Winterglück ohne Höhepunkt

Glücklich ist der, der seine Grenzen, seine Fähigkeiten und seine Eigenschaften kennt. Glücklich ist der, der sich nicht selbst überschätzt. Oder war das etwa nur eine Ausrede für meine Faulheit? Lag es vielleicht am Alter, dass ich nichts mehr versuchen wollte, was mich an und über meine Grenzen brachte? Eine schlichte Antwort auf diese Fragen genügt: Ich wusste es schlicht und einfach nicht. Klar war indes: Aus mir würde kein Freerider mehr werden. Was Hänschen nicht lernt lernt Hans nimmermehr. Und wenn das der Volksmund sagt, dann musste da auch etwas dran sein.

Zumindest war es für mich eine gute Ausrede, mich nicht auf die Skier zu stellen und mich todesmutig die Pisten hinunter zu stürzen. Und mich dennoch abseits der bekannten „Trampelpfade“ zu begeben und zu bewegen. Denn für die großen Menschenmassen war ich nicht gemacht, das hatte sich schon länger herausgestellt. Und Apré-Ski-Hütten in denen man beim Mitgrölen mit den Wörtern „Hölle, Hölle, Hölle“ und „Hey Baby“ auskommen konnte, waren noch nie so richtig das meine gewesen.

Es brauchte einen Sport, der sich mit meiner Lebenseinstellung gut vertrug: ein wenig gemächlich, das man manchen Leuten auch als nachdenklich und tiefgründig verkaufen konnte. Ein wenig neben der Spur, das viele vielleicht auch für ein Talent hielten, sich nicht mit dem Naheliegenden zu beschäftigen.

„Abseits“ im Zillertal…

Kürzlich war ich jedenfalls über eine interessante Kombination gestolpert, die mir gefiel: Schneeschuhwandern und das Zillertal. Ja, genau, das Zillertal, dieses ,„wilde“ Tal.  Das Zillertal, das trotzdem, dass der Tourismus hier eine feste Bleibe hatte, irgendwie auf angenehme Weise „eigenartig“ und „wild“ geblieben war. Und überraschend vielfältig war. Denn man konnte sich auch hier abseits der großen touristischen Ströme bewegen. Was jetzt nichts gegen die touristischen Ströme und die großen Massen sagen soll. Man konnte da zweifellos Spaß haben. Aber für mich war es wohl nichts (mehr).Man musste eigentlich nur ein wenig suchen. Bald wurde klar, in welche Richtung es gehen sollte: Schneeschuhwandern! Schneeschuhwandern, dieser herrliche Sport, den ich bisher nur einmal versucht hatte, der sich aber für mich als passend und richtig angefühlt hatte. Vor allem aus einem Grund: beim Schneeschuhwandern war der Weg das Ziel und das Ziel im besten Fall überhaupt unbestimmt und letztlich auch unwichtig. Es war anders als das Skifahren oder als auch das Tourengehen, wo klar war, dass es eigentlich nicht oder nur sekundär um den Anstieg ging, denn man ging ja hinauf um wieder hinunter zu kommen. Der „Höhepunkt“ ist die Abfahrt.

Einen solchen Höhepunkt gab es beim Schneeschuhwandern nicht, ohne großes Ziel vor Augen, stapfte man vor sich hin. Klingt ein wenig langweilig, ist es aber nicht, ganz im Gegenteil. Indem man unterwegs beim Schneeschuhwandern das Ziel aus den Augen verliert, lenkt sich der Blick auf die Gegenwart des Unterwegs-Seins. Auf die Natur, auf die eigenen Schritte, auf den eigenen Atem. Gemeinhin nannte man das wohl auch bewusstes Erleben und eine Einübung im Gegenwärtig-Sein. Ein wenig Zen-Buddhismus kann ja nie schaden, ist ja ohnehin sehr angesag. Funktioniert aber tatsächlich, ich kann´s bestätigen.

Doch so ganz ziellos „irrt“ man dann doch nicht umher im Zillertal beim Schneeschuhwandern. Eine gute Region in der man Schneeschuhwandern geht und ein „Basislager“ sollte man dann doch haben. Denn ein Ziel kennt sogar der Schneeschuhwanderer: Das Ziel einer guten Unterkunft, in der man sich nach getaner „Arbeit“ wärmen und kulinarisch verwöhnen lassen kann. Einen Tipp habe ich da für euch auf Lager: Das „Hotel Tuxertal“ ist ein guter Ort, in der sich jeder Wanderer, Skifahren oder eben Schneeschuhwanderer überaus wohl fühlen wird.

Ihr entschuldigt mich bitte? Ich bin dann mal weg. Schneeschuhwandern im Zillertal…

Winterglück ohne Höhepunkt
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Von in Tirol