Golf spielen im Zillertal – einen Versuch wert?

Jetzt muss ich einfach mal ehrlich sein. Wenn es um Golfspielen geht, dann fällt mir in erster Linie ein etwas provokanter Spruch ein, den ihr mir, liebe Leserinnen und Leser die dem Golfsport zugetan sind, bitte jetzt schon verzeiht: „Haben Sie noch Sex oder spielen Sie schon Golf?“ Wenn ihr Golf spielt, dann habt ihr das sicherlich schon einmal gehört, oder? Und im besten Fall auch gleich damit gekontert, dass man natürlich beides haben kann.

Aber eines offenbart sich hier ja doch irgendwie: Golf hat in gewissen Kreisen ein leichtes Imageproblem und gilt ein wenig als Sport für ältere Herrschaften mit dem nötigen Kleingeld. Beim Golf gelten, so glaubt man, strikte Verhaltensregeln und nur die oberen Zehntausend gehen überhaupt zum Golfspielen. Am Golfplatz geht es dabei weniger um das Golfspielen an sich, sondern um den Abschluss von Geschäften. Und wer nicht Golf spielt, bei dem wird es auch mit der großen Karriere nichts. Doch stimmt dieses Bild auch wirklich?

Golf spielen im Zillertal: einfach leben?

Vorurteile sind bekanntlich dazu da, über Bord geworfen, revidiert oder, im besten Fall, auch bestätigt zu werden. Vorurteile erleichtern das Leben, da man sich wegen ihnen nicht über jedes kleine Detail wirklich Gedanken machen muss. Vorurteile sind hart erworben und beruhen auf einem guten Halb- oder Nichtwissen über die wahren Gegebenheiten.

Vorurteile kann man sich auch aus der Ferne bilden, etwa in dem man einen Blick aus dem Auto wirft, wenn man gerade bei einem Golfplatz vorbeifährt und sich fragt, wie man seine Zeit nur vertun kann, in dem man einen Ball von Loch zu Loch schlägt. Aber, jetzt mal ehrlich: Ist es nicht viel spannender und einfach viel lebendiger, wenn man hin und wieder über seinen eigenen Vorurteilsschatten springt? Sich mitten rein ins Leben begibt, anstatt es nur von der Ferne zu kommentieren?

Viel hatte ich schon gewagt: Ich hatte mich, anstatt mit zuhause wieder mal ganz gemütlich durch meine Plattensammlung zu hören und immer wieder leise „Sport ist Mord“ vor mich hinzumurmeln, auf die Pisten des Hintertuxer Gletschers getraut. Ich hatte mich auf Langlaufskier gewagt und war die Pisten im Tannheimertal entlang geglitten. Ich hatte mich auch hie und da in das eine oder andere Aprés Ski Lokal getraut.

Resümee: Einige Vorurteile hatten sich bestätigt, einige nicht und ich bin immer noch kein hervorragender Sportler und verbringen mehr Zeit mit meiner Platensammlung als mit angeschnallten Skiern. Aber: Ich habe mich überraschend lebendig gefühlt. Meine These: Deshalb, weil ich mal was Neues probiert habe. Nichts ist schlimmer als Stillstand. Und manchmal muss man sich auch in die Höhle des Löwen trauen, metaphorisch gesprochen.

Und weil es manchmal anders kommt als man denkt, oder vielleicht gerade so wie man es nicht erwartet, war es Zeit, wieder mal über meinen Schatten zu springen und das gute alte Golf-Vorurteil über Bord zu werfen. Oder es zumindest in der realen Welt auf Stichhaltigkeit zu überprüfen. Die „Schnuppergolftage“, die vom Hotel Waldfriede im Zillertal angeboten wurden, kamen wie gerufen. Dieser Name des Hotels: Das konnte mein Zufall sein.

Denn meinen Frieden mit mir und der Welt, den würde ich haben müssen, wenn ich mich auf den Golfplatz traue. Denn nichts ist schlimmer wie wenn einem die eigenen Vorurteile ins Ohr flüstern: Was machst du eigentlich hier? Seinen Frieden zu schließen mit sich und der Welt heißt auch seine Vorurteile mal Vorurteile sein zu lassen und einfach drauf zu pfeifen. Sondern einfach im Augenblick zu sein und zu leben. Und zu sehen was passiert. Wo könnte mir das besser gelingen als im schönen Zillertal bei frühlingshaftem Wetter und eingerahmt von herrlichster Bergkulisse?

Klingt gut? War es auch. Und ein besonderer Vorwand wieder mal ein paar Tage im Zillertal zu verbringen war es außerdem noch…

Golf spielen im Zillertal – einen Versuch wert?
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Von in Waldfriede