Im Mittelalter berühmt: Das Venusbad in Hötting

Knapp 500 Jahre lang beherbergte Hötting ein vormals berühmtes Bad: das Venusbad in der heutigen Riedgasse. Ich habe mich schon oft gefragt, wie denn die Menschen vor Jahrhunderten überhaupt wissen konnten, ob eine Quelle heilkräftig ist oder nicht.

In Innsbruck – genauer in Hötting – gibt es den Fall einer Heilquelle, die urplötzlich aus dem Nebel des Mittelalters auftaucht und das Licht der dokumentierten Welt erblickt. Und zwar am Vortag zu Sylvester des Jahres 1496. Es war ein Mittwoch. In einer heute verschollenen Urkunde bewilligt Kaiser Maximilian dem Bader Michael Jäger die Errichtung eines Heilbades in der heutigen Riedgasse 77 in Hötting. Ein Bad, das einige Berühmtheit erlangte und erst 1957 seine Pforten für immer schloss.

Wie das Wasser dieses Bades zur plötzlichen Berühmtheit gelangte, erklärt eine Legende, die nahezu gleichlautend für die Entdeckung zahlreicher anderer heilkräftiger Quellen herhalten musste. Jäger hätten in der Gegend der heutigen Weyerburg, am Fallbach, einen Hirschen angeschossen der daraufhin flüchtete. Als die Jäger das Tier wiederfanden, badete es in einem Gewässer in der sogenannten Laimgrube. Also musste das Wasser heilkräftig sein, schlossen der Jäger daraus. Ein an dieser Stelle errichtetes Badhaus wurde prompt an Michael Jäger übergeben, der in Hötting eine Badetradition begründete, die mehr als 450 Jahre lang andauerte.

In der Tat berichten Jäger heute noch von Quellen, zu denen sich vor allem kranke Tiere schleppen um deren Wasser zu trinken. Mir ist eine solche im Ötztal bekannt. Bei einer meiner Exkursionen zu dieser sehr schwer erreichbaren Quelle konnte ich im Frühling auch tatsächlich zahlreiche Tierspuren in unmittelbarer Nähe dieser Quelle entdecken. Ob diese ein Indikator für die Anziehungskraft auf Tiere ist kann ich nicht beurteilen. Dennoch war für mich die Häufung von teilweise verrotteten Kadavern in der unmittelbaren Nähe doch einigermaßen erstaunlich. Also konnte diese Heilquelle durchaus von kranken Tieren aufgesucht worden sein, die es dann eben nicht mehr schafften, zu gesunden.

„Für Weibspersonen und bei Krätze…“

Eine in das Jahr 1777 zurückreichende Klassifizierung des Heilwassers des Venusbadles rät dies „Bad den Weibspersonen, die an monatlichen oder Mutterbeschwernissend leiden, die mit Gliederreissen und rheumatischen Zuständen oder Krätzen behaftet sind, an.“ 1830 werden die Idikationen schon etwas genauer: Ein Universitätsprofessor hob die Heilkraft der Badequelle hervor, die gegen „Zittern und Schwindel, für Verbesserung verdorbener Übler Feuchtigkeit und kranken Geblütes, Reinigung der mit Schleim angefüllten Brust, Stärkung des Magens, gegen Leber-, Milz und Nierenleiden wirkt.“

Dass dieses Bad 1832 gar in einer „Darstellung der bekannten Heilquellen Europas“ aufgenommen worden war, ist schon einigermaßen erstaunlich. Es wurde vor allem wegen seines guten Badehauses gerühmt. Auch dass die Bevölkerung das Bad fleißig und oft besuche wurde als Hinweis auf die Wirksamkeit der Therapie gewertet.

Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass schon damals heftig für Kuraufenthalte geworben wurde. So setzte ein Bademeister des Venusbadle im K.K. priv. Bothen von und für Tirol und Vorarlberg am Donnerstag, 10. Mai 1821 eine Annonce ins Blatt:

Bad Anzeiger

Der Endesunterzeichnete macht hiemit zur allgemeinen Wissenschaft bekannt, daß das Gesundheits- oder sogenannte Venusberg Bad bei Büchsenhausen nächst Innsbruck den 10. Mai eröffnet wird.

Dieses, eines der ältesten Bäder in Tirol, hat die vorzügliche Eigenschaft, selbst veraltete Gebrechen zu heilen, verdorbenes Geblüt wird verbessert; besonders ist es aber jenen anzuempfehlen, welche der Gliedersucht, Sand- und Griesschmerzen und dem Schwindel unterworfen sind. Eine ausführliche Beschreibung der Heilsamkeit und Wirkung dieses Bades ist im Bad-Lokale zu haben.

Indem der Gefertigte den hohen Adel und das verehrungswürdige Publikum höflichst einladet, schmeichelt er sich eines zahlreichen Besuches und hoffet Jedermann zur vollkommensten Zufriedenzeit aufwarten zu können, da für reinliche und gute Bedienung bestens gesorgt ist.

Peter Liebl, Badmeister.

Eine mittelalterliche Badeszene mit Frau und Mann.

Was mich allerdings noch weit mehr interessieren würde: War es auch in Hötting üblich und guter Brauch, dass sich der Kaiser mir der Dirne, das Burgfräulein mit dem Bauern im selben Zuber badend vergnügten? Hier schweigen nämlich die Chroniken. Lediglich einige deftige Stiche sind erhalten, aber die sind selbstverständlich nicht im Heiligen Land entstanden…

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Von in Tirol