Existenzängste? Champagner! Und das alles in Ischgl…

Wer kennt es nicht. Das Bild, welches vor einiger Zeit so hartnäckig durch die Social-Media-Kanäle gegeistert ist? Darauf zu sehen war ein Graffiti, das zwei Worte zeigte: Existenzängste und Champagner. Das Wort Existenzängste war rot übersprüht, also durchgestrichen und darunter war zu lesen, was wohl im Kopf des Sprayers sinnvoller als Existenzängste wäre, nämlich Champagner. Man kann es auch einfach sagen: Guter Champagner ist immer eine Lösung. Oder um es mit den Toten Hosen zu sagen: „Kein Alkohol ist auch keine Lösung.“ Zugleich soll das aber auch kein Aufruf zum Alkohol trinken sein. Eine schwierige Gratwanderung. Und für Kinder ist dieser Text hier ja ohnehin nichts.

Es gibt jedenfalls schöne Zufälle, die man nicht auslassen darf. Nicht dass ich gerade Existenzängste hätte, aber eines ist klar: Im November und Dezember ist man stimmungsmäßig ohnehin immer ein wenig angeschlagen und fühlt sich eher wie in einem Song von The Cure als wie in einem Song der Beach Boys. Zumindest geht es mir sehr oft so. Ich behaupte jetzt nicht, dass Champagner die Lösung für alles ist, aber eine gepflegte Party am richtigen Ort mit den richtigen Leuten mit dem richtigen Getränk kann wahre Wunder wirken. Damit also zum Zufall: Just als ich wieder mal bei einem „Freund“ auf Facebook das Graffiti „Existenzängste/Champagner“ gesehen hatte, hat mich ein Bekannter auf die „Champagnerhütte Ischgl“hingewiesen. Na, wenn das mal kein Zeichen war!

Noch dazu dass dieser Ort meinem neuen Motto sehr entgegenkam: „Der schönste Schwung ist der Einkehrschwung“. Im Moment tendierte ich, nachdem ich wieder mal erste Schritte auf den Skiern versucht hatte, dazu, den Spruch umzuschreiben, und aus der Dichotomie Existenzängste/Champagner schlicht und einfach Skipiste/Apré Ski zu machen. Entlang dieser Gegensatzpaare ließ sich mein anstehender Winter gut beschreiben. Immer wieder tendierte ich in die eine oder andere Richtung. In diesem Fall wieder einmal in Richtung „Danach“ , also in Richtung sogenanntes „Aprés Ski“. Und in Richtung Ischgl.

Und was ist eine feiernde Meute beim „Aprés Ski“? Richtig: Mit Foucault gesprochen wohl auch eine Heterotopie, ein sogenannter „anderer Ort“. Keine Sorge, das wird hier kein philosophisches Pro-Seminar, sondern vielmehr eine kurze Anmerkung um den Ort „Champagnerhütte“ zu beschreiben. In seinen Begrifflichkeiten fällt auch der Begriff Heterochronie. Foucault formuliert es wie folgt: „Die Heterotopie erreicht ihr volles Funktionieren, wenn die Menschen mit ihrer herkömmlichen Zeit brechen.“

Man kann aber auch ganz einfach und ohne philosophische Reflexion behaupten, dass die Zeit bei guten Partys und  bei guten Orten, an denen solche gefeiert werden, einfach anders läuft und die Uhren schlichtweg anders ticken. Wer könnte das nicht  bestätigen? Wer ist nicht schon mal von einer guten Party gekommen und hat sich gefragt, wo die Zeit und die Dunkelheit der Nacht hin ist? Wer ohne diese Erfahrung ist, der werfe den ersten Stein. Wer allerdings schon öfter diese Erfahrung gemacht hat, vor allem bei Partys in Winterskiorten, der wird sich wohl in der Champagnerhütte mehr als nur wohlfühlen.

„Open End“ in der „Champagnerhütte“ in Ischgl

Eine schöne Formulierung ist dabei auch  „Open End Parties“. Wo normalerweise die Zeit ein Ende hat, ist hier alles open End. Das Ende ist also offen, es spielt auch keine Rolle mehr. Die Zeit wird zur Nebensache und tickt grundsätzlich anders…

Aber vielleicht sind diese kleinen philosophischen Reflexionen auch Teil des Problems und nicht der Lösung? Vielleicht muss man sich in eine Party auch „Einfach-So“ hineinstürzen, ohne groß darüber nachzudenken, warum es sich lohnen könnte sich in ebendiese hineinzustürzen. Vielleicht verhielt es sich mit dem Skifahren ja ähnlich: Vielleicht sollte ich mich einfach auf die Bretter wagen, die in Tirol die Welt bedeuten und nicht tausend Gründe dafür finden, warum das „Danach“ interessanter und besser war als die Sache an sich. Und die Sache an sich war im Winter zweifellos das Skifahren.

Vielleicht war es aber genau umgekehrt: Es konnte ja auch sein, dass man durch eine richtig gute Party in der „Champagnerhütte“ in Ischgl lernte, wie man sich auf der Skipiste verhalten sollte. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig seltsam oder vielleicht sogar rücksichtslos, doch das Gegenteil ist der Fall: Wer sich nicht sorgt, sondern lebt, der fährt sicher auch besser Ski, weil er sich mehr auf die Situation und auf den Augenblick einlässt und daher also auch aufmerksamer ist. So einfach ist die Sache im Grunde. Vielleicht hatte ich ja doch eine Art von Existenzängsten und glaubte, dass ich folglich nie wirklich ein guter Skifahrer werden würde. Und auch zum Partylöwen war ich wohl nicht geboren.

Aber wer weiß das schon so genau? Ischgl und die „Champagnerhütte“ würden wohl eine Lösung für meine Probleme und für meine Fragen anbieten. Soviel war schon einmal sicher. Eine einfache Lösung war auch schon zur Hand: Ein paar Tage in Ischgl im „Trofana Royal“ und alles würde klar sein. Da war ich sicher. Es war wieder mal Zeit für Champagner und dafür, etwaige Existenzängste hinter sich zu lassen.

Existenzängste? Champagner! Und das alles in Ischgl…
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Von in Tirol