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Zillertal langsam: Durch das Zillertal mit der Zillertalbahn
Wir leben in einer Welt der Beschleunigung. Das wissen nicht nur manche Kulturpessimisten, sondern das weiß intuitiv jeder, der einmal längere Zeit in einer Stadt oder in einer Großstadt gelebt hat. In Japan und im Fernen Osten generell werden die Züge immer schneller. Manche sausen derzeit gar schon versuchsweise mit 600 km/h durch die Landschaft. Ich denke mal ich bin nicht der einzige, der das verrückt findet. Was wir brauchen ist nicht noch mehr Beschleunigung, sondern wir brauchen wieder Entschleunigung. Und genau die kann man im Zillertal finden. Es ist nämlich eine einigermaßen paradoxe Situation: Indem wir in einer sich ständig beschleunigenden Zeit leben, haben wir immer weniger Zeit. Ja doch, unsere Züge und Flugzeuge sind schneller geworden, aber auch die Kommunikation ist schneller geworden und verlangt fast schon Echtzeit wenn es um das beantworten von E-Mails, Chatanfragen oder was weiß ich alles geht. Durch diese Beschleunigung müssen wir immer mehr in immer kürzerer Zeit tun. Das Effizienzdenken des Zeitalters der Beschleunigung hat sich längst gegen sich selbst gerichtet. Das Zillertal: Eine Oase der Langsamkeit Aber ich bin sicher: Es gibt noch Oasen. Orte der Entschleunigung. Orte und geographische Räume, an denen sich nicht immer alles schneller und noch schneller dreht. Für mich ist das Zillertal ein solcher Ort und die Zillertalbahn ist ein perfektes Beispiel für eine mögliche Entschleunigung. Dort sind nicht nur Diesel-Lokomotiven, sondern sogar noch Dampf-Lokomotiven im Einsatz. Ich meine: Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen und sich diesen Kontrast einfach mal ganz deutlich vor Augen halten. Während in Japan Züge wohl bald auf ausgewählten Strecken immer und überall bis zu 600 km/h schnell sein werden, wird im Zillertal noch zum Teil die gute alte Dampf-Lokomotive eingesetzt und hochgehalten. So werden wohl bald viele Züge in Japan aussehen... Wie soll man das nennen? Nostalgie? Rückwärtsgewandheit? Ich denke nicht. Denn eigentlich geht es bei der Zillertalbahn um etwas ganz anderes. Es geht natürlich darum, auch an vergangene Zeiten zu erinnern. Es geht aber auch darum, das Tempo rauszunehmen. Die Zillertalbahn wird somit zu einer Bastion der im Moment vielgepriesenen und vielgesuchten Entschleunigung. ... und so wohl auch noch in absehbarer Zeit im Zillertal! Und auch da passiert eine Sache, die eigentlich widersprüchlich ist. Wer sich bewusst für eine Fahrt mit der Zilllertalbahn entscheidet, der hat eigentlich mehr Zeit. Ganz einfach schon mal deshalb, weil man in dem Zeitraum, in dem man mit der Zillertalbahn durchs Zillertal fährt, mehr wahrnimmt. Während ich in Japan mit einem sehr schnellen Zug von A nach B komme und die Landschaft an mir vorbeirast kann ich bei einer Fahrt durchs Zillertal wieder ganz bewusst wahrnehmen, die landschaftliche Schönheit genießen. Ich komme vielleicht ein paar Augenblicke später an. Aber ich habe wesentlich mehr erlebt und bin wesentlich entspannter und glücklicher. Wenn ich dann auch noch ganz entspannt auf Kaffee und Kuchen in einem schönen Hotel im Zillertal gehe, dann ist die Entspannung perfekt. Wenn ich von der Terrasse des Hotels einen Blick über ganz Fügen habe, dann ist absolute Entspannung schon zum Greifen nah. Da kann kein hektisches Business-Lunch in New York, Tokio oder anderswo mithalten. Seht ihr. Das ist für mich Entschleunigung. Sich Zeit nehmen. In dieser Zeit mehr und intensiver erleben. Darum geht es. Das hat auch das Zillertal zum Glück erkannt. Zum Glück für mich und zum Glück für alle, die das Zillertal noch entdecken möchten.
