s´Fest am Brunnen in Fiss : Kultur á la Fiss

Meine erste Assoziation als ich von diesem Fest las war wenig schmeichelhaft: „Die spinnen ja die Fisser“ ging es mir durch den Kopf. Oder auch: „Warum sich mehr oder weniger originelle Veranstaltungen ausdenken, wenn es ein wenig einfacher auch geht?“ Schließlich braucht Kultur ja weder Ideen noch Innovation. Oder?

Ihr fragt euch jetzt sicher, wie ich überhaupt auf diese Veranstaltung gekommen bin. Nun, eigentlich ist es ganz einfach: Ich habe einen guten Freund, der sich für Tradition und Brauchtum interessiert. Schließlich hat man immer irgendwelche schwarzen Schafe im Freundes- und Bekanntenkreis, die man für andere Dinge mag, wenn es schon schwer fällt, sie wegen ihrer kulturellen Vorlieben zu mögen. So verhält es sich auch bei diesem Freund, der mir erzählte, dass er in wenigen Tagen zum „s´Fest am Brunnen“ aufbrechen würde.

Im ersten Moment hielt ich das tatsächlich für eine, wie es sich auf gut tirolerisch so schön formulieren lässt, Verarschung. Eine Persiflage auf alle möglichen und unmöglichen Veranstaltungen, die so im ländlichen Raum stattfanden. Ich meine: Wer braucht schon z.B. eine Weltklassemusikerin, wenn es auch Tradition und Brauchtum gibt und die Feste ohnehin nur so auf der Straße liegen und eigentlich nur von der Geschichte der jeweiligen Region abgeleitet werden müssen? Ideen, Innovation und Abwegigkeit war gestern. Im Heute schien im ländlichen Raum wieder das Naheliegende Einzug zu halten. Ein Dorf, ein Brunnen, ein Fest. Das ist eine Kausalkette, die aber nun auch wirklich jeder versteht.

Kultur ohne Traditionsbruch? In Fiss offenbar Realität

Es ist ja fast schon eine alte Tradition, dass Kunst vor allem im urbanen Raum irgendwie der Tradition brechen muss. Tradition des Traditionsbruches quasi. Ist dann ein Fest wie das Fest am Brunnen in Fiss nicht irgendwie auch schon wieder Avantgarde ganz einfach in der Hinsicht, dass es sich nicht darum kümmert, ob es originell ist, Traditionen neu auslegt oder gar mit diesen bricht und Platz für etwas Neues macht? Ich sage mal: Ja, irgendwie schon. Und in Fiss scheint man ja, siehe z.B. Blochziehen, ein Faible für Tradition aus alten und uralten Zeiten zu haben.

Irgendwie gefällt mir die Sache nämlich. Ich würde fast sagen: Sie taugt mir. Denn die Lässigkeit mit der man sich hier in Fiss bei diesem Fest, das sich rund um den Brunnen dreht, an eine Tradition anschließt, hat schon was. Schließlich war der Brunnen nicht selten in der Geschichte in so mancher Region Europas Quelle des Lebens und des Überlebens. Denn bekanntlich schaut es ja ohne Wasser für den Menschen meist eher schlecht aus. Das ist also eine Form von Kultur, die sich nicht in eine Opposition begibt, die keine neuen Möglichkeiten und Denkweisen versucht oder ausprobiert. Die Kultur á la Fiss, wie ich sie hier an dieser Stelle nennen möchte, fügt sich auf lässig Weise in den Strom der Geschichte ein und benutzt das Naheliegende und Evidente, um mal eben so ein schönes Fest zu feiern.

Ich mag das zunehmend gerne. Ob es an meinem Alter liegt? Ebenso sehr wie ich nach wie anspruchsvolle Musik mag, schätze ich mittlerweile auch Feste, die eigentlich gar nichts wollen, außer zu unterhalten, ein bisschen Musik, Tradition, Trachten und Freude zu vermitteln. Was ja beim besten Willen nicht nichts ist.

In dieser Sache interessiert mich ein Aspekt: Wie haltet ihr es mit der Tradition? Interessieren euch solche Feste wie ´“s´Fest am Brunnen“ in Fiss? Oder mögt ihr es doch ein wenig weniger naheliegend und offensichtlich? Ich bin gespannt auf eure Rückmeldungen!

s´Fest am Brunnen in Fiss : Kultur á la Fiss
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Von in Tirol