Es ist genug. Ich lass mich von IKEA nicht mehr verarschen.

Ich kann behaupten, aufgrund meines Alters zur ersten Generation der IKEA-Fans gehört zu haben. Damit ist’s jetzt ein für allemal vorbei. Denn bescheißen lass ich mich von niemand. Schon gar nicht von einem kumpelhaft auftretenden Gierkonzern, der nordische Urwälder abholzt. Und der dann die teils Jahrhunderte alten Kiefern anschließend zu Billigstpreisen verhökert.

Eigentlich muss ich mich selbst an die Nase fassen. Da fiel mir doch kürzlich ein IKEA-Angebot auf, wie es preislich in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts gepasst hätte. ‚Jokkmokk‘, eine Garnitur bestehend aus 1 Tisch und 4 Stühlen, antik gebeizt, aus Vollholz um lächerliche 99,99 Euro. Das Material: massive Kiefer. „Ein Naturmaterial, das in Würde altert“, so die salbungsvolle Werbe-Prosa von IKEA. Ich beschloss, dem alten Reflex folgend, mir dieses sehr sehr günstige Angebot (bei Amazon kostet die Garnitur immerhin stolze 134,95 Euro) einmal näher vor Ort, im IKEA Innsbruck, anzuschauen.

Erst einmal der Name Jokkmokk. Google weiß zu berichten, dass dies der Name einer Stadt in Nordschweden ist. Genauer im Land der Samen – früher Lappland genannt. Das passt schon einmal zu ’nordisch‘. Denn jetzt kommen wir zum Kern der geheimnisvollen, ‚in Würde alternden Kiefern‘. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit um nordische Kiefern aus Karelien, einer historischen Landschaft in Nordrussland. Karelien ist reich an borealen Wäldern, also nordischen Urwäldern, die zum ganz großen Teil aus uralten Kiefern bestehen die bis zu 600 Jahre alt sind. Und hier holzt IKEA auf einer gepachteten Fläche, die größer als das Bundesland Vorarlberg ist, seit geraumer Zeit großräumig ab. Das deckte ein Bericht der ARD auf. Von wegen ‚in Würde alternd‘.

Was ich für ungeheuerlich halte: IKEA will uns weismachen, „wer die Welt verändern will muss bei sich selbst anfangen“. Das nimmt IKEA selbst erst gar nicht ernst. Die verarschen uns ganz gewaltig. Geht es dem Gierkonzern doch um Kohle nicht etwa um die Umwelt. Billigstes Holz muss her. Und das ist nur durch flächenhafte Rodung uralter nordischer Urwälder möglich.

IKEA holzt in Karelien in einer rücksichtslosen Art und Weise, die einem den Atem nimmt. Das deckte dankenswerterweise der ARD-Filmbericht auf. Denen geht’s ganz sicher nicht um die Welt. Die soll von anderen gerettet werden. IKEA will in miesester neoliberaler Art und Weise maximale Profite machen. Wo gehobelt wird, fliegen die Späne, sagen sich die Manager. Sinn der Sache: Die Aktionäre sollen jährlich mit noch mehr Geld überschüttet werden.

Und wer bei der Zerstörung der nordischen Urwälder tatkräftig mithelfen will: auf geht’s zur nächsten IKEA-Filiale. Kauft alles, was aus nordischer Kiefer besteht!

Wer aber gegen die flächendeckenden Zerstörungen der Urwälder in Karelien ist, findet genug alternative Angebote an Vollholzmöbeln. Vor allem im Internet. Dasselbe gilt auch für Stoffe, Schuhe und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs: kostet ein wenig mehr, hält aber meist wesentlich länger sie nordische Wackelmöbel, chinesische Plastikschuhe oder Kleidung, die von Textilsklaven in asiatischen Ländern unter unvorstellbaren Bedingungen hergestellt wird.

Für mich steht fest: IKEA wird mich nie mehr als Kunden sehen!

Es ist genug. Ich lass mich von IKEA nicht mehr verarschen.
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Von in Gschichten.com