Ich war wahrscheinlich nicht das geschickteste Kind wenn es um Laufen und Klettern ging (das hat sich auch bis jetzt nicht wesentlich geändert). Das hatte dann meist etliche Abschürfungen und auch tiefere Wunden an Armen und Beinen zur Folge. Was mir aus meiner Kindheit bleibt, sind die Erinnerungen, wie meine Großmutter bei einer neuen Wunde, ohne große Worte aufstand, ging und einige Minuten später mit Holunderblätter wiederkam, die sie mir auf die entsprechende Stelle legte.
Auch meine Mutter, zwang mich stets bei Erkältungen und sonstigen grippalen Infekten über einem Topf voller getrockneten Kräutern zu inhalieren. Jeder der sein Kind liebt, sollte das aber nach Möglichkeit vermeiden. Zu dieser Zeit hatte ich ja noch keine Ahnung, was das alles wirklich soll, aber der freie Wille ist in diesem Alter eben doch ein bisschen eingeschränkt. Heute, fast zwanzig Jahre später, beschäftigt mich das Thema Kräuter und all die Wirkungen dann doch ein bisschen mehr.
Kräuter und ihre Funktion als Heilmittel, sind fast so alt wie die Menschheit selbst. Schon in der Antike wussten die Menschen um die heilende Wirkung der Schafgarbe (krampflösend, blutungsstillend und entlastend für Kreislauf und Herz), der Brennesel (durchblutungsfördernd), oder der Mistel (hilft bei Arterienverkalkung, Arthrose, Rheuma, Bluthochdruck,…). Viel Wissen wurde leider von der Schulmedizin und den Pharmafirmen verdrängt. Denn anstatt bei einer Erkältung zu einem Holunderblütentee zu greifen, wird das Medikamentenfach geöffnet und nicht wirklich natürliche Hilfsmittel verwendet, obwohl Erstere durchaus auch helfen würden.
Hildegard von Bingen
Die heilige Hildegard von Bingen war die erste deutsche Mystikerin des Mittelalters. Ihre Lehre umfasste die Musik, Religion, Politik und Biologie/Medizin. Laut Überlieferung hatte sie Visionen, in denen sie das Wissen durch Gott erfuhr und lies dies von ihren Schreibern zu Papier bringen. Klar ist nur, dass sie gerade im Bereich der Naturheilkunde viel dazu beitrug, altes Wissen zu bewahren und dies mit den im Deutschen gebräuchlichen Begrifflichkeiten aufzuzeichnen. Lange Zeit wurde ihre Lehre über Pflanzen und deren Wirksamkeit vergessen. Erst um 1970 entdeckte der österreichische Arzt Gottfried Hertcker ihre Heilpflanzenkunde wieder und testete sie. Damit wurde sie wieder ein wenig bekannt. 2012 ernannte Papst Benedikt XVI Hildegard von Bingen zur Kirchenlehrerin. Dies brachte ihrer Lehre erneut große Aufmerksamkeit.
Auffallend ist, dass seit nicht all zu langer Zeit der Name Hildegard von Bingen immer öfter zu lesen und zu hören ist. Auch Seminare zu ihrer Kräuterlehre, oder eigens angelegte Schaugärten werden immer populärer und bringen auch so die Kräuterkunde wieder mehr in den mitteleuropäischen Raum zurück – und das ist gut so. Kräuter gehören nämlich seit jeher zur unserer Kultur und Tradition.
Doch die Verwendung von allerhand Kräutern hatte zum Beispiel bei den Druiden eine große Bedeutung. Die oben genannte Mistel wurde viel in geheimnisvollen Tränken verwendet. Sie durfte nur mit einer goldenen Sichel geschnitten werden und nicht den Boden berühren. Auch bei Asterix und Obelix war diese Pflanze, die weit oben in den Bäumen wächst eine wichtige Zutat im Zaubertrank, der unbesiegbar machte und das gallische Dorf vor den Römern schützte.
Der hohe Frauentag
Mariae Himmelfahrt, oder auch hoher Frauentag genannt, ist ein Feiertag in der katholischen Kirche und wird jedes Jahr am 15.August begangen. In der katholischen Lehre gedenkt man dabei der Aufnahme Mariens in den Himmel. In Tirol wird dieser Tag auch mit einer Kräuterweihe begangen. 7 Kräuter (je nach Region können dies auch 9, 12 oder 14 oder sogar 99 sein) werden gesammelt, zu einem Kräuterstrauß gebunden und nach der Messe getrocknet. In vielen Familien finden diese Kräuter in den drei großen Rauhnächten (24./25.Dezemerber;31.Dezemerber/01.Jänner;06./07.Jänner) beim Räuchern des Hauses Verwendung, um die bösen Geister, Krankheiten und Unheil von der Familie fernzuhalten und das Haus, den Stall und alle Bewohner zu segnen.
Aber auch Tees, welche mit diesen Kräutern gekocht werden, sollen besonders bei schweren Krankheiten helfen.Erlaubt sind dabei alle Kräuter, die im Garten, Wald, oder auf dem Feld wachsen. Besonders oft werden dabei, Johanniskraut, Thymian, Lavendel, Schafgarbe, Wermut, Ringelblumen oder ähnliches verwendet. Ein schöner und vor allem nützlicher Brauch. Denn wie viele haben wirklich einen „selbstgemachten“ Kräutertee im Haus?
Von Lisa Reifer 2014-08-14 in Gschichten.com
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