Wellness, Wellness, Wellness – Doch was steckt dahinter?

Ich gebe es zu. Manchmal wundere ich mich. Obwohl ich schon viel gesehen, erlebt und gehört habe. Zum Beispiel über den anhaltenden und immer mehr grassierenden Trend hin zu „Wellness“. Eigene Gruppen auf Facebook diskutieren die Frage, was „Wellness“ überhaupt ist und mittlerweile gibt es ganze Tagungen, die sich mit den Themen Wellness und Spa beschäftigen. Doch was ist dran an dieser Sache?

Einer der absurdesten Sachen, die mir in dieser Hinsicht untergekommen ist kann man wohl am besten als „Online-Wellness“ bezeichnen. Das ist natürlich kein Begriff, den es wirklich gibt, sondern einer, den ich einfach mal kurzerhand erfunden habe um ein Phänomen begrifflich zu fassen.

Ich verstehe darunter jedenfalls diverse Gruppen und Foren, in denen sich Menschen mit gesteigertem Wellnessbedürfnis ihre täglich Dosis Weisheiten, Sprüche und Zitate abholen. Meist haben diese mit Loslassen zu tun und damit, dass man endlich wirklich leben sollte. Im besten Fall einfach Glücklich sein. Schön und gut. Für mich aber funktioniert das nicht und liest sich immer wieder wie Weisheit-Light oder Wellness für Eilige. Ein Widerspruch in sich, oder?

Eine weitere Tatsache, die mir im Moment nicht so recht einleuchten will, ist der Trend hin zu exotischen Massagen, Behandlungen und Beauty-Anwendungen. So nett Ayurveda und alles was damit zu tun hat auch sein mag, vor allem wenn das alles im „Fernen Osten“ richtig ausgeführt wird, so sehr darf man sich fragen, ob es Sinn macht, diese Praxis schlicht und einfachen ihrem Kontext und ihrem Kulturkreis zu entreißen und sie fortan als verwestlichte und verwässerte Praxis in heimischen Hotels anzubieten. So nach dem Motto: der heimische Wellness-Suchende nimmt eh alles mit, was irgendwie mit „Ferner Osten“, Spiritualität und Buddha zu tun hat.

Wellness: Hauptsache irgendein Sinnangebot?

Hauptsache ein Sinnangebot, das klar macht, dass wir uns beim Thema Wellness nicht nur mit unserem Körper, sondern natürlich auch mit unserer Seele beschäftigen. Und es letztlich ja bitte schön vor allem darum geht, unsere Chakren zu öffnen und unsere Energieflüsse endlich wieder in Gang zu bringen. Uns selbst zuliebe. Möglichst schnell, denn viel Zeit haben wir dafür ja ohnehin nicht. Ein paar Tage müssen reichen und notfalls, wenn es mit der Entspannung im Alltag nichts wird, klicken wir uns halt wieder durch diverse esoterisch angehauchte Foren und Gruppen und genehmigen uns unsere Dosis Weisheit bevor wir zu unserem hektischen Job in der Stadt hetzen.

Ihr seht also schon: Das wird ein kleines Plädoyer für die „natürliche“ Wellness. Wellness, die auf die Region Bezug nimmt und diesen Begriff auch wirklich beim Wort und ernst nimmt. Ich habe nichts von einer mehr schlecht als recht ausgelegten „Lomi Lomi Nui“ Massage, die auch noch falsch ausgeführt wird. Dazu begebe ich mich nach Hawaii. Wenn ich in Tirol bin, möchte ich auch mit der Region und deren Produkten in Kontakt kommen.

Das beginnt für mich bei der Kulinarik, der ich auch unterstelle, dass Wellness eben dort beginnt. Gutes Essen ist die Grundlage für wirkliches Wohlbefinden. Und ich glaube kaum, dass ich dazu Essen von irgendwoher einem guten Essen, das aus dem Vollen der regionalen Möglichkeiten schöpft, vorziehen würde. Ebenso geht es mir bei einer Massage oder bei den Wellnessbehandlungen.

Regionalität ist Trumpf. So findet man zum Beispiel im Hotel „Hochfirst“, das ja in Sachen Wellness und Kulinarik bekanntlich zur absoluten Oberklasse der Tiroler Hotels gehört, weit und breit keine „Lomi-Lomi Nui“ oder andere exotische Massagen. Meiner Ansicht nach ist das gut so. Und eigentlich ist ja allein schon der Ausblick auf die Berge in Obergurgl Wellness pur…

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Von in Tirol