Warum, zum Teufel, tut sich das jemand an? Das frage ich mich immer wieder, wenn irgendwo ein 24 Stunden Rennen am Programm steht. Motorsport ist etwas, das mich schon früh fasziniert hat. Aber das selber aktiv auszuüben erfordert schon ziemliche Zugeständnisse.

Tatjana Hanser
Tatjana Hanser

Eine gewöhnliche Arbeitswoche umfasst fünf mehr oder weniger harte Arbeitstage und führt bei den meisten Menschen schon dazu, am Wochenende nur mehr die Fernbedienung in die Hand zu nehmen. Ein bisschen Sport schauen im Fernsehen. Es gibt schier unzählbare Möglichkeiten, wie man sich in seiner Freizeit die Zeit vertreiben kann. Irgendetwas, bei dem man zur Ruhe kommt, um die Batterien für die kommenden Tage wieder aufzuladen. Ein Hobby zu haben bietet sich da natürlich immer an. Wandern gehen, zum Beispiel, ein Buch lesen oder mit der Modeleisenbahn im Keller spielen, meinetwegen. Aber dann gibt es da einen Menschenschlag, für den wäre das alles nichts, weil zu langweilig, zu leise und überhaupt: ohne Motor läuft nichts! Herzlich willkommen in der Welt des Motorsports, einer Welt, die für Menschen wie Tatjana Hanser und Fritz Rabensteiner der Himmel auf Erden ist. Auch, wenn man dafür in die grüne Hölle muss.

24 Stunden Rennen, weil Formel 1 so schnell vorbei ist

Motorsport fasziniert so viele Menschen rund um den Globus, aber nur wenigen ist es vergönnt, sich aktiv diesem Vergnügen zu widmen. Autorennen zu bestreiten ist schließlich keine billige Angelegenheit, der Materialaufwand ist enorm, die Rennstrecken sind nicht immer um die Ecke und außerdem sehen Mamas ihre Kinder lieber beim Socken stricken als hinterm Steuer eines Rennwagens. Aber wer Benzin im Blut hat und den Geruch von verbranntem Gummi gerne in Fläschen abfüllen würde, um es dann als Parfum zu verkaufen, der lebt Motorsport mit Haut und Haar. Rennen fahren ist kein Hobby, es ist viel mehr eine Lebenseinstellung. Wer selber schon mal bei einer Amateurveranstaltung oder nur bei einer ambitionierten Runde mit dem eigenen Auto auf einer Rennstrecke Blut geleckt hat, der kommt nur schwer wieder davon los. Wen der Virus Rennsport erst gepackt hat, der ist unheilbar damit infiziert und träumt vielleicht davon, selbst mal bei einem Team wie WS Racing einen Cockpitplatz zu ergattern.

Der Opel Astra OPC Cup von WS Racing © Thorsten Willems
Der Opel Astra OPC Cup von WS Racing © Thorsten Willems

Und dann vielleicht irgendwann in der Königsklasse fahren. Die Formel 1 meine ich damit aber nicht. Die wahre Königsklasse ist für mich ein 24 Stunden Rennen. So ein Formel 1 Grand Prix ist ja schon nach zwei Stunden zu Ende. Da wird bei einem 24 Stunden Rennen gerade zum ersten Mal der Fahrer gewechselt! Als wäre ein normales Rennen nicht schon verrückt genug, wird hier 24 Stunden am Stück gefahren. Der absolute Irrsinn für jeden Außenstehenden und ein Event der Sonderklasse für jeden Fan. Eine unglaubliche Belastung für Autos, Fahrer und ihre Crews. 24 Stunden, in denen das Material ständig hart an der Belastungsgrenze bewegt wird. 24 Stunden, in denen die Fahrer hochkonzentriert bei jeder Witterung mit Vollgas um die Strecke zirkeln und um Positionen kämpfen. 24 Stunden, in denen das Team ständig auf alles vorbereitet sein muss, weil solche Rennen ihre eigenen Gesetze haben.

24 Stunden Feiermarathon für die Fans

Die Fans durchleben in der Zwischenzeit ihren eigenen Marathon. 200.000 Motorsportbegeisterte versammeln sich jährlich beim 24 Stunden Rennen am Nürburgring – ehrfürchtig die grüne Hölle genannt – und feiern sich, ihre Teams und jedes Überholmanöver, das sie hautnah miterleben dürfen.

Fritz Rabensteiner
Fritz Rabensteiner

Campiert wird direkt an der Rennstrecke und die Griller laufen zur Hochform auf. Zu später Stunde vermischt sich dann der Geruch von Benzin und Bier, von verbranntem Gummi und gegrillten Würstchen zu einer gemeinsamen Duftwolke. Das ist der Geruch vom 24 Stunden Rennen am Nürburgring!

Und warum tut man sich das jetzt an? Weil dabei sein zwar alles ist, aber gewinnen eben doch das Höchste. Genau das gelang dem WS Racing Team 2015 beim 24 Stunden Rennen am Nürburgring, man wurde Sieger in seiner Klasse. Für ebendiese Momente tut man sich das an. Fritz Rabensteiner steigt übrigens am 5. September wieder ins Cockpit des Opel Astra OPC Cup und nimmt an den 24 Stunden von Barcelona teil, während Tatjana Hanser bereits am 20. Juni wieder in der VLN Serie ins Lenkrad greift.