Plötzlich war es da. Das selbsternannte größte „Pop und Rock Festival in Westösterreich“. Seit jeher warb es vor allem mit Quantität, so auch heuer: Ganze 50 Bands an drei Tagen würde ihre Musik zum Besten geben. Die ganze Sache ist auch noch gratis. Bekannte Acts, sogenannte Zugpferde wie The Boss Hoss, waren die letzten Jahre auch schon da. Klingt gut? Ist es aber nicht.
Das Kufstein Unlimited ist ein Festival, das die Welt genau so sehr braucht wie eine weitere Casting-Show. Es ist ein Festival, das durch und durch kommerzialisiert ist, weiter und stärker noch wie Festivals es sonst sind. Hier sieht man nicht nur Banner von Marken auf der Bühne, sondern gewisse Acts werden von bestimmten Marken unterstützt. So finden sich unter den Acts auf der Homepage bereits Marken und Unternehmen, die das Festival ermöglichen. Ganz uneigennützig natürlich.
Was braucht es für ein Festival, das zu 100 % von Sponsoren und Förderungen abhängig ist und es somit den BesucherInnen ermöglicht ein Festival ohne Eintritt zu besuchen? Richtig: Absolut Belanglosigkeit auf musikalischer Ebene. Austauschbarkeit und Musik, die wirklich niemandem weh tut und letztendlich niemanden wirklich vom Hocker reißt. Nett ist das alles. Aber nett ist bekanntlich der kleine Bruder von ihr wisst schon was.
Das „Umlimited“ in Kufstein – Belanglosigkeit auf allen Ebenen
Das „Kufstein-Unlimited“ ist auf musikalischer Ebene am besten mit dem Massensender „Ö3“ zu vergleichen, mit dem man fast überall belästigt wird. Irgendwie hören diesen Sender alle und irgendwie hört diesen Sender auch keiner. Hintergrundbeschallung als Prinzip. Bewusstes Hinhören? Wohl eher Fehlanzeige.
Genau so ist es beim „Unlimited“ in Kufstein. Wer dort hingeht wird durch nichts irritiert oder gar zum Hinhören gezwungen werden. Die beträchtliche Anzahl an Coverbands belegt, dass es hier darum geht, ein bisschen mitzusingen und mitzuklatschen, ein paar Lieder wieder zu erkennen und ganz grundsätzlich nicht mit Experimenten belästigt zu werden. Musik für die Masse, die dazu tanzt und feiert und beim Tanzen und Feiern bitte schön nicht von Bands und Musikerinnen gestört werden möchte, die experimentieren oder gar etwas Neues versuchen. Harmonie, Wohlklang und Belanglosigkeit auf allen Ebenen.
Jetzt ist natürlich vor allem eine Frage virulent: Wer schaut und hört sich das wirklich an? Auch hier gibt es eine Parallele zu Ö3. Es sind Menschen, die sich eigentlich mit Musik und deren Möglichkeiten überhaupt nicht beschäftigen und die Musik letztlich gar nicht wirklich mögen. Menschen für die Musik meist nur in der Funktion eines Hintergrundrauschens steht, die aber hin und wieder gerne ein schönes Liedchen mitsingen, das gut ins Ohr geht.
Das „Unlimited“ in Kufstein ist vor allem eines: „Das größte Pop- und Rock Festival Westösterreichs“. Diese Ansage klingt ähnlich wie die einer Gratis-Zeitung, die behauptet, dass sie am meisten in dieser oder jener Region gelesen wird. Die wirkliche Qualität stellt sich nämlich dann heraus, wenn Leute bereit sind, dafür zu zahlen. Das gilt ebenso für eine Zeitung wie auch für ein Festival. Das „Unlimited“ ist da und es stört nicht weiter. Aber würde es auch bestehen, wenn Menschen bewusst dafür zahlen müssten und sich somit bewusst dazu entschließen würden, dort hin zu gehen um interessante Musik zu hören? Das darf aus meiner Sicht bezweifelt werden. Für mich ist beim „Unlimited“ in Kufstein vor allem eines „unlimited“: die Langweile, wenn ich mir die dort spielenden Acts anhören muss.
Von Markus Stegmayr 2014-05-9 in Tirol
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