Kultur in Serfaus-Fiss-Ladis: Theater, Theater, der Vorhang geht auf!

Manche behaupten ja, das ganze Leben wäre ein Theater. Und wir würden andauernd irgendwelche Rollen spielen, was daher rührt, dass es so etwas wie das eigentliche „Selbst“ gar nicht gibt, sondern nur Inszenierungen des eigenen Selbst. Kurz gesagt: Jeder setzt sich in Szene und die Frage nach der eigentlichen Persönlichkeiten ist nur schwer zu beantworten. In dieser Hinsicht können wir viel vom Theater lernen. Auch in Serfaus-Fiss-Ladis, das einen Theater-Genussherbst in Fiss verspricht.

Dazu müssen eigentlich nur zwei Fragen beantwortet werden: Was ist das eigentlich, dieses „Ich“ von dem wir annehmen, dass dieses irgendetwas mit unserer Person, unserer Persönlichkeit oder mit unserem Wesen zu tun hätte? Eine plausible Antwort darauf ist, dass die Suche nach diesem unveränderlichen „Ich“ eher schwer werden wird, da es mehrere „Ichs“ gibt. Und nein, das hat nichts mit Schizophrenie zu tun. Eher schon mit den Rollen, die wir in jeweiligen Kontexten spielen und die wir seit der Kindheit eingeübt haben.

Die Tatsache, dass die meisten Leute nicht als latent oder manifest wahnsinnig wahrgenommen werden liegt in der Tatsache begründet, dass wir unsere Rolle(n) gut spielen. Und wir die Regeln der jeweiligen Rolle in den jeweiligen Situationen kennen. Wir haben einen Weg auf gewisse Umstände zu reagieren gefunden, sodass unsere Handlungen als einigermaßen logisch erscheinen und sich scheinbar auch irgendwie an unsere Persönlichkeit rückbinden lassen.

Einfach gesagt: Das „Ich“ ist eine mehr oder wenige gelungene Inszenierung, die dann funktioniert, wenn unsere Handlungsweise einigermaßen kohärent sind und wir uns in ähnlichen Situationen wiederum ähnlich verhalten. Würden wir uns unter ähnlichen Umständen vollständig anders verhalten, würde man vielleicht an der Stabilität unserer Person und Persönlichkeit zweifeln. Würden wir bei einem Seminar, an der Uni oder anderswo auf den Tischen stehen um dann einen Kopfstand zu machen, würde das eher schlecht ankommen.

Was können wir in Fiss vom Theater lernen?

Die Frage ist daher ebenfalls wieder einfach: Was können wir vom Theater lernen? Vielleicht wie wir unsere Rollen jeweils in der richtigen Situation gut spielen. Und ab wo der „Wahnsinn“ beginnt, der am besten mit dem Ende der Vernunft beschrieben werden kann. Oder besser mit einem Außerhalb der Vernunft, dessen Grenzen von der jeweiligen Gesellschaft definiert werden. Theater ist eine Verhandlung der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der jeweiligen Gesellschaft.

Wir lernen dazu, wenn wir uns mit „alten“ Stücken beschäftigen, weil wir damit bemerken, wie früher mit Vernunft, Wahnsinn, Konventionen und Rollen umgegangen wurde. Es lässt uns unsere Verhaltensweisen, unsere Rollen und unsere Konventionen und Normen als gemacht und konstruiert erscheinen. Und wir finden leichter kreative Auswege- um Umwege um unsere Verhaltensweisen zu überdenken und neu aufzustellen. Auch der Theater-Genussherbst in Fiss hat einige Stücke im Angebot, die sich mit dieser „alten“ Gesellschaften befassen. Einer Gesellschaft und auch der Region Serfaus-Fiss-Ladis kann das nur gut tun. Eine Gesellschaft braucht ebenso wie die in ihr lebenden Personen die Möglichkeit, über ihr eigenes In-der-Gesellschaft sein nachzudenken.

Das Theater-Genussherbst in Fiss ist bereits im vollem Gange und hat am 13.09. begonnen. Am 20.09. geht es weiter und vor allem das Stück am 10.10 möchte ich euch ans Herz legen: „1192 – Gesucht: Richard I Löwenherz“. Auch, aber nicht nur unter den Gesichtspunkten die ich hier vorgeschlagen habe. Denn das Theater ist verdichtetes Leben, in dem man sich auf die Gemachtheit konzentrieren kann. Das Theater ist eine Art Simulation, in der man Rollen und das Leben imaginär üben kann. Auch in Fiss lohnt es sich, dieses Leben zu üben. Und dabei auch gleich das „gute Leben“ zu genießen und auszukosten. Genug Möglichkeiten gibt es dort auch außerhalb des Theaters – sei es in guten Hotels oder sei es bei der einen oder anderen Wanderung, die sich im Herbst besonders aufdrängt.

Außerdem: Theater und Leben haben wie geschrieben viel miteinander zu tun. Während nicht auch gleich das „Leben üben“ mit dem schönen, guten und wahren Leben in der Natur in Fiss verbinden? Aus meiner Sicht spricht nichts, aber auch gar nichts dagegen. Weil Kultur und Natur sind nicht widersprechen, sondern, richtig in Beziehung gesetzt, eine absolute Symbiose eingehen können. Das gilt auch und vor allem für die Region Serfaus-Fiss-Ladis.

Kultur in Serfaus-Fiss-Ladis: Theater, Theater, der Vorhang geht auf!
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Von in Tirol