Das Gauder Fest im Zillertal: Mehr als nur saufen!
Jährlich am 01. Wochenende im Mai findet das traditionelle Gauder Fest im Zillertal statt. Es hat sich über die Zeit immerhin zu Österreichs größtem Frühlings- und Trachtenfest gemausert. Das ist schon mal nicht nichts. Für einen Außenstehenden mag das dabei alles wie eine ziemlich archaische Veranstaltung anmuten, in der es nur darum geht, dass sich Männlein und Weiblein besinnungslos besaufen. Ein wenig komplexer ist die Sache dann aber doch. Denn es geht darum mit welchem Bier und mit welchem Rahmenprogramm man sich hier besäuft. Außerdem hat das ganze eine lange Tradition. Das ist schlicht und einfach der Unterschied, der einen Unterschied macht. Eines muss jedenfalls vorerst einmal laut gesagt werden: Trinken war hier nie reiner Selbstzweck. Es gab da immer schon eine Einbettung in die Tradition des Zillertals. So ist das Gauder Fest in Zell im Zillertal ganz offensichtlich aus der Tradition der alpenländischen Kirchtage gewachsen. Bereits im Jahre 1428 erwähnten venezianische Kaufleute, dass es einen Kirchtag und einen Jahrmarkt in Zell am Ziller gab. Wichtig beim Gauder Fest im Zillertal ist auch die Gambrinus-Rede. Dieser Gambrinus ist nicht irgendwer, sondern ein legendärer König, der als Erfinder des Bierbrauens angesehen werden kann. Er wird oftmals auch als Gegenstück zum Weingott Bacchus dargestellt. Kurz und bündig gesagt: Wenn wir uns zum Gauder Fest ins Zillertal begeben, dann sind wir nicht bei einem der in Tirol doch nicht zu seltenen sinnlosen Sauffeste, sondern sind an den Quellen und an den Wurzeln des Saufens angekommen. Trinken mit Sinn, Geschichte und Tradition! Was kann es bitte schön schöneres geben? Kein Wunder daher auch, dass das Gauder Fest mittlerweile sogar von der UNESCO zum Kulturerbe erklärt wurde. Bitte schön: Das hier ist Kultur, kein kulturloses Zeltfest! Wenn schon trinken, dann bitte mit kulturellem Hintergrund. Wenn schon am nächsten Tag Kopfweh von dem einen Glas Bier zu viel, dann zumindest von gutem Bier. Das Gauder Fest: Gambrinus zieht ein. Meine These ist also einfach: Trinken mit Stil. Feiern mit Niveau! Die kleinen Feinheiten machen den Unterschied aus. Wenn ich mich für nur ein Fest in den nächsten Monaten entscheiden müsste, dann wäre es wohl das Gauder Fest. Das liegt nicht zuletzt auch am Bier, das natürlich aus der Brauerei Zillertal Bier kommt. No na net. Aber auch hier liegt der Teufel im Detail. Und das Bier ist tatsächlich teuflisch gut. Das Gauder Fest und der "Gauder Bock": So muss Bier! Beim Gauder Fest kommt nämlich nichts weniger als Österreichs stärkstes Festbier zum Einsatz: Der „Gauder Bock“. Mit 7,8 Volumsprozent stellt er die Trinkfestigkeit der Besucherinnen und Besucher wirklich stark auf die Probe. Dieses Bier reift acht Monate und schmeckt wirklich außergewöhnlich. Und wenn auf irgendeinem Bier stehen sollte, dass man es verantwortungsbewusst genießen sollte, dann wohl auf diesem Bier. Bereits einige wenige Gläser können Zustände der akuten Betrunkenheit hervorrufen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung zu berichten. Ich halte mir dann immer vor Augen, wenn es mit dem klaren Blick ein wenig schwierig wird: Das hier ist mehr als saufen! Wenn ich beim Gauder Fest im Zillertal trinke, dann tue ich das mit einem kulturellen Background und dann