet meine Wetterapp auf dem I-Pad. Im Norden (Nürnberg) Regen, im nahen Süden (Tegernsee) Regen, im etwas weiteren Süden (Kössen) leichter Schneefall. Na also! Die Entscheidung fiel mir leicht, die Farbe weiß wirkt positiv auf mein Gemüt. Als beschloss ich, nach Kössen zu fahren und mich etwas mit Schnee zu bedecken. Aber halt! Ich wollte auf keinen Fall heute Abend wieder zurück in mein vereinsamtes Haus und mich mit den Frühstücksresten beschäftigen. Schnee ist noch allemal attraktiver als Regen... Also nochmals die App starten, Kössen befand sich gleich auf der Startseite, da ich die Livecam schon auf Favoriten gesetzt hatte. Es war, als würde mich eine unsichtbare Hand führen, als ich den orangen Button "online buchen" unterhalb der Kamera anklickte. Doppelzimmer, 4-Sterne, von Samstag auf Sonntag mit Honeymoon Frühstück um 220,- €. Das musste ich einfach anclicken, auch wenn ich allein war. Jetzt war ich es ja bereits gewöhnt, allein für 2 zu Frühstücken. Klick, Namen, Email und Telefonnummer eingeben und Bestätigung empfangen. Zusammenpacken und rein ins Auto. Während ich gerade bei – passend zu meiner immer noch etwas gedrückten Stimmung – „Bloody Sunday“ von U2 mitsumme, piept mein Samsung Begleiter, ein SMS von meiner Freundin. Kössen ist auch ein tolles Wintersportzentrum Soll ich mir jetzt den Tag noch einmal vermiesen und die Nachricht lesen oder sie einfach wegdrücken und weiter summen? Aber eigentlich war die Frage nur rhetorisch. Denn während ich noch nachdachte, griff ich schon zum Smartphone und öffnete die Nachricht: "Es tut mir leid", darf ich dich anrufen? Love Gabi.“ Wow, Frau zeigte Einsicht! Das Wochenende war gerettet, mein Herz klopfte und ein Blick in den Rückspiegel zeigte mir ein Lächeln in meinem Gesicht. Also schnell geantwortet: „Hallo Gabi, tut mir auch leid. Ich liebe dich. Pack bitte für eine Nacht und 2 Tage etwas zusammen. Ich möchte dich mit Schnee bedecken.“ Nur 20 Minuten später summten wir beide mit zu "Love is in The Air" und fuhren Richtung Kössen. Die "Honyemoon Suite" mit Blick auf den Walchsee als Überraschung für Gabi. Da würde sie schön schauen! Danke übrigens, Hotel Seehof, für das kostenlose Upgrade. Nach 45 Minuten "Bettenpause" schlenderten wir durch das verschneite Kössen, bevor es zum 4-Gang-Menü ging. Über den Rest des Wochenendes schweigen wir. Nur so viel sei verraten: Es wurde kein „Bloody Sunday“ sondern ein ausgesprochen harmonisches Wochenende.
Die Kraftplätze des Innsbrucker Hofgartens
„Für eine Reise zu einer fernen Trauminsel ist es mir so wie den meisten Innsbruckern gegangen: Es fehlte dafür Geld oder Zeit. Aber immer, wenn ich den Rennweg überquert habe und durch das schmiedeeiserne Tor des Hofgartens gegangen bin, ist der Straßenlärm zurückgeblieben wie eine sich entfernende Brandung.“ Was Innsbrucks Altbischof Dr. Reinhold Stecher so lyrisch beschreibt, wird von vielen Innsbruckerinnen und Innsbruckern geteilt. Und basiert auch auf einigen seltenen aber natürlichen Gegebenheiten: den Kraftplätzen des Hofgartens. Dieser gesetzte Stein ist der sogenannte Lungenstein des Hofgartens. Wir alle kennen das Phänomen: es gibt Orte, Stellen oder Plätze, die uns angenehm sind. An denen wir uns entspannen können. Andere hingegen aktivieren unangenehme Gefühle und bringen uns sogar soweit, sie zu verlassen. Die Wurzel des Phänomens: Unterschiedliche Orte weisen unterschiedliche Energieniveaus auf. Die wiederum für unterschiedliche menschliche Stimmungen sorgen können. Von Zufriedenheit und Ruhe bis zu Nervosität und Hektik. Ein besonderer Kraftplatz im Hofgarten: die Bänke am kleinen Teich. Mit besonders harmonischen und entspannenden Energien. Als ich vor rund 15 Jahren das erste Mal eine Wünschelrute in der Hand hatte konnte ich nicht ahnen, dass mich das Thema nicht mehr loslassen sollte. Da das 'Muten' in großen Teilen der Bevölkerung anerkannt ist (vor allem wenn es darum geht, unterirdische Wasserläufe zu ver-muten), werden von den Rutengängern oder Radiästheten auch immer öfters Kraftplätze gesucht und gefunden. Solche, die Energie abgeben und andere, die Energie anziehen. Wie sie auch im Hofgarten Innsbruck gesucht und gefunden worden sind. Und zwar in Zusammenarbeit der Tiroler Vereinigung der Rutengeher-Pendler-Radiästheten und dem österr. Verband für Radiästhesie & Geobiologie im Auftrag der Hofgartenfreunde. Platanen - die beliebten Baumriesen des Innsbrucker Hofgartens Salopp formuliert sind die unterschiedlichen Energiedichten des Hofgartens auf die sogenannten „Erdstrahlen“ zurückzuführen. Diese können ihre Ursache in unterirdischen Wasserläufen, geologischen Verwerfungen, Spalten im Erdinneren oder Erz- und Kristallgängen haben. Das Ergegbnis sind Reiz- und Störzonen, die das Leben auf der Erde mit bestimmen. Ein Park wie der Hofgarten zu Innsbruck ist ein hervorragendes Beispiel für unterschiedliche Energieniveaus in freier Natur. Wie Mensch und Tier reagieren auch Pflanzen auf Strahlungseinflüsse an ihrem Standort. So findet man die meisten Baummonumente auf Plätzen mit starker Energiezufuhr. Während Wuchsanomalien wie Dreh- oder Schrägwuchs meist auf Plätzen vorkommen, die Energie abziehend sind. Kurzum: der Hofgarten in Innsbruck beherbergt 20 energetisch besonders interessante Stellen. Dieser Trompetenbaum liegt sichtlich an einem Kraftplatz. Der 'flüchtende Baum' ist von abziehenden Energiewirbeln gezeichnet. Ein eigener Prospekt stellt die zwanzig Kraftplätze des Hofgartens dar und gibt sogar Nutzungsempfehlungen. Was ich als Wünschelrutengänger bestätigen kann: bei den angegebenen Plätzen handelt es sich um teils starke, immer jedoch wirksame Plätze mit teils ausgeprägten Kraftfeldern. Mein Tipp: Der Aufenthalt, also die Nutzung eines Ortes sollte gezielt nur solange erfolgen, bis sich die jeweils gewünschte körperliche oder geistige Verfassung eingestellt hat. Denn auch hier gilt: allzuviel ist ungesund. Die Bänke zwischen den Platanen stellen zwei verschiedenartige Kraftplätze dar. Direkt vor den Bäumen: Energie zurührend. Zwischen den Bäumen: Energie abziehend. Wo ist nun der Prospekt erhältlich? Entweder bei der Verwaltung der österreichischen Bundesgärten in der Kaiserjägerstraße 1B oder aber im Internet, und zwar unter dem weiter unten angegebenen Link.
Das Tannheimertal: Eine geballte Dosis Schönheit
Man kann nur darüber spekulieren, warum wir uns derart oft und gerne auf Wanderschaft begeben. Ich habe da so eine Vermutung. Denn wer mich kennt, der weiß, dass ich niemals um die eine oder andere These und Behauptung verlegen bin. Vor allem anhand des Themas „Wandern im Tannheimertal“ lässt sich meine These ganz vorzüglich stützen und legitimieren. Seid ihr bereit? Haltet euch fest und macht euch mit auf den Weg in meine Gedankengänge – und im besten Fall auch schon mal bereit, demnächst dem Tannheimertal einen Wanderbesuch abzustatten. Es gibt einen Menschen, der früher aus meiner Sicht sehr viele gescheite Sachen geschrieben und gesagt hat. Er hört auf den Namen Walter Benjamin. Doch keine Sorge: Ihr müsst euch jetzt nicht in das Gesamtwerk dieses Denkers einlesen um mir folgen zu können. Jedenfalls hat dieser die Figur des „Flaneurs“ ganz prominent in seinem Werk platziert. Der Flaneur in seinen Texten streift durch Paris, geht in der Masse unter, in dieser auf und gelangt letztlich zu der einen oder anderen klugen Beobachtung. All das hatte und hat auch viel mit einem Dandy zu tun, der sich „ausstellt“ und darstellt, der sich sehen lässt um seinen sozialen Status zu zeigen. Gleich was ganz anderes, als durch die Stadt zu flanieren: Das Wander im Tannheimertal... Er hat es nicht „nötig“ tagsüber hart zu arbeiten, sondern sein Stand erlaubt es ihm, ziellos durch die Stadt zu flanieren, nachzudenken und vielleicht den einen oder anderen klugen Satz zu Papier zu bringen. Anders gesagt: Die Stadt ist auch die Fortsetzung des Wohnzimmers und des Salons geworden. Das Gehen an sich ist ein Zeichen, sagt etwas über den Gehenden aus. Der Flaneur kehrt seine Lebenseinstellung, seine Kunst des Müßiggangs nach außen und macht diesen Lebensstil für andere Menschen sichtbar. Er ist Teil eines sozialen Geflechtes, in der er selbst reflektiert und urteilt. Und natürlich beurteilt wird. „Einfach gehen“ im Tannheimertal Meine Behauptung also, die an diesen kurzen Exkurs anschließt: Das Wandern ist ganz anders beschaffen. Es geht nicht mehr darum, dass man sich „ausstellt“ und in der Masse und der Anonymität der Großstadt untergeht, sondern dass man wieder zu sich und zu einem quasi natürlichen Zustand gelangt. Wer wandert, der versucht seinem sozialen Status zu entkommen. Beim Wandern sind alle Menschen gleich. Und nicht manche doch ein wenig gleicher. Beim Wandern grüßt man sich oft, meist freundschaftlich und „kollegial“. Man ist eine eingeschworene Gemeinschaft, die Unterschiede nicht einebnet, aber letztlich völlig überflüssig macht. Niemand wird dich nach deiner sozialen Herkunft oder nach deinem Beruf fragen. Beim Wandern zählt nur das Gehen, das Wandern selbst. Ein weiterer Vorteil, den man beim Wandern im Tannheimertal hat: Auf Schritt und Tritt begegnet einem die Natur und deren Schönheit. Ganz so, wie Gott sie gemeint hat... Und noch etwas gibt es, dem man beim Wandern entkommt: Beim Flanieren durch eine Stadt und mehr noch durch eine Großstadt, ist man ständig mit Geschichte konfrontiert. Man bewertet, analysiert und reflektiert die Stadt: Wie alt ist dieses oder jenes Gebäude? Was könnte dieser Mensch, der mir gerade über den Weg gelaufen ist, beruflich machen? Wann ist denn bitte diese Bausünde begangen worden? Kennt ihr das? Ich jedenfalls schon: in einer Stadt kommt der Geist nicht zur Ruhe. Er denkt, er reflektiert, oft auch schon ganz unbewusst. Er schätzt ein und kommentiert. Wer sich fürs Wandern im Tannheimertal entscheidet, der hat genau das verstanden. Der hat sich entschieden. Für Ruhe, Erholung, für Stille. Dafür, seinen Kopf zur Ruhe kommen zu lassen. Für eine neue Qualität des „Flanierens“, das nichts mehr will und kein Ziel mehr hat, außer das Gehen und das Wandern selbst. Der hat sich entschieden für einen natürlichen Zustand, wo etwas noch unverstellt ist, das sonst von Häusern, Autokolonnen und ähnlichem verstellt ist: für einen Naturzustand. Man könnte auch sagen: eine Überdosis Schönheit, die man als Städter erst einmal verdauen muss. Aber es gelingt euch, versprochen: Ihr müsst nur ein wenig abschalten, ausschalten und Wandern lernen. Gehen um zu vergessen, was einem der Alltag so alles an Druck und Rollen auferlegt. Wanderrouten dazu gibt es ohne Ende. Warum also noch weiter durch die Straßen flanieren, wenn man alles auch schöner und entspannter auf einer neuen Ebene im Tannheimertal haben kann? Vermutlich wird euch keine Antwort einfallen. Und mir auch nicht. Ihr entschuldigt mich also? Ich bin dann mal weg. Ich hole mir meine geballte Dosis Schönheit und Natur im Tannheimertal und lasse die Stadt Stadt sein... [kkstarratings]
Vom kleinen Bach zum reißenden Fluss: 4BetterDays
„Nichts auf der Welt kann eine Idee aufhalten, deren Zeit gekommen ist.“ Dieses sehr schöne Zitat wird oft fälschlicherweise dem Schrifsteller Victor Hugo zugesprochen. Wer auch immer es jetzt tatsächlich gesagt haben mag, der hat damit zwar vermutlich nicht die Geschichte und Idee von 4BetterDays gemeint. Aber definitiv eine Aussage getätigt, die wie dafür gemacht ist. Online-Shop UND Showroom (siehe Bild). Sogar auf zwei Ebenen trifft diese Aussage auf das Tiroler Unternehmen zu, das Tradition, Bodenständigkeit, Innovationsgeist und den richtigen Riecher für Trends unter einen Hut bringt. Auf der ersten Ebene ist es klar und deutlich: Zuerst war die Idee da. Die Idee einen Webshop auf die Beine zu stellen, der zeigt, wie´s richtig gemacht wird. Ein Webshop, perfekt ausgeführt in Inhalt und Form. Mit Konzept und mit Rückgrat. Mit einem deutlichen Alleinstellungsmerkmal. „Handemade in the alps“ und später auch noch „manufactured in europe“ musste es sein. Das, und nicht irgendetwas. Und vor allem etwas mit einem Zirbenholz und einem Zirbenbett sollte es zu tun haben. Ganz einfach weil die Zeit reif und die Zeit einer Idee gekommen war, die es sich ganz schneidig anmaßt, sich gegen den vermeintlichen Mainstream zu stemmen. Und Zeit hat, auch mal ein wenig abzuwarten. Denn das Blatt wendet sich bereits und der Trend geht deutlich hin zu qualitativ hochwertigen Produkten mit Charakter. Umso besser für 4BetterDays. Was wiederum die Sache mit dem richtigen Riecher ins Spiel bringt. Auch der "Spiegel Online" ist schon auf "4BetterDays" aufmerksam geworden... Der Grund des wachsenden Erfolgs? Produkte, die eine Heimat haben und denen man diese Heimat und diese Verwurzelung anmerkt, ansieht und zum Teil auch "anriecht" (vgl. Zirbenholz). Produkte mit Eigenschaften, nicht aalglatt wie aus der Massenproduktion so üblich. Vieles, nicht nur die über 2000 Bestellungen die bisher abgewickelt wurden und Bestellungen aus der ganzen Welt, deuten darauf hin, dass die Idee hinter 4BetterDays eine Idee ist, deren Zeit tatsächlich gekommen ist. Der kleine Bach hat sich mittlerweile jedenfalls in einen anständig großen, reißenden Fluss verwandelt. Auch lokale und weit überregionale Medien wie „Spiegel Online“ haben bereits über 4BetterDays berichtet. 4BetterDays – The Time is now… Eine Idee, deren Zeit gekommen ist hat aber noch andere Qualitäten. Ja klar, sie wächst und gedeiht ganz prächtig, weil eben die Umständen und der Zeitgeist der fruchtbare Boden sind, auf denen sie, wenn sie richtig gehegt und gepflegt wird, immer neue Blüten treibt und Früchte trägt. Sie erhält Resonanz, Zuspruch, vielleicht auch Widerspruch von denen, die dagegen halten möchten und die Idee zurückhalten wollen. Aber eine ihrer vorrangigen Eigenschaften ist folgende: Kommt diese Idee, die sich von Bach in einen reißenden Fluss verwandelt hat erstmals in Bewegung, dann reißt sie auch Leute mit. Sie begeistert, bewegt, überrumpelt einen völlig. Und die an der Umsetzung der Idee beteiligten Leute haben die Eigenschaft, alle an einem Strang zu ziehen. Und sich der Idee in gewisser Weise unterordnen, weil die Idee größer als die eigene Person ist und alle gespannt auf den Ausgang, Verlauf und Durchbruch dieses Konzept und dieser Idee. Wer hätte aber gedacht, dass diese Idee, die das Potential hat den Markt nachhaltig umzukrempeln, ausgerechnet in Tirol entsteht und sich von dort ausgehend anschickt, die ganze Welt zu erobern? Was willkürlich klingt hat aber System. Der Grund für den Erfolg, der hier von Tirol ausgeht ist evident: In Zukunft werden verstärkt Unternehmen und Konzepte Erfolg haben, die wissen, wo ihre Heimat und ihr Zuhause ist und sich somit gegen die Nivellierung und die Gleichmacherei in einem globalen Markt stellen. Die Zeit ist reif, kein Zweifel. Die besten und interessantesten Geschichte werden immer noch in Tirol geschrieben. [kkstarratings]
Rauchen im Café. Ein Plädoyer.
