Frau Holle, WTF?

Eine Versuchsanleitung: Stellt euch vor ihr seid noch keine 18 Jahre alt, sehr internetaffin und würdet Tag für Tag von den Rekordschneemengen in Osttirol lesen. Und zugleich lest ihr immer wieder, dass das an anderen Orten einer der mildesten Winter überhaupt gewesen zu sein scheint, zumindest mal Top-3 seit es Aufzeichnungen gibt. Würdet ihr euch nicht fragen, ob Frau Holle jetzt endgültig den Verstand verloren hat? Oder, wie ihr es dann formulieren würdet: Frau Holle, wtf?

Ich bin ja nun wirklich keine 16 mehr und neige auch nicht zu solchen Ausdrücken, aber: Genau das habe ich mir gedacht, als ich zum ersten Mal die Schneemassen in Osttirol zu Gesicht bekommen habe. Frau Holle, was soll das? Was hast du dir dabei gedacht? Geht das nicht vielleicht auch ein bisschen, sagen wir mal, ausgeglichener und ein wenig besser verteilt über ganz Tirol? Während in Innsbruck bei der Abreise noch ein Schneestand von 0,00 cm bei 14 Grad Fönwetter zu verzeichnen war, wurde ich in Osttirol, bereits knapp vor der Grenze von Südtirol nach Osttirol, mit meterhohen Schneewänden begrüßt. Zum Glück kannte ich die Strecke, ansonsten hätte ich sie wohl kaum wiedererkannt. Aber: Schön war das schon, ein Winter wie er früher einmal war oder wie man sich einen solchen in einem fiktiven „Bilderbuch“ vorstellen würde.

Ein Bilderbuchwinter in Osttirol

Grundsätzlich unterstelle ich jeder Person, auch wenn sie fiktiv ist und nur einem Märchen entstammt, eine Intention. Denn nur so kann man von einer mehr oder weniger vernünftigen Handlung sprechen. Im Falle von Frau Holle also: Sie wird sich schon was gedacht haben, als sie ihr Füllhorn voll Schnee ausgerechnet über Osttirol ausgeschüttet hat. Vermutlich hat sie folgendes gesehen: Eindrucksvolle Berglandschaften mit einer Unzahl an 3000ern. Eine Vielzahl an Skigebieten, die sich sicherlich über etwas Schnee freuen würden. Ein paar herrliche Rodelwege. Viele Wege, die abseits der bekannten Pisten liegen und die für Skitourengeher das Paradies auf Erden sein könnten. Ihre Schlussfolgerung war an sich richtig: Für all diese Orte und möglichen Aktivitäten braucht es Schnee.

Vermutlich ist ihr dann, beim Anblick all dieser Schönheit, quasi eine Überdosis Schönheit, ein wenig das Gespür für das Maß verloren gegangen. Und sie hat es ein klein wenig übertrieben. Andererseits hatte sie aber Recht und sie hat einen der schönsten Flecken Tirols ausgewählt. Und hat damit Osttirol einen bedeutenden Vorteil verschafft: Während man sich andernorts über zu wenig Schnee ärgern muss, ist dieser in Osttirol in Hülle und Fülle vorhanden. Nach der ersten Überraschung über den vielen Schnee können sich mittlerweile also alle freuen: Skifahrer, Skitourengeher, Rodler, Schneeschuhwanderer…

Ein Besuch in Osttirol lohnt derzeit, weil man es einfach gesehen, erlebt und genossen haben muss. Ein Winter wie aus dem Bilderbuch, nur in echt. Geeignet für alle: Vom internetaffinen Jugendlichen, über Familien bis hin zu etwas älteren Semestern. Kommt und staunt – und geht der Frage nach, warum Frau Holle ausgerechnet Osttirol ausgewählt hat. Ihr werdet eine Antwort auf diese Frage finden.

Frau Holle, WTF?
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Von in Tirol