reihe ich mich auch in eine ewig lange Tradition ein. Jedes Glas Bier dient also letztlich dem Kulturerhalt. Darauf Prost! Achja: Ein Rahmenprogramm gibt es auch noch. Und Umzüge. Und noch vieles mehr! Für mich dank meiner Fokussierung auf das herrliche Bier jetzt nicht so wichtig. Aber sicherlich auch den einen oder anderen Blick Wert. Auch die Widder werden beim Gauder Fest aufeinander losgelassen. Ganz wie es eine alte Tradition verlangt. Alles in allem: Das Gauder Fest ist irgendwie doch ein archaisches Fest. Auch weil hier „Ranggeln“ und „Widderstoßen“ als alte Bräuche immer noch gepflegt werden. Auch weil es vielleicht nach ein paar Bier nicht immer ganz so zivilisiert zugeht. Es ist aber definitiv ein Fest, das erhalten werden muss! Es gibt doch ohnehin schon zu viel neumodisches Zeugs und generell zu viele Partys, wo nur gemütlich in der Ecke ratschend das eine oder andere Glas Champagner geschlürft wird. Aber nicht mit dem Gauder Fest und nicht mit dem Zillertal! Hier wird die gute alte Tradition des Biertrinkens und der alten Bräuche noch hochgehalten. Nicht als Folklore, sondern als Beweis, dass diese Traditionen und Überlieferungen auch nach so vielen hundert Jahren immer noch Aktualität besitzen. Ich kann euch nur raten: Plant das Gauder Fest bitte fix in ein. Trinkt jetzt schon mal das eine oder andere Bier. Unter Umständen auch schon vom Zillertal Bier. Ihr werdet die Trinkfestigkeit dann definitiv brauchen. Lest euch jetzt schon mal ein wenig in die Geschichte und die Tradition dieses Festes ein, damit ihr das dann vor Ort nicht aus den Augen verliert. In diesem Sinne: Auf ein wunderbares Gauder Fest! Ein Tipp am Rande: Bleibt länger. Fahrt nicht mehr nach Hause. Sucht euch ein schönes Hotel im Zillertal! Dann klappt es auch mit dem Feiern.
Skifahren im Zillertal: Ja, aber bitte mit Pistennähe!
Vor einigen Tagen war ich im Zillertal. Und wie ihr wisst: Skifahren ist für mich jetzt nicht unbedingt das Hauptthema, das mich Tag und Nacht beschäftigt. Aber ich muss sagen: Das alles hat schon was. Vor allem, wenn die Piste dabei direkt beim Hotel vorbeiführt. Das hat etwas Erhabenes. Etwas, das einem nah und zugleich fern ist. Das hat dann gleich eine ästhetische Dimension. Ich habe ein, diplomatisch gesagt, ambivalentes Verhältnis zum Skifahren. Warum das so ist? Ich habe einfach mal die Vermutung, dass mir das Skifahren immer zu nahe war. Wer in Tirol oder in den Alpen generell aufwächst, der wird immer und überall mit diesem Thema belästigt. In der Stadt muss man sich davor fürchten, dass plötzlich die Skifahrer auftauchen und mit ihren Skiern den ganzen Bus oder gar die Straßenbahn blockieren. Gesprächsthema ist dann plötzlich auch nicht mehr das Grillen, eine Tätigkeit mit der ich erheblich mehr anfangen kann, sondern der Erfolg der österreichischen Skifahrer. Kurzum: Im Winter wird Schnee, Piste und Skifahren zum Leitdiskurs, vor dem es absolut kein Entkommen gibt. Die Hölle, das sind die Gespräche übers Skifahren und die Skifahrer selbst, die nichts neben diesem Thema gelten lassen. Versucht einfach mal mit einem solch fanatischen Skifahrer ins Gespräch zu kommen und ihm beizubringen, dass man selbst eigentlich nur mehr auf den Frühling wartet. Ihr werdet merken: Das Gespräch wird eher schon enden bevor es begonnen hat. Ein Zen-Moment im Zillertal. Ja, das