Erst kürzlich in einem Innsbrucker Café. Eine Dame, ca 50 Jahre alt, in teures Tuch gehüllt und von einem impertinenten Parfumduft umwabert redet wild gestikulierend auf einen der Ober ein. Der Ton lässt auf massiven Ärger schließen. Sie müsse durch Nebelschwaden laufen, wenn sie zum Ausgang wolle meint die Dame. Selbstverständlich so, dass es alle hören können. Sie legt nach: das Gesetz gehöre massiv verschärft. Rauchen sei überall zu verbieten, selbst auf öffentlichen Plätzen. Sie meide nun dieses Lokal. Sprach's und ging theatralisch einwandfrei ab. Das Café Central in Innsbruck: Eine Institution für würdevollen Rauchgenuss Das Gezeter und die Aufregung um den blauen Dunst im Kaffeehaus trafen sich gut. Denn ich war eben drauf und dran, die guten und gemütlichen Cafés in Innsbruck ausfindig zu machen, in denen noch geraucht werden darf. Wo mithin der uralten Tradition des Tobak-Rauchens und des Kaffeegenusses gleichermaßen gefrönt werden durfte. So, wie es halt immer üblich und quasi zum Kulturprogramm des gepflegten Cafébesuchers und der charmanten Cafébesucherin geworden war. Natürlich sind mir die verhärteten Fronten zwischen Rauchern und Nichtrauchern bekannt. Zwischen Gut und Böse quasi. Zwischen Rücksichtsvoll und Rücksichtslos. Zwischen Willensstark und Willenlos. Und ich gehörte – damals noch – zu den 'Willenlosen'. Deshalb hab ich mich auch immer wieder gefragt, weshalb Caféhausbesitzer nicht einfach wählen konnten zwischen 'Raucher-Café' und 'Nichtraucher-Café'. Und was ich gänzlich nicht verstand: weshalb betraten die quasi militanten Nichtraucher_innen überhaupt ein Café, in dem – völlig – legal geraucht werden darf? Lust auf Konfrontation, Lust darauf , es den 'willenlosen' Raucher_innen zu zeigen, wie schwach und schäbig sie doch seien? Um vielleicht Justamentstandpunkte zu vertreten da man im realen Leben eh nix zu sagen hat? Auch im Toscana gilt der Rauchgenuss als Zwillingsbruder des Kaffeegenusses Ich besitze schon seit langem kein Auto mehr. Deshalb frage ich konfrontationsfreudige und angriffige Anti-Raucher des öfteren, ob sie denn ein solches besäßen. Denn Rauchen ist wie Autofahren: eine Sucht die stinkt. Die allermeisten Nichtraucher besaßen ein Auto. Und gaben das auch noch offen zu. Und das ist mein Hebel. Ob sie denn wüssten, dass schon beim Starten eines Autos soviel Schadstoffe an die Umwelt geblasen werden, dass jeder Raucher locker eine ganze Packung Tschiks rauchen könnte? Und hier werden dann die meisten Anti-Raucher entweder 'katholisch' oder wütend. Sie begründen ihr Herumkurven mit dem Auto mit dringenden Notwendigkeiten, mit ihrem Job und gar mit überlebenswichtigen Notwendigkeiten. Wissend, dass rund 80 % der Autofahrten völlig unnützt und somit reines Vergnügen am Verdrecken der Luft sind. Und dann mein klassisches Argument von den Schadstoffen, die ich als Nicht-Autobesitzer einzuatmen hätte. Jetzt wird’s interessant. Vor allem dann, wenn ich mich für weiträumige Fahrverbote ausspreche, ganz so, wie militante Nichtraucher die Cafés fordern. Quasi Rauch- und Abgasfreiheit im öffentlichen Raum, egal woher der Rauch stammt. Aber das lehnen selbst verbohrte Kämfper wider das Rauchen brüsk ab. Das seien zweierlei 'Räuche' meinen die meisten. Das Café Central in Innsbruck - eine Oase des blauen Duftes. Ingredienzien für einen schönen Caféhaus-Besuch. Zeitung, Tabak, Blättchen. Die Anti-Raucher-Liga ist eben indoktriniert. Mir kommt es oft vor, als wäre die Liga eine Art Sekte, die ihr Überleben einzig und allein mit einer fundamentalen Anblehnung des Rauchens sichern könnte aber selbst mit teils überdimensionierten SUV's und anderen umweltverpestenden Karren durch die Lande kutschieren. Gestank, Lärm und Feinstaub in die Luft schleudernd. Weder auf die Umwelt noch auf Babies achten, die am meisten unter der Feinstaubbelastung leiden. Das regt mich als Raucher und Nicht-Autobesitzer am allermeisten auf. Oder darf ich etwa nicht? Liege ich da vielleicht falsch? Denn wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen. Mich würde eure Meinung schon sehr interessieren. Schreibt mit doch einen Kommentar. Post Scriptum: Eine Woche nach meinen Recherchen zu den Raucher Cafés in Innsbruck hab ich aus einer Laune heraus aufgehört zu rauchen. Aber: ich besuche natürlich noch immer meine Cafés und nehme natürlich in der Raucherabteilung, quasi der Kulturabteilung des Cafés Platz. Ganz so wie es sich gehört.
Ötztal: Ein bunter Reigen der Möglichkeiten
Ja, ich weiß schon: Die Überschrift klingt vielleicht ein wenig gar blumig. Fast schon als sei sie einem Gedicht entsprungen. Und keinem guten noch dazu. Warum die Überschrift dennoch passt, möchte ich euch hier kurz erläutern. Erstens: Man darf ruhig mal ins Schwärmerische abdriften und sich ein wenig in lyrischen Formulierungen suhlen, wenn es die Situation verlangt. Denn das Ötztal ist schwer zu fassen und noch schwerer zu beschreiben. Ein Fokus liegt aber auf der Hand: das Ötztal ist ein Tal der Möglichkeiten. Und zwar der unzähligen. Das Ötztal ist im allerbesten Sinne heterogen. Nicht auf einen Punkt zu bringen. Man kann sich zwar im gleichen Tal befinden, doch fast schon in völlig anderen Welten. Ein Urlaub in Sölden ist mit einem Urlaub in Umhausen oder gar in Niederthai nicht zu vergleichen. Das Ötztal: Das Tal der vielen Möglichkeiten... In dieser Sache darf ich euch kurz die Buntheit des Ötztals skizzieren. Nehmen wir einfach mal Sölden: Hier reiht sich Aprés Ski Möglichkeit an Aprés Ski Möglichkeit. Party an Party. Ok, die Pisten sind zugegeben auch nicht schlecht, aber hierher kommt wohl vor allem auch der- oder diejenige, die es ein wenig „krachen lassen“ will. Für verschiedenste Interessen, Vorlieben und Neigungen wird hier allerhand aufgeboten. Der Eindruck auf diesem Bild täuscht: In Sölden geht es voll zur Sache... Eine kleine Kostprobe gefällig? Aber gerne doch: Das „Electric Mountain Festival“ bringt auch Leute mit feinster elektronischer Musik zum Tanzen, die ansonsten zwei linke Füße haben und bei Tanzversuchen über ebendiese stolpern. Außerdem halt Sölden keine Berührungsängsten mit feierwütigen „Randgruppen“. Das „Gay Snowhappening“ belegt das eindrucksvoll. Beim Feiern sind schließlich alle Menschen gleich. Und das ist auch gut so. Wem das dann doch alles zu bunt, zu schrill, zu laut oder sonst etwas ist, dem kann man dann im Gegenzug als Gegenentwurf zu Sölden vielleicht das Bergsteigerdorf Vent ans Herz legen. Auf 1.900 Metern geht es hier deutlich beschaulicher und idyllischer zu. Hier darf man sich keine endlosen Abfahrten erwarten. Aber manchmal ist weniger mehr und 15 km Piste sind auch etwas, das erst mal befahren werden muss. Außerdem bietet sich nicht nur der Winter in Vent als Spielwiese an, sondern in Vent wurde sollte man auch das Müller´s Lust nachgehen: Dem Wandern. Die Wildspitze mit ihren eindrucksvollen 3.774 m würde sich da mehr als nur anbieten… Vent im Ötztal bezeichnet sich selbst als Bergsteigerdorf. Ein Attribut, das dem Dörfchen zweifellos gut steht... Ein weiterer Tipp ist der Ortsteil Niederthai, der eigentlich zu Umhausen gehört. Dort lässt sich im Winter ganz vorzüglich (und kostenfrei!) Langlaufen. Auf dem Sonnenplateau kann man auch bis hinein ins Frühjahr noch seine Spuren ziehen. Und wo bei anderen Orten die Zuschreibung „unberührt“ eigentlich ein Blödsinn ist, trifft sie auf Niederthai absolut zu. Gäbe es das Wort idyllisch noch nicht, es müsste für die Lage von Niederthai eigens erfunden werden. Idyllisch: Genau das fällt einem ein, wenn man Niederthai zum ersten Mal zu Gesicht bekommt... Und damit habe ich noch gar nichts vom Stuibenfall erzählt, Tirols größter und mächtigster Wasserfall. Ganze 150 Meter Fallhöhe hat dieser aufzuweisen. Außerdem müsste noch das „Ötzidorf“ erwähnt werden. Undsoweiterundsofort. Ein Blogbeitrag reicht definitiv nicht um dem Ötztal gerecht zu werden. Aber eine Ahnung von der Buntheit und den Möglichkeiten im Ötztal habt ihr jetzt ja mal, oder? Ich kann euch nur empfehlen, dem mal genauer nachzugehen und die verschiedenen „Welten“ dort mal zu entdecken. Weitere Blogbeiträge über das Ötztal folgen zweifellos... [kkstarratings]
Im Schatten des Maibaumes in Innsbruck und Umgebung…
Es gibt Daten, die fallen ganz einfach glücklich und günstig. Am 01.05. tritt wieder eine solche glückliche Konstellation ein. Der Feiertag am 01.05. fällt dieses Jahr auf den Donnerstag. Gemeinhin nennt man das schlicht und einfach ein verlängertes Wochenende. Was jetzt ein wenig sachlich und nüchtern klingt, bietet aber Anlass zur Freude. Mehr noch als nur ein verlängertes Wochenende (01. - 04.05.) möchte ich euch nämlich dazu einladen, das verlängerte Wochenende nicht irgendwo, sondern in Innsbruck und seinen Feriendörfern zu verbringen. Denn das wird nicht nur irgendein verlängertes Wochenende unter vielen am absolut richtigen Ort sein, nein dieses Wochenende wird es auch anderweitig noch in sich haben. Ich nenne es ganz einfach mal das verlängerte Wochenende im „Schatten des Maibaumes“. Denn es lohnt sich das Wochenende ganz ins Zeichen dieses Brauchtums zu stellen, das in Innsbruck und Umgebung wahrlich exzessiv zelebriert wird. Ein bisschen Geschichte muss dazu auch sein. Keine Sorge, ich mache es kurz. Es ist aber definitiv interessant zu wissen, dass der 01.05. noch lange bevor der erste Mai in Österreich als Protest- und Gedenktag von der Arbeiterbewegung „entdeckt“ wurde, er der Hl. Walburga gewidmet war. Diese war eine Äbtissin im 8. Jahrhundert. Dem 01.05. voran gingen wiederum neun Walpurgisnächte, bei denen mit allerlei Bräuchen und viel Lärm und Klimbim den Hexen der Kampf angesagt wurde. Unterwegs in Innsbruck und seinen Feriendörfern: Maibaumvergleich! In die ländlichen Maibräuche des Maibaumes spielt hingegen auch noch germanische Verehrung von Waldgottheiten mit hinein. Na bumm. Keine schlechte Geschichte hinter einem auf den ersten Blick simplen Maibaum. Auch ein Fruchtbarkeitsymbol soll dieser Maibaum noch sein, der am Vorabend des 01.05. aufgerichtet wird. Keine leichte Last an geschichtlichen Bedeutungsebenen, die der gute alte Maibaum in Innsbruck und Umgebung zu tragen haben wird. Ein Tipp: Götzens ist auch abseits des Maibaumes wunderbar... Zum Glück kommen dabei der Spaß und das festliche Drumherum nicht zu kurz. Mit viel Trara und Humptata von diversen Blasmusikkapellen wird dem Maibaum das eine oder andere musikalische Ständchen gebracht werden, dem man am verlängerten Wochenende in Innsbruck und Umgebung lauschen sollte. Maiumzüge und ganzen Volksfeste wird man im Schatten des Maibaumes zahlreich finden. Auch auf das traditionelle Maibaumkraxeln sollte man einen Blick werfen, bei dem sich junge Männer mit dem Klettern auf den Maibaum abmühen um bis zum ersten Kranz des Maibaumes zu gelangen und dort ein Stück vom Grün des Maibaumes zu erhaschen. Tipp: Besser zuschauen und staunen als selbst klettern... Spektakulär zum Zuschauen: Das traditionelle Maibaumkraxeln... Auch ein Vergleich der Maibäume lohnt sich, schließlich ging und geht es darum, welches Dorf und welcher Stadtteil den schönsten Maibaum aufzubieten hat. Und wenn man schon mal beim vergleichen angelangt ist, kann man auch den Schönheiten der Stadt Innsbruck und der Feriendörfer rund herum nachspüren und für sich herausfinden, wo es am schönsten ist. Die Wahl wird nicht leicht fallen, so viel ist sicher. Ihr werdet sicherlich außerdem noch die eine oder andere Aktivität (z.B. Wandern) neben dem Bewundern des Maibaumes finden, da bin ich ganz sicher. Schließlich wird bis dahin der Frühling in Innsbruck und Umgebung endgültig eingekehrt sein… [kkstarratings]
Reutte: Geschichte lernen und Spaß dabei!
Testet doch einfach mal euer Wissen! Was wisst ihr über Reutte? Und, bitte nicht schwindeln, Wikipedia gilt nicht. Also, los geht´s in Sachen Reutte: Ein Faktum, das man vielleicht wissen kann: Reutte ist neben Tamsweg eine der zwei Bezirkshauptorte, die nicht zur Stadt erhoben wurden. Ich weiß schon, das steht auch auf Wikipedia. Aber ich darf ja. Und immerhin: Ihr seid jetzt schon wieder ein paar Sätze klüger geworden. Ist doch auch was. Interessanter als dieses Detail am Rande ist aber vielleicht noch die Lage von Reutte. Nicht nur, dass die Gemeinde Reutte am wunderschönen Alpenfluss Lech liegt, vielmehr ist die Lage an der Via Claudia Augusta erwähnenswert. Und diese Straße hat es geschichtlich in sich. Und es lohnt sich auch heute noch, dass man diesen Spuren folgt. Wenn ihr glaubt, es klingt ein wenig langweilig, sich auf historische Spurensuchen zu begeben, dann liegt ihr völlig falsch. Ich würde sogar sagen: Nichts könnte falscher sein. Denn die Via Claudia Augusta ist nicht nur geschichtsbeladen, sondern auch immer noch topaktuell und Wert entdeckt zu werden. Das sieht man gleich: Reutte liegt ganz und gar nicht schlecht am Lech und an der Via Claudia Augusta... Doch zuerst müsst ihr euch noch ein bisschen Geschichte antun, hilft nichts. Ich behaupte ja mal: Wer weiß, wo er geht und wo er sich befindet, der sieht gleich genauer hin und hat einen ganz anderen Zugang zur Sache. Bereit? Also, los geht´s, ich mache es auch kurz: Die Via Claudia Augusta war in den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten die wichtigste Verbindung zwischen Adria/Poebene und dem westlichen Voralpenraum. Reutte damals und heute… Auch für die römische Reichspost, die man auch ein wenig hochtrabender als Curus publicus bezeichnen könnte und damit ein System meinen würde, das zur Beförderung von Nachrichten, Gütern und Personen da wäre, profitierte natürlich stark von der Via Claudia Augusta. Man kann also davon ausgehen, dass damals so manches Fuhrwerk über die Via Claudia Augusta donnerte und auch am Gemeindegebiet des heutigen Reutte vorbeigepreschte. In Eile, zumindest für damalige Maßstäbe. Jetzt werdet ihr mit Recht fragen: Was will er eigentlich von uns? Warum sollten wir das wissen wollen? Warum sollten wir uns für alte Fuhrwerke, Postwege und vieles mehr interessieren? Denn frei nach Cyndi Lauper: „Girls just wanna have fun“! Und für Boys gilt das, obwohl das die gute Cyndi gar nicht erst erwähnt hat, erst Recht. Glaubt mir. Zum Spaß also und zu meiner Funktion euch zu sagen, was an der Via Claudia Augusta und an Reute und Umgebung Spaß macht: Wagt euch doch mal auf die Radroute „Via Claudia Augusta“! Starten kann man diese Fahrt ganz bewusst in und von Reutte aus. Und fast das Beste daran: Verhungern muss man dabei auch nicht. Ganz im Gegenteil. Denn hier warten besondere kulinarische Köstlichkeiten auf euch. Haltet euch fest: Ihr könnt in einigen Hotels und Gasthöfen ganz so essen, wie es die römische Küche vor 2000 Jahren angeboten hat. Im Bezirk Reutte könnt ihr das gleich in mehreren Gasthöfen und Restaurants tun. Ich kann euch nur empfehlen diese kulinarische Reise zu unternehmen und der Region und deren Geschichte damit nicht nur nachzuspüren, nachzuradeln, sondern auch nachzuschmecken… Ihr seht also: Geschichte "lernen" kann auch Spaß machen. Und schmeckt sogar noch gut. Wo gibt´s das sonst noch?
