Christkindlmarkt: Die geniale Atmosphäre

Es sei eigentlich wie immer, meinte kürzlich ein guter Freund aus Innsbruck. „Der Christkindlmarkt besteht aus Glühwein, Punsch und fetten Kiachln.“ Darauf habe ich nur gewartet. Denn genau solche Sprüche lasse ich nicht mehr auf mir sitzen. Der Innsbrucker Christkindlmarkt ist eine weit über die Grenzen hinaus bekannte Attraktion. Das wird von kaum jemand in Zweifel gezogen. Weshalb aber hat der Markt bei den Einheimischen einen eher schlechten Ruf? Da gibt es mehrere Gründe.

Christkindlmarkt Altstadt: Romatik pur

Einerseits ist unsere wunderschöne Altstadt, um die uns die Welt beneidet, sieben Wochen mit Marktstandln verstellt. Das stimmt. Ja, mehr noch: tausende Besucher aus dem In- und Ausland belagern genau diese Standl von frühmorgens bis spätabends. Da ist die Frage schon erlaubt: bringt uns das etwas? Mir schon, das kann ich ganz offen zugeben. Ich hab mich noch nie darüber aufgeregt. Und warum?

Auch hier habe ich die Antwort parat. Und weiß, dass tausende Innsbruckerinnen und Innsbrucker meiner Ansicht sind: Wir freuen uns Jahr für Jahr, wenn wir im Advent auf dieses einmalige Nationengemisch in der Altstadt treffen. Italiener gestikulieren mit Russen, Chinesen, die ähnlich intensiv herum fotografieren wie die Japaner staunen, Schweizer und Deutsche, die den in Mitteleuropa allseits beliebten Glühwein, Punsch oder Grog genießen. Und natürlich die vielen süßen Sachen, schönen Geschenkideen und vor allem das Lichtermeer. Und überhaupt: ein bisschen Romantik wünschen wir uns doch alle.

Ein Christkindlmarkt für jeden Geschmack

Der Christkindlmarkt in der Altstadt ist ja beileibe nicht der Einzige in Innsbruck. Insgesamt sechs Christkindlmärkte werden gleichzeitig in Innsbruck abgehalten. Innsbruck lebt zu einem schönen Teil auch vom Tourismus. Damit sind Arbeitsplätze verbunden. Nicht nur in den Hotels. Jedes Café, Beisl oder Restaurant profitiert davon und wird das gerne bestätigen. Mehr noch: unsere Hauptstadt ist ein Aushängeschild für ein Land, das auf der ganzen Welt bekannt ist. Tirol. Ich muss jetzt, so glaube ich, kaum weiter argumentieren. Denn Innsbruck erhält auch durch den Christkindlmarkt jene Patina, die die Internationalität einer Stadt ausmacht.

Da höre ich schon einen vielstimmigen Chor der Kritiker: ‚Aber der Christkindlmarkt ist doch alles romantischer Kitsch, den wir den Gästen da vorsetzen! Das hat mit Weihnachten nix zu tun!‘ Naja, und genau in diesem Punkt sollten wir doch alle ehrlich miteinander sein. Für die meisten von uns ist Weihnachten ein über alle Maßen romantisiertes Fest. Da sind wir alle nur noch freundlich zueinander. Wir schlagen den Christbaum höchstselbst im dunklen Tann mit schwungvollen Axthieben und ziehen ihn im meterhohen Schnee nach Hause. Die traute Familie sitzt vor den mit Eisblumen verzierten Fenstern. Und Weihnachten sind immer weiß, denn es fallen immer genau zu Weihnachten dicke Schneeflocken vom Himmel. Und zu alldem singt irgend ein Knabenchor im ‚Off‘ „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Das ist es doch, was sich viele von uns wünschen. Wissend, dass es – zum allergrößten Teil – ein romantischer Abklatsch unserer eigenen Kindheitserinnerungen ist. Sind wir also quasi ‚kitschbefreit‘?

Der Innsbrucker Christkindlmarkt ist und bleibt für mich also das, was er schon immer war. Eine Möglichkeit, vor allem in der Adventszeit mitten in der Altstadt Freunde zu treffen, zu schwätzen und gemeinsam einen schönen Abend in einer genialen und vor allem internationalen Atmosphäre zu verbringen. Denn, Hand auf’s Herz, wieviel Plätze gibt es in Europa, die schöner sind? Und die besser geeignet sind für einen Christkindlmarkt? Na also.

Christkindlmarkt: Die geniale Atmosphäre
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Von in Tirol