Stanz – ein ganzes Dorf ‚brennt‘

Ein wichtiges, ja nahezu strategisch wichtiges Tal wird nach einem Ort benannt, den Durchreisende normalerweise nicht zu Gesicht bekommen: Stanz im Stanzer Tal. Auf dem Weg von Landeck zum Arlberg befahren jährlich hunderttausende Menschen per Zug oder Auto das Tal, das bis St. Anton reicht. Dass den Ort nur Wenige kennen ist eigentlich schade.

Stanz liegt auf einer Sonnenterrasse oberhalb der Bezirksstadt Landeck. Schon vor 4.000 Jahren ließen sich die ersten Siedler auf den sonnendurchfluteten Hängen nieder. Auch die Römer schätzten die Gegend und bauten ihre Straße auf sonnigen Hängen in Richtung Arlberg.

Stammte aus Stanz: Jakob Prandtauer

Über die Grenzen hinaus bekannt wurde Stanz erstmals durch Jakob Prandtauer, den Baumeister des Stiftes Melk in Niederösterreich. Sein Heimathaus ist das mit Barockmalereien reich verzierte Gasthaus ‚Zum Löwen‘ zu Stanz, in dem der große Barockbaumeister 1660 geboren wurde.

Stanz ist denn auch nach dem Bau der Arlbergstraße – die Route verläuft im finsteren und engen  Tal der Trisanna unterhalb des Ortes) ins Abseits geraten und hat lange Jahre ein Dornröschendasein geführt. Doch nun rückt es wieder in den Fokus der  interessierten Öffentlichkeit. Einer Öffentlichkeit, die gutes Essen und Trinken über alles liebt. Denn Stanz ist das erste „Brennereidorf Österreichs“ und darf sich mit dem Titel „Genussregion Österreichs“ schmücken. Und das hat einen wohlschmeckenden Grund.

Das sonnige Plateau von Stanz beherbert eines der höchstgelegenen Obstanbaugebiete Europas. Und dort wächst die „Stanzer Zwetschke“, eine weit über die Grenzen Tirols hinaus bekannte Frucht. Wunderbar im Geschmack, mit einer unvergleichlich ausgewogenen Säure versehen. Da es Zwetschken seit jeher in Stanz im totalen Überfluss gibt griffen die Bewohner schon sehr früh auf eine Konservierungsmethode zurück, die in Tirol weit verbreitet ist und sehr gerne exerziert wird. Sie brennen aus den köstlichen Früchten seit Generationen den berühmten Stanzer Schnaps.

Man muss sich das vorstellen: In Stanz gibt es 150 Haushalte und 53 (!) Brennereien. Insgesamt 80 Brenner üben ihr Brennereirecht noch aktiv aus. Grund genug, um das ganze Dorf in einem Aufwaschen zum „Brennereidorf“ zu ernennen. Wer nun geglaubt hat, der Zwetschkenschnaps übe eine eher negative Wirkung auf die Einheimischen aus, täuscht sich. Die machten ihr Können und ihr Produkt zu einem Alleinstellungsmerkmal, das die Verleihung des Titels „Genussregion Österreich“ mehr als rechtfertigt.

Am 08. September 2013 ist das ganze Dorf wieder auf den Beinen. Zahlreiche Schnapsbrennereien öffnen ihre Tore und jedermann kann das sonnengereifte Obst nicht nur im Schnaps sondern auch in Zwetschkenkuchen, Marmelade usw. verkosten. Den Besuchern wird Verpflegung auf höchstem kulinarischen Niveau mit regionalen Zutaten von Händlern rund um Stanz angeboten. Als krönender  Abschluss wird bei zünftiger Musik getanzt und eine Zwetschkenkönigin auserkoren.

Stanz – ein ganzes Dorf ‚brennt‘
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Von in Tirol