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Outdoor Friedrichshafen - wo die Trends herkommen
Ich habe mich immer gefragt woher die Sportgeschäfte eigentlich wissen was sie verkaufen sollen? Woher wissen die überhaupt was "in" ist? Kommt da einfach ein Händler "daher" und schwatzt seine Produkte auf? Gibt es da eine Schule in der man das lernt? Gibt es ein großes Treffen wo man sich austauscht? Und ja das gibt es. Die Outdoor Messe in Friedrichshafen ist so ein Treffen. Und wir durften dabei sein. Ich habe mir sagen lassen, dass die Outdoor Friedrichshafen die wichtigste Messe für Bergsport und Outdoor Equipment in Europa ist. In diesem Jahr musste man zwar große Innovationen vergebens suchen. Klare Trends waren dennoch bei allen Marken zu erkennen. Die Ausrüstung muss immer leichter werden. Egal ob Rucksäcke oder Schuhe. Auch das Thema Light Trekking kommt immer mehr. Was das ist? Die Profis haben mir das so erklärt: "Das ist Leichtigkeit gepaart mit Trailrunning oder Speedhiking. Also Halbschuhe mit funktioneller Sohle und gutem Abrollverhalten in Kombination mit funktionellen, leichtgewichtigen Textilien." Ist doch klar. Viele Schuhhersteller setzen im kommenden Jahr außerdem auf das Gore-Surround-Thema. Das heißt - Gore-Tex Membran umschließt den gesamten Fuß. Und eines ist auch noch deutlich aufgefallen. Alle Hersteller setzen auch im kommenden Jahr bei der Mode auf knallige Farben. Das macht die funktionellen Teile nicht nur für den Berg, sondern auch für die Stadt eindeutig tragbar. Mir hats gefallen. Und hier noch ein paar Impressionen.

Zivilisierte Wildnis in Bayern oder das Ende des Adlers
Ich liebe die Natur. Nein. Ich liebe die zivilisierte Wildnis. Was das sein soll? Ich komme gleich dazu. Eigentlich wollte ich heute ja keinen Text schreiben, sondern mir eine Pause gönnen. Einfach mal entspannen. Den Kopf freibekommen. Mich bewegen. Frische Luft und wärmende Sonnenstrahlen genießen und diese abspeichern. So fest speichern, dass die Kraft für die kommenden, arbeitsreichen Wochen auch wirklich ausreicht. Doch es kommt im Leben ja ohnehin nie so wie man es sich ausrechnet und plant. Deshalb sitze ich nun wieder in der Küche, am großen Esstisch. Rund um mich wird gewerkt, gerollt, geklopft und gebraten. (Es gibt gleich Rindsrouladen) Es ist laut. Angeregte Gespräche. Doch all das interessiert mich gerade nicht. Im Kopf bin ich noch immer beim soeben Erlebten – das ich sogleich niedergeschrieben haben will. Ja ich liebe die zivilisierte Wildnis. Damit meine ich jene Natur, die der gutbürgerliche, durchschnittliche Städter so schätzt, wenn er seine modern und kühl eingerichtete Wohnung verlässt und ausbricht aus dem Alltag – rein in die Wildnis, raus in die Freiheit. Doch so richtig weit kommen wir dabei meist nie. Das Ziel ist nur im seltensten Fall die Abgeschiedenheit, die vollkommene Ruhe, das Einlassen auf die Umgebung und die Kraft der Natur. Meist ist eine Hütte das Ziel. Wo dann fein zubereitete Knödel aller Art und industriell erzeugtes Weißbier konsumiert werden. Mit wirklichem Naturerlebnis hat all das nur wenig zu tun. Zivilisierte Wildnis eben. Ein wenig Theater, ein wenig Disneyland – nur ein bisschen Natur, nicht zu viel und immer in dem Gewissen, dass um die nächste Kurve ohnehin schon der große Touristen-Parkplatz wartet. Leider hatte ich bei meiner heutigen Wanderung keine Kamera dabei. Aber hier ein Sinnbild für zivilisierte Natur. Aufgenommen in Innsbruck (Tirol). Ich habe mir heute auch eine ordentliche Portion zivilisierter Wildnis gegönnt. Raus aus dem Bett. Rein in meine Laufschuhe und meine Jacke. So wie immer, wenn ich (mindestens!) dreißig Minuten lang die Natur genieße. Die ersten 500 Meter