Ein Alkoholverbot in der Innsbrucker Innenstadt (um das Obdachlosen-„Problem“ zu bekämpfen?!) ist in etwa genauso sinnvoll, wie wenn ich mir zur besseren Verhütung statt einem, gleich zwei Kondome über den Kopf stülpe. Das „Problem“ wird aber auch dann nur maximal neun Monate auf sich warten lassen. Oder noch besser. Das Ganze wäre in etwa so, wie wenn ich mich nach dem Sporteln und kurz vor dem ersten wichtigen Daten nicht unter die Dusche stelle, sondern mit Deo einsprühe. Spätestens nach dem Aperitif wird sie merken, dass nicht der Schafskäse auf dem Griechischen Salat so bissig stinkt. Aber ich kann ja die Augen schließen und hoffen, dass sie es sich nicht anmerken lässt und trotz allem die Hauptspeise bestellt. Eines ist sicher. Mit Vernunft, Weitblick und Intelligenz hat das alles nichts zu tun!
Für mich ist die Überlegung die Innenstadt (betroffen wären die Maria-Theresien-Straße, die Gegend rund um das Landestheater, der Boznerplatz, der Busterminal etc.) zu einer alkoholfreien Zone zu erklären nur ein weiteres Beispiel dafür, was unsere Volks(!)vertreter mit unserer schönen Stadt vorhaben. Innsbruck wird zur „Sauberstadt“ nach Schweizer Vorbild. Ohne Probleme. Ohne Makel. Ohne die kleinste Falte. Botox-City für jedermann – der brav dafür zahlt und spätestens nach dem „verlängerten-Wochenend‘-Urlaub“ wieder abdüst. Innsbruck – „Disneyland der Alpen“ mit Habsburger- und Schützencharme, oder so ähnlich. Nix da mit Weltstadt. Keine Olympiastadt. Keine Studentenstadt. Keine Kulturstadt. Eine tote Pracht-Fassade ohne Einheimische und ohne Herz. Aber auch eine schön geschminkte Leiche ist tot! Soviel sollte klar sein.
Deshalb sage ich – nein Danke! Aus meinem Innsbruck soll kein Museum werden, in dem die Touristenmassen im Stundentakt durch die engen Gassen getrieben werden. Mein Innsbruck ist lebendig. Und wo Leben ist, wird es immer kleinere und größere Reibereien geben. Doch wir dürfen die Augen nicht verschließen und müssen uns gerade den unangenehmen Dingen stellen. Denn mein Innsbruck ist sozial. Wir drängen unsere obdachlosen Mitbürger nicht an den Rand der Stadt, denn am Rande der Gesellschaft zu sein ist schlimm genug. Wir setzen uns zu ihnen, anstatt sie zu vertreiben. Wir sprechen mit ihnen, hören zu und finden Lösungen. Und ein Alkoholverbot ist mit Sicherheit keine (!) Lösung, sondern lediglich eine Problemverschiebung. Es gehören präventive Maßnahmen gesetzt. Die Ursachen anstatt der Symptome bekämpft.
Ein Alkoholverbot gleicht einem Konsumzwang. Damit ist die „Innere Stadt“ nur mehr für jene Lebens- und Nutzraum die es sich leisten können in Gastronomie-Betrieben zu konsumieren. Innsbruck darf seine Einheimischen nicht ausschließen. Die eigene Bevölkerung zu vertreiben verzerrt das gesamte Stadtbild und nimmt ihm den Charakter. Übersetzt heißt das für mich. Jugend raus! Bevölkerung raus! (ja man kann auch ohne Alkohol Spaß haben) Touristen rein. Und alles nur dafür, dass unsere Stadtpolitik vom Balkon des Rathauses aus, zufrieden lächelnd, auf die gesäuberte Prachtstraße voller Fremder blicken kann! Mit Weiterentwicklung, Nachhaltigkeit und Volksvertretung hat das für mich auf jeden Fall nichts zu tun! Oh du mein geliebtes Innsbruck … was tun sie nur mit dir?
Von Felix Kozubek 2014-05-27 in Gschichten.com
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