Stubaital: Wasserfälle gegen Asthma

Wird das Stubaital schon bald zu einem Zentrum zur Behandlung von Asthma? Was man nicht für möglich halten sollte:  eine wissenschaftliche Untersuchung des Grawa- und des Sulzenau-Wasserfalls im Stubaital geben Asthmakranken neue Hoffnung. 

Dass die Wasserfälle im Stubaital gesundheitsförderde Wirkungen haben sollen, erzählte mir ein guter Freund vor einigen Wochen. Als Laie kann man das eigentlich kaum glauben. Also begann ich zu recherchieren. Und tatsächlich: Die therapeutische Wirkung von feinstem Sprühnebel, wie er bei Wasserfällen vorkommt, ist zwar seit 2007 bekannt. Wissenschafter der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg belegten damals anhand der Krimmler Wasserfälle, dass dieser Sprühnebel bei Kindern massive Verbesserungen in ihrem Leiden gebracht hatten.

Und nun gilt das auch für die beiden Wasserfälle im Stubaital. Der Grawa-Wasserfall in Neustift und der ins Sulzenaubecken stürzende gleichnamige Sulzenau-Wasserfall haben ebenfalls eine überaus positive therapeutische Wirkung. Die Messungen samt wissenschaftlicher Auswertung („Physikalische und medizinische
Charakterisierung der Stubaier und Gschnitzer Wasserfälle“) wurde unter der Leitung von Univ. Doz. Mag. Dr. Arnulf Josef Hartl, seinem Assistenten Martin Gaisberger und Dr. Pedja Kolarz aus Serbien durchgeführt.

Wie kann ein Wasserfall überhaupt heilwirkend sein?

Wasserfälle produzieren im Nahebereich ihres Aufpralls ein feinverstäubtes Aerosol und überwiegend negative Luft-Ionen. Diese Mikropartikel sind so klein, dass sie in die  feinsten Lungenverästelungen eindringen können und diese reinigen. Sie verbessern auch die Durchgängigkeit der oberen Atemwege und können somit Erkrankungen wirksam heilen oder ihnen vorbeugen. Dabei handelt es sich durchwegs um verbreitete Krankheitsbilder wie Asthma, Allergien, Stress oder Burnout.

Der Grawa Wasserfall zeichnet sich, so das konkrete Ergebnis der Untersuchung, durch hohe Konzentration von Nanoaerosolen und durch eine geringe Aerolosgröße aus. Und dann die entscheidende Passage des wissenschaftlichen Gutachtens: 

„Bereits eine Stunde Aufenthalt am Grawa Wasserfall verbessert die Reinigungsrate der oberen Atemwege signifikant. Die subjektive Beurteilung der Atemqualität am Grawa Wasserfall wird bereits nach einer Stunde signifikant besser. 

Der Sulzenau Wasserfall eignet sich  optimal für die sportmedizinische Kombination aus Wandern+Wasserfall zur kardiopulmonalen Leistungssteigerung.“

Abschließend bemerken die Autoren der Studie, dass beide Wasserfälle am Wilde Wasser Weg liegen und
nach geringen Adaptionen barrierefrei für PatientInnen erreichbar wären.

Da ich gottseidank nicht unter Asthma leide, brachte ein Lokalaugenschein meinerseits am Grawa-Wasserfall keine tiefer gehenden Erkenntnisse. Außer, dass der wunderbare, rollstuhl- und kinderwagengerecht begehbare Wilde Wasser Weg eine feine Sache ist. Die größte Überraschung: eine große ‚Liegewiese‘ am Fuß des Wasserfalls ermöglicht es den den Besucher_innen, die Segnungen des Grawa-Wasserfalles kostenlos zu genießen.

Und wer genau hinschaut kann sie sehen, die minimalen Wassertröpfchen, die wie Staub vom Wasserfall abgegeben werden. Und diese ganz feine Gischt hat offenbar nachhaltige therapeutische Wirkungen.

Aber nicht nur der Grawa-Fall ist therapeutisch empfehlenswert. Der Sulzenau-Wasserfall steht den medizinischen  Wirkungen der Grawa-Fälle kaum nach. Die „sportmedizinische Kombination aus ‚Wandern und Wasserfall‘ führt zu einer Leistungssteigerung des Herz-Lungen-Systems“, heißt es in einer Zusammenfassung der Wissenschafter.

Ein Unterschied besteht allerdings zwischen den beiden Fällen: Während die beste Wirkung am Grawa-Fall dann entsteht, wenn man mindestens eine Stunde in eine der Liegen verbringt, wird man permanent mit einem sehr feinen, nicht wirklich nässenden Nebel besprüht.

Das ist offenbar für eine therapeutische Wirkung beim Sulzenau-Fall erst gar nicht nötig. Selbst in Bereichen, in denen sich Besucher über längere Zeit trocken und sonnenbeschienen aufhalten, ist die Aerosol- und Ionenkonzentration außergewöhnlich hoch, sprich: medizinisch wirkungsvoll.

Diese Studie müsste eigentlich zu einer teilweisen Neuausrichtung des Tourismus im Stubai motivieren. Hat doch Asthma in den letzten 20 Jahren weltweit an Häufigkeit massiv zugenommen und betrifft – je nach Region – bis zu 30% der Bevölkerung. Man geht von rund 100 Millionen Asthma-Patienten auf der Welt aus.

Ich bin jetzt gespannt, welche Angebote die Touristiker_innen im Stubaital für Gäste entwickeln, die eine Linderung ihres Leidens erhoffen. Bislang existiert lediglich ein Folder.

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Von in Tirol