bin ich noch gejoggt. Von einem kleinen bayrischen Ort zum anderen. Das hier gelegene Moorgebiet lässt mich immer ein wenig von Alaska träumen. Feucht Luft. Hüfthohe Gräser die im Rhythmus des Westwindes tanzen. Vereinzelte Nadelbäume die irgendwie verloren mitten in der Wiese stehen. Ab und an kreuzt ein kleiner Bach den Weg und verschwindet scheinbar im Nirgendwo. Sanfte, bis oben grüne Berge umrahmen die Kulisse. Saftiges Grün wohin das Auge reicht. Ja ein Ort an dem der Alltag weit weg erscheint. Nur das stetige, dunkle Brummen irritiert ein wenig. Daran sind nicht etwa unzählige Hummeln und Bienen schuld, sondern die gut gepflegten Vehikel der bayrischen Sonntagsausflügler. Schon witzig, wenn man gerade verträumt auf den Bach blickt, wo das Wasser tanzt, sich gelbe, goldene und türkise Ströme vereinigen und Forellen schwerelos darin schweben und dann plötzlich wachgerüttelt wird - von den quietschenden Reifen eines schnell beschleunigenden, silbernen Mercedes. Naja. Immerhin kurz war ich ganz weit draußen. Inmitten der Wildnis. Heute habe ich viel nachgedacht. Über das gestrige Spiel zwischen England und Italien. Über das ukrainische Militärflugzeug das von russischen Separatisten abgeschossen wurde. Kurz habe ich mich sogar gefragt, ob nicht zufällig gerade wieder ein Braunbär durch die bayrischen Wälder stapft und ich ihm vielleicht begegnen würde. Doch am meisten hat mich heute meine Jacke beschäftigt. Meine heißgeliebte, rote Salewa-Jacke. Eine der letzten ihrer Art. Erst vergangene Woche hat mir nämlich ein befreundeter Sportartikel-Händler, bei dem ich die Jacke damals gekauft habe, vom letzten Salewa-Meeting erzählt. Regelmäßig treffen sich dort Händler und Salewa-Mitarbeiter und besprechen die neuesten Entwicklungen, Technologien, Farben und natürlich auch die aktuelle Kollektion. 2014 – ein Schock! Eine Jacke ohne Adler. Auch auf den Schuhen wird der Adler aussterben. Meine Jacke begleitet mich – wie bereits erwähnt – auf so gut wie jeder Wildnis-Erkundung. Sie ist für mich ein treuer Weggefährte, mit dem mich eine enge Beziehung verbindet. Wir stehen uns ja auch sehr nahe. Fast Haut an Haut. Auch wenn ich oft alleine durch die Wälder streife (selten laufe), die Jacke war immer mit dabei. Und jetzt? Irgendwelche Marketing-Experten haben sich Salewa geschnappt und einen - so called - Marken-Relaunch inklusive Logo-Änderung durchgeführt. Mit dem Ergebnis, dass mein heißgeliebter Salewa-Alder aus dem Blickfeld verschwinden soll. Aus dem anmutigen Tier wird eine komische, unförmige graphische Form die mich an meine ersten Versuche im Photoshop erinnert. Nein, ich kann es nicht glauben. Unter dem Vorwand verstärkt Design, Innovation, Passion und Reliability im Bergsport verkörpern zu wollen, haben sie doch einfach meinen Adler geopfert. Jenen Adler der – wie kaum ein anderes Symbol – für das Erlebnis der zivilisierten Wildnis stand. Mit ihm durften wir uns wie große Forscher, Abenteurer und Bergsteiger fühlen. Auf unserer eigenen Expedition durch die rauen Wiesen und Wälder Bayerns, Tirols und Südtirols. Aus dem so anmutigen Adler haben Marken-Experten diese Kunstform gemacht. Der Adler ist ausgestorben. Er wird mir fehlen! Eine Ära ist vorüber. Ähnlich ernüchternd wie jener Augeblick, als ich ans Ende des oben beschriebenen Baches kam – der anfangs noch so wild und ursprünglich erschien, als sei er direkt in Alaska entsprungen. Doch egal woher er auch kam. Er endete in einem kleinen Stausee, eingesperrt in meterdicke Betonmauern, kurz vor einer stillgelegten Mühle – die heute ein typisches bayrisches Ausflugswirtshaus ist. (Biergarten-Romantik, Maßkrug-Unisnn und fettige Schweine-Stelzen inklusive) Zivilisierte Wildnis eben!

