Ich und das Radfahren: Eine unendliche Geschichte, die im Kaiserwinkl endet

Meine „Radfahr-Karriere“ ist ja relativ abrupt zu Ende gegangen. Genau genommen hat sie ja nie wirklich begonnen. Radfahren ein wenig den Inn entlang und dann auch nur ein paar Kilometer. Während dem Weg dann dauerndes Jammern, dass Radfahren ja eigentlich überhaupt nicht bequem ist und nach dem Radfahren klagen darüber, dass mir der Allerwerteste weh tat. Vielleicht lag´s am Fahrrad, vielleicht an mir. Oder vielleicht daran, dass ich mich, zumindest in Sachen Sport und Natur noch nie so recht aus der „Komfortzone“ heraus getraut habe. Doch das soll sich jetzt endlich ändern.

Ich und das Radfahren: Das ist nicht wie Bonnie und Clyde oder wie Tristan und Isolde. Eher wie Tom und Jerry. Eine Hassliebe. Ein Verhältnis, das immer mal wieder auf Eis gelegen ist und das ich dann doch immer wieder zu beleben versucht habe. Dem Sport und der Gesundheit wegen. Und natürlich auch, weil das Radfahren in einer recht überschaubaren Stadt wie Innsbruck Sinn macht, zumal wenn die Tarife für die Öffentlichen Verkehrsmittel mal wieder erhöht werden.

Als vernunftbegabter Mensch hatte ich mich daher schon vor ein paar Jahren entschlossen, die Wege in Innsbruck mit dem Rad zurückzulegen. Ich musste aber erkennen, dass dieses Vorhaben zum kläglichen Scheitern verurteilt war. Ich sage nur so viel: mangelnde Fahrradbeherrschung, Straßenbahnschienen. Den Rest könnt ihr euch vorstellen. Seitdem lege ich meine Wege in der Stadt zu Fuß zurück. Denn gehen ist ja auch ein Sport, oder etwa nicht?

Vielleicht lag meine dezente Aversion gegen das Radfahren aber auch in meiner Kindheit begründet. Ich erinnere mich noch gut an einen Fahrradausflug mit meinem Vater, der plötzlich abrupt von einer Herde von Kühen gestört wurde. Seitdem ist mir das Radfahren genau so wenig sympathisch wie Kühe, die mir zu nahe kommen. Ein jüngster Bericht in der Tiroler Tageszeitung bestätigt meine Angst vor diesen unberechenbaren Monstern. Das bisschen Naturerlebnis und das bisschen Abenteuer, das man beim Radfahren erleben konnte war´s mir eigentlich im Grunde nie Wert gewesen. Stattdessen doch lieber auf Konzerte gehen, ein gutes Buch lesen oder etwas ähnliches, das zumindest in körperlicher Hinsicht ungefährlich ist.

Radfahren und Biken im Kaiserwinkl als Selbstzweck: So kommt man der Schönheit der Natur nahe…

Aber darum ging es eigentlich nicht. Das wusste ich. Ich hatte ganz einfach den falschen Blickwinkel gewählt. Es ging nicht darum das Radfahren als pragmatisches Mittel ein Ziel zu erreichen zu sehen. Es ging nicht darum, das Radfahren als mehr oder weniger gefährlich einzustufen. Es ging darum, dem Radfahren die Schönheit abzuringen, die es nun einmal bot. Das Radfahren musste zum reinen Selbstzweck werden. Radfahren um Rad zu fahren, ähnlich wie Kunst um der Kunst Willen. Dann, und nur dann – so war ich mir mittlerweile sicher – konnte das Radfahren in Biken in Tirol seine volle Schönheit entfalten. Denn schön ist es ja in Tirol, das muss jetzt schon mal gesagt werden. Und auch der Kaiserwinkl gehört nicht gerade zu den hässlichen Orten.

Warum ich gerade Kaiserwinkl sage? Ganz einfach: Weil ich vor kurzem über die Bikeschaukel Tirol gestolpert und darauf aufmerksam geworden bin. Die letzte Etappe sollte es in sich haben: Von St. Johann in Tirol bis an den Walchsee. Jetzt definitiv nicht die unschönsten Orte, ganz im Gegenteil. Vor allem die Aussicht, dass am Ende der Walchsee auf mich wartete und eine schöne Abkühlung versprach, war verlockend.

Ja, ich weiß schon: Ich denke schon wieder zu viel ans Ziel und zu viel an das süße Nichtstun am Walchsee im Kaiserwinkl, dabei sollte ich mich doch endlich mit dem Biken und Radfahren als Selbstzweck anfreunden. Denn ich war mir sicher: Erst wenn dieser Zustand erreicht war, der Weg das Ziel war und ich Rad zu fahren begann um Rad zu fahren, ohne tiefere Intention, dann würde sich mir die wunderschöne Landschaft im Kaiserwinkl öffnen. Sie würde sich mir zeigen, da ich eben im Unterwegs-Sein den Blick für das Gute, Wahre und Schöne haben würde. Dass ein bisschen Sport und Anstrengung damit verbunden sein würde, sollte ich schon verkraften können.

So oder so: Jetzt müsste nur noch ein gutes Rad her. Und eine ausgeklügelte Tourenplanung. Denn alles musste genauestens geplant und organisiert sein. Oder sollte ich einfach loslegen, mich auf mein neu erworbenes Rad schwingen und loslegen? Was meint ihr?

Ich und das Radfahren: Eine unendliche Geschichte, die im Kaiserwinkl endet
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Von in Tirol