gibt´s Eine gänzlich andere Situation habe ich neulich im Zillertal erlebt. Da war die Situation weit weniger angespannt. Vor Ort glaubte ich fast schon, dass es ein freundliches Nebeneinander oder gar ein freundschaftliches Miteinander geben könnte. Es war nicht mehr so, dass mir die Skifahrerinnen und Skifahrer meinen Platz wegnahmen. Sondern es war vielmehr so, dass wir einen Aspekt fanden, wie es funktionieren könnte. Es war so, als hätte ich mich mit dem Skifahren versöhnt. Es war einer dieser seltenen Zen-Momente, wo man mit der Welt im Einklang steht und wo selbst Dinge, zu denen ich mich ansonsten in klarer Opposition befand, plötzlich gut in mein Weltbild integrierbar waren. Blick von der Terrasse im Hotel Waldfriede im Zillertal. Pistennähe Hilfsausdruck. Ich möchte euch die Situation kurz schildern, in der ich mich befand und die mein Weltbild ins Wanken brachte. Ich saß auf der Terrasse des besagten Hotels. Pistennähe Hilfsausdruck. Vielmehr muss gesagt werden, dass die Piste direkt am Hotel vorbeigeht. Das Wetter war traumhaft. Ich sah den Skifahrern dabei zu, wie sie ihrem geliebten Wintersport nachgingen. Ihre sportliche Aktivität wurde durch meine ostentativ zur Schau gestellte Passivität beantwortet. Und doch war es kein Einspruch. Kein zur Schau gestelltes Nicht-Einverstanden sein. Ich akzeptierte plötzlich, was sie taten. Und sie schienen mich zu akzeptieren. Auch das versöhnt mit dem Winter: Dieser Blick auf Fügen im Zillertal. Ich saß auf der Terrasse, die mir ein herrliches Panorama auf Fügen ermöglichte und trank genüsslich ein Zillertal Bier. Ein Bier, das mir ohnehin schon manchmal zu gut schmeckte. Die vorbeifahrenden Skifahrer wurden mir plötzlich zur perfekten Kulisse. Sie irritierten mich nicht mehr, sondern sie ergänzten mein Empfinden. Ganz so als wäre meine Passivität die Bedingung für ihre Aktivität und umgekehrt. Es war einer der seltenen Momente des absoluten In-Einklang-Seins. Mehr noch: Ihre Aktivität und ihre Sportlichkeit war keine Provokation mehr. Denn ich vermutete immer wieder, dass ich mich unterbewusst auch provoziert fühlte von der zur Schau gestellten Sportlichkeit. In diesen Augenblicken im Zillertal war alles anders. Vergessen war meine Leidensgeschichte als Nicht-Skifahrender Tiroler. Vergessen die Leitdiskurse die mich immer wieder im Bus oder anderswo so nervten. Alles war still um mich. Ich atmete tief ein. Im Hintergrund das Geräusch von vorbeifahrenden Skifahrern, das mir plötzlich zur Musik wurde, zur Unterhaltung und Unterstreichung meiner Kontemplation. Kurzum: Es war traumhaft. Und das alles nur, weil ich ein paar Stunden in einem Hotel mit Pistennähe verbringen durfte. Aber so war es ja schon immer: Einschneidende Erlebnisse lauern dort, wo man sie am allerwenigsten vermutet. War hatte geglaubt, dass ich im Zillertal meinen Frieden mit den Skifahrern machen würde? Und dass mir dort sogar einfiel, dass eine aus der Ruhe geborene Aktivität wunderbar sein könnte. Wer weiß: Vielleicht zieht es mich in dieser Saison sogar noch ein letztes Mal auf die Skipiste? Und falls nicht die Skier, dann bliebe immer noch das wesentliche unverdächtigere und ideologisch weniger umkämpfte Schneeschuhwandern. Auch das soll in dieser Region hier im Zillertal ein immer größer werdendes Thema sein…
Zillertal Välley Rälley: Öfter mal was Neues!
