Just in jener Zeit als die Menschen voller Hoffnung waren – die katholische Kirche könnte, auch dank Papst Franziskus, endlich die viel erhofften Reformen (zumindest) andenken – schlägt in den österreichischen Medien die Exkommunikation des Tiroler Ehepaares „Heizer“ hohe Wellen. Die Folge – eine rege Diskussion darüber, ob die rechtlichen Schritte der Diözese Innsbruck und der katholischen Kirche wirklich sein mussten. Die Exkommunizierung ist noch immer die höchste Strafe nach kanonischen Recht.
Eigentlich kennt man solche Maßnahmen nur aus längst vergangenen Zeiten. Die Strafe hat nämlich zur Folge, dass die Personen aus allen kirchlichen Ritualen und Feiern ausgeschlossen werden. Ihnen ist jegliches Sakrament vom Schuldspruch an verwehrt. Es stellt sich die Frage. Wieso ist das im Jahre 2014 noch nötig? War das Vergehen wirklich ein so drastisches? Schauen wir nun genauer hin. Das Vergehen war, dass das Ehepaar Heizer bei sich zu Hause nicht nur Wortgottesdienste abhielt, sondern auch Eucharistiefeiern durchführte. Laut Kirchenrecht ist dies aber nur mit und durch einen geweihten Priester möglich. Ein Vergehen das die harte Strafe rechtfertigt?
Ich bin Katholikin und ein Mensch, der sich seit langem (zumindest laienhaft) mit der Bibel, dem katholischen Glauben und der katholischen Kirche auseinandersetzt. Und ich wundere mich wirklich sehr über die Schritte die gegen das Ehepaar Heizer getätigt wurden. Man hört doch ständig davon, dass durch den, (ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster und sage) selbstverschuldeten Priestermangel, die Laien in der katholischen Kirche zunehmend wichtiger werden. Wie passt diese Aussage zu den Konsequenzen die das Ehepaar Heizer ereilten?
Kommen wir zu einer weiteren Frage. Was ist eigentlich der Hauptzweck der heiligen Messe? Vielleicht habe ich das die ganzen Jahre über ja falsch verstanden, aber meines Wissens ist es das Gedächtnis an den Tod und die Auferstehung Christi und der damit verbundene Auftrag von Jesus selbst, im Abendmahl, Seiner zu gedenken.
Im Mathäusevangelium heißt es dazu: „Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18; 19-20)
Welche Rolle spielt also der Priester bei der Eucharistiefeier? Oder besser, was wird von dem Priester im Zuge dieser eigentlich erbeten? „Ja du bist heilig großer Gott, du bist Quell aller Heiligkeit. Darum bitten wir dich: sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie, damit sie uns werden Laib und Blut deines Sohnes, unseres Herrn Jesu Christus.“ Auch wenn das kanonische Recht besagt, dass nur Priester diese Transsubstation von Wein und Brot vollenden können, so scheint mir hier doch klar und deutlich ein biblisches (!) Argument gegen die Exkommunikation des Ehepaares Heizer zu sprechen.
Ein weiterer Punkt der mich zum Nachdenken bringt und mir die Exkommunikation schier unbegreiflich erscheinen lässt ist, dass das gemeinsame Feiern der Eucharistie im privaten Umfeld – von der Bestrafung her – mit sexuellem Missbrauch gleichgesetzt wird. Apropos: Wenn wir uns die Probleme der letzten Jahre der katholischen Kirche genauer ansehen – ich denke hier an die Missbrauchsfälle an Schulen, in Heimen, etc. – so würde es mich brennend interessieren, ob nur einer dieser Männer aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen wurde. Bis dato hörte ich lediglich von „Strafversetzungen“. Aber, dass die Täter hier weiterhin die Kommunion empfangen dürfen und sogar selbst die Wandlung vornehmen können, das ist scheinbar kein Problem. Im Gegenteil- sie werden von höchsten Stellen auch noch geschützt. Wie passt dies zusammen?
Deshalb, sollte sich die katholische Kirche in Österreich, meiner Meinung nach, eventuell noch einmal überlegen, wie man mit Menschen, die sich seit Jahren in und für die Kriche einsetzt haben, umgeht … und dies „nur“ weil sie den Glauben an eine neue Kirche noch nicht verloren haben.
Von Lisa Reifer 2014-05-24 in Gschichten.com
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