Ich kann es nicht mehr hören. Und im Grunde genommen verstehe ich auch nichts davon. Täglich flattern mir und uns allen Horrormeldungen über Geldentwertungen ins Haus. Von Bewertungen von Rating-Agenturen, die offenbar die Macht haben ganze Wirtschaften und Länder in den finanziellen Ruin zu treiben. Dabei wird klar: Die Ökonomie ist die Leitinstanz und der Leitdiskurs unserer heutigen Zeit. Ich wage aber zu behaupten: Vor lauter reden über Geldwert und Wert haben wir vergessen zu leben und zu erkennen, was wirklich wertvoll ist.
Im Wort „wertvoll“ steckt schon „Wert“ drinnen. Die Bedeutung und Frage dahinter ist einfach: Wie wird unser Leben wertvoll und sinnvoll? Ganz sicher nicht, indem wir irgendwelchen Börsenkursen hinterher hecheln und indem wir die Wirtschaft vergöttern. Interessanterweise sind uns beim Schielen auf Geldwerte, Ökonomie und den finanziellen Vorteil die „Werte“ abhanden gekommen. Und nein, damit meine ich nicht die „Werte“, die Frank Stronach so verzweifelt zu beschwören versucht hat. Wie könnte auch ein Milliardär über „Werte“ sprechen und über Dinge, die wirklich „wertvoll“ sind, wenn er doch nur Löhne, Geld und wirtschaftlichen Vorteil meint?
Werte die unser Leben wertvoll machen sind anderswo zu suchen. Was jetzt nicht heißt, dass wir plötzlich in völliger Armut leben sollten. Und uns in den Wald verziehen sollten um dort von jetzt an unser eigenes Gemüse anzubauen und somit in völliger Autarkie und Autonomie zu leben. Wir dürfen uns unser Leben einfach nur nicht von der Wirtschaft, von Geldwert und von den damit einhergehenden Werten diktieren lassen. Geld ist Mittel zum Zweck. Nicht der Motor, der unsere Welt am Laufen hält.
Es muss doch noch andere Werte geben!
Es muss doch auch noch was anderes geben! Die Menschen, die die Welt immer nur danach beurteilen, was einzelne Dinge Wert sind haben zu einer immensen Entwertung des Lebens geführt. Ein interessanter Widerspruch. Indem wir ständig bewerten hat eigentlich nichts mehr Wert. Es ist wertlos geworden in dem Sinne, dass es eben nichts mehr wertvoll, besonders und kostbar ist, sondern nur mehr nach einer Kategorie bewertet wird: Nach dem Geldwert. Fragen danach, ob es Dinge, Gegenstände und Produkte gibt, die unser Leben wertvoller und lebenswerter machen verschwinden hinter einer einzigen Leitkategorie: Dem ökonomischen Wert.
Noch ein Phänomen hat diese Vorherrschaft der ökonomischen Werte hervorgebracht: Wir wollen immer billiger einkaufen. Billiger ist besser. Möglichst billig produziert muss es sein, damit wir möglichst viele Dinge anhäufen können. Sind erst einmal die Werte den Bach runter gegangen geht es nur mehr darum, dass wir möglichst viele Dinge um uns haben, damit wir das Gefühl haben, dass wir Werte anhäufen. Die heutige Zeit des Spätkapitalismus ist eine Zeit der Anhäufung und der Kulmination von Wert.
Der einzelne Gegenstand ist nichts wert, nur in der Anhäufung und in der Masse bekommt er einen wie auch immer gearteten Wert. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, die immer mehr will zu einem immer kleineren finanziellen Wert. Wir kaufen ein, um zu kaufen und fühlen uns danach nicht besser. Logischerweise nicht, dann die Dinge haben keinen wirklichen Wert mehr, sie machen unser Leben nicht „wertvoll.“ Wir leben in einer Zeit der entwerteten Produkte, die uns nur einen kurzen Kick versprechen, ohne Nachhaltigkeit, ohne nachhaltige Freude. Ein solcher Kreislauf der Waren ist sinnentleert. Er ist sinnlos geworden. Einkaufen ist zum puren Selbstzweck verkommen.
Eine mögliche Konsequenz aus dieser sich einstellenden Sinnleere ist einfach zu beschreiben: Unser Konsum muss wieder mit Sinn aufgeladen werden. Wir dürfen nicht mehr kaufen um zu kaufen. Wir müssen Produkte kaufen, die uns Sinn geben. Produkte, die nachhaltig sind. Produkte, die wir nicht aus purer Lust am konsumieren kaufen, sondern Produkte, die unser Leben tatsächlich besser machen. Mit Sinn aufladen. Produkte die „wertvoll“ sind und bei denen der Leitdiskurs des „möglichst billig“ außer Kraft gesetzt ist. Produkte, die unser Leben Schritt für Schritt ein bisschen besser machen.
Eine Utopie? Ja, vielleicht ein wenig. Aber einen ersten Schritt muss man halt doch machen. Und 4betterdays.com hat schon mal einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. So wird das Leben Schritt für Schritt wieder wertvoller. Da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher. Das Motto ist einfach: Zum Teufel mit den derzeitigen Werten! Her mit den neuen Werten, die wirklichen Wert schaffen uns unser Leben wertvoller machen. Dann klappt es auch mit Glück und der Zufriedenheit im eigenen Leben. Die Zeit ist reif!
Von Markus Stegmayr 2015-02-5 in Gschichten.com