Das „Kasfest“ in Kössen im Kaiserwinkl – wenn das mal nicht zum Himmel stinkt…

Ich weiß nicht ob es stimmt. Aber früher hat mein Vater immer gesagt, dass, je mehr der Käse stinke, er umso besser im Geschmack sei. Wenn wir wieder mal auf einem der zahlreichen Bauernmärkte unterwegs gewesen waren und mein Vater zugeschlagen hatte und das ganze Auto vom Käse gestunken hat, dann durfte sich niemand beschweren. Oder besser gesagt: es wollte sich schlichtweg niemand beschweren, weil wir seine Weisheiten in den seltensten Fällen angezweifelt haben.

Mittlerweile weiß ich zwar, dass einige von seinen Weisheiten, sagen wir es mal diplomatisch, nicht der Weisheit letzter Schluss gewesen sind. Ein paar unreflektierte Annahmen waren da auch dabei, die bei näherem hinsehen wie ein Kartenhaus zusammengefallen wären. Ein bisschen Unsinn hat sich wohl auch darunter gemischt.

Aber was soll ich sagen: Ich war jung und wollte seinen Weisheiten ganz einfach glauben – und ich finde diese Aussagen, die er sich im heute immer noch bewahrt hat, charmant. Ich widerspreche ihm nicht, sondern lächle still. Schließlich macht ihn das aus und ich fühle mich wieder jung und ganz zuhause.

Nur die Sache mit dem Käse und dem Geruch habe ich bisher weder verifizieren noch falsifizieren können. Klar ist: guter Käse riecht und hat diesen ganz besonderen Duft, den man isoliert und so im Kofferraum gepackt als durchaus unangenehm empfinden könnte. Wenn man die Sache rational betrachten würde.

Der Punkt ist aber: Sobald der Käse zuhause ausgepackt ist, er seinen Geruch verströmt und alles zum Gesamterlebnis wird, zum Geruch auch noch der Geschmack und der Moment dazu kommt, in dem man den Käse aufschneidet und zum ersten Mal kostet, dann passt einfach alles. Für mich sind das nach wie vor perfekte Augenblicke. Kulinarische Erinnerungen, die mich bis heute prägen.

Demnächst in Kössen im Kaiserwinkl: Käse, Käse, Käse 

Ich bin nahezu sicher, dass das „Kasfest“ in Kössen ganz nach seinem Geschmack wäre. Ich werde ihn wohl einladen und wir werden da wieder hinfahren und die guten alten Zeiten aufleben lassen. Stinkendes Auto inklusive. Denn da zeigt sich ja wieder die Kraft der Erinnerung und der Einfluss der Kindheit. Eigentlich nerven mich diese ganzen Feste nämlich gehörig. Mittlerweile gibt es ja für fast jedes Krapfen und für jeden Schmarrn ein Fest, in dem es doch nur darum geht, möglichst viel zu essen und möglichst viel zu trinken. Kultur und Tradition sieht für mich anders aus. Solche Feste sind für mich Ausdruck der Einfallslosigkeit.

Beim Käse bin ich milde und wesentlich gnädiger. Soll er doch sein Fest haben. Ich bin dabei. Und koste mich durch das Sortiment. Am 31.05.2014 würde es im Kaiserwinkl in Kössen so weit sein, Bergkäse-Sorten, strenger Graukäse, Tiroler Tilsiter oder gar ein adeliger Bergbaron warteten schon auf mich und auf meinen Vater. Alles da, da da. Der Käse und wir. Nichts anderes zählt.

Dass es auch ein Rahmenprogramm gab, das ich nicht wirklich brauchte: Geschenkt. Vergeben und vergessen. Dass da Musik gespielt wurde, die ich oftmals gerne ein wenig abschätzig ist „Bauernjazz“ bezeichnete: Akzeptiert. Musste ich mir ja nicht anhören. Ich würde ja nicht bewusst hinhören, sondern ohnehin vom Geruch der vielen Käsesorten in Kössen derart eingenebelt und beglückt sein, dass meine anderen Sinne erst einmal in den Hintergrund rückten.

In Kössen und im Kaiserwinkl ganz generell lauerten ohnehin auf Schritt und Tritt Erinnerungen auf mich. Wie oft war ich in meiner Kindheit und frühen Jugend am Walchsee gewesen? Wie oft hatte ich später dann mit einem Freund, der Koch in einem Hotel im Kaiserwinkl gewesen war, zusammengesessen und über Gott und die Welt geplaudert? Aber was wäre wirklich wieder eine andere Geschichte.

Hier sollte viel eher der Aufruf stehen: Leute mit gutem Geschmack: Gebt auch das „Kasfest“ in Kössen. Denn es ist längst nicht alles guter Käse, das stinkt. Aber der Käse aus dem Kaiserwinkl hatten den Ruf, wirklich fantastisch zu sein. Vor allem der „Kaiserwinkl Heumilchkäse“ gilt mittlerweile als „kulinarisches Erbe Österreich“ Ich könnte euch Geschichten aus meiner Kindheit und frühen Jugend und einiges über Käse erzählen. Aber wie heißt es so schön: Reden ist Silber, schweigen ist Gold. In diesem Fall: Schreiben ist Silber, kosten ist Gold.

Das „Kasfest“ in Kössen im Kaiserwinkl – wenn das mal nicht zum Himmel stinkt…
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Von in Tirol