Veronika, der Herbst ist da – Eine Eloge

Im Herbst werden Menschen melancholisch. Das ist nicht erst so seit die Band Element Of Crime von fallenden Blättern gesungen hat, die herumwirbeln und letztlich auch zum Spiegelbild des eigenen Zustands werden, der auch schon mal fröhlicher gewesen ist. Ich hingegen mag den Herbst aus genau diesen Gründen. Der Herbst beendet endlich das Diktat der Fröhlichkeit. Wer im Sommer nicht fröhlich ist, der ist letztlich, wenn er nicht gerade Lana Del Rey heißt, in einer gewisse Weise komisch und ein schräger Vogel. Da hat man es mit dem Herbst schon deutlich leichter. Vor allem auch in Serfaus-Fiss-Ladis, das da mehr als nur ein Wörtchen mitzureden hat.

Der Sommer strotzt, normalerweise, nur so vor Eindeutigkeit. Die Sonne scheint, es ist heiß, baden gehen ist angesagt. Der Sommer beschränkt die Möglichkeiten und spitzt sie zu. Vor allem in Sachen Stimmung. Überall wo man hinsieht sind die Menschen gut gelaunt, aufgelegt den lauschigen Abend mit Grillen zu verbringen und mehr oder weniger gute Gespräche dabei zu führen. Wer dabei lieber zuhause rumsitzt und seine alten Leonard Cohen Platten auspackt und zu „Famous Blue Raincoat“ seiner Sommer-Melancholie so richtig freien Lauf lässt, der gilt leicht als Sonderling.

Kurzum: Der Sommer hat faschistoide Tendenzen indem er mich nicht so sein lässt, wie ich eben manchmal bin. Der Sommer zwingt mir seine gute Laune förmlich auf und lässt mir gar keine anderen Optionen. Darum ist mir der Sommer manchmal suspekt und ich freue mich oft auch schon auf den Herbst. Außerdem kann ich bei einer Temperatur ab 30 Grad nicht mehr vernünftig denken und arbeiten. Und jeden Tag Biergarten gehen geht auch irgendwie nicht und ist definitiv nicht vernünftig und nicht gut für mein Wohlbefinden. Was der sanften Depression und der leisen Sommer-Melancholie wiederum Vorschub leistet. Es gibt also kein entkommen und der Sommer ist für mich nicht die schönste Jahreszeit. Sie ist für mich durch und durch ambivalent.

Der Herbst in Serfaus-Fiss-Ladis: Der Möglichkeitsraum weitet sich aus

Ich sitze also nicht wie Sven Regener, der Sänger von Element Of Crime, melancholisch herum und schaue den ersten Blättern beim Fallen zu und frage mich dabei, ob nicht mein Leben auch vergänglich ist und ob ich nicht langsam auch in den Herbst meines Lebens komme. Und wie lange ich überhaupt noch leben werde.

Vielmehr freue ich mich. Ich freue mich, dass sich wieder die ganze Klaviatur der Gefühl, Empfindungen, Zustände und Gemütsverfassungen bedienen lässt, ohne schief angeschaut zu werden. Ich kann freudestrahlend mit der Musik von den Beach Boys im Ohr durch die Stadt tänzeln oder ich kann mir zuhause mit Kopfhörern die neue Platte von Opeth anhören und mich dabei zugleich melancholisch und beglückt fühlen. Alles wird möglich. Vor allem am richtigen Ort. Serfaus-Fiss-Ladis sollte man zumindest mal in Betracht ziehen.

Ich glaube jedenfalls so oder so, dass das alles mit den beiden Begrifflichkeiten aus Robert Musils großen Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ zu tun hat, wo von einem Möglichkeitssinn und von einem Wirklichkeitssinn geredet wird. Dieser Möglichkeitssinn ist am schönsten und besten mit Musil selbst beschrieben, der Menschen mit Möglichkeitssinn bechreibt: „Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein.“ So denken Menschen mit Möglichkeitssinn. Ich behaupte, dass diese Menschen den Herbst als liebste Jahreszeit angeben würden.

Ganz einfach, weil der Herbst die Jahreszeiten mit den meisten Möglichkeiten ist. Die Jahreszeit, die die meisten Stimmungen zulässt. Und die Jahreszeit, die am buntesten ist und somit die ganze Fülle der Möglichkeiten der Farben der Natur zeigt. Wie langweilig ist dagegen der Winter, wie einfallslos der Sommer. Und wie herrlich sind außerdem die Wanderungen, die man im Herbst unternehmen kann.

Ich behaupte: Der Mensch mit einem ausgeprägten Möglichkeitssinn ist auch in der Lage, aus einer Vielzahl von Möglichkeiten richtig zu wählen. Diese Menschen sind keine trägen Melancholiker, sondern mehr oder weniger zielsicherer Entscheider, die bedächtig aber präzise den richtigen Weg und den richtigen Ort finden. Für mich ist Serfaus-Fiss-Ladis ein solcher Ort, der mir sämtliche Möglichkeiten des Herbst sozusagen auf dem silbernen Präsentierteller serviert. Der Herbst in Serfaus-Fiss-Ladis ist nicht nur schön. Denn Schönheit allein macht ja noch nicht glücklich. Sondern eben abwechslungsreich und vielseitig.

Vor allem ein Begriff, den ich letztlich bei einem Hotel in Ladis gelesen habe klingt mir immer noch im Ohr: Genusswandern. Ich bin der festen Meinung, dass Menschen mit Möglichkeitssinn dieses Genusswandern in Betracht ziehen sollten. Weil sie merken, dass die Möglichkeit der Verbindung dieser beiden Worte und Aspekte richtig ist. Stimmig. Wie füreinander gemacht. Wer richtig wandert, der genießt. Dem wird der Weg zum Ziel. Der genießt unterwegs und erfreut sich an all den Möglichkeiten und Schönheiten der Natur im Herbst, die zu dieser Jahreszeit in Serfaus-Fiss-Ladis wirklich aus dem Vollen schöpft.

Ich behaupte somit: Wer alle Argumente vernünftig abwiegt und wer alle Möglichkeiten haben will, für den ist Serfaus-Fiss-Ladis sicherlich nicht der falsche Ort. Und das schreibe ich zu einem Zeitpunkt, an dem es in Innsbruck wieder mal regnet. In Serfaus-Fiss-Ladis wäre zu diesem Zeitpunkt zumindest Wellness oder die Besichtigung der Burg in Ladis möglich gewesen. Oder auch die eine oder andere Wanderung für Unerschrockene.

Wie auch immer ihr euch entscheidet: Serfaus-Fiss-Ladis ist ein Ort für vernünftige Menschen mit Möglichkeitssinn. Da bin ich mir ganz sicher. Diese Menschen sollten immer ein Lied auf den Lippen haben, leicht adaptiert: „Veronika, der Herbst ist da.“ Denn der Herbst ist ein Grund zur Freude. Eindeutig.

Veronika, der Herbst ist da – Eine Eloge
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Von in Tirol