4.000 Kilometer für ein Ziel - die Teilnahme am Ötztaler Radmarathon
Wir haben uns einmal getroffen. Das war Anfang Juli. Seitdem haben wir öfters telefoniert und uns via WhatsApp geschrieben. Der Dennis und ich. Meine Meinung zum Thema Mountainbiken und "Radeln" auf Wettkampfniveau kennt ihr ja bereits. Da ich grundsätzlich aber ein lernwilliger und neugieriger Mensch bin, habe ich mich eben mit dem Dennis getroffen. Er fährt in wenigen Tagen nämlich zum ersten Mal den Ötztaler und ich wollte wissen was dafür so alles nötig ist. Über 2.300 Höhenmeter sind kein Problem. Für Ötztaler Radmarathon Teilnehmer nichts beeindruckendes. Für Laien auf jeden Fall schon. Als ich Dennis zum ersten Mal sah, war das in der Mitarbeiterküche von Sport Brugger, seinem Arbeitgeber. Wir hatten um 9 Uhr einen Termin. Ich kannte ihn vorher nicht und deshalb hatte ich auch keine Vorstellung wer mir bei diesem Interview gegenübersitzen würde. Und ich muss sagen, ich war überrascht. Einen Ötztaler Radmarathon Teilnehmer hatte ich mir immer anders vorgestellt. Irgendwo zwischen 30 und 40. Ausgezehrt von den vielen harten Trainingseinheiten. Verbissener Gesichtsausdruck. Ledrige Haut. Doch der junge Mann, mit dem freundlichen Lächeln, der mir an diesem Tag entgegentrat, war das vollkommene Gegenteil. Wir unterhielten uns über die Faszination "Ötztaler", über seinen Job im Sportfachgeschäft, über viele harte Trainingseinheiten und über die kommenden Wochen, in denen er mir via WhatsApp regelmäßig Bilder seiner Radtouren schicken sollte. Selten ist Dennis' Rad alleine. Aber für ein Foto bei dieser Aussicht - verständlich. Im Juni 2013 begann er sein Vorhaben, schwang sich aufs Rad und hatte nur ein Ziel - am Ötztaler teilzunehmen. Er erzählt mir von seiner generellen Begeisterung für Sport, dem ständigen austesten von Grenzen, der Freude an der Bewegung und dem Glücksgefühl, wenn ein Ziel erreicht, ein Berg erklommen ist. Der Radmarathon 2013 kam dann aber doch zu früh. 2014 soll es nun aber so weit sein. Mittlerweile hat Dennis mehr als 4.000 Kilometer in den Beinen. Den Großteil davon hat er auf den Straßen Europas absolviert. Einige aber auch auf dem Hometrainer. Wer beim Radmarathon mithalten will, muss eben auch im Winter hart dafür arbeiten. Aufgeben gibt es nicht Er berichtet mir von seinem ersten Radrennen. Massenstart. Hunderte Teilnehmer. Dichtes Gedrängel am Start. Gar nicht so einfach da den Überblick zu behalten und niemanden umzufahren, oder gar selbst zu Sturz zu kommen. Da kann einem schon mal die "Muffn" gehen. Für Dennis ein prägendes Ereignis, das Respekt hinterlassen hat. Aber ans Aufgeben denkt ein richtiger Ötztaler ohnehin nie. Auch nicht, als er bei der Dolomitenrundfahrt seine Gopro-Kamera verloren hatte. Ganze 45 Minuten musste er nach ihr suchen. Nur kurz dachte er daran das Rennen abzubrechen. Mit Vollgas und mit noch mehr Elan ging es weiter, flott Richtung Ziel. Dennis beim Trainingslager in Italien. Auch hier ist keine Straße vor ihm sicher. Noch hat er ein paar Tage. Am 31.08.2014 ist es dann so weit. Dann schwingen sich wieder tausende aufs Rennrad und versuchen den Ötztaler zu bezwingen. Dennis wird in diesem Jahr dabei sein. Und bis es so weit ist, so schreibt der Sport Brugger Mitarbeiter selbst: "... ich will noch so viele Kilometer wie möglich fahren. So viel wie nur irgendwie gehen." Ich bin auf jeden Fall sehr beeindruckt, mit welcher Begeisterung und mit welchem Willen Dennis diese Sache angeht. Seit über einem Jahr verfolgt er nur ein Ziel und gibt alles dafür. Ein harter Trainingsplan, tausende Kilometer am Bike, wunderschöne Routen und ein eben erst absolviertes Trainingslager in Italien garantieren zwar noch keinen Erfolg, aber sie sind auf jeden Fall eine gute Lebensschule.

