Skifahren in Serfaus-Fiss-Ladis: Einen Versuch ist´s Wert!

Es ist geschafft. Weihnachten ist überstanden. Silvester auch. Und damit auch die übergroßen Erwartungen an Familie und Familienidylle. Wer zugibt, dass an diesen Tagen familiär nicht alles rund läuft und dass Verwandte manchmal mehr Fluch als Segen sind, nimmt sich automatisch aus dem Rennen um den Menschen mit dem größten Familiensinn. Doch so einfach ist es nicht. Auch nach Weihnachten und Silvester bleibt ein Problem übrig: der Winter und das Skifahren.

Anderswo wird der Schnee freilich als eine Art von weißem Gold gefeiert. Für mich hingegen ist er ein Problem, denn der Schnee birgt auch eine riesige Erwartungshaltung. Falls ihr Kinder habt dann möchte ich euch zu folgendem Gedanken anregen: Funktioniert es, dass ihr an den Wochenende mit euren Kindern nicht Skifahren geht? Gelingt es euch eure Kinder davon fernzuhalten zu glauben, dass ein Wochenende erst wirklich ein Wochenende gewesen ist, wenn man dieses auf der Piste verbracht hat?

Für mich ist diese Vorstellung problematisch. Und das nicht nur, weil ich mit meiner Tochter noch nicht wirklich über Klischees und Stereotypen sprechen kann. Für mich klingt dabei jedenfalls immer zwischen den Zeilen durch, dass man erst dann ein wirklicher Tiroler und eine wirkliche Tirolerin ist, wenn man auf Skiern steht.

Mit Kindern in Serfaus-Fiss-Ladis: Gibt es für mich noch eine Chance?

Das schlimmste an der Situation ist aber vielleicht folgendes: Ich muss mich immer wieder selbst offenbaren. Und irgendwie auch blamieren, denn natürlich nimmt sie an, dass ich eigentlich Skifahren können müsste. Ich sehe schon ihren zugleich leicht enttäuschten und abschätzigen Blick, wenn ich ihr gestehe, dass ich nicht wirklich Skifahren kann.

Was also tun? Sich dem Klischee fügen, dass ein Tiroler nun einmal am Wochenende auf Skiern verbringen muss? Sich ganz einfach verweigern und ostentativ zur Schau stellen, dass ich einfach „anders“ bin und meine Zeit lieber bei Konzerten verbringe als auf der Skipiste? Die Antwort auf die Frage ist komplex, schließlich bin ich ein Anhänger der These, dass Kinder in dem Kontext, in dem sie leben bestmöglich aufwachsen und auch mit den Konventionen vertraut gemacht werden sollten.

Wer bin ich, dass ich mein Weltbild, meine Fähigkeiten und Unfähigkeiten meinem Kind aufzwinge? Vermutlich fährt es besser damit, wenn es Ski fährt und in der Schule nicht lauthals verkündet, dass Skifahren ohnehin heillos und maßlos überschätzt wird. In Tirol wäre eine solche Haltung eine übermäßige Provokation.

Das wäre fast schon so wie wenn man in gewissen Dörfern sagt, dass zu einem nicht das Christkind sondern der Weihnachtsmann kommt. Mein Kind vom Skifahren fernzuhalten wäre ähnlich, wie ihm Weihnachten zu verbieten und ihm zu sagen, dass wir keinen Christbaum haben, weil wir eben Atheisten sind. Ihr seht schon was ich meine: Einem Kind sollte nicht das eigene Weltbild aufgezwungen werden. Davon bin ich zutiefst überzeugt.

Was also wirklich tun? Ehrlich gesagt habe ich nicht wirklich eine Antwort darauf. Vielleicht es doch noch einmal versuchen mit dem Skifahren? Vielleicht ganz einfach ein Skigebiet wählen, in dem Groß und Klein perfekt bedient werden. Ich hatte gehört, dass das in Serfaus-Fiss-Ladis der Fall wäre. Und ich hatte gehört, dass es da den einen oder anderen netten Unterschlupf gab, in dem man sich für ein paar Tage einnisten konnte.

Sprecht mit also wieder in ein paar Tagen an. Ich werde dann zurück sein. Mit neu erworbenen Fähigkeiten in Sachen Skifahren. Und meine Tochter wird endlich vollständig glücklich sein können, weil sie weiß, dass sie Kind eines Mannes ist, der die typischen Tiroler Eigenschaften mitbringt oder zumindest Skifahren kann. Die Zeit der Stigmatisierung wird dann vorbei sei. Danke Serfaus-Fiss-Ladis. Jetzt schon mal im Vorhinein.

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Von in Puint