Ich bin ja so weit davon entfernt ein guter Snowboarder zu sein wie Till Schweiger davon entfernt ist ein guter Schauspieler zu sein. Warum ich dann dennoch über die „Zillertal Välley Rälley“ schreibe? Ganz einfach: Ich würde gerne dazugehören. Ich würde gerne ebenso cool sein und ich würde mich gerne mit all diesen Fachbegriffen, die einem da um die Ohren gehauen werden, auskennen. Das Snowboarden, so scheint es, ist eine Parallelwelt. Zumindest für mich. Ich wurde auf dieses Thema regelrecht gestoßen. Ich sitze, nichts ahnend, in meiner Lieblingsbar in Innsbruck. Dort, wo normalerweise Leute die jugendlich, cool und sportlich sind eher nicht ein und ausgehen. Doch eines Tages, es muss letzte Woche gewesen sein, geschah es. Ein bärtiger Typ, sportlich und auf eine Art auch lässig gekleidet betrat die Bar zusammen mit ein paar Freunden, die ihm alle auf gewisse Weise ähnlich sahen, sich aber zumindest ähnlich verhielten. Immer wieder streuten sie englische Fachbegriffe ein, die mir gar nichts sagten. Und das obwohl ich geglaubt hatte, dass ich des Englischen mächtig sei. Oft fiel das Wort „shredden“, das mir sogar noch geläufig vorkam. Ich verband damit aber wohl das falsche, denn der Begriff entstammte für mich eher dem Musikkosmos und bedeutete in meiner Welt so viel „ziemlich intensiv Gitarre spielen“. Ein Shredder ist jemand, der seine Gitarre ganz schön malträtiert. Hatte ich es also mit Musikern zu tun, die gerade irgendwelchen hippen Bands hinterher liefen, also mit sogenannten Hipstern? Als aber dann noch Begriffe fielen wie „Jib Obstacles“, „Rails“, „Tanks“ oder „Rookie“ wusste ich, dass ich mit meiner Vermutung auf dem Holzweg war. Ich hätte nur die Zeichen der Markenkleidung lesen müssen und ich hätte es auch schon gewusst. Würde das bald ich sein? (Bild: Tirol Werbung) Ich mache es kurz, weil ihr es ja vermutlich eh schon wisst: Es waren Snowboarder. Mir kamen sie in diesem Moment vor wie Wesen vom anderen Stern. Und mir wurde in diesem Augenblick bewusst, dass es nicht nur eine Parallelgesellschaft gab, sondern viele Parallelgesellschaften. Fakt war aber wohl auch: Diese Snowboarder gehörten mehr zum Mainstream als ich. Nicht sie gehörten einer Parallelgesellschaft an, sondern ich. Sport ist immerhin massentauglich. Wie viele in Tirol lebende Menschen wie mich gibt es schon, die die Berge lieber wandernd oder im Winter bevorzugt vom Tal aus betrachteten? Wohl wenige, oder? „Shredden“ im Zillertal… Was mir jedoch auch bewusst wird, bei all der Befremdung: Ich würde da auch gerne mal dazugehören. Vielleicht nur für ein paar Augenblicke, Stunden oder Tage. Um zu sehen, wie es sich anfühlt, wenn man sportlich, hip und trendy ist. Wie es ist, wenn man in jedem zweiten Satz ein englisches Wort einbauen muss, um im Duktus der anderen Leuten, die einen umgeben, zu sprechen und somit dazuzugehören. Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein, wie es einst schon die Band Tocotronic formulierte. In ihrem Lied drückte sich aber auch all die Unmöglichkeit aus, dazuzugehören. Aber die Sehnsucht blieb. Die Frage war also, wie ich anstellen sollte mich da „einzuschleusen“? Vermutlich musste ich vorher noch ein paar Fertigkeiten am Snowboard entwickeln, ganz egal wie man da nannte? Vielleicht Skills? Zumindest im Hip-Hop nannte man Fertigkeiten und Fähigkeiten so. Würde darum auch gute in die Welt des Snowboard-Fahrens passen. Zumindest aus meiner Sicht. Beim Anmeldeformular würde ich vermutlich aber spätestens scheitern, schlicht und einfach weil ich keine Ahnung hatte, was unter „Stance“ zu verstehen war, die entweder mit „regular“ oder „goofy“ zu beantworten war. Zu welchem Coaching sollte ich mich anmelden? Und warum nannten sich die Veranstalter und Köpfe hinter dieser Veranstalter „Ästhetiker“? Ich muss gestehen: Ich war und bin vollends verwirrt. Was Hänschen nicht lernt - hätte ich schon früher mit dem Snowboarden beginnen sollen (Bild: Tirol Werbung) Dieses Jahr würde ich aber wohl ohnehin nicht mehr teilnehmen könne. Ich musste aufs nächste Jahr warten, bis sich meine Fähigkeiten und „Skills“ am Snowboard verbessert hatten, damit ich zumindest als „Rookie“ durchging. Denn was könnte spannender sein, als sich in fremde Welten einzuschleichen, diese zu erleben? Wird das Leben nicht unendlich viel reicher und vielfältiger, wenn man nicht nur immer in seiner eigenen kleinen Welt umher lungert? Würde ich dann nicht auch bald Sieger eines Contests sein und die Leute würden mir zujubeln? Der Moderator würde laut „Make some noise“ rufen und würde mich als „the one and only…“ ankündigen? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich bald ins Zillertal kommen musste. Auf einen Winterurlaub. Mit meinem nagelneuen Snowboard, das ich mir in den nächsten Tagen kaufen würde. Bis dahin machte ich es mir in einem Hotel in Fügen gemütlich. Sicherheitshalber, falls es mit dem Snowboarden doch nichts werden sollte. Dann bleibt immer noch gutes Essen und ein bisschen Wellness übrig…
Advent im Zillertal: Das kann schon was!
Was sind wir Städter oftmals aber auch arrogant. Nur wir haben die Kultur für uns gepachtet und was sonst noch so am Land draußen passiert, ist im besten Fall provinziell und von blinder Traditionshörigkeit gekennzeichnet. Ein Konzert im Zillertal? Da können doch nur die unrühmlichen Schürzenjäger oder sonstige Bands im Spiel sein. Avancierte Kunst und Kultur kommt ganz sicher nicht aus dem hintersten Tal in Tirol, sondern eben aus der Hauptstadt. Im besten Fall gar aus München, Berlin, Wien oder sonstwo her. Woher wir dieses Urteil nehmen? Gute Frage. Und vor allem zur Adventszeit könnte nichts falscher sein. Meine Meinung ist eindeutig: Ich bin und bleibe ein Städter. Und ich bin froh über die zahlreichen kulturellen Angeboten in Städten und Großstädten. Aber meine Meinung zu Tradition, Brauchtum und ähnlichem hat sich in letzter Zeit grundlegend geändert. Denn nicht alles, was damit in Verbindung steht, ist automatisch provinziell, doof und abzulehnen. Teilweise findet das eine oder andere musikalische