Glück tanken am Pitztaler Gletscher
Wir sind schon manchmal benachteiligt, wir Stadt- und Talbewohner. Mir kommt es oft so vor, als würden wir zu sehr in allem verwickelt sein, zu sehr involviert in den Alltag. Eine Stadt hat ja immer auch die Eigenschaft, dass sie uns vereinnahmt und wir uns nur mit sehr viel Mühe von dieser Umklammerung lösen können. Sprich: eine Stadt, so viele Vorteile das Leben in einer solchen auch haben mag, stresst uns immer ein wenig und treibt uns an. Und es ist relativ kompliziert, eine Perspektive einzunehmen, bei der man über den Dingen steht. Als Stadtbewohner ist man immer auch Stadtbenützer. Und die Frage ist letztlich, wer hier wen benützt und antreibt: Wir die Stadt oder die Stadt uns? Sind wir Teil der Stadt oder ist die Stadt ein Teil von uns? So leicht wird man diese Verwirrung und Verflechtung wohl nicht lösen können. Und noch etwas blüht uns Stadtbewohner Tag für Tag: Werbung weckt unsere Sehnsüchte nach anderswo. Tag für Tag. Immer wieder. Besonders eine Werbung schafft es bei mir fast jeden Tag den Wunsch zu wecken, mich einfach mal aus den Niederungen der Stadt in die Höhe zu begeben, den Alltag Alltag sein zu lassen und den viel beschworenen und besungenen Perspektivenwechsel zu wagen. Jetzt wollt ihr natürlich wissen, welche Werbung ich meine, oder? Na gut, ich möchte euch nicht länger auf die Folter spannen. Denn vielleicht ist euch diese eh schon selbst aufgefallen. Oder ihr habt zumindest schon mal was davon gehört. Es geht um das schöne Pitztal. Genauer noch um den Pitztaler Gletscher. Das "Café 3.440" ist definitiv geeignet um einen Perspektivenwechsel zu vollziehen... Im „Café 3.440“ am Pitztaler Gletscher… Und ganz präzise geht es mir um das „Café 3.440“, das auf eben dieser Höhe weit über dem Alltag und über den Dingen thront. Und während ich wieder mal in der Stadt von Termin zu Termin hetze und es so wirkt, als ob mich die Stadt antreibt noch mehr Erledigungen, Termine und Arbeit in noch kürzere Zeit zu packen, träume ich davon, wie ich im „Café 3.440“ sitze und meinen Blick auf die mehr als 50 (!) Dreitausender richte, die das Café umgeben. Keine Frage. Das höchstgelegene Café Österreichs kann sich in Sachen Lage mehr als nur sehen lassen, weiß aber auch mit extravaganter Architektur zu gefallen. Und auch die Mehlspeisen, der Kaffee und die Kuchen sollen dort ganz und gar nicht von schlechten Eltern sein. Die Bilder in meinem Kopf waren jedenfalls eindeutig: Ich saß mit einer guten Tasse Kaffee und einem herrlichen Kuchen ganz ohne Laptop im "Café 3.440", obwohl es dort natürlich WLAN gab, und ließ meinen Blick in die Ferne schweifen. Wie herrlich: keine Häuser, die meinen Blick fesselten. Nur Schnee, Stille und Weite. Der Blick wurde freier, befreiter. Das "Café 3.440" am Pitztaler Gletscher: Außen hui, innen hui... Ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit scheint es aber dann doch zu geben. Das Wasser (Trink- und Nutzwasser) muss täglich mit Kanistern transportiert werden. Außerdem ist der Siedepunkt des Wassers auf dieser Höhe bei ca. 90 Grad angesiedelt, d.h. es braucht eine ganz individuelle Einstellung der Kaffeemaschinen. Auch das Bierzapfen ist in dieser Höhe eine ganz eigene Wissenschaft. Und auch die MitarbeiterInnen ermüden auf dieser Höhe schneller. Das „Café 3.440“ am Pitztaler Gletscher hatte also auch gewissen Tücken – zumindest für die Menschen, die dort arbeiteten. Dennoch: Ich konnte nicht anders als mir die Menschen, die an einem solchen Ort arbeiten durften, als glückliche Menschen vorzustellen. Und auch ich würde demnächst meine gehörige Portion Glück tanken, wenn ich dem „Café 3.440“ am Pitztaler Gletscher einen Besuch abstatten würde… [kkstarratings]
Wohnen im Wein – oder doch im Jagdhof?
Oftmals kommt es unerwartet. Und meistens auch anders als man denkt. Und oft denkt man noch nicht einmal daran. Und dann passiert es: Eine Überschrift, die einen trifft, verwundert und ein wenig stutzig macht. So jedenfalls geschehen im September letzten Jahres bei einer Bahnreise nach Wien. Plötzlich war sie da, ganz wie aus heiterem Himmel: „Wohnen im Wein“. Ein wenig gewagt das Wortspiel, zugegeben. Aber treffend – auch weil es mir einige Bilder wie Flausen in den Kopf setzte, die ich nicht mehr loswurde. „Wohnen im Wein“, das sind Bilder von endlosen Weingärten in bester, sonniger Lage. Das ist aber auch schon die Vorahnung des Geschmacks von gutem Wein. Das ist ein Versprechen, dass es dort, wo man gerade nicht ist, besser ist. Und eine gute Flasche besten Weines dort auf einen wartet. Doch meine Gedanken driften nicht nur ab und schweifen über die Weingärten, es mischen sich auch Erinnerungen an einen Aufenthalt im „Jagdhof“ im Stubaital in diese Bilder mit ein. Und vielleicht, so denke ich mir immer wieder, war es das tatsächlich, was für mich subjektiv der Bedeutung der Überschrift in diesem Bahnmagazin am nächsten kommt. Wohnen in einem Hotel mit einem Weinkeller, der wirklich alle Stückeln spielt. In dem Erwartungen konstant entsprochen wird, aber, und da beginnt der Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Weinkeller, diese Erwartungen stets auch übertroffen werden. Der Weinkeller im Jagdhof gehört zu den besten weit und breit... Wohnen im Jagdhof mit Wein… Ich bin ja sonst wirklich der letzte, der mit Zahlen und Fakten kommt. Schließlich habe ich nicht umsonst irgendetwas mit Literatur studiert, aber das hier ist einfach zu eindrucksvoll, um es unerwähnt zu lassen: rund 20.000 erlesene Weine lagern hier im Weinkeller. Schöne Erinnerungen standen für mich in engem Zusammenhang mit diesem Weinkeller. Und bevor ihr euch denkt, dass das irgendwie merkwürdig klingt und es mir nur ums trinken ginge, dann lasst euch eines gesagt sein: der Genuss eines guten Weines ist das exakte Gegenteil von trinken oder gar von betrinken. Im Jagdhof warten kulinarische Köstlichkeiten allererster Kajüte... Guter Wein ist die Lust am schmecken der feinen Unterschieden, das Feststellen von Differenzen in Sachen Qualität, Geschmack, Reife. Weintrinken ist die Lust am Nachgeschmack, am Abgang. Daran, wie der Geschmack des Weines langsam vergeht und doch immer noch als Ahnung präsent bleibt. Das ist für mich Genuss. Und das hört nicht beim Wein auf, sondern setzt sich im allerbesten Fall auch auf der Ebene der Kulinarikfort. Meine Erinnerungen an den Jagdhof flüsterten mir in dieser Hinsicht auch nur Lobeshymnen ins Ohr. Mein Besuch im Jagdhof lag nun leider schon einige Monate zurück. Langsam verblassten meine Erinnerungen an meinen Aufenthalt ein wenig. Es war aber ganz ähnlich wie bei dem Abgang eines guten Weines. Denn bei einem guten Wein ist es eindeutig: Je anhaltender der Nachgeschmack, desto besser der Wein. Ergo: Je besser das Hotel, dessen Kulinarik und dessen Weinkeller, desto anhaltender die Erinnerung. An den Jagdhof dachte ich immer wieder mal gerne und sehr freudig zurück. Und manchmal dachte ich fast schon, den Geschmack der herrlichen Weine wieder auf der Zunge und am Gaumen zu haben. Auch in Sachen Spa und Wellness sollte man dem Jagdhof eine Chance geben. Aber da wäre wieder eine andere Geschichte... Aber Erinnerungen musste man auch immer mal wieder auffrischen. Gerade jetzt im kommenden Frühling sollte der Jagdhof wieder Ziel eines verlängerten Wochenendes werden. Meine Liebe zu Wein, Kulinarik, Wellness und Natur verlangte es von mir. Ich würde der Versuchung demnächst nachgeben. Wieder wohnen mit und sozusagen "im Wein". Guter Wein als Leitkategorie, als Anleitung zum ganzheitlichen Genuss der alle Lebenslagen einschließt und mit meint. [kkstarratings]
Kitzbühel – Schickimicki und was sonst?
Kitzbühel: Ist das nicht die Stadt, bei der man auf Schritt und Tritt darauf achten muss, dass man Karlheinz Grasser mit seiner blütenweißen Weste und seiner Angetrauten Fiona nicht begegnet? Schließlich könnte einem diese Promi-Paar hinter jede Ecke auflauern. Außerdem haben sich doch auch die beiden Möchtegern-It-Girls Tara und Moni aus der ATV-Serie vor kurzem nach Kitzbühel verirrt und waren dort auf der Suche nach Promis und reichen Männern. Auch Leuten wie Hansi Hinterseer oder Uschi Glas könnte man vielleicht über den Weg laufen. Zumindest, wenn man weiß, wo man hin muss um diese zu Gesicht zu bekommen. Einfach gesagt also: Wer Promis und solche, die sich dafür halten, nicht mag, wird in Kitzbühel eher am falschen Ort sein. Oder? In Sachen Shopping kann sich Kitzbühel mit so mancher Weltstadt messen... Für mich ist es jedenfalls höchst an der Zeit, dieses Bild von Kitzbühel ein wenig zu korrigieren. Kitzbühel, das ist für mich nicht nur die Promi-Stadt und der Promi-Bezirk, das ist nicht nur die Stadt durch die ich durch fahre, wenn ich auf dem Weg nach Osttirol bin. Eines Tages jedenfalls, nachdem ich einige Male durch Kitzbühel nur durchgefahren bin, weil ich eben obiges Promi-Vorurteil hatte, blieb ich stehen. Aus der Idee heraus, dass man Vorurteile einfach mal auf die Probe stellen muss – und sie entweder bestätigt oder völlig widerlegt bekommt. Bei Kitzbühel war zweiteres der Fall. In Kitzbühel kann man Sommer wie Winter einfach herrlich shoppen gehen... Shoppen in Kitzbühel: Exklusiv und doch (meist) leistbar In Kitzbühel kann man nämlich ganz fabelhaft shoppen und einkaufen gehen. Und zwar durchaus auch als "Normalsterblicher" und mit einer durchschnittlichen Brieftasche ausgestattet. Vor allem meine Frau war kaum mehr aus Kitzbühel weg zu bekommen. Was wohl vor allem den exklusiven Mode- und Schuhgeschäften geschuldet ist. Nach dem Motto „Man gönnt sich ja sonst nichts“ kann man hier Schuhe kaufen, die wohl auch Uschi Glas oder Tara und Moni tragen würden. Und auch das eine oder andere schmucke Teil kann man hier erstehen. Keine Frage: Für eine kleine Stadt bietet Kitzbühel wahnsinnig viele gediegenen und geschmackvollen Boutiquen an – was zwar wiederum der Kaufkraft von so manchem Promi geschuldet sein mag, aber auch jedermann und jederfrau freuen darf. Denn wer will nicht auch hin und wieder ein bisschen Luxus in seinem Leben haben? Wenn man schon einmal im Bezirk Kitzbühel ist, sollte man dem "Stanglwirt" einen Besuch abstatten... Und noch ein Tipp, den ich euch dringend geben möchte: Gönnt euch doch nach dem einen oder anderen Shopping-Exzess eine Einkehr beim „Stanglwirt“ in Going. Das „Bio- und Wellnesshotel“ wird seinem weltweiten Ruf wirklich mehr als nur gerecht. Zwar nicht wirklich ganz preiswert, aber den Preis wert. Achja, und bevor ich es vergesse: Kitzbühel wurde 2013/2014 von skiresort.de als weltweit bestes Skigebiet ausgezeichnet. Auch ein Punkt, der sehr für Kitzbühel spricht. Ihr seht also schon: Die „Gamsstadt“ und der Bezirk Kitzbühel ganz generell haben mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick glauben möchte. Und dabei habe ich euch hier wirklich nur kurz von der Spitze des Eisberges berichtet. Mehr dazu folgt in Kürze... [kkstarratings]
Sexten: 3 Zinnen, Käse, Wein und noch viel mehr…
Erst vor wenigen Tagen bin ich über ein sehr passendes und meiner Meinung nach auch gelungenes Gedicht von Theodor Storm gestolpert: „Der Nebel steigt/ es fällt das Laub// Schenk ein den Wein, den holden!//Wir wollen uns den grauen Tag// Vergolden, ja vergolden//“ Passenderweise trägt dieses Gedicht, das hier nicht ganz vollständig wiedergegeben wurde, den Titel Oktoberlied. Und was für den Oktober gilt, das gilt für den November schon lange. Wer dieses Gedicht ein wenig frei interpretieren will, der kann es auch als Aufruf zum reichhaltigen Weinkonsum auslegen. Kann man, muss man aber nicht. Vielmehr kann man diese paar Zeilen auch als Aufruf zum Genuss und zum Genießen auslegen. Ich tendiere zur zweiten Variante, auch wenn die Grenzen oftmals fließend sind. Sexten im Herbst... Man kann aus diesem Gedicht aber auch ableiten, dass man die Jahreszeiten genießen soll, wie sie eben sind. Man muss sich mit eben mit der Jahreszeit arrangieren, mit deren je eigenen Schönheit und den je eigenen Produkten und Aktivitäten, die sich in den Jahreszeiten bieten und anbieten. Es ist eigentlich ganz einfach: Der Herbst ist eine Zeit für Wein, Käse, Kastanien, letzte Wanderungen bevor der Schnee kommt und noch vieles mehr. Und genau da kommt auch Sexten ins Spiel, das auch als „Dorf der drei Zinnen“ bezeichnet wird. Sexten: Dorf der drei Zinnen... Diesen Namen verdankt Sexten den drei markanten, mächtigen Gebirgsspitzen, die man große Zinne, kleine Zinne und westliche Zinne nennt. Der eindrucksvolle Naturpark drei Zinnen umfasst eine Fläche von 11.635 Hektar. Dabei ist diese Fläche über die Gemeinden Innichen, Sexten und Toblach verteilt und definitiv einen Besuch und mehrere Wanderungen wert. Doch nicht „nur“ das hat Sexten zu bieten. Vielmehr kommt aus diesem Dorf ein gar herrlicher Bergkäse, der Sextner Bergkäse. Beschrieben wird der „Sextner Bergkäse“ als ein Naturprodukt, das seine sensorischen Qualitäten erst nach einer Reifezeit von mindestens 10 Wochen entfaltet. Der Geruch soll dabei an Waldboden, Naturkeller und Leder erinnern. Da ich leider noch nie einen Sextner Bergkäse kosten durfte, kann ich das weder bestätigen noch widerlegen. Auf der Suche nach dem perfekten Käse wäre es aber wohl anzuraten, Sexten einen Besuch abzustatten und den Sextner Bergkäse zu verkosten. Denn Käse hat auch immer mit dem Ort zu tun, an dem er hergestellt wird. Soll heißen: Direkt in der Region genossen schmeckt er am besten. Es ist fast so, als ob guter Käse die Natur, die Region und die Atmosphäre von Landschaften und Orten inkorporiert und zum Ausdruck bringt. Man soll Käse, Region und Genuss nur im Notfall trennen. Und wenn, dann zumindest in schönen Urlaubserinnerungen schwelgen, wenn man den Sextner Bergkäse genießt. Und zum Schwelgen muss man diese Erinnerungen überhaupt erst einmal sammeln. Ein glücklicher Mensch sammelt Urlaubserinnerungen und Erinnerungen an schöne Tage – und kann diese Erinnerungen zum richtigen Zeitpunkt abrufen. Der "Wiesenhof" in Sexten: Punkt 1 auf der "To-Do-List"... Darum also an dieser Stelle ein Vorschlag, wie man solche Augenblicke sammeln könnte. Man kann es auch als eine kleine Anleitung zum Glücklich-Sein lesen. Punkt eins auf dem Weg zum Glück: Einen Urlaub buchen. Zum Beispiel im "Hotel Wiesenhof" in Sexten. Zweitens: Dem Naturpark drei Zinnen einen Besuch abstatten Drittens: Den „Sextner Bergkäse“ genießen, am besten in Sexten selbst Viertens: Die Sextner Sonnenuhr zum Anlass dazu nehmen, sowohl Handy auszuschalten als auch die eigene Uhr anders gehen zu lassen. Die weiteren Punkte zum glücklich sein wird man dann vor Ort vorfinden. Denn glücklich sein hat auch viel mit Spontanität zu tun. Und vor allem auch mit der Tatsache, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Sexten im Herbst und im Winter ist zweifellos ein solcher Ort, bei dem die Zeit immer richtig ist.
