Kaum ist der Schnee im Frühling geschmolzen, spitzelt auch schon das Grün des Schnittlauchs aus der Erde und wird bereits sehnsüchtig erwartet. Nach eingelagerten Kartoffeln, Kraut und Rüben ist nun endlich wieder Zeit für Frisches. Und ganz egal ob Suppe, Salat, Smoothie oder Süßes – frische Kräuter verleihen jeder Speise lustvollen Pep.

Gesund durch Vitamine und Mineralstoffe

„Kräuter stehen uns im Garten als Erstes zur Verfügung, wenn die Vegetationsphase wieder beginnt. Bei uns zu Hause freuen sich dann schon alle auf die ersten Kasspatzeln mit Schnittlauch aus dem Garten oder Suppe mit frischem Maggikraut. Der Frühlingsklassiker ist ein Berg aufgeschnittener Schnittlauch, in den die ganze Familie ihr Butterbrot tunkt“, erzählt Seraphine Klotz.

Die Diätologin und Lehrende am Studiengang Diaetologie an der fh gesundheit weiß aber natürlich auch um den ernährungsphysiologischen Mehrwert der Kräuter: „Sie punkten mit hohem Mineralstoff- und Vitamingehalt. Kalium, Kalzium, Eisen und Vitamin C sind es insbesondere, von denen unser Körper profitiert.“

Salz sparen durch Kräuter

In ihrer Wirkung auf den Körper lassen sich Kräuter in verschiedene Gruppen unterteilen. „Petersilie, Kresse oder Basilikum wirken entwässernd, Dill und Fenchel stimulieren den Magen-Darm-Trakt, Rucola, Löwenzahn oder Salbei haben einen hohen Anteil an ätherischen Ölen und Bitterstoffen, die den Appetit anregen“, erklärt Klotz.

Für alle Kräuter gilt: Sie bringen Geschmack ins Essen und helfen so in der Küche beim sparsamen Einsatz von Salz. Wichtig für alle, die unter hohem Blutdruck leiden.

Die Volksheilkunde schreibt Kräutern noch viele weitere positive Wirkungen zu. Von der Stärkung des Immunsystems über entzündungshemmende Wirkung bis zu Krebsprophylaxe. Nicht alles davon lässt sich allerdings zum heutigen Zeitpunkt wissenschaftlich beweisen.

Kräuter machen das Banale zu etwas Besonderem

Seraphine Klotz ist begeisterte Gärtnerin und so sprießen in ihrem privaten Garten immer Schnittlauch, Maggikraut, Majoran und Bergbohnenkraut: „Das sind meine Favoriten, ohne die gar nichts geht“, lacht sie.

Im Garten und in der Küche probiert sie gerne aus. „Es darf auch einmal ein Kuchen mit Zitronenmelisse oder ein Kartoffelsalat mit Borretschblüten sein. Ich mag es, viele verschiedene Geschmacksnuancen in die Speisen zu bringen und für Überraschungsmomente am Gaumen zu sorgen. Kräuter sorgen für Abwechslung, machen das Banale zu etwas Besonderem und haben noch dazu einen gesundheitlichen Mehrwert.“

Vorsicht bei der Zubereitung

Während die Mineralstoffe in den Kräutern auch der Trocknung standhalten, gehen die Vitamine dabei großteils verloren. Vom Garten oder Markt direkt auf den Teller, dazu rät die Expertin. Schnelle und schonende Verarbeitung bewahrt die Inhaltsstoffe. Einfrieren ist ebenfalls vitaminschonend und für Petersilie, Dill oder Schnittlauch gut geeignet. Vom Stängel befreit, aufgeschnitten und mit etwas Wasser vermengt, lassen sich in einer Eiswürfelform Kräuter optimal und bei vollem Gehalt portionieren.

„Beim Kochen mit Kräutern gibt es eine einfache Faustregel“, verrät die Expertin. „Jene mit harten Blättern wie Rosmarin, Oregano oder Thymian werden mitgekocht, jene mit zarten Blättern wie Schnittlauch, Petersilie oder Basilikum schneidet man am besten erst kurz vor Verwendung auf und gibt sie zur Speise.“ Beim Kochen gehört nach Möglichkeit ein Deckel auf den Topf, da sich die so verführerisch duftenden und Geschmack bringenden ätherischen Öle sonst rasch verflüchtigen.

Weitere schnelle Küchentipps

In geringen Mengen unterstreicht Rosmarin andere Kräuter, nimmt man mehr, überdeckt es. Oregano und Majoran entfalten durch Trocknung noch mehr Aroma, gemeinsam in einer Speise eingesetzt, konkurrieren sie allerdings miteinander. Ysop verändert beim Kochen den Geschmack, hier heißt es ausprobieren.

Apropos Blüten: Bohnenkraut, Kapuzinerkresse, Borretsch oder Gänseblümchen schmecken nicht nur köstlich, sie sehen auf Speisen auch hübsch aus und lassen das Auge gleich mitgenießen.

Große Mengen zu Smoothies oder Pesti verarbeiten

Der Anteil an Vitaminen und Mineralstoffen in Kräutern ist also verhältnismäßig hoch. Allerdings: Meist kommen sie nur in geringen Mengen zum Einsatz. „Die Regelmäßigkeit macht’s“, sagt die Lehrende im Bereich der angewandten Ernährungstherapie und empfiehlt Kräuter zur Verfeinerung fast jedes Essens.

Wer gleich auf eine geballte Ladung zurückgreifen möchte, dem legt Seraphine Klotz Smoothies oder Pesti ans Herz: „Für einen Green-Smoothie eignen sich zum Beispiel Brennnessel gemixt mit einem Stück Obst. Bis zu 50 Gramm frische Kräuter wandern so in eine Portion. In einem Pesto sind die Kräuter ebenfalls hoch konzentriert. Geeignet sind zum Beispiel Bärlauch oder Basilikum. Auch hier gilt: je frischer, desto besser.“

Seraphine Klotz hat ihr Interesse für Ernährung und Kochen zum Beruf gemacht und nach der Matura die Ausbildung zur Diätologin absolviert.

Seit dem Jahr 2014 unterrichtet sie hauptberuflich am Studiengang Diaetologie an der Fachhochschule für Gesundheit. Freiberuflich arbeitet sie weiterhin mit KlientInnen im Bereich Ernährungsberatung und verbindet somit Praxis und Wissensweitergabe.