Vom Kaiserwinkl in die Steiermark: Chronik eines Familienurlaubs

Ja, ich habe es getan. Ich war auf Familienurlaub. Und zwar nicht irgendwo, sondern in der Steiermark. Weil ich mal weg musste aus den Bergen, die einen einkesseln und bei denen man sich oft nur frei fühlt, wenn man ganz oben steht und das Inntal von oben beobachten kann. Und dennoch fehlten mir die Berge schneller als ich es für möglich hielt.

Es gibt viele Gründe für einen Familienurlaub im Kaiserwinkl. Aber es gibt auch ebenso viele Gründe für einen Familienurlaub in der Steiermark. Genauer gesagt im Hügelland, das seinem Namen aber auch wirklich alle Ehre macht. Einer der Gründe für einen Urlaub in Österreich ist wohl, dass man sich ab einem gewissen Alter für die eigene Heimat zu interessieren beginnt und merkt, dass man doch noch nicht alles gesehen hat. Und dass auch in den kleinen Unterschieden der Regionen und Landschaften ein enormer Reiz liegen kann. Es braucht nicht immer das absolut Fremde, um einen interessanten Urlaub zu verbringen. Manchmal sind es auch die kleinen Abstufungen, die feinen Graustufen und die landschaftlichen Unterschiede, die einen Urlaub interessant machen.

Innsbruck, Kaiserwinkl, Steiermark – und zurück!

Die ersten Unterschiede auf unserer langen Fahrt von Innsbruck in die Steiermark, genauer gesagt zu einem Ort mit dem Namen Unterlamm, machten sich bald bemerkbar und wurden von unserer Tochter punktgenau analysiert und angesprochen: Die Berge sind weg! Die Berge wichen zunehmend etwas, das man in Tirol im besten Fall als Hügel bezeichnet. Im Kaiserwinkl wären das noch nicht einmal Hügel gewesen, sondern ein paar Unebenheiten. Anders in der Steiermark, denn da ließ sich offenbar ein ganzes Marketing-Konzept auf diesem Begriff aufbauen.

Schließlich gab es hier Weingärten ohne Ende, einen Buschenschank an jeder Ecke und das echte Handwerk und kulinarische Genüsse warteten auf Schritt und Tritt, sodass man aufpassen musste vor lauter Genuss nicht auf die Vernunft zu vergessen. Und, ich muss es gestehen, was mir besonders gefiel: Endlich einen wirklich freien Blick. Die Berge verstellten die Sicht nicht mehr. Für mich befreiend. Es fühlte sich so an, als ob ich mich jetzt erst wirklich erholen konnten, auch wenn unterwegs die eine oder andere Therme, vor allem Bad Blumau doch auch einiges zu meiner Erholung beigetragen hatte.

Für mich ist eines jedenfalls bemerkenswert: Die Landschaft, die mich in Tirol umgibt nehme ich kaum mehr wahr. Sie ist alltäglich, selbstverständlich. Erst wenn mir jemand von außen sagt, wie schön es in Tirol ist, nehme ich das wieder bewusster wahr und schätze Tirol mehr. Das war zum Beispiel der Fall, als ich die New Yorker Musikerin Mariel Roberts aus München abholte und nach Innsbruck brachte. Sie war von der Landschaft begeistert, beeindruckt. Es ist fraglich, ob sie auch das steirische Hügelland so begeistert hätte. Ich möchte es einfach mal anzweifeln, kann aber natürlich nicht in ihrem Namen sprechen.

Mir geht es jedenfalls manchmal gänzlich anders als ihr: Die Berge sind einfach da. Schon schön. Aber manchmal nerven sie mich. Und zu selten gehe ich auf sie. Ich könnte auch ohne sie leben, obwohl ich in Kufstein aufgewachsen bin und sehr viel Zeit am Walchsee und im Kaiserwinkl verbracht habe, wo die Berge so prägend und zugegebenermaßen wunderschön sind. Noch nicht so schroff und hoch wie in Innsbruck. Fast schon ein wenig dezent und noch einen gewissen Weitblick zulassend.

Vielleicht doch lieber Kaiserwinkl, oder: Ohne Berge geht´s doch nicht?

Ohne jetzt im Detail auf den Steiermark Urlaub eingehen zu wollen, denn darum geht es nicht wirklich, muss ich feststellen, dass mir die Berge nach einigen Tagen zu fehlen begannen. Woran das wohl lag? An der Gewohnheit? Daran, dass sie sich ganz einfach jeden Tag wie selbstverständlich vor mir auftürmten und somit mein Blick täglich fast unweigerlich auf sie fallen mussten? Oder hatte es doch etwas anderes mit den Bergen und dem Kaiserwinkl auf sich, der meine Kindheit so sehr prägte?

Ich kann diese Fragen nicht endgültig beantworten. Wie geht es euch dabei? Was verbindet ihr mit den Bergen? Was hat es mit den Bergen auf sich und warum vermisst man sie, wenn man sie nicht (mehr) um sie hat?Ich habe das Gefühl, dass ich diese Frage dringend klären muss, um von den Bergen loszukommen. Oder für ewig mit ihnen verbunden zu bleiben und mit meiner Hass-Liebe zu ihnen zu leben. Was immer auch erstrebenswerter sein mag:. Kaiserwinkl, Tirol generell oder gar keine Berge. Das war hier die Frage. Ich bitte um Hilfe!

Vom Kaiserwinkl in die Steiermark: Chronik eines Familienurlaubs
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Von in Tirol