Lass den Fasching am Walchsee Fasching sein
Nun kann ja wirklich nicht behauptet werden, der Fasching sei schon vorbei. Und aus der derzeitigen Sicht kann man auch noch gar nicht behaupten, den Fasching gut überstanden zu haben. Wer weiß schon, was die Faschingszeit noch bringt? Vielleicht sollte man sich also präventiv darum kümmern, dass man zur richtigen (oder falschen?) Zeit nicht mitten im Faschingstreiben steckt? Und den Fasching- und die Faschingszeit zu seinen Gunsten interpretieren. Und auch den Walchsee in seine Überlegungen mit einfließen lassen. Doch lasst mich erst mal ein wenig ausholen. Am Walchsee kann man die etwas andere Faschingszeit erleben... Fasching ist ja bekanntlich eng verwandt mit dem Karneval. Und der Karneval war seit jeher ein Zeitraum, in dem sich Rollen vertauschten und der Alltag außen vor gelassen wurde und wird. Wer einmal Leute davon erzählen gehört hat, wie sie sich eine Woche auf den Kölner Karneval einlassen, der weiß vielleicht, was ich meine. Im bunten Karnevals- und natürlich auch im Faschingstreiben anderswo stehen sich der Manager und der „normale“ Arbeiter auf gleicher Augenhöhe gegenüber. Die vermeintlichen Hierarchien verlieren sich in der Masse und in der Tatsache, dass alle nur eines im Sinn haben: Spaß, Freude, Heiterkeit, ausgelassenes Feiern. Im Fasching kann der Narr ein König sein und der König ein Narr. Alles ist möglich. Die Welt steht Kopf und dreht sich anders. Fasching mal anders am Walchsee… Das ist auf alle Fälle EINE Interpretation, die auch MEINE Interpretation zulässig macht und legitimiert. Und auch den Walchsee nachhaltig und logisch ins Spiel bringt. Wenn nämlich die Faschingszeit ein Zeitraum ist, dann ist es auch legitim, seine Zeit anders als im üblichen Alltag zu verbringen. Dann ist es auch legitim, in dieser Zeit seine Rollen und seine üblichen Gewohnheiten und Tätigkeiten mal hinten an zu stellen. Dann ist es nur folgerichtig, dass der überengagierte Manager zum Müßiggänger wird und sich die gestresste Mutter von zwei Kindern endlich mal Zeit für sich gönnt, die Füße hochlegt und sich die Welt temporär nur noch um sie dreht. DAS ist definitiv auch Fasching. Man muss der Welt nur die Chance geben, dass sie sich anders drehen kann. Und die Gelegenheiten, die sich ergeben, beim Schopfe packen. Sich einfach das Recht herausnehmen, mal "nur" einen Spaziergang am Walchsee zu machen... Und damit kommen endgültig der Walchsee und die „Verwöhnhotels ins Spiel. Und die Sache verkompliziert sich noch ein wenig. Denn mit dem Angebot der „Verwöhnhotels“ lässt sich der Fasching quasi gegen sich selbst kehren. Denn wer sich das Recht herausnimmt, in der Faschingszeit anders zu sein als normalerweise, der kann sich auch bewusst gegen den Fasching als Veranstaltung und als „Krawall-Zeit“ entscheiden. Der kann in dieser Zeit lieber die Ruhe, die Erholung und die Entspannung suchen und sich die Option gönnen, statt im bunten Faschingstreiben zu versinken lieber am Walchsee spazieren zu gehen und sich in den Verwöhnhotels eine gehörige Portion Wellness und Kulinarik abhzuolen. In der Faschingszeit ist schließlich alles möglich. Diese Fülle an Möglichkeiten gilt es ausnützen. Nehmt euch die Freiheit heraus und lasst eure Welt auf den Kopf stehen. Der Walchsee könnte ein guter Anlass sein um sich diese Freiheit einfach herauszunehmen… [kkstarratings]
Sie ist spektakulär, die Ruhe im Jaufental
Immer wenn ich irgendwo das Wort „Ruhe“ lese kommt mir unweigerlich eine Formulierung in den Sinn, die in ihrer Form so paradox wie sinnvoll ist: „Kommen Sie zu uns, wir haben nichts.“ Dieses Zitat wurde in gänzlich anderem Kontext, in Bezug auf das Osttiroler Villgratental, formuliert und wurde einst in einem Artikel der Zeit einem Bergführer in eben diesem Tal entlockt. Gemeint ist damit natürlich nicht, dass es dort nichts gibt. Aber eben nichts von dem, was man andernorts findet und von dem mancher oder manche glaubt, dass es zu einem perfekten Winterurlaub dazugehört: Discos, Boutiquen, „Bettenburgen“ und vieles mehr findet man ebendort nicht. Sondern eben die Ruhe, die schon zum geflügelten Wort geworden ist, ebenso wie den sogenannten „sanften Tourismus“. Nun haben wir es aber hier nachweislich nicht mit dem Villgratental zu tun, das mit seinen Besonderheiten aber auch mit seinen Eigenheiten lockt, sondern mit dem Jaufental und der Ferienregion Ratschings. Kein Durchgangsverkehr, keine Hektik, kein Lärm wird hier versprochen. Wie klingt das in den Zeiten des vorweihnachtlichen Stresses? Ich würde definitiv sagen, dass man die Wörte „traumhaft“ oder „verlockend“ hier benutzen könnte. Das Jaufental als „alpine Perle“ der Ruhe… Die Region Ridnaun-Ratschings-Jaufental ist Mitglied einer Kooperation, die sich „Alpine Pearls“ nennt. Die Kooperation hat die Förderung klimaschonender Mobilität in den Urlaubsorten im Sinn. Zwischen 28 Urlaubsorten in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien und der Schweiz kann man in dieser Hinsicht mittlerweile wählen. Was jetzt in obiger Beschreibung ein wenig nüchtern, sachlich und vielleicht gar nicht so verlockend klingt, hat aber weitreichende Konsequenzen, die für alle Ruhesuchenden in der Alltagshektik höchst interessant sind. Eine wahre alpine Perle ist das Jaufental... Denn wie klingt das für all jene, die nicht zwingend nach einer Fortsetzung der Hektik im Urlaub streben? Es soll auch Leute geben, die nach der Rückkehr aus dem Urlaub keine Lust darauf haben Urlaub vom Urlaub nehmen zu müssen. In Ratschings, das sich über das Jaufental, das Ratschingstal und das Ridnauntal erstreckt und flächenmäßig die größte Gemeinde der Bezirksgemeinschaft im Wipptal ist, wird man jedenfalls eine andere Form von Urlaub vorfinden. Dazu ist wohl ein kleines Experiment angebracht: Kein Durchgangsverkehr, keine Hektik, kein Lärm? Was für Bilder habt ihr vor Augen? Im Zuge der Kooperation „Alpine Pearls“ verpflichten sich die Orte und damit auch Ratschings im Jaufental zu einem verkehrsberuhigten Ortskern. Ratschings im Jaufental Statt mit dem Auto ist hier eine Bahn- oder Busreise wohl angebrachter, im Ort selbst sind auch alternative Bewegungsmethoden hoch im Kurs, die nicht mit „A“ beginnen und mit „uto“ enden. Stattdessen werden Bewegungsformen schlagend, die mit Fuß, Fahrrad, E-Bike oder ähnlichem bezeichnet werden. Einiges davon fällt natürlich im Winter flach. Dafür gibt es aber nicht „nur“ das Jaufental und Ratschings selbst, sondern natürlich noch ganz viel Natur drumherum. Um sich hier vorzustellen, wie es sich in Ratschings und im Jaufental vor Ort „anfühlt“ genügen schon einige Schlagworte, und man ist mitten drin statt nur dabei in seinem ganz eigenen Urlaubs- und Ruhetraum: Langlaufen! Rodeln! Winterwandern! Skitouren! Pferdeschlitten-Fahrten! Habt ihr jetzt auch das etwas klischeehafte Bild von verschneiten Landschaften im Kopf, in der Stille und Ruhe vorherrschen? Dazu weit und breit keine „Halli-Galli“ Apré-Ski-Hütten, sondern eher noch die Möglichkeit gemütlich wo einzukehren, ohne Zwang zur „Zwangsbespaßung“? Klingt schön und ist es auch. Ein Urlaub in dieser Region ist nicht zwingend durchorganisiert und durchgeplant bis ins kleine Detail, sondern man findet auch Zeit und lässt den Tag kommen, wie er eben kommen mag und schaut, was sich entwickelt und was man dann aufgrund der Sachlage vorhat. Von Event zu Event und von Party zu Party zu hetzen kann ja schließlich auch anstrengend sein. Aktiv sein heißt nicht sich zu erschöpfen, sondern die richtige Aktivität am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu setzen. Das ist eine Lebenskunst, die man nur an Orten wiederfindet, an denen man wirklich mit der Stille und der Ruhe leben lernt. Und noch etwas: Das Skigebiet Ratschings-Jaufen darf noch als Geheimtipp gelten, aber als einer, der es in sich hat: In Skiresort.de wird das Skigebiet gar als führendes Skigebiet 2013 bis 30 km Pisten ausgezeichnet. Wie lange es also noch ein Geheimtipp bleibt ist fraglich. Man sollte sich beeilen und auf es keinen Fall weiterzählen, sondern einfach ins Jaufental nach Ratschings kommen und still genießen. Der Genießer schweigt und genießt. Zum Glück gilt hier nicht die Formulierung in Bezug auf das Villgratental (die übrigens auch dort nicht wirklich gilt), dass es hier „nichts“ gibt. Im Gegenteil: Es gibt genug vom Richtigen und vom Guten! Der Alpenhof in Ratschings lädt zum Verweilen ein... So möchte ich euch zum Schluss auch noch einen anderen Geheimtipp mitgeben, damit ihr eure Ruhe, die ihr im Jaufental finden werdet, noch mit den Zusätzen „absolute“ und „wahrhafte“ versehen könnt: Der „Alpenhof“ eignet sich hervorragend, um ein paar Tage in Ratschings zu verbringen. Wäre diese Formulierung nicht so abgedroschen, dann wäre sie passend: Im "Alpenhof" kann man "die Seele baumeln" lassen. Also: schnell eines DER Bücher über "Stille", John Cage "Silence", in den Koffer geworfen, dazu ein paar Stücke Winterkleidung und -equipment und eigentlich steht einem ausgedehnten Winterurlaub nichts mehr im Wege...
Existenzängste? Champagner! Und das alles in Ischgl…
Wer kennt es nicht. Das Bild, welches vor einiger Zeit so hartnäckig durch die Social-Media-Kanäle gegeistert ist? Darauf zu sehen war ein Graffiti, das zwei Worte zeigte: Existenzängste und Champagner. Das Wort Existenzängste war rot übersprüht, also durchgestrichen und darunter war zu lesen, was wohl im Kopf des Sprayers sinnvoller als Existenzängste wäre, nämlich Champagner. Man kann es auch einfach sagen: Guter Champagner ist immer eine Lösung. Oder um es mit den Toten Hosen zu sagen: „Kein Alkohol ist auch keine Lösung.“ Zugleich soll das aber auch kein Aufruf zum Alkohol trinken sein. Eine schwierige Gratwanderung. Und für Kinder ist dieser Text hier ja ohnehin nichts. In Ischgl bleibt gar keine Zeit für Existenzängste. Champagner ist stattdessen angesagt... Es gibt jedenfalls schöne Zufälle, die man nicht auslassen darf. Nicht dass ich gerade Existenzängste hätte, aber eines ist klar: Im November und Dezember ist man stimmungsmäßig ohnehin immer ein wenig angeschlagen und fühlt sich eher wie in einem Song von The Cure als wie in einem Song der Beach Boys. Zumindest geht es mir sehr oft so. Ich behaupte jetzt nicht, dass Champagner die Lösung für alles ist, aber eine gepflegte Party am richtigen Ort mit den richtigen Leuten mit dem richtigen Getränk kann wahre Wunder wirken. Damit also zum Zufall: Just als ich wieder mal bei einem „Freund“ auf Facebook das Graffiti „Existenzängste/Champagner“ gesehen hatte, hat mich ein Bekannter auf die „Champagnerhütte Ischgl“hingewiesen. Na, wenn das mal kein Zeichen war! Noch dazu dass dieser Ort meinem neuen Motto sehr entgegenkam: „Der schönste Schwung ist der Einkehrschwung“. Im Moment tendierte ich, nachdem ich wieder mal erste Schritte auf den Skiern versucht hatte, dazu, den Spruch umzuschreiben, und aus der Dichotomie Existenzängste/Champagner schlicht und einfach Skipiste/Apré Ski zu machen. Entlang dieser Gegensatzpaare ließ sich mein anstehender Winter gut beschreiben. Immer wieder tendierte ich in die eine oder andere Richtung. In diesem Fall wieder einmal in Richtung „Danach“ , also in Richtung sogenanntes „Aprés Ski“. Und in Richtung Ischgl. Und was ist eine feiernde Meute beim „Aprés Ski“? Richtig: Mit Foucault gesprochen wohl auch eine Heterotopie, ein sogenannter "anderer Ort". Keine Sorge, das wird hier kein philosophisches Pro-Seminar, sondern vielmehr eine kurze Anmerkung um den Ort „Champagnerhütte“ zu beschreiben. In seinen Begrifflichkeiten fällt auch der Begriff Heterochronie. Foucault formuliert es wie folgt: „Die Heterotopie erreicht ihr volles Funktionieren, wenn die Menschen mit ihrer herkömmlichen Zeit brechen.“ Man kann aber auch ganz einfach und ohne philosophische Reflexion behaupten, dass die Zeit bei guten Partys und bei guten Orten, an denen solche gefeiert werden, einfach anders läuft und die Uhren schlichtweg anders ticken. Wer könnte das nicht bestätigen? Wer ist nicht schon mal von einer guten Party gekommen und hat sich gefragt, wo die Zeit und die Dunkelheit der Nacht hin ist? Wer ohne diese Erfahrung ist, der werfe den ersten Stein. Wer allerdings schon öfter diese Erfahrung gemacht hat, vor allem bei Partys in Winterskiorten, der wird sich wohl in der Champagnerhütte mehr als nur wohlfühlen. Diese Hütte macht ihrem Namen wirklich alle Ehre... „Open End“ in der „Champagnerhütte“ in Ischgl Eine schöne Formulierung ist dabei auch „Open End Parties“. Wo normalerweise die Zeit ein Ende hat, ist hier alles open End. Das Ende ist also offen, es spielt auch keine Rolle mehr. Die Zeit wird zur Nebensache und tickt grundsätzlich anders... Aber vielleicht sind diese kleinen philosophischen Reflexionen auch Teil des Problems und nicht der Lösung? Vielleicht muss man sich in eine Party auch „Einfach-So“ hineinstürzen, ohne groß darüber nachzudenken, warum es sich lohnen könnte sich in ebendiese hineinzustürzen. Vielleicht verhielt es sich mit dem Skifahren ja ähnlich: Vielleicht sollte ich mich einfach auf die Bretter wagen, die in Tirol die Welt bedeuten und nicht tausend Gründe dafür finden, warum das „Danach“ interessanter und besser war als die Sache an sich. Und die Sache an sich war im Winter zweifellos das Skifahren. Vielleicht war es aber genau umgekehrt: Es konnte ja auch sein, dass man durch eine richtig gute Party in der „Champagnerhütte“ in Ischgl lernte, wie man sich auf der Skipiste verhalten sollte. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig seltsam oder vielleicht sogar rücksichtslos, doch das Gegenteil ist der Fall: Wer sich nicht sorgt, sondern lebt, der fährt sicher auch besser Ski, weil er sich mehr auf die Situation und auf den Augenblick einlässt und daher also auch aufmerksamer ist. So einfach ist die Sache im Grunde. Vielleicht hatte ich ja doch eine Art von Existenzängsten und glaubte, dass ich folglich nie wirklich ein guter Skifahrer werden würde. Und auch zum Partylöwen war ich wohl nicht geboren. Aber wer weiß das schon so genau? Ischgl und die „Champagnerhütte“ würden wohl eine Lösung für meine Probleme und für meine Fragen anbieten. Soviel war schon einmal sicher. Eine einfache Lösung war auch schon zur Hand: Ein paar Tage in Ischgl im „Trofana Royal“ und alles würde klar sein. Da war ich sicher. Es war wieder mal Zeit für Champagner und dafür, etwaige Existenzängste hinter sich zu lassen.
Olang in Südtirol – Ein Urlaubstipp
Erst vor kurzem hatte ich festgestellt, dass sich wohl der Sommer langsam dem Ende zuneigt und der Herbst mit der einen oder anderen kühlen Brise am Abend schon erste Zeichen sendet. Und was macht man, wenn man es nicht in Kauf nimmt, dass man jetzt Abends schon nicht mehr kurzärmelig draußen sitzen kann? Richtig: Man fährt in den Süden! Denn ein paar Kilometer machen da oft schon einen entscheidenden Unterschied. Olang in Südtirol erfüllt diese Kriterien, etwas südlicher zu sein als mein momentaner Aufenthaltsort. Und dass die Region damit wirbt familienfreundlich, ja der perfekte Ort für Familien zu sein, machte den Gedanken noch attraktiver. Den Sommer noch ein wenig verlängern? In Olang überhaupt kein Problem... Einfach nach Olang abbiegen… Interessant dabei war, dass ich, jetzt im Nachhinein gesehen, schon oft von Olang gehört oder besser gesagt gelesen hatte. Auf meinem Weg nach Osttirol, in das es mich familiär bedingt immer wieder mal „verschlägt“, hatte ich auf dem kurvenreichen Weg durchs Pustertal das Ortsschild von Olang gesehen, das wie ein Versprechen da stand. Ein Versprechen, dass sich abseits der kurvigen Straße, die sich durchs Pustertal schlängelt, ein Ort befindet, an dem man von all dem nichts mitbekommt. Ein Ort der "abseits" liegt, nicht nur geographisch, sondern auch atmosphärisch. Ein Ort zum Wohlfühlen, zum Abstand gewinnen. Olang im Sommer: Was für eine herrliche Landschaft... Kein Straßenverkehr mehr, nur noch Erholung und Entspannung. Weit abseits der Hektik in wunderbarerer Lage gelegen habe ich mich schon öfter gefragt, warum ich nicht einfach mal mitsamt der ganzen Familie spontan abgebogen bin um ein wenig Erholung zu finden. Olang wirkt so, als ob es der Ort wäre, an dem man diese findet. Allein der Anblick des "Pragser Sees" reichte jetzt im Moment aus um mich noch einmal zu fragen, warum ich dieses Naturjuwel bisher nicht aufgesucht, ja ehrlich gesagt gar nicht gekannt hatte. Ein Versäumnis, das man demnächst gut machen musste. Olang ist jedenfalls zweifellos der perfekte Ort, um mit seiner gesamten Familie noch einmal ein paar Tage Urlaub einzulegen und den Sommer noch mal voll zu genießen. Aber ich bin überzeugt davon, dass es sich auch im Herbst in Olang aushalten lässt. Von meiner Seite her jedenfalls eine klare Empfehlung Olang demnächst mal einen Besuch abzustatten. Am besten mit der ganzen Familie im Gepäck.
