In Olang ist das Glück kein Vogerl

Der gute Leo Tolstoi hat uns in Bezug auf den Familienurlaub einen Rat mit auf den Weg gegeben, den er sicherlich so gar nicht intendiert hatte. Er meinte etwas anderes, aber das braucht uns nicht zu kümmern. Noch dazu, wenn das Zitat so gut passt: „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; aber jede unglückliche Familie ist auf ihre besondere Art unglücklich.“ 

Tolstoi schreibt das in seinem Roman „Anna Karenina“ und setzt damit neben einer gelungenem Einstieg in seinen Roman auch gleich seine Ästhetik fest: Er interessiert sich mehr für die unglücklichen Familien als für die glücklichen Familien. Ganz einfach weil diese für einen großen Roman mehr hergeben. Und weil es einfacher ist über das Besondere, Außergewöhnliche zu schreiben als über das Glück oder über die Normalität im Alltag von glücklichen Familien.

Soll er doch, der gute Leo Tolstoi. Ich schlag den gegenteiligen Weg ein und stelle die Frage, was glückliche Familien brauchen um glücklich zu sein. Über diese Familien zu schreiben ist dann vielleicht ein wenig langweilig. Aber das Glück sollte ohnehin nicht verjagt werden indem genau darüber geschrieben wird. Denn es ist ja bekanntlich ein Vogerl.

DAS Szenario für das ganz „normale“, alltägliche Glück: Olang

Dazu ist das Szenario einer möglichen Erzählung wohl auch nicht in einer dramatischen Situation festzusetzen. Keine Kriege, keine Revolutionen und keinen Familiendramen weit und breit. Die Welt ist, vielleicht bist auf ein paar kleinen Streiteren, so weit im Lot und der „Familiensegen“ hängt auch ganz und gar nicht schief. Ganz normaler Alltag, der ja beim genaueren Hinsehen gar nicht so normal ist. Der Ort einer möglichen Erzählung ist auch schnell benannt: Olang.

Damit ist der grobe Rahmen gesetzt. Jetzt braucht es noch den Inhalt. Dieser kann mit dem Programm „SuperActive“ gesetzt werden. Ihr merkt schon: Hier ist die Zeit der poetischen und metaphorischen Umschreibungen vorbei. Tolstoi ganz weit weg. Hier wird Klartext geredet. Es geht darum mit seiner Familie aktiv zu sein. Was zu unternehmen. Und dazu reicht nicht nur das Wort „Aktiv“, sondern es muss „superaktiv“ sein. Das haben die in Olang schon verstanden: nichts tut Familien schlechter als auf Dauer nur zuhause zu sitzen und sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Da sind dann Krisen vorprogrammiert.

Vielleicht lässt sich dann ein schönes Kammerstück darüber schreiben, wie sich zu viel Nichts-Tun negativ auf das Familienglück auswirkt. Aber schöner, entspannter und glücklicher geht zweifellos alles in Olang über die Bühne. Bogenschießen, Klettern, Wandern sind die Stichworte. Mehr braucht eine Familien im richtigen Umfeld fast schon nicht mehr um glücklich zu sein. So richtig normal, ein bisschen langweilig glücklich. Ganz so, wie es sein soll.

Und dabei wurde noch gar nicht vom Kronplatz gesprochen, wo sowohl für Kinder als auch für Erwachsene das absolute Glück wartet. Das Indianerdorf „Kikeriki“ wartet zum Beispiel dort. Und ich bin ganz sicher, dass meine Große, die ihre Dosis „Yakari“ fast täglich braucht, davon begeistert sein wird.

Ihr habt es sicher schon bemerkt: In Olang gäbe es zahlreiche Orte und Möglichkeiten, die ein guter Ausgangspunkt wären um Geschichten von glücklichen Familien zu schreiben. Vielleicht sollte ich es und solltet ihr es aber einfach unterlassen darüber zu schreiben und einfach glücklich sein. Einfach Sein. Und nicht riskieren, dass das Glück verjagt wird. Denn eines ist Glück auch: Etwas sehr zerbrechliches und flüchtiges, das am richtigen Ort zur richtigen Zeit verlängert werden kann und durchaus zu einem Dauerstand werden kann.

Olang setzt alles daran, damit das Glück dort kein Vogerl ist. Traut euch glücklich zu sein und denkt nicht daran, wie ihr auf andere wirkt! Die in Olang wissen, was eine ganz normale glückliche Familie braucht. Den Rest kann man getrost den großen Romanciers überlassen. Seid glücklich, ganz so, als würde niemand zusehen.

In Olang ist das Glück kein Vogerl
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Von in Tirol