Weihnachten nervt, oder: Nachhaltig schenken!

Weihnachten kommt immer näher. Irgendwie bedrohlich, vor allem für diejenigen, die noch immer kein Geschenk haben. Oder auch für alljene, die sich überhaupt nichts schenken, weil schenken ja irgendwie so sinnentleert geworden ist. Alles nur mehr Ramsch, den man schnell ein paar Tage vor der Bescherung zusammenkauft. So kann es nicht weitergehen. Da sind sich viele einig. Und dann noch die ewiggleichen Weihnachtslieder beim Shopping in den Städten. Keine Frage: Weihnachten nervt. Und es ist höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.

Wann ist das eigentlich passiert? Wenn ich meine ganz persönliche Erinnerung durchstöbere dann war Weihnachten früher absolut schön. Ein Tag, auf den ich mich gefreut habe. Wir gingen vor der Bescherung in die Stadt, hörten ein paar Bläsern dabei zu wie sie ein paar Weihnachtslieder spielten, gingen dann wieder nach Hause und dann hieß es warten. Erwartungsvolles Warten war das gewesen, bis endlich das vermeintliche Christkind mit seinem Glöckchen klingelte. Im Wohnzimmer, in dem der Christbaum stand, warteten die Geschenke darauf, ausgepackt zu werden. Und aus einem mir unerfindlichen Grund war immer das unter dem Christbaum, das ich mir auch tatsächlich gewünscht hatte.

Die Enttäuschung über die Geschenke kam dann erst viel später. Und ich weiß noch immer nicht, ob es an meiner Abgebrühtheit liegt, da ich eigentlich eh schon alles habe oder ob es daran liegt, dass die Qualität und Treffsicherheit der Geschenke tatsächlich anders geworden ist. Weniger präzise, irgendwie beliebig.

Ganz so als würden sich die Schenkenden nicht mehr zurechtfinden in den Wust der Möglichkeiten und wären beeinflusst von Film, Funk und Fernsehen und kauften daher auch Sachen, die nicht wirklich vom Herzen kämen, sondern die von den Medien diktiert wären. Ich weiß schon, ich sehe die Sache ein wenig negativ. Und nicht alle Geschenke sind so. Aber der Tendenz nach stimmt es.

Wann ging meine Freude an Weihnachten verloren?

Vielleicht liegt es aber auch an meinem erhöhten Anspruch an Weihnachtsgeschenke? Ich mag diese Massenware ganz einfach ganz und gar nicht mehr. Diese von Konzernen diktierten und hergestellten Geschenke, denen der letzte Rest von Seele so nachhaltig ausgetrieben wurde. Die ganze Individualität ist flöten gegangen, nachdem so exakt auf mögliche Kundenwünsche geschaut und der Käufer und Beschenkte offenbar gründlich durchleuchtet wurde.

Und tatsächlich: Diese Art von Geschenken bringe kurzfristige Freude, die dann aber schnell versiegt. Vermutlich deshalb, weil ja demnächst auch schon wieder was geschenkt werden soll. Ich möchte sagen: Das Schenken ist zu einer puren Funktion verkommen, die kurzfristige Freude erzeugen soll und ganz offensichtliche Wünsche erfüllen soll. Alles ganz zielgerichtet und punktgenau. Die schöne neue Welt macht es möglich.

Wir sind transparente und zu durchschauende Kunden, die auch schon mal flott und kurzfristig manipuliert werden können. Das sind keine echten Wünsche mehr, sondern Wünsche, die gezielt erzeugt wurden. Vielleicht fühlen sie sich deshalb so schal an und vielleicht sind die Geschenke, die man in einem solchen System bekommt deshalb auch so lieblos. Sie haben keine „Seele“, sondern sind Produkte einer spätkapitalistischen Wunscherzeugungsmaschinerie.

Jetzt könnt ihr diese Diagnose und diesen Abgesang auf unsere derzeitige Kultur bzw. Unkultur des Schenkens und Kaufens teilen oder nicht. Ich bin mir aber fast sicher, dass da ein Fünkchen Wahrheit drin ist, das falle alle teilen können. Und auch dieses Gefühl, dass Weihachten mehr nervt als besinnlich ist kennen vielleicht einige von euch. Wie aber kann dem entgegen getreten werden? Meiner Meinung nach nur indem wir wieder die Vielfalt fördern und unterstützen, kleinen regionalen Anbietern eine Plattform bieten und bevorzugt auch zu deren Produkten und Waren greifen.

Nicht nur dass die Qualität dort meist besser ist, sondern es ist auch ganz einfach bedenklich, mehreren großen Unternehmen und Konzernen dieses weite Feld zu überlassen. Das führt meiner Meinung nach automatisch zur Nivellierung und ist der Tod jeder wirklichen Differenzierung. Das Kleine und Feine, Nachhaltige und qualitativ Hochwertige hat in dieser gnadenlosen Verwertungslogik nämlich meiner Meinung nach ausgedient.

Ein paar Konzepte gibt es in dieser Hinsicht schon, auch in Tirol. Vielleicht klappt es so wieder mit der Freude an Weihnachten? Mit Geschenken, die Sinn machen und nachhaltig Freude bereiten? Einen Versuch wäre es wert meine ich.

Weihnachten nervt, oder: Nachhaltig schenken!
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Von in Tirol