Der Hintertuxer Gletscher, oder: Wie ich mich meinen Abgründen stellte
Ich weiß nicht wie es euch geht: Aber ich verdaue es jetzt gerade mal erst, dass der Sommer vorbei ist, sich der Herbst breit gemacht hat und der Winter schon erste Anzeichen gibt, uns demnächst mit seiner weißen Pracht zu erfreuen. Persönlich bin ich niemand, der den Winter schon herbeisehnt, auch wenn diese Jahreszeit natürlich nicht die unschönste war. Nicht zu verachten diese wunderschönen, verschneiten Hänge, Pulverschnee, Apré Ski und was sonst noch so alles dazugehörte. Die einzige Sache, die man in dieser Hinsicht beherrschen musste war das Skifahren, denn allein mit dem Apré ohne Ski war es dann doch auch nicht getan. Ich sah es schon kommen, denn diese Beichte ist ja mehr als peinlich: Ich kann, obwohl in Tirol geboren, kaum Skifahren. Ob sich der Hintertuxer Gletscher dann dafür eignet, Skifahren zu lernen? Ich kenne mich damit ja nicht aus, aber ich nehme mal einfach eine Antwort als richtig an: Wohl kaum. Wenn sich die Sache anders verhalten sollte, dann bin ich über sachdienliche Hinweise mehr als froh. Würde ich mich bald schon mit den anderen Könnern am Hintertuxer Gletscher tummeln? Vor kurzem befanden sich jedenfalls plötzlich Winterfotos (man sehe dazu nur einmal die Fotos in diesem Text an...) in meinen Mail-Posteingang. Und aus irgendeinem Grund blieb ich daran hängen. Vielleicht weil mir diese Bilder vorkamen wie ein Ausblick auf das, was mir demnächst ins Hause stehen würde. Und letztlich war es auch eine Aufforderung, endlich die eigenen Skifahrkünste, wobei ich von „Kunst“ noch sehr weit entfern war, zu verbessern. Der Hintertuxer Gletscher als DIE Herausforderung Alle Fotos glichen einem Imperativ, einer radikalen und ausdrücklichen Aufforderung und ließen meine Schmach deutlich werden. Lange Zeit hatte ich dazu geschwiegen und Freund_Innen einfach gesagt, dass der Winter nicht meine Jahreszeit war und wir uns dann einfach später treffen sollten, Abends, in Sicherheit, in einem Lokal. Die grausige Wahrheit wussten nur wenige Eingeweihte, meine besten Freunde, sozusagen der harte Kern, der mit all meinen Schwächen richtig umzugehen wusste. Es war Zeit mich dieser dunklen Seite meiner Persönlichkeit zu stellen und diese endgültig auszumerzen. Einen Schatten, mit C.G. Jung gesprochen, hatte wohl jeder. Aber als Tiroler dem Skifahren nicht wirklich mächtig zu sein war ein Schatten, mit dem ich nicht länger weiterleben wollte. Die Fotos vom Hintertuxer Gletscher hatten mich angestachelt, meinen Ehrgeiz entfacht. Die Aussicht auf einen Winter ohne Ausreden hatte ihr übrigens getan und mich gleich in den nächsten Stunden in ein Sportgeschäft gezerrt. Es war als zogen mit tausend Hände zu diesem Sportgeschäft. Einen Ort, den ich ansonsten tunlichst zu meiden gelernt hatte. Jetzt war es ein Ort der Herausforderung geworden, eine Hürde, die ich zu meistern hatte. Jetzt in den Augenblicken in dem ich diesen Beitrag hier schreibe, stunden Skiern und Ausrüstung in meinem „Home-Office“. Die Skiern starrten mich an, grinsten mich an. Doch im Gegensatz zum letzten Jahr grinste ich zurück, da ich wusste, ich würde als Sieger aus dieser Konfrontation hervor gehen. Der Hintertuxer Gletscher wartete schon und ich war bereits, die Herausforderung aufzunehmen. Ich dachte an Woyzeck, der in ebendiesem Stück darauf hinwies, dass jeder Mensch ein Abgrund sei. Ich würde mich meinen Abgründen stellen und mir würde kein Abgrund und kein Abhang zu steil sein. Die Gegenwart der Herausforderung war sogar noch stärker als zunächst befürchtet, dann ich hatte nicht mehr sehr lange Zeit, genau genommen gar keine mehr. Jeder Augenblick der verstrich, etwa indem ich Texte über die verstreichende Zeit schrieb, war ein Augenblick zu viel. Die Skisaison war nämlich gar nicht in einigermaßen sicherer Entfernung von ein paar Wochen, sondern sie hatten längst schon begonnen, zumal am Hintertuxer Gletscher. Denn der Hintertuxer Gletscher ist das einzige Ganzjahresskigebiet in Österreich. Ich musste also handeln, am besten sofort. Im Hotel Tuxertal würde ich Kraft für mein Vorhaben tanken... Was war also zu tun? Ich sah es klar vor mir, so klar und deutlich wie sonst selten zuvor: Ich musste ins Zillertal, so schnell wie möglich und meine Skifahrkünste ausbauen bzw. überhaupt erst aufbauen. Ein Hotel hatte ich auch schon gefunden, denn ich würde zweifellos mehrere Tage dazu brauchen. Das „Hotel Tuxertal“ war perfekt für mein Projekt. Wenn ich abends gebrochen nach Hause käme, wartete dann zumindest noch Wellness und Kulinarium vom Feinsten auf mich. So könnte ich mich wieder aufbauen für den nächsten Tage, für etwaige sich wiederholenden Niederlagen. Die Kunst des Scheiterns kam mir als Formulierung in den Sinn. Zu lange hatte ich mich in dieser Haltung zur Welt und vor allem zum Skifahren zu gemütlich eingerichtet. Diesen Winter würde sich alles ändern. Und der Winter hatte am Hintertuxer Gletscher schon begonnen. Meine Zeit wurde knapp, weshalb ihr mich jetzt hoffentlich entschuldigt… Ich bin dann mal weg, in der Region Tux-Finkenberg. Im "Hotel Tuxertal" würde man mich finden, falls mir jemand beistehen will...
Alte Liebe rostet nicht oder: Skifahren im Stubaital und anderswo
Wie sagt man so schön: "Alte Liebe rostet nicht". Oder auch „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht.“ Man könnte auch etwas weiter in die Trickkiste der melancholischen Liebesbezeugung greifen und gar Bonnie Prince Billy zitieren: „And then I see a Darkness, do you know how much I love you.“ Eines ist klar: Die Liebe steht hoch im Kurs, man traut ihr so einiges zu und auch im Falle einer leichten oder mittelschweren depressiven Verstimmung im Winter ist die Liebe ein Zufluchtsort, so kann man zumindest den Text von Bonnie Prince Billy interpretieren. Was aber, wenn es gar nicht um die platonische oder körperliche Liebe zwischen Mann und Frau, Frau und Frau und Mann und Mann geht, sondern um die Liebe als eine Metapher, als etwas, das man für einen Gegenstand und eine Sache empfindet? Nein, hier soll nicht die Rede von Fetisch jeglicher Art sein, sondern die Liebe zu einer Tätigkeit. Ein Schelm, wer dabei böses oder ungezogenes denkt. Es geht, no na wir sind ja schließlich in Tirol, ums Skifahren und die Liebe zu eben diesem Sport. Ich hatte ja schon oft erwähnt, dass meine Liebe zum Skifahren nicht ganz so groß ist und man es vielleicht besser als eine Hassliebe charakterisieren könnte. Natürlich mit dem Skifahren aufgewachsen, denn das saugt man ja förmlich mit der Muttermilch ein, trieb ich mich in meiner Jugend zunehmend im Tal, in Bars und bei Konzerten herum, sodass meine einstige Liebe zum Skifahren etwas in Vergessenheit geraten ist. Man könnte damit auch der ersten Aussage widersprechen: Alte Liebe kann sehr wohl rosten. Zumindest einrosten. Aber man kann sie vermutlich auch wieder „entrosten“, indem man sich einfach mal wieder auf die 2 Bretter stellt. Ob ich mich bei meinem "Comeback" gleich auf den Stubaier Gletscher wagen würde? Ein „Comeback“ im Stubaital… Und wie ist es, wenn der Prophet nicht zum Berg kommt? Richtig: Dann kommt der Berg bekanntlich zum Propheten. Ich hatte zumindest das Gefühl, dass es sich so verhielt. So konnte es ja schließlich überhaupt und ganz und gar nicht weitergehen. Während sich alle auf die Berge begaben und sich die Pisten hinunterstürzten saß ich zuhause und hörte das neue Album von John Abercrombie, obwohl ich noch in meinen 30ern war. Innerlich war ich jedenfalls schon viel älter, zumindest wenn es um meine Sportlichkeit ging. Das musste geändert werden. Eines war aber ebenso so sicher: Ich konnte nicht so tun, als hatte es den Bruch zwischen der Liebe Skifahren und meinen Interessanten nie gegeben. Ich musste noch einmal neu beginnen und neu ansetzen – unter anderen Vorzeichen. Ich konnte nicht einfach den üblichen Trampelpfaden folgen. Wer seine Liebe so lange vergessen hatte, der musste noch einmal neu anfangen. Irgendwie dachte ich dabei an ein Lied von Björk: „So when you come back, we will have to make new love“. Genau so, oder so ähnlich, war es auch beim Skifahren. Wenn es mit dem Skifahren nichts werden würde, dann blieb mir immer noch der "Jagdhof". Kein schlechter "Trost"... Man musste noch einmal neu seine Liebe finden, unter anderen Vorzeichen und man musste auch versuchen, all das einzubinden, was man anderweitig kennen und lieben gelernt hatte. Bei mir war das eindeutig: Meine Liebe zu Kulinarik, luxuriösen Hotels, zu gutem Wein und zu guter Musik würde mir bei so manchem Angebot wohl einen Strich durch die Rechnung machen. Anders formuliert: Für Hüttengaudi, DJ Ötzi und kleine Imbisse zum Bier war ich wohl nicht mehr zu haben. Ich wollte mehr. Oder um es mit dem guten Freddy Mercury zu sagen: „I want it all“. Das traf es auf den Punkt. Warum sich mit weniger zufrieden geben, wenn man auch alles haben konnte. Na eben. Wem eine passende Antwort dazu einfällt, der möge sich bitte bei den Kommentaren melden. Man hatte mir jedenfalls zugetragen, dass sich Tirol in nächster Zeit verstärkt um die Wiedereinsteiger_innen kümmern möchte. Eine gute Sache und von wegen Prophet und Berg, ihr wisst schon. Für mich war es jedenfalls ein deutliches Zeichen, dass es Zeit wurde aufs Ganze zu gehen. Bald würde es ein Comeback im Stubaital geben, meine Skifahrkünste würden wieder geschliffen und bestens sein. Meine ECM-CDs, die mich immer wieder durch lange Wochenende begleiteten würden erstmals ausgedient haben und würden erst in 10 Jahren wieder verstärkt zum Einsatz kommen. Stubaital ich komme! Und für alle Wiedereinsteiger_Innen, die sich wie ich wieder verstärkt auf die Skier trauen wollen ein Tipp: Fragt doch einfach direkt vor Ort nach, was sich das Stubaital (und noch viele andere Regionen in Tirol!) haben einfallen lassen, wenn es um die Wiedereinsteiger_Innen geht. Hier ist ein Stein ins Rollen gekommen, der schon längst hätte rollen sollen.
Wandern und Wellness im Kaiserwinkl
Habe ich da neulich den ersten zarten Hauch von Herbst verspürt, abends, als es dunkel wurde, im „Open-Air-Kino“ im Zeughaus? Es mag aber auch sein, dass ich in dieser Hinsicht sehr empfindlich und sensibel bin. Und das, obwohl ich die allzu heißen Tage gar nicht so sehr mag. Ich mag es, einfach formuliert, eher so im "Temperaturmittelfeld", wenn man nicht nur noch das Weite bzw. den nächsten See oder das nächste Schwimmbad suchen muss, um die Hitze irgendwie zu ertragen. Ganz egal ob ich jetzt falsch liege, dass es schon die ersten Anzeichen und Vorboten von Herbst gibt, ist es wichtig, dass man die Zeichen der Zeit erkennt und sich jetzt auf etwas konzentriert, das in der ärgsten Hitze ohnehin nicht so angenehmen ist: Das Wandern! Der auslaufende Sommer und der nahende Herbst sind definitiv kein Grund zur Traurigkeit. Ganz im Gegenteil, sondern man sagt dem Wetter im Herbst schließlich nach, dass es zunehmend stabiler wird und man muss dann auch nicht mehr Angst haben, beim Wandern von einem heftigen Sommergewitter überrascht zu werden. Zeit also, die positiven Seiten zu sehen. Und Zeit, sich auf die Angebote im „Kaiserwinkl“ zu konzentrieren. Dort kann man, sollte man noch ein paar Urlaubstage übrig haben, dem "Weitwandern" frönen, falls man es in diesem Fall so nennt. Ich kann mich jedenfalls erinnern, in einem anderen Kontext genau diesen Begriff so gelesen zu haben. Den ganzen Adlerweg werde ich (oder wir) wohl nicht schaffen, aber alleine die Option zu haben zu gehen so weit einen die Füße tragen, ist sehr verlockend... Vielleicht ist es gerade der Möglichkeitsraum, der sich damit auftut, der mich fasziniert. Immer wieder kleine Ziele vor Augen haben im Wissen, dass das erreichte Ziel nur ein mögliches Ziel ist, nicht das letzte Ziel. Auch wenn das ein wenig weit hergeholt ist, erinnert mich das an die Haltung zum „Textsinn“ bei Roland Barthes. Man kommt dem Sinn in der Lektüre immer näher, erreicht ihn aber letztlich nie. Und das „Unterwegs-Sein“ ist dabei lustvoll, der eigentliche Gewinn. Beim Wandern am Adlerweg im "Kaiserwinkl" ist der Weg das Ziel So ist das „Unterwegs-Sein“ im Kaiserwinkl und am „Adlerweg“ fast schon eine philosophische, jedenfalls eine kontemplative Möglichkeit, den Alltag hinter sich zu lassen und einfach zu gehen. Persönlich hatte ich es nie verstanden, warum man das Wandern (auch) als Wettbewerb verstand, mit der Frage, wer die meisten Gipfel in einer gewissen Zeit erklommen hatte. Mein Plan war: Langsam gehen, sich umsehen, die herrliche Natur im „Kaiserwinkl“ genießen, tief einatmen und Abstand gewinnen zu Alltag und Alltagsproblemen. Wo konnte man besser Distanz und einen Abstand erreichen, der Reflexion ermöglicht, als bei einem der zahlreichen Wanderungen und Gipfel im „Kaiserwinkl“? Ich konnte mir im Moment keinen besseren Ort vorstellen. Der Plan verfestigte sich also: Ich würde ein paar Tage im dort verbringen müssen, um den Spätsommer noch einmal so richtig zu genießen – und um meine Betrachtungen zu Roland Barthes und dem Wandern noch einmal genauer, konziser und beim Wandern selbst zu formulieren und zu vertiefen. Und auch meine Familie würde sich freuen, denn auch für Familien wird viel geboten. Und sogar noch etwas wurde mir zugeflüstert: Die Golfplätze im Kaiserwinkl konnten sich definitiv mehr als nur sehen lassen. Sogar vom Golfparadies Kaiserwinkl war oft die Rede. Kein Wunder, denn es gab gleich 3 Golfplätze: 18-Loch in Kössen, 18-Loch bei Reith im Winkl/Kössen und ein 9-Loch-Platz am Walchsee/Moarhof. Einem Golfurlaub in Tirol im Kaiserwinkl würde also auch nichts mehr im Wege stehen... Schließlich erkor ich jedenfalls die Verwöhnhotels zum Domizil, was meines Erachtens nur logisch war. Von dort aus war nämlich alles möglich. Die Seeresidenz & Seehof am Walchsee verhießen mir den größten aller Genüsse nach einer Wandertour oder auch nach einem Golftag: Abschalten, Entspannen und ein luxuriöses 'sich-gehen-lassen' in einem der schönsten Wellnessbereiche, die ich bisher kennenlernen durfte.
