Advent im Zillertal: Das kann schon was!

Was sind wir Städter oftmals aber auch arrogant. Nur wir haben die Kultur für uns gepachtet und was sonst noch so am Land draußen passiert, ist im besten Fall provinziell und von blinder Traditionshörigkeit gekennzeichnet. Ein Konzert im Zillertal? Da können doch nur die unrühmlichen Schürzenjäger oder sonstige Bands im Spiel sein. Avancierte Kunst und Kultur kommt ganz sicher nicht aus dem hintersten Tal in Tirol, sondern eben aus der Hauptstadt. Im besten Fall gar aus München, Berlin, Wien oder sonstwo her. Woher wir dieses Urteil nehmen? Gute Frage. Und vor allem zur Adventszeit könnte nichts falscher sein.

Meine Meinung ist eindeutig: Ich bin und bleibe ein Städter. Und ich bin froh über die zahlreichen kulturellen Angeboten in Städten und Großstädten. Aber meine Meinung zu Tradition, Brauchtum und ähnlichem hat sich in letzter Zeit grundlegend geändert. Denn nicht alles, was damit in Verbindung steht, ist automatisch provinziell, doof und abzulehnen. Teilweise findet das eine oder andere musikalische Projekt aus einem Tal in Tirol einen sehr guten Umgang mit der eigenen Geschichte, der eigenen Herkunft und der eigenen Tradition. Denn Tradition muss nicht automatisch immer blind und stumpf von der vorangegangenen Generation übernommen werden. Mit Tradition kann auch originell und kreativ umgegangen werden.

Mit einem ganz besonderen Phänomen haben wir es aber im Advent zu tun. Und aus meiner Sicht kehrt sich zu dieser Jahreszeit alles um, was man in Bezug auf Stadt- Land-Gefälle sagen könnte. Unterm Jahr mag es ja teilweise stimmen, dass am Land nicht allzu  viel wertvolles passiert. Beim Advent ist aber alles anders. Denn während in der einen oder anderen Stadt, vor allem aber in Großstädten, dezent und immer mehr auf Kitsch, Ramsch und schlechten Glühwein gesetzt wird, hat es der Advent im Zillertal in sich.

Advent im Zillertal: Irgendwie echter und ursprünglicher…

Während man sonst von zunehmend schlechter Weihnachtsmusik beglückt wird, ist der Advent im Zillertal, ich traue es mich ja fast nicht zu sagen, authentischer. Irgendwie echter. Glücklich-Machender. Vielleicht auch deshalb, weil Advent auch ganz viel mit Erinnerung, Kindheit und Verklärung zu tun hat. Und damit geht natürlich auch einher, dass ich ein gewisses Bild im Kopf habe, wie Advent im Heute bitte schön auch immer noch sein soll. Irgendwie besinnlich. Heimelig. Ursprünglich. Meine Vorstellung hat jedenfalls wenig mit Glühwein zu tun, von dem man am nächsten Tag Kopfweh hat. Und mit dudelnder, ewiggleicher Weihnachtsmusik noch viel viel weniger.

Von daher: Mein Respekt, was hier im Zillertal in Sachen Advent so alles auf die Beine gestellt wird. Mir gefällt´s. Und mich erinnert das auch wieder an die Adventszeit, wie ich sie als Kind erlebt habe. Krampus-Umzug? Check! Anklöpfeln? Check! Adventlesungen bei denen so richtig Weihnachtsstimmung aufkommt, vielleicht gar mit Felix Mitterer? Check! Ein Singspiel, das sich mit dem Sinn und der wahren Geschichte der heiligen Nacht beschäftigt? Check!

Für mich ist das alles zusammen jedenfalls ein Grund, warum ich gegen Advent die Stadt verlasse und mich für ein paar Tage im Zillertal in einem feinen Hotel einquartiere. Nicht nur, dass ich da meinen wohlverdienten Urlaub genieße. Sondern auch, dass ich von all dem Jubel und Trubel nichts mitbekommen und nichts davon merke, wie anderswo Advent und Besinnlichkeit definiert wird.

Auch wenn ich das Zillertal nicht immer mag und vor allem einige der musikalischen Ergüsse aus dem Tal nicht unbedingt haben muss: Im Advent weiß man hier im Zillertal definitiv, wie diese Zeit richtig begangen wird. Dann klappt es für mich auch mit der Besinnlichkeit und das alles hat definitiv das Potential zur stillsten Zeit im Jahr zu werden. Versuchen kann man es ja mal. Ich jedenfalls weiß, wo ich bald sein werde…

Advent im Zillertal: Das kann schon was!
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Von in Waldfriede