Verrückt. Abgedreht. Extravagant. Ein Paradiesvogel. Diese Zuschreibungen sagen sehr viel über den kulturellen Kontext aus, in dem sie getroffen werden. Absolut nichts sagen sie hingegen über den Designer Markus Spatzier aus, der Mode designt, die auffällt. Aus dem Rahmen fällt. Manchen Leuten als nicht tragbar erscheint. Markus Spatzier ist dabei aber das Gegenteil von verrückt, hat absolut nichts von einem „Paradiesvogel“. Er ist zutiefst rational, er weiß was er will und beherrscht sein Handwerk, ist gelernter Herrenschneidermeister. Es wird somit Zeit, endlich mit zum Teil noch vorhandenen Vorurteilen aufzuräumen.
Dazu muss zuerst der kulturelle Kontext beschrieben werden. Das Land genannt sein, in dem jemand wie Markus Spatzier auffällt. Wir befinden uns in Tirol. Ein Land, das nicht gerade dafür bekannt ist übermäßig weltoffen oder gar modisch auf dem neuesten Stand zu sein.
Tirol ist anders. Ein wenig verschlossener und ein kleines bisschen dem Zeitgeist hinterher hinkend. Das kann durchaus sympathisch und liebenswert sein, hat aber nur allzu viele negative Seiten. Ich überspitze jetzt ein wenig: Tirol ist das Land der Mitläufer und der dogmatisch festgesetzten Konventionen. Wer keine Lust hat mitzulaufen und zu sein wie alle anderen, wird mit Begriffen wie „extravagant“ oder gar „verrückt“ beworfen.
Wenn von Markus Spatzier und seinen vermeintlich „extravaganten“ Kreationen die Rede sein soll, dann ist vor allem die These wichtig, dass Kleidung ein Ausdruck der eigenen Persönlichkeit ist. Das wiederum zeigt, dass der Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und des eigenen „Ichs“ in Tirol nicht allzu hoch im Kurs stehen. Es regieren der modische Einheitsbrei und der Konformismus. Kein Wunder also, dass die Mode von Markus Spatzier auffällt!
Markus Spatzier: Der Designer, der die Persönlichkeit seiner Kunden erkennt!
Besonders interessant war die Erzählung einer Bekannten in diesem Zusammenhang. Sie hatte Markus Spatzier gebeten das für sie perfekte Kleid zu entwerfen. Jede Freiheit hatte sie ihm gelassen. Eine Korsage oder ein Dirndl schloss sie aber für sich selbst aus. Wenig später präsentierte Markus Spatzier dann ihr neues Kleid – ein Dirndl! Mit Korsage. Nach anfänglicher Skepsis probierte sie das Dirndl mit Korsage natürlich an – und war absolut begeistert!
Das zeigt vor allem, dass sich Markus Spatzier und seine „Manufaktur Herzblut“ viel mit Persönlichkeit, Charakter und der jeweiligen Person beschäftigen. Offenbar geht das manchmal so weit, dass Markus Spatzier besser weiß, was zu einer Person passt als die jeweilige Person selbst. Seinen Kunden wird sozusagen das Kleidungsstück auf den Charakter zugeschnitten.
Die Mode von Markus Spatzier macht Mut. Mut so zu sein, wie man wirklich ist oder gerne sein würde. So zu sein wie es möglich wäre, wenn es die ganzen Konventionen und unausgesprochenen Vorschriften in Sachen Kleidung, Mode und Stil nicht gäbe. Seine Mode bringt die Persönlichkeit und den Charakter des jeweiligen Menschen zum Vorschein, unterstricht seine Eigenschaften und bringt diese auf der Ebene der Mode zum Ausdruck.
Mit ein wenig mehr Mut wäre es also durchaus denkbar, dass Tirol zu einem Land wird, in dem Mode nicht nur graue und alltägliche Notwendigkeit ist, sondern vielfältiger Ausdruck der ebenso vielfältigen Persönlichkeiten, denen man tagtäglich auf der Straße und anderswo begegnet.
Es ist naheliegend zu sagen, dass das auch das Anliegen von Markus Spatzier ist. Er hat Vomper Wurzeln und hat sich, vor allem geographisch, nicht allzu weit von diesen entfernt. Sein Showroom befindet sich im Zentrum von Schwaz und auch sonst sind Markus Spatzier seine Wurzeln und seine Herkunft wichtig.
Wer nämlich glaubt, er wolle mit den modischen Traditionen seiner Heimat brechen, der irrt sich. Vielmehr geht es ihm um Variation, um ein Neu-Denken des Bekannte und Vertrauten. In seinem Mode-Repertoire finden sich daher, in dieser Hinsicht nicht weiter verwunderlich, Dirndln und Trachten.
Mit klassischen Trachten haben diese zwar wenig zu tun, klar ist und deutlich ist aber der Bezug auf die Region, auf das Handwerk in Tirol und vor allem auf die Materialien, die in Tirol seit Jahrhunderten verwendet werden. Markus Spatzier ist kein Avantgardist oder Revolutionär, sondern er ist jemand, der mutig und kompromisslos neu interpretiert und weiterdenkt.
Ich kann nur dazu aufrufen: Tirolerinnen und Tiroler habt mehr Mut! Begreift Markus Spatzier als einen hart arbeitenden, bodenständigen und originellen Design-Vordenker, der Mut zur eigenen Persönlichkeit und zum Ausdruck von ebendieser gibt. Es lohnt sich! Denn wer in dieser Hinsicht Mut beweist, fühlt sich Freier, individueller und schöner.
Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich langsam an diese individuelle, von Zwängen und Konventionen befreite Welt von Markus Spatzier heranzutasten – etwa mit der „Crystalp-Haute-Couture-Collection by Manufaktur Herzblut“, welche Markus Spatzier designet und gemeinsam mit „Crystalp“ entwickelt hat. Erhältlich ist diese ab 12. September beim „Manufaktur Herzblut“ Flagshipstore in Schwaz und auf der Homepage der Manufaktur Herzblut. Außerdem im Crystalp Store im DEZ Innsbruck und auf der Homepage von Crystalp. Darüber hinaus ab 02. Oktober im neuen Store von Julius Hampl (Markgraben 29, Innsbruck). Die Eröffnung findet am 02. Oktober um 20:30 statt. Dort wird es auch eine Manufaktur Herzblut & Liquid Romance Fashion-Show geben!
Es ist jedenfalls höchst an der Zeit, dass sich in modischer Hinsicht in Tirol etwas tut. Modebewusste Menschen Tirols vereinigt euch! Ich persönlich würde Tirol und deren Menschen gerne bunter, individueller und mutiger sehen. Mit Markus Spatzier und seiner „Manufaktur Herzblut“ ist schon mal ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung getan.
Titelbild: Birgit Pichler
Von Markus Stegmayr 2015-09-11 in Gschichten.com