Das Hotel Hochfirst – Eine luxuriöse Winterheimat
Hotel „Hochfirst“. Für mich klang das schon einmal wie ein Versprechen. Denn im Wort „Hochfirst“ steckt mehr, als man zuerst vermuten würde. Das Wort zergeht schon mal auf der Zunge, hat aber auch einige interessante Bedeutungen. Der Name ist , wenn man sich ein wenig darin vertieft, eigentlich fast auch schon Programm. Man weiß, was einen erwartet. Denn eines ist evident: „Hoch“ hinaus geht es, wenn man sich ins „Hotel Hochfirst“ begibt. Das Hotel Hochfirst liegt äußerst privilegiert nicht nur bei den Skipisten, sondern ist faktisch schon mittendrin im Geschehen. Hier braucht man nur aus dem Bett zu fallen, sich die Skier anschnallen und schon ist man mittendrin statt nur dabei. Hier mit wirklich mittendrin. Raus aus dem Hotel - und schon mitten im Winterparadies... Interessanter wird es sogar noch, wenn man sich das kleine Wörtchen „First“ anschaut. Ein wunderbar vielfältiges Wörtchen, Germanisten würde es wohl Polysemie nennen, erwartet einen hier und lädt zur Interpretation ein. Natürlich fällt einem, zumindest aber mal mir, bei „First“ zuerst das englische Wort „first“ ein, das man am besten mit „erste“ oder „erstmals“ übersetzen könnte. Von dieser einfachen Auslegung aus könnte man also schlussfolgern, dass man es beim Hochfirst mit einer absolut „ersten“ Adresse zu tun hat. Und tatsächlich hält die Überprüfung des Hotels in dieser Hinsicht dieser ersten Vermutung stand. Wir haben es hier sicherlich mit einem der exklusivsten Hotels im Ötztal überhaupt zu tun. In Sachen Wellness und Gourmet wird man so schnell in dieser Region nichts besseres finden. 1.500 m2 „Alpen-Spa“ können sich schon mal sehen und auskosten lassen. Und das ist noch längst nicht alles. Winterwander rund ums „Hotel Hochfirst“ – Eine luxuriöse Winterheimat Und noch sind wir nicht mal mit dem Wörtchen „First“ durch. Neben der englischen Bedeutung gibt es noch zwei andere Bedeutungen, von denen ich bisher, ehrlich gesagt, gar nichts wusste. First ist auch die obere Schnittkante von zwei Dachflächen, auch „Dachfirst“ genannt. Man hat es hier also mit einem Haus zu tun, bei dem man ein gutes Dach über dem Kopf hat. Eine Beherbergung, eine luxuriöse Winterheimat, die einen auch im strengen Winter in den Bergen warm hält und einem Schutz und Geborgenheit bietet. Und natürlich auch die Möglichkeit, den Winter Winter sein zu lassen und sich stattdessen die eine oder andere Massage zu gönnen oder sich nach Strich und Faden kulinarisch verwöhnen zu lassen. Und selbst die Lage lässt sich noch von „First“ ableiten, denn „First“ bezeichnet eine Reihe von Gipfeln eines Gebirges, auch Gebirgskamm genannt. Sieht man sich die Bilder vom „Hochfirst“ an, dann kann man diese vermutete Lage nur bestätigen. Traumhaft sieht genau so und nicht anders aus. Und damit ist man noch nicht mal bei den Angeboten selbst angekommen – und schon weiß man, dass der Winterurlaub im „Hotel Hochfirst“ alle Stückeln spielen wird. Am besten man überzeugt sich selbst von diesen Angeboten, von der Kulinarik, von den Wellnessangeboten und vielem mehr. Darüber kann man eigentlich nicht schreiben, das muss man erlebt, erfahren und gesehen haben. Etwas kommt mir um rundherum um „Hotel Hochfirst“ als bekennender sehr schlechter Skifahrer sehr entgegen: Die Winterwanderwage und die Tatsache, dass hier endlich einmal der Wintersport des Rodelns nicht sträflich unterschätzt wird. Jetzt hatte ich Lust bekommen endlich vom Laptop aufzustehen, das schreiben einzustellen und mich ins „Hotel Hochfirst“ zu begeben. Denn mehr zuhause wie im „Hotel Hochfirst“ kann man sich im Urlaub eigentlich gar nicht mehr fühlen…
Frau Holle, WTF?
Eine Versuchsanleitung: Stellt euch vor ihr seid noch keine 18 Jahre alt, sehr internetaffin und würdet Tag für Tag von den Rekordschneemengen in Osttirol lesen. Und zugleich lest ihr immer wieder, dass das an anderen Orten einer der mildesten Winter überhaupt gewesen zu sein scheint, zumindest mal Top-3 seit es Aufzeichnungen gibt. Würdet ihr euch nicht fragen, ob Frau Holle jetzt endgültig den Verstand verloren hat? Oder, wie ihr es dann formulieren würdet: Frau Holle, wtf? Ich bin ja nun wirklich keine 16 mehr und neige auch nicht zu solchen Ausdrücken, aber: Genau das habe ich mir gedacht, als ich zum ersten Mal die Schneemassen in Osttirol zu Gesicht bekommen habe. Frau Holle, was soll das? Was hast du dir dabei gedacht? Geht das nicht vielleicht auch ein bisschen, sagen wir mal, ausgeglichener und ein wenig besser verteilt über ganz Tirol? Während in Innsbruck bei der Abreise noch ein Schneestand von 0,00 cm bei 14 Grad Fönwetter zu verzeichnen war, wurde ich in Osttirol, bereits knapp vor der Grenze von Südtirol nach Osttirol, mit meterhohen Schneewänden begrüßt. Zum Glück kannte ich die Strecke, ansonsten hätte ich sie wohl kaum wiedererkannt. Aber: Schön war das schon, ein Winter wie er früher einmal war oder wie man sich einen solchen in einem fiktiven „Bilderbuch“ vorstellen würde. Ein Bilderbuchwinter in Osttirol Grundsätzlich unterstelle ich jeder Person, auch wenn sie fiktiv ist und nur einem Märchen entstammt, eine Intention. Denn nur so kann man von einer mehr oder weniger vernünftigen Handlung sprechen. Im Falle von Frau Holle also: Sie wird sich schon was gedacht haben, als sie ihr Füllhorn voll Schnee ausgerechnet über Osttirol ausgeschüttet hat. Vermutlich hat sie folgendes gesehen: Eindrucksvolle Berglandschaften mit einer Unzahl an 3000ern. Eine Vielzahl an Skigebieten, die sich sicherlich über etwas Schnee freuen würden. Ein paar herrliche Rodelwege. Viele Wege, die abseits der bekannten Pisten liegen und die für Skitourengeher das Paradies auf Erden sein könnten. Ihre Schlussfolgerung war an sich richtig: Für all diese Orte und möglichen Aktivitäten braucht es Schnee. Vermutlich ist ihr dann, beim Anblick all dieser Schönheit, quasi eine Überdosis Schönheit, ein wenig das Gespür für das Maß verloren gegangen. Und sie hat es ein klein wenig übertrieben. Andererseits hatte sie aber Recht und sie hat einen der schönsten Flecken Tirols ausgewählt. Und hat damit Osttirol einen bedeutenden Vorteil verschafft: Während man sich andernorts über zu wenig Schnee ärgern muss, ist dieser in Osttirol in Hülle und Fülle vorhanden. Nach der ersten Überraschung über den vielen Schnee können sich mittlerweile also alle freuen: Skifahrer, Skitourengeher, Rodler, Schneeschuhwanderer... Ein Besuch in Osttirol lohnt derzeit, weil man es einfach gesehen, erlebt und genossen haben muss. Ein Winter wie aus dem Bilderbuch, nur in echt. Geeignet für alle: Vom internetaffinen Jugendlichen, über Familien bis hin zu etwas älteren Semestern. Kommt und staunt - und geht der Frage nach, warum Frau Holle ausgerechnet Osttirol ausgewählt hat. Ihr werdet eine Antwort auf diese Frage finden.
Langlaufen im Tannheimertal: Warum was anderes als das Beste?
Wer mich kennt der weiß, dass ich mich nicht dem Zweit- oder gar Drittbesten zufrieden gebe. Ich mag Superlative und schätze das Beste, das Interessantestes, das Schrägste und Außergewöhnlichste. Das galt für Kunst und Kultur, für mein Leben an sich, das galt aber auch für die Wahl des Ortes für einen möglichen Winterurlaub. Zum Glück gibt es diese Orte und zum Glück kann ich an diesen Orten mein Glück in Sachen Wintersport weiterhin suchen. Das Leitmotiv aus Signor Rossi sucht das Glück übertrug ich nur allzu gerne auf mein bisheriges Dasein als Wintersportmuffel. Eislaufen und Rodeln schön und gut, das mochte ich. Aber bisher hatte es weder beim Skifahren so richtig „Klick“ gemacht und auch bei sonstigen Aktivitäten hatte sich keine große Begeisterung eingestellt. Zeit um mein Glück bei einem weiteren Wintersport zu versuchen: Dem Langlaufen! Wer zum Langlaufen ins Tannheimertal kommt, der hat die absolut beste Wahl getroffen... Bald wurde ich fündig und konnte die implizite Frage beantworten, wie ich meine Glückssuche in Sachen Wintersport mit meiner Vorliebe für Superlative verbinden konnte. Die Lösung lag auf der Hand: Das Tannheimertal! Das Tannheimertal wird von einigen Seiten als das schönste Hochtal Europas bezeichnet. Auf der faktischen Ebene handelte es sich hier um ein 1100 Meter hoch gelegenes Hochtal in den Tannheimer Bergen. Klang schön und war es wohl auch. Davon würde ich mich demnächst überzeugen. Im Tannheimertal: Im Tal der Superlative… Die Zahlen und Fakten sprachen jedenfalls schon mal für das Tannheimertal. Ein 140 Kilometer langes Loipennetz war schon mal kein Pappenstiel mehr und war wohl groß genug um dann meiner vielleicht aufgekommenden Euphorie in Sachen Langlaufen zu entsprechen. Vor allem aber sprach mich die Tatsache an, dass sich der Höhenunterschied von maximal 50 Meter als optimal herausstellte. Sowohl was das Langlaufen an sich als auch meine Sportlichkeit bzw. eher in Richtung Unsportlichkeit tendierende Verfassung betraf. Außerdem war die verlaufende Loipe über den zugefrorenen Haldensee nicht von schlechten Eltern. Für Schönheit und Extravaganz dieser Art konnte ich mich immer wieder begeistern. Ich sah mich jetzt schon über die Pisten gleiten, fast schwerelos. Ähnlich dem Traum der Menschheit fliegen zu können träumte ich davon, endlich so etwas wie Sportlichkeit zu erlangen. Eine Wunschvorstellung, eine Sehnsucht, die nur dann in Erfüllung ginge, wenn ich zur richtigen Zeit mit der richtigen Sportaktivität am richtigen Ort wäre. Gleich einer Epiphanie würde es mir wie Schuppen von den Augen fallen und ich würde merken, dass ich absolut zum Wintersportler geboren bin. Wie sehr hatte ich mich bisher geirrt und wie sehr hatte ich meine Bestimmung bisher verfehlt! Das würde mir dann klar werden. Wer genug hat vom vielen Langlaufen, der kann sich z.B. in den Pool des "Hotel Tyrol Haldensee" zurückziehen... Demnächst würde ich mein „Basislager“ im "Hotel Tyrol Haldensee" aufbauen und werde auf Glückssuche gehen. Meine Rückkehr von dort als gemachter Wintersportler wird triumphal sein. Nach der Rückkehr bin ich dann ein Anderer, das ist schon mal sicher. Die Kombination von Wellness und meinen (oftmals kläglichen) zum Scheitern verurteilten "Sportversuchen" war jedenfalls schon mal optimal. Wenn es mit dem Langlaufen nicht klappen sollte, ich nach einigen Versuchen auf den 140 km langen Loipen als gebrochener Mann am Abend zurück ins Hotel kommen sollte, blieb mir immer noch ein sehr vertrauter Bereich: Wellness! Wellness wirkt zwar auf den ersten Blick vielleicht passiver als sich sportlich zu betätigen, doch der Eindruck trügt. Wer sich "richtig" und nachhaltig entspannen will, der braucht schon einiges an Übung. Und auch die richtige Massage für sich zu finden war ein Gebiet, das vor Spannung nur so strotzte. Eine Kunstform - die Kunst zu Leben eben. Auch davon galt es demnächst zu berichten.
Verwöhntage am Walchsee, oder: Rund um den Walchsee
Wie verwöhnt man einen Mann? Nein, es soll hier nicht darum gehen. Und überhaupt: Woran ihr alle schon wieder denkt. Es ist alles ganz harmlos und hat sowohl mit dem Walchsee als auch mit dein paar schönen Hotels direkt am See zu tun. Wie es zu dieser Kombination gekommen ist, lest ihr in den folgenden Zeilen. Der Walchsee ist, einfach gesagt, so etwas wie der See meiner Kindheit. Ich bin in der Nähe aufgewachsen, in Kufstein. Immer wieder ging es im Sommer an den Walchsee, zum Schwimmen. Damals habe ich mich nicht für die Geschichte des Walchsees interessiert, es war ganz einfach ein Ort, an dem ich mich sehr wohl fühlte. Ein Ort, an dem man von Schule und alltäglichen Sorgen Abstand nehmen konnte. Ein Ort, an dem man sich frei fühlte. Bis in meine Jugend hinein war der See ein solcher Ort, Jugendlieben inklusive. Diese Erinnerungen bleiben und überlagern sich mit heutigen Eindrücken. Mit dem heutigen Wissen. Mit dem, was ich heute über den Walchsee weiß. Am Walchsee wird man sowohl mit guter Hotellerie als auch mit einem ganz bezaubernden Anblick verwöhnt... Am Walchsee: Damals und Heute… Den Walchsee dürften jedenfalls schon andere Menschen vor mir als ein idyllisches Plätzchen empfunden haben, denn wenn man Walchsee beim Wort nimmt und dem Wort historisch nachgeht, dann gelangt man höchstwahrscheinlich zurück bis zu den Siedlungen von Illyrern und Kelten gelangt. Ob es sich diese genauso gut gehen ließen wie ich in meiner Jugend, ist hingegen nicht überliefert. Auch eine Sage rankt sich um den Walchsee. Wer mag, kann diese nachlesen. Doch genug der Geschichte, der Sagen und der leicht schwelgerischen Jugenderinnerungen. Als Erwachsener nähert man sich einem Thema natürlich anders als ein Kind oder als ein Jugendlicher. Man recherchiert, was es vor Ort alles gibt. Man lässt sich nicht mehr so spontan auf eine Situation ein. Und doch ist alles sehr konsequent und stimmig, wenn ich meine Jugenderinnerungen und mein jetziges Wissen über den Walchsee übereinander legen. Ein Begriff erscheint, der meine Jugenderinnerungen und die Gegenwart auf einen Punkt bringt: Sich „verwöhnen“ lassen. Etymologisch steht das Wort „verwöhnen“ in Verwandtschaft mit den Worten „verzärteln, verhätscheln, verweichlichen“. Es kommt also, einfach gesagt, auf die richtig Dosis des Verwöhnens an. Wer dauernd verwöhnt wird, der verweichlicht auf Dauer. Wer sich aber zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtige Dosis „Verwöhnen“ gönnt, der wird gestärkt aus ein paar Tagen „Auszeit“ hervorgehen. Ihren Namen beim Wort genommen haben die "Verwöhnhotels Walschsee". Hier wird man wirklich nach Strich und Faden verwöhnt. Mittlerweile weiß ich jedenfalls eines: Am Walchsee kann man wesentlich mehr als nur schwimmen gehen und sich verlieben. Man kann zum Beispiel in den „Verwöhnhotels“ dem Begriff „verwöhnen“ nachgehen. Und der bedeutet wesentlich mehr als ich in meiner Kindheit und Jugend oder gar in meiner Pubertät gedacht habe. Verwöhnen funktioniert nicht nur in der richtige „Dosis“ am besten, sondern auch wenn man das Verwöhnen durch alle Ebenen durch dekliniert. Soll heißen: Der Walchsee als solcher: Wunderschön und gut. Aber auch auf der Ebene von Wellness und Kulinarik muss alles passen. Schließlich wird man immer kritischer und schwer zufrieden zu stellen. Noch so eine Eigenschaft die das Erwachsensein- und –werden so mit sich bringt. Zumindest bei mir. Der Kaiserwinkl, der Walchsee und die Verwöhnhotels. Das klingt nach einer Kombination, die mir auch im Heute wieder klarmachen würde, warum der Walchsee so etwas Besonderes für mich war und ist. Man muss nur den richtigen Ort und das richtige Hotel finden. Dann klappt´s auch mit dem verwöhnen. Ob in der Jugend oder im Heute.
