Innsbruck, eine wichtige Station am Jakobsweg

Auf insgesamt 246,8 km schlängelt sich der historische Jakobsweg durch Tirol. Innsbruck war nicht nur das Zentrum Tirols sondern auch historisch ein wichtiger Sammelpunkt der Jakobspilger.

Immer mehr Menschen machen sich jährlich auf, um auch in Tirol Erholung abseits von Konsumterror, Lärm und seichter Unterhaltung zu suchen und zu finden. Aber kaum jemand weiß, dass Innsbruck vor Jahrhunderten ein Zentrum der Jakobspilger gewesen ist. Der Dom zu St. Jakob ist der wohl beste Beweis dafür.

Früher waren sie nicht allzu gern gesehene, meist zerlumpte und bisweilen streng riechende Gesellen: die Jakobspilger, nur allzuoft als ‚Pülcher‘ verballhornt. Auf ihrem Weg nach Santjago de Compostela durchquerten im Mittelalter vermutlich zehntausende auch das Land Tirol auf ihrem Weg nach Westen. Von Südtirol her gesellten sich auch Pilger aus Italien, dem heutigen Osttirol und Kärnten dazu. Um dann zuerst via Innsbruck oder Landeck nach Maria Einsiedeln zu pilgern. Erst anschließend ging es weiter bis nach Santjago de Compostela. Diese alte Form von Spiritualität oder Meditation feiert gerade in unseren Tagen eine lebhafte, ja geradezu euphorische Renaissance.

Mich zieht das Pilgern seit dem Jahr 2000 in seinen Bann. Damals pilgerte ich erstmals in Spanien von Roncesvalles nach Santjago. Zwei Jahre päter dann von Lu Puy (Frankreich) nach Santjago und 2013 die Via Tolosana von Arles in Richtung Santjago. Kurz nach der Rückkehr von meiner ersten Pilgerreise 2000 engagierte ich mich, den historischen Jakobsweg in Tirol wieder zu beleben. Gemeinsam mit den Tiroler Regionalentwicklungsvereinen konnte ich 2005 mein Projekt ‚Jakobswege in Tirol‘ abschließen. Jahre später will ich nun quasi die Früchte meiner eigenen Arbeit genießen und einige Etappen in der unvergleichlichen Szenerie der Tiroler Berge absolvieren.

Was in Tirol jedoch sofort auffällt ist das Fehlen der auf vielen anderen Jakobswegen Europas vorhandenen ‚Herbergen‘, in denen für wenig Geld oder gar kostenfrei übernachtet werden kann. Das geht in einem Fremdenverkehrsland wie Tirol offenbar gar nicht. Und das ist außerordentlich schade. Denn vor allem junge Menschen können sich nicht täglich zwischen 30 und 40 Euro nur für eine Übernachtung leisten. Aber: Es gibt es zwei hervorstechende Ausnahmen: Die Herbergen im Innsbrucker Löwenhaus und in Inzing. Kritikpunkt Nr. 2: Auch die Beschilderung lässt teilweise sehr zu wünschen übrig.

Ich begann meine Mini-Pilgerreise also in Innsbruck. Genauer: Im Löwenhaus am Rennweg. Denn diese gastronomische Uralt-Institution hat sich auch zu einem formidablen Pilgerzentrum entwickelt. Um 12 € wird hier die Übernachtung angeboten, was den Herbergs-Preisen in Frankreich und Spanien entspricht. Respekt den Betreibern des Löwenhauses für diese Preisgestaltung. Vom Löwenhaus führt dann der Weg entlang des Inns in die Altstadt zum Dom von St. Jakob.

Barocke Herrlichkeit umfängt den Besucher dieser wuchtigen Kirche, in der auch ein Marienbild von Lucas Cranach d.Ä. zu bewundern ist. Dieses Bild kann man bei näherem Betrachten übrigens auch auf zahlreichen Wänden in der Innsbrucker Altstadt als Kopien entdeckt werden.

Für Pilger besonders interessant ist meist noch die Basilika in Wilten, die von der Innenstadt aus sehr einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Aber auch die berühmte Hofkirche vulgo ‚Schwarzmander-Kirche‘, das Goldene Dachl und die pittoreske Innsbrucker Altstadt zieht moderne Pilger in ihren Bann.

Nach einer Stärkung in einem der zahlreichen tollen Kaffeehäuser von Innsbruck führt der Jakobsweg vorbei am Goldenen Dachl und der Ottoburg entlang des Inns aus der Stadt heraus. Und mündet etwa 8 km später in Völs. 

Von dort fürt die Strecke weiter über sanfte Hügel nach Afling – einem ebenso kleinen wie schönen Weiler. Nach ungefähr einer Stunde erreicht der Pilger das sogenannte Himmelreich – ein wunderschönes Plateau mit exzellenter Sicht auf die Berge des Tiroler Oberlandes. Nach Kematen sind es nurmehr zwei Kilometer. Hier hat der strebsame Pilger zwei Möglichkeiten: entweder via Ranggen nach Inzing oder im Tal verbleibend dem Innuferweg entlang. Ich wählte die Etappe via Ranggen nach Inzing. 

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Aber davon später. Mehr über diese nächste Etappe schildere ich in einem meiner nächsten Blogeinträge.

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Von in Tirol