Die Schürzenjäger in Finkenberg: Funktioniert das immer noch?

Nein, das soll jetzt zur Abwechslung keine Abhandlung darüber werden, dass ich volkstümliche Musik nicht ausstehen kann. Vielmehr ist es der Versuch meine Verwunderung zu beschreiben, dass das Prinzip „Schürzenjäger“ immer noch funktioniert und der Versuch, dem Phänomen „Zillertaler Schürzenjäger“ bzw. „Schürzenjäger“ insgesamt auf die Schliche zu kommen.

Beginnen muss eine subjektive Annäherung an dieses Phänomen eigentlich zwangsläufig mit einer kleinen Erzählung. Einer kleinen Anekdote, die einiges über die „Schürzenjäger“ und mich aussagt. Denn, auch wenn ihr es nicht vermutet hättet, gibt es eine Geschichte und ein Ereignis, in dem sich die Wege dieser beiden eigentlich entgegen gesetzten Pole „Ich“ und „Schürzenjäger“ tatsächlich berührt haben.

Vor langer langer Zeit, ich kann mich gar nicht mehr so recht erinnern wann das genau gewesen ist, war ich auf einem Konzert einer Band, die sich damals noch „Zillertaler Schürzenjäger“ nannte. Es war an einem herrlichen Sommertag im Kaiserwinkl. So weit ich mich erinnern kann Nahe dem Walchsee. Alle Angaben ohne Gewähr, denn Erinnerungen können ja mithin ganz schön trügerisch sein. Ich muss so um die 18 – 19 Jahre alt gewesen sein. Jedenfalls stand die Karriere der „Zillertaler Schürzenjäger“ damals in voller Blüte. Es waren keine Konzerte, die sie gaben, sondern Volksfeste.

Die jeweiligen Standpunkte von mir und den „Zillertaler Schürzenjägern“ hätten damal nicht unterschiedlicher sein können. Zu diesem Zeitpunkt hörte ich vor allem Musik von Slayer oder einer Death-Metal-Band mit dem originellen Namen „Death“. Ohne schwarze Kleidung und Kreuzen, die anders als sonst üblich getragen wurden, sah man mich in diesem Zeitraum, der zwischen 16  und 21 Jahren festzusetzen ist, kaum aus dem Haus gehen. Ein Besuch eines Konzertes einer volkstümlichen Band war in diesem Zeitraum nicht nur unmöglich, sondern völlig undenkbar. Mein Image und meine Haltung hätten sich in Luft aufgelöst und ich hätte mich bei meinen Freunden nicht mehr blicken lassen können.

Doch es kommt manchmal völlig anders, als vermutet und erwartet: Gerade ein Freund aus der sogenannten „Death-Metal-Szene“ hatte sich als, sagen wir mal, musikästhetisch flexibel erwiesen und mir einen Konzertbesucht der „Zillertaler Schürzenjäger“ nachdrücklich ans Herz gelegt. Sogar ausdrücklich empfohlen. Einen guten Schlagzeuger hätten die und in Sachen Stimmung könne sich die eine oder andere Metal-Band noch die eine oder andere Scheibe abschneiden. Ich war baff. Und schon wenig später bei einem Konzert der „Zillertaler Schürzenjäger“, zusammen mit dem Freund, der für diesen Besuch verantwortlich war.

Die Zillertaler Schürzenjäger: Alles „Hey-Mann!“ oder was?

Was ich dort sah, übertraf meine Erwartungen. Neben diversen Ständen, an denen T-Shirts mit dem wahnsinnig originellen Spruch „Hey-Mann“ gekauft werden konnten wurde auch für das Rahmenprogramm gesorgt. Von Sich-Total-Besaufen an einem der zahlreichen Bier-Stände bis hin zu Bungee-Jumping war hier alles möglich. Zur Steigerung des Abenteuerfaktors konnten einige dieser Aktivitäten auch kombiniert werden. Besonders beliebt schien bei den Fans der damaligen „Zillertaler Schürzenjäger“ die Kombination von „Sich-Besaufen“ mit anschließendem Bungee-Jumping zu sein. Mit Folgen, die ich hier nicht näher beschreiben möchte. Ich glaube ihr könnt es euch vorstellen.

All das wurde eingerahmt von einem notorischen Wir-Gefühl. Wir, die Schürzenjäger-Fans. Wir und der Rest der Welt. Die zahlreichen „Hey-Mann“ Rufe, T-Shirts und was weiß ich noch alles bezeugten das eindrucksvoll. Die Fans der Zillertaler Schürzenjäger waren nicht etwa ein Haufen von Menschen, die sich zufälligerweise hier bei diesem Konzert trafen. Sie waren vielmehr eine eingeschworene Gemeinschaft. Jeder, der das Konzergelände betrat wurde mit „Hey-Mann“ begrüßt. Ein Ritual. Und zwar eines, das in der Funktion eines Übergangs zwischen „normaler“ Welt und Konzertgelände funktionierte. Hier waren alle gleich und niemand gleicher. Alle waren plötzlich Schürzenjäger Fans. Ob man es wollte oder nicht.

Beim Konzert gab es dann einige Hits, die man immer noch kennt. Ich erspare euch die Namen. Und natürlich auch das eine oder andere Schlagzeug-Solo vom damaligen Schlagzeuger, der tatsächlich ganz akzeptabel und vielleicht sogar gut war. Die Musik war für mich dann aber dennoch unspektakulär. Nichts, was den Hype um die damaligen „Zillertaler Schürzenjäger“ gerechtfertigt hätte. Wenn sich auf der Ebene der Musik nichts finden ließ, dann waren es wohl nicht die musikimmanenten Kriterien, die das Phänomen Zillertaler Schürzenjäger erklärbar machten. Es musste das „Wir-Sind-Wir“ Gefühl sein. Das „Hey-Mann-Phänomen“.

Von daher muss ich sagen: Geschickt, dass die jetzige Formation der „Schürzenjäger“, die ja auch mit Musikern arbeitet, die gar nicht aus dem Zillertal sind, genau diesen Aspekt mit übernommen hat. Die Nachfolgeband der „Zillertaler Schürzenjäger“ hieß von 2007 bis 2011 sogar „Hey Mann! Band“. Besser kann man die Essenz und die vermeintliche Faszination dieser Art von Musik gar nicht ausdrücken.

Aber eigentlich muss ich zugeben: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Und diese Art von Musik wird mir im Grunde immer fremd bleiben. Und auch Teil der ganz großen Masse, in der die Summe größer ist als die der einzelnen Teile, werde ich wohl in diesem Fall nicht werden. Aber ich gönne es im Grunde jedem, der sich am 02.08. auf das „Schürzenjäger“ Open-Air nach Finkenberg traut. Gerne kann man mir auch die wirkliche Faszination dieses Phänomens erklären. Denn eigentlich tappe ich noch im Dunkeln. Aber ich bin sicher ihr könnt mir weiterhelfen, liebe Leserinnen und Leser…

Die Schürzenjäger in Finkenberg: Funktioniert das immer noch?
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Von in Tirol

  • Ron

    makko, iaz isch gnuag, iaz hoschn bogn überspannt, die schürzenjäger lass i mir von dir nit leidig redn du lump. zum saufn geahn hosch a koa zeit, aber zum schimpfn, da hasch zeit bis zum gehtnimmer. iazlosamol galing no amol eini.