Slow Food aus Kroatien? Das Geheimnis der Bora

Schwein gehabt: VW Bora und Prosciutto

Ausgerechnet die schnelle Bora macht den Unterschied, vergleicht man Slow Food aus Kroatien mit dem Prosciutto Italiens oder Südtirols. Besser gesagt die Fallwinde, die ganzjährig den kroatischen Schinken trocknen. Demzufolge dient Kroatiens legendärer Wind Volkswagen als Namensgeber. Schließlich sind 200 Stundenkilometer für den VW Bora kein Problem. 

Slow Food aus Kroatien

Abgeleitet vom italienischen Prosciutto, entfernen die Kroaten so lange alle überflüssigen Vokale, bis es für germanische Zungen unaussprechbar ist. Kurzum: Prsut. Alles beginnt mit der Auswahl der Tiere. Sowie es heißt, dass Schweine in Kroatien schwimmen können. Zum Beispiel das Turopolje-Schwein, das inzwischen vom Aussterben bedroht ist. Dessen ungeachtet wird ihm nachgesagt, es würde nach Essen tauchen. Wohingegen ein wasserscheues Schwein mit Feigen an Land vorlieb nimmt.

Prosciutto aus Dalmatien
(c) Dieter Kern: Dalmatinischer Prsut aus Posedarje/Zadar

Mit anderen Worten: Die unaussprechliche Schinkenkeule namens Prsut verdankt sein Aroma nicht allein seiner artgerechten Nutztierhaltung. Auch nicht seiner uralten Konservierungsmethoden wie Salzen und Räuchern. Oder seinem Reifeprozess, der 6, 12, 15 oder 18 Monate dauert. Vielmehr ist es die salzige Bora in Kroatien, die mit über 100 Knoten das Velebit-Gebirge hintunterfegt und den längsten und größten Teil des adriatischen Meeres einnimmt.

Ein Lied davon kann das kleine Fischerörtchen Posedarje singen. Unweit der Hafenstadt Zadar, geht man hier schnell in Deckung, sobald die Bora wütet. Segler wissen um um Kraft der gefürchteten Fallwinde, die schon so manches Großsegel gekostet haben. Also beste klimatische Bedingungen für den Original-Schinken aus Kroatien, der inzwischen staatlich anerkannt ist und als geschützte Gebietsbezeichnung gilt.

Tolles Video zur Herstellung von Schinken in Dalmatien:

Kroatien, Winnetou und Berge

Kroatien und Berge? Zugegeben. Wer seinen Bergurlaub plant, landet nicht automatisch in Kroatien. Zu oft werben Hotelzimmer mit Meer- statt Bergblick. Nicht zu vergleichen mit den Viertausendern im Schweizer Kanton Wallis, schaffen sie es nur knapp über 1700 Meter. Und doch reichen sie tief hinab bis unter den Meeresspiegel. So diente das karstig-schroffe Gebirge, als Drehort der Karl-May-Filme, das einst Winnetou zur Legende machte. Vor 50 Jahren starb der Apachen-Häuptling seinen Filmtod (1965), im Juni 2015 folgte Pierre Brice seinem Alter Ego. Der Hunger nach der Kultfigur bleibt ungestillt. Das weiß auch Wotan Wilke Möhring, der in die Haut des Blutsbruders Old Shatterhand schlüpft. Anfang 2016 soll die neue Winnetou-Reihe über die Bildschirme flimmern und die Reise führt wieder in die kroatische Heimat rund um Zadar.

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Von in Vesna Tornjanski