Olang: wie im Wilden Westen

Ob ich mir das wirklich noch antun will? Einige Freundinnen und Freunde versteiften sich seit Monaten auf einen Reit-Schnupperkurs. Zogen sich gegenseitig quasi ,Speck durch die Nase‘, fabulieren von Westernreiten, Ausritten auf Hütten und ins Gebirge und dergleichen. Und behaupten dazu noch allen Ernstes, dass Reiten der Wirbelsäule gut tun würde. Die haben sich wohl zuviel Western-Filme reingezogen.

Das Argument mit der Wirbelsäule konnte ich nach kurzen Recherchen im Internet nicht entkräften. Ich fühle mich zwar keineswegs krank. Aber da ich Wellness, Massagen etc. ähnlich hoch einschätze wie der Teufel das Weihwasser ließ ich mir einreden, einige Tage Reiturlaub könnten doch Linderung bringen. Und: Man gönnt sich ja sonst nix. Ich tat mich auch deshalb mit diesem Entschluss etwas leichter, da ich mich eines Liedes entsann, das in meiner Kindheit landauf landab geträllert worden war: ,Auf meiner Ranch bin ich König‘. Der Kernsatz des damaligen Schlagers: „Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ Geträllert wurde das Ganze von Peter Hinnen, einem ehemaligen jodelnden Schweizer Cowboy. Mein Widerstand gegen Reitferien war also gebrochen.

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Wo denn dieser offensichtliche Wild-West-Urlaub überhaupt stattfinde? In Südtirol, tönt es unisono zurück. Was Wunder, einige der befreundeten Urlaubsspezialisten sind ja „verfolgte Brieder aus dem Sieden vom Brenner“ (copyright Landeshauptmann-Legende Eduard Wallnöfer). Als objektiven Grund schieben sie nach: Weil‘s dort billiger sei. Konkret: Wir sollten Olang unsicher machen. Ja, noch was. Der Markus Lanz komme auch aus Olang. Lanz, wer ist das?

Da Olang das erklärte Reitsportparadies Südtirols ist – manche bezeichnen die Gegend schon als Wilden Westen – können wir denn auch zwischen zwei Reitställen wählen: dem Tharer- und dem Tolderhof. Aber spätestens jetzt wird‘s schwierig. Denn beide Reitställe respektive -Höfe machen im Internet einen ausgezeichneten Eindruck. Beim Tharerhof sticht mir das Wort ,Westernreiten‘ ins Auge. Also wenn schon Reiten dann eben wie im Wilden Westen. Mit Hut, Sporen, Lasso und so. Stell ich mir einmal vor.

Der Tolderhof hingegen punktet mit seinem Boss, dem dreifachen italienischen Meister Hannes Weilaner. Ich frage mich grad, ob ein solcher Meister nicht Cavalière heißen sollte. Aber offenbar stehen solche Titel eher mafiösen italienischen Politikern zu. Wie dem auch sei: Südtirols größter Reitstall punktet nicht nur mit einem fantastischen Programm, wie etwa Kursen für Kutschenfahren. Auch die Unterbringung ist einigermaßen luxuriös. Entweder in einem großzügige Appartemen oder in der Jugendstil Villa Prugger.

Zugegeben: ich hab mir Reitferien immer als eine der Urlaubsalternativen vorgestellt, die den oberen 10.000 vorbehalten sind. Dicke Brieftasche als Eintrittskarte quasi. Aber dem ist nicht so, wie man an den Preisen in beiden Reiställen sieht. Dass Familien eindeutig im Vorteil sind, betrachte ich einerseits als gewollt und andererseits als eine tolle Sache.

Nun stehen wir vor dem Problem, hü oder hott sagen zu müssen. Wir sind für jeden Hinweis dankbar, der unsere Entscheidung erleichtert.

Olang: wie im Wilden Westen
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Von in Tirol