Eigentlich ist es mir ja völlig „wurscht“ was die öffentlich rechtlichen Sender und politisch eingefärbten Tageszeitungen – mit ihren unreflektierten Lakaien – so berichten. Was mir mittlerweile aber nicht mehr wurscht ist, ist die Diskriminierung mir gegenüber. Und zwar gegenüber meiner Einstellung zu Toleranz, Familie, Sexualität und dem menschlichen Körper gegenüber. Derzeit habe ich einfach das Gefühl, dass meine Vorstellungen und Anschauungen per se ins falsche (rechte?!) Eck gerückt werden. Nur weil ich das aktuelle Life Ball Plakat vollkommen daneben finde, bin ich gleich ein intoleranter Mensch?! Das kann es doch nicht sein.
Ja, ich akzeptiere Männer mit oder ohne Penis, Frauen mit und ohne Bart, Busen oben oder unten. Zumindest solange keine Menschin oder kein Mensch dadurch verletzt wird, sollte meiner Meinung nach jeder tun dürfen was ihm beliebt. Ja ich sage sogar, solange niemand durch seine Gedanken und Handlungen einem anderen Leid zufügt, darf und soll es keine Grenzen geben. Das ist Kreativität. Das ist Leben. Aber jetzt mal ganz ehrlich. Seit dem Songcontest 2014 tut ganz Europa so, als wären wir alle immer schon kleine Putins und Toleranz bisher ein Fremdwort gewesen. Plötzlich soll alles ganz anders sein? Aber Hallo!? Geht’s noch? Ich meinem näheren Lebensumfeld (egal ob Freunde, Familie, Geschäftspartner) tummeln sich seit ich denken kann – täglich homosexuelle, transsexuelle und bisexuelle Menschen. Keine und keiner von denen hat mich jemals versucht zu vergewaltigen, mich umzupolen oder hat versucht mir seine oder ihre Sexualität aufs Auge zu drücken. Umgekehrt ist dies natürlich auch nicht der Fall. Jeder lässt jeden so leben wie er und sie das wollen. Und genau so soll das auch sein.
Und nun zum Life Ball. Als Österreicherin bin ich stolz auf unsere Kunst und Kultur. Der Sieg beim Songcontest ist mir gleich wenig egal wie der Lifeball. Nein, ich kann mit Fug und Recht sogar behaupten, dass ich nach langer Zeit wieder einmal so richtig stolz auf unser kleines Österreich bin. Kulturell haben wir mal wieder bewiesen, dass wir es immer wieder schaffen vorauszudenken und international Akzente zu setzen. In anderen Bereichen fehlt uns diese Qualität ja nach wie vor. Zum Beispiel in Sport und Politik. Und auch wirtschaftlich fallen wir international ja eh nur noch durch unseren „Marketing-Bullen“ Mateschitz auf. Egal.
Kommen wir noch einmal kurz zum Life Ball Plakat. Nur zum Vergleich habe ich mir auch andere Plakate von Events angesehen, die an diesem Wochenende stattfinden. Unter anderem das vom Erzberg-Rodeo unseres „Oberbullen“ Mateschitz. Und das von DEM Event bei mir zu Hause – dem Kasfest im Kaiserwinkl. Beide kommen ohne Sex in der Werbung aus! Ganz im Gegensatz zu jenem, vom Life Ball 2014 (den ich ja sehr schätze). Aber dieses Plakat – das ist einfach vollkommen daneben. Was meine Enkel dazu gesagt haben, erwähne ich hier besser nicht. Hier ein Beispiel für die Reaktionen von Kindern.
Eines ist auf jeden Fall klar. Österreich ist seit der Frau Wurst in keiner Weise toleranter geworden. Es wäre gefährlich das zu glauben. Und ich gebe auch noch zu bedenken, dass nicht jeder, der das Lifeball Plakat nicht schön findet, gleich ein intoleranter Mensch sein muss. „Leben und leben lassen“ – das sollten wir uns ganz ganz groß hinter die Ohren schreiben!
Von Ursula Krieger 2014-05-30 in Gschichten.com