Der Ruhepol in Ischgl: Das Trofana Royal

Ich liebe Musik. Und kann Lärm nicht ausstehen. Obwohl das mit dem Lärm natürlich eine subjektive Sache ist. Ich sage es mal so: Musik darf komplex, kompliziert und auch mal laut sein. Aber sie darf für mich nicht hämmernd, dröhnend, stampfend und irgendwie stumpf sein. Ich mag das Feine und kann das Grobe nicht sonderlich ausstehen. Wenn ich mich zu lange der sogenannten Party-Musik aussetze und ich an einem Ort bin, der eher auf Party als auf Subtilität setzt, dann brauche ich eine Art von Refugium. Denn ich mag Party, kann mir diese aber nur in kleinen Dosierungen geben. Das Verhältnis von Party und Refugium lässt sich am besten mit dem Verhältnis von Ischgl zum Trofana Royal erklären.

Im Frühling, Sommer und im Herbst ist Ischgl eigentlich recht gemütlich. Vor allem zum Wandern überaus zu empfehlen. Doch im Winter verwandelt sich Ischgl plötzlich. Sagen wir es mal diplomatisch: Nicht wenige suchen in Ischgl Party ohne Ende und finden diese auch. Und auch die Autos werden plötzlich teurer, die Gäste exklusiver, der Champagner fließt in nicht unbeträchtlichen Mengen.

Für feine Zwischentöne bleibt da nicht immer Zeit, denn schließlich will ja in ein paar  Tagen im Winterurlaub in Ischgl das eine oder andere erlebt werden. Winterurlaub in Ischgl scheint so etwas wie eine Zeit zu sein, in der sich alles verdichtet und zuspitzt: Mehr Party, mehr Erlebnis, mehr Lautstärke und auch in Sachen Autos oder Luxus generell ist mehr einfach mehr. Für Subtilität und einer anderen Form von Luxus bleibt da nur bedingt Zeit.

Eine andere Form von Luxus: Das „Trofana Royal“ in Ischgl

Auch wenn es jetzt so klingt. Ich habe nichts gegen Luxus. Ich mag Luxus sogar. Wenn er definiert wird als eine Zeit, die außerhalb des Alltages steht. Als etwas Besonderes. Kostbares. Delikates. Als etwas, das man nicht jeden Tag bekommt und das man sich auch gar nicht jeden Tag leisten wollte. Weil dann dieses besondere Gefühl des luxuriösen wiederum zu etwas Alltäglichem und Selbstverständlichem würde.

Luxus ist für mich aber vor allem eines: Eine sehr subtile und hochdifferenzierte Sache, in der für mich kein Platz für hämmernde Bässe und übertriebene Lautstärke ist. Luxus ist auch die Kunst der Stille und die Kunst des Genießens. Im Winter in Ischgl ist das „Trofana Royal“ ein solcher Ort für mich, an dem Luxus richtig verstanden wird. Nicht als Prunk oder Pomp oder als übertriebene Selbstdarstellung. Sondern ganz einfach der Hang zu Stil, zu Eleganz und ja, natürlich nicht zuletzt, zur Kulinarik, die auf das Feine und Besondere setzt.

Party in kleinen Dosierungen darf sein. Dann flüchte ich aber besonders gerne in die Paznaunerstube im Trofana Royal. Um ein runterzukommen. Und um den Spruch von Ischgl ernst zu nehmen: Relax if you can. Yes, I can. Aber ganz sicher nicht an einem Ort, in dem Gourmet und Kulinarik als Massenabspeisung verstanden wird. Denn, leider, auch das ist Ischgl zum Teil.

Das ist für mich dann falsch verstandener Genuss. Genuss und Luxus lässt sich nicht problemlos für die breite Masse adaptieren. Das ist nicht elitär, sondern einfach eine Feststellung, die sich aus dem Wesen des Luxus ableiten lässt, wenn er richtig verstanden wird: Eben als das Besondere, Kostbare und Delikate, das sich mit Party, Masse und Lärm nicht zwingend gut verträgt. Luxus ist Feinheit.

Vergleicht man ihn mit einer Symphonie, so wäre er eine besonders vielstimmige, komplexe und ausdifferenzierte Symphonie, der das Naheliegende und allzu aufdringliche fremd ist. In diesem Sinne muss man dem Trofana Royal in Ischgl und natürlich auch Martin Sieberer gratulieren, dass sie das verstanden haben.

Ich für meinen Teil werden im Winter jedenfalls wieder in Ischgl sein. Und mich auf die eine oder andere laute Party freuen. Richtig dosiert kann das wunderbar sein. Aber genauso sehr – und vielleicht noch ein bisschen mehr – freue ich mich jetzt schon auf die Wintersaison im „Trofana Royal“.

Der Ruhepol in Ischgl: Das Trofana Royal
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Von in Trofana Royal