Tagtäglich gehen wir an ihnen vorbei und betrachten sie mal bewusst, mal unbewusst. Und tagtäglich sind wir froh, sie hinter uns zuziehen zu können, damit sie schützend über unsere Familien wachen. Heute sind wir zur Abwechslung einmal ganz bewusst durch Salzburgs Andräviertel spaziert und haben uns auf eine außergewöhnliche Suche nach Haustüren begeben, die im Gedächtnis bleiben. Davon gibt es in diesem Stadtviertel Salzburgs genug: verspielt und verschnörkelt, pastellfarben, naturbelassen oder aufwendig lasiert. Was hinter ihnen steckt? Manchmal kann man es nur erahnen. Und gelegentlich ist es weniger romantisch, als auf den ersten Blick scheint.

„Macht hoch dir Tür“ – vom Handwerk mit doppelter Bedeutung
„Macht hoch die Tür, das Tor macht weit“ heißt es in einem bekannten Weihnachtslied aus dem 17. Jahrhundert. Die Tore, mit denen wir unliebsame Besucher aussperren und die lieben Gäste willkommen heißen, haben eine jahrhundertealte Tradition. Seit jeher wird dadurch zumindest symbolisch eine Grenze gezogen. Türen bedeuten Sicherheit, schenken Geborgenheit. Sie halten nicht nur Menschen fern, sondern auch die Natur wie Regen, Wind und Kälte. Kurz gesagt: Ohne Haustüren wären wir ziemlich arm dran.
Je reicher die Tür, desto wohlhabender der Bewohner, heißt es. Sie verbinden und trennen. Was hat es genau mit den reich verzierten Türen auf sich, die sich vor allem in geschichtsträchtigen Städten, wie Salzburg eine ist, finden?
Es grünt so grün in Salzburgs Magistrat
Beginnen wir mit der feschen grünen Tür zu Beginn unseres Spaziergangs. In der Faberstraße liegt das Magistrat Salzburg, unmittelbar neben dem Schrannenplatz, an dem jeden Donnerstag der größte Markt Salzburgs stattfindet. Die beiden Tore stechen sogleich durch ihre satte grüne Farbe ins Auge.
Das Magistrat Salzburg kümmert sich um sämtliche bürokratische Belange der Stadt Salzburg. Das klingt nach viel und ist es auch. Dazu zählen zum Beispiel die Stadtverwaltung, das Bürgermeisterbüro, das Marktamt oder der Gemeinderat. Wir finden: Das Magistrat Salzburg hat sich so eine schöne Tür redlich verdient!
Die schweren Türen der ehemaligen Mädchenschule Andrä
Ein paar Schritte weiter die Faberstraße hinauf, direkt hinter der Andräkirche, liegt der heutige Campus Mirabell mit der Volksschule und der neuen Mittelschule. Hinter den beiden schweren Holztüren liegen die Schwerpunkte auf interkulturellem Lernen mit Leistungsdifferenzierung und Englisch, sowie auf Informatik, Wirtschaftsrechnen und Italienisch.
Die Anfänge der beiden Schulen reichen weit in die Salzburger Geschichte zurück, denn schon 1893 eröffnete die Knaben- und Mädchenvolksschule „unter klingendem Spiel und mit flatternden Fahnen bei herrlichstem Wetter feierlich singend“, wie uns die Schulchronik verrät. Warum uns diese Türen so gut gefallen? Weil sie uns Geschichten erzählen.
Fun Fact: Erst im Jahre 1950 wird das Heiratsverbot für Lehrerinnen aufgehoben.
Die Wolf-Dietrich-Straße macht blau
Blau ist nicht umsonst die beliebteste Farbe bei Frauen wie auch bei Männern. Wir assoziieren damit Weite, Unendlichkeit und Vertrauen. Blau gilt als stille und entspannte Farbe, sie fördert das Lachen und die Heiterkeit. Vielleicht sind gerade deshalb so viele Türen in der Wolf-Dietrich-Straße blau gestrichen. Auffallend viele.
Die belebte Straße zwischen der Franz-Josef-Straße und der Linzergasse wurde nach dem Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau benannt und beherbergt heute einige kulinarische Hotspots der Stadt. Unter anderem die Konoba Istra, bekannt für ihren exzellenten Fisch, und das italienische Restaurant Pasta e Vino. In den beiden Restaurants lassen sich Einheimische und Touristen gleichermaßen gerne zur blauen Stunde nieder.
Was uns wieder zu den wunderhübschen Türen der Straße bringt.
Von Cornelia Maier 2015-09-23 in Salzburg