Projekt aus einem Tal in Tirol einen sehr guten Umgang mit der eigenen Geschichte, der eigenen Herkunft und der eigenen Tradition. Denn Tradition muss nicht automatisch immer blind und stumpf von der vorangegangenen Generation übernommen werden. Mit Tradition kann auch originell und kreativ umgegangen werden. Advent? Besinnlich? Wo bitte? Vielleicht in Fügen im Zillertal... Mit einem ganz besonderen Phänomen haben wir es aber im Advent zu tun. Und aus meiner Sicht kehrt sich zu dieser Jahreszeit alles um, was man in Bezug auf Stadt- Land-Gefälle sagen könnte. Unterm Jahr mag es ja teilweise stimmen, dass am Land nicht allzu viel wertvolles passiert. Beim Advent ist aber alles anders. Denn während in der einen oder anderen Stadt, vor allem aber in Großstädten, dezent und immer mehr auf Kitsch, Ramsch und schlechten Glühwein gesetzt wird, hat es der Advent im Zillertal in sich. Advent im Zillertal: Irgendwie echter und ursprünglicher… Während man sonst von zunehmend schlechter Weihnachtsmusik beglückt wird, ist der Advent im Zillertal, ich traue es mich ja fast nicht zu sagen, authentischer. Irgendwie echter. Glücklich-Machender. Vielleicht auch deshalb, weil Advent auch ganz viel mit Erinnerung, Kindheit und Verklärung zu tun hat. Und damit geht natürlich auch einher, dass ich ein gewisses Bild im Kopf habe, wie Advent im Heute bitte schön auch immer noch sein soll. Irgendwie besinnlich. Heimelig. Ursprünglich. Meine Vorstellung hat jedenfalls wenig mit Glühwein zu tun, von dem man am nächsten Tag Kopfweh hat. Und mit dudelnder, ewiggleicher Weihnachtsmusik noch viel viel weniger. Von daher: Mein Respekt, was hier im Zillertal in Sachen Advent so alles auf die Beine gestellt wird. Mir gefällt´s. Und mich erinnert das auch wieder an die Adventszeit, wie ich sie als Kind erlebt habe. Krampus-Umzug? Check! Anklöpfeln? Check! Adventlesungen bei denen so richtig Weihnachtsstimmung aufkommt, vielleicht gar mit Felix Mitterer? Check! Ein Singspiel, das sich mit dem Sinn und der wahren Geschichte der heiligen Nacht beschäftigt? Check! Nicht gerade unbesinnlich: Advent in Fügen im Zillertal und Umgebung. Für mich ist das alles zusammen jedenfalls ein Grund, warum ich gegen Advent die Stadt verlasse und mich für ein paar Tage im Zillertal in einem feinen Hotel einquartiere. Nicht nur, dass ich da meinen wohlverdienten Urlaub genieße. Sondern auch, dass ich von all dem Jubel und Trubel nichts mitbekommen und nichts davon merke, wie anderswo Advent und Besinnlichkeit definiert wird. Auch wenn ich das Zillertal nicht immer mag und vor allem einige der musikalischen Ergüsse aus dem Tal nicht unbedingt haben muss: Im Advent weiß man hier im Zillertal definitiv, wie diese Zeit richtig begangen wird. Dann klappt es für mich auch mit der Besinnlichkeit und das alles hat definitiv das Potential zur stillsten Zeit im Jahr zu werden. Versuchen kann man es ja mal. Ich jedenfalls weiß, wo ich bald sein werde…
Schneeschuhwandern im Zillertal: Eine Entscheidung aus philosophischen Gründen!
