Regionalität- ernst gemeinte Nachhaltigkeit, oder Marketingstrategie?

Die Region als Marke

Regionale Produkte schaffen eine nachhaltige Wertschöpfungskette im eigenen Land. Arbeitsplätze werden erhalten oder erschaffen und der Kunde weiß woher das Produkt, oder Teile davon stammen. So weit, so gut. Regionalität bringt aber vor allem großen Lebensmittelketten mehr Geld in die Kassa. Was vor einigen Jahren noch der BIO-Trend war, wird jetzt auf Regionaltiät umgemünzt. Auch der Lebensmitteldiscounter Hofer ist mit Marken wie „Zurück zum Ursprung“ und der neu eingerichtete BackBox auf diesen Zug aufgesprungen. Also viel Qualität zu einem günstigen Preis. Eine Österreich/Tirol Fahne genügt und das Vertrauen der Kunden ist gesichert. Ein Blick auf die Etiketten lohnt sich. Man wird schnell feststellen, dass ein „Großteil“ der verwendeten Produkte aus der Region stammen, jedoch nicht alle. Verstehen sie mich nicht falsch, lieber 60% regionale Zutaten, als keine. ABER: es wird hier mit dem Vertrauensvorschuss der Kunden gespielt. Sauber zugeschnittene Marken, die den Lebensmittelpatriotismus blind vorantreiben. Regionalität als Erfolgsschlager, der die Umsatzzahlen in die Höhe treiben lässt. Was aber genau hinter den Marken steckt wird selten bis nie hinterfragt, nur eines steht fest- für diese Produkte muss man tiefer in die Tasche greifen.

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Lebensmittelversorgung- ein Trugschluss?

Doch woher kommt dieser Lebensmittelpatriotismus? Gerade in Tirol sind diese Attribute für Regionalität ausgeprägt. Tirol, das Land der Tradition, das Land der Bauern und Bäuerinnen in dem die landwirtschaftliche Bewirtschaftung noch ursprünglich und urig ist- so zumindest das Bild. Schaut man aber auf die Entwicklung des heiligen Landes, so muss man mit Erstaunen feststellen, dass die Agrarquote bei weniger als 4% liegt. Also weniger als 4% der Tiroler_Innen sind im landwirtschaftlichen Bereich tätig. Und die Zahl ist rückläufig. Seit 1995 ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich um 15,6% gesunken. Kleinere Bewirtschaftungsflächen (Von 2007-2010 gab es dabei ein Minus von 10%) sprechen für sich. Wie also sollte die Lebensmittelversorgung gesichert sein, ohne ausländische Produkte zuzukaufen? Nur, die Frage bleibt: Woher?

Ein letzter Gedanken, der mich beschäftigt. Wie viel bekommen wohl die Menschen, die diese regionalen und nachhaltigen Produkte verkaufen? Sind die Unternehmen da auch monetär so flexibel, wie sie es sich von den Kunden für die regionalen Lebensmittel erwarten, oder werden doch einfach nur die Kollektivlöhne ausgezahlt? Stärkung der Region ist nicht nur Verkauf der Regionalität, sondern meiner Meinung nach auch eine Verpflichtung gegenüber allen Menschen, die in der Kette vom Produzenten bis zum Konsumenten mitwirken.

Regionalität- ernst gemeinte Nachhaltigkeit, oder Marketingstrategie?
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Von in Tirol