Seelach am Klopeinersee – ein Schock und eine Zeitreise

Der Wörthersee rauscht an einem vorbei. Auf der Autobahn ist freie Fahrt. Ausfahrt Klagenfurt. Für uns geht es weiter. Unser Ziel der Klopeinersee. Wir verlassen die Autobahn. Das Handy-Navi sagt uns, nur noch eine Viertel Stunde, dann sind wir am Ziel. Aus der Autobahn ist mittlerweile eine Landstraße geworden. Maisfelder links und rechts. Hügelige, liebevolle Landschaft. Man merkt, dass man schon weit im Süden ist. Wir überqueren einen Fluss. Ein letzer Anstieg und wir erreichen St. Kanzian am Klopeinersee. Traumhaftes Örtchen. Bühne im Ortstafelstreit. Nur noch wenige Meter. Wir sind endlich am Ziel. Seelach am Klopeinersee. Wo sind wir hier gelandet?

Ich bin zum ersten Mal am Klopeinersee. Als Innsbrucker mit Osttiroler Wurzeln waren mir die Oberkärnterseen immer näher. Doch diesmal wollte ich etwas neues ausprobieren. Ich wollte ganz in den Süden. In jene Gegend in der sich österreichische und slowenische Kultur vermischen, zu einem spannenden Mix, kulturell und menschlich. Ich habe mich gut vorbereitet, viel gelesen über diese einzigartige Gegend, die einen der wohl bekanntesten österreichischen Schriftsteller, Peter Handke, so beeinflusst hat. Der Süden Österreichs. Der Alpen-Adria Raum.

Der erste Blick. Er irritiert mich. Ich hatte immer dieses wildromantische Bild im Kopf. Schroffe Berge. Beeindruckende Wälder. Glasklares Wasser. Romantische Örtchen. Die Natur enttäuscht mich nicht. Doch vom romantischen Örtchen – keine Spur. Als hätten wir eine Zeitreise hinter uns, finden wir uns in einem Badeort der 70er/80er-Jahre wieder. Viele Schilder. Eines schriller als das andere. Bunte Plastikstühle. Pizza, Crepes und Eis werben um die Gunst der Urlauber. Eigenwillig…

Vom ersten Eindruck noch immer etwas irritiert, spazieren wir in Richtung See. Wir werden nicht enttäuscht. Die ersten Bilder verblassen. Ein wenig später sprechen wir mit Einheimischen und Touristen die seit mehr als 50 Jahren an den Klopeinersee kommen. Diese besondere goldene Hochzeit wird vom Tourismusverband mit einer eigenen Ehrung gewürdigt. Wir erfahren von der Faszination Klopeinersee. Von wertvollen kulturellen Ereignissen. Freundlichen Menschen. Einzigartiger Natur und unvergesslichen Festen. Doch dazu komme ich in anderen Geschichten. Eines steht fest. Der Klopeinersee steht im Wandel. Das Zentrum von Seelach am Klopeinersee – ein letztes Überbleibsel längst vergangener Zeiten. Bleibt zu hoffen, dass auch hier möglichst bald die Gegenwart Einkehr
nimmt. Der wunderbare See hätte es sich verdient.

Seelach am Klopeinersee – ein Schock und eine Zeitreise
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Von in Gschichten.com