Stoppt den Betrug - Dopingkontrollen im Amateursport
In dem so schön formulierten, aber viel zu harmlosen Text „Hobbysportler sind auch nur Alkoholiker - Doping im Amateursport“ von Felix Kozubek werden Amateursportler als arme, einsame Opfer der Gesellschaft dargestellt, die versuchen durch körperliche Extreme ihre Unzufriedenheit im Alltag auszugleichen. Das mag schon alles richtig sein, aber Schuld ist nicht etwa die Gesellschaft, Schuld sind schlicht und einfach die Beteiligten. Sportler, wie Veranstalter. Denn sie erhalten dieses System der Lügen aufrecht. Doping ist Betrug. Das ist ein Faktum. In erster Linie Betrug am sportlichen Wettkampf, aber auch Betrug an sich selbst. Und eines sollte auch klar sein. Gerade bei solch absurden Veranstaltungen wie dem Ötztaler Radmarathon, fahren haufenweise gedopte Wahnsinnige die ganze Runde. Gerade meine Landsleute aus Italien stehen hier immer wieder im Verruf das Ganze auch noch organisiert zu betreiben. Da sollen anscheinend schon mal Geheimtipps, Pülverchen und Mittelchen rasch den Mann wechseln und ordentlich zum Einsatz kommen. Dass das etwas mit echtem und fairem Sport zu tun hat, kann mir keiner erzählen. Für mich sind das alles Betrüger wie sie im Buche stehen. Und die Veranstalter schauen nur zu. Anstatt hier etwas dagegen zu unternehmen, werden allerorts scheinheilige Ausreden gefunden. Da wird dann ganz schnell die Geld-Keule aus dem Schrank geholt. Dopingkontrollen seien zu teuer und gar nicht so einfach durchzuführen. Deshalb lassen wir es doch lieber gleich, oder? Mit diesem passiven Verhalten und der fadenscheinigen Argumentation setzen sich manche Veranstalter genau in dasselbe Boot wie die gedopten Sportler selbst. Das muss ein Ende finden. Auch bei Hobby- und Amateurveranstaltungen gehören endlich ganzheitliche Dopingkontrollen her. Das ist schon längst von Nöten. Geld darf dabei keine Rolle spielen. Über erhöhte Teilnahmegebühren, oder durch eine Gewinnabschöpfung könnten Doping-Stichproben auf jeden Fall finanziert werden. Denn hier geht es nicht nur darum den Betrug am Sport zu stoppen, sondern diese Wahnsinnigen auch vor sich selbst zu schützen. Denn egal ob Epo, Ritalin, oder sonstige Substanzen, dass diese alles andere als gesundheitsfördernd sind, ist klar. Wenn man Amateursport-Wahnsinn, Doping und Alkohol schon vergleichen will, dann sollte man das auch richtig tun. Denn beim Ötztaler fahren morgen mehrere tausend Menschen gleichzeitig die Straße entlang und werden von allen Seiten bejubelt. Und jetzt stelle man sich mal vor, auf der Inntalautobahn fahren Rad an Rad mehrere tausend betrunkene Autofahrer und wir alle schauen weg, weil Alkoholkontrollen schlichtweg zu teuer wären.