Eine „Gaudi“ am Gauderfest im Zillertal?

Ich könnte es mir leicht machen und auf die Verbindung von Gauder und Gaudi hinweisen, denn letzeres ist in Tirol und vielleicht noch ein bisschen darüber hinaus eine Bezeichnung für Spaß. Dann wäre es naheliegend dass ich schreiben würde, dass ich mir demnächst eine Gaudi am Gauderfest machen würde und mich dort mit den Gästen und den Einheimischen aus dem Zillertal verbrüdern und verschwestern würde. Spätestens nach dem 5. Glas „Gauderbock“.

Vielleicht passte es dann auch noch ganz gut, wenn ich von einem Freund erzählen würde, der kürzlich von einem „Sartori-Erlebnis“, also einem Erlebnis des „Eins-Sein“ mit Welt und Mensch um sich herum erzählte, als er letztlich ein wenig angetrunken durch den Kölner Karneval torkelte. Aber so einfach ist die Sache halt nicht – mal wieder. Es musste weiter ausgeholt werden.

Essentiell ist meiner Sicht: Die Gaudi steht ja für einen eher oberflächlichen Spaß und eine eher kurzlebiges Freudeempfinden. Das Glück ist ein Vogerl. Und der Spaß ja sowieso. Beim „Gauderfest“ im Zillertal verhielt es sich aber anders. Das gab es ja schon länger und es war tief mit der Tradition und der Kultur im Zillertal verwurzelt. Und Kultur und gut gepflegte und gehagte Tradition macht Freude, auch länger. Außerdem ist sie ein wirkungsvolles Gegenkonzept zu der Spaßgesellschaft. Gute Bräuche müssen erhalten werden. Das „Gauderfest“ ist einer dieser guten und schönen Bräuche.

Das Gauderfest: In der Tradition der Kirchtage

Erwachsen ist das Ganze aus der Tradition der alpenländischen Kirchtage. Im Jahre 1428 wurde von venezianischen Kaufleuten bereits erwähnt, dass es einen Kirchtag und Jahrmarkt in Zell am Ziller gab, der es in sich hatte. Zu feiern wusste die Zillertaler und Zillertaler immer schon. Manch eine böse Zunge würde wohl auch behaupten: zu feiern und zu saufen. Obwohl das kollektive Trinken des legendären „Gauderbock“ viel mehr als nur „Saufen“ ist. Es ist kollektives Trinken und Feiern. Und mit jedem Schluck Gauderbock trinkt man auch ein Stück Kultur und Tradition und verleibt sich diese ein. Trinken und Feiern kann also auch sinnvoll und geschichtsträchtig sein.

Apropos Gauderbock: Hier bekommt ihr es mit Österreichs stärkstem Festbier aus dem Hause „Zillertal Bier“ zu tun. Trinkt euch also schon mal ein, damit euch dieses wunderbar schmeckende aber doch auch schwer alkoholische Festbier nicht umhaut. Mit 7,8 Volumsprozent ist dieses Bier nichts für Weicheier. Obwohl es natürlich auch Frauen trinken ist es vermutlich in größeren Mengen nur etwas für echte Männer. Und davon gibt es im Zillertal ja bekanntlich genug. Liebe Leserinnen: überzeugt euch am besten selbst von den „gstandenen Mannsbildern“ bei eurem Besuch vom Gauderfest.

Aber mit dem Bewusstsein, dass das Gauderfest auf Schritt und Tritt geschichtsträchtig ist, das Starkbier nur allzu gut schmeckt und sich auch die Leute vor Ort sehen lassen können ist es noch längst nicht getan. Auf der Habenseite wäre das schon einiges, aber es gibt noch mehr. Die Bewerbe vor Ort dürft ihr euch nicht entgehen lassen. Auch diese sind, sagen wir es mal so, traditionell. Fast bin ich geneigt zu sagen authentisch und ursprünglich und vielleicht gar ein bisschen archaisch. Ranggeln, der Gauder Dreikampf, die Zillertaler Zuchttierausstellung und Widderstoßen stehen am Programm. Und vor allem das Ranggeln ist einer der berühmtesten Ranggler-Wettbewerbe des ganzen Alpenraumes.

Am Freitag, den 02.05. geht der ganz normale Wahnsinn beim „Gauderfest“ dann so richtig los. Traditionell natürlich mit dem Bieranstich und der „Gambrinus Rede“. Dieser Gambrinus ist ein legendärer König, der als Erfinder des Bierbrauens angesehen wird. Er ist der Schutzheilige der Brauer. In dieser launigen Rede bekommt so mancher sein sprichwörtliches Fett weg. Das weitere Programm findet ihr auf der Homepage des Gauderfest, das sich übrigens mittlerweile als immaterielles Kulturerbe bezeichnen darf. Hat die UNESCO gesagt und die wird ja wohl bitteschön wissen, was Kulturerbe ist und was nicht.

Ihr seht also schon: Am Gauderfest findet man wesentlich mehr als nur die einfache „Gaudi“. Obwohl es Spaß macht, bei diesem schönen Fest zu sein und auch spontane „Sartori-Erlebnisse“ beim Gauderfest durchaus möglich sind, spätestens nach dem 6. Gauderbock. Auch von Verbrüderungen und Verschwesterung beim gemeinsamen Biergenuss wurde mir schon berichtet. Vielleicht ist das Gauderfest also ein Fest mit Tradition, Geschichte und Tiefgang und zugleich auch eine riesige Gaudi? Muss sich ja nicht ausschließen – oder was meint ihr?

Ein Tipp noch zum Schluss: Wenn ihr euch dann schon mal mit den Zillertalerinnen und Zillertalen verbrüdert habt, dann wollt ihr doch auch ein bisschen länger im Zillertal bleiben, oder? Das „Hotel Waldfriede“ ist das perfekte Hotel um diesen Wunsch zu erfüllen.

Eine „Gaudi“ am Gauderfest im Zillertal?
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Von in Tirol