FERIEN in Sicht! Endlich mal Faulenzen und Abhängen.
Oder hat Mutter den Nachwuchs bereits zum Sommer Förderprogramm angemeldet, damit ja nichts verpasst wird?
Die „großen Ferien“ sind in Sicht, der Urlaub gebucht und die Kinder schon ganz schön kribbelig. Wer von uns Kindern aus den 70ern erinnert sich nicht an die sorglosen Tage im Wald beim Verstecken Spielen, am Weiher beim Freunde Treffen oder einfach nur ans Faulenzen? Mit dem Zeugnis in der Hand ging’s ab nach Hause, den Ranzen in den Keller und erst nach Wochen wieder rausgeholt. Und los ging’s mit dem süßen Nichtstun und doch haben wir ganz schön viel Positives aus all diesen Sommern der Kindheit gezogen.
Die Geschichte vom gescheiten Max und dem verträumten Theo
Wie der ‚gescheite‘ Max seinen letzten Schultag absolviert
Mit stolzem Haupte schreitet der kluge Max aus dem Klassenzimmer und späht durch die Schultür ob Mutter bereits mit dem Family Van vor der Tür geparkt hat, um Ihren Nachwuchs direkt von der Schule ins Spielwarengeschäft zu hieven. Dort soll er den lang ersehnten Lego Technik Kipper bekommen, den Mutter versprochen hat, wenn er nur Einser mit nach Hause bringt. „Na Max“ begrüßt sie ihn „bist du der Beste in deiner Klasse?“ Etwas lauter als sonst, damit es auch jene Eltern verstehen, deren Kinder mit gesenktem Haupt aus der Schule kommen. Der kluge, hochbegabte Max wird übrigens im Sommer am Englisch Intensiv Programm für hochbegabte Kinder teilnehmen. Am letzten Ferientag darf er sich dann über ein Strategie Spiel für seinen PC freuen, weil er den ganzen Sommer über sooo brav war.
Der faule, verträumte Theo und sein letzter Schultag
Ja, und da wären wir nun bei Theo, der immer so verträumt ist, sagt seine Lehrerin. Eigentlich würde viel mehr Potential in ihm stecken, wenn er nur etwas mehr Fleiß und Ehrgeiz mitbringen würde. Sie kann das gar nicht verstehen, denn im Handwerksunterricht und beim Sport da lässt er sich doch auch so begeistern. In den wichtigen Fächern allerdings, da muss er einfach mehr tun. Dabei hat er doch so kluge Eltern. Ja, liebe Frau Lehrerin, die hat der glückliche Theo! Denn seine Mutter wartet nicht mit strenger Miene vor der Schultür um das Zeugnis entgegenzunehmen. Nein, Theo geht zusammen mit seinen Freunden zu Fuß nach Hause und freut sich riesig, dass jetzt endlich die Ferien losgehen.
Theo verabredet sich am Waldspielplatz, um dort mit seinen Freunden das Geheimlager zu aktivieren, das sie sich immer mit Ästen, Steinen und alles was man in der Natur so findet bauen. Als er in der Siedlungsstraße um die Ecke biegt sieht er, dass seine Mutter von der Arbeit heute schon zu Hause ist. Sie begrüßt ihn mit: „Juhuuuu Theo, jetzt sind Ferien! Ach, wie hab ich mich damals auch immer gefreut!“ Als sie sich dann das Zeugnis ansieht, streicht sie Theo liebevoll über den Kopf und sagt: „Wie immer glänzt dein Zeugnis in den kreativen Fächern, aus dir wird sicher mal ein hervorragender Handwerker! Und siehe da, du hast doch tatsächlich in Mathe eine Zwei bekommen, da hast du dich ja ordentlich verbessert! Gut gemacht, Theo!“ Ja, die Lehrerin hat recht… eine kluge Mutter hat der Theo.
Max und Theo in 15 Jahre – der ganze Stolz ihrer Mütter
Die Mutter von Max lehnt sich stolz zurück und sagt: „Nun hab ich alles für meinen Max getan, 22 Jahre lang nichts ausgelassen, um ihn seinen Weg in die Akademikerwelt zu ebnen.“ Müde ist sie und einsam, ohne ihren Max. Zweifelt aber nicht daran, alles richtig gemacht zu haben.
Und was wurde aus Theo? Nein, kein Handwerker, er hat sich für ein Sportstudium entschieden, weil er später gerne Ausbildungsarbeit im Kinder- und Jugendbereich machen möchte. Seine Mutter ist auch stolz, dass er seinen eigenen Weg gefunden hat. „Mit Herzblut, macht er das“, sagt sie immer. Mit seinen Mitmenschen konnte er schon immer gut umgehen. Sie kann ihn sich als Trainer ganz gut vorstellen.
Ob er diese soziale Stärke und den Teamgeist wohl an all den Tagen im Wald mit seinen Freunden, zu Hause in der Familie, beim Träumen während des Mathe Unterrichts oder beim süßen Nichtstun gelernt hat? Vermutlich, Frau Lehrerin.
Von Anita Gstir 2015-07-6 in Gschichten.com