Peter Handke, der wohl bedeutenste österreichische Schrifsteller der Gegenwart, wurde im kärnterischen Griffen (Bezirk Vöcklermarkt) geboren. Seine Werke befassen sich mit der Entfremdung zwischen Subjekt und Wirklichkeit. Durch das Theaterstück „Publikumsbeschimpfung“ wurde er in den 1960er Jahren schlagartig bekannt. Handke lebte als freier Schriftsteller in Düsseldorf, Berlin, Paris und Salzburg und wurde unter anderem mit dem Georg-Büchner-Preis (1973), dem Großen Österreichischen Staatspreis (1987) und dem Ibsen-Preis (2014) ausgezeichnet.
Für Handke ist Schreiben eine Form der Forschungsarbeit, in der er Lebensstrukturen aufdecken kann, dabei sieht er sich selbst in einem Elfenbeinturm. „Ich selbst bin nicht engagiert, wenn ich schreibe. Ich interessiere mich nicht für die sogenannte Wirklichkeit, wenn ich schreibe. Sie stört mich. Wenn ich schreibe, interessiere ich mich nur für die Sprache…“
Handke und das Theater
Sein Verleger sagt ihm, dass er von seinen Prosaweken nicht leben könnte, er muss ein Theaterstück schreiben, wenn er mit seinem Schreiben auch Erfolg haben will. Handke lehnte aber das Theater ab, da es zu spießig und bürgerlich war. Dennoch machte er sich an die Arbeit und schrieb ein Stück, welches er selbst als „Anti-Theaterstück“ bezeichnet. „Publikumsbeschimpung“ ist ein Sprechstück in einem Akt, das weder Kostüme noch Charaktere kennt. Sprachlich ist es an Songzeilen der Rolling Stones angelehnt. Damit wollte der junge Handke aufzeigen, wie in seinen Augen das Theater als solches absurd ist. Das Stückwurde aber überraschend zu einem Erfolg und brachte den Autor dem Theater näher. Er selbst sagt, ohne diese Stück wäre er wohl nie Schriftsteller gworden.
„Die Bösen sind unschuldig, weil sie wissen nicht, dass sie böse sind!“
Peter Handke fiel des Öfteren durch seine Aussagen zu Politik und Gesellschaft auf. Vor allem nach der Veröffenltichung von „eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Dirna oder Gerechtigkeit für Serbien“ stand er im Kreuzfeuer der Kritik. Ihm wurde vorgeworden, die serbischen Kriegsverbrechen zu verharmlosen. 2004 unterzeichnete er auch die Petition zur Verteidigung von Slobodan Milosevic und besuchte ihn auch im Gefängnis in den Haag.
In einem Interview meinte er, dass er das Europa von heute nicht mag. Das Europa, welches im ersten Weltkrieg begann sich gegenseitig zu zerstören, hätte sich bis heute nicht kuriert. Der Welt fehlen charismatische Politiker, die die Macht hätten, um etwas zu bewegen und nicht nur in anderen Ländern Krieg zu führen, oder Steuern zu erhöhen. Er wünsche sich ein Europa, welches herzlich und kulturell sei, ohne Symposien, Meetings und öffentlichen Lesungen. Dies würde die Menschen nur davon abhalten, selbst ein Buch in die Hand zu nehmen, denn ein Buch liest sich nunmal allleine in einer Ecke.
Von Lisa Reifer 2014-07-31 in Gschichten.com