Ein Sommer zum Verzweifeln, oder: Warum nicht einfach Obergurgl?

Ich erinnere mich noch gut daran, dass meine Tochter mich gefragt hat, warum denn bitte schön das Wetter den Winter ausgelassen hat. Der Winter in Tirol war, zumindest im Tal und in Innsbruck, eigentlich gar keiner. Dasselbe könnte ich jetzt auch über den langsam zu Ende gehenden Sommer sagen, der eigentlich kein wirklicher Sommer gewesen ist, sondern eher mit Regen und niedrigen Temperaturen zu überzeugen wusste. Dabei ist alles eigentlich nur eine Frage der Perspektive und der eigenen Einstellung.

Ich gebe es zu. Auch ich habe gewartet. Darauf, dass im August die übliche Hitzewelle über uns hereinbricht, wir schwitzen und wir endlich wieder jammern dürfen, dass es zu heiß ist und dass wir bei diesem Wetter eigentlich am liebsten den ganzen Tag draußen sein und nicht stattdessen im Büro herumsitzen wollen. Die Hitzewelle kam bisher so sicher wie das Amen im Gebet. Dieses Jahr blieb sie aus.

Aus meiner Sicht jetzt nicht das ultimative Problem. Obwohl mir die kühlen Temperaturen dann doch den einen oder anderen Abend im Open-Air-Kino im Zeughaus in Innsbruck vermiest haben. Dabei hätte ich es eigentlich besser wissen müssen. Und ich hätte einfach nur meiner Heimatstadt den Rücken kehren müssen und hätte mich nach Obergurgl begeben müssen. Dann wäre alles gut geworden. Da bin ich ganz sicher. Aus einer Vielzahl an Gründen.

Ein Sommer in Obergurgl: Alles eine Frage der Perspektive

Obergurgl wird bekanntlich geschützt durch die hohen Bergketten im Norden und Süden. Das führt dazu, dass es nur halb so viel Niederschlag wie in den bayerischen Bergen geben soll. Auch die Sonne lässt sich in Obergurgl aufgrund dieser Tatsache um 10 % häufiger sehen als zum Beispiel in Bozen. Klingt nicht schlecht. Und das lässt mich ganz einfach vermuten, dass ich schlicht und einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen bin. Ein Bergurlaub in Obergurgl soll außerdem auch noch gesund sein, was offenbar mit der Mobilsierung der eigenen Kräfte durch den menschlichen Organismus zu tun hat.

Kurzum: Ein Bergurlaub belebt, tut gut und ist immer eine Variante, die man in seinen Denkmöglichkeiten mitdenken sollte. Klingt jetzt ein wenig nach Tourismus-Prospekt, ist aber halt so. Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen, Übergewicht und das Herz-Kreislaufsystem werden hier positiv beeinflusst. Sagt zumindest die Seite von Obergurgl, die sich in dieser Hinsicht auch wissenschaftlich absichert. Ich würde sagen: Da ist sicher was dran. Vielleicht hätte ich doch lieber nach Obergurgl fahren sollen anstatt einen kulturell hochwertigen Sommer in Innsbruck zu verbringen. Kultur allein macht nicht glücklich. Es braucht auch noch Berge, Wandern und das richtige Hotel.

Was will ich euch damit sagen? Das hier: Es ist alles eine Frage der Perspektive. Mich erinnert das alles an die Filmszene im Film „Gegen die Wand“, in der sich der Protagonist mit einer gezielten Fahrt gegen die Wand umbringen möchte, es aber nicht schafft. Der Arzt merkt daraufhin an, dass er doch einfach nach Afrika gehen sollte. Was darauf rausläuft, die Perspektive zu wechseln. Die Lage ist niemals ausweglos. Auch nicht der Sommer in Innsbruck.

Es kommt einfach nur darauf an, die Möglichkeiten zu sehen, die es sonst auch noch gibt. Die Verengung der Perspektiven führt fast immer zur Verzweiflung. Der Möglichkeitsraum, schrumpft er zusammen auf die eine ausweglose Möglichkeit, kann einen schon mal verzweifeln lassen. Dabei würde doch ein Blick nach Obergurgl vollständig ausreichen, um diesen akuten Verzweiflungsanfällen zu entgehen. Es muss ja gar nicht die Ferne sein, denn das Gute liegt oft sehr nah.

Wie sehr alles eine Frage der Perspektive ist beweist doch allein schon die Tatsache, dass das Hotel Hochfirst in Obergurgl damit wirbt, dass man sich doch bitte schön jetzt schon auf das Winteropening in Obergurgl-Hochgurgl freuen soll. Und Wellness im Hochfirst ist ja nicht wetterabhängig und selbst im Winter kann man hier seine Runden schwimmen.

Vielleicht sollten wir also langsam in den Herbst- und Wintermodus übergehen. Mit dem Sommer wird´s wohl nichts mehr werden. Alles eine Frage der Einstellung. Und der realistischen Erwartungshaltungen, die dazu führen, dass man hinter sich lässt, was eben nicht mehr zu retten ist. Und sich darauf freut, was vor einem liegt. Denn es kann eigentlich nur besser werden.

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Von in Hochfirst