Regionalität im Zillertal: Das pure Leben!

Früher war´s mir egal, wo mein Essen herkommt. Hauptsache es schmeckte. Mittlerweile weiß ich es besser. Und vor allem: Das eine kann man nicht ohne das andere haben. Nicht weil ich glaube, dass die besten Lebensmittel der Welt aus dem Zillertal kämen. Sondern aus ganz anderen Gründen.

Es ist noch nicht allzu lange her, da machte mich das ganze Gerede über Regionalität stutzig und skeptisch. Dahinter versteckte sich doch ein Denken, das seinem Wesen nach höchst provinziell war: Zuhause schmeckt es ja doch am besten und den Lebensmittel aus dem Ausland darf man ohnehin nicht trauen, weil man weiß ja nicht, was die da alles hineingeben und was man da so alles serviert bekommt. Der Begriff Regionalität diente in dieser Hinsicht wohl nur dazu, seine eigene Engstirnigkeit zu legitimieren.

Diejenigen, die so lauthals von Regionalität redeten, waren im Grunde die gleichen Menschen, die sich auch für das „Wir-Sind-Wir-Modell“ aussprechen, weil doch im Grunde klar war, dass es uns am besten tat, wenn wir unter uns blieben, unsere Lebensmittel aßen, genau so lebten und uns genauso gaben, wie es in Tirol und natürlich auch im Zillertal nunmal üblich war. Zu viel des „Fremden“ war eine Gefährdung: Sowohl in Sachen „fremder“ Lebensmittel und Produkte als auch in Sachen Fremdheit von anderen Kulturen ganz generell. Die Behauptung von Ursprünglichkeit, Echtheit und Authentizität ist genau auf dieser Ebene anzusiedeln. Oder etwa nicht?

Regionalität, Bio und Leben im Zillertal

Doch ist es so einfach und ist es wirklich möglich, von der Präferenz von Lebensmittel auf die eigene geistige Haltung zu schließen und umgekehrt? Ich glaube nicht. Denn obwohl ich die obige Argumentation immer noch als durchaus plausibel und schlüssig empfinde verhält es sich anders. Denn der Gedanken der Regionalität geht für mich mit dem Gedanke an „Bio“ einher. Und damit meine ich nicht den Begriff, der sich auch manchmal für den vielbeschworenen „Bio-Schmäh“ eignet, sondern den Begriff seiner ursprünglichen Bedeutung nach: Bio bedeutet seinem griechischen Wortstamm nach „Leben“.

Versteht man also Regionalität als das pure, pralle Leben, das sich einem vor Ort in der jeweiligen Region bietet, dann bekommt die Sache einen deutlich anderen Anstrich: Nichts mehr vom Gedanken des Restriktiven, Ausschließenden, Sich-Einigelnden, das diesem Begriff unterstellt werden könnte. Die Haltung hinter dem Begriff Regionalität ist öffnend. Vielleicht sogar in mancher Hinsicht augenöffnend. Denn wer mit einem solchen Blick einen kulinarischen Blick auf die Region und auf das Zillertal wirft, der nimmt erstmals ungefiltert das wahr, was ist. Das, was möglich ist und das, was es vor Ort an Produkten, Schmankerln und kulinarischen Optionen gibt.

Das Zillertal ist bestens geeignet, um diesen neu erworbenen Blick anzuwenden und um es ein für alle Mal deutlich auszusprechen: Das Zillertal Bier gehört zu den besten Bieren Österreichs und die Produkte der Sennerei Zillertal sind Weltklasse. Außerdem hat mich das eine oder andere Frühstück in dem einen oder anderen Hotel im Zillertal mit Regionalität und „Bio“ begeistert. Danach fühlte ich mich wie neu geboren, im Zillertal mehr und mehr verwurzelt und zugleich mit Gott und der Welt im Einklang. Keine Spur von Provinzialität und Engstirnigkeit in Sachen Regionalität. Ganz im Gegenteil: Je mehr ich regional genoss, desto mehr war ich in der ganzen Welt zuhause. Denn wirklicher Genuss ist universell und grenzenlos.

Regionalität im Zillertal: Das pure Leben!
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Von in Waldfriede