„Wettentspannen“ am Achensee
Wetten, dass ich es schaffe? Ich kann mich schneller entspannen wie ihr. Ich finde schneller Erholung und bin schneller "tiefenentspannt" und ich bin noch viel schneller wieder einsatzfähig. Im Moment bin ich aber vor allem erschöpft. Von all den vergangenen Weihnachtsfeiertagen, die doch, wie eigentlich immer, weniger ruhig als vielmehr sehr stressig waren. Von all den Neujahrsvorsätzen, die ich jetzt im Februar schon so gut wie alle wieder gebrochen habe. Fürs nächste Jahr würde ich mir vielleicht gar nichts mehr vornehmen, sondern vorsätzlich keinen Vorsätze mehr fassen. Dann lebt man entspannter. Und das ist doch so enorm wichtig, oder? Eines war jedenfalls klar: Ich brauchte eine Auszeit. Von mir, von meinem Alltag, von meinen Vorsätzen. Das Problem war: Ich hatte kaum Zeit um mir eine solche Auszeit zu nehmen. Es musste also schnell gehen. Einmal entspannen bitte und dann wieder voll erholt zurück in den Arbeits- und Familienalltag. Wenn ich zurückkam aus meiner „Auszeit“, musste ich wieder ein anderer sein, zumindest für ein paar Wochen, bis ich wieder eine solche Auszeit brauchte. Unweigerlich kam mir das schöne Lied von Peter Licht in den Sinn, das ich hier ja schon zitiert habe: „Wettentspannen“. Darf´s ein bisschen Entspannung mehr sein in noch kürzerer Zeit? Wer sich bei diesem Anblick nicht augenblicklich entspannt, dem ist wohl wirklich nicht mehr zu helfen... Eine „Wohlfühlwoche“ am Achensee… Intuitiv wusste ich, dass dieser Wettbewerb in Sachen Erholung nicht Teil der Lösung war, sondern Teil des Problems. Man musste den Wettbewerbs- und Leistungsgedanken aus dem Wellness- und Entspannungsdiskurs herausbringen. Wer eine Auszeit braucht, der braucht auch einen Auszeit vom Anspruch, sich möglichst schnell entspannen zu müssen und möglichst erholt wieder aus dem Kurzurlaub zurückzukommen. Nur dann war Erholung möglich. Ich nahm die Herausforderung an eine Zeit am Achensee zu verbringen, in der es um gar nichts gehen sollte, außer um mich. Ich, befreit von Ansprüchen meines Umfelds und meiner beruflichen Tätigkeiten. Nichts-Tun, nicht als Ansatz wieder neue Kräfte möglichst schnell zu erlangen, sondern Nichtstun als Prinzip. Als Müßiggang, als Genuss, als eine absolute Wohlfühlwoche, in der es um nichts ging – außer ums Wohlfühlen. Achenkirch am Achensee: Definitiv kein schlechter Ort, um sich auf das "Wettentspannen" einzulassen... Das Angebot im „Posthotel Achenkirch“ am Achensee kam mir in meinem Anliegen sehr entgegen. Wie lange war es her, dass ich mich wirklich rundum wohl gefühlt hatte? Wie lang war es her, dass ich mich nur auf das konzentriert hatte, das wirklich gut tat? Namentlich: 5-Gänge-Menüs am Abend, tagsüber in der größten Bade und Thermenlandschaft Tirols, in der Früh dann ein reichhaltiges Frühstück, das mich auf eine wichtige Mission vorbereitet: Entspannen ohne Druck und ohne das Ziel, mich unbedingt entspannen zu müssen. Wirkliche Entspannung stellt sich nämlich nur dann ein, wenn man sich rund herum wohl fühlt. Und man fast schon vergisst, dass man sich wohlfühlt, weil es zum Normalzustand geworden ist. Ein Tipp zu guter Letzt, ehe es wirklich ans entspannen gehen kann: Diese Wohlfühlwoche kann man sich selbstverständlich entweder zu zweit oder alleine gönnen, je nach Situation und ja nach Wunsch. Am Achensee ist alles möglich…
Am Achensee: Niemals auf dem falschen Dampfer
Den Achensee kennt man nicht erst seit gestern, auch ich nicht. Des öfteren war ich in meiner Kindheit dort, wie auch an anderer Stelle schon erwähnt. Und auch die Schiffsweihnachtebendort war nicht von schlechten Eltern. Am Achensee geht, einfach gesagt, zwar nicht unbedingt immer die Post, dafür aber der Dampfer ab. Und das schon seit geraumer Zeit. Denn schon bereits seit 1887 verkehren die Schiffe am Achensee. Damals war der Achensee noch fest in der Hand der Benediktiner des Stift Fiecht. Der Abt des Klosters hatte dann auch die glorreiche Idee, dass der Achensee, no na, perfekt für den Schifffahrtsbetrieb wäre. Um 22.000 Gulden kaufte er damals das Dampfschiff St. Josef. Und ab 1887 nahm alles seinen Lauf. Und er sollte mit seinem Eindruck recht behalten, denn die Achenseeschifffahrt floriert am Achensee wie eh und je. Leider gibt es eine solche Schifffahrt am Achensee nur in den warmen oder wärmeren Monaten. Aber allein beim Blick auf die verschneiten Berge, die den Achensee einrahmen, kommt man in die perfekte Winterstimmung. Der größte See Tirols ist auch im Winter definitiv eine Reise wert. Und man befindet sich hier, wenn man auf der Suche nach kühler Bergluft und Ruhe ist, auch definitiv nicht am "falschen Dampfer". Sondern am absolut richtigen Ort zur richtigen Zeit. Schifffahrt hin oder her. Auch die Möglichkeiten in Sachen Skifahren am Achensee sind ganz und gar nicht übel... Man muss es neidlos anerkennen: Im Winter ist der Achensee schon besonders idyllisch... Eine bunte Vielfalt an Möglichkeiten am Achensee… Im Winter empfiehlt es sich außerdem vor allem die Langlaufskiern anzuschnellen und einfach mal loszulaufen. Getreu dem Motto: „Der Weg ist das Ziel“. Der Achensee ist nämlich nicht nur für die Schifffahrt bekannt, sondern zählt auch zu den bekanntesten und bedeutendsten Langlaufzentren in Tirol. 200 Loipenkilometer sind kein Pappenstiel mehr und bringen einen Nicht-Wirklich-Sportler wie mich schon allein beim Ausschreiben dieser Zahl ins Schwitzen. Und damit kommen wir auch schon zu Aktivitätsmöglichkeit Nr. 3: Wer beim Langlaufen zu sehr ins Schwitzen kommt, wen eine akute Erschöpfung überfällt und für den es auch nicht immer "nur" Skifahren sein muss, dem bleibt immer noch das süße Nichtstun. Und genau dieses möchte ich hier auch vehement verteidigen. Denn nichts ist nicht nichts. Denn auch wer „nur“ genießt, tut etwas. Auch der Genuss, gemeinhin als eher passiv missverstanden, kann als Kunst und als Aktivität zelebriert werden. Zuerst Wellness, dann eine gute Massage, dann kulinarische Höchstgenüsse? Am Achensee kein Problem, vorausgesetzt man ist im richtigen Hotel abgestiegen. Die Kunst des aktiven und bewussten Genießens kann dort hervorragend verfeinert und geübt werden. Ein guter Ort dafür ist, wenn ihr erlaubt dass ich euch einen Tipp gebe, das „Hotel Sonnalp“ in Maurach. Beim "Hotel Sonnalp" liegt man mit seiner Entscheidung sicherlich nicht falsch. Und man kann es zu seinem "Basislager" machen... Ihr seht also schon: Der größte See Tirols und die Region rund herum haben es in sich. Langweilig wird´s dort so schnell sicher nicht werden. Dafür stehe ich mit meinem Namen. Und: Man darf sich jetzt schon mal vorfreuen auf, wenn die Schifffahrtssaison wieder beginnt. Immerhin wird das schon am 1. Mai sein. Dann wird das Potpourri der Möglichkeiten am Achensee sogar noch bunter.
Winterglück ohne Höhepunkt
Glücklich ist der, der seine Grenzen, seine Fähigkeiten und seine Eigenschaften kennt. Glücklich ist der, der sich nicht selbst überschätzt. Oder war das etwa nur eine Ausrede für meine Faulheit? Lag es vielleicht am Alter, dass ich nichts mehr versuchen wollte, was mich an und über meine Grenzen brachte? Eine schlichte Antwort auf diese Fragen genügt: Ich wusste es schlicht und einfach nicht. Klar war indes: Aus mir würde kein Freerider mehr werden. Was Hänschen nicht lernt lernt Hans nimmermehr. Und wenn das der Volksmund sagt, dann musste da auch etwas dran sein. Zumindest war es für mich eine gute Ausrede, mich nicht auf die Skier zu stellen und mich todesmutig die Pisten hinunter zu stürzen. Und mich dennoch abseits der bekannten „Trampelpfade“ zu begeben und zu bewegen. Denn für die großen Menschenmassen war ich nicht gemacht, das hatte sich schon länger herausgestellt. Und Apré-Ski-Hütten in denen man beim Mitgrölen mit den Wörtern „Hölle, Hölle, Hölle“ und „Hey Baby“ auskommen konnte, waren noch nie so richtig das meine gewesen. Es brauchte einen Sport, der sich mit meiner Lebenseinstellung gut vertrug: ein wenig gemächlich, das man manchen Leuten auch als nachdenklich und tiefgründig verkaufen konnte. Ein wenig neben der Spur, das viele vielleicht auch für ein Talent hielten, sich nicht mit dem Naheliegenden zu beschäftigen. Beim Winterwandern im Tuxertal im Zillertal kann man wirklich sein Glück finden... „Abseits“ im Zillertal… Kürzlich war ich jedenfalls über eine interessante Kombination gestolpert, die mir gefiel: Schneeschuhwandern und das Zillertal. Ja, genau, das Zillertal, dieses ,„wilde“ Tal. Das Zillertal, das trotzdem, dass der Tourismus hier eine feste Bleibe hatte, irgendwie auf angenehme Weise „eigenartig“ und „wild“ geblieben war. Und überraschend vielfältig war. Denn man konnte sich auch hier abseits der großen touristischen Ströme bewegen. Was jetzt nichts gegen die touristischen Ströme und die großen Massen sagen soll. Man konnte da zweifellos Spaß haben. Aber für mich war es wohl nichts (mehr).Man musste eigentlich nur ein wenig suchen. Bald wurde klar, in welche Richtung es gehen sollte: Schneeschuhwandern! Schneeschuhwandern, dieser herrliche Sport, den ich bisher nur einmal versucht hatte, der sich aber für mich als passend und richtig angefühlt hatte. Vor allem aus einem Grund: beim Schneeschuhwandern war der Weg das Ziel und das Ziel im besten Fall überhaupt unbestimmt und letztlich auch unwichtig. Es war anders als das Skifahren oder als auch das Tourengehen, wo klar war, dass es eigentlich nicht oder nur sekundär um den Anstieg ging, denn man ging ja hinauf um wieder hinunter zu kommen. Der „Höhepunkt“ ist die Abfahrt. Beim Schneeschuhwandern im Zillertal ist der Weg das Ziel und das Glück liegt unterwegs mitten im Schnee... Einen solchen Höhepunkt gab es beim Schneeschuhwandern nicht, ohne großes Ziel vor Augen, stapfte man vor sich hin. Klingt ein wenig langweilig, ist es aber nicht, ganz im Gegenteil. Indem man unterwegs beim Schneeschuhwandern das Ziel aus den Augen verliert, lenkt sich der Blick auf die Gegenwart des Unterwegs-Seins. Auf die Natur, auf die eigenen Schritte, auf den eigenen Atem. Gemeinhin nannte man das wohl auch bewusstes Erleben und eine Einübung im Gegenwärtig-Sein. Ein wenig Zen-Buddhismus kann ja nie schaden, ist ja ohnehin sehr angesag. Funktioniert aber tatsächlich, ich kann´s bestätigen. Doch so ganz ziellos „irrt“ man dann doch nicht umher im Zillertal beim Schneeschuhwandern. Eine gute Region in der man Schneeschuhwandern geht und ein „Basislager“ sollte man dann doch haben. Denn ein Ziel kennt sogar der Schneeschuhwanderer: Das Ziel einer guten Unterkunft, in der man sich nach getaner „Arbeit“ wärmen und kulinarisch verwöhnen lassen kann. Einen Tipp habe ich da für euch auf Lager: Das „Hotel Tuxertal“ ist ein guter Ort, in der sich jeder Wanderer, Skifahren oder eben Schneeschuhwanderer überaus wohl fühlen wird. Ihr entschuldigt mich bitte? Ich bin dann mal weg. Schneeschuhwandern im Zillertal…
‚Fasnacht‘ in Tirol: Weltkulturerbe statt ‚Lei Lei‘
Fasching, ist das nicht dieses halblustige „Lei Lei“, mit dem man zur Faschingszeit immer wieder ´beglückt´ wird? Fasching, ist das nicht auch Jugendliche, die schon am späten Nachmittag zu betrunken sind um einen geraden Satz zu formulieren? Ist das nicht die Zeit in der man sich hin und wieder verkleiden muss und man die überraschend uninteressanten Kostüme seiner Mitmenschen ertragen muss? Ich sag mal: Zum Glück nicht nur. Man kann den Fasching auch ganz anders sehen und feiern. Innsbruck und auch die Feriendörfer rundherum sind ein gutes Beispiel dafür, wie es auch anders und interessanter geht.Karneval, Fasnacht und Fasching sind ja eng miteinander verbunden, wenn nicht überhaupt ein und dasselbe. Genau genommen wird damit die Zeit vor der sechswöchigen Fastenzeit bezeichnet. Da lässt man halt die sprichwörtliche „Sau“ noch einmal raus, bevor es ans fasten und beten geht. Was wiederum fast schon die Räusche der Jugendlichen (und natürlich auch Erwachsenen) legitimieren würde, aber nur fast. Fasching und Fastnachtsbräuche in Innsbruck um Umgebung Interessanter ist jedenfalls der Erhalt der Fasnachtsbräuche, in denen Gut gegen Böse, Licht gegen Schatten und der Frühling gegen den Winter kämpft. Dort geht es ums Ganze und wirklich ans Eingemachte. Der Fasching in Innsbruck und in seinen Feriendörfern wird damit zu einer vorbildlichen Lektion, wie Traditionen und Brauchtum erhalten werden sollte, ohne dass es zur bloßen Folklore und Belustigung verkommt. Ein Spiegeltuxer, der den Frühling ankündigen und die bösen Geister vertreiben soll Die Rumer Muller formulieren es übrigens sehr schön: „Brauchtum ist die Weitergabe der Flamme und nicht das Anbeten der Asche.“ Einfach gesagt: Brauchtum, Fasnachtsbräuche und Faschingsbräuche müssen gehegt und gepflegt werden, sonst wird ihr Erhalt zum bloßen Selbstzweck. Nicht umsonst gehört das Mullen in Rum zum UNESCO-Weltkulturerbe. In Innsbruck und Umgebung ist von Selbstzweck jedenfalls nicht die Rede, wie die Vielzahl der Vereine zeigt. Nicht nur die Rumer Muller reichen die Flamme weiter, sondern auch die Thaurer Matschgerer, die Höttinger Muller, die Amraser Matschgerer, die Matschgerer in Absam - und noch einige weitere mehr! Vor lauter Fasnachtschauen und interessanten Faschingsbräuchen kommt man gar nicht mehr zum Fernsehschaun. Und das ist wohl auch besser so. Denn nichts ist besser als „the real thing“ in Innsbruck und seinen Feriendörfern. Glaubt mir, das sage ich als eigentlicher Faschingsmuffel. Zum Schluss noch ein besonderer Tipp: Das Axamer Wampelerreiten am 27.02.2014. Sollte man gesehen und erlebt haben...
Stanz – ein ganzes Dorf ‚brennt‘
Ein wichtiges, ja nahezu strategisch wichtiges Tal wird nach einem Ort benannt, den Durchreisende normalerweise nicht zu Gesicht bekommen: Stanz im Stanzer Tal. Auf dem Weg von Landeck zum Arlberg befahren jährlich hunderttausende Menschen per Zug oder Auto das Tal, das bis St. Anton reicht. Dass den Ort nur Wenige kennen ist eigentlich schade. Stanz liegt auf einer Sonnenterrasse oberhalb der Bezirksstadt Landeck. Schon vor 4.000 Jahren ließen sich die ersten Siedler auf den sonnendurchfluteten Hängen nieder. Auch die Römer schätzten die Gegend und bauten ihre Straße auf sonnigen Hängen in Richtung Arlberg. Stammte aus Stanz: Jakob Prandtauer Über die Grenzen hinaus bekannt wurde Stanz erstmals durch Jakob Prandtauer, den Baumeister des Stiftes Melk in Niederösterreich. Sein Heimathaus ist das mit Barockmalereien reich verzierte Gasthaus 'Zum Löwen' zu Stanz, in dem der große Barockbaumeister 1660 geboren wurde. Stanz ist denn auch nach dem Bau der Arlbergstraße - die Route verläuft im finsteren und engen Tal der Trisanna unterhalb des Ortes) ins Abseits geraten und hat lange Jahre ein Dornröschendasein geführt. Doch nun rückt es wieder in den Fokus der interessierten Öffentlichkeit. Einer Öffentlichkeit, die gutes Essen und Trinken über alles liebt. Denn Stanz ist das erste „Brennereidorf Österreichs“ und darf sich mit dem Titel "Genussregion Österreichs" schmücken. Und das hat einen wohlschmeckenden Grund. Stanz im Winter: Was für eine herrliche Lage... Das sonnige Plateau von Stanz beherbert eines der höchstgelegenen Obstanbaugebiete Europas. Und dort wächst die „Stanzer Zwetschke“, eine weit über die Grenzen Tirols hinaus bekannte Frucht. Wunderbar im Geschmack, mit einer unvergleichlich ausgewogenen Säure versehen. Da es Zwetschken seit jeher in Stanz im totalen Überfluss gibt griffen die Bewohner schon sehr früh auf eine Konservierungsmethode zurück, die in Tirol weit verbreitet ist und sehr gerne exerziert wird. Sie brennen aus den köstlichen Früchten seit Generationen den berühmten Stanzer Schnaps. Man muss sich das vorstellen: In Stanz gibt es 150 Haushalte und 53 (!) Brennereien. Insgesamt 80 Brenner üben ihr Brennereirecht noch aktiv aus. Grund genug, um das ganze Dorf in einem Aufwaschen zum „Brennereidorf“ zu ernennen. Wer nun geglaubt hat, der Zwetschkenschnaps übe eine eher negative Wirkung auf die Einheimischen aus, täuscht sich. Die machten ihr Können und ihr Produkt zu einem Alleinstellungsmerkmal, das die Verleihung des Titels „Genussregion Österreich“ mehr als rechtfertigt. In Stanz wird an allen Ecken und Enden gebrannt... Am 08. September 2013 ist das ganze Dorf wieder auf den Beinen. Zahlreiche Schnapsbrennereien öffnen ihre Tore und jedermann kann das sonnengereifte Obst nicht nur im Schnaps sondern auch in Zwetschkenkuchen, Marmelade usw. verkosten. Den Besuchern wird Verpflegung auf höchstem kulinarischen Niveau mit regionalen Zutaten von Händlern rund um Stanz angeboten. Als krönender Abschluss wird bei zünftiger Musik getanzt und eine Zwetschkenkönigin auserkoren.