Ich liebe Schneeschuhwandern. Und das nicht nur, weil sich meine Skifahrkünste in überschaubarem Rahmen halten. Vielmehr ist es eine bewusste Entscheidung. Ich möchte es fast, ein wenig pathetisch formuliert, eine philosophische Entscheidung nennen. Wer sich im Zillertal mit Schneeschuhen auf den Weg macht, erlebt anders und öffnet damit einen riesigen "Erlebensraum", der einem sonst schlicht und einfach verborgen geblieben wäre. Spielen wir dazu doch einfach mal folgendes Szenario durch. Komponenten dieses Szenarios: Winter, viel Schnee, das Zillertal, ein Skigebiet im Zillertal und ich. Und mit mir noch einige andere Leute, welche ebenfalls die Idee hatten, zum Skifahren ins Zillertal zu kommen. Ich bin also vieles. Aber allein auf weiter Flur ganz sicher nicht. Obwohl die Liftanlagen und die Gondeln im Zillertal ja ganz schön viele Menschen transportieren und befördern können ergibt sich auch die eine oder andere Wartezeit. Nach dem Skifahren geht es dann in eine Hütte in der oftmals auch Partymusik läuft, die man der Sparte der volkstümlichen Musik zurechnen muss. Musikalisch kann man das mögen. Ich mag es persönlich nicht. Und manchmal suche ich auch nach Orten, wo ich nicht unter so vielen Menschen bin. Nicht, dass ich Menschen an sich nicht mag. Aber manchmal fühle ich mich wohler, wenn ich nicht von allzu vielen umgeben bin. Dann braucht es eindeutig Alternativen zum Skifahren und zu gut besuchten Skigebieten. Stehen schon bereit und freue sich aufs Zillertal: Die Schneeschuhe! Die Alternative im Zillertal: Schneeschuhwandern In der Literatur gibt es das ja Dutzendfach. Etwa „Die Entdeckung der Langsamkeit“. Aber auch im ganz normalen Sprachgebrauch findet sich die sogenannte Entschleunigung. Warum die breite Masse noch nicht drauf gekommen ist, dass sie genau diese Entschleunigung beim Schneeschuhwandern finden würde? Keine Ahnung warum das so ist. Aber ich freue mich darüber, weil ansonsten ja alles wider hinfällig wäre, wenn mir auf Schritt und Tritt im Zillertal ein Schneeschuhwanderer begegnen würde. Scheeschuhwandern bedeutet die Entdeckung eines anderen Tempos. Schneeschuhwandern ist etwas Kostbares, Besonderes, das aus der Reduktion entsteht. Hier brauche ich keine hochmodernen Lifte oder gar Hüttengaudi, hier brauche ich nur den Schnee, die Natur, mich und im besten Falle natürlich auch noch eine Begleitung, mit der man die Einsamkeit teilt. Gemeinsam einsam sozusagen. Bald ist es wieder so weit und ich stehe im Zillertal auf Schneeschuhen. Aus philosophischen Gründen. Wichtig dabei ist auch: Verliert das Ziel aus den Augen! Freut auch nicht schon während ihr unterwegs seid auf die Ankunft da oben, in einer Hütte oder was weiß ich wo. Konzentriert euch auch das Unterwegs-Sein. Der Weg ist das Ziel. Und im Unterwegs-Sein und in der Suspension des Denkens an das Danach findet sich das Glück! Dann nur dann werdet ihr sehen, erkennen, leben und wirklich wahrnehmen, welch wundervolle Natur euch in jedem Augenblick umgibt. Und, tut mir einen Gefallen: Stürzt euch dann nicht ins Partygetöse, sondern zieht euch zurück in ein schönes Hotel im Zillertal, gönnt euch in schönes Abendessen mit regionalen Spezialitäten und schaut, ob vielleicht noch ein wenig Wellness drin ist. Aus meiner Sicht schaut jedenfalls so der optimale Urlaub im Zillertal aus. Ich bin mir eigentlich sicher: Folgt ihr meiner Anleitung und meinen Argumenten fürs Schneeschuhwandern aus philosophischen Gründen, dann wartet im Zillertal das absolute Glück auf euch. Ich freue mich jedenfalls schon auf den Winter, der ja nicht mehr weit zu sein scheint. Ein Blick aus meinem Fenster legt das zumindest nahe. Die Schneeschuhe im Keller stehen jedenfalls schon mal bereit...