Stockbesoffen, volles Rohr: Säufer auf der Piste

Auch im vergangenen Winter rasten sie wieder ungebremst und teils huckedicht zu Tal: jene Sorte von Menschen, die Skifahren mit Saufen gleichsetzen. Statistiken über die Unfälle Alkoholisierter gibt es offenbar genauso wenig wie Alko-Kontrollen auf den Pisten. Weshalb – ja, das steht in den Sternen.

Ich hab‘s satt, immer öfter betrunkenen ,Sportlern‘ auf der Piste ausweichen zu müssen. Pemanent und mit Argussaugen darauf zu achten, ob nicht einer jener Betrunkenen zu Tal rast, der eben an der Skibar sechs Bier und vier flying Hirsch konsumiert hat. Ja, und ich hab‘s satt, zwischen 15 und 16 Uhr nur unter allerhöchster Konzentration skifahren zu ‚dürfen‘. Denn um diese Zeit verlegt die skifahrende Säufertruppe ihren Standort von den hoch gelegenen Schnaps-Buden in die nicht minder alkoschwanteren Talbars. Was wunder, dass um diese Tageszeit jede Abfahrt meist zu einem gesundheitlichen va banque Spiel für Kinder und Nüchterne wird. Dann nämlich, wenn die ,Antons‘ aus aller Herren Länder kamikazeartig, mit Alko-Fahne und zittrigen Beinen die Pisten hinunterbrettern und weder Tod noch Teufel fürchten. Ein Thema, das vermehrt auch in verschiedenen Foren diskutiert wird.

Ich frag mich ernsthaft, welchen Unterschied es macht, wenn jemand betrunken mit seinem Auto durch ein Dorf rast oder angesoffen auf zwei schmalen Latten zu Tal brettert. Und ich frag mich weiters, weshalb auf den Skipisten keine Alko-Kontrollen durchgeführt werden. Weil dort die Straßenverkehrsordnung nicht gilt, heißt es. Aber die gilt auch nicht in Büros oder Werkhallen. Ja, ich weiß: unsere immer darbende, eigentlich permanent vor dem Aus stehende Tourismusindustrie braucht den Alkohol als Umsatzträger. Denn wir wissen’s ja: alles ist Tourismus in Tirol. Deshalb gibt es meines Erachtens auch kaum Statistiken über jene Skiunfälle, die auf alkoholisierte Skifahrer zurückgehen. Eine Dunkelziffer im wahrsten Sinn des Wortes.

Alkohol auf der Piste
saufen piste

Selbst die Frankfurter Allgemeine kann deshalb auch nur Mutmaßungen anstellen: „ Was dem Anschein nach zunimmt, ohne dass es dazu eine verlässliche Statistik gäbe, ist die Zahl von stark alkoholisierten Personen auf der Piste. Zuletzt beklagten sich Rettungsdienste, dass sie ständig dazu missbraucht würden, Betrunkene von der „Hüttn“ ins Tal zu schaffen, die kaum mehr stehen könnten, geschweige denn Skifahren.“ Zahlen – wenngleich sehr dürr –  liefert das Kuratorium für Verkehrssicherheit: Jeder fünfte getestete Skisportler war bei einem Test alkoholisiert unterwegs, und von den Alkoholisierten waren wiederum 29 Prozent mit mehr als 0,5 Promille belastet.

akja

Die Ärztekammer wiederum tritt für ein Alkoholverbot ohne Wenn und Aber auf den Pisten ein. Das Risiko, mit einem anderen Fahrer zusammenzustoßen, steige durch den Alk-Konsum. Aber auch bei Stürzen, bei denen routinemäßig kein Test durchgeführt wird, vermutet man bei der Ärztekammer eine „hohe Dunkelziffer“ an alkoholbedingten Verletzungen, vor allem am Knie oder am Unterschenkel. Und für deren Behandlung muss wiederum der Steuerzahler aufkommen. Das muss man sich ja auf der Zugen zergehen lassen!

Ok, in Anbetracht der nicht vorhandenen Alko-Statistiken im Zusammenhang mit Skiunfällen geh‘ ich jetzt eben von meinen persönlichen Erfahrungen mit angesoffenen Skifahrern aus. Um zu erklären, weshalb ich für ein völliges Alkoholverbot auf den Pisten eintrete.

Ort: Sölden. Bereits um 11 Uhr ,feiert‘ eine nahezu unübersehbare Masse sogenannter Skifahrer_innen auf ,Almen‘, ,Obstlerhütten‘ oder ,Glühweinstadln‘ die erste Party des Tages. Vielen sieht man von mehreren Metern Entfernung an, dass sie bereits auf einem gewissen ,Alk-Grundstock‘ des Vortages aufbauen. Ich mache den Fehler, so gegen 15Uhr30 noch einmal abzufahren. Zuerst – ich kann es ja gar nicht glauben – fährt mir ein vermutlich volltrunkener Boarder vorne (!) über die Ski. Ich stürze, der Rowdy kratzt die Kurve und verschwindet. Wenig später, ich hatte mich beinahe ins Tal gerettet, stürzt einer dieser Alko-Helden in offenbar großem Tempo, rutscht vor sich hin und mich über den Haufen. Na gut, der bekam meinen Zorn verbal zu spüren. Mehr aber war nicht möglich.

Mein Beschluss stand fest: Ich werde Sölden in Zukunft völlig meiden. Denn ich möchte nicht zu einem Kollateralschaden des alpinen Saufzentrums im hinteren Ötztal werden.

Ich nehme stark an, dass beinahe allen von uns bereits ein Zwischenfall mit betrunkenen Skifahrer_innen passiert ist. Hat jemand ein Rezept gegen dieses teils zügellose Saufen auf und neben der Piste? Und: Was haltet ihr von einem Alkoholverbot samt Alko-Kontrollen auf den Pisten?

Stockbesoffen, volles Rohr: Säufer auf der Piste
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Von in Tirol

  • Werner Kräutler

    Also diese Geschichte ist relativ einfach. Zirbenholz entspannt – das ist auch wissenschaftlich bewiesen. Und in entspanntem Zustand lässt sichs’s leichter lieben, das wissen wir doch alle. Da muss der Sexualtrieb nicht wirklich extra und vielleicht sogar mit irgendwelchen Mittelchen angestachelt werden.