Tanzsommer: Innsbrucks spektakuläres Festival
Die Zahl ist selbst für die Touristenstadt Innsbruck ungewöhnlich. In den vergangenen Jahren besuchten 660.000 Besucher_innen den Tanzsommer Innsbruck. Und machten ihn zu einer unglaublichen Erfolgsgeschichte. Die 'Hauptstadt der Alpen', wie Innsbruck auch genannt wird, ist pünktlich zum Sommerbeginn jedes Jahr der Nabel der Tanzwelt. Noch bis zum 17. Juli treten weltbekannte Tanzensembles im Schatten der majestätischen Nordkette auf. Ursprünglich von Skepsis begleitet, ist dieses kulturelle Highlight inzwischen zu einer etablierten Veranstaltung geworden. Es war ja 1995 nicht wirklich sicher, ob sich die Tiroler_innen für eine Bewegungskultur jenseits des Bergsteigens und -wanderns begeistern könnten. 1999 wurde zusätzlich zum Bühnenprogramm ein Workshop-Teil eingeführt und entwickelte sich inzwischen zu einem fixen Bestandteil, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Frauen lieben den Tanzsommer Interessant ist die Zusammensetzung der Besucher_innen des Tanzsommers. Etwa 70% der TANZOMMER-BesucherInnen sind Frauen, das Durchschnittsalter liegt bei circa 35 Jahren. Ungefähr 80% der Besucher stammen aus Innsbruck und Tirol. Die restlichen 20% kommen großteils aus den angrenzenden Bundesländern Salzburg und Vorarlberg sowie aus Bayern und Südtirol. Fantastische Tänzerinnen und Tänzer von Weltklasse bekommt man beim Innsbrucker Tanzsommer Jahr für Jahr geboten... 2013 kommen die Kompanien im Bühnenprogramm aus den Niederlanden, Italien, Südafrika – und der ganzen Welt. Noch bis zum 30. Juni geben Mayumana mit dem Programm Momentum ihr Gastspiel in der Alpenhauptstadt. Die Zeit ist das Thema, Akrobatik, Percussion und perfekte Körperbeherrschung sind die Mittel, mit denen die international besetzte Tanztruppe davon erzählt. Das Nederlands Dans Theater II gastiert bereits zum dritten Mal in Innsbruck. Mit drei Choreografien präsentiert das Ensemble ein weites Spektrum zeitgenössischen Tanzes. Poesie und Anmut halten am 4. und 5. Juli 2013 Einzug in die Dogana. Zum Abschluss des Hauptprogramms erwartet die Besucher des Tanzsommers dann eine geglückte Symbiose aus klassischen und afrikanischen Tanzstilen, wenn die südafrikanische Formation von Dada Masilo sich der Interpretation von Swan Lake widmet (8.–10.7.2013). 14 Tänzerinnen und Tänzer zeigen dabei eine neue, überraschende Choreografie, die von Bewegungsfreude und kraftvoller Rhythmik lebt. Besonders erfreulich für Touristen: zahlreiche Hotels in der Stadt am Inn bieten besonders attraktive Übernachtungstarife, auch für die jungen Besucher_innen bleibt Innsbruck erschwinglich. Auch das Tourismusbüro in Innsbruck wartet mit einer interessanten Pauschale auf.
Wunder-Wege in Tirol: Maria Waldrast
Pilgern ist spätestens nach dem Erscheinen des Buches „Auf dem Jakobsweg“ von Paulho Coelho vor rund 20 Jahren wieder ins Blickfeld von Sinnsuchenden gerückt. Aber es sind nicht nur die großen Pilgerwege, die interessieren und faszinieren, wie etwa die Jakobswege nach Santjago de Compostella. Sozusagen im Verborgenen haben viele Tiroler Wunder-Wege die Zeiten überdauert und nie an Attraktivität verloren. Es sind jene Pfade, auf denen Menschen vermutlich schon seit Jahrtausenden zu Heiligen Stätten wandeln. In der Hoffnung auf Heilung, Erhörung ihrer Anliegen oder einfach als rituelles Brauchtum. Viele dieser Pfade werden noch heute von Suchenden begangen. In der Hoffnung auf ein Wunder oder zumindest auf ein besseres Leben. Die Tiroler Wunder-Wege zeichnen sich heute noch durch eine Art der Volksfrömmigkeit aus, die überraschend ist. Entlang dieser Wege befinden sich meist kleine Kapellen, Votivbilder oder Kreuzwegstationen, die dem Pilger die Richtung zu seinem Ziel weisen. Das oft erst nach mehrstündigem Pilgern auch leicht ermattet erreicht wird. Wunder-Weg zum legendären Wasser Ein solcher Tiroler Wunder-Weg ist jener zu einem der höchst gelegenen europäischen Klöster - nach Maria Waldrast im Wipptal auf rund 1.650 m. Berühmt für sein unvergleichliches Wasser ist Maria Waldrast ein schönes Beispiel dafür, dass es im verkehrsüberfluteten Wipptal Plätze und Wege gibt, die das genaue Gegenteil zu Lärm, Abgasen und Hektik darstellen: Stille, Ruhe und – man möchte sagen – Einsamkeit. Mit dem Zug von Innsbruck erreicht man den Bahnhof in Matrei/Brenner durch eine interessante Fahrt unter der Europabrücke hindurch nach kurzer Zeit. Im Ortsteil Mützens beginnt dann der eigentliche Pilgerpfad nach Maria Waldrast. Nach rund 20 Minuten teilt sich der Weg – die Pilger folgen dann dem 'Quellenweg', der an abgelegenen Bergbauernhöfen und durch abgeschiedene Wälder führt. Nach rund eineinhalbstündigem Aufstieg dann ein erster Höhepunkt dieses Wunder-Weges: das Siebenbrünnl. An dieser Stelle entspringen sieben Quellen die den Mützener Bach speisen. Urplötzlich aus dem Stein quellend, vereinigen sie sich bereits nach wenigen Metern zum sprudelnden und gurgelnden Wildbach. Ein Naturschauspiel, das in dieser Form sehr selten zu beobachten ist. Und das den Reiz dieser Landschaft ausmacht. Ganz sicher hatten Menschen in prähistorischer Zeit diese Quellen bereits gekannt und mit größter Wahrscheinlichkeit diese auch als Gottheit verehrt. Maria Waldrast selbst ist ein kleines Juwel. Das relativ große Klostergebäude der Serviten wird von einem eher winzigen Turm der Kirche überragt. Der berühmte Brunnen ist das erste Ziel von Pilgern und Wanderern. Dessen Wasser soll das mit Abstand beste in der k.u.k.-Monarchie gewesen sein. Heute noch füllen Menschen dieses unvergleichliche Wasser massenhaft in Flaschen ab, die sie dann kistenweise in ihre Fahrzeuge laden. Der eigentliche Kraftplatz zu Maria Waldrast Aber der eigentliche 'Kraftplatz' von Maria Waldrast befindet sich nicht in der Kirche. Ein Nebengebäude beherbergt einen Punkt, den auch der bekannte Innsbrucker Radiästhet Jörg Purner als außergewöhnlich betrachtet. Der Kraftpunkt ist in Form eines Achteckes in den Boden eingelassen. Stellen sich fühlige Menschen auf ihn, verspüren sie ein eigenartiges Kribbeln das bis zu einer unangenehmen Erwärmung der Fußsohlen reichen kann. Dass der Ruf von Maria Waldrast außergewöhnlich ist, belegt die Tatsache, dass die Legende vom 'Gnadelbild von Maria Waldrast' von Jakob und Wilhelm Grimm in ihren Deutschen Sagen Berücksichtigung fand. Auch die vielen Votivtafeln künden von dieser uralten Kultstätte mit heilkräftiger Wirkung. Weggelegte Krücken, Bandagierungen und Sehbehelfe zeugen von diesem wundertätigen Ort. Eine sehr gute, ausführliche Beschreibung aus volkskultureller Sicht bietet übrigens das Portal sagen.at. Nach einer Stärkung im Klostergasthof gibt es zwei Möglichkeiten des Abstieges ins Tal: zurück nach Matrei oder den Weg ins benachbarte Stubaital. Wer den Weg ins Stubaital wählt, wandelt entlang der alles überragenden Serles, des 'Tiroler Hochaltares'. Beeindruckend die vielen Zinnen und Spitzen des Berges, der sich erst auf größere Entfernung hin zu jenem Symbol formen, das seine Unvergleichbarkeit ausmacht: die mystische Form des Dreiecks.
Familienurlaub in Südtirol – Auf geht´s!
Ein Familienurlaub in Südtirol in Olang, das wär´s. Das wäre eine ernsthafte Überlegung. Das wäre auch eine ernsthafte Lösung für etwas, bei dem man starke Nerven braucht und das man nicht in jeder Situation immer und immer wieder gesagt bekommen will: "Papa, wann fahren wir endlich wieder mal auf Urlaub?" Unsere große, gerade mal 5 Jahre alt geworden, scheint also, ähnlich wie ihre Eltern, akut erholungs- und urlaubsbedürftig zu sein. Keine schlechten Voraussetzungen für den geplanten Familienurlaub in Südtirol, im wunderschönen Olang. Und ich habe da so meine ganz eigene These: Es kommt nicht nur auf die Häufigkeit von Familienurlauben an, sondern auch auf die Intensität und auf die „Action“, die den Kindern in ebendiesem Familienurlaub geboten wird. Ist der Urlaub intensiv, spannend, abenteuerlich und erlebnisreich, dann dauert es tendenziell länger, bis wieder mit dem, wie sagt man auf gut tirolerisch, „sumsen“ begonnen wird. Um dieses „sumsen“ loszuwerden und um meine These zu belegen und in der Praxis auch gleich zu überprüfen, musste also eine Urlaubsmöglichkeit her, die mehrere Kriterien erfüllte: 1.) Den Kindern sollte was geboten werden, sodass keine Langeweile aufkommen kann. Gib der Langeweile keine Chance, denn wenn sich Kinder langweilen, dann braucht man gar nicht erst auf Urlaub zu fahren. Siehe dazu Punkt „sumsen“. Erholung für Eltern fällt dann nämlich damit auch flach. 2.) Und das führt unmittelbar zum Kriterium Nummer 2: Auch die Eltern sollten nach dem Urlaub weniger gestresst und abgekämpft nach Hause kommen. Der Alltag mit 2 Kindern hält genug Tücken bereit und ist oft auch genug kräftezehrend. Ja, Kinder sind natürlich wundervoll und sehr erfüllend. Aber manchmal eben auch, das muss man so direkt aussprechen, auch anstrengend. 3.) Der Alltag muss daher also zu Hause bleiben und um diesen Alltag hinter sich zu lassen, muss auch das Programm für die Nicht-Kinder, sprich: für die Eltern angemessen sein. Ich hätte da so Worte wie Sauna, Wandern, Massage, gutes Essen usw. im Kopf. 4.) Kurz gefasst und noch einmal konzise formuliert: Wir sind nicht anspruchslos. Warum auch? Auf zum Familienurlaub in Südtirol! Ein Familienurlaub in Südtirol in Olang überzeugte uns und schien unsere Kriterien erfüllen zu können. Denn Fakt ist natürlich auch, dass man bei einem Familienurlaub im schönen Südtirol viel Zeit mit seinen Kindern verbringen will, aber eben unter anderen "Rahmenbedingungen". Dem oftmaligen Stress sollten diese Tage enthoben sein, wie z.B.: vereinbaren von zur Arbeit gehen und die Tochter vorher noch in den Kindergarten bringen, aus der Arbeit nach Hause hetzen um die Tochter rechtzeitig zum Musikunterricht zu bringen usw. usw. Ich glaube ich kann mir die weitere Aufzählung sparen. Jeder der Kinder hat wird solche Frage des „Zeitmanagements“ kennen. Und jeder der Kinder hat wird zum Teil kapitulieren und sich fragen, ob es am schlechten Zeitmanagement liegt. Beim kommenden Familienurlaub in Südtirol in Olang auf den sich wir uns alle schon sehr freuen, gab es alles, was wir uns ersehnten. Denn das war es, was wir wollten: Alles und noch viel mehr: Das Hotel musste kinderfreundlich sein, denn wenn man beim Essen immer darauf achten muss, dass die lieben Kleinen nicht zu laut sind oder ähnliches, dann ist es mit dem Erholungsgehalt auch nicht so weit her - siehe dazu Kriterium Nr. 2.) Die Kinder mussten Kinder sein dürfen. Es braucht Abenteuerspiele, unsere Tochter ist im Moment zum Beispiel großer „Yakari“ Fan. Die Gespräche darüber, ob Yakari jetzt ein Mädchen oder ein Junge ist sind mittlerweile fast schon täglich an der Tagesordnung. Und auch das Argument meiner Tochter, dass Yakari ein Mädchen sein müsse, da ein Junge nicht so nett sei, überzeugte mich langsam aber sicher. So oder so: Bei einem Familienurlaub in Südtirol in Olang schienen auch Indianercamps drin zu sein. Gemeinsame Wanderungen würden sowieso bei unserem nächsten Familienurlaubg in Südtirol an der Tagesordnung stehen. Alles was darüber hinaus ging, war zu begrüßen! So, jetzt bin ich selbst richtig in Urlaubsstimmung gekommen. Und ich hoffe man verzeiht mir, wenn ich diesen Blogeintrag jetzt beende, ich muss unseren Familienurlaub in Südtirol im malerischen Olang planen… Unser Familienurlaub in Südtirol rückte in unmittelbare Nähe: Auf geht´s!
Intimsphäre im Zillertal oder Stubaital?
Ich haben den Titel bewusst so gewählt, weil ich überzeugt bin, dass das Thema "Intimsphäre im Urlaub" noch viel zu wenig bis gar nicht nach außen getragen wurde. Aber was heißt eigentlich Intimität? Laut Definition von Wikipedia und Duden wird der Begriff Intimität mit folgenden Synonymen umschrieben: vertraut, eng verbunden, innerst, innerlichstsexuell, das Sexuelle oder die Geschlechtsteile betreffend sehr nahe und vertraut (in Bezug auf das persönliche Verhältnis zwischen Menschen)(verhüllend) sexuell Romantik, Liebe und Sex in den Bergen, wow! Intimität wird also bei Duden & Co mit "Vertrauen, Verbundenheit, Gemütlichkeit" und "tiefen innerlichen Gefühlen" verbunden. Ich denke dabei mehr an Romantik, Liebe und Sex. Andere vielleicht eher an Grau, Fad und Pflicht. In Zeiten von Selfies, Live Facebook Postings, Eigenpräsentation und Selfmade Heros sind also meine Gedanken komplett out? Denkste. Die Welt dreht sich, und zwar in Richtung "Intimsphäre". Wo findet Intimität im Urlaub in Tirol statt? Als Nummer eins würde ich unser stilles Örtchen bezeichnen. Abort, Örtchen, Latrine, Porzellanthron. Genau, ich spreche von der Holzhütte mit dem Herzchen in der Tür. Anschließend reiht sich das Badezimmer noch knapp vor dem Schlafzimmer auf das Siegerpodest. Ganz egal ob wir uns flüssig oder fest erleichtern, ob wir uns die heiligsten Körperteile waschen oder den ein oder anderen lauten Flüssigkeitsaustausch im Schlafzimmer durchführen. Nichts ist für unser Intimleben schlimmer, als einsichtige und hellhörige Räumlichkeiten bei WC, Badezimmer und Schlafzimmer. https://player.vimeo.com/video/23762207?color=ffffff&title=0&byline=0&portrait=0 Kacken, Körperpflege und Zweisamkeit wird - hoffentlich - immer intim bleiben. Diese Plätze haben in unserem mitteleuropäischen Alltag schon einen großen Stellenwert. Wenn ich nicht gerade von Voyeurismus oder Outdoorsucht befangen bin, werde ich auch in meiner Urlaubszeit diese Werte nicht reduzieren und schon gar nicht darauf verzichten wollen. Und wo habe ich Garantie auf eine solche Art von Intimität? Nennen Sie mir ein Land, indem Intimität besser, stärker und qualitätsvoller behandelt wird als bei uns in Tirol. Gehen Sie auf die Suche. Sie werden sicherlich die ein oder andere Luxusburg auf diesem Planeten finden, die in Sachen Toiletten, Badezimmer und Schlafzimmer mithalten kann. Aber in dieser Konzentration werden Sie kein Land auf der Welt finden, wo Sauberkeit, Geräuschpegel, Gerüche und räumlicher Respekt in so einem Ausmaß an Qualität vorhanden sind. Und noch ein starker intimer Bereich in Tirol Und wenn Sie doch ein Land finden, dann argumentiere ich mit dem nächsten Intimbereich. Dem Essen. Diese Küchenausstattung, diese Zutaten, diese Rohstoffe, diese Form der Kochkünste und diese stimmungsvollen Orte der Verzehrung werden immer schwieriger irgendwo in dieser Form zu finden. Natürlich gibt es Länder wie Italien oder Frankreich mit seinen kulinarischen Highlights. Aber können die mit den anderen 3 intimen Schätzen mithalten? Das glaube ich wohl kaum. Gerne lasse ich mich eines besseren belehren. Ich war leider noch nie in Australien und noch nie in Asien. Zeigen Sie mir bitte die besten touristischen Plätze für einen qualitativen und intimen Urlaub, ich freue mich darauf.