Auf „Sommerfrische“ im Zillertal – Nicht nur ein Sommerurlaub, sondern Tradition

Oft ist es mit Begriffen und Wörter ja so, dass sie als gegeben hingenommen werden. Ganz so, als wären sie immer schon da gewesen. Das ist aber nicht der Fall. Wer sich auf Begriffe und Worte wie „Sommerfrische“ einlässt, der muss immer auch die geschichtliche Bedeutung mitdenken. Denn mit dieser geschichtlichen Bedeutung lässt sich auch ein anderer Blick auf die Gegenwart werfen. Ein tieferer, erweiterter Sinn kann Empfindungen und das Bewusstsein steigern. Sommerfrische ist so ein Begriff. Man genießt mehr und intensiver wenn man weiß, dass man bei der nächsten Sommerfrische nicht nur Urlaub macht, sondern sich in eine lange Tradition einreiht.

Glaubt mir. Nach diesen Ausführungen werdet ihr einen ganz anderen Blick auf euren nächsten Sommerurlaub im Zillertal haben, den wir ab hier jetzt einfach als Sommerfrische bezeichnen. Nicht nur, weil das ein schönes, gut klingendes Wort ist. Sondern weil wir damit die ganze Geschichte und Geschichtlichkeit eines Sommerurlaubes mit hereinnehmen. Und wir damit zu neuen Perspektiven in Bezug auf die Funktion des Sommerurlaubes gelangen, vor allem des Sommerurlaubs von Städtern. Das Wort „Sommerfrische“ hat sich jedenfalls im 19. Jahrhundert verbreitet.

Heute wird der Begriff, wenn man einen Blick auf den gesamten deutschsprachigen Raum wirft, eher selten verwendet. Er gilt als ein wenig veraltet. Und genau dieser Beigeschmack ist doch das schöne, weil hier nicht nur die manchmal etwas banale Gegenwart und der Alltag ins Spiel kommen, sondern eben auch die Tradition der Sommerfrische. Einfach gesagt: Man gönnt sich nicht nur einen Urlaub am Land, weil man der Hitze der Stadt entkommen möchte. Sondern der Urlaub wird zu einer Einreihung in eine lange Geschichte der Sommerfrische. Ich finde das schön und bereichernd.

Und von dieser erwähnten Tradition und Geschichte gibt es wahrlich nicht zu knapp zu berichten. Dennoch halte ich mich kurz. Einfach gesagt: Bereits in der Renaissance wurde es in der Aristokratie üblich, vom Winterschloss ins Sommerschloss zu wechseln. Die Industrialisierung hat dann später dazu beigetragen, dass dieser „Brauch“ auf das gehobenere Bürgertum überging.

Auf Sommerfrische im Zillertal: Geschichte und Gegenwart 

Ab dem 19. Jahrhundert gab es dann kein Halten mehr: die Sommerfrische kam mehr und mehr in Mode, wohl auch deshalb, weil das Reisen für eine breitere Masse leistbar und weniger beschwerlich wurde. Oft wurde dann mit Sack und Pack auf Sommerfrische gegangen, sprich: der Sommersitz aufgesucht. Natürlich blieb das immer noch Leuten vorbehalten, die sich einen solchen Sommersitz überhaupt leisten konnten. Sprich: der sozialen und finanziellen Oberschicht. Daneben entwickelte sich aber ein ganzer Tourismuszweig, wo man sich eben statt im eigenen Sommersitz in das eine oder andere Gasthaus oder Privatquartier einmietete und so seine Zeit im Sommer verbrachte.

Die Situation verhält sich, und damit kommen wir über den kurzen geschichtlichen Umweg zur Gegenwart, heute ein wenig anders. Auch das letzte Tal in Tirol ist noch touristisch erschlossen und zu den Gasthäusern und Privatunterkünften hat sich, vor allem auch im Zillertal, eine ausdifferenzierte, vielseitige Hotellandschaft gesellt, die sich für die nächste Sommerfrische nicht nur anbietet, sondern geradezu aufdrängt. Meine These ist dabei ebenso einfach wie weitreichend: Ein gutes Hotel ersetzt den Sommersitz, den sich früher vielleicht gerade mal eben die Aristokratie hat leisten können. Im heute trägt die Ausdifferenzierung der Hotellerie dazu bei, dass sich jede und jeder im Sommer wie in seinem Sommersitz fühlen kann. Die eine oder andere Pauschale ermöglicht im Heute vieles.

Das Angebot in Tirol und auch besonders im Zillertal trägt, These zwei, radikal zu einer Demokratisierung der Sommerfrische bei. Im Heute muss man bei Gott kein Aristokrat mehr sein, reicht geheiratet haben oder sonst irgendwie zu einem großen Patzen Geld gekommen sein. Viele Pauschalen tragen dazu bei, dass jede und jeder sein und ihr Stück von der Sommerfrische abbekommt.

Mit der Sommerfrische und deren Tradition lässt sich also eine kleine Revolution einleiten: Möglichst viel Sonne, Urlaub und möglichst viel Wandern und Natur für möglichst viele Menschen! Wer hätte gedacht, dass das Zillertal dazu beiträgt, die Sommerfrische und die damit verbundene Geschichte möglichst vielen Menschen zu leistbaren Preisen zufallen zu lassen?

Ihr seht also schon: Beim nächsten Urlaub im Zillertal solltet ihr mitdenken, dass ihr nicht nur einen Sommerurlaub macht, weil man eben einen Sommerurlaub macht und sich mal was gönnen möchte. Man macht einen Sommerurlaub, weil man auf Sommerfrische geht. Und sich dabei bewusst ist, dass es vor gar nicht so langer Zeit nur einer kleinen Gruppe an Wohlhabenden Menschen möglich war, sich eine solche zu gönnen.

Die Sommerfrische ist ein Privileg, das historisch gewachsen ist und das längst nicht als selbstverständlich angesehen werden sollte. Ein Zusammenspiel aus historischen Entwicklungen, Ausdifferenzierung der Hotellandschaft und der touristischen Entwicklung hat dazu beigetragen, dass heute die Sommerfrische mehr Menschen als jemals zuvor möglich ist. Denn eines sollte uns bewusst sein: Entwicklungen sind niemals notwendigerweise und zwingend so verlaufen, wie sie eben verlaufen sind.

Die Situation im Heute könnte auch ganz anders aussehen. Gegenwart und die Ist-Situation ist notwendigerweise immer kontingent, sprich: so möglich, aber eben nicht einzig möglich. Alles könnte auch ganz anders, sein, wenn sich gewisse Aspekte in Tirol anders entwickelt hätten. Meine Meinung deshalb: Freuen wir uns, dass sich alles so entwickelt hat, wie es sich eben entwickelt hat.

Und freuen wir uns jetzt schon auf unsere Sommerfrische im Zillertal und nehme diese Möglichkeit nicht als selbstverständlich hin. Die Freude und der Genuss bei der nächsten Sommerfrische im Zillertal wird umso größer sein. Da bin ich sicher. Und das Zillertal ist der perfekte Ort, um diese Freude in vollen Zügen zu genießen.

Auf „Sommerfrische“ im Zillertal – Nicht nur ein Sommerurlaub, sondern Tradition
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Von in Tirol

  • Gerry Baumer

    Was Sie fuer einen Schmarren zamm schreiben ist unglaublich!