Rauchen im Café. Ein Plädoyer.

Erst kürzlich in einem Innsbrucker Café. Eine Dame, ca 50 Jahre alt, in teures Tuch gehüllt und von einem impertinenten Parfumduft umwabert redet wild gestikulierend auf einen der Ober ein. Der Ton lässt auf massiven Ärger schließen. Sie müsse durch Nebelschwaden laufen, wenn sie zum Ausgang wolle meint die Dame. Selbstverständlich so, dass es alle hören können. Sie legt nach: das Gesetz gehöre massiv verschärft. Rauchen sei überall zu verbieten, selbst auf öffentlichen Plätzen. Sie meide nun dieses Lokal. Sprach’s und ging theatralisch einwandfrei ab.

Das Gezeter und die Aufregung um den blauen Dunst im Kaffeehaus trafen sich gut. Denn ich war eben drauf und dran, die guten und gemütlichen Cafés in Innsbruck ausfindig zu machen, in denen noch geraucht werden darf. Wo mithin der uralten Tradition des Tobak-Rauchens und des Kaffeegenusses gleichermaßen gefrönt werden durfte. So, wie es halt immer üblich und quasi zum Kulturprogramm des gepflegten Cafébesuchers und der charmanten Cafébesucherin geworden war. Natürlich sind mir die verhärteten Fronten zwischen Rauchern und Nichtrauchern bekannt. Zwischen Gut und Böse quasi. Zwischen Rücksichtsvoll und Rücksichtslos. Zwischen Willensstark und Willenlos. Und ich gehörte – damals noch – zu den ‚Willenlosen‘.   Deshalb hab ich mich auch immer wieder gefragt, weshalb Caféhausbesitzer nicht einfach wählen konnten zwischen ‚Raucher-Café‘ und ‚Nichtraucher-Café‘. Und was ich gänzlich nicht verstand: weshalb betraten die quasi militanten Nichtraucher_innen überhaupt ein Café, in dem – völlig – legal geraucht werden darf? Lust auf Konfrontation, Lust darauf , es den ‚willenlosen‘ Raucher_innen zu zeigen, wie schwach und schäbig sie doch seien? Um vielleicht Justamentstandpunkte zu vertreten da man im realen Leben eh nix zu sagen hat?

Ich besitze schon seit langem kein Auto mehr. Deshalb frage ich konfrontationsfreudige und angriffige Anti-Raucher des öfteren, ob sie denn ein solches besäßen. Denn Rauchen ist wie Autofahren: eine Sucht die stinkt. Die allermeisten Nichtraucher besaßen ein Auto. Und gaben das auch noch offen zu. Und das ist mein Hebel. Ob sie denn wüssten, dass schon beim Starten eines Autos  soviel Schadstoffe an die Umwelt geblasen werden, dass jeder Raucher locker eine ganze Packung Tschiks rauchen könnte? Und hier werden dann die meisten Anti-Raucher entweder ‚katholisch‘ oder wütend. Sie begründen ihr Herumkurven mit dem Auto mit dringenden Notwendigkeiten, mit ihrem Job und gar mit überlebenswichtigen Notwendigkeiten. Wissend, dass rund 80 % der Autofahrten völlig unnützt und somit reines Vergnügen am Verdrecken der Luft sind. Und dann mein klassisches Argument von den Schadstoffen, die ich als Nicht-Autobesitzer einzuatmen hätte. Jetzt wird’s interessant. Vor allem dann, wenn ich mich für weiträumige Fahrverbote ausspreche, ganz so, wie militante Nichtraucher die Cafés fordern. Quasi Rauch- und Abgasfreiheit im öffentlichen Raum, egal woher der Rauch stammt. Aber das lehnen selbst verbohrte Kämfper wider das Rauchen brüsk ab. Das seien zweierlei ‚Räuche‘ meinen die meisten.

Die Anti-Raucher-Liga ist eben indoktriniert. Mir kommt es oft vor, als wäre die Liga eine Art Sekte, die ihr Überleben einzig und allein mit einer fundamentalen Anblehnung des Rauchens sichern könnte aber selbst mit teils überdimensionierten SUV’s und anderen umweltverpestenden Karren durch die Lande kutschieren. Gestank, Lärm und Feinstaub in die Luft schleudernd. Weder auf die Umwelt noch auf Babies achten, die am meisten unter der Feinstaubbelastung leiden. Das regt mich als Raucher und Nicht-Autobesitzer am allermeisten auf. Oder darf ich etwa nicht? Liege ich da vielleicht falsch? Denn wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen.

Mich würde eure Meinung schon sehr interessieren. Schreibt mit doch einen Kommentar.

Post Scriptum: Eine Woche nach meinen Recherchen zu den Raucher Cafés in Innsbruck hab ich aus einer Laune heraus aufgehört zu rauchen. Aber: ich besuche natürlich noch immer meine Cafés und nehme natürlich in der Raucherabteilung, quasi der Kulturabteilung des Cafés Platz. Ganz so wie es sich gehört.

Rauchen im Café. Ein Plädoyer.
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Von in Tirol

  • Markus Stegmayr

    Danke Werner für diesen Beitrag. Das war aus meiner Sicht schon lange überfällig. Allein an den Bewertungen sieht man doch, dass du da einen wunden Punkt getroffen hast…

    • Werner Kräutler

      servus markus, mich gehen vor allem die sektenartigen verdammungen des rauchens auf den geist. die sollten sich anderen themen widmen glaub ich halt.

  • Hoffmann Kurt

    Ich empfinde es als respektlos und arrogant wenn Gäste sich einen Sargnagel in den Mund stecken und damit nicht nur Ihre sondern auch meine Gesundheit auf´s Spiel setzen. Raucher gehören eigentlich alle weggesperrt. Dann können Sie rauchen bis sie blau werden!!

    • Werner Kräutler

      Servus Kurt, du findest ja harsche Worte. Wie wär’s, wenn auch die Umweltverpester mit den SVU’s, den richtig dicken, großen und stinkenden gemeinsam mit den Raucher_innen weggesperrt würden? Wär toll, dann könnte man ja auf den Straßen wiedeer spazieren gehen…