Urlaub in Österreich im Kaiserwinkl – na und?

Jetzt ist es tatsächlich passiert. Und nein, ich meine damit nicht das erste graue Haar. Wobei auch das damit in einem engeren Zusammenhang steht. Einfach so, unvermittelt ist es mir, besser gesagt eigentlich uns, passiert. Wir haben einen Urlaub gebucht. Und nein: Es ist nicht New York, Spanien, Türkei oder Jesolo geworden. Sondern es handelt sich um einen Urlaub in Österreich. Im Kaiserwinkl. Wann das mal gut geht!

Was war es mir früher wichtig: Weit weg musst es im Urlaub gehen. An Orte, die mir wenig vertraut waren. Es gab Jahre, da träumte ich gar von Tokio und damit von einem Ort, an dem mir weder die Kultur, noch die Sprache und nicht mal die Schrift vertraut waren. Urlaub hieß für mich vor allem Städteurlaub und abtauchen in eine Großstadt, in der ich mich absolut verlieren und in metaphorischer und tatsächlicher Hinsicht verlaufen und verirren konnte. Urlaub musste mich verwirren, irritieren und verändern. Je abgedrehter, exotischer und unerwarteter die Tage verliefen, desto besser. So war es – zumindest früher einmal.

Verheiratet sein, Kinder haben und noch vieles mehr tragen wohl dazu bei, dass sich die eigenen Interessen und Akzente verschieben. Wir haben uns durch diverse Angebote geklickt und wollten eigentlich wie im vorigen Jahr wieder nach Jesolo fahren. Obwohl uns dieser durchorganisierte Strand-Urlaub eigentlich nicht so sehr zusagt, zugleicht aber natürlich an unsere eigene Kindheit erinnert, in der wir mit unseren Eltern an diesen Ort gefahren sind. Und den Kindern hat es halt gefallen. Und auch wir genossen, das muss schon deutlich gesagt werden, die Tage mit ganz viel Sonne durchaus.

Tokio, New York, Kaiserwinkl?

Dieses Jahr war es dann eine verzwickte Situation: Tokio, New York und andere Ideen fielen aus nahe liegenden Gründen aus. Kinder kann man mit Wolkenkratzern, Jazz-Clubs und moderner Kunst (leider) eher nicht begeistern. Jesolo machte uns letztes Jahr nicht vollkommen glücklich und in diesem Jahr, in der ja viele Menschen vergeblich auf den Sommer gewartet haben, soll es dort auch nicht deutlich wärmer sein als in unseren Breitengraden. Es musste also eine Alternative her, die relativ schnell gefunden war: Der Kaiserwinkl!

Und damit hatte ich dann meine früheren Prinzipien über Bord geworfen. Der Kaiserwinkl war alles andere als der Ort, der mich auch positive Weise irritierte und herausforderte. Es war der Ort meiner Kindheit, da ich ja nicht unweit vom Kaiserwinkl entfernt aufgewachsen bin. In gewisser Weise war es also eine konträre Denkbewegung.

Nicht der abwegigste Ort, der mir am wenigsten vertraut war, sollte das Ziel sein. Sondern der Ort, der mir so vertraut war, wie die eigene Westentasche. Ein Ort, den ich sehr mochte und der über und über mit Erinnerungen assoziiert war. Ein Ort, den ich auch meinen Kindern näherbringen wollte. Nannte man das jetzt schon Altersmilde, wenn sich ein solches Denken in meine Überlegungen einschlich?

Wie auch immer. Ich bin mir jedenfalls ganz sicher, dass Dinge wie die „Fledermausnacht“, „Expedition Bauernhof“, „Wildnis erleben“ und noch einiges mehr doch Anklang bei unseren beiden Töchtern finden würde. Sie wären in Tokio in all der Hektik wohl eher nicht glücklich geworden und hätten sich gewundert, dass die Leute dort so eine komische Sprache sprechen.

So war der Urlaub in der großen weiten Welt für uns erstmals vertagt. Auf später. Oder vielleicht auf gar nicht mehr. Denn wer weiß: Vielleicht würden wir ja auch bei unserem kommenden Urlaub in Österreich im Kaiserwinkl unser ganz großes Glück finden und kurzerhand auf die große weite Welt pfeifen.

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Von in Tirol